Leseprobe - Dirk Nienzilla - Und dann kam der Regen

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--- LESEPROBE --Und dann kam der Regen Ein Roman aus der Dante Dumas Serie

Dirk Nienzilla


"Ein geniales Buch. Die Schreibweise ist offen und gerade heraus. Und trotzdem versteckt sich so viel mehr dahinter. Absolute Kaufempfehlung!" Simone V. auf ihrem Blog "Ich habe eigentlich hochphilosophisches Geschwafel erwartet. Aber dem war nicht so. Es ist zwar teilweise recht anspruchsvoll, aber wenn man mal im Lesefluss ist folgt, eine interessante Geschichte der n채chsten." Patrick Weinreben, Probeleser "Wow. Ich habe mich in so gut wie jeder Zeile des Buches in Dante Dumas wiedererkannt. Gelangweilt hat mich das Buch deswegen aber nicht - eher im Gegenteil. Eine spannende Lekt체re, die unter die Haut geht." Simon Mellrich, Probeleser


Guten Tag Welt! Ich bin Dirk, Schöpfer von Dante Dumas. Dante möchte Dich mitnehmen auf einige seiner Reisen, auf die Suche nach Glück, Wahrheit, Seligkeit, Liebe und innerem Frieden. Wir fangen 1958 an und hören … na, wir wissen es noch nicht wann, auf. Der Protagonist ist damals 35 Jahre alt, lebt zur heutigen Zeit immer noch und liebt es, seine Geschichten zu erzählen. Wie viele es noch werden, wissen wir nicht. Er erzählt uns von Glücksgefühlen, Depressionen, persönlichen Veränderungen, sowohl positiv als auch negativ, und von seinen Eskapaden mit Prostituierten, Drogen und Alkohol. Gesellschaftsnah, ungehemmt und frei heraus erzählt Dante über Frauen, mit denen er zusammen war, über Orte, die er besucht hat, und über die Menschen und Gedanken, die ihn auf seinen Reisen begleitet haben. Er gibt zu allem seine eigene Meinung und Wahrheit preis, egal ob man sie hören will, oder nicht. Lass Dich verführen in eine Welt voll Aphorismen und tauche ab hinter die Kulissen. Vivre éternellement!


Über das Buch Frankreich, 1958. Der Schriftsteller Dante Dumas macht sich auf eine Reise zu sich selbst. Alles Positive blendet er aus und versinkt in Melancholie und Depressionen. Er stellt sich ständig nur "diese eine Frage". Geplagt vom Hunger nach der Antwort, reist er quer durch Frankreich und versucht, die echte Wahrheit zu erschließen. Der Zweifel an seiner eigenen Wahrheit und seinem Weltbild nehmen ab, je mehr er sich auf das Volk und dessen Verhalten konzentriert. Als er in einen Mordfall verwickelt wird und eine große Summe Falschgeld erbeutet, kommt er seiner Antwort unerwartet näher. Der Leser begibt sich mit dem Protagonisten Dante Dumas auf eine schonungslose Reise in dessen innere Welten und erlebt eine fesselnde Geschichte über die Anschauung der Welt und die Suche nach dem Seelenfrieden. Inspiriert von Autoren wie Henry Miller, Charles Bukowski und Jack Kerouac hat der Autor Dirk Nienzilla mit "Und dann kam der Regen" einen starken Debütroman geschaffen. Über den Autor Dirk Nienzilla wurde 1977 in Marl geboren und arbeitet hauptberuflich als Koch. Immer schon war er sehr auf Kunst und Musik fixiert. Als sehr kreatives Kind hat er bereits im Alter von 10 Jahren seine ersten Songtexte geschrieben. Bis heute sind daraus insgesamt knapp 800 Stück auf Deutsch und Englisch geworden. Sein erstes Buch schrieb er 2011. Mit "Und dann kam der Regen" veröffentlich er nun den ersten Teil seiner Dante Dumas Serie.


Roman Verlag 207 Taaffe Place, Office 3A Brooklyn, New York – NY 11205, USA http://www.romanverlag.com © 2013 All rights reserved. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Werkes, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren), auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.


Fluchtgedanken An dem Morgen, an dem ich am Fenster stand und nach draußen sah, fühlte ich, dass etwas anders war. Nicht schlechter, aber anders. Anders als sonst. Der Fensterkitt war feucht und es rannen Wassertropfen an ihm herunter. Es regnete zwar wie jeden Morgen zu dieser Jahreszeit und der Himmel war mit einem grauen, ja, fast schwarzen Schleier umhüllt, aber da war noch etwas. Etwas anderes. Etwas Fremdes. Ich konnte es fühlen, es war da. Ich konnte es schmecken und riechen. Aber ich kannte es nicht. Es war etwas Reales, aber ich konnte es nicht sehen. Es roch nach Verwesung und gleichzeitig nach Veränderung, nach Neuem, nach Wiedergeburt. Ich lief in die Küche, um in den Mülleimer zu schauen, ob dort vielleicht noch ein altes, angefressenes, totes Stück Fleisch von den letzten Tagen sein Unwesen trieb. Ich rieche und spüre den Tod. Tief im Inneren, aber suchte ich nach der Nabelschnur, die hier irgendwo herumliegen musste. Die Nabelschnur, welche das Baby verloren haben musste, das gerade geboren worden war. Ich rieche diese Frische, das Neue, das Unendliche, das Unberührte. Ein Duett, als würde man eine verbrannte Waffel mit frisch geschlagener Sahne verputzen. Der Eiswürfel im Whiskey. Der vergammelte Käse auf dem frisch gebackenen Baguette. Die Hand im Rektum, das Brennen auf der Zunge nach dem Genuss von Zuckerwatte. Das passte alles nicht und doch passte alles zusammen. Ich ging zurück ans Fenster. Draußen tobte der Wind und die Blätter flogen endlos wirr und wie aufgescheucht hoch durch die Straßen der Lyoner Innenstadt. Edgar-Wallace-Wetter. Es war Ende August. Hochsommer. Plötzlich war alles still. Kein Wind, kein Blatt, kein Ast bewegte sich. Ich war so in Gedanken, dass ich sogar für einen kleinen Augenblick das Atmen vergaß. Kalter Kaffee stand auf der Fensterbank. Keine Zeit, ihn zu trinken. Musste die Blätter

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beobachten, die tot von den Bäumen fielen. „Mein Mantel. Verdammt, mein Mantel!“, rief ich plötzlich und rannte zur Garderobe. Eine alte Holzlatte, die notdürftig mit vier Nägeln in die massive Betonwand gedroschen worden war. „Da bist du ja!“ Erleichtert umarmte ich den Mantel ein wenig und zog ganz beiläufig die Zigaretten heraus, die vorne links in der Tasche gelegen hatten. Ich muss eine Zigarette rauchen!, dachte ich. Aber zuerst schütte ich den alten Kaffee weg. Ich zündete sie an. Scheiß‘ auf die Zigarette!, dachte ich, zog drei Mal, und als mir schwindelig wurde, rannte ich um die Ecke in die Diele, geradewegs ins Badezimmer und übergab mich quer über die gesamte Badewanne. Guten Morgen Lyon! Der letzte Pastis muss gepanscht worden sein, ging mir durch den Kopf. Der Pastis von gestern Abend, den ich mit ein paar Freunden und mit einer Flasche Wasser in dem Bistro gegenüber zu mir nahm. Eine alte Kaschemme, in der es keine Putzfrau, kein Dienstmädchen und auch keine Bedienung gab, außer diesem Antoine. Ganz zu schweigen von Anstand und Sauberkeit. Dort vermutete ich auch im Augenblick des Erwachens meinen Mantel, den ich des Öfteren bei Pierre vergessen hatte. Pierre war der Inhaber des Bistros, in dem der Pastis so billig verscherbelt wurde. Verachtungsvoll schaute ich in den Spiegel über dem Waschbecken und rieb mir die Augen. „Was ist geschehen, was hab ich gemacht?“ Die Erinnerung ist wie ein langer Schlaf, der vergessen wäre, hätte es keinen Traum gegeben. Ich hatte nicht geträumt. Oder doch? War etwa alles schlimmer, als es eh schon war, oder war am Ende doch alles besser als erwartet? Es gab nur Pierre. Pierre und seinen Bruder Antoine. Antoine war der Jüngere. Er war der Rebell. Ein großer, dünner Mann mit langen, knochigen Fingern. Er hatte stets eine selbst gedrehte Zigarette hinter dem rechten Ohr, sogar, wenn er Gäste bediente. Obwohl er fast nie rauchte. Viele Gäste gab es nicht wirklich. Es sei denn, am späten Abend hatten sich einige volltrunkene Versager ins Bistro verlaufen, um noch einen

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letzten Absacker zu sich zu nehmen und den versoffenen Tag in Ruhe ausklingen zu lassen. Ich wandte mich vom Spiegel ab, ging zurück in die Küche und stellte mich wieder ans Fenster. Diesmal musste ich mich ein wenig abstützen, weil mir immer noch schlecht und schwindelig war. „Hunger!“, murmelte ich vor mich hin. Ich öffnete den Kühlschrank, in dem die Glühbirne einen Wackelkontakt hatte und ich jedes Mal nur schemenhaft die Umrisse der Dinge sah, die sich im Kühlschrank befanden. Ich vermutete dort noch eine angebrochene, halbe Flasche Wein, ein wenig alten Käse, Brot und Butter. Verhungert wäre ich nicht, aber mit Fettleibigkeit hätte ich auch nicht zu kämpfen gehabt. Ich schnappte mir einen Kanten Brot, öffnete das Schubfach neben dem Besteckkasten und zog dort eine verstaubte, alte Büchse Sardellen heraus, die ich irgendwann mal gekauft hatte. Essbar war sie doch bestimmt noch. Ich hatte mal gehört, dass alles, was in Büchsen verschweißt ist, ewig hält. Dies sollte sich aber nun als Irrtum erweisen. (Aber lassen wir den Mann erst mal essen.) „Ich kriege diese verdammte Büchse nicht auf!“, fluchte ich. Die Öse zum Öffnen der Büchse schnitt mir fast die Zeigefingerkuppe ab. Ich wickelte ein Handtuch um meinen Finger und versuchte noch einmal, kräftig daran zu ziehen. „Ratsch!“. Büchse auf, Fischwasser auf dem Hemd. „Natürlich. Ich mal wieder. War ja klar!“ Der Fisch roch, als hätte er sich selbst vor Wochen schon zum Mittag gegessen. Ich riss mir das Hemd vom Leib, schmierte mir die nasse Stelle beim Ausziehen nochmal quer übers Gesicht und schmiss es dann vor Wut direkt aus dem Fenster, an dem ich den ganzen Morgen stand. Als die Blechbüchse auf den Küchenboden knallte, sah ich auf der Rückseite das abgedruckte Haltbarkeitsdatum. Hätte ich den Fisch gegessen, wäre ich wahrscheinlich dran gestorben. Ein Wink Gottes? Die Arbeit eines guten

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Schutzengels? „Scheiß Fisch! Ekelhafter Drecksfisch!“, schrie ich wutentbrannt. „Wem außer mir würde noch um diese Uhrzeit, nach so einer Nacht, so etwas noch passieren? Hatte Gott wirklich so derb auf mich geschissen oder wollte er mich nur warnen? War das jetzt gut oder schlecht? Lieber tot als Fischsuppe auf dem frischen Hemd? Es gibt Dinge, die da sind, die man meistens aber nicht sofort sieht. In halber Montur, ohne Zähneputzen, ohne frische Unterwäsche und nicht rasiert, sprang ich die 28 Stufen des Hausflurs hinunter und lief durch den schmalen Korridor zum Hinterhof. Und da war er. Der größte, schönste und bunteste Bauernmarkt der Stadt. Jeden Samstagmorgen. Es duftete nach Fisch, nach Meeresfrüchten, nach gebratenem Huhn und nach frischen Kräutern und Gemüse. Und es roch nach Regen und Gewitter. Der Himmel war noch immer fast schwarz und man konnte die Spannung in der Luft förmlich auf der Haut spüren. Jedes Mal, wenn ich die Arme hob, hoben sich auch die Haare auf meinen Armen und Fingern. Ein seltsames Schauspiel. „Das muss gleich einen fürchterlichen Knall geben!“, sagte ich zu mir. Ehe ich es aussprach, zischte ein Blitz mit voller Wucht über den Marktplatz direkt ins Kirchenfenster mit der dreihundert Jahre alten Eiseneinfassung. Hell erleuchtet, fast weiß bahnte er sich seinen Weg durch die Luft wie ein unter Strom gesetzter Bandwurm. Als hätte Gott ein Foto von dem Drama gemacht, welches wir Menschen angerichtet haben. Eine Momentaufnahme der Angst, des Schreckens, welcher uns heimlich regiert. Der Moment vor dem jeder Angst hat. Dieser Moment, der Moment an sich. Das Jetzt. Das Unausweichliche. Das Endgültige. So vollgeschissen mit Angst, dass wir sogar manchmal Angst vor uns selber haben. Angst, etwas richtig zu machen und dafür die Konsequenzen zu tragen. Die scheiß Angst vorm Sein. Sekunden nachdem der Blitz im Fenster einschlug, hörte ich die Luft immer noch knistern. Es hörte sich an, als würden Millionen von Fliegen in der Luft zerplatzen. Eine nach der

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anderen zerfetzt, explodiert. Nur Blutspritzer und tote Fliegenkörper sah ich keine. Stattdessen eine gelangweilte, ängstliche und scheue Welt um mich herum. Menschen haben Angst, wissen aber nicht, wovor. Großstadtneurosen des neunzehnten Jahrhunderts? Vielleicht ein bisschen. Aber Angst entsteht in einem selbst. Kein anderer kann etwas dafür oder trägt die Schuld. Wenn Angst riechen würde, stänke sie nach einer Kloake voller Exkrementen und Urin. Diesen Geruch hätten wir Tag für Tag in unseren Nasen, in unseren Köpfen. Wir würden jeden Morgen aufstehen und als Erstes Scheiße riechen. Den ganzen Tag. Beim Frühstück, beim Mittagessen, beim Fick zwischendurch und sogar beim Golfspiel draußen auf dem Lande. Alles würde nach Scheiße stinken. Immer. Alles. Aus unseren Köpfen wäre der Gestank nicht mehr wegzudenken, weil er uns beherrschte. Er beherrschte uns so sehr, dass wir manchmal Angst hätten, keine Angst mehr zu haben. Das wäre furchtbar. Eine Welt ohne Angst. Grausam. Die bösen wären noch böser und die dummen wären noch ungehemmter, noch dümmer. Unglaublich! Ich hatte den Fischstand entdeckt, an dem ich immer meinen frischen Fisch kaufte, wenn ich hier auf dem Markt war. Doraden und Aale, mehr brauchte ich nicht. Die Dorade, dazu eine Handvoll Kartoffeln und ein paar Möhren für eine üppige Mahlzeit und den Aal für eine deftige Fischsuppe. Es begann jetzt zwar heftig zu regnen und ich hatte kein Hemd über meinem Oberkörper, aber die Luft war so drückend und schwülwarm, dass man sie hätte schneiden können. Ich brauchte das Hemd nicht. Ich hätte nicht einmal eine Hose gebraucht, so drückend war es. Ich hätte nackt über den Markt laufen können und es wäre noch zu warm gewesen. „Pierre!“, rief ich. Da war Pierre. Wenigstens hatte er es sich nicht nehmen lassen, für die vier Mahlzeiten, die unter der Woche in seinem Bistro verkauft wurden, frische Zutaten

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zu kaufen. Typisch französisch, aber lobenswert. Typisch für 1958. „Pierre?“, rief ich fragend noch einmal. Ich wusste, er hatte mich kurz gesehen. Er hatte aber nicht reagiert. So sind sie. Abends, wenn es darum geht, Geld zu verdienen, sind sie immer stinkfreundlich und unterhalten sich mit dir auf brüderlicher Art und Weise. Aber triffst du diese Fledermäuse, diese Kakerlaken tagsüber auf der Straße, würdigen sie dich keines Blickes. Du bist nur der Idiot, der dafür sorgt, dass sie am Ende des Monats ihre Miete zahlen können. Leck’ mich doch!, dachte ich mir und lief weiter. Dieser Bastard kriegt keinen Centime mehr von mir! Diesen Gedanken hatte ich jedes Mal, wenn ich ihn sah und er mich nicht grüßte. Nur hielt ich es nie ein. Verdursten ist ein qualvoller Tod. Diese scheiß Kaschemme war mir auf einer Art so sympathisch, das ich ihr gar nicht fernbleiben konnte. Ich fühlte mich geborgen, umarmt. Ich fühlte dort diese falsche Freundlichkeit, diese Heuchelei, diese nutzlosen Worte. Aber ich brauchte sie, ich liebte sie. Man sprach über mich. Über mich, Dante! Ich hätte nie gedacht, dass tausend leere Worte jemanden so fangen können und ihn glauben lassen, dass es stimmt, was andere sagen und denken. Im Blitzlichtgewitter der Pinte, ständig auf dem Titelblatt der Promille-Proleten der Vergessenheit. Ein Foto ohne Motiv. NICHTS! Eine Uhr ohne Stundenzeiger. Nutzlos. Wie unser aller Leben. Niemand wird uns vermissen. Nicht einmal mehr der Tod wird nach uns fragen. Ein Schatten ohne Form. Ein Geräusch ohne Echo, ohne Lautstärke. Die Scheiße, die wir vor Angst unser ganzes Leben lang riechen, ist neutral. Das Wasser ist zu klar, um es zu sehen. Zu dünn, nicht trinkbar.

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Mit Fisch, Kartoffeln und Kräutern unter meinem rechten Arm ging ich die wenigen Meter zurück zum Hinterhof und stieg die Treppe wieder hinauf. Vor meiner Wohnungstür rutschten mir zu allem Überfluss dann auch noch die Kartoffeln aus der Zeitung, in der sie eingewickelt waren. Vor Wut atmete ich kurz durch, bevor ich einen hysterischen Anfall bekommen hätte. Wenn der Tag so anfing, wie mochte er wohl enden? Daran wollte ich jetzt gar nicht erst denken. Die Zeit regnet herab und bildet einen langen Fluss aus bitteren Tränen. Je länger der Fluss ist, desto mehr Leid regiert uns. Er riecht nach Kotze, aber sieht saftig aus, wie ein Honigbad. Allerdings wie der Honig von Killerbienen. Und gleichzeitig wie Honig von armen Arbeiterbienen. Von nichts bedeutenden, jedoch ideologischen und idealistischen scheiß Bienen, die tun, was man ihnen sagt, und die sich darüber auch noch beklagen und ihrer Umwelt mit Aggression entgegenkommen. Wäre der Mensch jedoch mal so klug wie manches Insekt, könnte er sich einiges Elend und Unangenehme ersparen. Ich habe noch kein Tier gesehen, das einfach nur aus Dummheit tötet, statt des Hungers wegen. Darüber hinaus kenne ich kein Tier, welches ein anderes hasst, nur, weil es sich selbst nicht leiden kann. Aber, dass der Mensch die primitivste Form von Lebewesen ist, will keiner zulassen, wissen oder hören. Aus Angst. Aus Angst vor der Wahrheit, in der wir sowieso schon bis zum Halse stecken. Aber keiner will sie schlucken, daran verrecken. Lieber wieder ausspucken und andere fressen lassen. Die Wahrheit ist ein Stück hartes Brot, für die es starke, aggressive Zähne braucht, um sie zu zerkauen. Herunter schlucken allein zählt nicht. Man muss es innehalten können. Vor allem muss man fähig sein, sie verdauen zu können. Gäbe es die Wahrheit in Flaschen, würde wahrscheinlich ABSURD 100 % darauf stehen und man würde nach dem Verzehr tagelang Durchfall haben. Meine Gedanken schweifen ab.

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Wie ich es insgeheim schon dachte, endete der Abend wieder mal bei Pierre und Antoine. Wieder mal mit denselben Gesichtern, wieder mal im selben Zustand, wieder mal innerlich zerrissen und deprimiert. Wen interessieren schon die sozialen Neurosen, die sowieso jeder in sich trägt und mit denen keiner umzugehen weiß? Jeder sieht sie bei den anderen und kann oder will sie bei sich selbst nicht finden. Der Wahnsinn steht uns allen im Gesicht. Doch nichts reflektiert. Totes, lebendiges Gewebe. Schubsen können wir alle, aber sich selber halten ist für uns unmöglich, da wir ohne die Hilfe eines anderen Menschen nicht fähig wären, allein zu leben. Keiner von uns. Ein Tiger kann noch so stark sein, wie er will. Wenn man ihm die Beine fesselt, liegt er nutzlos auf dem Boden. Wie ein kleines Baby, was noch nicht laufen kann. Flüsse aus Tränen, Flüsse aus Worten, aus Unausgesprochenem, aus den Tränen der unerfüllten Träume. Seen voller Elend und Leid, aufgegossen von uns selbst. Dem Aufguss des Hasses. Stopp. Mein Hirn verließ blitzschnell wieder die Gedankenwelt und zog mich wieder ruckartig zurück ins Jetzt, ins Hier. In den Moment. In die Realität, ins Leben. Und als ich mir dann die Gesichter anschaute, die mich teilweise, so dachte ich, anstarrten oder auch überhaupt nicht zu Kenntnis nahmen, dachte ich mir: Dante, du hast recht! Natürlich!, erwiderte ich mir selbst in Gedanken. Komm, wir gehen. Wir gehen dahin, wo außer uns vorher noch niemand war. Wir gehen auf der Suche nach uns selbst. Ins Tal der tausend Tränen. Wo die Flüsse nicht aus Erbrochenem, sondern noch aus echtem Blut bestehen. Ich erwachte erneut aus dem kurzen Gedankenstrom. Man kann in ihren Gesichtern förmlich die Enttäuschung sehen. Die Enttäuschung darüber, dass sie nicht dem entsprechen, was andere von ihnen erwarten. Enttäuscht von sich selbst, vom Leben. Wütend darüber, dass sie versagt haben und bewusst nichts daran ändern. Die, die dennoch

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keinen Gedanken daran verschwenden, wer wohl schuld an all dem ist. Gewinnen kann jeder, dachten sie sich. Aber zu so einer Art von Mensch wollte ich nie gehören. Für mich kam nie in Frage, aufzuhören. Immer auf der Schwelle zwischen Leben und Abgrund. Am Krater des Vulkans. Am Arsch der Welt. Zu Boden rieselnder Schorf einer kratzigen, eitrigen Wunde. Aber wie kann man ihnen ihre Gier aus dem Leibe prügeln? Man ist von einer Leidenschaft erst geheilt, wenn man sie bis zuletzt auskostet. Und sie sind gerade mal beim hors d’oeuvre. Obwohl die Meisten allerdings eher körperlich kurz vorm Dessert stehen. Der letzte Happen. Ein letzter Schluck. Ich trank schnell noch zwei oder drei Pastis und zwei Bier, rauchte noch zwei oder drei Zigaretten und schwankte mit der richtigen Bettschwere nach Hause. Schon wieder diese beschissene Küche, schon wieder dieser beschissene Kühlschrank ohne Licht. Eine beschissene Garderobe und ein beschissenes Bett. Ich muss hier raus. Ich bin es satt und leid. Ich kann es nicht mehr sehen und schon gar nicht mehr riechen. Ich muss hier raus, ich will noch heute gehen. Da war schon wieder dieser Geruch. Frisches und Totes. Undefinierbar. Ich hatte schon wieder diese Nabelschnur vor Augen. Und auch dieses alte, vergammelte Stück stinkendes Fleisch. War ich etwa das Stück Fleisch und rief mich diese Nabelschnur zu sich? Die Nabelschnur, die rief: „Wir fangen noch mal von vorne an! Ich nähre dich!“? Ich bekam ein ungutes Gefühl. Ich spürte Kälte. So, als ob der Tod anwesend wäre und mir die Tür aufhielt. Es gibt keinen Bewusstseinswandel. Nur heranwachsende Erfahrungen und Lebenseinstellungen.

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Mir dieser Worte bewusst und absolut furchtlos, mit aufgeblendeten Scheinwerfern in die Zukunft, trat ich meinem Schicksal gegenüber und beschloss, die Heimat zu verlassen und nach mir selbst zu suchen. Eine lange Reise sollte es wohl werden. Eine lange, tiefgründige, sorgfältige, schmutzige Art, ein Leben zu erforschen. Mit jedem weiteren Schritt durch meine Wohnung wurde ich immer unruhiger, immer nervöser, wie ein Tiger, der hungrig hinter den Gittern seines Käfigs hin und her läuft und auf Fressen wartet. Auf Blutiges. Auf frische Fleischfetzen. Etwas, an das man nie heran kommt, wenn man in Gefangenschaft lebt. So fühlte ich mich. Schon Jahre. Ein Tiger, der schon gar kein Fell mehr hatte, da es ihm von seinen Mitmenschen vom Leibe gerissen, gefressen und wieder ausgekotzt wurde. Fast wahnsinnig von diesem Geruch suchte ich noch einmal die ganze Wohnung ab. Irgendwo musste dieses Aas doch liegen. Oder war es die ganze Zeit der Wind des Schicksals, der so erbärmlich stank? War es ein Zeichen? Rief es mich zu sich? Es war Dienstag. Endlich der Dienstag, den ich innerlich jeden Tag erleben wollte. Nur blieb die Woche jahrelang auf Montag stehen. Aber jetzt hatte ich es geschafft, ich hatte die Matrix durchbrochen, es war Dienstag. Oh, mein Gott, da kam ja wirklich der Zug! Bevor mir klar wurde, dass ich wach war, saß ich bereits im Zug nach Paris. Ich hatte nichts bei mir, außer einer kleinen, ledernden Handtasche mit zwei, drei Hemden und zwei Hosen. Nichts im Bauch, nichts in der Hosentasche. Einfach weg. Keine Zeitverschwendung mehr, keine weiteren, aufgegebenen Träume. Von jetzt an Ich sein. Von jetzt an hieß es alles oder nichts, Dosenbier oder Kaviar, Gold oder Scheiße. Der kleine, feine Unterschied zwischen Leben und Dasein. Die Schwerelosigkeit erreichen. Im Fliegen scheißen zu können, das wäre doch herrlich. Adrenalin einatmen, ohne den Brustkorb bewegen zu müssen. Einsteigen und weg. War das

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alles so einfach, wie man es sich vorstellt? Ja. Zumindest in diesem Moment. Diese zehn Sekunden des Einstiegs. Ich stieg die drei Stufen in den Zug, blieb vorher auf der zweiten Stufe stehen, blickte nochmal mit weit aufgerissenen Augen hinter mir auf den Bahnhofsteig, schüttelte bedächtig den Kopf und stieg ein. Tür zu. Feierabend. Raus aus Lyon. „Hallo, Rest meines Lebens. Hallo, Paris!“, hieß die Agenda der nächsten Tage. Ich durchstreifte jedes einzelne Abteil nach dem richtigen Sitzplatz. Ich wollte jetzt erst mal allein sein. Ich musste in mich gehen. Allein. Ich musste mir überlegen, wohin mein Weg mich führen sollte. Eigentlich war mir egal, wohin ich fuhr. Ich wollte nur weg von diesem fiesen Geruch und raus aus dieser Stadt. Diesem verrotteten, alten, gammeligen Gestank des Versagens und des Neids, dem Gesicht, besser gesagt, der Fratze der Angst, galt es nun endlich den Rücken zu kehren. Ich ging alle Waggons des Zuges durch und fand schließlich ein Abteil, das zwar nicht ganz leer war, aber die Anwesenheit dieses schlafenden, grauhaarigen Herrn mittleren Alters sollte mich wohl nicht weiter stören. Ich schob langsam die Schiebetür des Abteils auf, stieg über die Füße des Mannes, wobei ich ihn versehentlich mit meinem Schuh an seinem berührte. Er öffnete kurz verschlafen ein Auge, atmete tief durch die Nase aus und sah mich genervt an. „Entschuldigen Sie bitte!“, flüsterte ich. Er verschränkte seine Arme über seinem Bauch und neigte seinen Kopf zur Seite, um weiterzuschlafen. Ich setzte mich hin, zog mir die Jacke aus und stellte meine Tasche zwischen meine Füße auf den Boden. Ich starrte aus dem Fenster und sah mir diese stinkende, hoffnungslose Landschaft nochmal an. Hoffentlich zum letzten Mal. Die Ebene der Angst, die mich ausspuckte und von der ich zu fliehen versuchte. Oder stinkt die ganze Welt? Ich werde es bald erfahren. Vielleicht werde ich alles

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aufschreiben, was ich erlebe. Ein Buch schreiben, über das, was keiner lesen will. Eine Sensation. Schreiben. Ja, Schreiben war genau das Richtige. Ein Ventil. Luft rauslassen. Allen zeigen, was man von ihnen hält. Von ihnen und von der Welt. Von ihren Meinungen, von ihren Standards und Stellungen. Ihren Einstellungen und ihren Lebensweisen. Ihrer angeblichen Liebe zu anderen und zu sich selbst. Ein Buch über ihre Verlogenheit und den falschen Stolz, den sie inszenieren, um glücklich auf andere zu wirken. Ein Buch über sie selbst. Sie werden und müssen es hassen, aber auch werden sie es lieben. Sie werden es lieben, weil man über sie schreibt. Egal, ob gut oder schlecht. Sie existieren endlich. Wie ein Fisch, der nach Wasser schnappt und dann ins Klo geschmissen wird. Immerhin etwas. Hauptsache leben. Leben, ja, das wollte ich auch endlich. Aber nicht in dieser Kloake. Ich wollte frei sein. Kein Gestank, keine Großstadtneurosen mehr, kein Hass und keine Termine. Ich brauchte Sauerstoff, richtige Luft, keine Vergasung. Ich brauchte Ruhe, Frieden und Einklang. Ich brauchte ein ordentliches Bistro, in dem ich meinen Pastis trinken konnte, ohne Cholera zu bekommen. Ich brauchte einfach nur eine andere, neue Basis. Mehr nicht. Die einfachste Grundlage. Menschlich und materiell gesehen. Der alte Mann, der mir schräg gegenüber saß, wurde wach. Nach mittlerweile zwanzig Minuten Abstinenz zur Realität, abgetaucht in Traum und Gedanken, bemerkte ich ihn jetzt erst wieder. Er öffnete die Augen. Dieses Mal blinzelte er mich mit beiden Augen an und es schien, als konnte er für einige Sekunden nicht wegschauen. Er war einen Moment wie gefesselt und ich spürte seine innerlichen Zuckungen und Bemühungen, wegzuschauen, aber es gelang ihm nicht. Ich sah weiter aus dem Fenster und tat, als bekäme ich es nicht mit, doch in meinem Augenwinkel konnte ich ihn deutlich starren sehen.

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„Bis nach Paris sind es noch gut drei Stunden. Was machen Sie in Paris? Besuchen Sie Verwandte dort?“, knallte es plötzlich aus ihm raus, wie der Korken aus einer Sektflasche. Ich sah ihn für eine Sekunde regungslos und überrumpelt an. „Nein, nein. Ich reise in den Urlaub“, log ich ihm vor. Was hätte ich ihm sonst sagen können? „Nein, Monsieur. Ich verreise, um mich selbst zu suchen, nur ich weiß nicht, wo ich mich finden kann!“ Wohl eher nicht. „Ich fahre das erste Mal nach Paris. Meine Schwester ist vor drei Jahren dorthin gezogen und jetzt besuche ich sie das erste Mal. Sie kommt ursprünglich aus Lyon. Eine wunderschöne Stadt!“ Hab ich richtig gehört? Lyon ist wunderschön? Ja, für Kakerlaken vielleicht. Für eine Schabe, wie deine Schwester eine ist. Die fühlen sich im Dreck immer am wohlsten, dachte ich mir. Schaben, Asseln und Kriechtiere, das ist Lyon. Aber er hätte es sicher selbst gewusst, wenn er seine verlauste Schwester dort öfter mal besucht hätte. „Ich komme aus Lyon. Lyon stinkt und ist dreckig“, sagte ich zu ihm. Wobei der Gestank und der Dreck nicht auf die Stadt bezogen waren, sondern auf seine Einwohner. Jedenfalls meiner Ansicht nach. „Meine ganze Familie kommt aus Lyon!“, entgegnete er mir empört. Hab ich mir gedacht. Alles Schaben. Eine einzige Schabenbrut. Und sie breitet sich schon bis nach Paris aus. „Und Sie?“, fragte ich ihn. „Wo kommen Sie her, wenn der Rest Ihrer Familie aus Lyon kommt?“ „Ich ...“ Er überlegte kurz. „Chambéry! Ich komme aus Chambéry. Aus der Nähe von Lyon.“

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„Chambéry? Das ist eine schöne Stadt! Ich kenne sie, ich war schon einmal dort“, sagte ich zu ihm. „Das soll eine schöne Stadt sein? Die ist voll mit Kakerlaken und stinkt nach Dreck“, sagte er erbost. Das hörte sich seltsam an. Er hatte über seine Stadt genau das gleiche Bild wie ich von meiner. Jeder hasst eben das, was er am besten kennt. Ich dachte immer, es sei anders herum. Eigentlich hasst man das, was man nicht kennt und liebt die Gewohnheit. Ich hörte mich aus einem anderen Mund sprechen. Zumindest in diesem Augenblick. Ich hielt inne und begann zu begreifen. Die Welt stinkt. Nicht nur Lyon oder Chambéry. Wahrscheinlich wird auch Paris stinken. Marseille wird stinken. Rom und Budapest werden stinken. Da, wo ich bin, wird es stinken. Liegt es gar nicht an den anderen? Liegt es immer nur an mir? Stinkt meine Seele und projiziert sich auf meine Umwelt? Ich werde es in den nächsten Wochen herausfinden müssen. Ich muss den Schlüssel zum Gestank finden. Nur so kann ich herausbekommen, wo er herkommt und wo er Wurzeln schlägt. „Die Welt stinkt.“ In Gedanken muss ich diese Worte wohl leise vor mich her geflüstert haben. „Wie bitte?“, fragte mich der alte Mann. „Ähm, nichts. Schon gut“, antwortete ich ihm. „Sie fahren also in den Urlaub, Monsieur? Ohne Gepäck? Nur mit dieser Tasche? Eine Wochenendreise?“, bohrte er weiter. „Ich fahre zum Flughafen und flieg von dort aus nach Madrid weiter. Dort habe ich eine Wochenend-Finca für entspannende Tage. Viele meiner Sachen sind dort gelagert, so muss ich nicht viel Gepäck mit mir herum tragen.“ Ich spürte, wie mein Puls nach oben schoss. Ich kam mir vor wie bei einem Verhör, in dem ich dringend nach Alibis suchte, um nicht aufzufliegen.

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„Sie sehen gar nicht aus, wie ein Wochenend -Finca-Typ“, beleidigte er mich. „Muss man so aussehen?“, fragte ich ihn. Einige Minuten der Ruhe. Ob er wohl ahnte, dass ich ihn belog? Sah er es in meinen Augen oder hörte er mein Herz vor Aufregung so laut schlagen? Er wusste es, da war ich mir ganz sicher. Den Rest der zweieinhalbstündigen Fahrt ignorierte mich der Mann und würdigte mich keines Blickes mehr. Der nächste Halt war um 12.35 Uhr. Endlich. Der Gare de Montparnasse. Der Zug wurde langsamer und die Bremsen begannen erbärmlich laut und schrill zu quietschen, sodass man sich die Ohren zuhalten musste. Ich zog mir langsam wieder meine Jacke an und nahm meine Tasche fest in die rechte Hand. Der ältere Mann stand ebenfalls auf. „Dann wollen wir mal, was?“ Ich erwiderte nichts. Der Zug hielt. Ich öffnete die leicht knarrende Abteilungstür und verließ als Erster den Raum. Ich ging durch den Waggon bis zum Ende des Ganges bei den Treppen und stieg aus. Gleich hinter mir war auch der Mann aus meinem Abteil. „Viel Spaß in Barcelona!“, sagte er, während ich stehen blieb, um auf den Fahrplan zu schauen und er an mich vorbei huschte. „Madrid!“, rief ich ihm hinterher. „Madrid, Monsieur!“ Ich starrte auf den riesigen Fahrplan und wusste gar nicht, wonach ich suchen sollte. Geld hatte ich nicht viel und einen Plan vom Ziel auch nicht. Ich verließ erst einmal die riesigen Bahnhofshallen, um mich draußen ein wenig umzuschauen. Zum Glück war es trocken und man konnte sich draußen aufhalten. Ich zog ein Päckchen Tabak aus meiner Jackentasche. Zum Glück hatte ich noch Blättchen, um den Tabak eindrehen zu können. Streichhölzer hab ich immer in der Hosentasche. Die braucht man ständig. Streichhölzer sind

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überlebenswichtig. Vorausgesetzt, sie sind trocken. Ohne sie wäre ich nur ein halber Mensch. Ich setzte mich auf eine freie Bank in der Nähe einer Bahnhofskaschemme. „Ich hab ja noch was in meiner Tasche“, murmelte ich mir selbst zu, öffnete einen der beiden oberen Reißverschlüsse und zog eine kleine, metallene, dünne Getränkekanne heraus, in die ich vor der Abreise zum Bahnhof noch einen großen Schluck Pastis mit Wasser einfüllte. Der Inhalt sollte mich erst einmal ein paar Stunden weiterbringen, bis ich wusste, wo ich überhaupt wirklich war und wo ich schlafen würde in dieser Nacht. ***

Ende der Leseprobe Wie es weiter geht, erfahren Sie im Buch! Das Buch ist als eBook und gedruckte Version auf Amazon.de erhältlich. Hier klicken!

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