risani piruw - ich gehe nach Peru (2012)

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Dein Studienaufenthalt an der Pontificia Universidad Católica del Perú Auslandssemester im Rahmen der Hochschulpartnerschaft Internationale Masterstudiengänge mit Doppelabschluss Maschinenbau, Mechatronik, Werkstoffwissenschaft, Technische Kybernetik und Systemtheorie

STUDIEREN AN DER PUCP

LEBEN IN LIMA

REISEN IN PERU

Eine Produktion des Akademischen Auslandsamts der TU Ilmenau Idee: Anke Clausen und Robert Köhler www.tu-ilmenau.de/international www.risanipiruw.de


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Bewerbung Doppelmaster Bewerbung Auslandssemester Vorbereitungen in Deutschland

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Die Universidad Católica Studieren in Peru Erste Tage an der PUCP Betreuung an der PUCP Einschreibung in die Kurse Studentenausweise

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Unialltag, Kultur und Sport PUCP-Studentin Lucía Vásquez über Studium und Leben in Lima PUCP-Professor Pablo Espinoza über kulturellen Austausch

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Huaraz Nationalpark Huascarán Seite 22

Iquitos Regenwald, Amazonas Seite 22

Huancayo Andenzug Seite 23

Cusco Heiliges Tal der Inka, Machu Picchu Seite 20

Austauschstudentin Verena Treber über Kurse an der PUCP

Leben zwischen Anden und Pazifik WG oder Gastfamilie? Der Wahnsinn auf den Straßen Cuy, Ceviche und Chicha Morada

Region Ica Huacachina Seite 20 Nasca-Linien Seite 21

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Palacio de Gobierno

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Obststand

Titicaca-See Sonneninsel Seite 21


Ja weißt du, es ist einfach total anders! Wie anders? Naja anders, anders als in Deutschland. Hmm... ok. Wie denn?

Seit über 14 Stunden bin ich nun unterwegs. Ich bin müde und gleichzeitig aufgeregt, blicke aus dem kleinen Fenster im Flugzeug. Wir befinden uns auf etwa 5000 Meter Flughöhe, doch die rötlich schimmernden Anden wirken zum Greifen nah. Die ersten Häuser sind zu sehen, mitten im Gebirge. Es werden immer mehr. Das müssen erste Ausläufer von Lima sein. Über dem Pazifik dreht das Flugzeug und setzt zur Landung an. Ich sehe ärmliche Hütten. Dann setzen wir auf.

Am Flughafen erhalte ich ein Visum für 180 Tage. Ich tausche Geld, hole mein Gepäck, gehe durch die Sicherheitskontrolle und freue mich, irad Obstdre als ich eine lächelnde Frau sehe, die ein Schild mit meinem Namen nach oben hält. Es ist meine Vermieterin, sie hatte versprochen mich abzuholen. Das Taxi steht Entdecke Peru! bereit. Ich bemühe mich, die Frau zu verstehen. Sie sagt, dass wir etwa eine Stunde zu meinem neuen Zuhause brauchen werden. Während der Fahrt lasse ich die Eindrücke auf mich wirken. Der Trubel auf den Straßen ist ein einziges Chaos.

Der Sound von Lima besteht aus Gehupe, Radiomusik, lautstarken Rufen der „cobradores“ in den Bussen und klappernden alten Autos. Die Hupe wird ständig benutzt, sie ist scheinbar der wichtigste Bestandteil eines jeden Fahrzeuges. Unzählige „combis“ und „micros“ transportieren die Bevölkerung für einen Sol durch die Stadt. Die großen Straßen entlang der Fahrtroute stehen am Bus, festgelegte Haltestellen und Fahrpläne gibt es nicht. Alles läuft hier auf Spanisch, jetzt zeigt sich, wie erfolgreich Sprachkurse waren. Neben dem Spanischen sind in Peru auch Quechua und Aymara offizielle Landessprachen, sie entstammen der alten indigenen Kulturen. Lima wird im Westen durch den Pazifik und im Osten durch die Anden eingegrenzt. Mit mehr als 8 Millionen Einwohnern beherbergt die Stadt rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes. Peru ist in drei geologische Gebiete unterteilt, Costa, Sierra und Selva. Die Vielfalt der Landschaften ist enorm und reicht von Regenwald, Wüsten, mehr als 6000 Meter hohen Bergen bis zum Titicaca-See und Sandstränden am Pazifik. In dieser Zeitschrift wirst du einen kompakten Überblick über einen Studienaufenthalt an der Pontificia Universidad Católica del Perú in Lima bekommen. Wie bewerbe ich mich im Rahmen der Hochschulpartnerschaft? Wo kann ich in Lima wohnen? Was bietet die Uni? Was ist Peru für ein Land? Diese Fragen versuchen wir hier zu beantworten. |3


Integrierte internationale Masterstudiengänge mit Doppelabschluss Die internationalen Doppelmasterstudiengänge Maschinenbau, Mechatronik, Werkstoffwissenschaft sowie Technische Kybernetik und Systemtheorie bieten dir die Möglichkeit, einen Abschluss an zwei Universitäten zu erlangen. Die Regelstudienzeit beträgt jeweils vier Semester, du absolvierst dein Studium dabei zu Teilen an der TU Ilmenau und an der PUCP in Lima. Details zu den Programmen besprichst du mit den angegebenen Ansprechpartnern in den jeweiligen Fakultäten.

Masterarbeit Die Masterarbeit wird in Zusammenarbeit der beiden Universitäten angefertigt, betreut und verteidigt.

Bewerbung

Zum Zeitpunkt der Bewerbung sollten deine Sprachkenntnisse in Spanisch mindestens das Niveau A2 erreicht haben. Bis zum Antritt des Auslandsaufenthaltes in Peru solltest du das auf das Niveau B1/B2 gelangen. Spanischkurse können am Spracheninstitut der TU Ilmenau absolviert werden.

Wenn du die Zulassungsvoraussetzungen für ein Masterstudium erfüllst und im Bewerbungsprozess der TU Ilmenau einen Studienplatz erhalten hast, wendest du dich in einem nächsten Schritt an den jeweiligen Ansprechpartner in der Fakultät. Dort wirst du darüber informiert, welche Unterlagen du dem Prüfungsausschuss einreichen musst, um dich für eine Teilnahme am Doppelmasterprogramm zu bewerben (z.B. Motivationsschreiben). Das Akademische Auslandsamt der TU Ilmenau unterstützt dich bei deiner Bewerbung.

Maschinenbau

Mechatronik

Ingeniería Mecánica

Ingeniería Mecatrónica

Spanischkenntnisse

Ansprechpartner an der Fakultät für Maschinenbau: Prof. Dr. René Theska

Ansprechpartner an der Fakultät für Maschinenbau: Dr. Tom Ströhla

Im Idealfall verbringst du jeweils zwei Semester an beiden Universitäten. In Lima kannst du Kurse etwa in den Bereichen Schweißtechnik, Werkstoffwissenschaften und mechatronische Anwendungen besuchen.

Du verbringst mindestens ein Semester an der PUCP. Dort absolvierst du die im Curriculum vorgesehenen Wahlfächer, etwa im Bereich der Werkstoffwissenschaften. Prinzipiell schreibst du auch deine Masterarbeit in Lima.

Werkstoffwissenschaft

Technische Kybernetik & Systemtheorie

Ingeniería y Ciencias de los Materiales

voraussichtlich ab Sommer 2014

Ansprechpartner an der Fakultät für Elektrotechnik & Informationstechnik: Dr. Bernd Halbedel Die ersten beiden Semester verbringst du in Ilmenau, das dritte und vierte Semester an der PUCP. In Lima fertigst du in der Regel auch die Masterarbeit an. Der Fokus der Ausbildung an der PUCP liegt auf Korrosion und Korrosionsschutz sowie Polymeren. 4|

Ansprechpartner an der Fakultät für Informatik & Automatisierung: Prof. Dr. Johann Reger Das Studium beginnt zum Sommersemester. Vorgesehen ist, dass du in Ilmenau die ersten beiden Semester, in Lima das dritte und vierte Semester verbringst. An der PUCP kannst du Kurse zum Beispiel im Bereich Robuste Regelung und Verfahrenstechnik besuchen.


Bewerbung für ein Auslandssemester im Rahmen der Hochschulpartnerschaft Als Student/in der TU Ilmenau hast du unabhängig von deiner Fachrichtung die Möglichkeit, im Rahmen der Hochschulpartnerschaft ein Auslandssemester an der PUCP in Lima zu absolvieren.

Bewerbungsunterlagen Im Akademischen Auslandsamt erhältst du die erforderlichen Bewerbungsunterlagen der Partneruniversität in Lima. Sie bestehen aus vier Teilen: 1. Important Information Form (z.B. Visa) 2. Application Form (Angaben zur Person) 3. Course Form (Vorabauswahl von Kursen) 4. Housing Form (Art der Unterkunft) Zusätzlich zu diesen Formularen legst du deiner Bewerbung eine Kopie von Personalausweis oder Reisepass bei, außerdem ein Foto, eine Immatrikulationsbscheinigung und eine Übersicht der bisherigen Studienleistungen. Alle Unterlagen reichst du per E-Mail ein. Ansprechpartnerinnen im Akademischen Auslandsamt: Sophia Siegfried, Corinna Wedekind

Bewerbungsfristen Das Semester 1 eines Jahres dauert von Mitte März bis Anfang Juli und das Semester 2 von Mitte August bis Mitte Dezember. Die Einführungsstage für Austauschstudierende beginnen jeweils eine Woche vor Semesterstart. Die Bewerbungsfristen an der PUCP enden am 15. Januar oder 15. Juni, also ca. zwei Monate vor Beginn des entsprechenden Semesters. Besonderheit an der Facultad de Ciencias y Artes de la Comunicación Nachdem du die offizielle Zusage der PUCP für deinen Studienaufenthalt erhalten hast, sendest du deine Kursauswahl zusätzlich per EMail an die Fakultät. Das Oficina de Relaciones Internacionales macht Austauschstudierende auf solche Besonderheiten aufmerksam und leitet entsprechende Kontaktpersonen weiter.

Auswahl der Kurse Auf den Internetseiten der PUCP (www.pucp. edu.pe) erfährst du, welche Kurse dort angeboten werden. Über das Auswahlfeld „Facultades: Seleccione“ auf der Startseite gelangst du zu den einzelnen Fakultäten. Ingenieurund naturwissenschaftliche Fächer findest du etwa in der „Facultad de Ciencias e Ingeniéria“, kommunikationswissenschaftliche Kurse sind zum Beispiel in der „Facultad de Ciencias y Artes de la Comunicación“ angesiedelt. Innerhalb jeder Fakultät gibt es Vertiefungsrichtungen, die „carreras“ oder „especialidades“. Bei der Auswahl einer dieser Fachrichtungen gelangst du zum jeweiligen Studienplan, dem „plan de estudios“. Hier sind sämtliche Kurse der jeweiligen Vertiefungsrichtung aufgelistet, geordnet nach den Semestern, in dem peruanische Studierende diese jeweils absolvieren müssen. Unter dem Menüpunkt „sumillas“ findest du kurze Inhaltsbeschreibungen zu den Kursen. Der „plan de estudios“ beginnt stets mit dem „Quinto nivel“, also dem fünften Semester. Das liegt daran, dass die ersten vier Semester an der PUCP „Estudios Generales“ sind, die nicht an der entsprechenden Fakultät des Studiengangs absolviert werden. Zu jedem Kurs werden die „Número de créditos“, also die Anzahl der credit points, und etwaige „requisitos“ genannt. Austauschstudierende können Kurse meist auch ohne die „requisitos“ besuchen, jedoch solltest du diese Vorkenntnisse aus dem bisherigen Studium mitbringen. Im Zweifel kannst du dich an das Oficina de Relaciones Internacionales wenden. Ansprechpartnerin im Oficina de Relaciones Internacionales: Caroline Thiriet la carrera - Studium, Studiengang la especialidad - Studienrichtung el requisito - Bedingung, Voraussetzung el plan de estudios - Studien-, Lehrplan la sumilla - Kurzzusammenfassung

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Wohnungssuche In Lima gibt es fast keine Wohngemeinschaften und Studentenwohnheime. Die meisten peruanischen Studenten wohnen während ihres Studiums bei ihren Eltern. Das Oficina de Relaciones Internacionales unterstützt dich bei der Suche nach einer Unterkunft. Im Anschluss an deine Bewerbung erhältst du entweder eine Übersicht über „residencias estudiantiles“, also Wohnungen für Studierende, oder eine Liste mit potentiellen peruanischen Gastfamilien. In der Rubrik „Alltag und Leben in Lima“ erhältst du hierzu nähere Informationen.

Auslandskrankenversicherung Während deines Studienaufenthaltes in Peru solltest du ergänzend zu deiner bestehenden Krankenversicherung eine Versicherung für das Ausland abschließen. Einige Unternehmen bieten Tarife direkt für Studienaufenthalte im Ausland an. Die Kosten liegen ungefähr bei 30 Euro im Monat, können aber etwa bei längeren Aufenthalten (über ein Semester hinausgehend) erheblich steigen.

Flugticket Es gibt keine Direktflüge zwischen Deutschland und Peru. Mit KLM gelangst du über Amsterdam nach Lima, Lufthansa bietet eine Umsteigeverbindung über Caracas an. Air France fliegt ab Paris in die peruanische Hauptstadt. Iberia, Air Europa und LAN steuern Lima von Madrid aus an. Je nach Airline, Reisedatum und Buchungszeitpunkt variiert der Preis, er liegt für Hin- und Rückflug bei ungefähr (!) 1000 Euro. Du solltest bei der Buchung auch die jeweilige Menge des Freigepäcks berücksichtigen! 6|

Prozession in Cusco

Was fährt denn da?

Gebühren beim Bargeldbezug In Peru muss fast alles bar gezahlt werden, auch große Summen wie Miete oder Sprachkurse. Es ist ratsam, dass du dich im Vorfeld bei deiner Bank über Partnerinstitute informierst, bei denen keine Gebühren am Geldautomat anfallen oder es spezielle Reisepakete gibt, um Gebühren einzusparen.

Impfungen Bei deinem Hausarzt oder zum Beispiel auf den Internetseiten des Auswärtigen Amtes (Reiseund Sicherheitshinweise für Peru > Medizinische Hinweise) kannst du dich über empfohlene Impfungen informieren. Da ein umfangreicher Impfschutz einige Monate in Anspruch nehmen kann, solltest du dich frühzeitig damit auseinandersetzen. Empfohlene Impfungen sind die gegen Tollwut, Typhus sowie Hepatitis A und B. Eine Gelbfieberimpfung ist wichtig, wenn du in das AmazonasGebiet oder in ein Nachbarland Perus reisen möchtest. Weiterhin solltest du dich über die Tropenkrankheit Malaria informieren (es gibt z.B. Tabletten zur Prophylaxe). Lima und Umgebung sowie die Regionen um Cusco und dem Titicaca-See gelten als malariafrei.


Spanisch lernen Alle Kurse an der PUCP finden in spanischer Sprache statt und auch im Alltag wirst du kaum ohne Spanisch zurechtkommen. Daher solltest du frühzeitig anfangen, Spanisch zu lernen. Im Kapitel „Bewerbung“ erfährst du, welche Sprachkenntnisse du für die internationalen Doppelmasterstudiengänge benötigst. Auch für ein Auslandssemester, das nicht im Rahmen der Doppelmasterprogramme stattfindet, solltest du dich frühzeitig um ausreichende Spanischkenntnisse bemühen. Zum Zeitpunkt der Bewerbung sollten sich diese ungefähr auf dem Niveau A2 bewegen. Spanisch lernen vor dem Peru-Aufenthalt Das Spracheninstitut der TU Ilmenau bietet Spanischkurse auf unterschiedlichen Niveaustufen an. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, an einem Sprachtandem teilzunehmen. Verschiedene Börsen vermitteln dir dazu z.B. einen Brieffreund, dessen Muttersprache Spanisch ist. Außerdem kannst du am Buddy-Programm des Ilmenauer Betreuungsnetzwerkes we4you teilnehmen, und so Austauschstudierende u.a. aus Südamerika oder Spanien kennen lernen. Spanisch lernen in Lima Auch in Lima hast du zahlreiche Möglichkeiten, dein Spanisch weiter zu verbessern. Am „Instituto de Idiomas Católica“ an der PUCP kannst du kostenpflichtige Spanischkurse besuchen. Diese finden meist montags bis freitags jeweils von 9 bis 11 Uhr statt, zudem außerhalb des Campus beim Centro Cultural im Stadtteil San Isidro. Deshalb ist es mitunter schwierig, die Sprachkurse mit dem Stundenplan der PUCP zu vereinen. Sie kosten etwa 360 Soles pro Monat und beinhalten monatlich 18 Termine (36 akademische Stunden). Spanischkurse, die z.B. nur einmal wöchentlich stattfinden, existieren leider nicht. Desweiteren hast du in Lima eine große Auswahl an privaten Sprachschulen. Diese bieten Kurse zu unterschiedlichen Zeiten und in verschieden großen Gruppen an. Dazu gibt es teils auch gemeinsame Freizeitaktivitäten. Diese Angebote sind in der Regel ziemlich teuer.

Peruanisch = Spanisch ?

Das peruanische Spanisch unterscheid et sich von der Sprache, die in Spanien ges prochen wird. Die Aussprache in Peru ist jedo ch sehr deutlich und klar, was das Verständn is erleichtert. Das peruanische Spanisch weist einige Besonderheiten auf. So wird z.B . die grammatikalische Form „vosotros“ durch „ustedes“ ersetzt. „vosotros“ sowie die übliche Endung der 2. Person Plural wird nicht verwen det. Stattdessen nutzen die Peruaner bei „us tedes“ die gleiche Verbendung wie bei „ellos/ella s“. Außerdem unterscheiden sich in Per u einige Begriffe vom europäischen Spanisch. So heißt etwa das Auto in Peru „el carro“ und nicht „el coche“.

Studiengebühren / Stipendium Die PUCP ist eine Partneruniversität der TU Ilmenau, deshalb bist du in der Regel von den dort zu entrichtenden Studiengebühren befreit. Das gilt sowohl für die Doppelmasterprogramme als auch für Auslandssemester im Rahmen der Hochschulpartnerschaft. Die Zahl dieser kostenlos zur Verfügung gestellten Studienplätze an der PUCP ist allerdings begrenzt. Selbstverständlich kannst du dich unabhängig von der Universitätspartnerschaft als Gaststudent/in an der PUCP bewerben, musst dann aber mit den dort anfallenden Studiengebühren rechnen. Die internationalen Doppelmasterstudiengänge werden vom DAAD gefördert, für Studierende anderer Fachrichtungen besteht z.B. die Möglichkeit einer finanziellen Förderung durch das PROMOS-Programm des DAAD oder ein Teilstipendium der TU Ilmenau. Nähere Informationen über Studiengebühren und eine finanzielle Förderung deines Aufenthaltes in Lima erhältst du im Akademischen Auslandsamt. Aktuelle Ausschreibungen werden auch im Internet veröffentlicht (www.tu-ilmenau.de/international). Ansprechpartnerinnen im Akademischen Auslandsamt: Sophia Siegfried, Corinna Wedekind la beca - Stipendium

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Die Pontificia Universidad Católica del Perú, kurz PUCP, befindet sich im Stadtteil San Miguel. Sie ist eine der größten Universitäten Südamerikas. Hier studieren etwa 20.000 junge Menschen. Es gibt 3200 Dozenten, 13 Bibliotheken, einen Bücherladen und vier Cafeterien. Mit elf Fakultäten und mehr als 40 Studiengängen bietet die PUCP Studierenden ein vielfältiges Angebot für ein Auslandssemester. el venado - Reh (eig. Rotwild) la ardilla - Eichhörnchen la librería - Buchladen la pileta - eig. Spülbecken, an der PUCP die Brunnenanlage vorm Pabellón Z las ciencias - (Natur-) Wissenschaften las letras - Geisteswissenschaften

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Uni-Hauptgebäude Mac Gregor

Die „Católica“ ist eine private Universität, die sich ausschließlich über Studiengebühren finanziert. Angehende peruanische Akademiker/innen müssen für ihr Studium umgerechnet bis zu 500 Euro im Monat bezahlen. Das Gelände der PUCP gleicht einer Oase, einem riesigen Park mitten in Lima, in dem auch Rehe und Eichhörnchen zuhause sind. Ein boulevardähnlicher Weg zieht sich über den ganzen Campus hin-

weg. Hiervon zweigen die einzelnen Zugänge zu den Gebäuden ab. Da es in Lima keinen Regen gibt, werden die Wege nicht gekehrt, sondern gewischt. Das ummauerte bzw. umzäunte Unigelände ist nur für Angehörige der Universität zugänglich, an den Eingängen gibt es Kontrollen. Du solltest daher immer deinen PUCP-Ausweis bei dir haben, wenn du dich auf den Weg in die Uni machst.

Mit 16 Jahren beginnen die Peruaner/innen ihr Studium an einer Universität. An der PUCP durchlaufen sie zunächst ein zweijähriges Studium auf der Ebene „Nivel Básico“. Dabei handelt es sich um die „Estudios Generales“, eine Art Einführung in das eigentliche Studium. Sie teilen sich in zwei Bereiche auf: Wird eine Ausbildung im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich angestrebt, dann sind Kurse der „Letras“ (Geisteswissenschaften) zu besuchen. In Vorbereitung auf natur- und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge hingegen belegen Studierende Kurse aus dem Angebot der „Ciencias“ (Naturwissenschaften).

Im Anschluss an die „Estudios Generales“ beginnt das Studium in den jeweiligen Fächern („Nivel de Pregrado“). Diese Ebene ist mit dem Bachelor-Studium in Deutschland vergleichbar und dauert ungefähr drei Jahre. Am Ende des „Pregrado“-Studiums steht der akademische Grad des „bachiller“. Daraufhin kann man ein Studium auf dem “Nivel de Postgrado” beginnen. Dies ist vergleichbar mit dem deutschen Master-Studium. An der “Escuela de Graduados” der PUCP erlangt man dabei den akademischen Grad „Magister“ auf seinem jeweiligen Fachgebiet. Die „Postgrado“-Ausbildung dauert etwa zwei Jahre.


Für internationale Studierende bietet die PUCP eine Woche vor Kursbeginn zwei Einführungstage an. Den Terminplan dafür und die wichtigsten Eckdaten im Semester erhältst du schon zusammen mit deiner Zusage für das Auslandssemester an der PUCP. In einer ersten Informations- und Orientierungsveranstaltung („General Orientation & Welcome“) wirst du über die Einschreibung in die Kurse, den Internetzugang auf dem Campus, die UniE-Mail-Adresse, die Plattform „Campus Virtual“ und auch über Visa-Modalitäten informiert. Dabei erhältst du eine Mappe mit wichtigen Informationen und Zugangsdaten. Außerdem steht ein Fototermin auf dem Programm, um Bilder für die Studentenausweise zu machen. Danach triffst du deinen „compañero PUCP“. Am zweiten Einführungstag findet die sogenannte „pre matrícula“ statt, eine noch unverbindliche Vorabeinschreibung in die Kurse.

Campus

Facultad de Ciencias y Artes de la Comunicación

Während der Informationsveranstaltung „Charla de Seguridad“ wirst du über Sicherheitsaspekte in Lima aufgeklärt. Wenn du einige Vorkehrungen triffst und gewisse Regeln beachtest, kannst du dir Unannehmlichkeiten wie Taschendiebstahl ersparen. Vom Reisepass solltest du eine Kopie anfertigen (am besten in der deutschen Botschaft), die du immer separat vom Original aufzubewahrst. Achtsam solltest du außerdem mit Rucksäcken sein. Auch bei der Auswahl von Taxis ist Vorsicht geboten. Auf dem Fahrzeugdach sollte stets ein „TAXI“-Schild angebracht sein. Vertrauenswürdige Fahrer haben zudem einen Dienstausweis. Nachts solltest du es vermeiden, allein unterwegs zu sein, gerade in unsicheren Gegenden. eit Wertvolle Tipps zum Thema Sicherh de erhältst du abgesehen von der „Charla beins ung ahr Seguridad“ nach unserer Erf initon sondere von peruanischen Kommil in der sen wis se Die nen und Kommilitonen. an und Regel, welche Viertel als sicher sind welchen Orten du bestimmte Dinge beachten musst.

Das „Oficina de Relaciones Internacionales“ kümmert sich um die auswärtigen Studierenden und bietet eine gute Betreuung, insbesondere durch das Programm „compañero PUCP“. Hierbei wird dir eine Studentin oder ein Student der PUCP an die Hand gegeben, um deine Fragen zu beantworten, Tipps zum Leben in Lima zu geben und im – doch etwas anders funktionierenden – Unialltag unterstützend zur Seite zu stehen. Die Mitarbeiter/innen des „Oficina de Relaciones Internacionales“ helfen dir von Anfang an weiter, wenn du Fragen oder Probleme rund um dein Studium und deinen Aufenthalt in Peru hast. Außerdem informieren sie dich per E-Mail mindestens ein Mal monatlich in einem „boletín“ über Veranstaltungen und sonstige Neuigkeiten an der Universität.

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1. pre matrícula (pre registration) Bereits während der Einführungstage findet eine noch nicht verbindliche Vorabeinschreibung in die Kurse, die „pre matrícula“ (oder pre registration) statt. Jede Fakultät bietet hierbei einen separaten Informationstermin an und klärt über die Einschreibungsformalitäten in die Kurse auf. So werden peruanische Studierende stets bevorzugt, internationale Studierende können nur berücksichtigt werden, wenn nach der endgültigen Einschreibung noch freie Plätze vorhanden sind.

2. matrícula presencial (course registration) Erst eine Woche nach Beginn der Kurse findet die endgültige EinschreiInnenhof bung (matríMa c Gregor - Gebäude cula presencial / course registration) statt. Bis dahin kannst du deine Kurswahl noch ändern. Die endgültige Einschreibung ist ein sehr zeitaufwändiger und von der Uni perfekt durchgeplanter Prozess. Alle Studierende schreiben sich an diesem Tag verbindlich in ihre Kurse ein.

An der Facultad de Ciencias y Artes de la Comunicación erhältst du bereits einen Stundenplan, in dem die Kurse eingetragen sind, die du auf dem „Course Form“ bei den Bewerbungsunterlagen angegeben hast. Außerdem kannst du dich über Facultad de Arte weitere Kurse informieren.

noch nicht Bis kurz vor Semesterbeginn steht Kurse auch definitiv fest, ob alle angebotenen ist außertatsächlich zustande kommen. Es ünschten dem möglich, dass es in deinen gew itäten für Kursen nicht ausreichend Kapaz l peruaniinternationale Studierende gibt, wei len, bei der sche Studierende, die Gebühren zah . Vergabe bevorzugt behandelt werden ner KursDeshalb solltest du dir bereits bei dei aussuchen, auswahl potentielle Alternativen kannst. auf die du bei Bedarf zurückgreifen ung (matNach der endgültigen Einschreib nicht mehr rícula presencial) kannst du aber sie gelten von deinen Kursen zurücktreten, dann als „nicht bestanden“.

Die Angabe von Kursen im „Course Form“ in den Bewerbungsunterlagen der PUCP dient lediglich der Orientierung für die Universität. Du kannst deine Auswahl im Einschreibungsverfahren noch verändern. Die Registrierung für die Kurse erfolgt in zwei Schritten:

In Peru gibt es zwei verschiedene Studentenausweise, einen von der Universität, einen weiteren der Republik Peru. Letzteren benötigst du etwa, um im Bus die Studentenermäßigung zu erhalten. Der internationale Studentenausweis ISIC ist eigentlich nicht notwendig. Die offizielle Karte des Staates ist den Peruanern vertrauter. Damit wirst du peruanischen Studierenden gleichgesetzt (es gibt etwa bei einigen Sehenswürdigkeiten verschiedene Tarife für peruanische und ausländische Studierende). 10 |

Campus


Kurse in kleinen Gruppen Ob Theorie oder Praxis, sämtliche Lehrveranstaltungen finden in kleinen Gruppen aus ungefähr 20 bis 25 Personen statt. Demzufolge gibt es auch keine Hörsäle. Mensen und Cafeterien Es gibt mehrere Cafeterien und eine zentrale Mensa, wo du beispielsweise ein „plato económico“ oder ein „plato básico“ zu sehr niedrigen Preisen bekommst. Zum Menü gehören immer ein schwer definierbares Erfrischungsgetränk („refresco“) und ein kleines süßes Brot. Welches Fleisch du auf den Teller bekommst, wird meistens nicht erwähnt. el comedor - Mensa la tarea - Aufgabe el control de lectura schriftl. Abfrage d. Lektüre el examen parcial Zwischenprüfung el examen final Abschlussprüfung el trabajo final Abschlussarbeit

Hausarbeiten und Prüfungen In einigen Kursen gibt es regelmäßig „tareas“. Das sind Hausarbeiten, die meist in Gruppen angefertigt werden

müssen und sowohl aus einer schriftlichen Ausfertigung als auch einer mündlichen Präsentation im Kurs, in Form eines Referates, bee stehen. Cafetería de Art Etwa in der Mitte des Semesters finden die „examenes parciales“ (Zwischenprüfungen) statt, am Ende des Semesters schließlich die „trabajos finales“ (Abschlussarbeiten) bzw. „examenes finales“ (Abschlussprüfungen). Die Zwischen- und Abschlussprüfungen schreibst du jeweils innerhalb einer Woche in allen Kursen. Statt mit einer Abschlussprüfung enden einige Kurse mit einer Hausarbeit, die in Gruppenarbeit angefertigt werden muss („trabajo final“). Leistungsübersicht Den Zwischenstand deiner Noten kannst du jederzeit online auf der Plattform „Campus Virtual“ einsehen.

el taller - Workshop la zampoña - Panflöte el cajón - peruanische Kistentrommel

Centro Cultural in San Isidro

Sportplatz an der PUCP

Die PUCP bietet zahlreiche Sport-, Sprach-, Musik- und Tanzkurse an. Außerdem unterhält die Universität ein Kulturzentrum in San Isidro, das „Centro Cultural“. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Filmvorstellungen und Workshops statt. Zu empfehlen ist außerdem das „Centro de Música y Danza“ (CEMDUC). Hier werden kostenlose, wöchentlich stattfindende Instrumental- und Tanzkurse angeboten. Dazu gehören „zampoña“ (Panflöte), „cajón“ (kistenartige Trommel), Salsa und Marinera.

Wenn du neben Spanisch noch weitere Sprachen lernen möchtest, kannst du beispielsweise am „Centro de Estudios Orientales“ Japanisch, Koreanisch belegen, oder auch Kurse über orientalische Kunst, Buddhismus oder Hinduismus. Diese Kurse sind kostenpflichtig. Aerobic, Basketball, Leichtathletik, Volleyball, Fußball, Karate, Gymnastik, Schwimmen, Tischtennis und Pilates sind nur ein Teil der angebotenen Kurse des Sportzentrums „Deportes PUCP“. Die Kurse sind teilweise kostenpflichtig. | 11


Lucía Vásquez hat Audiovisuelle Kommunikation an der PUCP studiert und verbrachte ein Jahr als Austauschstudentin an der TU Ilmenau. Als „compañera PUCP“ betreute sie mehrmals deutsche Austauschstudierende.

Es gibt große Unterschiede zwischen der Universität in Ilmenau und der Universität hier. Zum Beispiel was die Leistungen betrifft. Wir haben hier nicht nur eine Abschlussprüfung, sondern während des gesamten Semesters „controles“ (kleinere Prüfungen), verschiedene Aufgaben, Zwischenprüfungen - die etwa 30 Prozent der Kursnote ausmachen - und am Ende die Abschlussprüfungen. Wir Peruaner leben nicht in WGs. Die meisten wohnen immer noch im Haus der Eltern, weil sich fast alle Unis in Lima befinden. Aber für Austauschstudenten gibt es „residencias de estudiantes“ (Studentenunterkünfte), wo sie mit anderen Ausländern zusammen wohnen.

Trotz der vielen Arbeit während des Semesters gibt es immer sehr, sehr viele Feiern in Lima, und in Peru generell. Lima ist eine Stadt mit zehn Millionen Einwohnern. Das bedeutet, dass es viele Diskotheken gibt, viele Bars, du kannst vielen Aktivitäten nachgehen, viele Orte kennen lernen. Außerhalb von Lima gibt es den peruanischen Regenwald, das Hochland - dort befinden sich Cusco und Machu Picchu, den Norden, wo es die schönsten Strände von Peru gibt, die schönsten von Lateinamerika wenn du mich fragst. Du wirst dich niemals langweilen, du wirst dich niemals so fühlen, als gäbe es hier nichts zu erleben.

Professor Pablo Espinoza ist Leiter des Fachgebiets „Comunicación para el Desarrollo“ (Entwicklungskommunikation). Er leitet unter anderem die Kurse „Comunicación intercultural“ und „Metodología de Investigación“. In den vergangenen Jahren haben uns Studenten aus verschiedensten Ländern besucht. Eine Zeitlang gliedern sie sich in unsere Universität ein. Gemeinsam mit den peruanischen Studenten können sie interkulturelle Erfahrungen sammeln, mit all den Möglichkeiten, die das Leben in Lima bietet. Insbesondere in meinem Kurs Comunicación Intercultural empfange ich Austauschstudenten. Wir beschäftigen uns dort mit der Interkulturalität in Peru, denn Peru ist ein multikulturelles Land. Unsere Traditionen wurzeln in den Andengebieten, in den Quechua-sprachigen 12 |

Regionen und im Aymara-Gebiet. Aymara wird in der Region gesprochen, die wir uns mit Bolivien teilen. Und wir haben Traditionen, die auf frühere Einwanderungen zurückgehen, etwa aus der orientalischen Welt oder aus Japan, aus China. Diese prägen ebenso die peruanische Nationalität. Besonders hier in Lima findet man viele Spuren von verschiedenen Kulturen, zum Beispiel in der Sprache, im Essen und in der Architektur. Das ist eine Bereicherung für uns. Wir hoffen, dass wir euch hier an der Universität in Lima treffen, einem Haus, in dem ihr immer willkommen seid. Ich hoffe wir sehen uns bald.


Die deutsche Austauschstudentin Verena Treber verbrachte das Semester 2010-II in Lima. An der PUCP besuchte sie verschiedene pregrado- und postgradoKurse. Zudem lernte sie Panflöte und Marinera.

Studieren an der PUCP - Lektüre en masse Ich habe hier verschiedene Kurse, aus dem pregrado und aus dem postgrado, das heißt Bachelor- und Masterniveau. Insgesamt muss man hier sehr viel lesen. Für jeden Kurs gibt es eine Lektürenliste. Man geht in einen Copyshop, holt sich die herauskopierten Kapitel aus Büchern und liest die bis zur nächsten Woche - wenn man fleißig ist, es ist nämlich wirklich viel. Ciudadanía y responsibilidad social Ein Kurs, den ich hier gewählt habe, heißt ´Ciudadanía y responsibilidad social`. Der Kurs ist sehr interessant, weil es natürlich viel um die Gesellschaft in Peru geht und ich schon viel gelernt habe, wie sich die Leute fühlen in ihrer Gesellschaft, welche Probleme es gibt. Sehr geschockt hat mich der Rassismus, der hier herrscht in Peru. Der Rassismus und die Angst, zu seinen eigenen Wurzeln zu stehen. Wenn man indigene Wurzeln hat, ist das mehr oder weniger etwas, das man versucht zu verheimlichen. Das waren Dinge, die mich sehr geschockt haben und die man so davor nicht weiß, die man aus keinem Reiseführer herausliest.

Campusbewohner

Negociación de conflictos Ein Kurs, den ich hier belege, ist ein Masterkurs und der ist auch ein bisschen anders. Die Leute sind nicht 17, so wie in einigen meiner Kurse, sondern eher 35 im Schnitt. Die arbeiten alle jeden Tag und kommen dann abends um sieben zu den Kursen. Eine entspanntere Atmosphäre ist es abends, Professor und Studenten sind ein bisschen mehr auf einem Niveau und wir machen ganz viele praktische Übungen. Mein Kurs geht über Konfliktlösung - „Negociación de conflictos“ - man lernt verhandeln, man macht Verhandlungsübungen. Realidad social peruana Einer der Kurse, die ich noch habe, ist „Realidad social peruana“. Die Inhalte sind scheinbar sehr interessant, allerdings habe ich ein unwahrscheinlich großes Problem, den Professor zu verstehen. Die Texte, die wir lesen müssen, sind sehr spezifisch, sehr schwer, mit dem Kurs bin ich leider einfach überfordert. Kultur pur - Panflöte und traditionelle Tänze Es gibt hier ein ganz tolles kulturelles Zentrum an der Uni, an dem man Musikunterricht nehmen kann und die verschiedensten, mehr oder weniger traditionellen Tänze erlernen kann. Ich habe mir „Marinera norteña“ ausgesucht, das macht man mit einem, wie einem Taschentuch. Das ist Blasmusik, nicht wirklich ein Paartanz aber man tanzt schon mit einem Mann zusammen. Es ist sehr lustig, sehr interessant. Ich und noch ein anderer Deutscher werden auch vom Professor gelobt, dass wir doch peruanisches Talent hätten. Dann habe ich noch meinen Panflötenkurs. Panflöte wollte ich schon immer lernen, mal schauen wie gut ich am Ende bin. | 13


Lima ist nach Kairo die zweittrockenste Hauptstadt der Welt. Sie befindet sich in einem schmalen Tieflandstreifen zwischen Pazifik und Anden, der sogenannten „Costa“. In dieser Region gibt es nahezu keinen Niederschlag und somit zieht sich ein Wüstenstreifen zwischen Bergen und Meer durch das Land. Lima ist eine sehr schnell wachsende Stadt, mittlerweile geht man von rund zehn Millionen Einwohnern aus. Am Stadtrand entstehen immer wieder neue Armenviertel, die sogenannten Pueblos Jóvenes. Die wohlhabenden Viertel, z.B. Miraflores, San Isidro oder La Molina, unterscheiden sich sehr stark von den übrigen Bezirken Limas. In geringster Entfernung – von nur wenigen Kilometern – prallen hier zwei komplett verschiedene Welten aufeinan-

der: die moderne Großstadt und Konsumgesellschaft, dagegen die verarmte Bevölkerung, die sich am Stadtrand niedergelassen hat. In den besser gestellten Gebieten sowie in den zentralen Bezirken gibt es einige Parks, jedoch ist Lima im Hinblick auf Grünanlagen wohl mit keiner europäischen Stadt vergleichbar. Dort, wo Pflanzen wachsen, tun sie es nur, weil regelmäßig der Lastwagen mit dem Wassertank vorbeikommt.

San Cristóbal Lima von oben

San Cristóbal

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Der Hügel San Cristóbal befindet sich nahe dem historischen Zentrum. Von dort hast du einen tollen Ausblick auf die Stadt, vorausgesetzt der Smog trübt das Bild nicht all zu sehr. In alle Himmelsrichtungen reicht Lima bis zum Horizont bzw. die Bebauung kriecht einfach die Berge hinauf. Kleine Combis fahren zum Kreuz auf dem Gipfel des Hügels, Start ist in der Nähe der „Plaza de Armas“.

Chinesisches Viertel - el barrio chino In Lima hat ein relativ hoher Anteil der Bevölkerung chinesische Wurzeln. Aus der Vermischung der peruanischen und der chinesischen Küche entstand die „Chifa“, die heute in Peru weit verbreitet ist. Das „barrio chino“ liegt östlich des historischen Zentrums, rund um den „mercado central“. Es gibt ein chinesisches Tor und eine kleine Fußgängerzone mit chinesischen Läden und Restaurants.


San Francisco

Palacio de Gobierno

Plaza San Martin

Altstadt - el centro histórico Die beiden schönsten Plätze im historischen Zentrum von Lima sind die „Plaza de Armas“ und die „Plaza San Martin“. Im Gegensatz zu den modernen Stadtteilen Miraflores oder San Isidro gibt es im Zentrum sehr viele historische Bauten aus der Kolonialzeit. Die „Plaza de Armas“ ist in Peru der zentrale Hauptplatz nahezu jeder Stadt, so auch in Lima. Dort stehen der „Palacio de Gobierno” (Regierungspalast), der Palacio Arzobispal (Erzbischofspalast), die Catedral (Kathedrale), der Palacio Municipal de Lima (Stadthaus) und der Palacio de la Unión (Sitz des Club de la Unión).

Die „Plaza San Martin“ ist ausschließlich von weißen Gebäuden umgeben, in der Mitte steht das Denkmal für San Martin, der 1821 die Unabhängigkeit Perus ausrief. Nahe der „Plaza de Armas“ befindet sich das Kloster „San Francisco“. Die Anlage samt Katakomben kannst du in einer Führung besichtigen. Museen: Wenn du dich für die peruanische Geschichte interessierst, solltest du das „Museo de la Nación“ aufsuchen. Im „Museo Oro del Perú“ werden Schmuck und Kostbarkeiten der alten peruanischen Kulturen gezeigt.

Huaca Pucllana

Huaca Pucllana

Mitten in Miraflores befindet sich eine Ruinenstätte der alten Lima-Kultur. In der Ausgrabu ngsstätte kannst du die große Pyramide aus Lehmziegeln besichtigen, außerdem gibt es ein kleines Museum. In der Anlage bieten sich skurrile Aussichten, denn die historische Stätte ist gänzlich von Großstadtbebauung umgeben.

Barranco der unmittelbar an Barranco ist ein Stadtteil von Lima, des Nachtlebens der Miraflores grenzt und als Hochburg er wirkt das Viertel peruanischen Hauptstadt gilt. Tagsüb ruhig, genauso wie sehr gemütlich, kleinstädtisch und kt an der Küste. Miraflores liegt auch Barranco dire zentralen Platz in Jedes Wochenende findet auf dem peruanisches Essen Barranco ein Markt statt, bei dem gekocht und verkauft wird.

Barranco | 15


Miraflores

Das Zentrum des lebendigen Hotelund Geschäftsbezirks von Lima befindet sich rund um den Parque Kennedy. Im Einkaufs- und Freizeitzentrum Larcom ar sind Geschäfte, Restaurants, Bars, Diskotheken und Kin o direkt in die Felsküste hineingebaut. Von hier aus hast du einen tollen Ausblick auf den Pazifik, genauso wie entlang der „malecónes“ zwischen Miraflores und Barranco.

Kinos

Larcomar

Kinos gibt es zum Beispiel im „Larcomar“, in der „Plaza San Miguel“ und am Parque Kennedy. Hollywood-Filme werden meist in Originalsprache mit spanischer Untertitelung gezeigt.

Nachtleben

Das Nachtleben lernst du am besten in Begleitung von peruanischen Freundinnen und Freunden kennen. In Barranco und Miraflores gibt es die meisten Kneipen, Bars und Clubs.

¿Cuánto cuesta? - Shoppen in Lima In der Nähe der Plaza Grau, im Stadtteil La Victoria, befinden sich die „Polvos Azules“, die du vielleicht erst einmal in peruanischer Begleitung aufsuchen solltest, denn die Gegend gilt als unsicher. An unzähligen Ständen kannst du von Schuhen und Klamotten über Elektrogeräte und CDs so ziemlich alles kaufen. Nicht vergessen: Der Preis muss mit dem Verkäufer immer ausgehandelt werden. Einen Kontrast zu den „Polvos“ bildet das moderne Einkaufszentrum „Larcomar“ an der Küste von Miraflores. Es zählt zu den touristischen Attraktionen Limas, deshalb sind die Preise dementsprechend hoch. Ein weiteres großes Einkaufszentrum befindet sich an der Kreuzung der „Universitaria“ mit der „La Marina“: die „Plaza San Miguel“. Ähnlich wie das Larcomar bietet sie zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Bars und Restaurants, und ist nicht weit von der Universität entfernt. Die „Jockey Plaza“ ist wohl die nobelste Shopping-Mall, die Peru zu bieten hat. Sie liegt etwas außerhalb zwischen San Borja und dem wohlhabenden Vorort La Molina. Die Haupteinkaufsstraßen in Miraflores findest du rund um den Parque Kennedy, die „José Pardo“ und die „Larco“. In der Altstadt von Lima gibt es eine Fußgängerzone, die „Jr. de la Unión“. 16 |

Einkaufen im Supermarkt

en efectivo - Barzahlung ¿Cuánto cuesta? Wie viel kostet das? el descuento - Rabatt el centro comercial Einkaufszentrum

Bekannte Geschäfte sind „Vivanda“, „Metro“, „Plaza Vea“ und „Wong“. Sie haben ein ähnliches Angebot wie deutsche Supermärkte. Einige Besonderheiten solltest du dennoch beachten, z.B. dass du nicht nur Gemüse, sondern auch deine Brötchen erst wiegen lassen musst. Außerdem gibt es oft riesige Dessertstände mit einem großen Angebot an verschiedenen Kuchen und Torten. Das Angebot an unterschiedlichen Kartoffelsorten ist riesig, was bei mehr als 3000 verschiedenen Arten in Peru nicht verwundert. An den Kassen musst du mitunter sehr lange warten.

Plaza San Miguel


Peruanische Studierende sind manchmal ziemlich neidisch auf Kommilitoninnen und Kommilitonen aus dem Ausland: Wohngemeinschaften, die bei uns in Deutschland eine gängige Form der Unterkunft sind, kennt man in Lima nicht. Es ist üblich, auch während des Studiums im Elternhaus zu wohnen, deshalb gibt es hier keine Studentenwohnheime. Für junge Menschen aus dem Ausland, die zum Studieren oder für ein Praktikum nach Lima kommen, sind aber zahlreiche „pisos compartidos“ vorhanden . Wahrscheinlich stellst auch du dir die Frage, ob du in einer peruanischen Gastfamilie unterkommen möchtest, um direkt in die Kultur einzutauchen, oder das WG-Leben mit anderen Studierenden aus dem Ausland vorziehst. Beides hat seinen Reiz, beides findest du in Lima. Zu den Bewerbungsunterlagen der PUCP gehört unter anderem ein Formular über die Unterkunft, das sogenannte „Housing Form“. Du kannst hier angeben, ob du in einer Gastfamilie oder in einer „residencia estudiantil“ leben möchtest. Je nach Präferenz schickt dir das Auslandsbüro der PUCP nach Ende der Bewerbungsfrist eine Liste mit Zimmervermietern oder potentiellen Gastfamilien zu.

Miraflores

Inkawasi

Viele ausländische Studierende kommen in Limas Touristenbezirk Miraflores unter. Von hier musst du je nach Verkehr eine halbe bis Dreiviertelstunde Fahrtzeit zur PUCP einplanen. San Isidro grenzt

unmittelbar an Miraflores, liegt nicht wesentlich näher am Uni-Campus, gehört aber mit Miraflores zu den sichersten Stadtbezirken. Wenn du in Uninähe wohnen möchtest, kommen die Stadtteile Pueblo Libre und Magdalena del Mar in Betracht. Inkawasi-Wohnungen In Miraflores gibt es beispielsweise die “Inkawasi“-Wohnungen, die von Marcela Pacheco Ormeño ausschließlich an Studierende aus dem Ausland vermietet werden. Die „departamentos“ sind modern ausgestattet, mit Wohnund Essbereich, inklusive voll ausgestatteter Küche. Auf den drei darüber liegenden Stockwerken befinden sich jeweils zwei Einzelzimmer und ein Bad. Die Wohnungen liegen sehr zentral, der Parque Kennedy, das Einkaufszentrum Larcomar und die Pazifikküste sind fußläufig erreichbar. In direkter Umgebung gibt es zahlreiche Cafés, Kneipen, Restaurants, el portero - Portier, Pförtner la lavandería - Wäscherei Geschäfte, Supermärk- el piso compartido te, Kinos, Waschsalons, Wohngemeinschaft Sprachschulen, etc. la residencia estudiantil Wohnhaus für Studenten Zahlreiche Kleinbusse la limpieza - Putzfrau fahren im Sekundentakt in alle möglichen Teile von Lima, darunter steuern mehrere Linien die PUCP in San Miguel an. Miraflores gilt als einer der sichersten Stadtteile in Lima, diesen Aspekt solltest du bei der Wohnungssuche in Lima berücksichtigen. Zur Zimmerausstattung gehören Bett, Kleiderschrank und Schreibtisch, teilweise mit Fernseher und DVD-Player. Wöchentlich reinigt eine „limpieza“ Gemeinschaftsräume und Bäder der Sechs-Personen-Wohngemeinschaften. | 17


Mobilität in Lima Eine Fahrt im „micro“ oder „combi“ hat ihren ganz eigenwilligen Charme und bedeutet immer Stress, Action und Kampf. Stress, weil der Fahrer während des Einsteigens schon auf dem Gaspedal steht. Action, weil man gerade morgens durch die Hauruck-Fahrweise erst richtig wach und durch Bonbonverkäufer und Kleinkünstler bestens unterhalten wird. Und Kampf, weil es auf Limas Straßen nur so wimmelt von kleinen Bussen, die mit Hilfe ihrer Hupe versuchen sich zu behaupten, sich Überholungsjagden liefern, um Fahrgäste für sich zu gewinnen. Bus fahren ist daher vielleicht die aufregendste, sicher aber die günstigste Variante, sich in Lima fortzubewegen. So kostet für Studierende eine Fahrt von Miraflores zur etwa zehn Kilometer entfernten PUCP einen Nuevo Sol, das sind nicht einmal 30 Cent. Je nach Verkehrslage und Buslinie dauert die Fahrt aber etwa 30 bis 50 Minuten. Auf den großen Hauptstraßen fahren die Busse im Sekundentakt, Fahrpläne und feste Haltestellen gibt es nicht. Außen sind die Fahrzeuge mit Liniennummer und den Namen der wichtigsten Straßen entlang der Route beschriftet. Zwar gibt es haltestellenähnliFahrDer „cobrador“ kassiert nicht nur den mten gesa preis, sondern macht während der en sein Fahrt nach außen hin lauthals auf en tion Bus aufmerksam, indem er die Sta sube!“ entlang der Route oder „Sube, sube, utet. bede ruft, was so viel wie „Einsteigen!“ test Wenn du aussteigen möchtest, soll wort du kurz vorher „baja!“ rufen. Als Ant es laut ein erhältst du dann wahrscheinlich t nich h auc „baja, baja, baja“, damit der Fahrer vergisst anzuhalten.

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che „paraderos“, jedoch kann man fast überall entlang der Strecke durch Winken auf sich aufmerksam machen und einsteigen. Die „micros“ sind die am häufigsten eingesetzten Busse. Die klapprig anmutenden, oft aus Asien importierten Gefährte bieten in der Theorie Platz für etwa 20 Personen, in der Praxis werden oft mehr als doppelt so viele darin befördert. Daneben gibt es „combis“, die noch einmal kleiner sind. Einen krassen Gegensatz bildet der „Metropolitano“, ein hochmodernes Bussystem mit terminalartigen Haltestellen und separaten Busspuren auf der Autobahn. Man benötigt eine Kundenkarte, mit der man die Fahrt bezahlt und durch das Drehkreuz gelangt. In den Genuss dieses Verkehrsmittels kommt man allerdings nur entlang der „Via Expresa“, zwischen Barranco, Miraflores und Lima Centro. Als weiteres Fortbewegungsmittel kann man in Lima Taxis nutzen. Anders als in Deutschland machen Taxis und Kleinbusse schätzungsweise 80 Prozent des gesamten Fahrzeugaufkommens auf. Taxis kann man an beliebiger Stelle durch Handzeichen anhalten. Der Preis wird im Voraus vereinbart, da es keine Taxameter gibt. Es ist üblich, vor allem gegenüber Ausländern, dass der Taxifahrer einen überhöhten Preis vorschlägt, den el semáforo - Ampel man in kurzer Verel ruido - Lärm handlung nach el claxon - Hupe unten korrigiert. ¡Baja! - Aussteigen! Eine Fahrt von Mi- ¡Sube! - Einsteigen! raflores zur PUCP el cobrador - Kassierer kostet zwischen el combi - Kleinstbus acht und zwölf el micro - Kleinbus Nuevo Soles (ca. 2 la tarjeta - Karte el boleto - Fahrschein bis 3,50 Euro).


Cuy Meerschweinchen, in der Gegend um Cusco sehr verbreitet

Chifa

Essen und Trinken in Peru Causa: Kartoffelpüree mit ají amarillo und Huhn Ají de Gallina: Huhn in einer Soße aus ají amarillo und Käse Papa a la huancaína: Kartoffelscheiben und Ei mit einer Soße unter anderem aus Käse und ají amarillo Ceviche: kleingeschnittener, roher Fisch, der in Zitronenoder Limettensaft mariniert und dadurch gar wird Anticuchos: Gegrillte Rinderherzspieße Tacachos: Bälle aus Bananen und Schweinefleisch (i. d. Selva) Pachamanca: extrem reichhaltiges andinisches Festtagsgericht aus mehreren Fleisch- und Kartoffelsorten Lomo saltado: Geschnetzeltes aus Rindfleisch, Tomaten und Zwiebeln

Ají

in Peru weit verbreitetes Chili-Gewürz

peruanisch-chinesische Küche, Einwanderer aus China vermischten Rezepte und Zutaten der Küche aus beiden Ländern

Süßspeisen Picarones: Ringe aus Mehl, Kürbis und Süßkartoffel, mit Honig serviert Turrón de Doña Pepa: klebrig-süßer Kuchen, gibt es in der Zeit des Festes Señor de los Milagros (im Oktober) Mazamorra morada: puddingähnliche Masse aus violettem Mais

Inca Kola leuchtend gelbe, nach Kaugummi schmeckende „Cola“, in Peru beliebter als Coca Cola

Pisco Nationalgetränk in Peru (und Chile), aus Traubenmost

Pisco Sour

Vokabeln

Cocktail aus Pisco, Limettensaft, Eiweiß und Angosturabitter

el choclo - Maiskolben la yuca - Maniok la papa - Kartoffel el camote - Süßkartoffel ¡buen provecho! - Guten Appetit! la gaseosa - Limonade el refresco - Erfrischungsgetränk la cerveza - Bier ¡Salud! - Prost! Zum Wohl! borracho/-a - betrunken

Chicha morada

Getränk aus violettem Mais, u.a. mit Zimt und Nelken gewürzt

Mate de Coca Tee aus Coca-Blättern (als Mittel gegen Höhenkrankheit eingesetzt)

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Der Donnerstag ist gerade vier Stunden alt. Der Portier unseres Hauses schlummert in Anorak und Mütze eingepackt hinter seinem Tresen. Die Taxifahrerin wartet schon. Im kultigen Bulli sammeln wir meine zwei Mitreisenden ein und brausen zum Flughafen. Schnell den impuesto bezahlen, dann heben wir ab. Kurz nach 7 Uhr. Landeanflug auf Cusco. In der Ankunftshalle strömen von allen Seiten Menschen herbei und wollen uns für Ausflüge, Hotels und Taxifahrten begeistern. Mit Überlandbus und Taxi gelangen wir zu den Ruinen von Pisac. Es ist sonnig, schon sehr warm an diesem Morgen. Am Eingang steht Miriam, sie wird uns durch die Anlage führen. Miriam ist klein, trägt einen blauen Stoffhut und eine Wolljacke mit Streifenmuster. Routiniert erzählt sie über den Tempelbezirk, Wohnanlagen, Tore und Mauern, die wir passieren. Obwohl die Ruinen teils gut erhalten sind, ist der Blick mit den Terrassen an den Berghängen hinunter in das Tal fast beeindruckender.

Die Oase Huacachina ist umgeben von einer Wüste. Von Ica aus fahren colectivo-Taxis etwa eine Viertelstunde zur Oase. Dabei wird meist versucht, Touristen einen ‚precio especial’ abzuknüpfen. Wie so oft in Peru vermittelt dir der Fahrer auch gerne sehr hartnäckig eine Agentur für die Wüstentouren, die eine Buggyfahrt und Sandboarden beinhalten. Verhandlungsgeschick solltest du daher wieder einmal mitgebringen. Doch auch wenn du etwas mehr bezahlen musst, ist es den Spaß auf jeden Fall wert. 20 |

Die Gegend wird „Valle Sagrado“, Heiliges Tal genannt. Bei einer Pause holt Miriam ein Andenkreuz aus ihrem Rucksack. Das Symbol der Inka ist zwischen den vier Balken jeweils dreifach abgestuft. Das weist auf die Dreiteilung der Welt in die der Götter, der Menschen und der Toten hin, steht la serpiente - Schlange aber auch für die drei la roca - Fels bedeutenden Tiere la lluvia - Regen el repelente der Inka: den Puma, - Mückenschutzmittel als Symbol für Stärke, den Kondor, als Zeichen für Gerechtigkeit, und die Schlange, die Wissen und Weisheit symbolisiert. Das Loch im Kreuz steht für den Nabel der Inka-Welt: Cusco. Nach ungefähr zwei Stunden fahren wir zurück ins Dorf. Wir stärken uns mit einem „menu turistico“, zu dem neben drei Gängen ein undefinierbares, viel zu süßes Getränk gehört. Am Abend nehmen wird den Zug Richtung Machu Picchu. Endstation ist Aguascalientes, der letzte Ort vor der berühmten Ruinenstadt.

la el el la

arena - Sand desierto - Wüste oasis - Oase puesta del sol - Sonnenuntergang

Sandboard

Buggy


el barco - Boot islas flotantes schwimmende Inseln el faro - Leuchtturm

Etwas eingepfercht sitze ich auf dem Dach der kleinen Fähre. Neben mir stehen ein altes Sofa und ein Sessel. In letzterem hat es sich ein älterer Herr gemütlich gemacht. Unten steigt ein Passagier nach dem anderen ein. Das Boot wird immer weiter beladen. Getränke, riesige Mehlsäcke, kein Quadratzentimeter der Fähre bleibt ungenutzt. Irgendwann legen wir ab, lassen Copacabana hinter uns. Die Sonne scheint, wegen des eisigen Windes ist es aber relativ kalt. Das dunkelblaue Wasser des Sees glitzert und in der Ferne sind die schneebedeckten Berge der Cordillera Real zu erkennen. Wir befinden uns auf einem der höchstgelegenen Gewässer der Erde, dem Titicaca-See.

Wüste soweit das Auge reicht. Außer Steinen, Schotter und Sand gibt es entlang der Panamericana südlich von Lima nicht viel zu sehen. Wir erreichen die kleine Stadt Nasca als es bereits dunkel ist. Im örtlichen Planetarium beginnt um 19 Uhr eine Vorführung. An die Kuppel des kleinen, runden Gebäudes werden die Nasca-Linien projiziert. Die Scharrbilder in der Wüste vor den Toren der Stadt sind über 2000 Jahre alt. Sie zeigen menschliche Figuren und Tiere. So sind etwa ein Kolibri, eine Spinne, ein Kondor, ein Hund und ein Affe in den Wüstenboden gekratzt. Die Bilder sind bis zu 20 Kilometer lang und wurden erst in den 1920er Jahren aus Flugzeugen heraus entdeckt. Was die Geschichte und

An der peruanisch-bolivianischen Grenze gelegen, liegt der größte See Südamerikas auf einer Höhe von fast 4000 Metern. Der ulkig anmutende Name ist auf zwei Begriffe aus dem Quechua zurückzuführen und bedeutet so viel wie „Pumafelsen“. Auf der Fähre sind wir die einzigen Ausländer. Da unser Bus aus La Paz auf der Herfahrt eine Panne hatte - wir mussten das Gefährt in ein nahegelegenes Dorf schieben, wo es notdürftig repariert wurde - verpassten wir das letzte Touristenboot an diesem Tag. Die cleveren Bolivianer erkannten unsere Situation: die Überfahrt ist uns teuer zu stehen gekommen. Nach zwei Stunden erreichen wir die Anlegestelle Yumani im südlichen Teil der Isla del Sol. Schenkt man der Mythologie der Inka Glauben, schickte Sonnengott Inti auf jener Insel den ersten und die erste Inka auf die Erde. Er hatte sich dafür zweifellos einen wunderbaren Flecken auf der Erde ausgesucht. Während die Insulaner noch mit dem Entladen des Bootes beschäftigt sind, machen wir uns auf den Weg ins Dorf Yumani. Es gibt hier keine Straßen, keine Autos, stattdessen holprige Wege und Esel. Ein paar hundert Menschen leben in hier in urigen Hütten. Der Trip auf die Insel gleicht einer Zeitreise. el avión / el aeroplano - Flugzeug el perro - Hund el mono - Affe la araña - Spinne la ballena - Wal

Entstehung der Linien betrifft, sind die Theorien genau so zahlreich wie unterschiedlich. Aufgrund ihrer Größe sind die Geoglyphen am besten aus der Vogelperspektive zu betrachten. Im Abstand von wenigen Minuten heben am Flugplatz von Nasca kleine Flugzeuge ab.

Figur „los manos“

Das Auswärtige Amt rät von Rundflügen über die Nasca-Linien ab. Es kommt immer wieder zu Flugzeugabstürzen mit Todesfällen!

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Nach acht Stunden kommen wir gegen sieben Uhr morgens in Huaraz an. Die Busfahrt war keine große Erholung, denn „semi cama“ ist alles andere als bequem. Dazu war der Bus voller Schnarchnasen. Mit dem Kleinbus der agencia, bei der wir unsere Trekkingtour schon vorher gebucht hatten, geht es hinauf in die Berge. Die Straße schlängelt sich in Serpentinen nach oben. Wir kom-

Unzählige Mototaxis fahren auf den Straßen. Auf einem Markt gibt es zahlreiche Früchte zu kaufen. Wäre nicht diese unheimlich klamme Hitze, könnte ich in irgendeiner größeren Stadt Perus sein. Doch ich bin in Iquitos. Die Stadt ist nur über den Wasser- oder Luftweg zu erreichen. Zwar liegt Iquitos am Amazonas, wer aber wirklich Regenwald erleben will, muss eine weitere Reise in Kauf nehmen. Mit dem Taxi geht es in etwa zwei Stunden nach Nauta und dann nochmals fast zwei Stunden mit einem Wassertaxi zur Comunidad Libertad, wo wir für einige Tage eine Lodge beziehen. Auf den Flüssen herrscht reger Betrieb, sie sind hier richtige Wasserstraßen, denn mit dem Auto kommt man nicht weiter. Als wir am Steg der Lodge anlegen, wäscht gerade eine Frau Kleidung im Fluss. Luxus wird uns wohl nicht erwarten. Einfache Holzbetten mit Moskitonetz in einem auf Stelzen gebautem Haus. Strom gibt es nur über einen Generator und das Wasser kommt direkt aus dem Fluss. Der Guía heißt uns in seinem Heimatdorf willkom22 |

men an einen türkis glänzenden See. „Laguna Chinancocha“, das ist Quechua und bedeutet See der Frau. In unmittelbarer Nähe befindet sich „Laguna Orconcocha“, der See des Mannes, der etwas größer ist, aber trüberes Wasser hat. Im Ort Vaquería beginnt die Trekkingtour. Wir bekommen ein Lunch-Paket und die Esel werden mit unserem Gepäck beladen. Am ersten Tag laufen wir rund 13 Kilometer. Erst abends können wir verschnaufen. Im Zelt gibt es Popcorn und Coca-Tee, eine Suppe und Nudeln. Die Nacht auf fast 4000 Meter Höhe ist dann doch ziemlich kalt. Am nächsten Morgen, es ist sieben Uhr, wecken uns sowohl die Sonne als auch unser Guide Marco. Nach dem Frühstück geht die Tour weiter. Die Luft ist hier sehr trocken, die Wege oft steinig und staubig. 4750 Meter Höhe. Ich bin am el burro - Esel Punta Unión angekommen. la carpa - Zelt de altura Die Aussicht ist unbeschreib- mal Höhenkrankheit lich, das Gefühl hier oben zu la pastilla - Tablette sein auch. Der Weg hinunter el saco de dormir Schlafsack vergeht schneller, auch an la mochila diesem Tag legen wir rund Rucksack 15 Kilometer zurück.

men. Er zeigt uns Pflanzen, mit denen allerhand Krankheiten behandelt werden können. Vom Boot aus entdecken wir rosa Flussdelfine, wir sehen riesige Taranteln in freier Wildbahn und eine Schildkröte. Im dicht bewachsenen Wald hangelt sich eine Gruppe Kapuzineraffen über uns durch die Baumgipfel. Zurück in Iquitos besuchen wir eine Schmetterlingsfarm. Die „Casa de las mariposas“ beherbergt nicht nur Schmetterlinge, sondern auch Papageien, Affen, einen Tiger und einen Ozelot sowie Alligatoren. la tarántula - Tarantel la serpiente - Schlange la araña - Spinne la mariposa - Schmetterling la tortuga - Schildkröte el mono capuchino Kapuzineraffe la piquadura de mosquito Mückenstich el repelente - Mücken-/ Insektenschutzmittel el abanico - Fächer

Selva


Einen ganzen Tag benötigt der legendäre Andenzug von Lima nach Huancayo, auf der ehemals höchsten Bahnstrecke der Welt. Entlang der gesamten Strecke rattert er gemächlich vor sich hin, an den offenen Türen kannst du Fotos machen. Der höchste Punkt auf der Fahrt, „La Galera“, liegt etwa 4780 Meter über dem Meeresspiegel. Es gibt Waggons in zwei Klassen, „turistico“ und „clasico“. Die Touristen-Klasse macht optisch einen besseren Eindruck als die „clasico“Waggons. Dafür sind die „clasico“-Tickets sehr viel günstiger und du triffst nicht nur Touristen.

Anke Clausen

Robert Köhler

Herausgeber: Akademisches Auslandsamt der Technischen Universität Ilmenau

Der Anden-Zug fährt zwei Mal im Monat, jedoch nicht von Dezember bis März

La Galera

el tren - Zug el ferrocarril - Eisenbahn el impermeable Regenjacke mal de altura Höhenkrankheit

„risani piruw - ich gehe nach Peru“ geht aus einem Medienprojekt hervor, das Anke Clausen und Robert Köhler im Rahmen ihres Studiums der Angewandten Medienwissenschaft an der TU Ilmenau realisiert haben. Aufbauend auf ein Auslandssemester an der Pontificia Universidad Católica del Perú im Jahr 2010 erarbeiteten sie ein cross-mediales Informationsangebot für Ilmenauer Studierende, in Form eines Weblogs und einer Zeitschrift. Hintergrund ist die Partnerschaftsbeziehung zwischen der TU Ilmenau und der Pontificia Universidad Católica del Perú. Für das Akademische Auslandsamt der TU Ilmenau wurde die Zeitschrift 2012 überarbeitet und dabei unter anderem um spezifische Informationen zu den Doppelmasterstudiengängen Maschinenbau, Mechatronik, Werkstoffwissenschaft sowie Technische Kybernetik & Systemtheorie erweitert.

Redaktion, Konzeption, Layout, Text, Fotos, Grafiken: Anke Clausen, Robert Köhler Veröffentlichung: 2012

Idee: Anke Clausen, Robert Köhler Kontakt über Akademisches Auslandsamt

Internet: www.tu-ilmenau.de/international www.risanipiruw.de | 23


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