Ch si magazine

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DIE Magazin für institutionelle Anleger

Unternehmen, die ihre Branche verändern

Impulsgeber – Mit Nachhaltigkeitsstrategien Branchen erneuern –

DER KERN DER SACHE INTERVIEW MIT ANNE WALRAVEN ESG-INTEGRATION EIN BESSERES MASS FÜR KREDITRISIKEN NACHHALTIGKEITSRANKING VON LÄNDERN DAS GESAMTBILD ERFASSEN In Zusammenarbeit mit

DREI REALE KUNDENPROJEKTE

WARUM PENSIONSKASSEN SUSTAINABILITY INVESTING ERNST NEHMEN SOLLTEN

INTERVIEW PROF. ROBERT ECCLES HOLCIM EIN VORREITER AUF DEM WEG ZUM NACHHALTIGEN BAUEN


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Wichtiger Hinweis Dieses Dokument wurde von der durch die Finanzmarktaufsicht der Niederlande in Amsterdam zugelassenen Robeco Institutional Asset Management B.V. (Handelsregisternr. 24123167) und der von der Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA in Bern zugelassenen RobecoSAM AG (Handelsregisternr. CH-020.3.025.346-2) herausgegeben. Am Beginn der Engagementarbeit von Robeco steht ein thematisches Research durch einen unabhängigen Berater, der sich auf Unternehmen eines bestimmten Sektors konzen­ triert. Die Engagementarbeit von Robeco und die Aktivitäten von RobecoSAM im Zusammen­hang mit dem CSA sind durch eine Informationssperre voneinander getrennt. Diese Informations­sperre gewährleistet, dass vertrauliche Informationen aus dem CSA nicht für die Engagement­arbeit von Robeco verwendet werden. Die auf diesen Seiten gelieferten Informationen stellen kein Angebot dar. Sie sollen nur zu Informationszwecken dienen. Für die Richtigkeit und Genauigkeit der gemachten Angaben wird keine Gewährleistung erteilt. Copyright © 2013 Robeco – alle Rechte vorbehalten.

Robeco Coolsingel 120 3011 AG Rotterdam Niederlande www.robeco.com/gamechanger RobecoSAM Josefstrasse 218 8005 Zürich Schweiz info@robecosam.com www.robecosam.com

1119-0813D

AP3


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Inhaltsverzeichnis Vorwort .............................................................................................................. 4 Die Entmystifizierung von Sustainability Investing (SI)

Einleitung zu den Impulsgebern ...................................... 5 Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen 6 RobecoSAM erklärt

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1875 Finance – ein Kundenprojekt .............................. 8 1875 Finance und RobecoSAM gehen eine Partnerschaft ein, um Pensionsfonds in der französischen Schweiz zu bedienen

AP3 – ein Kundenprojekt ........................................................... 9 Schwedens AP3 unternimmt weitere Schritte in Richtung SI

EAPF – ein Kundenprojekt ....................................................... 10 Pensionsfonds-Pionier wird Leuchtturm und Messlatte zugleich

Impulsgeber:.......................................................................................... 12 Holcim, Manila Water, DSM und Mead Johnson

Interview ...................................................................................................... 16

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mit Prof. Robert G. Eccles

Impulsgeber: ......................................................................................... 18 Fibria und Unilever

Interview ...................................................................................................... 20 mit Harry Smorenberg

Impulsgeber: ......................................................................................... 22 Cepheid und ASML

Interview ..................................................................................................... 24 mit Roger Urwin

Impulsgeber: .......................................................................................... 26

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Westpac und ABB

Bankenstudie ......................................................................................... 28 ESG-Integration: ein besseres Mass für Kreditrisiken

Nachhaltigkeitsranking von Ländern .................... 30 Interview ...................................................................................................... 32 mit Anne Walraven

Wie SI Mehrwert für Pensionskassen schafft . 34 Interview mit Edith Siermann

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| Vorwort

Die Entmystifizierung von Sustainability Investing

Roderick Munsters, CEO Robeco-Gruppe

Michael Baldinger, CEO RobecoSAM

| Roderick Munsters & Michael Baldinger

Eine Finanzanalyse ist unvollständig, wenn sie finanziell relevante ESG-Faktoren ignoriert. Denn Nachhaltigkeitsthemen können sich erheblich auf die Ertragskraft, Bewertung und risikobereinigte Anlagerendite auswirken.

Das ist kein ethischer Kreuzzug, denn unser marktorientierter Ansatz nutzt das Lebensblut des Kapitalismus – um bessere Ergebnisse für Investoren und andere Stakeholder zu erzielen.

Es ist deshalb im Interesse unserer Kunden, dass wir ESG-Faktoren bei unseren Anlageentscheidungen systematisch integrieren. Bei 100 Mrd. EUR des von der Robeco-Gruppe verwalteten Vermögens berücksichtigen wir ESG-Faktoren bereits auf unterschiedliche Weise. Damit sind wir einer der weltweit führenden Anbieter im Bereich Sustainability Investing (SI).

Häufig werden wir von Kunden gefragt: Was ist SI? Wie wir in diesem Magazin darlegen wollen, handelt es sich dabei um eine langfristige Anlagestrategie mit zahlreichen Definitionen und Ansätzen. Bis heute gibt es keine abschliessende Meinung, was SI ist. Unser Ziel ist es, SI zu entmystifizieren und institutionellen Investoren die vielen sophistizierten Lösungen zu zeigen, dank derer SI über alle Anlageklassen hinweg umgesetzt werden kann.

Wir sind überzeugt, dass die Berücksichtigung von ESG-Faktoren zu besser informierten Anlageentscheidungen führt. Zudem werden mit SI Anleger dabei unterstützt, ihre extrafinanziellen Zielsetzungen zu erreichen, wie z.B. Erfüllung treuhänderischer Pflichten, maximale sozioökonomische Wirkung, Minimierung von Reputationsrisiken und das Schaffen von Werten für breite Anspruchsgruppen. ESG-orientierte Ansätze können auch helfen, die Ziele von institutionellen Anlegern mit denen der Gesellschaft im Allgemeinen in Einklang zu bringen. Nachhaltiges Denken voranzutreiben ist unsere Mission. Wir nutzen dazu die Finanzmärkte als mächtigsten Übertragungsmechanismus.

Wir sind der Auffassung, dass in den nächsten Jahren drei Dinge passieren werden. 1. SI wird zum Mainstream. 2. Es wird keine weiteren Ausreden mehr dafür geben, SI nicht zu integrieren. 3. Die Frage, warum sich ein Kunde für SI entscheiden sollte, wird hinfällig. In unserem Magazin stellen wir zudem impulsgebende Firmen vor, die mit Nachhaltigkeitsstrategien ihre Branche erneuern, und geben bekannten Vertretern von SI eine Plattform. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Lesen!


| Impulsgeber

Einleitung zu den 10 Impulsgebern Die Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Zukunft ist zu grossen Teilen von Unter­ nehmen getrieben. Sie beschreiten innovative Wege, um die Produkte und Dienstleistungen von morgen herzustellen und anzubieten. Neue Impulse zu geben und die Spielregeln zu ändern, bedeutet im buchstäblichen Sinne auch eine

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| Einleitung

Veränderung der Produktionsmethoden und Dienstleistungssysteme, ein grosses Engagement in Forschung und Entwicklung sowie die Bereitschaft des Unternehmens, etwas bewegen zu wollen. Die folgenden 10 visionären Unternehmen haben mehrfach gezeigt, warum sie in dieser Hinsicht führend sind.

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1 Holcim Ein Vorreiter auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen. — Seite 12

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Manila Water

DSM

Mead Johnson

Sorgfalt bis zum letzten Tropfen. — Seite 13

Grüne Chemie als strategischer Geschäftstreiber. — Seite 14

An der Weltspitze mit Babymilchprodukten. — Seite 15

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Fibria

Unilever

Cepheid

Entwicklung des Geschäfts nachhaltiger Forstwirtschaft. — Seite 18

Nachhaltigkeit als elementarer Geschäftsbestandteil. — Seite 19

Die Grenzen in der molekularen Diagnose erweitern. — Seite 22

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ASML

Westpac

ABB

Richtungsweisend in der Lithographie. — Seite 23

Auf Nachhaltigkeit setzen. — Seite 26

Das Erobern von Neuland mit energieeffizienten Datenzentren. — Seite 27


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| RobecoSAM

| Corporate Sustainability Assessment

RobecoSAMs Corporate Sustainability Assessment Research-Grundlage für fundiertere Anlageentscheidungen

Identifizieren der Impulsgeber Der einzigartige Ansatz von RobecoSAM Das Corporate Sustainability Assessment (CSA) ist RobecoSAMs wichtigstes Instru­ ment auf der Suche nach den Gewinnern von morgen: Unternehmen, die Nachhaltig­keits­ themen frühzeitig antizipieren und sich damit Wettbewerbsvorteile verschaffen. Das 1999 erstmals durchgeführte CSA ist Grundlage für eine der weltweit grössten Datenbanken für unternehmerische Nachhaltigkeit und für die renommierten Dow Jones Sustainability Indices. Nachhaltigkeitsthemen haben zunehmend Einfluss auf das Wettbewerbsumfeld, in dem Unternehmen operieren. Firmen, die diesen Wandel und die sich daraus ergebenden Risiken und Chancen ignorieren, werden zurückfallen – während sich Unternehmen mit gut geführten Nachhaltigkeitsstrategien Wettbewerbsvorteile sichern und ihre Wertschöpfungsfähigkeit steigern werden. Aus der tiefen Überzeugung, dass die Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer Faktoren fundiertere Anlage­ entscheidungen ermöglicht, hat RobecoSAM mit dem CSA ein strukturiertes Verfahren zur Identifizierung der Unternehmen entwickelt, die am besten aufgestellt sind, um die mit globalen Nachhaltigkeitsthemen einhergehenden Chancen und Risiken zu erkennen.

Sektorspezifische Themen Im Rahmen des CSA beurteilt RobecoSAM regelmässig die Nachhaltigkeitsperformance von mehr als 2.500 Unternehmen weltweit. Die jährliche Beurteilung umfasst eine Umfrage, die durch ausführliche Unternehmensdokumentationen ergänzt wird. Zusätzlich zur gründlichen Analyse von Unternehmensinformationen werden Medienberichterstattung, StakeholderKommentare und andere öffentlich verfügbare Quellen untersucht. Das Verfahren wird jährlich durch eine unabhängige Stelle auditiert. Die CSA-Umfrage umfasst ca. 100 Fragen, die auf sektorspezifische Nachhaltigkeits­ themen abzielen und von finanzieller Relevanz sind. Die ökonomische Dimension deckt Aspekte wie gute Unternehmensführung, Risiko- und Krisenmanagement, Innovationen oder Kunden­beziehungen ab. Die ökologische Dimension behandelt Faktoren wie die Klimastrategie des Unternehmens, Produktverantwortung oder Umweltmanagement­­systeme. In der sozialen Dimension wiederum werden Unternehmen im Hinblick auf Themen wie Personalentwicklung, betriebliche Gesundheits- und Sicherheitsmassnahmen und Stakeholder-Dialog beurteilt.


| RobecoSAM

Anhand der Informationen, die über das CSA gewonnen werden, erhält jedes Unternehmen einen „Total Sustainability Score“, der es in ein Verhältnis zu den Mitbewerbern seiner Branche stellt. Die besten 10 % aller Firmen je Sektor werden in den Dow Jones Sustainability World Index, den globalen Gold-Standard für unternehmerische Nachhaltigkeit, aufgenommen. Immer einen Schritt voraus In das CSA fliessen die Einblicke von RobecoSAM in wesentliche ökonomische, ökologische und soziale Trends sowie Erkenntnisse über finanziell relevante, jedoch wenig untersuchte Nachhaltigkeitschancen und -risiken ein, die für den jeweiligen Sektor charakteristisch sind und den künftigen Geschäftserfolg der Unternehmen beeinflussen können. Jenseits der ESG-Kennzahlen behandeln zahl­ reiche Aspekte des CSA Nachhaltigkeitsthemen wie Innovation, Urbanisierung und

| Corporate Sustainability Assessment

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demographischen Wandel oder lenken die Aufmerksamkeit der Unternehmen auf potentielle Geschäftsrisiken, die sie möglicherweise übersehen haben. Dazu gehören Herausforderungen wie die Verfügbarkeit einer verlässlichen Wasserversorgung oder Risiken, die mit der Globalisierung und der zunehmenden Komplexität der internationalen Lieferketten von Unternehmen einhergehen. Die Beurteilung ist ein dynamisches und sich fortwährend entwickelndes Verfahren, das ununterbrochen verfeinert und aktualisiert wird. Ungefähr 10 - 20 % der Fragen werden in jedem Jahr angepasst, um neue Nachhaltigkeitsthemen und branchenspezifische Best Practices aufzu­ greifen, während die Aspekte, die von einer überwiegenden Zahl der Unternehmen adressiert wurden, nicht mehr auftauchen. Entsprechend hebt das CSA den Anspruch an nachhaltiges Handeln kontinuierlich an.

Mit dem CSA identifiziert RobecoSAM die möglichen Gewinner von morgen – die Unternehmen mit der grössten Dynamik in der jeweiligen Branche, Firmen mit überlegener Nachhaltigkeitsperformance oder disruptiven Geschäftsmodellen, die andere Branchenmitglieder unter Wettbewerbsdruck setzen. Das CSA bewertet, wie gut die Geschäftsmodelle der Unternehmen strategisch auf die wichtigsten Nachhaltigkeitstrends, die ihre Branche betreffen, ausgerichtet sind. Es unterstützt die Analysten dabei, die Unternehmen zu identifizieren, die der Zeit voraus sind. Die Antworten eines Unternehmens im CSA zeigen auf, wie das immaterielle Vermögen (wie Marken, Reputation, Kundenbindung und Innovationspotential) verwaltet wird und ob diese Quellen von Wettbewerbsstärke erhalten bleiben oder allmählich verfallen. Die Ergebnisse bereichern die traditionelle Fundamentalanalyse, indem sie den Fokus auf immaterielle oder externalisierte Werttreiber richten, die üblicherweise zu wenig untersucht werden. In dem das CSA Aspekte offenlegt, die häufig im toten Winkel der Investoren liegen und deshalb nicht vom Markt eingepreist wurden, liefert es einen umfassenderen Überblick über die Managementleistung eines Unternehmens – und damit einen wichtigen Informationsvorsprung.


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| Kundenprojekt

| 1875 Finance

Offices und – seit 1. Januar 2013 – Asset Management für institutionelle Investoren, letzteres unter der Leitung von Edouard Crestin-Billet. ESG-Integration ist ausschlaggebend Nach einer Periode intensiver Diskussionen beschloss 1875 Finance, ESG-Kriterien in sein gesamtes Investmentportfolio zu integrieren, einschliesslich globale Aktien-, Anleihen- und gemischte Portfolios. Im Juni

1875 Finance und RobecoSAM gehen in der französischen Schweiz eine Partnerschaft ein Im Juni 2013 unterzeichneten 1875 Finance und RobecoSAM eine Vereinbarung über eine exklusive, regional definierte Partnerschaft. 1875 Finance bietet seither im französischsprachigen Teil der Schweiz Auswahlverfahren für Aktien und Anleihen für Pensionskassen mit ESG-Integration (ESG: Environment, Social, Governance) an. Diese Kundenbeziehung begann Ende 2012, als 1875 Finance Gespräche mit RobecoSAM aufnahm, um ESG-konforme Investmentdienstleistungen anbieten zu können. 1875 Finance zeichnet sich durch sein innovatives Geschäftsmodell aus, das auf einer „offenen Architektur“ aufbaut, um eine Unabhängigkeit der Beratung zu gewährleisten. Auf Platz 21 im weltweiten Ranking der besten Family Offices von Bloomberg 2012 – und auf Platz 1 der Vermögen pro Familie – hat sich 1875 Finance zur ersten Adresse sowohl bei Multi-Family-Offices als auch im Private Banking entwickelt. 1875 Finance hat drei Geschäftsbereiche: Privatkunden, Multi-Family

à Über 1875 Finance Mit Wurzeln, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, ist 1875 Finance eines der bestetablierten unabhängigen Finanzinstitute in Genf. Das umfassende Angebot des Unternehmens reicht von Vermögensverwaltungsdienstleistungen über Rechts- und Steuerberatung bis hin zu Kundenreporting.

2013 unterzeichneten 1875 Finance und RobecoSAM eine Vereinbarung über eine regional definierte Partnerschaft, begrenzt auf den französischsprachigen Teil der Schweiz. Edouard Crestin-Billet und sein Team sind nun in der Lage, Pensionskassen Auswahlverfahren für Aktien und Anleihen unter Integration von ESG anzubieten. Seiner Meinung nach werden ESG-bezogene Investments an Bedeutung gewinnen: „Portfolios ohne ESG-Integration sind nicht länger optimal. ESG-Faktoren werden sich künftig auf die Entwicklung eines Unternehmens in Bezug auf Kundenstrategie, Preisgestaltung, Cashflow und Kapitalkosten auswirken. Asset Manager werden deshalb ESG-Kriterien integrieren müssen, um eine gute Unternehmensbewertung abgeben zu können.” Gemeinsames Investmentsystem 1875 Finance und RobecoSAM entwickelten ein gemeinsames ESG-Investmentsystem, um die Bedürfnisse institutioneller Kunden in unterschiedlichen Situationen zu erfüllen – „ein System, das künftig angepasst werden kann“. Edouard Crestin-Billet ist überzeugt, dass ein solches System bei der Verankerung von ESG-Investmentansätzen an erster Stelle stehen muss. „Wir haben uns dazu entschlossen, externe Expertise zu nutzen, während sich die Mehrzahl unserer Mitbewerber auf ihre eigene Inhouse-Expertise verlässt”, sagt er. Die Partnerschaft mit RobecoSAM beginnt zu gedeihen und 1875 Finance hat seine Expertise in nachhaltigen Investmentstrategien ausgebaut und sein SI-Profil geschärft. Mit ca. 130 Fachkräften in Zürich und Rotterdam

bietet RobecoSAM eine umfassende Palette von differenzierten, komplementären Lösungen für Sustainability Investing, darunter Indizes, aktiv gemanagte Anlagestrategien, Beteiligungen und Benchmarking-Dienstleistungen im Bereich der unternehmerischen Nachhaltigkeit. Langfristig oder kurzfristig In der Schweiz zeichnet sich gegenwärtig ein allmählicher Übergang auf ESG-Investments ab. Der Schweizer Bundesrat hat seine politischen Schwerpunktbereiche in seiner „Sustainable Development Strategy 20122015” dargelegt, berichtet Edouard CrestinBillet: „Pensionskassen haben erkannt, dass sie langfristig ESG-Kriterien implementieren müssen, um ihre Anlagerenditen sichern oder steigern zu können. Und sie sind nicht bereit, kurzfristig eine unterdurchschnittliche Performance zu akzeptieren.” Er erklärt, wie Pensionskassen den Balanceakt versuchen, eine langfristige und nachhaltige Performance mit dem kurzfristigen Fokus auf die Quartalsberichterstattung in Einklang zu bringen. „Performance ist entscheidend. Deshalb zeigen wir unseren institutionellen Kunden im französischsprachigen Teil der Schweiz, wie wir ESG-Faktoren integrieren und gleichzeitig die Marktrisiken kontrollieren”, sagt er. „Durch Overlays, die auf kundenspezifische Parameter zugeschnitten sind, können wir bei der Auswahl von Anleihen und Aktien erheblich längerfristig orientiert vorgehen.” Die Partnerschaft RobecoSAM wurde wegen seiner Reputation als Pionier im Bereich Sustainability Investing sowie wegen seines Zugangs zu ESG-Informa­ tionen ausgewählt. Ein weiterer Grund war die Expertise bei der Implementierung finanzieller und nicht-finanzieller Daten in die klassische Finanzanalyse und Unternehmensbewertung. „RobecoSAM ist einer der wenigen Asset Manager, die in der Lage sind, ESG-Faktoren bei allen Anlageklassen zu quantifizieren”, meint Edouard Crestin-Billet. Er und seine Kunden sprechen begeistert über das Potential von RobecoSAM. „In Diskussionen sprechen wir offen über unsere exklusive Partnerschaft mit RobecoSAM – und wir sind stolz darauf”, sagt er. Die Reise geht weiter, der Kurs steht fest und die Erwartungen sind hoch. Sein Geschäftsbereich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2018 ein Vermögen von CHF 3 - 5 Mrd. zu verwalten.

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.1875.ch


| Kundenprojekt

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| AP3

Anliegen. Daher halten wir die Integration von ESG-Faktoren für unerlässlich – nicht nur in unseren Investitionsentscheidungen, sondern in allen Bereichen unseres Unternehmens.“ Besser informierte Anlageentscheidungen AP3 ist überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen guter Unternehmensführung, unternehmerischer, sozialer und ökologischer Verantwortung und der Fähigkeit von Unternehmen, langfristige

Schwedens AP3 unternimmt weitere Schritte in Richtung nachhaltiges Investieren Die schwedische Pensionskasse AP3 ist einer von fünf sogenannten Pufferfonds des schwedischen Rentensystems. AP3 hat RobecoSAM als Partner ausgewählt, um die Möglichkeiten einer Integration von ESG-Strategien in das Investmentportfolio von AP3 zu bewerten. Ende Juni 2013 gab AP3 die Aufnahme einer neuen Beziehung zu Generation Investment Management und die Anlage von USD 50 Mio. in den neuen Global Credit Fund der Gruppe bekannt. Der Fonds ist bestrebt, Beziehungen zu Unternehmen aufzubauen, die sich mit den Herausforderungen und Chancen der Nachhaltigkeit befassen, einschliesslich des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Zuvor hatte AP3 bereits in „Green Bonds“ der Weltbank investiert. Anne-Charlotte Hormgard, Senior Manager Asset Management bei AP3, glaubt, dass die heutigen Stake­ holder – von den Verbrauchern bis zu den Aufsichtsbehörden – in zunehmendem Masse eine grundsätzliche Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten einfordern. Gründe für die Integration von ESG „Es gibt viele Gründe, um bei Investitions­ strategien, -prozessen und -entscheidungen ESG-Faktoren zu berücksichtigen”, sagt sie. „AP3 bekennt sich seit 2006 zu den Grundsätzen für verantwortungsbewusstes Investieren der Vereinten Nationen (United Nations Principles of Responsible Investment, UN PRI) und ist bestrebt, diese umzusetzen, wo immer dies relevant und möglich ist. Für uns ist die Nachhaltigkeit ein strategisches

AP3

Werte für ihre Aktionäre zu schaffen. „Einfach ausgedrückt glauben wir, dass gut geführte Unternehmen ein langfristig überlegenes Investment darstellen”, berichtet AnneCharlotte Hormgard. Dabei können ESGFaktoren Risiken genauso wie Chancen darstellen. „Zu einem Grossteil kann die ESG-Integration als Teil des Risikomanagements betrachtet werden, und zwar im Hinblick auf geschäftliche Risiken und Reputationsrisiken. Was die Chancen betrifft, sind wir überzeugt, dass gut geführte Unternehmen langfristig überlegene Renditen für ihre Aktionäre erwirtschaften, von denen AP3 als langfristiger Investor profitieren kann. Die ESG-Integration sorgt für eine verbesserte Analyse im Vorfeld der Anlageentscheidung – und damit für besser informierte Anlageentscheidungen.“ Integration von Nachhaltigkeit Inzwischen arbeitet AP3 an der Integration der Nachhaltigkeit in die eigenen Anlage­ prozesse. „Wo relevant und möglich, wollen wir ESG-Faktoren über alle Anlageklassen hinweg integrieren“, sagt Hormgard. „Es gibt nicht den einen Ansatz, es gibt verschiedene Ansätze für unterschiedliche Investments und unterschiedliche Managementstile. Unser Fonds verwendet sowohl passive als auch aktive Managementstile und setzt sowohl interne als auch externe Manager ein. Ressourcen, Expertise, Zeit und Kosten sind Faktoren, die sich auf den Integrationsprozess auswirken.” Bisher erreichter Nutzen Für den grössten bisher erreichten Nutzen hält Hormgard das wachsende interne

Bewusstsein über die Relevanz von Nachhaltig­ keitsthemen bei Anlageentscheiden und für die Gesellschaft. „Wir anerkennen als Investoren die Nachhaltigkeit als einen von mehreren finanziellen und nicht-finanziellen Risikofaktoren, der zu berücksichtigen ist“, sagt sie. „An erster Stelle muss das Verständnis der Nachhaltigkeit und ihrer Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg stehen. Erst dann können wir diese quantifizieren und qualifizieren.“ 'Sustainability Investing wird zum Mainstream' Gelegentlich werden die Effizienz und die positive Wirkung der Nachhaltigkeit in Frage gestellt. „Zugleich hat sich der Zugang zu SI-Informationen und -Ressourcen jedoch sehr stark verbessert”, sagt Hormgard. „Sustainability Investing ist ein Prozess – die Herausforderung besteht darin, diesen Prozess in Gang zu bringen und in einem akzeptablen Tempo am Laufen zu halten. Mit der Zeit wird sich Sustainability Investing im Mainstream etablieren, weil es von immer mehr Seiten eingefordert wird.”

„ Sustainability Investing ist ein Prozess – die Herausforderung besteht darin, diesen Prozess in Gang zu bringen und in einem akzeptablen Tempo am Laufen zu halten.“ Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.ap3.se

à Über AP3 AP3 hat ein Mandat des schwedischen Parlaments, den grösstmöglichen Nutzen für das schwedische Rentensystem zu generieren, indem es das Fondskapital so verwaltet, dass es solide Anlageerträge bei niedrigem Risiko abwirft. AP3 verwaltet ein diversifiziertes globales Portfolio aus börsennotierten Aktien, festverzinslichen Wertpapieren und alternativen Investments. Aktuell belaufen sich die Investitionen von AP3 in nachhaltige festverzinsliche Wertpapiere auf insgesamt SEK 2,1 Mrd. (USD 300 Mio.).


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| Kundenprojekt

| Environment Agency Active Pension Fund (EAPF)

Pensionskasse beschreitet neue Wege und setzt Massstäbe Lange bevor die Nachhaltigkeit in aller Munde war, wagte sich die Pensionskasse der Umweltagentur für England und Wales in ein bis dato unerschlossenes Territorium vor: Um seine Investmentperformance zu verbessern und die Kernphilosophie der Umweltagentur fest in ihrer Pensionskasse zu verankern, beauftragte der Environment Agency Active Pension Fund (EAPF) Robeco im Jahr 2005 mit einem einzigartigen Mandat für „nachhaltige Private-Equity-Anlagen”.

à Über EAPF Mit einem Anlagevermögen von GBP 2,1 Mrd. und 43.000 Mitgliedern gehört EAPF zu den 100 grössten Pensionskassen in Grossbritannien. Der aktive Fonds ist für alle Mitarbeiter offen, während der geschlossene Fonds Leistungen für die Mitglieder des ehemaligen „Water Authorities Super­ annua­tion Fund“ erbringt, bei denen es sich entweder um Pensionäre oder ehemalige Mitglieder aus der Privatisierung der Wasserindustrie 1989 handelt. Im Jahr 2006 unterzeichnete EAPF die Grundsätze für verantwortungsbewusstes Investieren der Vereinten Nationen (UN PRI) und erstellte als erste britische Pensionskasse einen „Responsible Investment Review“. Die neueste Ausgabe wurde 2012 veröffentlicht und im Rahmen der erstmaligen Responsible Investor Reporting Awards gewürdigt, wo sie in ihrer Kategorie (Fonds unter USD 25 Mrd.) für besondere Leistungen bei der Berichterstattung über verantwortungsbewusste Investments ausgezeichnet wurde.

Die staatliche Umweltaufsichtsbehörde für England und Wales befasst sich mit diversen umweltpolitischen Aufgaben von der Abfall­ wirtschaft bis zum Thames Barrier. Ziel ihrer als Local Government Pension Scheme (LGPS) aufgesetzten Pensionskasse ist es, „als Pensionskasse der öffentlichen Hand eine führende Rolle bei der Implementierung finanzwirtschaftlich solider und ökologisch verantwortungsbewusster Anlageformen zu übernehmen”. Vorbildfunktion 2004 initiierte der EAPF eine neue Anlage­stra­te­gie, die den Zusammenhang zwischen gutem ESG-Management und einer nachhaltig positiven Entwicklung des Unternehmenswertes berücksichtigt. Mit seinem aktiven ESG-Engagement wollte der Fonds zudem öffentliche Unterstützung für seine Geschäftstätigkeit gewinnen und zugleich eine Vorreiterrolle übernehmen. Zu der Zeit befand sich das Konzept des nachhaltigen Investierens für Private-Equity-Anlagen noch ganz am Anfang seiner Entwicklung. Noch im gleichen Jahr aber legte ein anderer Pionier der nachhaltigen Kapitalanlage – Robeco – den weltweit ersten nachhaltigen PrivateEquity-Dachfonds auf, den Robeco Sustainable Private Equity Fund. Der gemeinsam mit den Nachhaltigkeitsexperten der Rabobank entwickelte Dachfonds investierte sowohl in Cleantech-Fonds als auch in „normale“ Fonds mit einem aktiven ESG-Overlay. EAPF beauftragte Robeco mit der Lancierung eines nachhaltigen Private-Equity-Fonds – und initiierte damit vermutlich das weltweit erste grosse Private-Equity-Mandat mit strengen ESG-Vorgaben.

Strategie für verantwortungsbewusstes Unternehmertum Die in erster Linie anhand ihrer finanziellen Performance von Robeco ausgewählten Private-Equity-Fonds (PEF) wurden mit den nötigen Mitteln ausgestattet, um ihre Portfoliounternehmen dabei zu unterstützen, ESG-Risiken und -Chancen effektiv zu adressieren (Robecos sogenannte „Strategie für verantwortungsbewusstes Unternehmertum“). Dahinter steht die Überzeugung von Robeco, dass solide Führungs- und Aufsichtsstrukturen, Rechenschaftspflichten, Transparenz und ein effektiver Stakeholder-Dialog entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Wertentwicklung sowie das Risikoprofil privater Unternehmen haben. Hochwertiges Berichtswesen Robeco bestand darauf, dass die PEFs die Robeco-­Grundsätze für verantwortungs­ bewusste Private-Equity-Anlagen einschliesslich der ESG-Berichterstattung gegenüber Robeco und der Pensionskasse übernahmen. Robeco schloss rechtsverbindliche Verträge mit den ausgewählten PEFs ab, die diese zur Einhaltung der Grundsätze verpflichteten. Dadurch werden die Handlungen der PEFs jetzt regelmässig überwacht und ihre ESG-Leistungen jährlich bewertet. Die Fondsmanager erhalten ein persönliches Benchmarkprofil, das ihre langfristige ESG-Performance an der vergleichbarer Fonds bemisst. Jährliche Befragungen und Feedback-Gespräche haben sich als effektive Instrumente erwiesen, die Fonds bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer ESG-Strategien und der Integration operativer Nachhaltigkeitsvorgaben durch ihre Portfoliounternehmen zu unterstützen.


| Kundenprojekt

| Environment Agency Active Pension Fund (EAPF)

„ EAPF ist zum Wegbereiter und Massstab zugleich geworden.“

Wegbereiter und Massstab EAPF ist zum Wegbereiter und Massstab zugleich geworden. Immer mehr Manager von Private-Equity-Fonds nehmen die ESG-Analyse in ihre Investmentprozesse auf, berichten über ihre ESG-Aktivitäten und unterstützen die SI-Initiativen unterschiedlicher Investoren und Branchenverbände. Als Marktführer im Bereich „Responsible Private Equity“ hat EAPF die Aufmerksamkeit von Analysten, Investoren und Wettbewerbern gleichermassen auf sich gezogen. Seit 2009 hat die Pensionskasse eine Rendite von 16,1 % erzielt und damit die meisten anderen kommunalen Pensionskassen übertroffen. Und EAPF will das Gewicht der nachhaltigen Investments weiter ausbauen: Bis 2015 will die Pensionskasse ein Viertel ihres Anlagevermögens in nachhaltige Vermögenswerte investieren.

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.eapf.org.uk European Venture Capital Association: www.evca.eu

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| Impulsgeber

| Holcim — Ein Vorreiter auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen

Holcim Ein Vorreiter auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen

à Über Holcim Holcim ist einer der weltweit führenden Anbieter von Zement und Zuschlagstoffen (Schotter, Kies und Sand) einschliesslich weiterer Geschäftsaktivitäten wie Transportbeton oder Asphaltserviceleistungen. Der Konzern hält Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen in mehr als 70 Ländern auf allen Kontinenten und beschäftigt 80.000 Mitarbeiter. Der Umsatz von Holcim belief sich 2012 auf CHF 21 Mrd.

Das Bauwesen hat seit jeher einen wichtigen Anteil an der gesellschaftlichen Entwicklung. Für den Bau der Zukunft gilt vor allem eines: Er muss nachhaltig sein. Das Schweizer Unternehmen Holcim ist ein Vorreiter auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen. Neues Handwerkszeug Nachhaltiges Bauen ist mit gewaltigen Herausforderungen verbunden. Die Herstellung von Zement – einem der wichtigsten Baustoffe – ist extrem ressourcen- und energieintensiv. Da Gebäude zudem für fast 35 % des globalen Energieverbrauchs verantwortlich sind, wurden neue Vorschriften erlassen, die Standards für nachhaltigeres Bauen und umweltschonende Baumaterialien festlegen. Um den ökologischen Fussabdruck der Zementherstellung zu verbessern, müssen vor allem die Energieeffizienz erhöht und die CO2-Emissionen gesenkt werden. Holcim erwirtschaftet aktuell 77 % seiner Umsatzerlöse mit innovativen Zementqualitäten, deren Klimabilanz durch den Einsatz recycelter Rohstoffe optimiert wird. Als Dienstleister hat Holcim in den USA zudem ein innovatives Tool für die Nachhaltigkeitszertifizierung eingeführt: CalQ bietet Kunden ein nutzerfreundliches Instrument, um ihre Gebäude nach dem LEED-Standard, dem führenden Massstab für nachhaltiges Bauen, zertifizieren zu lassen. Bei dem von Holcim entwickelten Product Carbon Footprinting (PCF) wird unter der unabhängigen Aufsicht des anerkannten British Carbon Trust die in einer Tonne Zement enthaltene Menge CO2 ermittelt.

Mit diesem Tool können Endkunden fundier­ tere Einkaufsentscheidungen auf Basis unabhängiger Kriterien treffen. Auf Nachhaltigkeit bauen Die Innovationsorientierung und Vordenker­ schaft des Unternehmens drückt sich auch in der 2003 gegründeten Holcim Foundation for Sustainable Construction aus. Die Stiftung fördert die Entwicklung nachhaltiger Bauweisen mit unterschiedlichen Initiativen wie den Holcim Foren, eine wissenschaftliche Vortragsreihe, und den Holcim Awards, einem mit USD 2 Mio. dotierten Wettbewerb für nachhaltiges Bauen unter dem Leitgedanken „null fossile Energie, null Emissionen und null Abfall“. Schneller als der Markt Durch die Senkung des Rohstoffverbrauchs bei der Zementherstellung und die Abfallminimierung will Holcim die Entwicklung zu einem nachhaltigeren Bauwesen massgeblich vorantreiben. Dank steter Entwicklung innovativer Produkte wächst Holcim schneller als der Markt und kann zusätzlich die eigenen Fixkosten kontrollieren sowie die Investitionsrendite verbessern – eine entscheidende Kennzahl für den anlagenintensiven Baustoffsektor. Damit ändert Holcim nicht nur die Regeln des Spiels, sondern baut auch den Platz, auf dem gespielt wird. » Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.holcim.com Holcim Foundation: www.holcimfoundation.org The Carbon Trust: www.carbontrust.com

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? Holcim ist eines der ersten Bauunter­ nehmen, die sich nachhaltigen Geschäfts­ praktiken verschrieben haben. à Welchen Mehrwert bietet Nach­haltigkeit? Externe Tools für den Bestellprozess schaffen Mehrwert für den Kunden. à Worin besteht das Zukunftspotential? Bei künftigen Bauprojekten wird die Berücksichtigung von Nachhaltigkeits­ aspekten eine Voraussetzung für die Erteilung der Baugenehmigung sein. à Warum ist es für Anleger relevant? Das Management der Emissionen und des Ressourceneinsatzes hilft, Kosten und Margen zu kontrollieren.

à Auszeichnungen Holcim ist für sein fortgesetztes Engagement für eine nachhaltige Entwicklung wiederholt auf lokaler und globaler Ebene ausgezeichnet worden. Unter anderem ist das Unternehmen seit 11 Jahren durchgängig im Dow Jones Sustainability World Index vertreten.


| Impulsgeber

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| Manila Water — Sorgfalt bis zum letzten Tropfen

Manila Water Sorgfalt bis zum letzten Tropfen

à Über Manila Water Manila Water Company, Inc. ist eine Tochter­ gesellschaft der Ayala Corporation. Gemeinsam mit seinen Tochterunternehmen versorgt Manila Water mehr als 9 Millionen Menschen in 23 Städten und Kommunen im Grossraum Manila mit sauberem Wasser und Sanitärleistungen. Das Unternehmen wurde 1997 gegründet und hat seinen Sitz in Quezon City, Philippinen.

Manila Water übernahm 1997 die Verant­ wortung für die verlässliche Versorgung des Ostteils der philippinischen Hauptstadt mit sauberem Wasser. Inzwischen versorgt das Unternehmen mehr als 9 Millionen Menschen, von denen 1,7 Millionen in einkommensschwachen Haushalten leben. Mit dem Strom gehen Wie wertvoll Wasser ist, wird erst dann deut­ lich, wenn es fehlt. Das wissen die Menschen in den armen Bezirken der globalen Metropolen nur zu gut. 2011 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den Zugang zu Wasser und sanitärer Versorgung in die Liste der Menschenrechte aufgenommen, die von allen Staaten geschützt werden müssen. Doch im Wassergeschäft versickern grosse Mengen der kostbaren Ressource. Als Manila Water vor 15 Jahren gegründet wurde, lag der Wasserverlust durch undichte Leitungen, Diebstahl oder Probleme mit Zählern bei schwindelerregenden 67 %. Durch die Modernisierung der Infra­ struktur konnten die Verluste auf 12 % gesenkt werden. Damit trägt Manila Water nicht nur zum Schutz einer wertvollen Ressource bei, sondern verbessert auch das eigene Ergebnis. Jeder Tropfen zählt Heute steht Manila Water genauso gut da wie europäische Vergleichsunternehmen – dank erheblicher Investitionen in Infra­ struk­tur, Leckprüfungen und Überwachung, welche die Versorgungsverluste dramatisch reduziert haben. Schon sehr früh erfüllte das Unternehmen die ISO-­Normen sowie die Standards für Prozessqualität und die GRI-Leitlinien für die

Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Preisund Versorgungsmodelle wurden überarbeitet, die Gebühren gesenkt und ein flexibles Zahlungssystem für einkommensschwache Kunden eingeführt. Für Manila Water stehen die Nachhaltigkeit und das Engagement weiter im Mittelpunkt. Dabei wirtschaftet das Unternehmen sehr erfolgreich und hat sich eine Betriebslizenz bis mindestens 2037 gesichert. Ein grösserer Teich An der Börse ist Manila Water inzwischen USD 2 Mrd. wert. Auf der Grundlage seines überzeugenden Leistungsausweises hat sich der Versorger weitere Konzessionen sichern können und ist schneller gewachsen als seine Wettbewerber. Das Unternehmen hat seinen verdient guten Ruf genutzt, um sein Wasserversorgungs- und Wasser­au­f­ bereitungsgeschäft auf Bezirke ausserhalb von Ost-Manila auszuweiten und sich die Aussicht auf weitere Aufträge zu sichern. Und es geht noch weiter: Mit dem Erwerb von Mehrheitsund Minderheitsbeteiligungen an verwandten Wasserunternehmen in Vietnam positioniert sich Manila Water jetzt auch als regionaler Player. »

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.manilawater.com UN Protect, Respect and Remedy Framework: www.unglobalcompact.org

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? Manila Water setzt sich mit gleicher Leidenschaft für seine Kunden und andere Stakeholder ein. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Eine verbesserte Wasserinfrastruktur spart nicht nur Wasser, sondern macht sich auch direkt in den Unternehmensgewinnen bemerkbar. à Worin besteht das Zukunftspotential? Mit der fortschreitenden Verknappung des Trinkwassers gewinnt die Versorgungs­ effizienz an Bedeutung. à Warum ist es für Anleger relevant? Die viel beachtete Erfolgsgeschichte des Unternehmens eröffnet neue Expansions­ potentiale.

à Auszeichnungen Manila Water wurde 2011 als erstes philip­pi­ nisches Unternehmen mit dem Asian Human Capital Award des Arbeitsministeriums in Singapur ausgezeichnet. Gewürdigt wurde das herausragende Personalmanagement bei der Transformation eines ums Über­ leben kämpfenden Versorgers in einen der weltweit führenden Wasser- und Abwasser­ dienstleister. Jüngeren Datums ist die Auszeichnung als „Conference Vote Winner” in der Kategorie „Inclusive Business” bei den Sustainable Finance Awards 2013 der Financial Times/International Finance Corporation.


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| DSM — Grüne Chemie als strategischer Geschäftstreiber

DSM Grüne Chemie als strategischer Geschäftstreiber à Über DSM Royal DSM ist ein globales wissensbasiertes Unternehmen, das in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Materialien tätig ist. DSM beschäf­ tigt 23.500 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von knapp EUR 9 Mrd. Das Unternehmen ist an der NYSE Euronext notiert. Nach einer Phase der intensiven Portfoliotransformation will sich das Unternehmen mit seiner im September 2010 vorgestellten Strategie „DSM in Bewegung: für konzentriertes Wachstum“ künftig voll auf die Maximierung des nachhaltigen und profitablen Wachstums konzentrieren.

Für DSM, ein weltweit tätiges Life-ScienceUnternehmen aus den Niederlanden, ist „grüne“ Chemie viel mehr als ein Credo: nämlich ein echter strategischer Werttreiber. Umweltfreundliche Chemie „Grüne“ Chemie gründet auf einer Reihe von Prinzipien, die vom Einsatz weniger umweltgefährdender Stoffe bis zur Minimierung der Abfälle und des Energieverbrauchs reichen. Sie fördert die Verwendung erneuer­ barer Reagenzien, die nicht auf fossilen Brennstoffen basieren, und die Entwicklung biologisch abbaubarer Produkte mit einem nachhaltigeren Lebenszyklus. Im Bemühen um eine nachhaltigere Ausrichtung engagieren sich viele Chemieunternehmen bereits in verschiedenen Bereichen der grünen Chemie – zum Beispiel mit Produkten, welche die CO2Emissionen über den gesamten Lebenszyklus reduzieren. Ein strategischer Geschäftsansatz Grüne Chemie ist mehr als ein Bündel von Grundsätzen. Sie wertet das Innovationsprofil des Unternehmens und dessen Praktiken in der Produktverantwortung auf. Ein grosser Anteil der Produkte in der Entwicklungspipeline und fast die Hälfte des aktuellen Produkt­ portfolios von DSM sind mit dem ECO+ Standard zertifiziert. Damit weisen diese Produkte ohne Einbussen bei der Leistung eine im Vergleich zu Konkurrenzprodukten überlegene Ökobilanz auf. Das belegt das Engagement des Unternehmens für eine Minderung der Produkttoxizität und die Unterstützung der Kunden bei der Optimierung ihres CO2-Fussabdrucks.

Ausserdem arbeitet DSM mit Hochdruck an der Entwicklung innovativer Lösungen, um traditionelle Produktionsverfahren auf Erdölbasis zu ersetzen. Dabei setzt DSM auf die Herstellung chemischer Zwischenstoffe durch die Fermentierung erneuerbarer Ausgangsstoffe. Die auf diese revolutionäre Weise produzierten chemischen Stoffe kommen in den DSM-Geschäftsbereichen Materials und Life Science zum Einsatz. Durch integrierte operative Prozesse kann das Unternehmen dabei seine Kosten effektiver steuern. Ein echter „Game Changer“ Durch das Bekenntnis zur grünen Chemie stärkt DSM nicht nur die eigene gesellschaftliche Akzeptanz und das Vertrauen von Kunden und Mitarbeitern. Die Nutzung der grünen Chemie als strategischen Werttreiber verändert das Wettbewerbsumfeld, eröffnet neue Geschäftschancen für DSM und ermöglicht eine effektivere Kostensteuerung in einer Branche, die unter einem ständig wachsenden Regulierungsdruck steht. Mit Hilfe der grünen Chemie kann DSM eine höhere Investitionsrendite als seine Wettbewerber erwirtschaften und so den eigenen Unternehmenswert langfristig steigern und profitables Wachstum generieren. »

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? Die grüne Chemie ist ein strategischer Werttreiber und nicht nur ein Bündel von Grundsätzen. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Durch die Minderung der schädlichen Nebenwirkungen von Chemikalien lassen sich auch die Kosten senken. à Worin besteht das Zukunftspotential? Aufsichtsbehörden und die Gesellschaft fordern zunehmend nachhaltige Ansätze. à Warum ist es für Anleger relevant? Die Nachfrage nach umweltverträglichen Chemikalien wird schneller wachsen als der Branchendurchschnitt und nicht Gegenstand strenger Regulierung werden.

à Auszeichnungen

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.dsm.com

DSM gehört zur Spitzengruppe der Chemie­ unternehmen im Dow Jones Sustainability World Index. Das Unternehmen ist seit 2003 bereits sieben Mal zum ‘Industry Leader’ im Chemiesektor ernannt worden.


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| Mead Johnson — An der Weltspitze mit Babymilchprodukten

Mead Johnson An der Weltspitze mit Babymilchprodukten

à Über Mead Johnson Mead Johnson ist ein führender globaler Anbieter von Säuglingsnahrung, der in mehr als 50 Ländern mehr als 70 Produkte anbietet. Im Jahr 2012 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von USD 3,9 Mrd, wovon USD 2,7 Mrd. in Asien/ Lateinamerika und die übrigen USD 1,2 Mrd. in den USA/Europa erwirtschaftet wurden.

Seit mehr als einem Jahrhundert ist Mead Johnson führend in der Entwicklung sicherer, hochwertiger und innovativer Säuglingsnahrung. Flaggschiff im Unter­ nehmens­portfolio ist die Enfamil-Produkt­ familie. Auftrieb aus den Schwellenmärkten Mead Johnson erzielt mehr als 70 % seines Umsatzes in den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas. Im Jahr 2008 hat der Melamin-Skandal um verseuchte Milchprodukte in China der Weltöffentlichkeit die Bedeutung einer sicheren Säuglingsernährung dramatisch vor Augen geführt. In der Folge wechselten viele chinesische Verbraucher zu ausländischen Herstellern und Premiummarken. Schätzungen zufolge wird der chinesische Babynahrungsmarkt bis 2015 ein jährliches Wachstum im niedrigen zweistelligen Bereich verzeichnen und damit den grössten Anteil zum Wachstum des Weltmarktes für Säuglingsnahrung beisteuern. Als Premiumanbieter mit einem Marktanteil von ca. 14 % in China und Hongkong ist Mead Johnson in diesem grossen Wachstumsmarkt sehr gut aufgestellt. Ausserdem verfügt das Unternehmen über eine starke Präsenz in Lateinamerika, wo es den Umsatz bis 2015 auf USD 1 Mrd. steigern will. Umweltleistung Das ESG-Engagement von Mead Johnson geht über die Entwicklung sicherer und gesunder Produkte hinaus und erstreckt sich auch auf umweltfreundliche Verpackungen. Durch die wieder verwendbaren Behälter und das Nachfüllsystem für Enfamil in den USA lässt

sich der CO2-Fussabdruck der entsprechenden Verpackungen erheblich senken – weil bis zu 35 % des Verpackungsmaterials, 60 % des Energieverbrauchs und 50 % der Treibhausgasemissionen eingespart werden können. Mead Johnson verfolgt das langfristige Ziel, die eigenen Deponieabfälle auf null zu reduzieren. Investitionen in F&E Mead Johnson investiert seit langem umfang­ reich in die Forschung und Entwicklung (F&E) neuer Säuglingsnahrung – ein strategischer Ansatz, der dem Unternehmen einen angesehenen „Health Claim“ der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit eingebracht hat. Ganz in der Tradition der Vision seines Gründers, Edward Mead Johnson, hat das Unternehmen zudem das Mead Johnson Pediatric Nutrition Institute (MJPNI) ins Leben gerufen. MJPNI engagiert sich gemeinsam mit Forschungsinstituten aus aller Welt in der Grundlagenforschung und klinischen Studien zur Säuglings- und Kleinkindernährung. »

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? Mead Johnson ist ein wichtiger Innovator im Bereich der Säuglingsnahrung. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Produkte mit mehr Sicherheit und einem höheren Nährwert bieten gute Wachstumschancen. à Worin besteht das Zukunftspotential? Durch das Bevölkerungswachstum wächst auch die Zahl der Kinder, die ernährt werden müssen. à Warum ist es für Anleger relevant? Das Unternehmen ist sehr gut aufgestellt, um Marktanteile zu gewinnen – vor allem in den Schwellenländern.

à Auszeichnungen

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.meadjohnson.com Mead Johnson Pediatric Nutrition Institute: http:// www.meadjohnson.com/ResearchandInnovation/ Pages/Pediatric-Nutrition-Institute.aspx

Das Unternehmen investiert seit langem umfangreich in die Forschung und Entwicklung neuer Säuglingsnahrung – ein strategischer Ansatz, der dem Unternehmen einen angesehenen „Health Claim“ der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit eingebracht hat. Mead Johnson ist aktuell im Portfolio des RobecoSAM Sustainable Healthy Living Fund enthalten.


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| Interview

| Robert G. Eccles

Interview mit Prof. Robert G. Eccles

Forschungsarbeiten von Prof. Robert G. Eccles von der Harvard Business School zeigen, dass besonders nachhaltig wirtschaftende Unternehmen langfristig deutlich bessere finanzielle Ergebnisse und auch höhere Renditen für ihre Anleger erzielen als ihre Mit­ bewerber. Hier erklärt Prof. Eccles, warum und wie Nachhaltigkeit zu besser informierten Anlageentscheidungen beiträgt, welche Herausforderungen dabei zu bewältigen sind und wie die Zukunft von Sustainability Investing (SI) aussehen könnte.

Warum und wie entwickeln sich nachhaltige Unternehmen besser als andere? Die Antworten darauf lassen sich im Risikound Chancenmanagement der Unternehmen finden. Nachhaltig wirtschaftende Unter­ nehmen werden seltener durch negative Geschehnisse oder veränderte gesellschaftliche Erwartungen „überrumpelt”. Zugleich sind sie besser darin, Chancen zu erkennen, die sich aus Nachhaltigkeitstrends ergeben. Aus Anlegersicht besteht die Schwierigkeit darin, die richtigen Unternehmen zu erkennen. Deutlicher erkennbar ist das überdurchschnittliche Abschneiden bei sehr rohstoff- und personalintensiven Unternehmen sowie bei B2C-Unternehmen, für die starke Marken eine wichtige Rolle spielen. Was sind die wichtigsten Differenzierungs­ faktoren der nachhaltigsten Unternehmen? Zum Beispiel eine grössere Bandbreite an nicht-finanziellen und finanziellen Kennzahlen, die intern ermittelt werden, und ein höheres Mass an Transparenz, was beispielsweise auch ein integriertes Berichtswesen bein­­haltet. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen sind in der Regel eher länger­ fristig orientiert, und es gelingt ihnen viel besser, die Interessen ihrer verschiedenen Anspruchsgruppen zu berücksichtigen. Bei diesen Unternehmen ist die Nachhaltigkeit

eher eine Vorstandsangelegenheit. Häufig sind die Vergütungsanreize der Spitzenmanager dieser Unternehmen zudem an langfristige, nicht-finanzielle Massstäbe geknüpft. Die massgeblichen ESG-Faktoren sind von Sektor zu Sektor unterschiedlich. Für den geschäftlichen Erfolg der Banken zum Beispiel sind die CO2-Emissionen kaum von Bedeutung – hier steht dagegen das Risikomanagement im Vordergrund. Welcher Aspekt ist wichtiger – die Risikovermeidung oder die Nutzung von Chancen? Die Risikovermeidung ist vermutlich etwas einfacher. Dadurch wird nicht unbedingt Mehrwert geschaffen, aber sie hilft Unternehmen, Wertverluste zu vermeiden. Grösseres Wertpotential für Anleger bietet meiner Meinung nach die Nutzung von Chancen. Dies erfordert aber auch längerfristige Anstrengungen mit entsprechend längeren Amortisationszeiten. Heisst das, dass SI definitionsgemäss nur für langfristig orientierte Anleger relevant ist? Ich denke schon. Und das ist eine der grössten Herausforderungen: Für die Unternehmen ist es schwierig, langfristige Ansätze zu verfolgen, wenn sie von den Anlegern kurzfristig unter Druck gesetzt werden.


| Interview

Sind viele Anleger also immer noch zu sehr auf kurzfristige Renditen fokussiert? Im Allgemeinen ja. Natürlich gibt es Aus­ nahmen. Einige grosse institutionelle Anleger wie CalPERS oder einige skandina­vische Pensionskassen bemühen sich sehr intensiv darum, quer durch alle Anlageklassen ESGKriterien zu berücksichtigen. Eigentlich sollte das bei allen Unterzeichnern der UN PRI der Fall sein. Viele Unternehmenslenker, mit denen wir gesprochen haben, sagten uns, dass die Nachhaltigkeit in ihren Telefongesprächen mit Analysten und Anlegern überhaupt kein Thema ist. Inwieweit sind die Anleger heute in der Lage, hinter die Kulissen von Jahresabschlüssen zu blicken und eine kluge Auswahl zu treffen? Nicht besonders. Meiner Meinung nach haben wir ein grosses Infrastrukturproblem dergestalt, dass es kaum vergleichbare Daten gibt. Dieser Mangel an Daten resultiert daraus, dass Unter­nehmen nicht verpflichtet sind, nicht-finanzielle Faktoren in ihre Berichter­­stattung einzubeziehen, und, dass es keine Standards gibt. Man muss sich vor Augen halten, dass es die Kapitalmärkte in ihrer heutigen Form ohne die Rechnungslegungsgrundsätze und Berichtspflichten, die in den USA erst mit Gründung der SEC in den Jahren ­1933/­34 eingeführt wurden, gar nicht gäbe. Bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlichten einige Unternehmen ihre Umsatzerlöse, andere hingegen nicht. Jede Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hatte ihre eigenen Rechnungslegungsund Prüfungsgrundsätze. Ungefähr an diesem Punkt stehen wir heute in Sachen Nachhaltigkeitsberichterstattung.

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| Robert G. Eccles

nach Anlageklassen und Sektoren festgelegt haben. Wenn wir also Standards für die einzelnen Sektoren haben, reicht das meiner Meinung nach aus. Was sind die grössten Barrieren, die verhindern, dass SI zum Mainstream wird? Es gibt zwei Hindernisse: Der Zeitrahmen für die Renditebetrachtung ist zu kurz, und es fehlt an Infrastruktur (Kennzahlen, Standards, Berichtspflichten usw.) und Kompetenzen. Finanzanalysten und Portfoliomanager sind nicht in der Beurteilung von Nachhaltigkeits­ faktoren geschult. Viele von ihnen halten diese Faktoren immer noch nicht für relevant.

zumindest fördern werden. Auf der anderen Seite wird es meiner Ansicht nach eine zweite Kategorie von Anlegern geben, die an ihrer kurzfristigen Orientierung festhalten werden, und dazu werden viele Hedgefonds und Publikumsfonds gehören. Die grosse Unbekannte sind die Staatsfonds. Diese halten sich bisher noch weitgehend im Hintergrund, bewegen aber riesige Vermögen und betrachten die Dinge sehr langfristig. Wenn sich diese Fonds dem SI-Lager anschliessen, könnte das wirklich bedeutend sein. Dies lässt sich aber schwer vorhersagen. Die Staatsfonds sind die unbekannte Variable in diesem Szenario.

Meinen Sie, dass sich hier etwas ändert? Beobachten Sie einen Perspektivwechsel in der neuen Generation der Analysten, die jetzt ausgebildet werden? Nein. Freilich gibt es Ausnahmen, aber die grossen Wirtschaftsuniversitäten tun in diesem Bereich nach wie vor so gut wie nichts. Meiner Meinung nach bestehen bessere Chancen, die im Asset Management erforderlichen Fähigkeiten durch Einrichtungen wie das CFA Institute aufzubauen. Derzeit liegt der Schwerpunkt bei SI eindeutig auf Aktien. Können und sollten Nachhaltigkeitsanalysen in gleicher Weise auf alle Anlageklassen angewandt werden? Ja, und bedeutende institutionelle Anleger wie zum Beispiel grosse nationale Pensionskassen versuchen genau das. Fonds, die SI ernst nehmen, beschränken sich damit nicht nur auf Aktien.

„ Die grosse Unbekannte sind die Staatsfonds... Sie halten sich bisher noch weitgehend im Hintergrund, bewegen aber riesige Vermögen und betrachten die Dinge sehr langfristig.“

Inwieweit lassen sich Nachhaltigkeitsdaten angesichts der vielen branchenspezifischen Faktoren überhaupt standardisieren? Ich glaube nicht, dass eine Standardisierung quer durch alle Branchen möglich ist. Und in gewisser Weise spielt das auch keine Rolle. Anleger wählen einzelne Unternehmen erst dann aus, wenn sie ihre Vermögensaufteilung

Wie werden Nachhaltigkeitsanalysen und Sustainability Investing in zehn Jahren aussehen? Ich glaube, es wird zwei Kategorien von insti­­tu­tio­nel­len Anlegern geben. Einer­ seits erwarte ich, dass langfristig orientierte Marktteilnehmer wie die grossen Pensionskassen immer ver­sier­ter werden und dass es neue Regulierungsvorschriften geben wird, die eine umfassendere Offenlegung von Nachhaltigkeitskennzahlen verlangen oder

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Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen werden seltener durch negative Geschehnisse oder veränderte gesellschaftliche Erwartungen „überrumpelt”.

Zu den grössten Herausforderungen gehört der kurzfristige Druck, den Anleger ohne langfristige Perspektive auf die Unternehmen ausüben.

Analysten und Portfoliomanager sind nicht in der Beurteilung von Nachhaltigkeitsfaktoren geschult ... Viele von ihnen halten diese immer noch nicht für relevant.


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| Impulsgeber

| Fibria — Entwicklung des Geschäfts nachhaltiger Forstwirtschaft

Fibria Entwicklung des Geschäfts nachhaltiger Forstwirtschaft

à Über Fibria Fibria Celulose SA betreibt drei Industriekomplexe mit einer Jahresproduktionskapazität von 5,3 Millionen Tonnen Zellstoff in Brasilien. Mit Eukalyptusplantagen in sechs brasilianischen Bundesstaaten verfügt Fibria über eine Waldfläche von ca. 1 Million Hektar, von denen 343.000 Hektar permanente Naturschutzgebiete sind. Fibria wurde im September 1999 gegründet und hat seinen Hauptsitz in São Paulo, Brasilien.

Fibria ist einer der weltweit grössten Zellstoffhersteller und verwaltet ca. 1 Million Hektar Wald, von denen ein Drittel dem Umweltschutz gewidmet ist. Die Wurzeln der Nachhaltigkeit Wälder sind eine wichtige und erneuerbare Ressource für die Zellstoff- und Papierbranche. Die Nachhaltigkeitsherausforderung bei der Nutzung dieses Rohstoffs besteht darin, den damit verbundenen ökologischen Fussabdruck zu reduzieren und die negativen Auswirkungen auf die von der kommerziellen Bewirtschaftung der Wälder betroffenen Menschen zu mindern. Fibria hat sich dieser Herausforderung mit einem ganzheitlichen Ansatz angenommen. Mit einem traditionellen Baumzuchtprogramm zum Beispiel will das Unternehmen die Produk­ tivität der Wälder steigern. Eine effizientere Nutzung der natürlichen Ressourcen durch die nachwachsenden Pflanzen ermöglicht dabei höhere jährliche Erträge gemessen in Tonnen Zellstoff je Hektar. Im Mittelpunkt der Projekte des Unternehmens stehen das Bodenmanagement, die Optimierung des Düngemitteleinsatzes, die Erhöhung der Krankheitsresistenz und die biologische Schädlingsbekämpfung. Fibria produziert seinen Zellstoff zu 100 % aus angepflanzten Wäldern. Damit leistet das Unternehmen einen direkten Beitrag zu den weltweiten Bemühungen um einen geringeren Einsatz natürlicher Wälder in der Papierproduktion. Das Unternehmen erarbeitet unermüdlich Ansätze zur Verbesserung des Zellstoffeinsatzes in der Papierproduktion durch optimierte Produktionsprozesse bei

gleichzeitiger Verbesserung der Produkt­ eigenschaften. Nutzung von Spezialkenntnissen Fibria nutzt das selbstentwickelte SoftwareTool Bio-Index, das eine nachhaltige Landschaftspflege ermöglicht und Biodiver­ si­täts­indikatoren für alle von Fibria bewirt­ schafteten Landflächen generiert. Das Technolo­giezentrum des Unternehmens spielt bei der Zertifizierung von Wäldern zum Beispiel durch den Forest Stewardship Council (FSC) eine wichtige Rolle. Es betreibt zwei Laboratorien, in denen an der Produktion überlegener Eukalyptus-Klone, der Identifizierung fortschritt­ licher Forstwirtschaftstechniken und der Entwicklung neuer Produkte geforscht wird. Stakeholder-Dialog Darüber hinaus pflegt Fibria seit langem einen auf Kooperation anstelle von Konfrontation ausgerichteten Dialog mit NGOs, Unternehmen, Regierungen und lokalen Gemeinschaften. Ergebnisse dieses Engagements sind zum Beispiel die Ansiedlung von 1.200 Familien, die dem Landless Workers’ Movement (MST) angehören, in einem von Fibrias Gebieten, sowie mehrere gemeinsame Initiativen mit MST zur Stärkung der Einkommensbasis in ländlichen Gemeinden. MST ist eine der grössten sozialen Bewegungen in Lateinamerika und hat informellen Schätzungen zufolge 1,5 Millionen Mitglieder in 23 der 26 Bundesstaaten Brasiliens. » Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.fibria.com.br Forest Stewardship Council: www.fsc.org

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? Fibria nutzt hochmoderne Tools für eine nachhaltige Forstwirtschaft. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Ein umsichtigeres Ressourcenmanagement ermöglicht höhere Erträge. à Worin besteht das Zukunftspotential? Fibria ebnet den Weg für wissenschaft­ lichen Fortschritt und die Vermeidung sozialer Konflikte. à Warum ist es für Anleger relevant? Das Unternehmen kann z.B. mit Biokraft­ stoffen neue Geschäftschancen im Bereich der Energieeffizienz erschliessen.

à Auszeichnungen Das Technologiezentrum von Fibria spielt eine wichtige Rolle im Forest Stewardship Council (FSC) und bei den Zertifizierungs­ prozessen des brasilianischen Waldzertifi­ zierungs­­programms. Fibria wurde im RobecoSAM Sustainability Yearbook 2013 in der Kategorie Forestry & Paper mit dem „RobecoSAM Silver Class“ Award ausgezeichnet.


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| Unilever —Nachhaltigkeit als elementarer Geschäftsbestandteil

Unilever Nachhaltigkeit als elementarer Geschäftsbestandteil

à Über Unilever Unilever gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Lebensmitteln, Haushalts- und Körperpflegemitteln und ist in 190 Ländern aktiv. Das Unternehmen beschäftigt 173.000 Mitarbeiter weltweit und hat 2012 einen Umsatz von EUR 51,3 Mrd. erwirtschaftet.

Unilever hat grosse Erfolge mit Compass erzielt, der Unternehmensstrategie, die drei wichtige Ziele auf einmal verfolgt: die Verdoppelung des Geschäftsvolumens, die Minderung des ökologischen Fuss­ abdrucks und die Stärkung des positiven gesellschaftlichen Beitrags des Unter­ nehmens. Nachhaltige Lebensplanung Das 2009 ins Leben gerufene CompassProgramm wurde 2012 um neue, noch ehrgeizigere Ziele und eine eigene Nachhaltig­ keits­strategie, den Unilever Sustainable Living Plan, ergänzt. Dieser legt fest, wie das Unternehmen nachhaltiges Wachstum erzielen will: durch die Halbierung seines ökologischen Fussabdrucks bis 2020, die Umstellung auf eine nachhaltige Beschaffung aller landwirtschaftlichen Rohstoffe und die Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität von mehr als 1 Milliarde Menschen rund um den Globus. Der Plan baut auf 60 konkreten Zielen auf, mit denen die neuen Denkansätze im Geschäftsbetrieb verankert werden sollen. Unilever legt eindeutig dar, wie diese Initiativen helfen werden, den Umsatz zu steigern, und sich gleichzeitig positiv auf das Ergebnis auswirken. 2011 erklärte UnileverChef Paul Polman, er rechne mit Einsparungen in Höhe von EUR 200 Mio. auf der Grundlage eines effizienteren Einsatzes knapper Ressourcen und der Entwicklung neuer, ressourceneffizienterer Produkte.

Mehr Kooperationsbedarf Unilever macht gute Fortschritte. Von 2008 bis 2012 wurden die Treibhausgasemissionen der Produktionsbetriebe um fast ein Drittel und der Abfall um die Hälfte reduziert. Inzwischen geben mehr als die Hälfte der 252 Unilever-Werke weltweit vollkommen gefahrstofffreie Abfälle an die Deponien ab. Bis 2015 soll dies für alle Anlagen gelten. Unilever ist überzeugt, die eigenen Ziele und wegweisende Veränderungen nur durch eine noch engere Kooperation zwischen Unternehmen, Regierungen, NGOs und Verbrauchern erreichen zu können. Was unter dem Strich steht Das Engagement von Unilever macht sich bezahlt. Nachdem 2010 anfänglich nur 10 % der Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen stammten, lag ihr Anteil 2011 bereits bei 24 % und 2012 bei 36 %. Im gleichen Zeitraum steigerte das Unternehmen seine Erlöse um 10,5 %. In den letzten zwei Jahren hat Unilever sein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum in eine neue Dimension gehoben. Auch das, was unter dem Strich steht, lässt sich sehen: Mit 13,5 % lag die Umsatzrendite 2012 um 100 Basispunkte über dem Durchschnitt der Vorjahre. »

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? Unilever hat sich 60 konkrete Ziele für ESG-Verbesserungen gesetzt. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Das Unternehmen will sein Geschäfts­ volumen verdoppeln und gleichzeitig seinen ökologischen Fussabdruck verringern. à Worin besteht das Zukunftspotential? Allein dank seiner Grösse kann das Unternehmen das Wohlergehen von 1 Milliarde Menschen positiv beeinflussen. à Warum ist es für Anleger relevant? Unilever will durch nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln EUR 200 Mio. an Einsparungen erzielen – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf das Finanzergebnis.

à Auszeichnungen

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.unilever.com

Unilever ist seit Bestehen des Dow Jones Sustainability Index World 15 Mal in Folge Mitglied und war 10 Mal Industry Group Leader. 2013 konnte Unilever seine Spitzenposition im Sustainability Leaders Survey von GlobeScan/SustainAbility bereits das dritte Jahr in Folge halten.


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| Interview

| Harry Smorenberg

Expertengespräch Harry Smorenberg

Der Marketingexperte Harry Smorenberg befasst sich schwerpunkt­ mässig mit der strategischen Positionierung und Vermarktung von Finanzdienstleistungen. Zuvor war er bei Banque Paribas und ABN AMRO sowie in der Geschäftsführung zweier führender internationaler Strategieberatungen tätig. Smorenberg ist massgeblich an innovativen Entwicklungen im Zahlungsverkehr für Privat- und Geschäftskunden beteiligt. Daneben hat er die Entwicklung von Lösungen im Bereich der Finanzplanung, internationalen Altersvorsorge und „sozialen Innovation“ begleitet. Seine besondere Kompetenz liegt in der Förderung visionärer und strategischer Ansätze in Institutionen und der Identifizierung und Umsetzung kundenorientierter Lösungen.

Wie hat sich der Sustainability InvestingMarkt in den vergangenen zehn Jahren aus Ihrer Sicht entwickelt? Sustainability Investing (SI) hat sich in den vergangenen zehn Jahren recht langsam entwickelt. Erst in den letzten zwei bis drei Jahren hat das Thema Fahrt aufgenommen. Anfangs hatten es die Fürsprecher von SI schwerer. Sie standen vor der Aufgabe, den Markt zuerst von den Vorteilen von SI überzeugen zu müssen. Ohne einheitliche Wettbewerbsbedingungen und im harten Konkurrenzkampf war das eine echte Herausforderung. Es hat also eigentlich als „alternative Positionierung“ angefangen und war durch das Bekenntnis zu verantwortungsvollem unternehmerischen Handeln bestimmt. Seitdem hat das Thema auch unter klassischen Anlegern deutlich an Prominenz gewonnen. Inzwischen ist es fast gängige Praxis, bei Anlageentscheidungen und in Bezug auf die Geschäftspraktiken von Unternehmen die Nachhaltigkeit zu adressieren. PGGM, die führende niederländische Pensionskasse mit Wurzeln im Gesundheits- und Sozial­wesen, verzichtet auf Investitionen in der Tabak­ industrie. PMT und PME, die nieder­­ländischen Pensionskassen für die Metall- und Elektro­ industrie, haben ihre Walmart-Beteiligungen

nach Beanstandungen der Arbeitsbedingungen aufgegeben. Rabobank, die weltweit führende Bank für die Lebensmittel- und Landwirtschaft, finanziert keine Unternehmen, die an der Gewinnung von Schiefergas beteiligt sind. Sie vergibt auch keine Darlehen an Landwirte, die ihr Land an Schiefergasproduzenten verpachten. Diese Investoren begreifen, dass ökologische und soziale Faktoren entscheidend für die finanzielle Entwicklung sein können. Hier zeigt sich eine klare Verlagerung vom kurzfristigen zum langfristigen Denken. Ein aus meiner Sicht entscheidender Schritt war die Entscheidung grosser Vermögensverwalter wie Allianz Global Investors, den Risiken des Klimawandels in ihren Portfolios stärker Rechnung zu tragen. In der Branche gibt es ganz unterschiedliche Definitionen von ESG. Was verstehen Sie unter ESG-Integration? Wie lässt sich ein allgemeineres Verständnis fördern? ESG deckt ein sehr breites Spektrum vieler und oft verwandter Fragestellungen ab. Das ist schwer zu vermitteln, denn Anleger, Marktteilnehmer und die Gesellschaft als Ganzes haben ein unterschiedliches Verständnis der Bedeutung von ESG und der Prioritäten, die gesetzt werden müssen. Die Gesellschaft selbst wandelt sich, und neue Erfahrungen und Erkenntnisse führen zu neuen gesellschaftlichen


| Interview

Überzeugungen. Dadurch entwickelt sich auch die Definition von ESG weiter. Zum Beispiel wird die Liste der Verhaltensleitlinien für Unternehmen und Investoren dadurch noch länger werden. Nach meiner Überzeugung sollte ESG ein allgemein anerkannter und regulierter Standard sein, der von allen Marktteilnehmern zu befolgen ist. ESG sollte sich zur „neuen Norm“ entwickeln. Anlegern sollte bewusst sein, dass sie die Verantwortung dafür tragen, einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten.

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| Harry Smorenberg

Welches ist das grösste Hindernis für Anleger, wenn sie dem Thema Nachhaltigkeit in ihrer Anlagestrategie Rechnung tragen möchten? Das Wettbewerbsumfeld. Wenn Vermögensverwalter SI ausser Betracht lassen, können sie Anlageklassen mit hohen Renditen auswählen, gehen aber auch ein hohes Reputationsrisiko ein. Solche Anlagen können sich kurzfristig besser entwickeln als andere. Nach unserer Überzeugung sind aber Unternehmen, die bei ihren Entscheidungen soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen, auf lange Sicht die besseren Anlagen. Technologien, die eine sparsamere Energienutzung ermöglichen, bieten Unternehmen attraktive Wachstumsund Gewinnchancen, zugleich kommen sie der Umwelt zugute. Wer schwerpunktmässig in Energieeffizienzanlagen investiert, setzt damit auf das langfristige Potential einer kostengünstigen alternativen Energiequelle. Leider dürfte sich aber eine Investition in herkömmliche Kohlekraftwerke kurzfristig besser rentieren.

für die der kurzfristige Profit im Mittelpunkt steht. ESG wird heute als strategisches Ziel gesehen. Wir sollten es stärker zu einem allgemein anerkannten Grundwert machen, der unabhängig und offiziell überwacht wird. Wo erkennen Sie das grösste Potential für SI? Natürlich könnte man Sektoren wie die Energiebranche hervorheben. Wichtig wäre es zu sehen, wo SI echte Wirkung entfaltet und weitere Veränderungen anstossen kann. Langfristig geht es um ein Umdenken mit Blick auf die Stellung von Mensch und Gesellschaft in Bezug auf alle (natürlichen) Lebensgrundlagen. Es geht um einen Wandel der Verhaltensweisen in der Gesellschaft mit dem Ziel, eine neue Harmonie zu finden, die alle Aspekte des Lebens in Balance hält und damit unser eigenes Überleben sichert.

Sehen Sie bei Kunden eine stärkere Nachfrage nach Finanzlösungen, die ESG-Faktoren berücksichtigen? Kundenwünsche waren anfangs durch Umweltfragen bestimmt. Klimawandel, Öltankerunfälle und Umweltkatastrophen machen uns die Folgen unseres eigenen Handelns immer wieder bewusst. Inzwischen verlagert sich der Schwerpunkt deutlich in Richtung sozialer Fragestellungen. Zum Beispiel richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Arbeitsbedingungen der Arbeiter in der iPhone-Herstellung in China, in der indischen Textilindustrie oder ganz allgemein auf die Problematik der Kinderarbeit. Investigative Journalisten leisten einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung, indem sie verfolgen, inwieweit ausländische Unternehmen und Anleger in den Schwellen­ ländern verantwortungsvoll handeln. Dank des wirksamen Drucks der Medien finden Fragen wie Arbeitsbedingungen, Bildungsmöglichkeiten und die Gesundheits­ versorgung immer mehr Beachtung. Führende Markenhersteller wissen, dass ein weltweiter Käuferstreik ihre Stellung und Profitabilität gefährden kann. Apple hat es erfahren, als die Arbeitsbedingungen bei einem Zulieferer in China weltweit im Fernsehen zu sehen waren. Ich rechne damit, dass es immer öfter Bemühungen zur Festlegung von Standards für angemessene Arbeitsbedingungen geben wird, wenn Unternehmen Arbeiten auslagern.

Was frustriert Sie beim Thema ESG am meisten? Es ist eine Menge erreicht worden. Aber es gibt immer noch Unternehmen und Menschen,

„ ESG sollte ein allgemein anerkannter und regulierter Standard sein, den alle Marktteilnehmer einhalten sollten.“

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Vermögensverwalter haben erkannt, dass ESG-Faktoren entscheidend für die finanzielle Entwicklung sein können.

ESG kann auch einen Beitrag zur Wiederherstellung des guten Rufs der Finanzdienstleistungsbranche leisten.

Schaffung eines Regelwerks wie jenes, das Pensionskassen für den Umgang mit Private-Equity-Unternehmen verwenden.

Wie haben Sie Anlegern geholfen, diese Hürde zu überwinden? Meine Empfehlung ist, ein Regelwerk zu schaffen, etwa wie jenes, das Pensionskassen für den Umgang mit Private-Equity-Unter­ nehmen nutzen. Durch Einigung auf einheit­ liche Bedingungen wird es letzten Endes zu gleichen Wettbewerbsbedingungen auf der Basis eines allgemein anerkannten SIStandards kommen. Es wird aber eine gewisse Zeit dauern, die Marktteilnehmer zur Annahme dieser Bedingungen zu bewegen oder zu „zwingen“. Natürlich werden irgendwann auch die Politiker und letztlich die Regierungen tätig werden. Mir wäre es aber lieber, wenn die Industrie die Führung übernimmt und einen verantwortungsvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leistet.


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| Cepheid — Die Grenzen in der molekularen Diagnose erweitern

Cepheid Die Grenzen in der molekularen Diagnose erweitern

à Über Cepheid Cepheid ist ein führender Anbieter von molekularer Diagnosetechnik. Das Unternehmen widmet sich der Entwicklung, Fertigung und Vermarktung präziser, aber einfach einsetzbarer molekularer Systeme und Tests mit dem Ziel, Verbesserungen im Gesundheitswesen zu verwirklichen. Das Unter­ nehmen konzentriert seine hohe Kompetenz in der Molekularbiologie auf Bereiche, in denen präzise, zeitnahe und verlässliche Testergebnisse am dringendsten gebraucht werden, etwa im Kampf gegen ansteckende Krankheiten oder Krebs.

Durch die Kostenexplosion im Gesundheits­ wesen werden Früherkennung und Vorbeugung immer wichtiger. Dafür sind ausgefeilte Nachweismethoden unabdingbar. Teil dieser Lösung sind molekulare Tests und genetische Analysen von Cepheid. Innovative Diagnosesysteme Cepheid entwickelt, fertigt und vermarktet innovative, nutzerfreundliche Diagnosesysteme und Tests für genetische Analysen. Das kalifornische Unternehmen konzentriert sich auf die Bereiche, in denen präzise, zeitnahe und verlässliche Testergebnisse am dringendsten gebraucht werden, etwa im Kampf gegen Infektionskrankheiten oder Krebs. Die von Cepheid entwickelten Systeme gestatten es, hochkomplexe und zeitraubende manuelle genetische Tests zu automatisieren. Durch eine modulare, flexible Konfiguration erhalten Institutionen jeder Grössenordnung Zugang zu fortschrittlichen Gentests. Dank ihrer kompakten Bauform sind die Systeme zudem leicht zu transportieren und verbessern so den Zugang zu Diagnostik in ländlichen Gebieten weltweit. Das GeneXpert-System von Cepheid ist eine geschlossene, eigenständige, vollintegrierte und automatisierte Plattform, die in kurzer Zeit und bei einem minimalen Kontaminationsrisiko präzise Ergebnisse liefert. Das System vereint die Probenaufbereitung mit der Amplifikation und dem Echtzeitnach­ weis genetischer Informationen in Einwegkar­ tuschen. Grosse Herausforderung für das Gesundheitswesen Mehrere von Cepheid entwickelte Tests

ermöglichen den schnellen Nachweis anti­bio­tik­aresistenter Bakterien. Diese sind die Hauptursache von Infektionen in Krankenhäusern, die zu einem grossen Problem geworden sind, da sie mit hohen Behandlungskosten, längeren Kranken­haus­ aufenthalten und einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen. Allein in den USA werden diese mit 99.000 Todesfällen pro Jahr in Verbindung gebracht. Dort infizieren sich 5 % aller Patienten in Krankenhäusern, wodurch zusätzliche Kosten von 30 Mrd. USD entstehen. Positive Ergebnisse als Nachfragetreiber Der Einsatz der Cepheid-Testsysteme zur Infektionsüberwachung und für Schnelltests in Krankenhäusern hat positive Ergebnisse gezeigt. Zahlreiche Kliniken haben dadurch ihre Infektionsraten gesenkt und die Patientenversorgung verbessert. Zugleich konnten die Kosten gesenkt und damit Umsätze und Gewinne gesteigert werden. Diese positiven Erfahrungen haben die Nachfrage nach den innovativen Systemen gestärkt, mit denen Cepheid Gesundheitsanbietern hilft, künftige Herausforderungen zu bewältigen. »

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.cepheid.com

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? Bei der Technologie von Cepheid stehen Früherkennung auf molekularer Ebene und schnelle Tests im Mittelpunkt. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Dienstleister im Gesundheitswesen – und damit die Gesellschaft als Ganzes – können Millionen sparen. à Worin besteht das Zukunftspotential? Die Cepheid-Systeme sind modular und nutzerfreundlich aufgebaut. Sie eröffnen Institutionen aller Grössenordnungen den Zugang zu hochentwickelten genetischen Testverfahren. à Warum ist es für Anleger relevant? Das Potential für Ertragswachstum und die Gewinnung neuer Kunden ist sehr hoch.

à Auszeichnungen Cepheids Tuberkulose-Schnelltest wurde 2010 von der Weltgesundheitsorganisation offiziell unterstützt. Die öffentlich-private Partnerschaft aus Cepheid, der University of Medicine and Dentistry of New Jersey und der Foundation for Innovative New Diagnostics wurde von USAID für die Entdeckung dieses Diagnoseverfahrens ausgezeichnet.


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| ASML — Richtungsweisend in der Lithographie

ASML Richtungsweisend in der Lithographie

à Über ASML ASML gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Lithographiesystemen für die Halbleiterbranche. Das Unternehmen stellt komplexe Maschinen her, die in der Fertigung von integrierten Schaltkreisen bzw. Chips eine zentrale Rolle spielen. ASML mit Hauptsitz in Veldhoven (Niederlande) wird an der Euronext Amsterdam und an der NASDAQ unter dem Kürzel ASML gehandelt. ASML beschäftigt 8.500 Mitarbeiter, die Chiphersteller an mehr als 55 Standorten in 16 Ländern betreuen.

Mit seiner Innovationsstärke sorgt ASML dafür, dass Halbleiterhersteller mit weniger mehr erreichen können – getreu der Maxime des Intel-Mitbegründers Gordon Moore, dass sich die Zahl der Transistoren auf einem Mikrochip mit ihrer abnehmenden Grösse alle zwei Jahre verdoppelt. Schlüsselrolle ASML spielt eine Schlüsselrolle in der Entwick­ lung immer kleinerer und effizienterer Elektro­ chips. Das niederländische Unternehmen entwickelt und fertigt hochkomplexe Litho­ graphiesysteme, die in der kritischsten Phase der Fertigung von Halbleiterchips zum Einsatz kommen. Der integrierte Innovationsprozess gehört zu den Grundwerten des Unternehmens. Da die Fehlertoleranzen für derartige Litho­ graphie­werkzeuge extrem klein sind, ist es nahezu ausgeschlossen, ein Werkzeug komplett im eigenen Haus zu entwickeln.

Lithographietechnologie fast konkurrenzlos. Aus Kundensicht bieten die immer effizienteren ASML-Werkzeuge einen attraktiven Mehrwert, der kontinuierliche Preiserhöhungen ermöglicht. Dank seiner Innovationsfähigkeit sollte das Unternehmen deutlich schneller als die Halbleiterbranche insgesamt wachsen können. Zugleich dürften die Gewinnspannen über den gesamten Marktzyklus stabil bleiben. Emissionen pro Gerät senken Zum anderen kann die gesamte IT-Industrie dank ASML mit Moores Gesetz Schritt halten und elektronische Geräte herstellen, die energiesparender und zugleich leistungsfähiger sind. Das ist besonders bedeutsam, da die IT-Industrie schon heute für ca. 2 % des weltweiten CO2-Ausstosses verantwortlich ist – in etwa so viel wie die Luftfahrt. Durch Trends wie soziale Medien, Cloud Computing und intelligente Elektronik wird auch die Nachfrage nach IT-Infrastruktur weiter steigen. »

Die Kosten einer ASML-Maschine werden zu rund 90 % ausgelagert. ASML selbst konzentriert sich ausschliesslich auf die Integration der verschiedenen Komponenten. Enge Kooperationsvereinbarungen mit vielen Zulieferern garantieren höchste Qualitäts­ standards und bieten allen Beteiligten eine Plattform für die gemeinsame Nutzung von Kompetenzen und Prozessen. Herausragende Innovationskraft Mit seiner herausragenden Innovationsstärke sorgt ASML auf zweierlei Weise für eine nachhaltige Steigerung des eigenen Unternehmenswertes: Zum einen ist ASML als Innovationsführer in der fortschrittlichen

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? ASML setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit seinen Zulieferern und die gemein­ same Nutzung von Kompetenzen und Prozessen. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Mehr Output mit weniger Input bedeutet höhere Umsätze bei geringeren globalen Emissionen. à Worin besteht das Zukunftspotential? Durch seine herausragende Innovationskraft kann ASML an allen Fronten langfristige Werte schaffen. à Warum ist es für Anleger relevant? In der fortschrittlichen Lithographie­ technologie ist das Unternehmen fast konkurrenzlos.

à Auszeichnungen

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.asml.com

ASML erreichte 2011 Rang 11 der „Global 100: World Leaders in Clean Capitalism“. Seit 2003 ist das Unter­nehmen im FTSE4Good Index gelistet. 2012 war ASML in der jährlichen Kunden­zufrieden­ heits­­umfrage von VLSIresearch zum wiederholten Male einer der zehn bestbewerteten Anbieter von Systemen für die Chipherstellung.


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| Interview

| Roger Urwin

Expertengespräch Roger Urwin

Roger Urwin ist seit Juli 2008 Global Head of Investment Content bei Watson Wyatt (jetzt Towers Watson). Von 1995 bis 2008 leitete er das globale Investmentconsulting von Watson Wyatt. In seiner derzeitigen Position ist er unter anderem für Investmentkunden aus Grossbritannien und der ganzen Welt tätig. Urwin ist Autor mehrerer Abhandlungen zur Vermögensallokation, Managerauswahl, Nachhaltigkeit und Unternehmensführung.

„ Seine volle Wirkung entfaltet SI durch die vollständige Integration – womit aus der Beilage ein Hauptgericht wird.“

Inwieweit haben Sie sich in den vergangenen zehn Jahren mit Sustainability Investing beschäftigt? Beim Thema Sustainability Investing (SI) hat sich in den vergangenen zehn Jahren viel getan, und das gilt wohl auch für mein Verständnis. Anfangs war ich skeptisch. Nach­ dem ich mich aber eingehender mit dem Thema befasst hatte, stellte ich fest, dass es komplizierter, wichtiger und letzten Endes auch interessanter war, als ich erwartet hatte.

– des engen finanziellen Blickwinkels – für bessere Praktiken – den erweiterten finanziellen Blickwinkel. Das ist ein Paradig­ men­wechsel, und es dürfte einige Zeit dauern, bis sich ein gemeinsames Verständnis von SI entwickelt hat. Das ist der Grund für die frustrierende Phase, in der nicht alle Beteiligten die Dinge beim selben Namen nennen. Aber auf dem Weg zu einer künftigen Integration bildet sich eine klarere Sprache und Denkweise heraus.

Was meinen Sie mit „komplizierter“? Wenn man – wie viele es tun – SI als Beilage zum Hauptgericht betrachtet, macht man es sich etwas leichter, so als ginge es nur um das Gemüse. Komplizierter wird es mit der ganzheitlichen Betrachtung des Konzeptes: SI beinhaltet verantwortungsvolles Investieren – im Wesentlichen ein wertorientiertes Konzept – und nachhaltiges Investieren, ein finanzorientiertes Konzept. Komplex ist es deshalb, weil es darum geht, zwei Dinge zu kombinieren: ein klares Verantwortungsgefühl mit einem differenzierten Verständnis der effizienten Kapitalanlage. Seine volle Wirkung entfaltet SI durch die vollständige Integration – womit aus der Beilage ein Hauptgericht würde.

Sie sind seit vielen Jahren an der Schnittstelle zwischen institutionellen Anlegern und deren Vermögensverwaltern tätig: Wie haben sich die Anforderungen der institutionellen Anleger im Laufe der Zeit gewandelt? Sehr viele Vermögensinhaber – vor allem die globalen Pensionskassen – haben versucht, einer eingehenden Auseinandersetzung mit dem Thema SI aus dem Weg zu gehen. Meine Hilfe nehmen Vermögensinhaber vor allem bei der Frage „Wie kommen unsere Vermögensverwalter mit SI zurecht?“ in Anspruch. Damit übertragen sie die Verantwortung auf den Vermögensverwalter. Das ändert sich langsam, aber ich würde den Richtungswechsel auch nicht überbewerten. Die überwiegende Mehrzahl der Vermögensinhaber bewertet das Thema nach wie vor als wichtig, aber nicht als dringlich, und nimmt sich daher nicht die Zeit

Wie liesse sich die Bedeutung von SI besser vermitteln? SI erfordert die Aufgabe bisheriger Praktiken


| Interview

dafür. In gewisser Hinsicht ist die Nachfrage auf Seiten der Vermögensinhaber also noch nicht im vollen Umfang spürbar geworden. Die Aufgaben der Vermögensverwalter sind dagegen erheblich umfangreicher geworden. Die Verantwortung für die ESG-Integration wurde an sie delegiert. Das halte ich für einen wichtigen Faktor, durch den sich ihre Denkansätze in den vergangenen zehn Jahren sehr verändert haben. Was ist das grösste Hindernis für Anleger, die dem Thema Nachhaltigkeit in ihrer Anlagestrategie Rechnung tragen möchten? Ein Hindernis ist die kurzfristige Renditeorientierung. Dadurch konzentrieren sie sich meiner Meinung nach stärker auf die kurzfristige Geschäftsentwicklung als gut wäre. Aus den kurzfristigen Finanzkennzahlen lässt sich die Wirkung von SI nicht ohne weiteres ablesen. Wenn sich die Vermögensinhaber eingehender mit der Zukunft befassen und gründlicher über die Folgen globaler Umwälzungen für ihre Portfolios nachdenken würden, kämen sie meiner Meinung nach zu dem Schluss, dass sie diesen Fragen mehr Zeit widmen sollten. Erschwerend kommt hinzu,

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| Roger Urwin

dass sich Anleger mit der Bewertung von Faktoren schwertun, die nicht unmittelbar als finanziell anzusehen sind. Nicht-finanziell würde ich sie nicht nennen, denn viele ESG-Faktoren sind ganz klar finanzieller Natur, aber eher auf indirekte Weise oder mit einer zeitlichen Verzögerung. Wie lassen sich diese Hindernisse Ihrer Meinung nach überwinden? Zeit und Nachdenken sind wirklich durch nichts zu ersetzen. Fonds sollten dem Thema Nachhaltigkeit mehr Zeit widmen und sich mit langfristigen Einflussfaktoren und ihren Folgen für die eigenen Anlageprozesse beschäftigen. Sie sollten sich mehr Zeit nehmen, um die eigene Investment-Governance zu stärken, denn das erleichtert die Analyse und Umset­ zung dieses komplexen Ansatzes namens SI. Kennen Sie eine inspirierende Erfolgsgeschichte? Die kalifornische Pensionskasse CalPERS investiert seit einiger Zeit erfolgreich unter Beachtung von ESG-Faktoren. Ich helfe CalPERS bei der Formulierung der Überzeugungen, die ihren Anlagen zugrunde liegen. Dadurch

erhält CalPERS ein stärkeres Fundament für die eigenen Anlagestrategien. Dabei legte CalPERS grossen Wert darauf, die eigenen Überzeugungen mit Blick auf ESG und die Berücksichtigung der Stakeholder-Interessen klar zu formulieren. Der Pensionskasse war besonders daran gelegen, das Zusammen­ wirken von physischem, finanziellem und Humankapital aufzuzeigen. Der CalPERSPhilosophie zufolge ist die sorgfältige Steue­rung aller drei Aspekte eine unerlässliche Erfolgsvoraussetzung. CalPERS will eine Vorbildfunktion auf seinem Gebiet übernehmen und hat dabei echte Führungsqualitäten unter Beweis gestellt.

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.towerswatson.com CalPERS: www.calpers.ca.gov

1 Die Aufgaben der Vermögensverwalter sind erheblich umfangreicher geworden.

2 Um erfolgreich nachhaltige Anlagestrategien umzusetzen, müssen Anleger einen längeren Zeithorizont haben.

3 Die Pensionskassen tun sich bislang schwer damit, zwischen finanziellen und nicht-finanziellen Faktoren abzuwägen.


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| Impulsgeber

| Westpac — Auf Nachhaltigkeit setzen

Westpac Auf Nachhaltigkeit setzen

à Über Westpac Die Westpac Banking Corporation wurde 1817 als erste Bank in Australien gegründet. Heute gehört Westpac mit einer Bilanzsumme von AUD 677,5 Mrd. zu den fünf grössten Banken in Australien. Das Unternehmen beschäftigt rund 36.000 Mitarbeiter in Australien, Neuseeland und der übrigen Welt. Das gemäss ESG-Kriterien verwaltete Vermögen ist zwischen 2008 und 2012 von AUD 513 Mio. auf AUD 981 Mio. gestiegen.

Die australische Westpac gehört zu den Gründungsmitgliedern der Equator Principles, eines Rahmenwerks für die soziale und umweltbezogene Risikobewertung in der Projektfinanzierung. Bei ihren Anlageprozessen setzt die Bank konsequent auf Nachhaltigkeit. Global denken Demographische, soziale und ökologische Trends haben einen immer stärkeren Einfluss auf Risikoprofile und potentielle Erträge in der Projektfinanzierung, Darlehensvergabe und Geldanlage. Dadurch gehört das Bank­ wesen zu den Sektoren, die am stärksten von langfristigen sozialen und ökologischen Entwicklungen betroffen sind. Westpac hat die strategische Bedeutung der Nachhaltig­ keit früher als viele andere erkannt. 2003 übernahm Westpac als einer von zehn Unterzeichnern der Equator Principles eine Führungsrolle im nachhaltigen Finanzwesen. In guter Gesellschaft Aufbauend auf der eigenen Pionierarbeit hat Westpac sein Nachhaltigkeitsprofil 2010 nochmals gestärkt: durch Einführung eines systematischen ESG-Managements und entsprechender Risikorichtlinien zur besseren Berücksichtigung von Nachhaltigkeits­ aspekten bei der Kreditvergabe. Im Rahmen dieses innovativen Ansatzes wird die effektive Steuerung von ESG-Risiken anhand regelmässiger Prüfungen und Kundendokumentationen überwacht. Zudem hat Westpac eigene Verhaltensleitlinien als Grundlage für den Umgang mit Menschen­

rechten, Wirtschaftskriminalität und Umwelt­ risiken formuliert. Finanzierung sauberer Technologien Wachsen will Westpac in Zukunft vor allem durch Projektfinanzierungen im Umwelt­ schutzbereich mit den Schwerpunkten saubere Energie, saubere Technologien und Beratung zum Klimawandel. Mit dieser Fokussierung auf „ökonomische Lösungen für ökologische Herausforderungen“ hat Westpac seine Aktivitäten auch optimal auf das 2012 eingeführte CO2-Preissystem in Australien abgestimmt. Eingeführt wurde dieses im Rahmen der Kampagne „Clean Energy Future“, die eine Senkung des CO2-Ausstosses im Land um 80 % (gegenüber 2010) bis 2050 zum Ziel hat. Darüber hinaus fördert Westpac die verant­ wortungsvolle Kapitalanlage über seine Tochtergesellschaft BT Financial Group. Letztere gehört zu den Unterzeichnern der UN PRI und hat ihr Anlagevermögen zwischen 2008 und 2012 von AUD 513 Mio. auf AUD 981 Mio. gesteigert. »

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? Westpac ist führend in der Finanzierung ethischer Projekte. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Die Vision des Unternehmens wurde mit einem starken Anstieg des nach ESGKriterien verwalteten Vermögens belohnt. à Worin besteht das Zukunftspotential? Die Bankaktivitäten sind optimal auf die staatlichen Initiativen zur Senkung der CO2 -Emissionen in Australien abgestimmt. à Warum ist es für Anleger relevant? Westpac kann erhebliches Wachstum durch Projektfinanzierungen in den Bereichen saubere Energie und Umweltschutz generieren.

à Auszeichnungen

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.westpac.com.au

Das Unternehmen gehört dem Dow Jones Sustainability World Index seit 2000 ununterbrochen an und wurde von 2002 bis 2006 sowie 2011 zum „Industry Group Leader“ gekürt.


| Impulsgeber

| ABB — Das Erobern von Neuland mit energieeffizienten Datenzentren

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ABB Das Erobern von Neuland mit energieeffizienten Datenzentren

à Über ABB ABB ist ein führender Energie- und Automationstechnikanbieter. Neben Produkten, Systemen, Lösungen und Dienstleistungen für die Stromübertragung und -verteilung umfasst das Unternehmensangebot Automationslösungen wie Mess-, Steuerungs- und Schutzsysteme sowie Prozessoptimierungsanwendungen. Die ABBUnternehmensgruppe ist in mehr als 100 Ländern aktiv und beschäftigt rund 145.000 Mitarbeitende.

ABB, der Pionier der Gleichstromtechnologie, hat eine bahnbrechende Antwort auf die Problematik der Stromversorgung von Rechenzentren gefunden, welche die Energieverluste um fast 10 % reduziert. Sparsame Server Rechenzentren haben sich zum Rückgrat unserer digitalen Gesellschaft entwickelt. Zugleich sind sie für 2 bis 5 % des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich. Das entspricht dem CO2-Ausstoss der gesamten Luftfahrtbranche. Weil jedes Jahr fast 6 Millionen neue Server hinzukommen, werden sich die Emissionen bis 2020 voraussichtlich vervierfachen. Damit brauchen wir vor allem eines: energieeffizientere und verlässliche Lösungen. Einen Ansatz zur Verbesserung der Energie­ effizienz bietet die Stromversorgung der Server. Rechenzentren beziehen ihren Strom als Wechselstrom (AC) aus dem Versorgungsnetz. Da die einzelnen Server aber mit Gleichstrom (DC) betrieben werden, muss der bezogene Wechselstrom bis zu fünfmal gewandelt werden, wodurch bis zu 20 % der wertvollen elektrischen Energie verloren gehen. ABB hat ein revolutionäres System entwickelt, bei dem nur eine einmalige Umwandlung in Gleichstrom nötig ist, um die Server der Rechenzentren am Laufen zu halten. Überzeugende Ergebnisse Ein 2012 durchgeführter Pilottest des neuen Systems in Lupfig in der Schweiz erwies sich als voller Erfolg: Durch die Verringerung der Umwandlungsschritte konnte der

direkte Energieverbrauch des dortigen Rechenzentrums um 10 % gesenkt werden. Die kleinere Anzahl von Komponenten und der geringere Installationsaufwand reduzierten die Investitionskosten um 15 %. Ausserdem wurde der Stellflächenbedarf um 25 % gesenkt. Dadurch reduzierte sich auch der Klimatisierungsbedarf und es konnten zusätzliche Stromeinsparungen erzielt werden. Kampfansage an die Wettbewerber ABB zufolge belief sich das Volumen des Marktes für Stromanlagen in Rechenzentren 2012 auf ca. USD 29 Mrd., bei einem erwarteten jährlichen Wachstum von 8 bis 12 %. Die Markteinführung der disruptiven Gleichstromtechnologie von ABB kommt einer Kampfansage an die etablierten Marktteilnehmer gleich. Seit dem erfolgreichen Abschluss des Pilotprojektes im vergangenen Jahr verzeichnet ABB ein wachsendes Interesse von Seiten der globalen Betreiber von Rechenzentren – eine gute Ausgangsposition für die Ausweitung des eigenen Marktanteils in diesem wachstumsstarken Sektor. »

à Warum ist es ein wegweisendes Unternehmen? ABB hat eine bahnbrechende Strom-­ versor­gungs­lösung für Rechenzentren entwickelt. à Welchen Mehrwert bietet Nachhaltigkeit? Stromeinsparungen kommen der Umwelt zugute und zahlen sich für Unternehmen direkt aus. à Worin besteht das Zukunftspotential? Das unaufhörliche Wachstum der Rechenzentren erfordert innovative Ansätze zur Senkung des Stromverbrauchs. à Warum ist es für Anleger relevant? Mit seinen überlegenen Technologie­ lösungen ist ABB gut aufgestellt, um Marktanteile zu gewinnen.

à Auszeichnungen

Weitere Informationen Unternehmenswebsite: www.abb.com

2013 wurde ABB für sein zukunftsweisendes Gleichstromverteilungssystem zur Realisie­rung erheblicher Strom­ einsparungen mit dem Watt D’Or ausgezeichnet, einem prestigeträchtigen Gütesiegel für Energieeffizienz des Schweizer Bundesamtes für Energie. Zudem ist ABB regelmässig im Dow Jones Sustainability World Index und im RobecoSAM Sustainability Yearbook vertreten.


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| Bankenstudie

| ESG-Integration

ESG-Integration – ein besseres Mass für Kreditrisiken –

Sustainability Investing (SI) bietet Investoren einen doppelten Vorteil: Es hilft ihnen, schon heute die Gewinner von morgen zu identifizieren und langfristige, am Markt noch nicht erkannte Risiken zu vermeiden. Eine neue RobecoSAM-Studie hat den Zusammenhang zwischen SI und Risikominderung am Beispiel der Kreditrisiken von Banken untersucht – und damit einen weiteren Beleg für den finanziellen Nutzen der ESG-Integration geliefert.

„ Wie viel können uns Nachhaltigkeitsdaten über die künftige finanzielle Performance einer Bank sagen?“

Eine Welt, die vor ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen steht, braucht ein Finanzsystem, das die erforderlichen Mittel zur Finanzierung entsprechender Lösungen bereitstellt. Banken brauchen eine solide Grundlage für ihre Kreditund Investitionsentscheidungen – und müssen glaubwürdig machen, dass sie ihrer ökono­ mi­schen und sozialen Verantwortung gerecht werden. Wie das Edelman Trust Barometer für 2012 zeigt, ist das Vertrauen in Banken zwischen 2008 und 2012 von 56 % auf 40 % gesunken. Nachhaltige Banken schaffen Mehrwert für Investoren Eine gemeinsame Studie von RobecoSAM und der italienischen Bank Monte dei Paschi zeigt: Banken, die bei ihren Kredit- und Anlageentscheidungen Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigen, können ihre Kapitalkosten senken, Vertrauen wiedergewinnen und auf lange Sicht mehr Wert für Anleger erwirtschaften. Die Studie untersucht die finanzielle Bedeutung von Nachhaltigkeitsdaten bei der Bewertung der Kreditrisiken von Banken. Gemessen wird das Kreditrisiko dabei an der Forderungsausfallquote der Banken und den Prämien für Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS). „Wie viel können uns Nachhaltigkeitsdaten über die künftige finanzielle Performance einer Bank sagen?“ war eine zentrale Frage der Analyse. „Eine Menge“, lautete die Antwort. So zeigt sich, dass „sehr nachhaltig ausgerichtete“ Banken tendenziell niedrigere Forderungsausfälle verzeichnen – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Kapitalkosten und die Fähigkeit dieser Banken, Mehrwert für ihre Investoren zu erzielen.

Finanz- und Reputationsrisiken im Fokus Die Studie „Using Sustainability Scores to Assess Credit Risk Factors in the Banking Sector“ basiert auf den für das jährliche RobecoSAM Corporate Sustainability Assessment (CSA) erhobenen Unternehmensdaten. Für die Studie wählten die Analysten von RobecoSAM zehn CSA-Fragen aus. Adressiert werden Nachhaltigkeitsfaktoren, die die Qualität des Kreditportfolios und der Bankbilanzen beeinflussen und sich deshalb auch auf die Kreditwürdigkeit der Banken auswirken können. Untersucht werden zum Beispiel die Bewertungs­­prozesse der Banken bei der Auswahl potentieller Kunden und Finanzierungs­projekte oder die Berück­ sichtigung von Umweltrisiken in den Risikobewertungen und der Kredit­vergabeund Investitionspolitik der Banken. Letzteres ist wichtig, weil auch das Umweltverhalten der Kunden Risiken bergen kann – zum Beispiel durch eine Wertminderung der als Sicherheit gestellten Vermögenswerte oder die Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers als Folge von Bussgeldern oder gesetzlicher Haftung. Klima, Kriminalität und Kontroversen Darüber hinaus wurde geprüft, inwieweit Banken die Folgen des Klimawandels für ihre Kunden bei der Risikobewertung, der Kreditvergabe und der Preisgestaltung berücksichtigen. Neben den relevanten regulatorischen Entwicklungen gehören dazu auch die potentiellen Kosten für Präventivmassnahmen und die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels. Ebenfalls


| Bankenstudie

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| ESG-Integration

→ METHODIK Die Studie „Using Sustainability Scores to Assess Credit Risk Factors in the Banking Sector“ beruht auf Daten aus den Jahren 2007 bis 2011, die im Rahmen des jährlichen RobecoSAM Corporate Sustainability Assessment (CSA) erhoben wurden. Diese Bewertung umfasst ca. 80 bis 120 Fragen zu finanziell relevanten ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren. Die Studie verwendet nicht die aus der Gesamtbewertung abgeleiteten Total Sustainability Scores, sondern die Ergebnisse für zehn spezifische Kriterien mit der grössten Relevanz für die Bewertung des Kreditrisikos einer Bank.

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untersucht wurde, ob die Banken geeignete Kontrollmechanismen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung umsetzen und ihre Mitarbeiter entsprechend schulen. Derartige Aktivitäten sind nicht nur rufschädigend, sondern können auch potenziell schwerwiegende finanzielle Folgen haben. Darüber hinaus wurden die Kreditvergabeund Finanzierungsaktivitäten der Banken im Hinblick auf den Umgang mit kontroversen Sachverhalten bewertet. Regelungen zur Vermeidung umstrittener Aktivitäten sind wichtig, da Verbraucherproteste die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen gefährden und mit erheblichen Kosten oder Imageschäden – für Kunde und Bank – verbunden sein können.

Im Mittelpunkt der Analyse standen die jeweiligen Korrelationen zwischen den kombinierten Bewertungen und den beiden abhängigen Variablen: der Forderungsausfallquote und der Höhe der CDS-Spreads. Derartige Informationen geben Analysten einen nützlichen Anhaltspunkt für Annahmen über langfristige Forderungsausfälle in ihren Modellen, kommen aber auch im Risikoprofil der Banken, gemessen an den Kapitalkosten, zum Ausdruck.

Die untersuchten Kriterien decken folgende Nachhaltigkeitsthemen ab: Management von Umweltrisiken (1 Frage) Urheberschutzmanagement und Innovationskraft in Bezug auf das Management von Umweltrisiken und den Klimawandel (2 Fragen) Richtlinien und Risikomanagement in Bezug auf den Klimawandel (4 Fragen) Weisungen und Massnahmen zur Verhinderung krimineller Aktivitäten (1 Frage) Weisungen und Massnahmen in Bezug auf Risiken durch kontroverse Aktivitäten (2 Fragen)

Bessere Informationsgrundlagen Die Ergebnisse der Studie deuten ganz klar auf eine Korrelation zwischen einer hohen Nachhaltigkeitsbewertung und niedrigeren langfristigen Forderungsausfällen und CDSSpreads hin. Anders ausgedrückt: Mit Hilfe der Nachhaltigkeitsrisikobewertung lässt sich das künftige Kreditrisiko von Banken besser prognostizieren. In Kombination mit bewährten Kreditrisikomodellen kann die Prognose- und Aussagekraft traditioneller Multifaktor-Risiko- und Ertragsmodelle somit signifikant erhöht werden. Anleger, die ein Investment in Bankaktien oder -anleihen erwägen, erhalten damit einen wichtigen Informationsvorsprung.

„ Mit Hilfe der Nachhaltig­keits­risikobewertung lässt sich das künftige Kreditrisiko von Banken besser bewerten.“


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| RobecoSAM

| Nachhaltigkeitsranking von Ländern

Country Sustainability Rankings Das Gesamtbild erfassen Die globale Finanzkrise hat eine lebhafte Debatte über Staatsanleihenratings und ihre Aussagekraft im Hinblick auf die künftige finanzielle Gesundheit von Volkswirtschaften entfacht. Als Ergänzung könnte ein Ansatz dienen, der Nachhaltigkeitsdaten in traditionelle Länderratings integriert und so eine ganzheitlichere Bonitätsbewertung und besser informierte Anlageentscheidungen ermöglicht. Das Desaster in Griechenland wäre selbst nach herkömmlichen Massstäben vorhersehbar gewesen. Aber was ist mit der Defizitproblematik in Frankreich oder Japan? Im Nachhaltigkeitsranking von RobecoSAM erhielt Frankreich schlechte Noten, lange bevor konventionelle Ratingagenturen das Land für seine untragbaren Staatsfinanzen herabstuften. Bei Japan ist es umgekehrt: Die Tatsache, dass das Land im Nachhaltigkeitsranking viel besser abschneidet als sein Kreditrating vermuten lässt, signalisiert Potential für eine künftige Ratingverbesserung. Das sind nur zwei Beispiele, die die Komplexität von Länderbewertungen verdeutlichen und zeigen, welchen Mehrwert Nachhaltigkeitsrankings bieten können. Grundlegende Triebkräfte des Wandels offenlegen Ebenso wie Nachhaltigkeitsbeurteilungen von Unternehmen ergänzen Nachhaltigkeitsrankings von Ländern traditionelle Finanzanalysen. Sie stellen auf Faktoren ab, die langfristige finanzielle und wirtschaftliche Folgen haben, in den kurzfristigen Bonitätsbeurteilungen jedoch nicht zum Ausdruck kommen. Diese können

von den Investitionen eines Landes in moderne Infrastruktur über den jeweiligen Energiemix bis hin zur sozialen Stabilität reichen.

Nachhaltigkeitsprofile von Ländern auf der Grundlage finanziell relevanter ESG-Faktoren (siehe Tabelle).

So schafft zum Beispiel ein Land, das in Bildung investiert, Forschung in Energieeffizienz fördert und solide rechtsstaatliche und regulatorische Rahmenbedingungen vorweist, die Grundlage für eine positive wirtschaftliche Entwicklung in der Zukunft. Ein starker gesellschaftlicher Zusammenhalt erleichtert die Umsetzung notwendiger, aber schmerzhafter Reformen. Auch das wirkt sich positiv auf die langfristige Entwicklung eines Landes aus – und damit auch auf seine Bonität. Umgekehrt gilt: Ein Land, das Raubbau an den natürlichen Ressourcen betreibt und soziale Herausforderungen ignoriert, riskiert seine Zukunft. Eine Nachhaltigkeitsanalyse von Ländern, die diese Faktoren berücksichtigt, kann eine wertvolle zusätzliche Informationsquelle für Anleger und Finanzdienstleister darstellen, die das reale langfristige Potential eines Landes ermitteln möchten.

Die mittel- bis langfristig ausgerichtete Analyse betrachtet insgesamt 59 Staaten, darunter OECD-Länder und die wichtigsten Schwellenländer. Im Mittelpunkt stehen Faktoren, die einen indirekten Einfluss auf die Fähigkeit einer Regierung haben, ihre Schulden zu bedienen oder Kapital aufzunehmen.

Ein strukturierter Ansatz Im Bestreben, Nachhaltigkeitsaspekte bei einer zunehmenden Zahl von Anlageklassen zu berücksichtigen, hat Robeco schon 2008 – auch veranlasst durch den Ausbruch der Finanzkrise – mit ersten internen Untersuchungen der Nachhaltigkeit auf Länderebene begonnen. In der Folge bündelte Robeco die eigenen Erfahrungen im Management von Staatsanleihenstrategien mit RobecoSAMs langjähriger Kompetenz in Nachhaltigkeitsbeurteilungen. Gemeinsam entwickelten die Experten in Rotterdam und Zürich einen Ansatz zur Beurteilung der

Die Bottom-up-Analyse beruht auf Daten aus glaubwürdigen Quellen wie der Weltbank, den Vereinten Nationen oder dem World Economic Forum. Verwendet werden nur vergleichbare Daten, die in einem plausiblen Zusammenhang mit der mittelfristigen Bonitätsentwicklung der Länder stehen. Bei Bedarf werden absolute Zahlen in Rankings übersetzt. Dadurch wird die methodische Konsistenz mit Bonitätsratings, die ja im Grunde ebenfalls Rankings sind, gewährleistet. Das Schema zur Gewichtung der Nachhaltigkeitsindikatoren basiert auf den antizipierten Auswirkungen der einzelnen Indikatoren auf die Kreditwürdigkeit eines Landes und wird halbjährlich überarbeitet. Informationsvorsprung für Anleger in Staatsanleihen RobecoSAM hat den Zusammenhang zwischen den Nachhaltigkeitsindikatoren von Ländern und ihren Kreditrisikoprämien anhand einer Regressionsanalyse untersucht. Dabei zeigte sich: Nach einem langen Zeitraum mit relativ stabilen Prämien für Kreditausfallversicherungen (Credit


| RobecoSAM

| Nachhaltigkeitsranking von Ländern

GENAUER BETRACHTET – ZWEI BEISPIELE Ein Blick auf zwei Länderfallstudien zeigt, dass Anleger durch Nachhaltigkeitsrankings Einblicke in mittel- bis langfristige Risiken und Chancen erhalten, die in traditionellen Länderratings nicht zum Ausdruck kommen.

â KANDIDAT MIT ABWÄRTSPOTENTIAL: FRANKREICH Frankreich ist ein gutes Beispiel für ein Land, bei dem das Nachhaltigkeitsranking von RobecoSAM Anleger auf Risiken aufmerksam macht, die im aktuellen S&P-Rating des Landes (AA+ in Landes­ währung) nicht erkennbar sind. Durch chronisch überhöhte Ausgaben verzeichnet Frankreich seit den 1970er Jahren ein Haushaltsdefizit und hatte 2011 die zweithöchste Staatsquote unter allen OECD-Staaten. Der extrem hohe Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst und die daraus resultierenden hohen Steuern verursachen Verzerrungen, die ein Hemmschuh für die Wirtschaft sind. Die Nachhaltigkeitsanalyse von RobecoSAM zeigt drei Problemfelder auf: gravierende Schwächen in der öffentlichen Verwaltung, riesige und ständig steigende Defizite in den Renten- und Gesundheitssystemen des Landes verbunden mit den Kosten einer sehr grossen Erwerbsbevölkerung sowie Zweifel über die Bereitschaft und Fähigkeit der Regierung, die notwendigen Einschnitte in der Rentenversicherung und dem Gesundheitswesen vorzunehmen sowie die Zahl der Beschäftigen im öffentlichen Dienst zu senken.

Default Swap (CDS) Spreads) war im risikoscheuen Umfeld der vergangenen Jahre eine negative Korrelation zwischen den Nachhaltigkeitsindikatoren von Ländern und ihren CDS-Spreads zu beobachten. Mit anderen Worten: Je besser die Nachhaltigkeits­ bewertung, desto niedriger die Risikoprämie im aktuell risikoscheuen Umfeld. Diese ersten Untersuchungen bestätigen, dass eine Kombination aus Standardratings für Staatsanleihen mit ESG-Länderrankings ein sinnvolles Instrument zur Verbesserung der Risikoanalyse für Staatsanleihen darstellt.

á KANDIDAT MIT AUFWÄRTSPOTENTIAL: JAPAN Auf den ersten Blick scheint die Lage in Japan das aktuelle S&P-Rating (AA- in Landeswährung) zu rechtfertigen: Nach zwei schweren Schocks – der weltweiten Finanzkrise und dem Erdbeben vom März 2011 – steckt Japan zum dritten Mal seit fünf Jahren in einer Rezession. Die Schulden­­quote steigt seit zwei Jahrzehnten und beträgt inzwischen über 200 % des BIP. Die Nachhaltigkeitsanalyse von RobecoSAM zeichnet jedoch ein etwas optimistischeres Bild. Grund dafür ist eine besondere Stärke, die Japan gegenüber anderen Ländern auszeichnet und Potential für eine mögliche Ratingverbesserung bietet: die internationale Wettbewerbsfähigkeit der privaten Wirtschaft und die hohe Arbeitsmoral der Erwerbstätigen. Allerdings muss die weitere Entwicklung hier genau im Auge behalten und geprüft werden, ob die japanische Regierung ihre Finanzprobleme in Angriff nimmt, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der privaten Wirtschaft zu hemmen, etwa durch massive Steuererhöhungen.

DIMENSIONEN

INDIKATOREN

TEILINDIKATOREN

Umwelt

Allgemeine Umweltdaten Energie Umweltrisiken

Atmosphäre, Wasser- und Landressourcen, Artenvielfalt Nutzung von und Handel mit Energie, insbesondere erneuerbaren Energien Ausmass umweltbedingter/natürlicher Risiken und Fähigkeit der Länder, Risiken zu mindern oder sich auf diese einzustellen

Soziales

Soziale Indikatoren Human Development Index Streiks und Aussperrungen

Parameter in Bezug auf Bildung, Wohlfahrt, Welt und Gleichheit UN-Daten zu Kennzahlen wie BIP pro Kopf, Lebenserwartung Bildung und Alphabetisierungsraten

Governance

Governance – Qualität Wettbewerbsfähigkeit Politisches Risiko Governance – Struktur Alterung der Gesellschaft Geldpolitik

Politische Rechte, Freiheitsrechte, Qualität der Regierungstätigkeit Institutionen, Infrastruktur, Markteffizienz, Innovation Stabilität, Konflikte und Korruption Rechtsstaatlichkeit und Verantwortlichkeit Alterung der Gesellschaft, Bevölkerungspolitik und Kosten Währungspolitische Institutionen, Strategien und zusätzliche strukturelle Fragen

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Interview

| Anne Walraven

Anne Walraven

Der Kern der Dinge Mit nur 27 Jahren hat sich Anne Walraven einen Ruf für ihre einzigartige Fähigkeit erworben, Zugang zu Vordenkern und CEOs weltweit zu bekommen und sie zum Reden zu bewegen.

Auf Haida Gwaii, einer kleinen Insel vor der kanadischen Küste, sah Anne Walraven, wie kilometerweise über Bord geworfenes Holz an Land gespült worden war und dort verrottete. Ein verstörender Anblick, der die junge Studentin dazu brachte, eine grundlegende Frage zu stellen: „Wie, bitte, funktioniert diese Welt?“ Als Gründerin von FutureFuel.nu hat sie führenden Köpfen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft – unter ihnen Thomas Friedman und Jane Goodall – diese und 300 weitere Fragen gestellt und ihre Antworten festgehalten. So sind insgesamt 14 Stunden an Aufzeichnungen entstanden. Wie wir erfahren haben, waren Ihre Erfahrungen als wissenschaftliche Hilfs­ kraft ausschlaggebend für Ihr globales Engagement. Erzählen Sie uns mehr darüber. Ich traf einen NASA-Wissenschaftler, der den Eisschild in Grönland erforschte. Er zeigte, dass der Eisschild viel schneller schmilzt, als alle angenommen hatten. Monate später hörte ich den Präsidenten der Malediven darüber sprechen, wie seine Inselgruppe im Ozean versinkt, weil die Erderwärmung den Meeresspiegel ansteigen lässt. Schon als ich 1986 geboren wurde, verbrauchte die Menschheit mehr natürliche Ressourcen, als unser Planet nachhaltig produzieren kann. Warum?!


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Interview

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| Anne Walraven

„ Mit dem Wirtschaftswachstum, wie wir es kennen, ist es aus. Neue Geschäftsmodelle müssen dem Kreislaufkonzept gerecht werden, sonst sind sie für meine Generation nicht überzeugend.“

Vielen Menschen kommen solche Gedanken, aber nur die wenigsten unternehmen etwas. Wie haben Sie den Schritt vom Denken zum Handeln getan? Es dauerte vier weitere Jahre, bis ich erkannte, dass ich die Antworten nicht in der Wissenschaft finde. Ich musste mich also selbst auf die Suche machen. Alles fing an einem ganz normalen Wochentag im Februar 2012 an. Meine Oma hielt mich für verrückt: Ich hatte kein Budget, keinen Plan, keine journalistische Erfahrung und kein berufliches Netzwerk. Ich vertraute einfach darauf, dass alles schon irgendwie klappen würde. Also fertigte ich eine Liste mit 15 Namen von Menschen an, die mich inspiriert haben und die ich bat, mir ihre Erfahrungen und Einsichten zu erläutern. Zu meiner Überraschung haben alle zugesagt. Die Hälfte der Personen auf Ihrer Liste haben Sie bereits getroffen und Ihre Gespräche mit der Kamera festgehalten. Welche Einsichten haben Sie gewonnen? Das Stockholm Resilience Centre hat neun Grenzen unseres Planeten ermittelt, die wir in keinem Fall überschreiten dürfen. Bei zweien davon sind wir bereits zu weit gegangen. Mit dem Wirtschaftswachstum, wie wir es kennen, ist es aus. Eine echte Herausforderung ist die kritische Knappheit an Rohstoffen. Dadurch

wird Nachhaltigkeit für Unternehmen zu einer alltäglichen Realität. Wie setzen wir diese Einsichten in die Tat um? Neue Geschäftsmodelle müssen dem Kreislaufkonzept gerecht werden, sonst sind sie für meine Generation nicht überzeugend. Wir bewegen uns vom traditionellen Denken weg hin zu einer dezentralisierten Welt mit neuen Initiativen und Start-ups, die die Wirtschaft auf eine nachhaltige Weise neu erfinden. Neue Werte wie Sharing, Co-Creation und Vernetzung sind ein Muss für dieses neue Kreislaufmodell. Das ist die neue Realität, nicht Konkurrenz und Rankings. Der Umweltschützerin Julia Hill zufolge ist die entscheidende Frage: „Leben Sie im Einklang mit dem Planeten und seinen Werten?“ Was raten Sie Vermögensverwaltern, die das neue Kreislaufmodell verstehen möchten? Sie sollten sich mit der Grundströmung vertraut machen: Sehen Sie sich an, wie neue Unternehmen, die die Zukunft gestalten, heute den Nachhaltigkeitsgedanken verwirklichen. „Sonst verpassen Sie den Anschluss“, sagt Umweltaktivistin Severn Cullis-Suzuki. Ein Beispiel: Floow2 ist ein Marktplatz, auf dem Unternehmen untereinander Maschinen austauschen können. Die Gemeinschaft ist der Kern eines Geschäftsmodells, das

auf gegenseitigem Vertrauen beruht. Ein weiteres Beispiel ist Pumas Cradle-to-CradleProjekt „Out of the Box“. Es geht nicht um Weltuntergangsszenarien. Im Gegenteil: Hier bieten sich Chancen! Links www.futurefuel.nu/en www.stockholmresilience.org www.floow2.com www.youtube.com (Suchbegriff: „Puma Clever Little Bag“) www.juliabutterfly.com

à ERKLÄRUNG Die neun Grenzen des Planeten 2009 identifizierte und quantifizierte eine Gruppe von Wissenschaftlern neun kritische Grenzen unseres Planeten: Innerhalb dieser Grenzen kann sich die Menschheit über Generationen weiterentwickeln und prosperieren. Das Überschreiten dieser Grenzen aber hat abrupte und/ oder unumkehrbare ökologische und ökonomische Veränderungen zur Folge. Nähere Einzelheiten finden Sie in „Tipping Toward the Unknown“ unter www.stockholmresilience.org


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| Interview

| Edith Siermann

Warum Pensions­ kassen SI ernst nehmen sollten Einige institutionelle Anleger in Europa scheuen sich immer noch davor, Sustainability Investing (SI) und ESG-Faktoren in ihre Anlagestrategien zu integrieren. Die von den Pensionskassen am häufigsten gestellte Frage lautet: „Wie viel kostet das, und wie wird es sich auf meine Performance auswirken?“, sagt Edith Siermann, CIO für die Zinsprodukte von Robeco mit Verantwortung für die RobecoSAM Abteilung „Governance & Active Ownership“ in Rotterdam.

„ SI ganz allgemein ist ein Teil der Gesellschaft geworden.“

Aus Kundensicht erschliesst sich der zusätzliche Nutzen von SI nicht immer auf den ersten Blick, aber es lohnt sich, diesen Weg mit ihnen zu beschreiten, sagt Edith Siermann: „Leider herrscht vielerorts immer noch die Wahrnehmung vor, dass es bei SI darum geht, bestimmte Sektoren aus dem Anlage­ universum auszuschliessen. Dabei ist SI viel mehr als das.“ „Der Mehrwert von ESG-Analysen für das Portfolio und die positive Wirkung der Berücksichtigung von ESG-Faktoren bei Anlageentscheidungen lassen sich häufig nur schwer in Basispunkten beziffern. Aber die Kunden erkennen, dass sie dadurch bessere Einblicke in die Chancen und Risiken von Unternehmen erhalten. Damit wird deutlich, dass ESG-Analysen zugleich einen Mehrwert darstellen und einen positiven Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten können.“

Den Ball ins Rollen bringen Zeigt sich der Kunde interessiert, gilt es, den Ball ins Rollen zu bringen. „Im ersten Schritt muss geklärt werden, wie das Interesse an SI motiviert ist“, sagt Siermann. „Hat der Kunde ethische Beweggründe? Oder ist seine Motivation eher finanzieller Natur, da er als Treuhänder die vorrangige Aufgabe hat, im besten Interesse seiner Kunden zu investieren und den Ertrag zu maximieren?“ „Dann sprechen wir mit den Vorständen der Pensionskassen über SI und die Umsetzungs­ möglichkeiten, denn Nachhaltigkeit ist ein Begriff mit vielen Definitionen“, erklärt Siermann. „Daher ist es sinnvoll, Entscheidern zu erläutern, was genau Nachhaltigkeit in ihrem spezifischen Fall bedeutet. Wir veranstalten ganztägige Workshops und sprechen mit Kunden Schritt für Schritt über ihre Philosophie, den aktuellen Stand ihrer SI-Politik und mögliche Verbesserungen.“ „Wenn es an die Umsetzung geht, stellt sich die Frage, welche Investmentmanager der Kunde auswählen sollte und welche Anlagestrategien seinen Kriterien entsprechen, damit wir geeignete Fonds herausfiltern können.“ Die Botschaft weitertragen So weit, so gut – aber nicht alle Pensionskassen haben diese ersten Schritte bereits


| Interview

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| Edith Siermann

Schritt 1

Schritt 2

Schritt 3

Schritt 4

Ziele setzen

SI-Rahmenbedingungen

SI-Strategie

Planung der Implementierung

Ziel Ergründung der Motive, weshalb sich die Pensionskasse dem Thema SI annimmt.

Ziel Formulierung einer allgemeinen Beschreibung, welche Rolle SI in verschie­­denen Teilen des Vermögensmanagementsund Allokationsprozesses spielen soll.

Ziel Definition der Anlagepolitik.

Ziel Identifizierung aller notwendigen Schritte zur Umsetzung von SI in allen Anlageklassen.

unter­nommen. Einige gilt es erst noch zu überzeugen. „Natürlich treten wir auch aktiv an potentielle Kunden heran und fragen, ob sie an Nachhaltigkeit interessiert sind“, erklärt Edith Siermann. „Welcher Anteil unserer Kunden bereits mit SI vertraut ist, variiert je nach Region. Die niederländischen Pensionskassen kennen sich mit dem Thema inzwischen gut aus. In anderen Teilen der Welt ist das noch nicht der Fall.“ Wie lautet die Botschaft für Skeptiker? „SI ganz allgemein ist inzwischen ein Teil der Gesellschaft geworden. Deshalb sagen wir: Wenn Sie SI in Ihrem Anlageprozess ausser Betracht lassen, verpassen Sie etwas von dem, was sich in der Welt abspielt“, sagt Siermann.

Das brauchen Sie aber, um einerseits das Risiko zu senken und andererseits den Mehr­­wert für Anleger zu erhöhen“, sagt Edith Siermann. Das RobecoSAM Corporate Sustainability Assessment (CSA) ist zum Branchenmassstab für Analysen geworden, die ESG-Faktoren berücksichtigen und so eine bessere Informationsgrundlage für Anlageentscheidungen darstellen. Das Argument, dass die ESG-Integration Risiken mindern kann, wird durch die Analyse von Daten zu den Lieferketten von Unternehmen untermauert. Schmerzhaft deutlich wurde dies, als im April in Bangladesch eine Textilfabrik einstürzte, die Einzelhandelsketten im Westen belieferte.

„Wir glauben, dass die Begünstigten der Pensionskassen von ihren Vermögens­ verwaltern künftig verlangen werden, SI zu einem Teil ihrer Anlagepolitik zu machen. In Zukunft wird die gesellschaftliche Akzeptanz der Pensionskassen davon abhängig sein. Hier geht der Druck von unten, nämlich von den Kunden aus, und die Regulierung wird folgen.“

„Durch den CSA-Fragebogen erhalten die Analysten sehr detaillierte Informationen, die nicht so einfach zugänglich sind wie gewöhnliche Finanzdaten. Dazu gehören sehr viele ESG-Faktoren mit einer direkten finanziellen Wirkung“, sagt Siermann. „Wir wählen die Themen mit der grössten Relevanz für die Anleger aus und bauen dann darauf auf.“

So führt SI zu besser informierten Anlageentscheidungen „Wir meinen, dass Analysen, die ESGFaktoren unberücksichtigt lassen, zu kurz greifen, weil sie kein ganzheitliches Bild eines Unternehmens oder Landes zeichnen.

„Bei Ländern ist das ‚G‘ für Governance in der Regel viel wichtiger als das ‚E‘ für Environment (Umwelt) oder das ‚S’ für Soziales. Bei der Nachhaltigkeit kommt es stärker auf die langfristigen Aspekte an: zum Beispiel die Frage, wie ein Land das Problem der

gesellschaftlichen Alterung bewältigt, oder ob Regierungen handlungsfähig sind und schnell notwendige Massnahmen treffen können.“

„ Wir meinen, dass Analysen, die ESGFaktoren unberücksichtigt lassen, zu kurz greifen.“


Die Auswahl der richtigen Staatsanleihe beginnt damit, sich anzusehen, was unter der Oberfläche passiert sustainability investing Wenn wir Länder analysieren, schauen wir uns nicht nur die finanziellen Kennzahlen an. Durch zusätzliche Fragen erhalten wir einen vertieften Einblick und eine Fülle an Nachhaltig­ keits­informationen, die wir in alle unsere Anlageprozesse integrieren. Das ermöglicht uns, besser informierte Anlageentscheidungen zu treffen. Unser Country Sustainability Ranking, welches in enger Zusammenarbeit mit unserem Spezialisten für Sustainability Investing, RobecoSAM, entwickelt wird, richtet sich gezielt auf Risiken in Staatsanleihen, sowohl von Industrieländern als auch von Schwellenländern. Wir arbeiten mit Daten, aber was sich hinter diesen Zahlen verbirgt, ist das, was uns wirklich interessiert. Beispielsweise ist nicht nur die Anzahl der Streiktage relevant – von noch grösserem Interesse für uns ist, warum es zu diesen sozialen Spannungen kommt.

Länderranking in Bezug auf Nachhaltigkeit Wir haben dieses Magazin publiziert, um die Wichtigkeit der Integration von Nachhaltigkeits­ kritierien in Anlageentscheidungen aufzuzeigen. Wenn Sie sich näher über Sustainability Investing informieren möchten, oder wenn Sie weitere Exemplare unseres Magazins erhalten möchten, besuchen Sie bitte www.robeco.ch/gamechanger.


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