Sonderausgabe / 80 Jahre revue

Name der Rubrik 1

– SONDERAUSGABE –

Lux 6,50€

80 Jahre revue Luxemburg von 1945 bis 2025

Edito 3

W SONDERAUSGABE - 80 Jahre revue Herausgeber Editions Revue S.A. Administrateur délégué Direktionsbeauftragter Nic Nickels Verlag und Redaktion revue – De Magazin fir Lëtzebuerg Belval Plaza I 7, avenue du Rock'n'Roll L-4361 Esch/Alzette Tel: +352 49 81 81 -1 www.revue.lu revue@revue.lu Chefredakteur Eric Hamus (Texte 40er, 50er, 80er, 2020er) Stellvertretende Chefredakteure Hubert Morang (Texte 70er, 90er) Desislava Schengen (Texte 60er) Redaktion Jérôme Beck (80er) Heike Bucher (2000er) Tania Feller (Fotos) Frank Goebel (2010er) Daniel Paulus (Grafik, Bildbearbeitung) Marie-Claire Caiado (Grafik) Dario Herold (Grafik) Christian Weiler (Bildbearbeitung) Cover-Illustration Marie-Claire Caiado Fotos Archiv revue Verwaltung Tanja Knebl (tanja.knebl@revue.lu) Liette Peters (liette.peters@revue.lu) Werbung Liette Peters (liette.peters@revue.lu) Tel.: 49 81 81-303 Anzeigenverkauf: Editions Revue S.A. 7, avenue du Rock’n’Roll L-4361 Esch-sur-Alzette Tel: +352 44 44 33 -1 revue@revue.lu Abonnement Abo-Hotline: +352 54 71 31 409, abo@revue.lu Jahresabo revue + télérevue + autorevue: 159 € Druck Est Imprimerie, Moulins-lès-Metz, Frankreich

Zertifizierte Auflage 2023: 24.540 Exemplare TNS Plurimedia-Studie 2022: 36.600 Leser/Ausgabe

© 2025 – Editions Revue s.a. • Toute reproduction est interdite • Tous droits réservés • Des licences d’utilisation de droits d’auteur peuvent être obtenues auprès de luxorr a.s.b.l. (Luxembourg Organisation for Reproduction Rights) – www.luxorr.lu.

er sich eingehend mit der Geschichte der revue beschäftigt, stößt früher oder später unweigerlich auf einen Namen: Katrin C. Martin. In den Anfangsjahren lenkte die weltgewandte Journalistin zunächst als Redaktionsleiterin die Geschicke des Magazins, bevor sie 1950 zur ersten Chefredakteurin aufstieg.

Mit modernen Methoden und einer klar leserorientierten Berichterstattung prägte sie die revue weit über die Startphase hinaus. Für Martin war das Magazin eine Festung in heimatlichen Gefilden, mit einem kleinen Ausgang in die weite Welt, wie sie zum fünften Geburtstag des Blattes suggerierte. „Die revue soll uns das Leben reicher, froher, glücklicher machen, sie soll Zeuge bleiben des lebenden Gesichts unseres Heimatlandes.“ Vergleiche mit ausländischen Zeitschriften seien, so die Chefredakteurin, „unangebracht und albern“. Stattdessen betonte sie ein Luxemburgertum, „das uns so am Herzen liegt – und das die revue widerzuspiegeln sich bemüht.“ In den vergangenen 80 Jahren hat sich vieles verändert – auch das Verständnis von Luxemburgertum. Doch im Kern liegt es uns noch immer am Herzen: als ein inklusives, weltoffenes Luxemburgertum, das Menschen aus 179 Nationen vereint, die Luxemburg zu ihrem Zuhause machen. Ziel dieser Sonderausgabe ist es, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Entwicklungen der vergangenen 80 Jahre durch die Augen der revue zu zeigen. Angefangen beim Cover der ersten Ausgabe, das vom damaligen Herausgeber Emile Probst eigenhändig gezeichnet wurde (oben rechts). Für die vorliegende Jubiläumsausgabe hat unsere junge, talentierte Kollegin Marie-Claire Caiado diese Illustration aufgegriffen und in die Gegenwart übertragen – eine gelungene Hommage, die unsere Verbundenheit mit der Geschichte unterstreicht, ohne den Blick nach vorn zu verlieren.

Die revue wollte von Beginn an gefallen, unterhalten und Wissen vermitteln.

Das war das Credo von Chefredakteurin Katrin C. Martin – und es ist das Leitbild geblieben, an dem sich alle ihre Nachfolger orientierten. Das Erscheinungsbild der Zeitschrift hat sich zwar grundlegend gewandelt, die Themen sind heute andere, und der Markt für Printprodukte ist herausfordernder denn je. Doch der Anspruch ist unverändert: ein Magazin zu schaffen, das zugleich heimatverbunden und international ist.

Ein Dankeschön Mit diesem Anspruch nimmt das kleine, aber feine Team der revue jede Woche auf ein Neues die Herausforderung an, ein Magazin zu schaffen, das gefällt, unterhält und informiert. Wir stehen in der Tradition all jener, die das Magazin vor uns zum Strahlen gebracht haben – ihnen gilt mein aufrichtiger Dank. Ebenso danken wir all den Unterstützern, die in den vergangenen 80 Jahren an uns geglaubt haben: den Mitgliedern des Verwaltungsrats, den Kollegen in anderen Medien, den vielen Persönlichkeiten, die uns Interviews und Geschichten anvertraut haben, und nicht zuletzt Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern.

Eric Hamus Chefredakteur

Loosst d‘Vergaangenheet Revue passéieren 80 Joer – 443 424 Säite Geschicht Digitaliséiert vun der Nationalbibliothéik

Entdeckt d’Sammlung op eluxemburgensia.lu

Inhalt 5 7 Vorwort Nic Nickels

46 Eurovision

86 Europa

8 Die ersten Jahre

48 Die 70er Jahre

88 Die 2000er Jahre

10 Die 40er Jahre

50 Die 70er Jahre

12 Die 40er Jahre

54 Die 70er Jahre

Auf viele Jahre!

Die Gesellschaft der Nachkriegsjahre Ära des Neubeginns Zwischen Leid, Mut und Hoffnung 16 Die 40er Jahre

Cover: Eine Auswahl 18 Radsport

Exzellenz auf zwei Rädern 20 Die 50er Jahre

Ein Jahrzehnt der Stabilität 22 Die 50er Jahre

Olympia-Gold für Luxemburg 26 Gleichstellung

Das Frauenbild in der revue 28 Die 50er Jahre

Nachwuchs am Hof 32 Die 50er Jahre

Cover: Eine Auswahl

Auszeit nach Erfolgen Zwischen Aufbruch und Erinnerung Das Ende einer Ära

Offene Grenzen Die Welt am Scheidepunkt 90 Die 2000er Jahre

Absturz bei Niederanven 94 Die 2000er Jahre

Erfolgsstory im Himmel

Staatskrise und Gewissensbisse

56 Die 70er

98 Die 2000er Jahre

58 Kirche

100 Wirtschaft

60 Die 80er Jahre

102 Die 2010er Jahre

Cover: Eine Auswahl Glauben im Wandel Bunt und voll auf Zack 62 Die 80er Jahre

Terror in Luxemburg 66 Die 80er Jahre

Lovestory am Valentinstag 68 Die 80er Jahre

Cover: Eine Auswahl 70 Sport

Sternstunden im Weltsport 72 Die 90er Jahre

Cover: Eine Auswahl Made in Luxembourg Unruhige Zeiten 104 Die 2010er Jahre

Der Sturz einer Regierung 108 Carte Blanche

Erinnerungen und Begegnungen 110 Die 2010er Jahre

Weltraumnation Luxemburg 114 Die 2010er Jahre

Cover: Eine Auswahl 116 Film & TV

Filmland Luxemburg

Ein Land im Aufschwung

Ein Land im Umbruch

118 Die 2020er Jahre

36 Die 60er Jahre

74 Die 90er Jahre

120 Die 2020er Jahre

40 eLuxemburgensia

78 Comics

124 Die 2020er Jahre

42 Die 60er Jahre

80 Die 90er Jahre

128 Die 2020er Jahre

44 Die 60er Jahre

84 Die 90er Jahre

130 Fußball

34 Die 60er Jahre

Mann im Mond Das digitale Gedächtnis Ein neuer Staatschef Cover: Eine Auswahl

Live in Luxemburg Superjhemp, Mil und Co. Eine Sekte im Visier Cover: Eine Auswahl

Caritas, KI und Covid Die Welt steht still Künstliche Intelligenz Cover: Eine Auswahl Höhen und Tiefen

Auf viele Jahre!

W

ie alle Geschichten, die seit 80 Jahren in der revue erschienen sind, beginnt auch dieser Beitrag mit einem leeren Blatt. Darüber gelehnt, der nachdenkliche Verfasser, der sich fragt, wie er wohl die treffenden Worte findet, um seinem Leser das zu vermitteln, was ihn gerade beschäftigt.

Was soll ich wohl zum Jubiläum einer 80-Jährigen beitragen? Glückwünsche? Selbstverständlich! In der Geschichte stöbern? Das tun wir auf rund 120 Seiten in dieser Ausgabe! Diesen oder jenen früheren Journalisten, Fotografen oder Chronisten hervorheben?

Das wäre dem aktuellen Redaktionsteam Unrecht getan! Ihre Talente und Verdienste sind nicht geringer als die ihrer Vorgänger.

Als unser Magazin 1945 erstmal erschien, und auch noch lange Jahre danach, gab es viel Platz für gedruckte Medien. Radio Luxemburg strahlte noch nicht aus, das „Hei elei Kuck elei“, aus dem später RTL Telé Lëtzebuerg wurde, lud sich erst Jahrzehnte später in die Wohnzimmer ein und vom Internet war nicht mal die Rede.

Das gedruckte Wort und Bild waren konkurrenzlos, wenn es um die Aufmerksamkeit und das Zeitbudget ihres Publikums ging. Und zwar jahrzehntelang. Mit seinen Reportagen, die immer nah am Menschen waren, wurde revue zum unentbehrlichen Begleiter vieler Familien, als man sich noch zur „Uucht“ zusammensetzte. So jedenfalls kenne ich revue noch aus meinen Kinderjahren, und so werden es wohl auch viele weitere Leser in Erinnerung haben. Auf dieses Kapital baute revue seine Position im Laufe der Jahrzehnte auf. Dass diese Marktposition auch eine attrak-

tive Plattform für die Werbetreibenden war, erkennt man beim Durchblättern früherer Ausgaben. Die damaligen Redaktionen konnten also aus dem Vollen schöpfen, um Woche für Woche ein ausgezeichnetes Produkt in die Luxemburger Haushalte zu bringen.

Große Fußstapfen Die großen Fußstapfen, die in der Blütezeit der revue angelegt wurden, sind das Maß, an dem sich die heutige Redaktion gemessen muss. Und ich behaupte mal, ganz unbescheiden, dass sie diese Herausforderung mit Bravour meistert. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem das Umfeld herausfordernder ist als je zuvor. Die „neuen Medien“, zuerst Radio, TV, später Internet und nun auch noch die sozialen Medien, nagen am Zeitbudget der Leser – was zur Folge hat, dass das Interesse an gut recherchierten Geschichten immer geringer wird.

Schlimmer noch: Die sogenannten sozialen Medien berauben die professionelle Presse ihrer lebensnotwendigen Einnahmen. Ich wage es nicht, mir vorzustellen, wie die Gesellschaft aussehen wird, wenn die Mächtigen von Facebook, Instagram, Google und Co. erst einmal das Monopol auf Information und Werbung haben. Mit ihren Algorithmen werden sie bestimmen, welche Information, ob echt oder fake, dem Nutzer zur Verfügung gestellt wird, der Handel wird unter ihrer Fuchtel stehen und die Politik wird von der Allmacht der eben Erwähnten bestimmt. Wollen wir das, oder ist es nicht etwa an der Zeit, sich aufzulehnen?

Bereits jetzt muss die Presse mit kargen Mitteln auskommen, um ihre gesellschaftlichen Aufgaben zu erfüllen.

Dass die revue nach wie vor nah am Menschen, seinen Sorgen und seinen Freuden, seiner Kreativität und seiner Talente, seinen Interessen und seinen Emotionen ist, verdanken wir einer Redaktion, die bereit ist, in diesem schwierigen Umfeld ihre ganze Energie in den Dienst des Lesers zu stellen. Ich behaupte mal ganz forsch: Es ist die beste revue aller Zeiten. Den Frauen und Männern, die an der revue mitwirken, gebühren der Respekt und der Dank des Herausgebers.

Wie seit Jahrzehnten ist unsere revue informativ und zugleich unterhaltsam.

Sie freut sich, wenn Freude angebracht ist, sie empört sich, wenn Empörung angebracht ist. Vor allem informiert und unterhält sie, um zum Zusammenhalt und zum Verständnis unserer Gesellschaft beizutragen. Das haben die revue-Leser verstanden und sind ihrem Magazin treu geblieben. Neue Leser stoßen Woche für Woche dazu, weil die revue ihnen etwas bietet, das sie nirgendwo anders finden. Allen Lesern gebührt mein zweiter, aufrichtiger Dank.

Ohne sie gäbe es keine revue. Ein dritter Dank geht an den Aktionär unseres Verlagshauses, nämlich Editpress Luxembourg s.a., der uns seit 25 Jahren (auch ein Jubiläum!) begleitet und uns in guten wie in schlechten Zeiten stützt und unterstützt.

Nicht sorgenlos, aber mit viel Zuversicht bleibt mir, der revue, der besten aller Zeiten, ein „Ad multos annos“ zu wünschen.

Nic Nickels Administrateur délégué Direktionsbeauftragter

Die ersten Jahre 8

Nach dem Zweiten Weltkrieg Am 1. September 1945 erschien die erste Ausgabe der revue.

Die Schueberfouer war in vollem Gange, am Folgetag wurde die Kapitulation Japans unterzeichnet, und in der Hauptstadt liefen die Vorbereitungen für die Parade zum ersten Jahrestag der Befreiung.

Text Joé Voncken

D

Ziel der Redaktion war das Abbilden und Bewegen dieser Gesellschaft. In den ersten Ausgaben zeigte sich das Magazin ungewohnt politisch: großformatige Fotoreihen von Befreiungsfeiern, Lobpreisungen der Alliierten, Profile verstorbener Widerständler, satirische Rückblicke auf den Alltag unter deutscher Herrschaft, aber auch provokante Forderungen wie die Annexion der luxemburgisch besetzten und von Frankreich mitverwalteten Kreise Bitburg und Saarburg.

„Lëtzeburger besetzen Deitschland“ Letzteres Thema stand in engem Zusammenhang mit der neu geschaffenen Luxemburger Armee, begleitet von einer Reportage über deren Aufstellung und einem imposanten Titelbild eines Bataillons, das die Brücke bei Remich überquerte, versehen mit der Überschrift: „Lëtzeburger besetzen Deitschland“. In einem zweiteiligen Beitrag plädierte der Nationalpatriot und Stadtschöffe Lucien Koenig, auch bekannt

Doktorand Joé Voncken ist ein gern gesehener Gast in der revue.

Zur Person Historiker Joé Voncken forscht am Zentrum für Zeitgeschichte und digitale Geschichte (C²DH) der Uni Luxemburg.

Dabei arbeitet der Doktorand an einem Projekt über die Rolle der Lokalverwaltung Luxemburgs während des Zweiten Weltkriegs.

© TANIA FELLER

och obwohl der Krieg militärisch beendet war, war der Frieden in dieser zerrütteten Gesellschaft noch nicht eingekehrt. Die Rückkehr von Monarchie und Exilregierung, eine politische Legitimitätskrise, die ersten Wahlen seit 1934, Forderungen der Widerstandsorganisation Unio’n nach Gerechtigkeit und Entschädigung sowie der beginnende Wiederaufbau prägten die ersten Jahre, und nicht zuletzt auch die ersten Ausgaben der noch jungen revue.

Die ersten Jahre 9

als „Siggy vu Lëtzebuerg“, gar für eine „Desannexion“ dieser Gebiete in zehn Punkten und wurde zum Wortführer einer hitzigen Debatte.

Auch die stockende Rekonstruktion und Nachkriegsprozesse, etwa der des VdB-Landesleiters Kratzenberg, fanden regelmäßig Eingang in die Berichterstattung.

Zugleich griff die revue Themen wie Katholizismus, Lokalbräuche und das „ursprüngliche“ Luxemburg auf, was auch durch einen hohen Anteil an luxemburgischsprachigen Beiträgen deutlich wird. Diese Motive entsprachen dem Zeitgeist, lassen aber auch auf gewisse Idealisierung, Patriotismus sowie eine im vollen Gange befindliche Identitätsbildung schließen.

Gleichzeitig wurden transatlantische Freundschaft, das europäische Friedensprojekt und die Benelux-Gemeinschaft an prominenter Stelle vorgestellt: Ein scheinbarer Zwiespalt, der jedoch typisch für die Nachkriegsgesellschaften Westeuropas war.

Die neu geschaffene Armee überquert im Herbst 1945 die Brücke bei Remich.

Um Deutschland zu besetzen?

Orientierung nach dem Krieg

© TANIA FELLER

Die politische Note erklärt sich nicht zuletzt aus den Biografien der Mitarbeiter. Viele waren während der de facto-Annexion Luxemburgs aufgrund ihrer journalistischen Arbeit in Bedrängnis geraten. Victor Molitor etwa war als Publizist umgesiedelt worden, Tony Krier dokumentierte als Fotograf die zerstörten Dörfer des Landes, und Chefredakteurin Katrin Martin veröffentlichte erste Auszüge ihres Kriegsromans „Die grüne Sünde“.

Während sich die revue in den Folgejahren stärker als familienorientiertes Blatt mit Fokus auf Unterhaltung, Allgemeinbildung und Heimatleben profilierte, verdeutlichen die ersten Jahrgänge den Versuch, einer politisch polarisierten und verunsicherten Nachkriegsgesellschaft eine gewisse Orientierung zu bieten.

In seinem Beitrag spricht der Autor von einem großartigen Bild eines neuen, starken Luxemburgs: „E Bild, dat engem guttdèt bis an de Fong vum Hèrz“.

Die 40er 10

Die Vierziger 1945-1949: Jahre des Neubeginns

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ufatmen in Luxemburg. Die Spuren des Zweiten Weltkriegs sind zwar allgegenwärtig, doch nun geht es darum, nach vorne zu schauen: zerstörte Orte wieder aufzubauen, die Wirtschaft in Schwung zu bringen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land zu stärken. Emile Probst will seinen Teil dazu beitragen, auf seine Art. Für den Zeichner und Glasmaler hätte es kaum einen günstigeren Moment geben können, eine Illustrierte ins Leben zu rufen, die das Zeitgeschehen aus einer etwas anderen Perspektive beleuchtet.

Auch mit der Auswahl der ersten Beiträge – ein ausgewogener Mix aus internationalen und luxemburgischen, ernsten und leichteren Themen – beweist die revue ein feines Gespür. Unter der ersten Chefredakteurin Katrin C. Martin hält das Magazin Einzug in den Stuben des Landes. Ende 1948 beträgt die Auflage schon 30.000 Exemplare. Und die Leser erfahren, was das Land bewegt, aber auch was sich im Ausland zuträgt.

Wichtige Daten: 1. September 1945 Leser in Luxemburg halten die erste Ausgabe der revue in ihren Händen. Inspiriert hat sich Herausgeber Emile Probst am amerikanischen Time Magazine.

September 1945 Die Repatriierungen laufen auf Hochtouren. Bis 1948 wird das „Commissariat au Rapatriement“ rund 26.000 Luxemburger zurück in die Heimat bringen.

10. Dezember 1945 In Deutschland wird der ehemalige Gauleiter Gustav Simon von britischen Soldaten verhaftet. Er soll in Luxemburg vor Gericht gestellt werden, doch

er stirbt nur eine Woche später unter mysteriösen Umständen.

21. Oktober 1945 Chamberwahlen in Luxemburg: Die CSV erhält die meisten Mandate und bildet mit drei weiteren Parteien die Regierung der Nationalen Union. Premierminister wird erneut Pierre Dupong.

21. Juli 1946 Der Flughafen in Luxemburg öffnet für den privatwirtschaftlichen Betrieb. Im ersten Jahr werden 1.000 Flüge am Findel abgewickelt.

20. Januar 1947 Arbeitsminister Pierre Krier stirbt im Alter von 62

Jahren. Sein Tod stürzt die Regierung der Nationalen Union in eine Krise.

30. Januar 1948 Nach der Ratifizierung der Zollunion zwischen Belgien, den Niederlanden und Luxemburg treffen sich 18 Benelux-Minister zum ersten Mal in Luxemburg. Das Land tritt außerdem dem Mar-

shall-Plan für den Wiederaufbau Europas bei.

23. Januar 1949 Luxemburg feiert das 30-jährige Thronjubiläum von Großherzogin Charlotte.

29. Mai 1949 In Echternach wird der Grundstein für den Wiederaufbau der Basilika gelegt.

Die 40er 11

Die revue will in den ersten Jahren Optimismus verbreiten, aber auch den Helden des Kriegs Tribut zollen.

Die 40er 12

Mut und Hoffnung Während die erste Hälfte der Vierziger von Krieg, Leid und Zerstörung geprägt wird, richten die Luxemburger ihren Blick zum Ende des Jahrzehnts hin Richtung Zukunft. Der Wiederaufbau und die Verarbeitung der Kriegsjahre nehmen auch in der revue einen prominenten Platz ein.

Die Aufarbeitung der Kriegsjahre nimmt einen wichtigen Platz in der Berichterstattung ein.

Die 40er 13

Nur ein Jahr liegen zwischen der Ardennenoffensive und dieser Ausgabe der revue.

In der zweiten Nummer präsentiert sich die

Z

iel des Magazins ist es in diesen Jahren, Optimismus zu verbreiten und den Lesern Mut zu machen. Das gelingt mit einer soliden Mischung aus ernsten Artikeln, über den Wiederaufbau etwa oder die internationalen Entwicklungen, satirischen Beiträgen und gesellschaftlichen Reportagen, die von den Folgen der Kriegsjahre ablenken.

Gleich in der ersten Nummer widmet sich die revue dem von der Ardennenoffensive arg gebeutelten Öslingdorf Bourscheid. Besonders berührend ist ein Kasten, in dem sich das Magazin mit dem Schicksal einer Einwohnerin befasst, die von den Nazis verschleppt und inhaftiert wurde. Weil dabei auch ihre Kuh verloren ging, startet die revue einen Aufruf an die Leser. Ob sich ein Nutzvieh für „Klemmesch Aani“ gefunden wurde, ist aber nicht bekannt.

Ligue Ons Jongen

Neben dem Aufbau liegt das Augenmerk auch auf der Rückkehr der Zwangsrekrutierten und Inhaftierten. Rund 26.000 Einwohner werden bis 1948 nach Luxemburg zurückgebracht. Dabei spielen Ligen und Zusammenschlüsse wie „Ons Jongen“ eine wichtige Rolle. „D’Ligue huet grad eso’ we’neg mat enger politescher Partei we’ mat engem Kéleclub eppes ze din“, heißt es in der zweiten Ausgabe der revue am 15. September 1945. „Mir wollen onse Memberen, a besonnesch onse mutile’erten a verwonnte Komeroden, materiell a moralesch önnerstötzen; mir höllefen virun allem déne lîcht a schwe’er verwonnte Komeroden, sech am zivile Liéwen erem zurecht ze fannen.“ Gleichzeitig zollt das Magazin den Geschehnissen der jüngeren Vergangenheit Tribut und erinnert regelmäßig an die

der Öffentlichkeit.

Die 40er 14

schwierigen Jahre. „Vor einem Jahr raste die Rundstedt-Offensive durch den Norden unseres Landes“, titelt die revue im Dezember 1945. „Den Christtag des Jahres 1944, des Jahres der Befreiung, aber auch des unseligen Vorstosses der Armeen von Rundstedts in den Nordteil unseres Landes, wird wohl keiner von uns vergessen können. Nicht die von Haus und Hof Vertriebenen, die in den Süden des Landes geflüchtet waren, und nicht die Bewohner vieler Dörfer, die sich in den Kellern versteckt hielten, während die Winterschlacht in der Umgebung tobte, und nicht die Verschontgebliebenen, bei denen die Flüchtlinge Aufnahme gefunden hatten.“ Ein bewegendes Porträt: Anni Klemmer wurde von den Nazis verschleppt.

Auch wenn allgemein der Blick nach vorne gerichtet wird, bleibt bis Ende des Jahrzehnts eine gewisse Skepsis spürbar – befeuert vom schwelenden Konflikt zwischen Ost und West, wie ein Leitartikel im Januar 1949 unter dem Titel „Friedensjahr 1949?“ feststellt: „Auch im Jahre 1949 wird wahrscheinlich sehr viel vom Kriege die Rede sein. Wir werden sehr starken Nervenspannungen unterworfen werden.

Denn der Konflikt zwischen Ost und West ist noch lange nicht ausgestanden.“ Der Autor hofft allerdings darauf, dass es „auch in Russland Leute gibt, denen die Einsicht nicht abgeht, und die es nicht auf einen Krieg mit dem Westen ankommen lassen möchten“.

Früh schon machte die revue mit satirischen Beiträgen auf sich aufmerksam.

Im August 1947 verschlägt es den revueReporter auf seiner Tour durch Deutschland auch zu „Adolfs Villa“, zum Adlernest in Berchtesgaden.

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Die 40er 16

40er Cover: Eine Auswahl

revue 5 / 1945

revue 17 / 1947

revue 8 / 1948

revue 1 / 1946

revue 7 / 1946

revue 8 / 1947

revue 15 / 1947

revue 29 / 1948

revue 52 / 1949

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Radsport 18

Eine große Radsportnation Text Hubert Morang

Schon bevor die revue auf den Markt kam, hatte Luxemburg große Erfolge im Radrennsport gefeiert.

V

or allem mit den drei Tour de France-Siegen von François Faber (1909) und Nicolas Frantz (1927 und 1928). Es ist also eine Selbstverständlichkeit, dass das Magazin über die acht letzten Dekaden sämtliche großen sportlichen Erfolge der Luxemburger Radsportler begleitet hat. Von Charly Gauls Tour Sieg bis Bob Jungels, von Elsy Jacobs bis Marie Schreiber.

Wichtige Daten: 9. Mai 1954 Marcel Ernzer überquert bei LiègeBastogne-Liège als Erster die Ziellinie.

bei den Frauen und schlägt die zwei Russinnen Tamara Novikova und Maria Loukchina.

10. Juni 1956 Charly Gaul gewinnt seinen ersten Giro d’Italia und kürt sich gleich zur Legende, weil er bei miserablem Wetter und Schnee auf der Etappe am Monte Bondone die Konkurrenz stehen lässt.

7. Juni 1959 Gaul schlägt wieder beim Giro d’Italia zu. Der „Engel der Berge“ sichert sich das „Maglia Rosa“ auf der letzten schweren Bergetappe.

19. Juli 1958 Charly Gaul feiert den Gesamtsieg bei der Tour de France (Foto).

Im Bergpreis wird er Zweiter. Der Luxemburger gewinnt eine Bergetappe und die ersten beiden Zeitfahren, beim letzten Zeitfahren fährt er ins gelbe Trikot.

30. August 1958 Elsy Jacobs wird die erste Weltmeisterin

17. Februar 1985 Der Luxemburger Cyclocross-Spezialist Claude Michely zeigt im Münchener Olympiapark eine bärenstarke Leistung und belohnt sich mit WM-Bronze.

als Zweiter und wird bester Jungprofi.

23. April 2008 Beim Ardennenklassiker „Flèche wallonne“ kontert Kim Kirchen einen Antritt von Damiano Cunego und gewinnt an der Mur de Huy. 8. Juli 2008 Kim Kirchen ist Sieger des Einzelzeitfahrens der vierten Etappe der Tour de France (weil der deutsche Stefan Schumacher nach dem Rennen des Dopings überführt wird).

Er trägt mehrere Tage das gelbe Trikot.

16. April 2006 Frank Schleck gewinnt die Amstel Gold Race.

26. April 2009 Andy Schleck gewinnt mit Liège-BastogneLiège ein Monument des Radsports.

3. Juni 2007 Andy Schleck beendet die Italienrundfahrt

26. Juli 2009 Andy Schleck beendet die Frankreich-

rundfahrt im weißen Trikot und wir Zweiter im Gesamtklassement.

ist Andy Schleck offiziell Sieger der Tour de France.

20. Juni 2010 Bei der Tour de Suisse kann sich Frank Schleck als Sieger der Gesamtwertung eintragen.

22. April 2018 Mit Bob Jungels gewinnt wieder ein Luxemburger LiègeBastogne-Liège.

25. Juli 2010 Nachdem Alberto Contador wegen Dopings der Sieg aberkannt wurde (geschah erst 2012),

21. Dezember 2024 Marie Schreiber gewinnt im niederländischen Hulst als erste Luxemburgerin ein Rennen im Cyclocross-Weltcup.

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Die 50er 20

Die Fünfziger 1950 - 1959: Zwischen Aufbruch und Erinnerung

D

ie 1950er-Jahre markieren eine Phase der Konsolidierung in Luxemburg. Nach den Umbrüchen der unmittelbaren Nachkriegszeit stabilisieren sich die demokratischen Institutionen: Regierung und Abgeordnetenkammer finden zurück zu geregelter Arbeit, neue Parteien werden gegründet. Zugleich beginnt die die Gesellschaft, Früchte des Wiederaufbaus zu ernten. Kinos, Schwimmbäder und moderne Verkehrswege entstehen, und die Zahl der Kraftfahrzeuge schießt in die Höhe – 1950 rangiert Luxemburg mit 18.032 Autos weltweit auf Platz zwei. Das kleine Land setzt auf Fortschritt, ohne seine jüngste Vergangenheit zu vergessen.

Die 1950er sind auch ein Jahrzehnt der Symbole: Mit der Hochzeit des Erbgroßherzogs Jean 1953 und der Geburt von Thronfolger Henri 1955 bekräftigt das großherzogliche Haus seine Rolle als identitätsstiftender Anker im Wandel der Zeit. Gleichzeitig erinnern zahlreiche Gedenkveranstaltungen daran, wie tief die Kriegserfahrungen noch im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Doch Luxemburg blickt nach vorn: Mit Josy Barthel und Charly Gaul feiert das Land große Erfolge im internationalen Sport, in der Wirtschaft entstehen neue Perspektiven und das Großherzogtum trägt maßgeblich zum europäischen Aufbauwerk bei.

Wichtige Daten: 27. Juni 1950: Luxemburg beschließt im Rahmen der UNO, nach dem Einmarsch nordkoreanischer Truppen Streitkräfte nach Südkorea zu schicken.

Januar 1951: Goodyear produziert die ersten Reifen in Luxemburg (Cover oben) 29. Dezember 1953: Nach dem Tod von Staatsminister Pierre

Dupong wird Joseph Bech neuer Premierminister.

reste der 1940 von den Nazis zerstörten „Gëlle Fra“ gezeigt.

10. September 1954: Das Land gedenkt des 10. Jahrestags der Befreiung. Im Mai wurde das PattonDenkmal eingeweiht, im Juli folgte der erste Remembrance Day in Ettelbrück.

23. Januar 1955: Die CLT strahlt die erste TV-Sendung ab Luxemburg aus.

Mai 1955: Im hauptstädtischen Rathaus werden erstmals die Über-

25. April 1955: Die Demokratische Partei wird gegründet.

22. März 1956: Auf Kuba wird die zukünftige Großherzogin Maria Teresa geboren.

17. Mai 1956: In Bettemburg wird der Märchenpark feierlich eröffnet.

29. März 1958: Joseph Bech tritt zurück.

Neuer Ministerpräsident wird Pierre Frieden.

7. Oktober 1958: Der Europäische Gerichtshof wird in Luxemburg gegründet.

2. März 1959: Nach dem unerwarteten Tod von Premier Pierre

Frieden am 23. Februar tritt Pierre Werner dessen Nachfolge an 27. August 1959: Im Rahmen der Bauarbeiten zur Staumauer räumt die letzte Familie ihr Haus.

Danach wird das Tal geflutet.

19. September 1959: Das erste Radioprogramm in luxemburgischer Sprache startet auf der UKW-Frequenz 93,5 MHz.

Die 50er 21

Die Fünfziger bringen dem Land Ruhe und politische Stabilität. Großen Anteil daran hat Pierre Frieden, zunächst als Bildungs- und Innenminister, später kurzzeitig auch als Premierminister.

Die 50er 22

Das Jahrzehnt der Monarchie Das Luxemburger Herrscherhaus ist in den fünfziger Jahren ein gern gesehener Gast in der revue, mit zahlreichen Titelbildern und noch mehr Reportagen.

1950

steht zunächst im Zeichen der Hochzeit von Prinzessin Alix, der jüngsten Tochter von Großherzogin Charlotte, mit dem belgischen Adligen Antoine de Ligne. „Et wor dem ganze Lëtzebuerger Land seng Hochzeit“, titelt das Magazin am 26. August 1950. Es sei die Erfüllung eines lieblichen Märchens.

Im Herbst 1952 dominiert die Verlobung von Prinz Jean mit Prinzessin Josephine-Charlotte die Schlagzeilen. In Anwesenheit von Mitgliedern der meisten Königshäuser sowie rund 400 Journalisten aus dem In- und Ausland schließen Prinz Jean und Prinzessin Joséphine

Charlotte dann am 9. April 1953 in der hauptstädtischen Kathedrale den Bund des Lebens.

Es ist ein bedeutendes Ereignis für das Großherzogtum, das nicht nur die Völker zweier befreundeter Nationen verbindet, sondern auch den Fortbestand einer Monarchie sichert, die während des Zweiten Weltkriegs zum Symbol des Widerstands und der Freiheit geworden ist. Dieser 9. April werde als Freudentag in die Geschichte des Landes eingehen. „Ein junger Prinz, in unserem Lande geboren, eng verbunden mit dem Volke, dessen Sorgen und Not er teilt, reichte in der alten Festungsstadt seiner Prinzessin die Hand zum ewigen

Anfang der Fünfziger liefert die Hochzeit von Prinzessin Alix mit dem belgischen Prinzen Antoine de Ligne einen Vorgeschmack auf das Event des Jahrzehnts.

Die 50er 23

„Ein junger Prinz zerriß den Schleier des Alltags damit auch sein Volk an seinem Glück teilnehme“, schreibt die revue nach der Hochzeit von Erbgroßherzog Jean mit Prinzessin Joséphine-Charlotte.

Die 50er 24

Bunde“, schreibt der Autor. Belgien habe eine Prinzessin verloren, doch: „Luxemburg weiß, dass es eine sich aufopfernde Mutter gefunden hat.“

Das Glück lässt nicht lange auf sich warten. 1955 erfüllt Kindergelächter die Räume von Schloss Betzdorf.

Als erstes Kind des Ehepaares erblickt am 17.

Februar 1954 Prinzessin Marie-Astrid das Licht der Welt. Am 16. April 1955 folgt Prinz Henri, der als erstgeborener Sohn auch Thronfolger wird. Der Geburt des künftigen Großherzogs widmet die revue eine ganze Sonderbeilage.

Wir besuchen das Artilleriebataillon, das der Bevölkerung mit 101 Kanonenschüssen auf „Dräi Eechelen“ die freudige Botschaft überbringt und stellen die sieben Kinder vor, die am gleichen Tag geboren wurden. Im Juli präsentiert Prinzessin Marie-Astrid den Lesern ihr zehn Wochen altes Brüderchen ein erstes Mal und die revue attestiert dem „glücksstrahlenden Herrn Vater“, dass er in seinem „Beruf als Familienvater“ beste Fortschritte mache.

Prinzessin Marie-Astrid ist noch keine zwei Jahre alt, als die revue das Schloss 1955 zum zweiten Mal besucht. Man habe ein besonders aufgewecktes Kind vorgefunden, so der Autor. Die Prinzessin stellt prompt ihr Brüderchen vor und schießt ein Foto ihrer Eltern mit Paul Aschmanns Kamera (oben rechts).

Gleichstellung 26

Kein Thema Natürlich hat sich das Frauenbild mit der Zeit nicht nur gesellschaftlich, sondern auch in der revue verändert. Dabei propagierte sie anfangs noch das klassische Familienmodell. Feminismus und MeToo spielen jedoch kaum eine Rolle.

Text Heike Bucher

A

ls 1945 die erste revue erschien, war das Land nicht nur erlöst, sondern auch in Aufbruchsstimmung. Krieg und Besatzung waren vorüber, das Leben sollte weitergehen. Mit heiler Familie, glücklichen Kindern, zufriedenen Eltern und einem bewährten Rollenmodell: Der Mann geht hart arbeiten, während die Frau zu Hause den Laden wuppt und sich um das Wohlergehen der Familie kümmert. So zumindest ist der Eindruck, wenn man sich die revue der ersten Jahre ansieht: Viele Artikel richten sich an die Dame des Hauses und offerieren ihr die neueste Mode aus Paris, Anleitungen für Handarbeiten oder Tipps für den perfekt geführten Haushalt. Kochen, Bügeln, Wäschewaschen inklusive.

Luft nach oben Das Wahlrecht für Frauen bestand in Luxemburg zwar schon seit 1919, und mit Katrin C. Martin hatte die revue ab 1948 für drei Jahre sogar eine Frau auf dem Chefredaktionsposten, doch arbeitende und politisch tätige Frauen waren in der revue nur marginal vertreten. Stattdessen durften Männer kundtun, was sie über die andere Hälfte der Menschheit denken. Zum Beispiel zum Mammendag 1951, als Henri P. Weitz darüber schwadroniert, dass viele Männer erst während einer Geburt „den rechten Respekt vor dem Weibe“ lernen.

Es war wohl eins der

Sucht man bei eLuxemburgensia, dem digitalen Archiv der Nationalbibliothek, in dem sich kostenlos alle Ausgaben der revue von 1945 bis 2020 ausführlich finden und lesen lassen, Artikel unter dem Stichwort „Feminismus“, spuckt die Suchmaschine ganze 97 Einträge aus. Das sind 1,28 Einträge pro Jahr, mehr als die Hälfte stammen aus kurzen Texten des Fernsehprogramms, wenn etwa 3sat, Arte oder die ARD eine Dokumentation bringt oder „Fellinis Stadt der Frauen“ gezeigt wird, der viel mehr die Ängste des Mannes vor dem Feminismus thematisiert als den Feminismus an sich. Beim Stichwort „Gleichberechtigung“ erhält man schon 717 Einträge, beim Stichwort „Mutter“ gar 42.690. Was den Zeitgeist jener Jahrzehnte widerspiegelt.

umstrittensten Cover der revue, erschienen im März 2009.

Nachdem die Luxemburgerin Mandy Graff 2007 bei „Germanys Next Topmodel“ Vierte wird, ist sie regelmäßig in der revue zu Gast.

(Unter ihrem Namen zeigt eLuxemburgensia 116 Einträge.) Dramatischer Höhepunkt ist die Ausgabe vom 18. März 2009. Dort präsentiert das Modell die neueste Frühlingsmode unter dem Covertitel: „Mandy mag’s heiß“. Wie sagte ein ehemaliger Chefredakteur der revue immer so schön? „Da ist noch Luft nach oben.“

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Die 50er 28

Gold für Luxemburg Am 26. Juli 1952 schreibt Josy Barthel Sportgeschichte: Als Außenseiter geht er in Helsinki an den Start des 1.500-Meter-Laufs und gewinnt nach einem phänomenalen Endspurt Gold bei OIympia.

„Was anderen, großen Ländern versagt blieb, wurde Luxemburg zuteil“, schreibt die revue.

Bei seiner Olympia-Teilnahme ist Josy Barthel bereits „Champion universitaire de France et du monde“.

Bei seiner Rückkehr ist Josy Barthel ein gefragter Mann.

Die 50er 29

Zwei Wochen nach seinem Fabellauf widmet die revue dem Luxemburger Goldjungen ein Special von acht Seiten.

W

as anderen, großen Ländern versagt blieb, wurde Luxemburg zuteil. Unsere Fahne wurde gehißt und die Nationalhymne ertönte über das Feld“, schreibt die revue am 2. August. Luxemburg könne stolz auf Josy Barthel sein, in aller Welt werde er als Held gefeiert. „La victoire du Luxembourgeois était le moment le plus émouvant des Jeux Olympiques“, lautet nur eine von vielen Schlagzeilen im Ausland.

Leider wird es lange Zeit die einzige Medaille für Luxemburg bei Olympischen Spielen bleiben. Die Durststrecke wird erst 1992 bei den Winterspielen in Albertville (F) beendet, mit den zwei Silbermedaillen von Marc Girardelli im Riesenslalom und im Super-G. Die Gold-

Beim Empfang in Luxemburg nehmen Wirtschaftsminister Michel Rasquin (l.) und

medaille im Marathon, die der in Luxemburg geborene Michel Théato 1900 bei den Spielen in Paris gewann, wird offiziell Frankreich zugerechnet. Ein Einspruch Luxemburgs wurde 2004 vom IOC verworfen.

Sportkommissar Léon Hamus die Medaille von Josy Barthel (r.) in Augenschein.

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POST Luxembourg: über 180 Jahre Innovation – Der Rückblick 1880 – Verlegung einer Telefonleitung.

Telegraf, 1861 – Das erste Fernkommunikationssystem.

Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der revue blickt auch POST Luxembourg auf eine beeindruckende Geschichte voller Innovationen und Entwicklungen zurück.

S

eit 1842 hat sich die Post in Luxemburg als verlässlicher Partner für BürgerInnen, für BesucherInnen sowie Unternehmen im Großherzogtum etabliert. Was mit der klassischen Briefzustellung begann, entwickelte sich über den Telegrafendienst zu einem umfassenden Dienstleistungsangebot: Postdienste, Finanzlösungen, Philatelie sowie Telekommunikationsund ICT-Lösungen.

Der Aufstieg der Telekommunikation 1995 ermöglichte die Post in Luxemburg erstmals Internetzugänge für Privathaushalte und digitale Dienste für die breite Öffentlichkeit. In den frühen 2000er-Jahren folgten massive Investitionen in den Ausbau der Netzinfrastruktur. Fortan standen leistungsstarke Internetverbindungen sowie moderne Festnetz- und Mobilfunkdienste zur

1969 - Schalter in Luxemburg-Gare.

Briefträger im Jahr 1853.

Verfügung. Damit wurde der Grundstein für die digitale Vernetzung Luxemburgs gelegt – sowohl für private Haushalte als auch für Unternehmen.

Dabei reichen die Anfänge dieser Entwicklung sogar noch weiter zurück: Bereits Ende der 1980er Jahre begann Post mit dem Verlegen sogenannter „Glasfaser-Hybridkabel“ für Privathaushalte. Das waren Kupferkabel, die in der Mitte mit einer Glasfaserleitung

1910 – Erstes Postauto.

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Inzwischen deckt das Glasfasernetz von POST über 87 % des Landes ab – mit dem Ziel einer nahezu flächendeckenden Versorgung bis 2030.

versehen waren. Als die Technik 2007 es ermöglichte, Glasfaserverbindungen auch für den privaten Gebrauch anzubieten, waren auf einen Schlag 25% des Landes mit Glasfaserverbindungen abgedeckt. Ein visionärer Schritt, der Luxemburgs digitale Vernetzung entscheidend voranbrachte. Heute ermöglicht das Glasfasernetz Datenübertragungsraten von bis zu 8,5 Gbit/s. Zum Vergleich: Die ersten Internetanschlüsse 1995 boten eine Geschwindigkeit von lediglich 56 kbit/s – das entspricht einer 150.000-fachen Steigerung innerhalb von nur drei Jahrzehnten.

Mit der Einführung des IPTV-Dienstes „Tëlee vun der Post“ im Jahr 2008 begann die Ära des interaktiven Fernsehens in Luxemburg - mit Funktionen wie Replay, Video-on-Demand und einer großen Senderauswahl. In den Folgejahren kamen HD- und 4K-Inhalte, personalisierbare Benutzeroberflächen sowie mobile Nutzungsmöglichkeiten hinzu. Heute steht POP TV für flexibles Fernsehen auf allen Geräten – jederzeit und überall. Mit der Marke POP vereint POST Luxembourg Mobilfunk, Internet und TV zu maßgeschneiderten, modernen Kommunikationslösungen – alles aus einer Hand und mit nur einem Ansprechpartner. Mit POP Mobile profitieren Kunden vom leistungsstärksten Mobilfunknetz Luxemburgs, inklusive

ultraschneller 5G-Geschwindigkeiten von bis zu 1,5 Gbit/s. Für Geschäftskunden bietet POST unter der Marke DEEP professionelle Telekommunikationsund ICT-Lösungen – von Cloud-Services über Cybersicherheit bis hin zu IoT (Internet of Things) Anwendungen.

Innovation in allen Geschäftsbereichen Auch in den traditionellen Kernbereichen zeigt POST Luxembourg weiterhin Innovationskraft: 2023 wurde die erste luxemburgische Crypto-Briefmarke eingeführt – eine Kombination aus physischer Marke und digitalem Zwilling auf der Blockchain. Die diesjährige Ausgabe erscheint am 18. September. Ob Briefe oder Pakete – die Post bleibt ein verlässlicher Partner für den physischen Versand in Luxemburg und darüber hinaus. Auch in diesem Bereich setzt man auf Innovation und Digitalisierung, um den Service kontinuierlich zu verbessern – von der digitalen Sendungsverfolgung bis hin zu nachhaltigen Zustellmethoden wie PackUp. Im Finanzbereich wurde mit eboo eine moderne Banking-Marke etabliert, die intuitives und sicheres Online- und Mobile-Banking für alle zugänglich macht. Die Angebote sind transparent, leicht verständlich und frei von versteckten Kosten. Zusätzlich gibt es PRO-Pakete, die sich insbesondere an Selbstständige, kleine und mittelständige Unternehmen und Vereine richten. Zudem engagiert sich die Post stark für Nachhaltigkeit – sei es durch den Ausbau der E-Mobilität im Fuhrpark oder durch Investitionen in energieeffiziente Datenzentren.

Innovation, Tradition und Zukunft POST Luxembourg blickt auf eine bewegte Geschichte voller Innova-

tionen zurück. Durch kontinuierliche Investitionen in moderne Technologien und nachhaltige Lösungen gestaltet das Unternehmen die digitale Transformation Luxemburgs aktiv mit.

Mit klarem Fokus auf Kundennähe, Flexibilität und Nachhaltigkeit ist es bestens gerüstet – und bleibt ein starker Partner für alle Herausforderungen des digitalen Zeitalters.

Mit PackUp können Sie Ihre Pakete jederzeit in einer der rund 170 Stationen entgegennehmen.

Weitere Infos www.post.lu www.postgroup.lu Aktuelle Stellenangebote: www.careers.postgroup.lu Das Contact Center von POST Luxembourg erreichen: Über die kostenfreie Rufnummer 8002 8004 (aus dem Ausland +352 2424 8004) oder per E-Mail: contact.group@post.lu

Die 50er 32

50er Cover: Eine Auswahl

revue 1 / 1950

revue 22 / 1956

revue 46 / 1957

5 Jahre revue / 1950

revue 53 / 1950

revue 51 / 1952

revue 20 / 1955

revue 4 / 1959

revue 6 / 1959

V

D g

Vun eisem Lëtzebuerger Fëscher D’Truite saumonée, déi an der fréierer Schibbreger Mille geziicht gëtt, kritt Dir elo beim Cactus.

Die 60er 34

Die Sechziger 1960–1969: Ein Land im Aufschwung

I

n den Sechzigern erlebt Luxemburg ein neues Lebensgefühl, geprägt vom wirtschaftlichen Aufschwung. Die Stahlindustrie bleibt ein zentraler Wirtschaftszweig, erste amerikanische Firmen siedeln sich in Luxemburg an und tragen zur Vielfalt der Luxemburger Industrie bei.

Die Anzeichen des Wandels sind auch in der Gesellschaft und in der Monarchie deutlich spürbar. Nach 45 Jahren an der Spitze des Landes tritt Großherzogin Charlotte zurück und überlässt Sohn Jean den Thron. Mit Colette Flesch (Cover), Astrid Lulling und Madeleine Frieden-Kinnen bekleiden zudem die ersten Frauen hohe politische Ämter in der Chamber und in der Regierung.

Daneben erfreut sich die Bevölkerung an kulturellen und technologischen Entwicklungen. So öffnen Ende der Sechziger die ersten Selbstbedienungsläden im Land, während die Bürger im Wimpy erstmals Bekanntschaft mit Fast Food machen. Im Alltag hält das Fernsehen Einzug, und Luxemburg belegt Platz 6 unter den telefonfreudigsten Nationen der Welt: Ende des Jahrzehnts hat jeder vierte Einwohner einen Fernmelder zu Hause. An den ersten Bankomaten kann man indessen rund um die Uhr Bargeld abheben.

Wichtige Daten: 26. Mai 1960: Ehrenstaatsminister Dr. Joseph Bech wird mit dem Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet.

28. April 1961: Großherzogin Charlotte ernennt ihren ältesten Sohn zu ihrem Statthalter.

Als „Lieutenant-représentant“ nimmt Erbgroßherzog Jean

fortan die Amtsgeschäfte des Staatsoberhaupts wahr.

12. November 1964: Nach 45 Jahren an der Spitze des Staats tritt Großherzogin Charlotte zugunsten ihres Sohnes Jean ab.

24. Oktober 1966: Einweihung des „Pont Grand-Duchesse Charlotte“. Wegen

seiner Farbe wird das neue Wahrzeichen im Volksmund liebevoll „Rout Bréck“ genannt.

3. Januar 1967: Staatskrise in Luxemburg: Die Abschaffung des Militärdienstes führt zu Unstimmigkeiten in der Regierung Koalition und zur Umbildung des Kabinetts von Premierminister Pierre Werner.

28. August 1967: Bei einer verheerenden Tankwagenexplosion in Martelingen kommen 22 Menschen ums Leben.

23 Menschen werden verletzt.

August 1967: Der neu geschaffene „Fonds de Routes“ sichert die Finanzierung eines zeitgemä-

ßen Autobahnnetzes in Luxemburg ab.

15. Dezember 1968: Bei vorgezogenen Neuwahlen geht die CSV erneut als stärkste Kraft hervor.

Pierre Werner bleibt Premierminister.

21. September 1969: „Hei elei, kuck elei“ geht zum ersten Mal auf Sendung.

Die 60er 35

Telefonieren gehört in Luxemburg zum Alltag – im internationalen Vergleich bedeutet das den sechsten Platz bei der Zahl der Anschlüsse.

Die 60er 36

Ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Monarchie beginnt: Großherzog Jean legt in der Chamber seinen Eid auf die Verfassung ab.

Die 60er 37

Vom Statthalter zum Großherzog In den frühen sechziger Jahren beginnt eine neue Ära für die Monarchie in Luxemburg. Am 28. April 1961 ernennt Großherzogin Josephine-Charlotte ihren erstgeborenen Sohn Jean zum „Lieutenant-représentant“, der dem Staatsoberhaupt laut Verfassung zur Seite steht.

I

n einer Titelreportage am 13. Mai 1961 blickt die revue auf die Laufbahn von Erbgroßherzog Jean und seine Vereidigung als Statthalter am 4.

Mai 1961 zurück. Vor dem Palast drängen sich die Schaulustigen: „Man blickt auf die Masse Publikum hin, die immer wieder über die Gehsteige quillt und sich dann wieder von Polizisten zurückschwappen läßt“, berichtet die revue.

datt am ganze Land de' Grönn, de' mech bestömt hun ze Gonsten vum Prënz Jean ofzedanken, verstâne gi sin. Et wor dât ké lichte Schrott fir mech“, verrät die überaus beliebte Landesmutter am Vorabend ihres Rücktritts.

Das Magazin dokumentiert die Vereidigung im Detail, inklusive Stimmung im Saal, mit „würdigem, verantwortungsvollem Ernst“. Der Wortlaut der Reden wird originalgetreu wiedergegeben: „Der letzte Satz klingt nahezu ergreifend. Der Kammerpräsident und der Erbgroßherzog treten aufeinander zu, reichen sich lange die Hände“, beschreibt die revue den ergreifenden Moment zwischen Erbgroßherzog Jean und Chamber-Präsident Joseph Bech.

Drei Jahre lang nimmt Erbgroßherzog Jean seine Pflichten als Statthalter wahr, bevor er am 21. November 1964 das Amt des Staatsoberhauptes übernimmt. In einer dreiteiligen Reportage wird auf den ersten Thronwechsel seit 45 Jahren hingewiesen: „In 45 Jahren der erste Thronwechsel. Fast ein halbes Jahrhundert, über ein Menschenleben lang, unter demselben Souverän“, heißt es in der revue.

Die Abdankungsrede von Großherzogin Charlotte erhält ebenfalls einen prominenten Platz: „Ech kann éech net soen, we' glecklech ech wor,

„Ich will das Leben Meines Volkes leben, von dem Mich keine Schranke trennen soll. Ich will seine Freuden und seine Leiden teilen“, verspricht Großherzogin Charlotte in ihrer Antrittsrede am 15. Januar 1919.

Die 60er 38

Nach der feierlichen Eidesleistung kehren Großherzog Jean, Großherzogin Joséphine-Charlotte und ihre Begleitung ins großherzogliche Palais zurück.

Feierliche Zeremonie in

Nach der offiziellen Zeremonie in der Chamber zeigt sich die großherzogliche Familie auf dem Balkon des Palais und lässt sich von der Bevölkerung ausgiebig feiern. Mit dabei: die Journalisten und Fotografen der revue. Sie fangen die schönsten und berührendsten Augenblicke des Thronwechsels ein und dokumentieren sie für die Ewigkeit.

der Kathedrale: Neben der großherzoglichen Familie und Vertretern des europäischen Adels sind auch politische und gesellschaftliche Repräsentanten anwesend.

Prinzessin MarieAstrid, Großherzogin Joséphine-Charlotte, Großherzog Jean, Prinz Henri und Prinz Charles hören aufmerksam der Rede des damaligen Chamber-Präsidenten Victor Bodson zu.

eLuxemburgensia 40

Das archivierte Gedächtnis Die Beilage, die sie aktuell in den Händen halten, wäre ohne entsprechende Archivarbeit nicht auf die Beine zu stellen.

Wie praktisch, dass die Nationalbibliothek mittlerweile die Jahrgänge der revue bis Ende 2020 vollständig digitalisiert hat und für jeden gratis zur Verfügung stellt.

Text Hubert Morang

Abtauchen ins revueArchiv: eluxemburgensia macht es möglich.

Die revue-Ausgaben zwischen 1945 und 2020 wurden alle digitalisiert.

D

ie Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv“, ist ein bekanntes Zitat des österreichischen Journalisten Robert Hochner.

Es steht groß an einer Wand der Redaktionsräume von Editpress, in denen auch die revue beheimatet ist. Wenn man als revue-Journalist gedenkt Rache zu nehmen und vielleicht alte Aussagen von dem ein oder anderen Politiker auszugraben, dann mutierte das bis ins letzte Jahr hinein hin und wieder zu ein bisschen Sisyphusarbeit. Zwar existiert selbstredend ein Archiv, aber dieses hat in den letzten acht Jahrzehnten – zahlreiche Umzüge, manchmal fehlende Sorgfalt und Co. sei Dank, sagen wir, wie es ist – mittlerweile ein paar „Gedächtnislücken“ aufzuweisen.

Gut, dass es die Nationalbibliothek gibt, kann man da sagen. Seit dem vergangenen Jahr sind über die Seite eluxemburgensia.lu 3.832 Ausgaben, von der allerersten Ausgabe (vom 1. September 1945) bis zur letzten Ausgabe des Jahres 2020, für jeden gratis abrufbar. Wer eine Recherche im revue-Archiv beginnen will, kann dies via Stichwortsuche tun oder nach Erscheinungsdatum. Macht man ersteres, kann man die Resultate nach Erscheinungsdatum (älter oder neuere zuerst) filtern lassen. Klingt simpel, ist es auch und funktioniert einwandfrei.

Der User kann zudem einschalten, ob exakt nach dem eingegebenen Begriff gesucht werden soll oder nicht. Lässt man diese Funktion ausgeschaltet, dann findet man alle Begriffe, auch wenn sich vielleicht einmal ein Tippfehler eingeschlichen hatte. Suchen Sie nach „Bommeleeër“, dann kriegen Sie auch die Resultate, wo vielleicht das Trema fehlt, angezeigt. Setzt man zwei Wörter zwischen Anführungszeichen, werden nur Resultate angezeigt, die genau diesen Ausdruck beinhalten.

Alles in allem ist das Ganze keine Hexerei und fast selbsterklärend. Neben dem Magazin wurde auch die Fernsehbeilage vollständig digitalisiert. Wenn es sie also brennend interessiert, was am Sonntag, 29. November 1970 um 20.20 Uhr im Ersten Deutschen Fernsehen lief, Sie können es nachlesen. Es war mit „Taxi nach Leipzig“ der allererste Tatort.

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Die 60er 42

„Der Traum von der Monderoberung“ „Montag, 21. Juli 1969, 3.56 Uhr: Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mondboden.“

E

s ist ein historischer Moment, den die revue in ihrer ersten AugustAusgabe 1969 ausführlich beleuchtet.

Die Reportage deckt alle Aspekte der Apollo-11-Mission ab, vom Funkverkehr zwischen der Kommandozentrale und der Kapsel bis hin zur Erlaubnis zum Abstieg und dem Hissen der US-Flagge. Besonders hervorgehoben werden Armstrongs charismatische Persönlichkeit und sein legendärer Satz „That’s one small step for (a) man, one giant leap for mankind“: Es sei ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.

Wettlauf zum Mond Der Wettlauf zum Mond zwischen den USA und der UdSSR war zuvor aber schon ein zentrales Thema in der revue. Auch über die zweite Mondlandung am 19. November 1969 berichtet die Zeitschrift ausführlich. Die Besatzung bleibt fast 32 Stunden auf dem Mond, um wissenschaftliche Aufgaben zu erfüllen, was die Bedeutung der Mondmissionen weiter unterstreiche, heißt es in der revue.

Die revue nennt die erste Mondlandung im Sommer 1969 ein „wohlüberlegtes Wagnis“.

Neil Armstrong (oben) und Buzz Aldrin (Mitte)

Die 60er 43

schreiben Geschichte als erste Menschen auf dem Mond.

Einige Bestandteile der Raumanzüge der Astronauten wurden, so die revue, in Contern bei Dupont de Nemours hergestellt.

Nach der Rückkehr verbringen die Astronauten von Apollo 11 drei Wochen in Quarantäne, während

Neben der präzisen Beschreibung der Technik findet sich

auch das mitgebrachte Material

im Magazin auch der Hinweis, dass die Mission insgesamt

sorgfältig desinfiziert wird.

rund 18 Millionen luxemburgische Franken gekostet habe.

Die 60er 44

60er Cover: Eine Auswahl

revue 26 / 1967

revue 20 / 1963

revue 52 / 1964

revue 10 / 1961

revue 23 / 1961

revue 27 / 1962

revue 48 / 1962

revue 33 / 1966

revue 45 / 1969

80 Joer R

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Eurovision Song Contest 46

Große Namen Luxemburg war von Anfang an beim ESC 1956 dabei und konnte den Musikwettbewerb fünfmal gewinnen. Dann folgte ab 1994 eine 30-jährige Auszeit bis zum glanzvollen Comeback im Jahr 2024.

Text Jérôme Beck

D

ie Geschichte Luxemburgs beim Grand Prix de l’Eurovision de la Chanson, später ESC, ist vor allem durch große Namen geprägt.

Namhafte Künstler haben das Großherzogtum auf der europäischen Bühne vertreten. Mit Erfolg: Mit fünf Siegen liegt Luxemburg in der ewigen Bestenliste immer noch auf Platz 3.

Wichtige Daten: 24. Mai 1956 Die französische Sängerin Michèle Arnaud vertritt Luxemburg beim ESC mit den Liedern „Ne crois pas“ und „Les amants de minuit“. Gewonnen hat die Schweiz.

29. März 1960 Camillo Felgen singt „Sou laang wéi’s du do bass“. Zum ersten Mal wird ein Lied in luxemburgischer Sprache beim Grand Prix gesungen. Der Erfolg bleibt aus. Der Titel landet auf dem 13. und letzten Platz.

18. März 1961 Erster Sieg. JeanClaude Pascal gewinnt in Cannes mit dem Lied „Nous les amoureux“.

23. März 1963 Nana Mouskouri vertritt Luxemburg mit dem Titel „A force de prier“ und belegt Platz 8 unter 16 Nationen.

20. März 1965 Erneut ein Sieg.

France Gall gewinnt für Luxemburg mit „Poupée de cire, poupée de son“ von Serge Gainsbourg.

25. März 1972 Nummer 3: Vicky Leandros gewinnt in Edinburgh mit dem Song „Après toi“.

Sie war bereits 1967 für Luxemburg angetreten.

7. April 1973 Sieg im eigenen Land. Anne-Ma-

rie David kann den Titel für Luxemburg mit dem Song „Tu te reconnaîtras“ verteidigen. Ein seltenes Ereignis.

23. April 1983 Fünfter und (bisher) letzter Sieg: Corinne Hermès überzeugt in München mit „Si la vie est cadeau“.

5. Mai 1984 Die 19-jährige Désirée Nosbusch moderiert den 29. Grand Prix Eurovision de la Chanson, live übertragen aus dem Großen Theater.

30. April 1988 Lara Fabian vertritt Luxemburg in Dublin und erreicht mit „Croire“ den 4. Platz.

15. Mai 1993 Bye, Bye Luxemburg.

Unter dem Namen Modern Times nehmen Jimmy Martin und Simone Weis mit „Donne moi une chance“ zum vorerst letzten Mal für Luxemburg am ESC teil. Sie landen auf Platz 20 unter 24 Nationen. Es folgt eine lange Auszeit.

11. Mai 2024 Das große Comeback in Malmö: Luxemburg ist zurück. Sängerin Tali gewinnt den Vorentscheid in der Rockhal und landet mit „Fighter“ auf einem achtbaren 13.

Platz. 26 Nationen hatten es ins Finale geschafft.

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Die 70er 48

Die Siebziger 1970-1979: Richtungswechsel in Politik und Gesellschaft

I

n Luxemburg ticken die Uhren bekanntlich etwas langsamer, und so erfolgt der gesellschaftliche Umbruch, der in vielen Nachbarländen bereits im Zuge von 1968 angestoßen wurde, erst in den 1970ern.

Eine ganze Reihe von gesellschaftspolitischen Ereignissen wird in Luxemburg umgesetzt, vor allem ab 1974, wo die CSV erstmalig seit 30 Jahren nicht mehr an der Regierung beteiligt ist. Die DP/LSAPMajorität unter Premierminister Gaston Thorn setzt eine Menge überfälliger Projekte um. Auch auf der wirtschaftlichen Seite fängt Luxemburg in den 70ern an, sich wohl oder übel Gedanken über seine

wirtschaftlichen Standbeine zu machen.

Bis 1974 ist die Stahlindustrie von einem stabilen Wachstum geprägt. Zwischen den Jahren 1974 und 1975 sinkt der Absatz drastisch und schnell wird klar, dass es sich nicht um eine kurzfristige Krise handelt, sondern um eine Strukturkrise. „Wann d'Arbed de Schnapp huet, dann néitzt d'ganz Land“, wird die Wichtigkeit der Stahlindustrie oft umschrieben. 1974 hat die ARBED eine ausgewaschene Grippe, und die Thorn-Regierung ruft den Sozialdialog, wie wir ihn auch heute noch kennen, ins Leben, um die Krise zu meistern.

Wichtige Daten: 1. Januar 1970 Luxemburg führt – gleichzeitig mit dem Nachbarland Belgien – die Mehrwertsteuer (TVA) ein. Die „Taxe sur la valeur ajoutée“ tritt an die Stelle der über 35 Jahre angewandten Umsatzsteuer.

8. April 1970 Ein Jahr nach der im großen Familienkreis gefeierten Goldenen Hochzeit mit Großherzogin Charlotte stirbt Prinz Felix im Alter von 76 Jahren.

9. Dezember 1970 Per Gesetz wird die 40-Stunden-Arbeits-

woche in Luxemburg eingeführt.

8. Oktober 1971 Das „Monument national de la Solidarité Luxembourgeoise“ auf dem „Kanounenhiwwel“ wird eingeweiht.

1. Mai 1972 Der Mechanismus zur automatischen Anpassung der Löhne und Gehälter, besser bekannt als Index, tritt in Kraft.

19. September 1972 Der CSV-Politiker, spätere Premier und EUKommissionspräsident Jacques Santer wird

als Staatssekretär für Sozial- und Kulturpolitik erstmals Mitglied einer Regierung.

16. April 1973 Prinz Henri wird 18 Jahre alt und bekommt offiziell den Titel des Erbgroßherzogs verliehen.

9. Oktober 1973 Ein Generalstreik legt Luxemburg lahm.

8. März 1975 Joseph Besch, ehemaliger Premier und einer der Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft, verstirbt.

1. Juni 1975 Das Tragen eines Sicherheitsgurtes wird für alle Autofahrer Pflicht.

31. Oktober 1975 Der neue Flughafen wird eingeweiht.

Die Kosten: 250 Millionen Franken.

30. Mai 1976 Bei einer verheerenden Serie von Explosionen im Pfaffenthal werden 20 Menschen getötet und 20 schwer verletzt.

2. April 1977 In der Nacht vom 2. auf den 3. April führt

Luxemburg zum ersten Mal die Sommerzeit ein.

26. Juli 1977 Prinz Charles von Luxemburg, der jüngere Bruder von Großherzog Jean, erleidet einen Herzanfall.

5. Januar 1979 Der „Onofhängege Gewerkschaftsbond“ (OGBL) wird gegründet. Er geht aus dem „Lëtzebuerger Arbechterverband“ hervor, die Idee war es alle Gewerkschaften Luxemburgs in einer Einheitsgewerkschaft zu fusionieren.

Die 70er 49 Im Zuge der Krise in der Stahlindustrie wird 1977 die Anti-Krisen-Division ins Leben gerufen.

Die 70er 50

Unter der DP/LSAP-Koalition bekommt Luxemburg aus gesellschaftspolitischer Sicht eine Frischzellenkur verpasst.

„11 Freunde müsst ihr sein“: Elf Minister gehören zu der Thorn-Regierung.

Frauen? Fehlanzeige!

Die 70er 51

Einmal frischer Wind Am 15. Juni 1974 übernimmt eine DP-LSAP-Koalition unter Premierminister Gaston Thorn die Geschicke des Landes und schickt die CSV nach 30 Jahren Regierungsbeteiligung in die Opposition. Während einer Legislaturperiode werden zahlreiche Reformen angestoßen.

N

ach einem halben Jahrhundert an der Macht scheint die Stunde der Ablösung für Luxemburgs nach wie vor stärkste Partei, die CSV, geschlagen zu haben. Denn die Christlichsoziale Partei des amtierenden Regierungschefs Pierre Werner ist die große Verliererin der Wahlen vom vergangenen Sonntag“, analysiert die revue das Wahlergebnis (n°22). Vier Nummern später gibt es dann ein erstes Interview mit dem neuen DP-PremierMinister „als erstes Presseorgan“, wie nicht ohne ein bisschen Stolz zu lesen ist.

Thorn selbst verrät im Interview auch, was die Prioritäten der neuen Regierungskoalition sein sollen und, dass „einer der Hauptakzente auf der Gesellschaftspolitik liegen soll“.

Wie in anderen europäischen Ländern wird auch in Luxemburg das Erwachsenenalter auf 18 Jahre gesenkt.

Und die Regierung Thorn fackelt nicht lange, um Nägel mit Köpfen zu machen.

Hier einige Beispiele: Am 6. Februar 1975 wird ein Gesetz verabschiedet, welches die Scheidung im gegenseitigen Einverständnis einführt. Am 31. Oktober 1978 gibt es noch einmal ein neues Gesetz, welches das Zerrüttungsprinzip einführt und die Alimente von der Schuldfrage löst. Ein weiteres, das am gleichen Tag verabschiedet wird, senkt die Volljährigkeit auf 18 Jahre herab. Am 20. Juni 1979 wird die Todesstrafe abgeschafft.

Hinzu kommen weitere Dinge, die heute selbstverständlich sind: Egal ob Mindestlohn, Reform des Strafvollzugs und des Schulwesens, die Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, Arbeitslosenversicherung oder die Gleichstellung von Mann und Frau.

Die 70er 54

Über den Wolken Am 4. März 1970 wird die Cargolux gegründet und somit der Grundstein für ihre Erfolgsgeschichte gelegt.

D

ie Gründung der luxemburgischen Frachtairline erwähnt die revue in einer kurzen Business-News (n°14/1970): „CARGOLUX (Cargolux Airlines International) nennt sich die neue Fluggesellschaft, die vor kurzem in Luxemburg gegründet wurde. Partner sind die REDERI A. B. SALENIA Stockholm, LOFTLEIDIR ICELANDIC AIRLINES, Reykjavik, LUXAIR und verschiedene Privatinteressenten. (...)

Das Anfangskapital beträgt 1,5 Millionen LuxFr.“ Das erste Unglück eines Cargolux Flugzeuges (am 2. Dezember 1970) war ebenfalls nur eine knappe

Neue Flugzeuge am laufenden Band: Die Cargolux baut ihre Flotte rasch aus.

Meldung wert „Eine der beiden ‘Canadair’-Maschinen der einheimischen Luftfrachtgeseilschaft Cargolux (...) stürzte am Mittwoch beim Anflug auf den Flughafen der ostpakistanischen Hauptstadt ab und explodierte. Die vier Besatzungsmitglieder, darunter ein Luxemburger Mechaniker, kamen ums Leben.“ Schon beim einjährigen Bestehen der Firma war allerdings rasch klar, dass die Frachtgesellschaft ein Erfolgsmodell werden würde. „Bei dieser Gelegenheit konnte man dann weiter

vernehmen, dass die Cargolux-Flotte in stetem Ausbau begriffen ist, dass im Juli ein drittes und im Herbst ein viertes Flugzeug (...) in Dienst gestellt werden sollen“, ist etwa in der Nummer 20 aus dem Jahr 1971 zu lesen und in der Nummer 4 von 1973: „Der bedeutende Aufschwung der Luftfracht-Gesellschaft Cargolux wird in internationalen Fachkreisen mit starkem Interesse verfolgt. Mitte 1970 in Luxemburg gegründet, hat Cargolux bereits den ersten Rang unter den Charter-Fracht-Fluggesellschaften in Europa erreicht.“

Die 70er 55

Binnen kurzer Zeit ist die Frachtgesellschaft ein Erfolg.

Die Ziele (unter anderem Hong Kong) der Airline entwickeln sich ähnlich schnell, wie die Anzahl der eingestzten Maschinen.

Die Taufe der „City of Esch“: Cargolux macht auf „King Size“.

Von Luxemburg quer über den Globus: Cargolux macht es möglich.

Die 70er 56

70er Cover: Eine Auswahl

revue 19 / 1971

revue 28 / 1972

revue 35 / 1974

revue 21 / 1970

revue 40 / 1970

revue 33 / 1971

revue 18 / 1972

revue 32 / 1977

revue 17 / 1979

Kirche 58

Gelebter Glaube Die Geschichte Luxemburgs wird über Jahrhunderte hinweg von jüdisch-christlichen Traditionen geprägt, was auch zu einer engen Verbindung zwischen Kirche und Gesellschaft geführt hat.

Text Desislava Schengen

I

n den siebziger Jahren zeigt die Luxemburger Kirche mit der IV. Diözesansynode ihren Erneuerungswillen und leitet einen Umwandlungsprozess ein zu einem „aktiven gelebten Glauben“.

Im neuen Jahrtausend vollzieht sich ein Säkularisierungsprozess, der 2015 mit der Trennung von Staat und Glaubensgemeinschaften abgeschlossen wird. Dennoch bleibt eine gewisse Nähe zwischen Klerus und Teilen der Politik weiterhin spürbar.

Wichtige Daten: 27. März 1870 Luxemburg wird von Papst Pius IX. zum Bistum erhoben. Erster Bischof ist Nicolas Adames.

15. September 1968 Mit der Schulreform wird der „gemischte Unterricht in den Mittelschulen“ eingeführt.

Schüler können fortan zwischen Religionskursen und „Morale laique“ wählen.

5. April 1985 An Karfreitag geht das Glockenhaus der

Kathedrale in Flammen auf. Teile des 364 Jahre alten Turmes stürzen ab.

15. Mai 1985 Papst Johannes-Paul II. besucht Luxemburg.

23. April 1988 Luxemburg wird zur Erzdiözese erhoben.

Erzbischof ist Jean Hengen.

12. Juli 2011 Erzbischof Fernand Franck geht in Rente.

Nachfolger wird JeanClaude Hollerich.

26. Januar 2015 Die Trennung von Staat und Glaubensgemeinschaften wird mit Konventionen besiegelt.

5. Oktober 2019 Papst Franziskus ernennt Erzbischof Jean-Claude Hollerich zum Kardinal.

26. September 2024 Paps Franziskus kommt nach Luxemburg. Eingeladen wurde er von Großherzog Henri im Rahmen eines offiziellen Staatsbesuchs.

Die 80er 60

Die Achtziger 1980 - 1989: Knallbunt und voll auf Zack!

E

s ist das goldene Zeitalter des Fernsehens, der Popmusik, der Aerobic-Kurse, der toupieren Haare und der Schulterpolster. Die Achtziger sprühen vor Neuheiten und freudigen Ereignissen, wie der Geburt von Erbgroßherzog Guillaume am 11. November 1981. Am 1. Oktober 1983 geht in Bartringen zudem ein neuer Fernsehkanal auf Sendung, der Kultstatus erreicht: RTL Plus.

Die 80er Jahre sind ein neues, buntes Fenster zur Welt. Mit Serienhits wie „Dallas“ und „Knight Rider“ erobert das TV die Wohnzimmer.

Die 80er sind auch eine Zeit des Wandels: Im Großherzogtum wächst eine boomende Dienstleistungs- und Finanzwirtschaft. Das Land macht sich zudem auf europäischer Bühne einen Namen und gilt als Vermittler zwischen den großen Nationen. Als Präsident der Europäischen Kommission gelingt es Gaston Thorn, zwischen 1981 und 1985 Macht und Einfluss der Institution erheblich auszubauen. Und in Schengen wird 1985 der Grundstein eines Europas der offenen Grenzen gelegt.

Wichtige Daten: 24. Januar 1981: Großherzogin Charlotte feiert ihren 85.

Geburtstag.

14. Februar 1981: In der Kathedrale schließen Erbgroßherzog Henri und Maria Teresa Mestre an Valentinstag den Bund des Lebens.

21. Juli 1981: Ein belgisches Militärflugzeug prallt mit 800 Stundenkilometern gegen den Sendeturm in Düdelingen. Ein hepaar kommt in den Trümmern ums Leben.

31. Dezember 1981: Die 29-jährige Lydie Polfer wird Bürgermeisterin von Luxemburg-Stadt. Damit ist sie die jüngste Bürgermeisterin einer europäischen Stadt.

20. Juli 1984: Pierre Werner tritt als Premierminister Luxemburgs zurück.

Er war insgesamt 20 Jahre im Amt. Von 1959 bis 1974 und noch einmal von 1979 bis 1984.

24. Februar 1984: Luxemburgisch wird per Gesetz offiziell als Landessprache anerkannt.

21. Juli 1984: In der Nacht zum 21.

Juli steht die erste MS Princesse MarieAstrid in Grevenmacher in Flammen.

Das Schiff wird stark beschädigt, am 6.

April wird eine neue Marie-Astrid in Betrieb genommen.

Auf diesem Schiff wird zwei Monate

15. Mai 1984: Die Haftanstalt Schrassig wird eröffnet. Kosten: 950 Millionen Franken (zirka 2.375.000 Millionen Euro)

später das Schengener Abkommen unterzeichnet.

5. April 1985: Ein Brand erschüttert die Nation. Der 364 Jahre alte Turm der Kathedrale steht in Flammen – live im TV, vor den Augen von Tausenden Zuschauern.

15. Mai 1985: Papst Johannes Paul II besucht Luxemburg. Höhepunkt der zweitägigen Visite ist ein Pontifikalamt vor 60.000 Menschen auf dem Glacis.

9. Juli 1985: Das Land ist in Trauer. Großherzogin Charlotte stirbt im Alter von 89 Jahren.

17. September 1987: Mit „De Superjhemp géint de Bommeléer“ starten die Abenteuer des Superhelden von Roger Leiner und Lucien Czuga in der revue.

Herbst 1989: Chefköchin Lea Linster gewinnt als erste und bisher einzige Frau den Bocus d’Or.

Die 80er 61

„Vive de Prënz Louis“, titelt die Revue am 14. August 1986.

Prinz Louis Xavier Marie Guillaume kommt am 3. August in der Maternité zur Welt.

Die 80er 62

Rätselhafte Anschlagsserie Zwischen Mai 1984 und März 1986 erschüttert eine Serie von mysteriösen Bombenanschlägen das Großherzogtum, ohne dass die Täter ermittelt werden. Ein Fall voller Wendungen, der die Luxemburger Jahrzehnte lang faszinieren und als „Affaire Bommeleeër“ in die Geschichte eingehen wird.

Z

wei Sprengstoff-Attentate auf CegedelStommasten in Beidweiler am 30. Mai und am 2. Juni 1984 markieren den offiziellen Start der Bommeleeër-Affäre. Doch die Öffentlichkeit bekommt die ersten Anschläge sowie die vorangegangenen Sprengstoff-Diebstähle nur am Rande mit. Die revue berichtet erst im April 1985 von den Vorgängen, nach dem Anschlag auf ein Wochenend-Haus in Bourscheid. Und auch in der Folge schaffen es nicht alle Anschläge ins Magazin. Manche Ereignisse wurden der Presse und der Öffentlichkeit damals vorenthalten, andere wurden von den Medien nicht sofort als Teil der Attentatsserie erkannt.

Erwähnt werden beispielsweise die Attentate Ende Mai auf das Gendarmerie-Gebäude auf Verlorenkost und die Cegedel-Mäste in Itzig – mit der Feststellung, dass sich „bis Redaktionsschluss keine terroristische Vereinigung zu der ruhmlosen Tat“ bekannt habe. Oder die Detonation an der Hauptgasleitung an Nationalfeiertag 1985 in Hollerich, „was zur Folge hatte, dass Flammen von mehr als 20 Meter Höhe in den nächtlichen Himmel schossen“.

Andere Attentate, wie die Anschläge auf die Kasematten und die Fouer schaffen es nicht in die revue.

Am 24. Oktober 1985 schaffen es die Bommeleeër erstmals aufs Cover der revue.

Erst am 24. Oktober 1985 kommt es das Thema schließlich aufs Cover. Der Titel: „Warten auf Nummer 12“. Und die Bommeleeër liefern: Am 14. November titelt das Magazin „Das Dutzend ist voll!“. Anlass ist ein weiterer Anschlag, diesmal auf dem Flughafengelände nur wenige Minuten nach dem letzten Start.

Die 80er 63

„Wumm... a schonn läit erëm een!“, heißt es am 5. Dezember 1985. Gemeint ist ein Hochspannungsmast bei Heisdorf. Danach wird es still. Erst am 20. Februar 1986 taucht das Thema erneut auf: Eine Kurznachricht meldet einen Bombenanschlag auf die Privatresidenz des Notars Camille Hellinckx. Und am 3. April folgt die letzte Meldung der Bommeleeër-Affäre über den Anschlag aufs Haus von Colonel Wagner eine Woche zuvor.

Die Ermittlungen laufen zwar weiter, Erfolge bleiben jedoch aus. Dafür häufen sich die Gerüchte in der Öffentlichkeit. 1987 greifen Lucien Czuga und Roger Leiner das Thema in ihrem „Superjhemp géint de Bommeléer“ auf. Und am 10. September 1988 verkündet Sûreté-Chef Schockweiler: „Die 12 Millionen Franken Belohnung sind weiterhin zu vergeben.“ Die Aussage ist eine Reaktion auf einen Bericht der revue am 3. Februar 1988 über Detektive in Luxemburg.

Zitiert wird ein Protagonist mit der festen Überzeugung, die Bombenleger im Dezember 1985

„Um 22.50 Uhr kam der große Knall“, schreibt die revue im April 1985.

Eine Explosion zerstört ein Wochenend-Haus in Bourscheid.

Am 3. Oktober erscheint ein ausführlicher Artikel über das verwüstete OlympiaSchwimmbad auf Kirchberg: „(...) rundum den gesamten Gebäudekomplex flogen Glaswände aus den Fugen...“

Eine traurige Feststellung: „(...) die periodischen Sprengsstoffanschläge gehören in unserem Land bereits zum Alltag.“

Die 80er 64

24. Oktober 1985: „Zwar wähnt sich Väterchen Staat langsam aber sicher höchstpersönlich im Visier des anonymen Terroristen, doch bleiben

Ein Terroranschlag auf ein Wochenendhaus?

die Motive der Attentatsserie

„Der jetzige Besitzer hat nicht die geringste

nach wie vor

Ahnung, warum man sein Häuschen,

undurchsichtig.“

mit solchem Aufwand, in die Luft sprengte.“

Zwei SprengstoffAttentate auf CegedelAnlagen in Beidweiler am 30.

Mai und 2. Juni 1984 markieren den offiziellen Start der Bommeleeër-Serie.

zur Strecke gebracht zu haben. Doch die Behörden hätten dies verheimlicht, so der Detektiv: „Da uns in dem Fall die Belohnung ausgezahlt werden müsste“.

Das Jahrzehnt geht zu Ende, ohne dass die Täter gefasst werden. „Wünsche sind wie Träume, sie sind gratis und zollfrei“, schreibt Chefredakteurin Yolande Kieffer in ihrem ersten Leitartikel der neunziger Jahre. „Zum Beispiel müsste man der Regierung wünschen, doch noch in diesem Jahrhundert dem Bommeleeër auf die Spur zu kommen. Ansonsten wird er wohl für alle Ewigkeit im Anonymat versinken.“ Doch der Wunsch geht nicht in Erfüllung: Erst Anfang des neuen Jahrtausends kommt Bewegung ins Spiel. Mit neuen Ermittlungen und der Verhaftung von zwei Polizisten. Ganz aufgeklärt ist die Affäre heute aber immer noch nicht.

Die 80er 66

Hunderte Luxemburger versammeln sich vor der Zwei Wochen lang berichtet „Eine Bürgerliche wird Mitglied der Herrscherfamilie.“

die revue ausführlich über das nationale Ereignis.

Kathedrale, um einen Blick auf die Frischvermählten zu erhaschen.

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Die 80er 67

Wie aus dem Bilderbuch: das offizielle Hochzeitsfoto.

Traumhochzeit Am 14. Februar 1981, am Valentinstag, heiraten Erbgroßherzog Henri und Maria Teresa Mestre. Ein Liebesfest auf Glanzpapier, nicht ganz frei von Kitsch. Eine wahre Märchengeschichte, die trotz allem bezaubernd bleibt.

I

m Februar 1981 blickt ganz Luxemburg gespannt auf den royalen Höhepunkt des Jahres: die Hochzeit von Erbgroßherzog Henri und Maria Teresa Mestre. Zwei Wochen lang, am 14. und 21. Februar, berichtet die revue ausführlich über dieses nationale Ereignis und widmet ihm gleich zweimal hintereinander ihre Titelseite.

Zuerst die Vorbereitungen der Feierlichkeiten und ihre zahlreichen Indiskretionen. Denn ja, es ist „keine standesgemäße Hochzeit also, sondern eine Eheschließung aus Liebe.“ In der darauffolgenden Woche folgt der Bericht einer Hochzeit, als wäre man selbst dabei gewesen. Die „Krönung der Liebe“ findet am

Valentinstag statt. Das Brautkleid, vom französischen Couturier Balmain entworfen, benötigte 400 Arbeitsstunden. „Im Haar dann weiter ein schlichtes Diadem, welches Großherzogin Joséphine-Charlotte bereits bei ihrer Trauung trug“, verrät der Bericht.

Hunderte Luxemburger versammeln sich vor der Kathedrale und „als das neue Erbgroßherzogliche Paar die Kirche verließ, schallten ihm die Ovationen einer begeisterten Menschenmenge entgegen.“ Auf dem Balkon des großherzoglichen Palasts öffnet, schlussendlich, das Lächeln der neuen Erbgroßherzogin das Herz der Luxemburger, wie die revue berichtet.

Die 80er 68

80er Cover: Eine Auswahl

revue 46 / 1985

revue 37 / 1983

revue 28 / 1984

revue 42 / 1980

revue 1 / 1981

revue 30 / 1981

revue 27 / 1982

revue 50 / 1988

revue 16 / 1989

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unter

Sport 70

Sternstunden

im Weltsport

Text Eric Hamus

Eine kleine Nation hat kaum Chancen im Weltsport?

Von wegen!

Name der Rubrik 1

S

eit acht Jahrzehnten beweisen Athleten aus dem Großherzogtum, dass sie in der Weltspitze mitmischen können.

Hier nur eine kleine Auswahl aus zahlreichen Sternstunden des Luxemburger Sports.

Traumreise im Van

Mobil auf Achse

Wichtige Daten:

30. Januar 1987 Girardelli holt Gold in der Abfahrt bei der WM in Crans-Montana. Bis Ende seiner Karriere kommen noch drei weitere Titel hinzu sowie fünf Gesamtweltcups, 46 Einzel-Weltcupsiege und zwei Silbermedaillen bei Olympia im Februar 1992.

Dezember 2002 Fonsy Grethen gibt offiziell sein Karriereende bekannt. Er ist insgesamt achtfacher Weltmeister und dreizehnfacher Europameister in verschiedenen Disziplinen des Karambolagebillards.

10. Juli 2017 In Wimbledon liefern sich Gilles Muller und Rafael Nadal ein Krimi für die Geschichtsbücher.

Der Luxemburger setzt sich nach fünf Stunden gegen den Mallorquiner durch.

Es ist der längste fünfte Satz in Nadals Karriere: 2:15 Stunden. Wenige Tage später steigt Muller auf Platz 21 in der Weltrangliste. Seine beste Platzierung.

13. August 2006 Bei der LeichathletikEM in Göteborg düpiert David Fiegen die Konkurrenz und läuft im Finale auf Platz 2.

Silber!

8. August 2009 Bei der EM in Prag

28. November 2021 Bronze für Luxemburg! Bei der WM in

Patrizia van der Weken

43/23 25.10.2023

holt sich Dirk Bockel nach fünfeinhalb Stunden Strapazen im Triathlon Silber auf der Langdistanz.

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24. Oktober 1992 Eugène Berger steht als erster Luxemburger ganz oben auf dem Mount Everest.

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27. Februar 1983 Ein Luxemburger im Ski ganz oben? Nicht ganz: Marc Girardelli wird die Staatsbürgerschaft erst 1987 erhalten. Dennoch feiert das Land, als der für den nationalen Skiverband startende Österreicher in Galliväre sein erstes Weltcuprennen im Slalom gewinnt.

„Minikäch“ an Halloween

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Houston sichern sich Ni Xia Lian und Sarah de Nutte im Damendoppel den dritten Platz.

7. September 2024 Kugelstoßer Tom Habscheid gewinnt bei den Paralympics in Paris die Bronzemedaille.

22. März 2025 Die schnellste Frau Luxemburgs, Patrizia van der Weken, sprintet bei der Hallen-WM in China aufs Podium.

Bronze über 60 Meter!

Es ist die zweite Bronzemedaille der Saison nach der Hallen-EM zwei Wochen zuvor in den Niederlanden.

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Die 90er 72

Die Neunziger 1990-1999: Luxemburg im Umbruch

I

n den 90ern geht der wirtschaftliche Umbruch, weg von der Stahlindustrie, hin zu einem Dienstleistungslang, ungebremst weiter. Der Anteil des tertiären Sektors an der Wertschöpfung liegt 1995 schon bei 77 Prozent. Auf internationaler Ebene ist Luxemburg eine treibende Kraft und ein aktiver Unterstützer der europäischen Integration, indem es eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen zum Maastrichter Vertrag spielte. Jean-Claude Juncker, ein großer

Verfechter der europäischen Idee, wird am 20. Januar 1995 zum Premier, weil sein Vorgänger Jacques Santer zum Präsidenten der Europäischen Kommission ernannt wird.

Kulturell gesehen sticht sicherlich das Jahr 1995 hervor. Luxemburg-Stadt war erstmals Kulturhauptstadt Europas, was der kulturellen Entwicklung nachhaltig einen Auftrieb gab und vor allem die zeitgenössische Kunst einem breiteren Publikum vor Augen führte.

Wichtige Daten: 19. Juni 1990 In Schengen wird das Übereinkommen zur Umsetzung des Schengener Abkommens unterzeichnet.

22. Januar 1991 Marc Girardelli gewinnt WM-Gold im Slalom.

16. Februar 1991 Prinzessin Alexandra wird geboren.

21. Oktober 1991 Der tägliche Heielei unter dem Namen RTL Télé Lëtzebuerg startet am 21. Oktober jeden Abend um 19.30 Uhr mit einer Informationssendung von 30 Minuten.

7. Februar 1992 Luxemburg unterzeichnet den Vertrag von Maastricht.

16. Februar 1992 Der eingebürgerte Ski-Rennfahrer Marc Girardelli holt in Albertville Silber im Super-G, zwei Tage später dann im Riesenslalom.

16. April 1992 Am 37. Geburtstag seines Vaters erblickt Prinz Sébastien die Welt.

1. Oktober 1992 Eugène Berger steht ganz oben auf dem Mount Everest.

1. Oktober 1992 Der Radiosender Eldoradio, welcher vor allem ein jugendliches Publikum bedienen will, geht auf Sendung.

19. September 1993 Der öffentlich-rechtliche Sender 100komma7 nimmt seinen Betrieb auf.

8. Oktober 1993 Das Satireblatt „De neie Feierkrop“ startet mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren.

15. Juni 1994 Premier Jacques Santer wird zum Präsidenten der Europäischen Union nominiert.

26. Januar 1995 Jean-Claude Junker wird neuer Premier.

26. März 1995 Das Schengener Abkommen zur Abschaffung der Grenzkontrollen an den Binnengrenzen der teilnehmenden Staaten tritt in Kraft.

4. März 1998 Erbgroßherzog Henri wird zum LieutenantReprésentant.

2. Oktober 1998 Die Escher Kulturfabrik wird nach langjährigen Renovierungsarbeiten offiziell eröffnet. Das „Ratelach" erstrahlt in neuem Glanz.

1. Januar 1999 Zum Jahreswechsel wird der Euro offiziell eingeführt.

15. März 1999 Die Santer-Kommission tritt aufgrund eines angedrohten Misstrauensantrags zurück.

11. August 1999 Ganz Luxemburg fiebert einer totalen Sonnenfinsternis entgegen. Eine dichte Wolkendecke trübt das Spektakel allerdings.

24. Dezember 1999 Großherzog Jean kündigt an, dass er sein Amt niederlegen will und dass Sohn Henri Großherzog wird.

Die 90er 73

1995 bringt das Kulturjahr neuen Schwung in das Luxemburger Kulturleben.

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Die 90er 74

Anfang der 90er war in Sachen Live-Konzerte Luxemburg so etwas wie eine Wüste: Große Acts fanden kaum den Weg ins Großherzogtum, doch im Zuge des Kulturjahres 1995 kam es zu einer regelrechten Offensive von Stars, welche sich die Klinke in die Hand gaben.

R

olling Stones, Bon Jovi, Michael Jackson, Tina Turner... all jene Acts, die sich spätestens in den 80ern den Status als Weltstars erspielt hatten, gastierten Mitte der 90er in Luxemburg. Der Dornröschenschlaf in Sachen Live-Events wird von den kultigen Stones Mitte August vor 30 Jahren beendet. Im Vorfeld (N°34/1995) beschrieb die revue die Truppe rund um Mick Jagger als „die härteste Rockband der Welt“, das scheint allerdings ein bisschen hochgegriffen, es sei denn, man klammert Metal, Punk, Hardcore der 80er aus und vergisst Grunge und Crossover von Anfang der 90er.

Nach dem Stones-Konzert spart der Nachbericht (n°35/1995) nicht mit Lob: „Als sei das erst gestern gewesen, stürmt Mick Jagger über die Bühne, schulterzuckend und mit den Armen fuchtelnd, marschiert er hin und her, absolviert sein fast tägliches Trainingsprogramm.

Angeblich legt er bis zu 13 Kilometer bei einem Auftritt zurück. Auf französisch begrüßt er das Publikum und sagt die verschiedenen Songs an. Sogar auf luxemburgisch – ‘wéi geet ët?’ – erkundigt er sich nach dem Wohlergehen der Fans, hin und wieder kommt auch ein Lob – ‘Vous êtes fantastiques’ – über seine SchmollLippen.“ Das Fazit: „Über zwei Stunden lang

Die Rolling Stones luden zum Konzert und der damalige Erbgroßherzog Henri griff zur Spektive, seine Frau Maria Teresa zum Fotoapparat.

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Die 90er 75

60.000 Rocker waren dem Ruf von Jagger und Co. gefolgt.

Eine riesige Bühne hatten die Stones auf Kirchberg aufstellen lassen.

Die 90er 76

prasseln die optischen und akustischen Eindrücke auf die Zuschauer nieder, verschmelzen sie zu einer gebannten Einheit.“ Die Auftritte der anderen großen Acts werden ebenfalls mit großen wohlwollenden Kritiken in der revue bedacht: egal ob Bon Jovi (n°25/1996), Tina Turner (n°37/1996) oder Michael Jackson (n°26/1997). Dafür, dass Luxemburg nicht wieder im Live-KonzerteNirvana verschwindet, sorgt übrigens ab dem 22. Oktober 95 das hauptstädtische Atelier.

Hard-Rock für die Massen: Bon Jovi lassen es krachen.

Das Konzert von Michael Jackson war für das Publikum eine Schlammschlacht.

Tina Turner brachte das Stade Josy Barthel Klein aber fein: Das Atelier eröffnet 1995 seine Tore.

zum Beben.

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Comics 78

Superjhemp, Mil und Co. Comics oder „Bandes dessinées“ sind schon früh ein fester Bestandteil der revue. Ab Oktober 1948 mit den Abenteuern von Bim und Jopi in „De ve’ereckege Rondel“.

Text Hubert Morang

N

ondikass wat eng Vitesse“ heißen die ersten Worte, die ein Comicheld in der revue spricht. Genauer gesagt Bim, der von seinem Sidekick Jopi rasant mit dem Auto überholt wird. Die Ausgabe vom 9. Oktober 1948 ist der Startschuss von „De ve’ereckege Rondel“ mit den beiden Protagonisten Bim und Jopi. Der Comic aus der Feder von Pe'l Schlechter ist für die Luxemburger BD so etwas wie ein Vorreiter, wenn auch ein – dem damaligen Zeitgeist geschuldet – recht biederer.

des manchmal an Tintin erinnernde Jungen, „Die Burggespenster“, startete am 26. Juli 1952. Es sollte eine regelrechte Erfolgsgeschichte werden. Nicht weniger als 18 Abenteuer durfte der junge Mil durchleben bevor am 9. September 1972 die Geschichte „Viel Krach für wenig Öl“ auserzählt war. Sein Sohn Serge Weis versuchte Anfang der 80er die Abenteuer noch einmal fortzusetzen. Aber nach drei Abenteuern war damit Schluss, und in der revue startete eine Comic-freie Zeit.

In den letzten acht Dekaden gaben sich dann im Magazin eine ganze Reihe von Comichelden die Klinke in die Hand, von denen einige das Heft sehr stark prägten. Etwa der Pfadfinder Mil von Gab Weis. Das erste Abenteuer

Bevor Zeichner Roger Leiner und sein Szenarist Lucien Czuga am 17.

September 1987 eine Bombe hochgehen ließen. Besser gesagt, deren drei. Denn auf der ersten Seite von „De Superjhemp géint de Bommeléer“ kracht es gleich drei Mal, und auch die später zu einer Art Markenzeichen werdenden Wortspielereien à la „Uelzecht Béier“ sind schon vorhanden. 29 Alben mit Charel Kuddel, Léandre Schrobiltgen und Co. werden insgesamt erscheinen, bevor im Jahr 2014 der letzte Band „Amnesie fir d'Monarchie“ erscheint.

Das Superjhemp-Universum, wie Leiner und Czuga es erschaffen haben, ist wahrscheinlich die größte SuccesStory einer BD „made in Luxembourg“, denn auch Jahre nach dem Erscheinen des letzten Bandes sind die Figuren bekannt wie ein bunter Hund. Nicht umsonst wurde der Comicheld auch für die große Leinwand im Jahr 2018 in „De Superjhemp retörns“ adaptiert und kannte beim Kinopublikum ein ähnlich große Erfolgsgeschichte wie auf Papier.

Die Abenteuer von Bim und Jopi wirken aus heutiger Sicht etwas bieder.

Es knallt: Die erste Seite des ersten Superjhemp aus dem Jahr 1987.

Im Jahr 2015 versuchte Lucien Czuga, diesmal mit der Zeichnerin Pascale Vellein, einen neues Superhelden-Epos zu starten. Doch „Jamie Blond – De Spioun vun der Kroun“ kalauerte sich nur durch zwei Alben, bevor Schluss war. In den kommenden Jahren veröffentlichte die revue immer wieder mal einzelne Alben, aber eine richtige Serie wurde nie wieder gestartet.

Ein großer Erfolg sind allerdings seit jeher die gezeiuchneten Karrikaturen.

Egal ob die von Roger Leiner und Lucien Czuga oder aktuell die von Carlo Schneider. Das wird auch hoffentlich so bleiben ...

Publireportage 79

Librairie Diderich 80 Jahre Bücher im Minett 1945 – das Jahr des Aufbruchs und des Neuanfangs. Zur gleichen Zeit wie die Revue legte in Esch/Alzette eine junge Frau den Grundstein einer unternehmerischen Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält : Maria Diderich-Pierre beschloss, eine eigene Buchhandlung zu eröffnen.

Ihr Grundkapital: zwei Koffer mit französischen Büchern, die sie in Paris erworben hatte. Da diese zuvor während des Krieges verboten waren, fanden sie reißenden Absatz. Der Laden auf der Place des Remparts florierte und erwies sich schon bald als zu klein: Die Bücher für den Schulanfang etwa mussten in den Privaträumen im ganzen Haus zwischengelagert werden.

Frau Kitty baute die Papierwarenund Spieleabteilung aus. Unter ihrer Leitung entwickelte sich die Buchhandlung zu der Escher Institution, die sie heute noch ist.

Mitte der 1960er Jahre bot sich die Gelegenheit zur Vergrößerung: Gegenüber, Ecke Victor-HugoStraße und Rue Large, entstand ein Neubau mit einem doppelt so großen Ladenlokal wie zuvor. Sohn Claude, der bereits Erfahrungen in ausländischen Buchhandlungen gemacht hatte, stieg mit ein, und seine

Anfang der 1990er Jahre wurde noch einmal vergrößert und die Inneneinrichtung modernisiert.

Damals kam auch, in dritter Generation, Anne Diderich mit in das Familienunternehmen, so dass das weit über die Stadtgrenzen bekannte Geschäft erfolgreich ins nächste Jahrtausend überführt wurde.

2017 richtete Anne in einem Teil des Buchladens ein Café ein, das auch frische und hausgemachte Leckereien anbietet. Zusammen mit ihrem Mann Philippe und ihrem BuchhändlerFachteam arbeitet sie beständig daran, das mehrsprachige Sortiment an den Wünschen ihrer Kunden auszurichten.

Seit Neustem ist auch Annes Tochter Lisa mit dabei. So bleibt die Librairie Diderich weiterhin, in guter Familientradition, für die Bücherfreunde im Minett die erste Anlaufstelle.

Die 90er 80

Eine Sekte im Visier Zwar treiben die „Engel Albert“-Anhänger schon seit Mitte der achtziger Jahre ihr Unwesen auf dem Mélickshaff. Doch das Treiben der Sekte, mit einer Mischung aus Psychoterror, religiösem Wahnsinn und faulem Zauber rückt Anfang der Neunziger – auch dank der revue – so richtig in den Fokus.

D

irekt in zu Beginn des Jahres (N°2/1990) widmet die revue der Sekte einen ausführlichen Bericht.

Unter dem Titel „Engel Albert - von allen guten Geistern verlassen?“ heißt es: „Nachdem es in letzter Zeit ruhig um die Aktivitäten auf Mélickshaff geworden war, scheint es nun knüppeldick über den Engel Albert und seine Anhänger hereinzubrechen. Während in der letzten Woche Hausdurchsuchungen an fünf verschiedenen Orten vorgenommen wurden, wird der harte Kern der Sekte 'Glaube und Hoffnung' in einem Schreiben an den Generalstaatsanwalt u.a. der illegalen Ausübung der Medizin und der vorsätzlichen Tötung an Sektenmitgliedern, die keine Medikamente nehmen durften, angeklagt.“

Übernatürlich Exklusivinterview mit dem „Engel Albert“: Reliös angehauchter HokusPokus „at it's best“.

In den zwei folgenden Nummern des gleichen Jahres gibt es dann noch einmal einen riesigen Nachschlag unter anderem mit einem Exklusivinterview des „Engel Alberts” (alias

Die 90er 81

Die revue beobachtete das Treiben auf Mélickshaff aus der ersten Reihe.

Die 90er 82

Ketty Donnersbach) himself. Unter anderem erklärt sie, wie der Name zustande kam: „Eines Tages fragte ich, mit wem ich es da oben eigentlich zu tun hatte, nahm einen Notizblock und einen Bleistift. In großen Buchstaben ließ die übernatürliche Kraft mich den Namen ALBERT schreiben. Ich besitze das Schriftstück noch. Zu meiner Überraschung schrieben die Hände dann Heilengel, statt Heilgeist, aufs Blatt. Ich hatte es also mit einem Engel zu tun. Von da an befragte ich Albert zu allen möglichen Themen und bat Gott, mir gute Geister zuzuführen.“

Journalist Petz Lahure entlarvt Haarsträubendes in dieser Affäre.

Und natürlich ließ die revue trotz Einschüchterungsversuchen wie einer Schadensersatzklage und einem Presseprozess – der nach vier Jahren und mehreren Instanzen mit einem Freispruch endete – nicht locker.

Die revue nahm die Einschüchterungsversuche mit Humor.

Wer es glaubt, wird selig: Heilwasser sollte die Gläubigen heilen – oder Sauerkrautsaft.

Am Ende gewinnt die revue den Prozess.

Die 90er 84

90er Cover: Eine Auswahl

revue 37 / 1998

revue 36 / 1996

revue 14 / 1998

revue 7 / 1990

revue 12 / 1990

revue 47 / 1991

revue 15 / 1993

revue 6 / 1999

revue 25 / 1999

SUDEN

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Wir feiern Geschichten.

Und gestalten die Zukunft.

Vor 80 Jahren erschien die erste Revue. Ihre Seiten erzählten von einem Luxemburg, das geprägt war von Schwerindustrie und Ackerbau. Heute steht unser Land für Vielfalt und Zukunftstechnologien.

Auch SUDenergie hat sich gewandelt: vor 125 Jahren gegründet, um Gas für Esch und den Süden zu produzieren, versorgen wir heute Kunden im ganzen Land mit grünem Strom und Erdgas – nachhaltig, zuverlässig und nah am Menschen.

Wir gratulieren Revue zu 80 Jahren journalistischer Qualität und freuen uns auf die Zukunft, die wir alle weiterschreiben.

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20/08/2025 07:59

Europa 86

Europäischer Traum Die revue hat den europäischen Prozess über die Jahrzehnte hinweg begleitet, vom Aufbau der hohen Behörde übers SchengenAbkommen bis zum Brexit und darüber hinaus.

Text Eric Hamus

W

ie eng Luxemburg mit Europa verbunden ist, zeigt nicht nur der Status als europäische Hauptstadt. Gleich dreimal hat das Großherzogtum in den letzten Jahrzehnten den Präsidenten der Europäischen Kommission gestellt: Gaston Thorn, Jacques Santer und Jean-Claude Juncker.

Wichtige Daten: 18. April 1951: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande und Luxemburg unterzeichnen in Paris den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS).

25. März 1957: Mit fünf Ländern unterzeichnet Luxemburg die Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Atomgemeinschaft Euratom.

Sie gelten als Geburtsstunde Europas.

1. Juli 1967: Die Exekutivorgane von EGKS, EWG und Euratom werden im Fusionsvertrag zur Europäischen Gemeinschaft zusammengelegt.

14. Juni 1985: Auf der „Princesse Marie-Astrid“ wird das Schengener Abkommen unterzeichnet. Ziel ist der Abbau der Grenzkontrollen in Europa.

1. Januar 1986: Die Einheitliche Europäische Akte (EEA) tritt in Kraft. Sie legt den Grundstein für den gemeinsamen Binnenmarkt.

7. Februar 1992: In Maastricht unterzeichnen die Mitgliedstaaten den Vertrag zur Gründung der Europäischen Union.

26. März 1995: Die Schengener Vereinbarungen treten in Kraft.

Der freie Personenverkehr ohne

Binnengrenzen wird Wirklichkeit.

zehn neue Länder der EU bei.

1. Januar 2002: In zwölf Ländern, darunter auch Luxemburg, wird der Euro als Zahlungsmittel im Alltag eingeführt.

13. Dezember 2007: In Lissabon wird ein Reformvertrag unterzeichnet, der 2009 in Kraft tritt.

1. Mai 2004: Mit der großen Osterweiterung treten

31. Januar 2020: Der Brexit: Das Vereinigte Königreich verlässt die EU.

Die 2000er 88

Die 2000er 2000-2009: Schlag auf Schlag

K

aum beginnt das neue Jahrtausend, häufen sich die Ereignisse. Die 2000er sind geprägt von einschneidenden Veränderungen und erschütternden Geschehnissen, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Die Anschläge auf die USA am 11. September 2001, bei denen mehr als 3.000 Menschen sterben, markieren einen Wendepunkt, der nicht nur Nordamerika, sondern die ganze Welt verändert: Der globale Kampf gegen den Terror beginnt, er führt in zahlreichen Ländern zum Ausbau staatlicher Überwachung und zur Einschränkung von Bürgerrechten. Die Folgen der weltweiten Finanzkrise 2008 verschärfen die Situation und vergrößern die Schere zwischen Arm und Reich.

Auch in Luxemburg passiert Einiges: Bei der Pisa-Studie schneidet Luxemburg als schlechtestes Land ab, eine Maschine der Luxair stürzt ab, es gibt einen Thronwechsel, Großherzogin Joséphine Charlotte stirbt, die politische

Einflussnahme des Großherzogs wird wegen des Euthanasie-Gesetzes auf eigenen Wunsch dauerhaft minimiert, die Uni wird gegründet, der neue Flughafen eingeweiht.

Zugleich macht das Land in Sachen Kultur von sich reden: Die Philharmonie, das Mudam und die Rockhal werden eröffnet, die „Family of Man“ wird von der UNESCO in das Memory of the World-Register aufgenommen, und die vielen Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen, die Luxemburg-Stadt und die Großregion als europäische Kulturhauptstadt 2007 auf die Beine stellen, setzen langfristige Maßstäbe. Sportlich ist die zweite Hälfte des Jahrzehnts von zwei Brüdern geprägt, die auf ihren Rädern nicht nur erfolgreich sind, sondern eine ganze Nation begeistern.

Wichtige Daten: 31. Mai 2000 Geiseldrama in einem Kinderhort in Wasserbillig, bei dem 43 Kinder und fünf Erwachsene 28 Stunden lang von einem bewaffneten Geiselnehmer festgehalten werden.

11. September 2001 In den USA werden vier Flugzeuge von islamistischen Terroristen entführt und in unterschiedlichen Zielen zum Absturz gebracht: beide Türme des World Trade Center in New York City und das Pentagon in Virginia. Das vierte Flugzeug stürzt bei Pittsburgh ab. Mehr

als 3.000 Menschen sterben.

7. Oktober 2001 Großherzog Henri übernimmt den Thron von seinem Vater Jean.

1. Januar 2002 Der Euro wird zur einzigen Währung.

6. November 2002 Eine Passagiermaschine der Luxair, die aus Berlin kommt, stürzt kurz vor der Landung bei Niederanven ab, bis auf den Piloten und einen Passagier sterben alle Insassen.

12. August 2003 Die Uni Luxemburg wird gegründet.

10. Januar 2005 Großherzogin Joséphine Charlotte stirbt im Alter von 77 Jahren.

27. Juni 2005 Einweihung der Philharmonie.

23. September 2005 Eröffnung der Rockhal.

1. Juli 2006 Eröffnung des Musée d’Art Moderne GrandDuc Jean, kurz Mudam.

11. Oktober 2006 Ein luxemburgischer Personenzug kollidiert bei Zoufftgen (F) mit einem französischen Güterzug, sechs Menschen sterben, elf werden verletzt.

9. Dezember 2006 Feierliche Eröffnung der „Europäischen Kulturhauptstadt Luxemburg und die Großregion“.

20. Februar 2008 Die Abgeordnetenkammer stimmt für das Recht von unheilbar erkrankten Menschen auf Euthanasie und ist somit eins der ersten Länder

weltweit, dass aktive Sterbehilfe erlaubt.

Das Gesetz tritt am 1. April 2009 in Kraft.

21. Mai 2008 Das neue Flughafengebäude nimmt seinen Betrieb auf.

12. März 2009 Luxemburg ändert seine Verfassung.

Fortan muss das Staatsoberhaupt, der Großherzog, Gesetze nicht mehr unterschreiben. Auslöser ist die Weigerung des Großherzogs aus moralischen Gründen, das Euthanasie-Gesetz zu unterstützen.

Die 2000er 89

Die 2000er sind das Jahrzehnt der Krisen, doch der Einführung des Euro begegnet die revue optimistisch, ja fast euphorisch.

Die 2000er 90

Der Crash Am Morgen des 6. November 2002 erschüttert eine Nachricht das ganze Land: Bei Niederanven ist eine Passagiermaschine der Luxair abgestürzt. Bis auf den Piloten und einen Passagier kommen alle Insassen ums Leben. Es ist bis heute das schwerste Unglück der zivilen Luftfahrt in Luxemburg.

N

icht umsonst genießt die nationale Luxemburger Fluggesellschaft seit 40 Jahren über die Grenzen von Europa hinaus den Ruf, eine Top-Airline zu sein. Auch in puncto Sicherheit.

Noch nie gab es einen Absturz. Die Safety-Vorkehrungen und die Ausbildung des Personals liegen weit über dem, was in der Luftfahrt Standard ist“, schreibt revue-Redakteur Laurent Graaff in seiner Reportage über den Absturz einer Luxair-Maschine auf dem Weg von Berlin nach Findel am 6. November 2002 und erklärt, dass diese Zeiten jetzt leider vorbei seien.

Von den 22 Menschen an Bord sterben 20, als die Maschine kurz vor der Landung, gut drei Kilometer vom Flughafen entfernt, auf dem Boden zerschellt. Unter ihnen der 35-jährige international anerkannte luxemburgische Maler Michel Majerus. Weil sich der Prozess um die Schuld des Unglücks über Jahre hinzieht, legen die Eltern eines beim Absturz umgekommenen Mannes beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein und bekommen Recht.

Die revue erscheint erst eine Woche nach dem Absturz, doch die Bestürzung ist nach wie vor groß.

Die 2000er 91

Was genau dazu führte, dass eine Maschine der Luxair kurz vor der Landung abstürzte, wird erst Jahre später vor Gericht verhandelt.

Die Berichterstattung über den Absturz und seine Folgen beschäftigt die revue bis heute.

Die 2000er 92

Diese Bilder vergisst niemand.

„Neben allen juristischen Versteckspielen und Ablenkungsmanövern sind die sieben langen Jahre Vorbereitungszeit auch eine Folge der komplexen Materie“, resümiert revue-Redakteur Romain Mayer im Oktober 2009 in der revue. Geklärt werden muss die Frage, wie es während des Flugs zu einer Schubumkehr kommen konnte, die ausschließlich zum Bremsen des Flugzeugs nach der Landung vorgesehen ist. Die revue berichtet regelmäßig über den Stand der Dinge und lässt auch das Urteil vom März 2012 nicht unkommentiert, indem sie den Enttäuschungen der Angehörigen eine Stimme verleiht.

Einen Absturz mit so vielen Toten hatte die Luxair zuvor und auch danach nicht erlebt.

Die revue berichtet über die Lösch- und Rettungsaktionen, von 22 Insassen überlebten zwei.

Beide Motoren waren während der Landung ausgefallen, alles andere war reine Spekulation.

Die 2000er 94

Die revue bewertet die Gewissensbisse des Großherzogs bezüglich des beschlossenen EuthanasieGesetzes unterschiedlich...

Die Krise

Die 2000er 95

Kurz nach Ausbruch der Finanzkrise stürzt Großherzog Henri sein Land in eine weitere: Aus moralischen Gründen verweigert er dem von der Chamber gestimmten Gesetz zur Euthanasie seine Billigung, die er als Staatsoberhaupt jeder Gesetzesänderung zu geben hat.

M

it der Erlaubnis der aktiven Sterbehilfe bei unheilbar erkrankten und stark leidenden Personen ist Luxemburg einer der Vorreiter, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Doch der Großherzog kann seine persönlichen Bedenken nicht überwinden.

Die damalige Chefredakteurin der revue Claude Wolf kommentiert kritisch: „Mit seiner Weigerung, einen zum politisch hochgradigen Thema mutierten Gesetzestext zu billigen, hat er eine zum aktuellen Zeitpunkt völlig unangebrachte Krise heraufbeschworen. (...)

Der Großherzog kennt die politischen Mechanismen gut, er kann die Tragweite seiner Entscheidung durchaus abschätzen. Wenn ihm die durch die Billigung der Gesetze entstandene Verantwortung zu viel war, dann hätte

... Chefredakteurin Claude Wolf meint, der Großherzog hätte sich viel

Die revue bewertet die Gewissensbisse des Großherzogs bezüglich des beschlossenen EuthanasieGesetzes unterschiedlich...

früher erklären müssen.

Die 2000er 96

er das sagen sollen. Bei seinem Amtsantritt. Oder bei seiner Rede vor dem 2004 neu gewählten Parlament. Oder in seiner Weihnachtsansprache. (...) Der Monarch muss sich in Zukunft die Frage nach der Zweckmäßigkeit und der Zukunft seines Amtes gefallen lassen.“ Musste er nicht. Die Lösung des Dilemmas ist eine Verfassungsänderung: Das Staatsoberhaupt billigt fortan die Gesetze nicht mehr, darf sie aber verkünden. Es ist das letzte Gesetz, dem Großherzog Henri zustimmt. Seitdem beschränkt sich seine politische Teilhabe auf formale Ernennungen von Ministern und repräsentative Aufgaben, auch wenn er theoretisch weitergehende Befugnisse hätte.

Die Lösung des Dilemmas ist eine Verfassungsänderung: Das Staatsoberhaupt billigt fortan die Gesetze nicht mehr, darf sie aber verkünden ... dass der Großherzog Der damalige Premierminister

ein Gesetz, das

Jean-Claude Juncker wusste

Sterbehilfe erlaubt, nicht

schon monatelang davon, ...

unterschreiben würde.

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Die 2000er 98

2000er Cover: Eine Auswahl

revue 17 / 2001

revue 10 / 2002

revue 51 / 2002

revue 17 / 2003

revue 44 / 2008

revue 31 / 2009

01 revue 38 / 20

revue 2 / 2005

revue 14 / 2005

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Wirtschaft 100

Wandel der Wirtschaft Über die Jahrzehnte beobachtet die revue nicht nur, wie aus Boden- und Weltraumschätzen Geld gemacht wird, sondern wie dessen diskrete Verwahrung und Vermehrung selbst zum Motor für die weitere wirtschaftliche Entwicklung wird.

Text Frank Goebel/Eric Hamus

G

leich nach dem Krieg beginnen in Luxemburg die Wiederaufbaubemühungen. Ein besonderes Augenmerk fällt Wirtschaft und Industrie zuteil. Schnell siedeln sich die ersten Unternehmen aus dem Ausland in Luxemburg an – aber auch Luxemburger Geschäftsideen machen in der Welt von sich reden.

Wichtige Daten 31. März 1962 Luxemburg hebt ab. Mit einer Fokker F27 wird die erste Flugroute der Luxair eingeweiht. Ziel: Paris – Le Bourget.

1. März 1985 Mit der Gründung der „Société Européenne des Satellites“ wird eine wahre Erfolgsgeschichte lanciert.

Ab 1965 Das Abkommen zur Beschäftigung von portugiesischen Arbeitern sorgt für weiteren Zustrom.

11. Dezember 1988 Mit einer Ariane wird Astra 1A, der erste Satellit der SES, von Französisch-Guyana in die Erdlaufbahn befördert.

4. März 1970 Gründung der Cargolux durch Luxair, die isländische Loftleiðir und die schwedische Shipping Company.

Im Mai 1970 folgt der Jungfernflug nach Hongkong.

18. Februar 2002 Arbed, Aceralia (Spanien) und Usinor (Frankreich) fusionieren zum weltweit umsatzstärksten Stahlkonzern Arcelor.

25. Juni 2006 Nach der feindlichen Übernahme durch die Mittal Steel Company für 25 Milliarden Euro entsteht ArcelorMittal.

November 2014 Im Rahmen der LuxLeaks veröffentlicht ein Konsortium von Journalisten vertrauliche Steuervereinbarungen mit mehr als 300 Konzernen. Der Whistleblower wird später vor Gericht gestellt.

1. Januar 2015 Wegen der Einführung des automatischen Informationsaustauschs zur Bekämpfung von

Steuerhinterziehung schafft Luxemburg das Bankgeheimnis offiziell ab.

Februar 2016 Die „Space Resources“-Initiative hebt ab: Ein Rahmenwerk soll Investoren im Weltraumbergbau Rechtssicherheit zu geben.

3. April 2016 Vertrauliche Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca werden publik und sorgen als „Panama Papers“ auch in Luxemburg für neue

Diskussionen über Legalität und Ethik der Finanzwirtschaft.

12. September 2018 Mit der Space Agency (LSA) gibt sich das Land eine eigene Weltraumbehörde.

Die 2010er 102

Die 2010er 2010-2019: Ausbruch aus dem Immergleichen

2010

beginnt eine Dekade der unerhörten Umbrüche in unruhigen Zeiten – so wird Anfangs des Jahrzehnts die Weltwirtschaftskrise zu einer des Euro, was auch in Luxemburg nicht nur Banker nervös macht. Dem Erdbeben von Fukushima (2011), das auch hierzulande die Debatten über Energiepolitik und Atomkraft beeinflusst, folgt national ein politisches: Als über die SREL-Affäre die CSV-LSAP-Regierung zusammenbricht, besiegelt die Neuwahl 2013 das Ende der seit 1979 währenden CSV-Regierungsbeteiligung. Mit „Gambia“ weht ein frischer Wind – und bringt nicht nur den international bestaunten kostenlosen öffentlichen Transport oder die Cannabis-Entkriminalisierung, sondern unter dem neuen Premier Xavier Bettel auch die Ehe

für gleichgeschlechtliche Paare. Historiker stellen das luxemburgische Selbstbild in Sachen Nazi-Kollaboration infrage, und die Reform der Finanzierung der „Kirchenfabriken“ befördert die Trennung zwischen Kirche und Staat. Zudem werden die konstitutionelle Rolle und die Administration des Hofes neu geregelt – der zum Ende der Dekade einiges durchmacht: Vier Monate nach dem Tod von Altgroßherzog Jean wird der offenbar fragwürdige Umgang der Großherzogin mit ihrem Personal publik.

Wichtige Daten: März 2010: Die Gëlle Fra wird abmontiert, um sechs Monate auf der Weltausstellung in Shanghai zu verbringen.

dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Bewährungsstrafen erhalten auch die drei Techniker.

10. Oktober 2011: Vor dem Luxemburger Bezirksgericht beginnt der Prozess um den Luxair-Absturz knapp zehn Jahre zuvor. Sieben Personen müssen sich verantworten: der Pilot, drei Angestellte der technischen Abteilung und drei Direktoren.

19. Oktober 2012: Erbgroßherzog Guillaume von Luxemburg heiratet die belgische Gräfin Stéphanie de Lannoy.

27. März 2012: Im Luxair-Prozess wird der Pilot in erster Instanz wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung zu

25. Februar 2013: Auftakt des Jahrhundertprozesses: Zwei Ex-Gendarmen müssen sich vor der Kriminalkammer wegen der Bommeleeër-Attentate verantworten.

20. Oktober 2013: Die CSV wird zwar bei den Parlamentswahlen

stärkste Partei, muss aber ihren Platz an der Regierungsspitze nach 25 Jahren räumen.

4. Dezember 2013: Luxemburgs Bürgermeister Xavier Bettel (DP) wird neuer Premierminister.

25. Juni 2014: Nach 177 Sitzungen beantragt der beigeordnete Staatsanwalt die Anklage im Bommeleeër-Prozess auf sechs Personen auszuweiten, die sich während der Verhandlung verdächtig gemacht hatten.

Am 2. Juli gibt die Kriminalkammer dem Antrag statt.

1. Januar 2015: Luxemburg führt die gleichgeschlechtliche Ehe ein. Das erste Paar heiratet im Differdinger Rathaus.

7. Januar 2015: Beim islamistischen „Charlie Hebdo“Anschlag sterben elf Menschen, ein Sympathisant tötet später fünf weitere.

Die revue widmet der Meinungsfreiheit ein Cover.

14. Oktober 2018: Die CSV ist bei den Wahlen wieder stärkste Partei, aber mit schwachem Ergebnis – und auch die LSAP schmiert ab. Doch dank

starker Grüner bleibt die Regierung im Amt. 15. März 2019: Beim ersten „Klimastreik“ gehen 7.500 junge Menschen für besseren Klimaschutz auf die Straßen Luxemburgs.

23. April 2019: Altgroßherzog Jean stirbt mit 98 Jahren.

Am 4. Mai wird er in der Krypta der Kathedrale von Luxemburg beigesetzt.

9. August 2019: Ein Tornado richtet im Süden massive Schäden an und verletzt mindestens 10 Menschen.

Die 2010er 103 Zum Ende der Dekade muss Luxemburg Abschied nehmen: „Jean, der 36 Jahre lang Staatsoberhaupt war, war nicht zuletzt eine Symbolfigur der Befreiung. Held, Vorbild, Liebling der Nation – viele Bezeichnungen passen auf ihn“, notiert die revue.

Die 2010er 104

Ein Knall – mit la Zumindest indirekt haben die Bommeleeër-Anschläge nicht nur Strommasten zum Einsturz gebracht: Splitter aus dem völlig freidrehenden Geheimdienst SREL lassen 2013 auch die schwarz-rote Regierung kollabieren.

D

er Affäre, die das Ende der Regierung „Juncker-Asselborn II“ bringen wird, widmet die Revue Ende 2012 ein knalliges Titelcover – wortwörtlich: Eine CD deckt sich da mit dem Rund einer Kugelbombe und im Editorial spricht der damalige Chefredakteur Laurent Graaff vom „Sprengstoff“ der SREL-Affäre.

In die schien offenbar Premier Juncker tief verstrickt – nach dreißig Jahren in der Regierung, davon 18 Jahren als Regierungschef. Im Abschlussbericht legt ihm ein Untersuchungsausschuss die politische Verantwortung zur Last für die mangelnde Kontrolle des Geheimdienstes, der im Zuge der ohnehin schon

Von wegen Juniorpartner: Xavier Bettel denkt größer – und schmiedet eine Allianz, die so kaum jemand auf dem Schirm hatte.

Äddi a merci: Die LSAP zieht die Reißleine angesichts immer neuer Skandale im Hause Juncker.

Die 2010er 105

t langem Nachhall Der Machtverlust trotz guter Wahlergebnisse ist für die CSV ein Schlag in die Magengrube – aber demokratisch völlig legitim, findet die revue.

Nach dem „Gambia“Coup schwächelt die LSAP zwar – doch die Koalition schafft eine zweite Runde. Und zum Ende der Dekade blickt Ex-Premier Juncker auch auf seine Präsidentschaft der EU-Kommission zurück.

Die 2010er 106

Die revue prophezeit der ambitionierten Gambia-Koalition 2014 „heftigen Widerspruch“.

Tatsächlich scheitert 2015 ein DreifachReferendum, unter anderem zum Ausländerwahlrecht, krachend.

beunruhigenden Bommeleeër-Attentate offenbar ein immer bizarreres Innenleben entwickelte: Es geht um Intrigen, Verschwörung und weitreichende Spitzelaktionen – die letztlich sogar Juncker selbst trafen. Wie im 007-Film mittels einer präparierten Armbanduhr.

Jetzt zündet eine Ladung nach der anderen: Die LSAP stellt die Koalition infrage, will Neuwahlen, die Juncker schließlich beantragt – erkennbar angefasst: „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass mir ausgerechnet die sozialistische Partei nach 25 Jahren guter Zusammenarbeit ein Bein stellt“, zitiert ihn die revue.

LSAP-Fraktionschef Lucien Lux scheut im Herbst 2013 noch davor zurück, den „endgülti-

gen Bruch“ zu sehen, sagt der revue aber auch: „Es findet eine Zäsur statt, aber das entscheidet der Wähler.“ Die kommt tatsächlich, aber nicht wirklich klar erkennbar durch den Souverän: Dass die weiter klar stimmenstärkste CSV nach der Wahl von der Regierungsbildung ausgeschlossen wird, nennt die EU-Parlamentarierin Astrid Lulling „Piraterie am Wählerwillen“.

Doch das kümmert die Freibeuter wenig, die sofort nach der Wahl die rot-blau-grüne Flagge hissen und in die Regierungsverantwortung segeln. Zu Recht, findet Stefan Kunzmann, der bei der CSV „die Masche des spielverderbenden Miesepeters“ konstatiert: „Gambia“ sei „kein Putsch, sondern eine legitime Übereinkunft dreier Parteien, die zusammen mehr als die Hälfte der Mandate stellen“.

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Carte Blanche 108

die revue und ich

Ein Highlight für Paul Lesch: Das Treffen mit

© PRIVAT

Sergio Leone.

Begegnungen und Erinnerungen

Zur Person

Paul Lesch ist ein luxemburgischer Kultur- und Filmhistoriker, der die revue über viele Jahrzehnte hinweg aufmerksam begleitet hat. Als Professor hat er Film und Geschichte am Miami University John E. Dolibois European Center sowie an der Universität Luxemburg gelehrt.

M

eine Verbindung zur revue reicht bis in die Kindheit zurück. Zu Hause waren wir seit jeher Abonnenten, und bei meinen Großeltern blätterte ich schon früh auf dem Speicher in alten Ausgaben aus den späten 1940er-, 50erund 60er Jahren. Diese Lektüre war für mich wie eine Entdeckungsreise durch Geschichte und Gesellschaft Luxemburgs und hat mein Interesse an Geschichte, Film, Fotografie und populärer Kultur nachhaltig geprägt.

Bis heute bewahre ich nahezu eine vollständige Sammlung der Zeitschrift auf. Bei Recherchen für Bücher, Artikel, Ausstellungen oder Dokumentarfilme habe ich dort regelmäßig wertvolles Bild- und Schriftmaterial gefunden – sei es zu Themen wie Filmzensur, Perle Mesta, Hugo Gernsback, René Deltgen, Thierry van Werveke, Hitchcock, Félix Dufays, Gordian Troeller, zur luxemburgischen Filmgeschichte im Allgemeinen oder zu Edward Steichen.

Blick auf die Gesellschaft Die revue bietet zudem einen einzigartigen Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 80 Jahre. Themenauswahl, Layout,

Ein aufmerksamer Begleiter unseres Magazins:

Anzeigen und Titelbilder spiegeln den Wandel ebenso wie die kulturellen Debatten ihrer Zeit wider und sind damit eine wichtige Quelle für die Forschung. Von zentraler Bedeutung ist die Zeitschrift auch für die Geschichte des luxemburgischen Comics. Künstler wie Pé’l Schlechter, Gab Weis oder das Duo Leiner/Czuga fanden in ihr ein wichtiges Forum.

Heute lässt sich die revue bequem über die Website der Nationalbibliothek digital einsehen.

Dies eröffnet den Forschenden neue Möglichkeiten. Dennoch lohnt sich auch das Durchblättern der Originalausgaben, die dort ebenfalls archiviert sind. In den 1980er-Jahren ermöglichte mir die revue zudem wertvolle journalistische Erfahrungen. Mit einer Pressekarte nahm ich in den 80er Jahren mehrfach am „Festival du cinéma américain“ in Deauville teil, und die revue veröffentlichte meine Interviews mit so unterschiedlichen internationalen und luxemburgischen Künstlern wie Sergio Leone (im Zusammenhang mit „Once Upon a Time in America“), Joel und Ethan Coen (für ihren ersten Film „Blood Simple“), Wim Wenders, Sam Fuller, James Coburn, Roger Corman, Georges Moustaki, Franquin (der Vater von Gaston Lagaffe), dem luxemburgischen Journalisten, Fotografen und Filmemacher Gordian Troeller sowie mit meinem Jugendfreund Pol Cruchten, der damals seinen ersten Kurzfilm „Somewhere in Europe“ präsentierte.

Schließlich hat die revue in den vergangenen drei Jahrzehnten regelmäßig über meine eigenen Bücher, Ausstellungen und Filme berichtet und mir eine Plattform geboten, über meine Arbeit zu sprechen. Für dieses Interesse und diese Unterstützung bin ich den einzelnen Journalistinnen und Journalisten der revue bis heute sehr dankbar.

Paul Lesch.

© PHILIPPE REUTER

Text Paul Lesch

Publireportage 109

Ein neues Kapitel für Ernster: Wo Bücher und Tradition sich vereinen Die Buchhandlung Ernster, ein Name, der in Luxemburg seit Generationen für literarische Leidenschaft und herausragenden Service steht, blickt auf eine stolze Geschichte zurück. Was 1889 als visionäres Projekt begann, ist heute ein florierendes Familienunternehmen in der vierten und fünften Generation. Geführt von Fernand Ernster, dem aktuellen Generaldirektor, seiner Frau Annick Ernster, der Personalchefin, und ihrem Sohn Paul Ernster, dem Verwaltungsund Finanzdirektor, verkörpert die Familie die zentralen Werte, die das Unternehmen so besonders machen: Qualität, persönlicher Service und eine einzigartige Atmosphäre in ihren Geschäften.

Unter der Marke „ERNSTER – l‘esprit livre“ hat sich das Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt und ist weit mehr als nur eine Buchhandlung. Heute zählt die Gesellschaft zehn Buchläden, eine Papeterie, zwei Cafés, ein Logistikzentrum und einen eigenen Verlag.

In den vielseitigen Geschäften finden Leser eine breite Auswahl an Büchern in vier Sprachen – Luxemburgisch, Deutsch, Französisch und Englisch. Ergänzt wird das Sortiment durch hochwertige Papeterie, anspruchsvolle Lernspiele und natürlich alles was man für einen Schulanfang braucht, sowie die besten Weihnachtsgeschenke für die ganze Familie.

Der Erfolg von Ernster beruht auf der tiefen Überzeugung, dass Bücher mehr sind als nur bedrucktes Papier. Sie sind Tore zu neuen

Welten, Bildung und Inspiration.

Diese Philosophie spiegelt sich in der Sorgfalt und Leidenschaft wider, mit der das gesamte Ernster-Team tagtäglich arbeitet, um jedem Kunden das perfekte Leseerlebnis zu bieten.

Dudelange bekommt eine neue Adresse für Buchliebhaber Die Familie Ernster ist stolz, die Eröffnung einer neuen Buchhandlung im Herzen von Dudelange bekannt zu geben. Seit Mitte Juli 2025 können die Bewohner des Südens in einer 260 m² großen Buchoase stöbern. Inmitten der

belebten Innenstadt finden Sie dort die handverlesene Spitzenauswahl erfahrener Buchhändler. Die neue Filiale ist ein Treffpunkt für Literaturbegeisterte, Schüler und Familien und bringt die einzigartige Ernster-Atmosphäre in den Süden.

Die Eröffnung in Dudelange ist ein klares Bekenntnis zum stationären Handel und zur lebendigen Rolle, die Buchhandlungen in unserer Gesellschaft spielen. Sie sind Orte des Austauschs und der Entdeckung und bieten eine Abwechslung von der digitalen Welt. Ernster lädt alle ein, in die faszinierende Welt der Bücher einzutauchen.

Die 2010er 110

Galaktischer Geschäftssinn

Dass Luxemburg nicht nur etwas im Weltall zu suchen, sondern auch zu finden hat, wurde schon durch die SES und vor allem durch die Astra-Satelliten bewiesen. So war es naur folgerichtig, dass das Land in den 2010er-Jahren endgültig zur Weltraumnation wird.

Laut „Weltraumvertrag“ kann kein Staat einen Himmelskörper für sich beanspruchen – aber was ist mit Rohstoffen, die man dort findet?

A

ls 2016 das Vorhaben von Wirtschaftsminister Étienne Schneider (LSAP) konkret wird, innovative politische Wege im Rahmen der Nutzung von Weltraumressourcen zu gehen, bezeichnet die revue das als „affengeil“. Falls der waschechte 80er-Jahre-Ausdruck auch leisen Spott beinhaltete, so zeigte sich bald: So abgehoben war die Idee wohl nicht.

Im sachlicheren Ton wird bald erläutert, dass es keineswegs darum ginge, Rohstoffe zur Erde zu bringen, sondern sie noch im All zu verwenden.

Entsprechend engagierten Unternehmen soll Rechtssicherheit gegeben werden, dass entsprechende Produkte oder daraus abgeleitete Patente tatsächlich ihnen gehören.

2017 werden internationale Kontakte geknüpft – erst in den USA, später in Japan.

„Major Tom“ Schneider habe „den Boden der Realität auf seiner Odyssee im Weltraum nicht verloren“, erkennt die revue im August 2017 an – und im Oktober 2018, er habe „relativ viel Konkretes“ zustande gebracht.

So berichtete die revue im April 2017 über eine Delegations-Reise in

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Nation Branding der dritten Art: Das „Space Resources“Programm hat Luxemburg als Forschungsund High-TechStandort weiter etabliert.

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die USA, wo nicht nur der Austausch von Know-How vorangetrieben wurde, sondern auch Partnerschaften festgezurrt wurden, etwa mit einer Firma von Google-Mitgründer Larry Page und Filmregisseur James Cameron: Zwar erwies sich „Planetary Ressources“ bald als Rohrkrepierer, über den die staatliche Investitionsbank SNCI zwölf Millionen Euro abschreiben musste – doch Häme gab es dafür nicht bei in der revue: „No Risk, No Space“ schrieb sie 2019 und dass „wer Geschäfte machen will, ab und zu ein Risiko eingehen“ müsse.

Im Sinne der Diversifizierung Luxemburgs als Wissenschaftsstandort ist der Griff zu den Sternen nicht daneben gegangen: 2024 umfasste das hiesige Weltraumökosystem mehr als 80 Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die mehr als 1.400 Mitarbeiter beschäftigten.

Mit Bergbau-Produkten und Weltraumtechnik kennt Luxemburg sich aus – insofern sind die neuen Ideen nur folgerichtig.

Das wäre zu einfach: Für einen Rückschlag im Weltraum-Abenteuer gibt es in der revue keinen Spott.

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Film & TV 116

Voll dabei!

Thierry van Werveke war Kult.

Er stirbt 2009 mit 50 Jahren.

Luxemburg ist zwar klein, als Kinoland hat sich das Großherzogtum trotzdem einen Namen gemacht.

Einerseits werden viele internationale Filme von luxemburgischen Produktionsfirmen koproduziert, andererseits können auch luxemburgische Filme begeistern.

Text Heike Bucher

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Regisseur Andy Bausch ist regelmäßiger Gast in der revue.

er erste luxemburgische Film wurde 1899 von zwei Franzosen gedreht, den Brüdern Auguste und Louis Lumière, doch es dauerte weitere 50 Jahre, bis die ersten luxemburgischen Produktionen von sich reden machten.

Mit dabei: die revue, sie hat wohl jeden Film und fast alle Dreharbeiten in irgendeiner Form begleitet.

More“ (2010)) sind ebenfalls erfolgreich. Genauso wie der Film „A Wopbopaloobop A Lopbamboom“ (1989), auch gedreht von Andy Bausch, wieder mit Thierry van Werveke in einer der Hauptrollen und der jungen Desirée Nosbusch.

Allein der Name „Andy Bausch“ taucht bis 2020 ganze 1.071-mal in der revue oder der TV-Beilage auf. Nicht zu Unrecht. Für den Luxemburger wird sein dritter Film „Troublemaker“ zum absoluten Durchbruch. Er erzählt von zwei Gangstern im Gefängnis, die große Träume, aber wenige Fähigkeiten besitzen. In der Hauptrolle: Thierry van Werveke, auch für ihn ist der Film der Durchbruch. Film und Hauptdarsteller werden zu absolutem Kult. Zwei Fortsetzungen („Back in Trouble“ (1997) und „Trouble No

Weitere luxemburgische Filme, die im Laufe der Jahre von der revue ausgiebig besprochen werden, gelten als Meilensteine in der Geschichte des Landes: „De falschen Hond“ von 1989, „Hochzäitsnuecht“ von 1991 (der Film von Pol Cruchten wurde als erster luxemburgischer Spielfilm bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt), „Mammejong“ von 2015 und natürlich „Superjhemp Retörns“ von 2018, der meistgesehene Film in der luxemburgischen Kinogeschichte. Auch in Sachen Serien bleibt Luxemburg nicht untätig.

Filme und Serien

Mit Vicky Krieps hat Luxemburg einen echten Hollywoodstar.

Mit „Wemseesdet“ kommt 2011 die erste luxemburgische Sitcom bei RTL heraus, und die erste Staffel von „Capitani“ wird international zum Hit. Wichtigstes luxemburgisches Exportgut in Sachen Kino ist die Schauspielerin Vicky Krieps, die zwar seit ihrem internationalen Durchbruch mit „Phantom Thread“ 2017 der revue keine Interviews mehr gibt, dafür aber in viele ihrer Filme ein Stück Luxemburg miteinbaut, seien es auch nur ein paar Worte. Drei bis vier Streifen dreht Krieps pro Jahr, sie gilt als internationaler Star.

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Die 2020er 118

Die 2020er 2020-2025: Caritas, KI und Covid

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ie Zukunft hält Einzug in Luxemburg. Politisch setzt das Land zwar auf ein älteres Zugpferd, allerdings will die neue Regierung das Land für kommende Herausforderungen fit machen.

Banken und Steuervorteile? Das war gestern. Heute setzt das Großherzogtum auf Service, neue Technologien und die Erschließung von Weltraumressourcen.

Durchaus mit Erfolg, wird Luxemburg von ESA-Verantwortlichen in einem

Atemzug mit anderen Weltraumnationen wie den USA genannt. Die neue Regierung ist zunächst aber nicht unumstritten. Vor allem die Law-and-OrderHerangehensweise sorgt für Stirnrunzeln. Ein Virus aber stellt alle anderen Entwicklungen in Luxemburg und im Rest der Welt in den Schatten. Anfang der Dekade steht die Welt still: Wegen Covid-19 kommt das gesellschaftliche Leben quasi zum Erliegen.

Wichtige Daten:

1. März 2020: Luxemburg führt als erstes Land der Welt den gratis öffentlichen Transport ein.

17. März 2020: Premierminister Xavier Bettel ruft den Ausnahmezustand aus. Schulen, Läden, Restaurants, Bars und Behörden schließen, das öffentliche Leben kommt zum Erliegen.

10. Mai 2020: Prinz Charles Jean Philippe Joseph Marie Guillaume von Luxemburg erblickt das Licht der Welt.

28. Dezember 2020: Die ersten Luxemburger werden im Impfzentrum auf Limpertsberg geimpft. Zu diesem Zeitpunkt haben schon 499 Menschen in Luxemburg ihr Leben im Kampf gegen Covid-19 verloren.

11. Dezember 2021: Immer mehr Menschen demonstrieren gegen die Covid-Maßnahmen der Regie-

rung. Diese werden erst am 1. April 2023 offiziell aufgehoben.

24. Februar 2022: Russische Truppen rücken in die Ukraine ein. Hunderttausende flüchten nach Westeuropa. Auch Luxemburg richtet sich auf die Neuankömmlinge ein.

1. Juli 2023: Die neue Verfassung tritt in Kraft.

1. Juli 2023: Kiffen erlaubt: Ab sofort dürfen bis zu vier Pflanzen in Luxemburg angebaut werden.

8. Oktober 2023: Die CSV wird bei den Chamberwahlen stärkste Kraft und führt Koalitionsgespräche mit der DP. Luc Frieden wird am 17. November als neuer Premierminister vereidigt. Vorgänger Bettel wird Außenminister.

15. Dezember 2023: Die Stadt Luxemburg führt das sogenannte „Heescheverbuet“ ein, mit Unterstützung der Regierung.

Doch die Entscheidung stößt auf massive Kritik in der Zivilgesellschaft.

19. Juli 2024: Der Caritas-Skandal erschüttert das Land. Mehr als 60 Millionen Euro werden ergaunert, die Wohltätigkeitsorganisation ist am Ende.

Die Aufarbeitung des Falls gestaltet sich schwierig.

8. Oktober 2024: Erbgroßherzog Guillaume legt vor der Chamber den Eid als „Lieutenant-représentant“ ab. An Heiligabend kündigt Großherzog Henri seinen Rücktritt an.

Der Thronwechsel soll am 3. Oktober 2025 erfolgen.

© MAISON DU GRAND-DUC

29. Februar 2020: In Luxemburg wird der erste Patient positiv auf Corona getestet.

Zwei Wochen später fordert Covid-19 das erste Todesopfer im Großherzogtum.

Die 2020er 119

Die kleine Familie wächst: © MAISON DU GRAND-DUC

Im Dezember 2024 besucht das erbgroßherzogliche Paar mit den zwei Prinzen die Fondation Kräizbierg, um Weihnachtsschmuck zu basteln.

Die 2020er 120

Die Welt s Zunächst ist nicht gewusst, wie man dem Virus zu Leibe rücken soll.

Ein Virus hält die Welt in Atem. Die revue befasst sich im April eingehend mit den Folgen der Pandemie für Politik und Gesellschaft.

t steht still

Die 2020er 121

Es beginnt mit beunruhigenden Meldungen aus dem entfernten Wuhan, einem chinesischen Handelszentrum mit elf Millionen Einwohnern. Zunächst klingt es wie in einem schlechten Horrorfilm: Immer mehr Menschen erkranken an einer rätselhaften Lungenkrankheit, doch die Ursache bleibt zunächst unbekannt.

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m 7. Januar 2020 gelingt es Experten, den Erreger zu identifizieren. Er gehört zu den Coronaviren. Ab diesem Zeitpunkt startet das Virus seinen unerbittlichen Streifzug um die Welt. Mitte Februar beginnt auch das Luxemburger Gesundheitsministerium, die Öffentlichkeit zu briefen. Das Großherzogtum bleibt bis dahin verschont. Doch es ist nur eine Frage der Zeit.

Am 29. Februar ist es dann so weit: In der Villa Louvigny informiert Gesundheitsministerin Paulette Lenert die Bevölkerung, dass das Virus

Während der Pandemie wachsen viele Menschen über sich hinaus.

nun auch in Luxemburg nachgewiesen wurde.

Zwei Wochen später dann die Hiobsbotschaft: Covid-19 hat sein erstes Todesopfer im Großherzogtum gefordert. Wie schützt man sich am besten? Was tun, wenn man betroffen ist? Die Gesundheitsbehörden informieren mehrmals täglich, die Regierung führt erste Maßnahmen ein.

Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und ein Kampf gegen das Virus. Das öffentliche Leben liegt brauch, die Medien überschlagen sich mit gutgemeinten Ratschlägen. Drei Jahre werden vergehen, bis die letzten Covid-Maßnahmen wieder aufgehoben werden. Bis dahin werden 1.000 Menschen den Kampf gegen das unerbittliche Virus nicht überleben. Ein Virus, das mutiert und weiter um sich greift, wenn auch im Stillen: 398.600 positive Fälle werden bis heute in Luxemburg registriert.

Die revue stellt schon im April 2020 fest: „Das Virus SARS-CoV-2 hat die Welt im Griff. Es ist dabei, die Gesellschaften auf längere Sicht zu verändern – so wie andere Pandemien, Hungersnöte und Naturkatastrophen zuvor.“ Die Redaktion befasst sich unter anderem mit der Solidaritätswelle in Luxemburg und den Auswirkungen der noch jungen Krise auf die Sportswelt, gibt aber auch gute Ratschläge, wie Familien die Auszeit zuhause nutzen können: „Die Schulen sind geschlossen, die Kinder zu Hause. Doch fällt der Familie deswegen gleich die Decke auf den Kopf?

Natürlich nicht, es gibt genügend zu tun.“

Die 2020er 122

Redakteure berichten von ihrem Alltag im Exil. Das Büro bleibt längere Zeit geschlossen.

Indessen berichten die revue-Mitarbeiter in „Briefen aus der innen Emigration“ von ihrem Alltag während der Krise: „Quarantäne. Was für ein Wort! Als hätten wir die Pest“, stellt eine Kollegin fest. Corona sei der Störfaktor, den keiner will. „Und den man, ist er erst einmal behoben, möglichst schnell vergessen möchte. Muss ja irgendwie weitergehen. Am besten so wie vorher.“

Die Verfasserin dieser Zeilen wird sich in den Folgejahren noch mehrmals mit dem Thema befassen, wie etwa mit den Langzeitfolgen des Virus: „Long Covid ist nahezu unerforscht und bislang nicht therapierbar. Doch die Krankheit hat viele Gesichter. Eins davon ist, dass auch Kinder und Jugendliche betroffen sein können“, stellt sie Ende 2024 in der revue fest. In der Reportage teilt die 17-jährige Emily ihre Erfahrungen mit den Lesern. Sie berichtet von ihrer ersten Infektion und von den darauffolgenden Monaten: „In der Schule geht gar nichts. Sie ist müde und unkonzentriert, einmal schläft sie sogar ein, sie hat keine Kontrolle über ihren Körper“, heißt es im Artikel. Die Krankheit sei tückisch, die Langzeitfolgen noch unerforscht.

Emily habe inzwischen gelernt, ihre Symptome zu managen. Doch: „Eine Therapie gibt es noch nicht“, warnt die Verfasserin. „Mittlerweile wird Emily in der Kannerklinik und im CHL betreut und begleitet. Doch diese Anlaufstellen zu finden, war nicht einfach, sagt ihre Mutter.

Sie rät allen Betroffenen, nicht locker zu lassen, auch wenn es dauert.“

Emily kennt die Tücken des Virus.

In der revue berichtet sie von ihren Erfahrungen mit Long Covid.

Die Pandemie ist bis heute ein Thema im Magazin.

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Im Frühling 2024 widmet die revue der KI ein ganzes Dossier.

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Wegweisende Technologie

Siri, Google, ChatGPT: KI ist überall. Sie wird in der Bildbearbeitung genutzt, in Arztpraxen, Banken oder im Klassenzimmer. Die Künstliche Intelligenz hat längst Einzug gehalten in unseren Alltag. Und damit auch in die Berichterstattung der revue.

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weischneidiges Schwert“, titelt die revue im Januar 2020. „Ob Chatbots, Amazons Alexa oder Roboter in OP-Sälen: Künstliche Intelligenz ist nicht nur längst im Alltagsleben angekommen – sie ist auch Objekt zahlreicher Forschungsprojekte.“ Ein Grund für die Autorin, sich bei den Forschern an der Uni Luxemburg umzuhören.

Wo die Grenze zu ziehen sei zwischen menschlicher Leistung sowie der von Maschinen, sei immer schwerer zu sagen, zitiert sie Prof. Dr. Christophe Schommer. „Es hängt davon ab, aus welcher Perspektive diese Entwicklungen betrachtet werden."

Im medizinischen Bereich könne die KI etwa sehr nützlich sein, so der Forscher. Allerdings gebe es auch Einschränkungen: So wollten immer mehr Unternehmen bei der KI mitmischen. „Ohne Hintergrundwissen zu haben, des Wettbewerbsvorteils wegen. Das ist höchstgefährlich“, warnt Schommer schon im Winter 2020.

Drei Jahre später spricht die revue mit Mitarbeitern des Digital Learning Hubs. Der Begriff KI sei zu einem Modewort und aktuellen Hype geworden, schreiben die zwei Autoren der spezialisierten Einrichtung in

ihrem Gastbeitrag. Es sei „ein Synonym für eine neuartige und geniale Software. Doch es ist nur die Spitze des Eisbergs.“ Beide gehen denn auch der Frage nach, ob KI eine Gefahr für Menschen darstelle. Und liefern die von ChatGPT generierte Antwort gleich mit: „Auch wenn es keinen Grund gibt, sich vor der KI als Ganzes zu fürchten, ist es wichtig, sich ihrer

Forscher, wie Prof. Dr. Schommer, lehnen die KI nicht ab, warnen aber vor unüberlegtem Gebrauch.

potenziellen Risiken bewusst zu sein und auf die Entwicklung einer KI hinzuarbeiten, die ethisch, transparent und verantwortungsvoll ist. Dies erfordert die Zusammenarbeit von politischen Entscheidungsträgern, Branchenführern sowie Forschern, um sicherzustellen, dass KI auf verantwortungsvolle und nützliche Weise entwickelt und eingesetzt wird.“

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Das von openAI entwickelte KI-System ist fortan in aller Munde. Viele Menschen nutzen ChatGPT zum Beispiel, um sich Ratschläge einzuholen, fremde Sprachen zu übersetzen oder – ganz einfach nur Texte zu generieren.

Doch Vorsicht: „Seit ChatGPT und andere Chatbots auf dem Markt sind, ist gesundes Misstrauen gegenüber Texten angebracht. Denn noch fehlen in vielen Bereichen verlässliche Richtlinien, wie KI angewendet werden darf und soll“, betont eine Journalistin im Juli 2024 in der revue.

Sie habe die Probe aufs Exempel gemacht und die ersten drei Absätze eines Artikels bei ChatGPT eingegeben. „Ohne zusätzliche Anweisung von mir spuckte das Programm in Windeseile eine Fortsetzung aus. (...) Der Chatbot – so nennt man Programme, bei denen man mit einem technischen System, also einer Künstlichen Intelligenz chattet – fabulierte zwar einige real nichtexistierende Ausstellungskomponenten hinzu, aber wer fünfe

gerade sein lässt, hätte das glatt übersehen können“, so die Kollegin Im Sommer 2025 befasst sich die revue dann mit der Frage, ob viele Menschen auch medizinischen Rat bei ChatGPT suchen. „Ja, das kommt immer öfter vor“, erklärt der Psychotherapeut Alain Massen. „Früher haben die Leute vor allem eine Diagnose gesucht. Aber während eine klassische Internetsuche ja eher passiv die Ergebnisse auflistet, entsteht über KI-Systeme ein Dialog.“ Immer mehr Menschen fingen an, sich über die KI praktisch therapieren zu las-

sen. Gerade in einem Berufsfeld, wo die Behandlung ja auch vorwiegend dialogisch funktioniert, würden die Chats als Ersatz gesehen.

Früher habe er Patienten davon abgeraten, im Internet nach medizinischen Antworten zu suchen. Inzwischen aber sehe er das etwas wohlwollender. So könnten die Programme helfen, „innere Dialoge zu externalisieren“ – um im besten Fall die Hemmung zu überwinden, sich professionelle Hilfe zu holen: „Es kommen mittlerweile viele Leute zu mir, die sagen, die KI habe sie entsprechend überzeugt.“

Wahrheit oder Fake? Bald sind Fälschungen nicht mehr zu erkennen.

Auch Tierärzte werden immer öfter mit Diagnosen konfrontiert, die Frauchen oder Herrchen mit ChatGPT ausgelotet haben.

KI wird immer alltagstauglicher, beispielsweise zugänglichen Apps.

©TANIA FELLER

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Fußball 130

Eine Achterbahnfahrt

Text Hubert Morang

Die Luxemburger Nationalmannschaft konnte in den letzten Jahren durch einige gute Resultate punkten und dadurch das neue Stadion regelmäßig füllen.

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ittlerweile haben die „roten Löwen“ den Titel als „ewige Underdogs“ endgültig abgestreift. Aber die großen Erfolge waren schon immer ein Thema in der revue.

Auch wenn die Durstrecke zwischen zwei Siegen mal wieder etwas länger dauerte, wie zwischen 1980 und 1985. In dem Zeitraum konnte Luxemburg kein einziges Spiel gewinnen. Ein sehr schwarzer Tag war sicherlich die 0:4-Klatsche gegen Liechtenstein im Oktober 2004. Ab da konnte es eigentlich nur besser werden...

Wichtige Daten: 8. Oktober 1961 Luxemburg bezwingt Portugal mit 4:2 in einem WM-Qualifikationsspiel.

30. Oktober 1963 Nach einem 1:1-Unentschieden im Hinspiel können die Roten Löwen das Rückspiel mit 2:1 gewinnen und stehen im Viertelfinale der Europameisterschaft 1964. Dort ist nach drei Spielen (zwei Unentschieden, dann ein Sieg für Dänemark) Schluss.

22. Oktober 1972 Im Rahmen der Qualifikation zur WM 1974 gewinnt die Nationalmannschaft in Esch/ Alzette 2:0 gegen die Türkei.

31. Oktober 1990 Die Luxemburger lernen den frisch gebackenen Weltmeister Deutschland in der EM-Qualifikation das Fürchten. Nach einer 3:0 Führung für unsere Nachbarn verkürzen die Löwen noch auf 3:2.

7. Juni 1995 Dank eines Tores von Guy Hellers gewinnt Luxemburg in der M-Qualifikation 1:0 gegen Tschechien.

6. September 1995 Nachdem Luxemburg das Spiel auf Malta bereits mit 1:0 gewonnen hatte, macht Luc Holtz im Josy Barthel das einzige Tor im EMQualifikationsspiel gegen Malta.

13. Oktober 2007 Nach einer langen Durststrecke bekommt Belarus die unbändige Schlagkraft der Roten Löwen zu spüren. Im EMQualifikationsspiel in Belarus netzt Fons Leweck in der vierten Minute der Nachspielzeit die Kugel ein.

10. September 2008 Im Züricher Letzigrund erleben die Schweizer im WMQualifikationsspiel ein blaues Wunder.

Jeff Strasser schießt Luxemburg zunächst mit 1:0 in Führung.

Nach dem Ausgleich gelingt Fons Leweck in der 84. Minute der 2:1-Siegtreffer.

22. März 2013 Am Ende der Qualifikation für die FußballWeltmeisterschaft 2014 hat Luxemburg sechs Punkte auf dem Konto stehen.

Zwei Unentschieden gegen Aserbaidschan sowie einen Sieg (3:2-Heimsieg) und ein Unentschieden gegen Nordirland brachten die Punkte ein.

4. Juni 2014 Überraschung beim Testspiel gegen Italien:

Das 1:1 in Perugia kann sich sehen lassen.

3. September 2017 Die Roten Löwen ringen den Franzosen in Toulouse ein 0:0 ab. Die Qualifikationsrunde für die WM 2018 beenden sie mit sechs Punkten.

21. März 2024 Luxemburgs Traum, sich für die EM in Deutschland zu qualifizieren, platzt im Playoff-Halbfinale durch eine 0:2-Niederlage in Georgien.

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