DA S MAG A Z IN ZUR RE NGG LI - BAUKULTUR
Ausgabe Dezember 2019
12 04 «HELLO Lenzburg», hallo Zukunft. Ein modulares Hochleistungshybridbausystem feiert Premiere.
12 Module machen Schule Ein Schulgebäude, das als «Expansionsgefäss» konzipiert ist.
18 Kleine Parzelle, grosse Kelle Vom fantastischen Raumgewinn auf nostalgischem Grund.
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WORLD WIDE WOOD
Hotelzimmer mit Seesicht, schön gestapelt Das Hotel, das nicht gebaut, sondern gestapelt wurde.
IMPRESSUM
Herausgeber Renggli AG Redaktion Renggli AG Gestaltung Agentur Frontal AG Text Angelink AG Druck Abächerli Media AG Auflage 5400 Deutsch, 1200 Französisch, 700 Italienisch Kontakt marketing@renggli.swiss Bilder Beat Brechbühl, Luzern /Franziska Frutiger, Erlach / Stefan Hofmann, Biel/ Bruno Meier, Sursee/modulart.ch, Bern/ Revier Mountain Lodge, Lenzerheide /Marco Vara, Winterthur
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EDITORIAL
Modern, flexibel, effizient – Modulbau! Jedes Kind, das mit Bauklötzen spielt, ist vom Prinzip überzeugt. Aber es hat ziemlich lange gedauert, bis dieses in der realen Bauwirtschaft angekommen
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ist. Die Rede ist vom Modulbau, also der va-
G A S T B E I T R AG
riablen Verschachte-
Zukunftsfähig mit System
lung gleichartiger und trotzdem individueller
Das systematische, modulare Denken und Bauen ist zukunftsweisend.
Raumeinheiten zu ei-
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verkürzt sich, die Skalierungseffekte nehmen zu, die Kos-
WIR SIND RENGGLI
Mit dem Modulhaus VISION:R4 haben wir schon vor
Konstanz in neuer Konstellation Die neue Renggli-Geschäftsleitung ist komplett und startklar für die Zukunft.
nem komplexen Gebäude. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Grad der Vorfertigung steigt, die Bauzeit ten sinken. So weit die Theorie. Wie steht's mit der Praxis? Jahren bewiesen, dass selbst ein hochwertiges Einfamilienhaus als Modulbau realisiert werden kann. Die überzeugendsten Vorzüge dieser Bauweise zeigen sich aber bei Bauten mit hohem Anteil repetitiver Elemente. Die Beispiele in diesem Magazin aus dem Wohnungs-, Schulhaus- und Hotelbau setzen ein deutliches Zeichen zur Vorfabrikation vom modularen Bauen. Diese Bauweise wird die traditionelle Bauweise zwar nicht verdrängen, setzt aber neue Massstäbe im rationellen und preiswerten Bauen.
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An dieser Stelle möchte ich allen danken, die den Mut haben, neue Wege zu gehen und sich mit innovativen Technologien auseinandersetzen. Ich wünsche Ihnen wunderbare Festtage im Kreise Ihrer Liebsten und einen inspirierten Start ins neue Jahr.
Max Renggli CEO Renggli AG
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«HELLO LENZBURG», HALLO ZUKUNFT. Wie geht man um mit den Mietwohnliegenschaften aus den Fünfziger- bis Achtzigerjahren, deren Bausubstanz für eine Renovation nicht mehr infrage kommt? Wie kann man funktionalen, energieeffizienten und gleichwohl preiswerten Wohnraum erstellen? Mit einer möglichen Lösung sind die Berner Fachhochschule und wir an Axa herangetreten. Das Thema und die Projektidee waren bedeutungsvoll genug für ein grosses HELLO in Lenzburg.
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A
uch der Bund befand das von Renggli in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Bern (BFH) angestossene und von AXA finanzierte Projekt für förderungswürdig.
Die Rede ist immerhin vom schnellst erstellten Mehrfamilienhaus der Schweiz; von einem neuartigen Hybridbausystem, das wesentlich Bauzeit und Kosten spart. So brauchte dieses ökologisch vorbildliche Mehrfamilienhaus in Lenzburg mit seiner vereinfachten und kompakten Bauweise nur fünf Monate Zeit für seine Entstehung aus dem Nichts. Es bietet den für Neubauten üblichen Wohnstandard, bewegt sich allerdings erhobenen Hauptes im unteren Preissegment. Beim Projekt «HELLO Lenzburg» feiert dieses Hochleistungs-Hybridbausystem Premiere. Vorgefertigte Wohnmodule in Holz werden innert weniger Stunden in eine Stahlkonstruktion eingesetzt und gewissermassen zu einem fertigen Gebäude zusammengesteckt. Bäder, Küchen, Türen, Fenster, Beläge und die Leitungen der Gebäudetechnik sind in diesen Modulen bereits verbaut. Im Renggli-Werk erhalten die unterschiedlichen Wohnungstypen mit industrieller Effizienz ihre Ausprägung als 2½- oder 3½-Zimmer-Wohnung mit barrierefreien, modernen Grundrissen. Zeitliche Einsparung bei dieser Vorgehensweise: rund neun Monate!
Investor
AXA Leben AG
Projektentwicklung
AXA Investment Managers Schweiz AG, Berner Fachhochschule (Architektur, Holz und Bau), Renggli AG
Architektur, Engineering Modulbau, Totalunternehmung
Renggli AG
Stahlbau
Wetter AG
Baustandard
Minergie-A
Baujahr
2019
Nutzung
20 Mietwohnungen à 2½ und 3½ Zimmer
Eine tragende Rolle fällt im wahrsten Sinne
Konstruktion UG, Treppen- Ortsbeton und vorfabrizierte haus und Luftschutzraum Betonelemente
des Wortes dem Stahltragwerk zu. Im
Konstruktion EG/OG
Modulares Hochleistungs-Hybridbausystem aus Holz und Stahl
leiten hier die Stahlbauteile die Lasten
Fassade
3-seitig: Ost, Süd, West Holzfalzschalung vertikal, Farbe: lasiert, Eterno Fassadengrau/(Feyco) Hellgrau, Fichte, Druckimprägnierung 1-seitig: Nord Trapezblech bandbeschichtet, Farbe: RAL 9007 Graualuminium
Auszeichnung
«Trend-Radar» für die attraktivste Immobilien-Investment-Idee an den NZZ Real Estate Days 2019
Unterschied zu bisherigen Modulbauten geradewegs ins Fundament ab. Dadurch werden höhere Gebäude möglich, weil die Module selbst keine Gewichte stemmen müssen. Im Keller indessen bestehen keine Unterschiede zu konventionellen Mehrfamilienhäusern. Ausser natürlich, dass hier sehr vorteilhaft die Unterkellerung und der «Wohnungsaufbau» örtlich getrennt, aber zeitlich parallel erfolgen.
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«Durch Optimierung der Grundrisse und Module erreichten wir einen hohen Grad an Funktionalität, Energieeffizienz und Wohnkomfort – und ermöglichen gleichzeitig preiswerten Wohnraum.» MA X RENGGLI, CEO RENGGLI AG
DIE LAUBENGÄNGE. Zugang zu den Wohnungen und erweiterter Wohnraum in einem.
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Wer Neues wagt, sollte sich nicht von Wunschdenken und Mutmassungen leiten lassen. Darum hat das Projektteam potenziellen zukünftigen Bewohnern auf den Zahn gefühlt. Wie fühlt sich das Wohnen in Modulen an? Welche Erwartungen, Hoffnungen und Bedenken müssen
INTERVIEW MIT SIMON HAUS Bauherr, AXA Investment Managers Schweiz AG
abgeholt werden? Damit diese Nutzerbefragung nicht in der akademischen Abstraktion stattfinden musste, hat Renggli auf dem Werkgelände in Schötz einen Prototyp aufgestellt, wo sich die Mieter in ihre neue Wohnsituation «einleben» konnten. Die Resultate von Umfragen und Workshop flossen anschliessend direkt in die Gestaltung der Module ein und dienen auch für weitere Projekte als Grundlage. Diese Erkenntnisse liegen bereits auf dem Tisch: Es ist mit dieser Technologie möglich, preiswerten Wohnraum zu erhalten, alte Gebäude in kürzester Zeit zu erneuern, und dies mit dem heutigen Komfortstandard. Denkbar ist auch, auf diese Weise Übergangswohnungen während grosser Sanierungen bereitzustellen, um die bestehende Mieterschaft zu halten. Durch die Holzbauweise im Minergie-A-Standard, Fotovoltaikanlage und Erdsondenwärmepumpe spielen diese Modulbauten auch ökologisch in der vordersten Reihe mit. Das Stahlträgerprinzip und standardisierte Wohnungstypen sorgen dafür, dass Mehrfamilienhäuser in Höhe und Breite beinahe beliebig skaliert werden können. Genau diese Argumente haben
Was ging Ihnen zu Beginn des
denn auch AXA als institutionellen Anleger bewogen, bei
Projekts durch den Kopf?
diesem Projekt einzusteigen. In Lenzburg wurde das
Als die Projektidee an uns herangetragen
spannende erste Kapitel einer neuen Geschichte ge-
wurde, bestand kein konkretes Bauprojekt,
schrieben, die vom modernen Mietwohnungsbau handelt.
sondern die Problemstellung im Umgang
Wir freuen uns auf weitere!
mit den Mietwohnliegenschaften aus den 1950er- bis 1980er-Jahren. Darum fanden wir die Idee interessant.
Zimmer
Küche
Zimmer Küche
Was hat Sie von Anfang an begeistert? Die Vorteile sind offensichtlich: Wir können auf effiziente Art preiswerten Wohnraum ersetzen und die Wohnungen auf
Bad
ökonomische Weise den zukünftigen An-
Bad Zimmer
forderungen anpassen. Und es ist auch
Wohnen Zimmer
Wohnen
klar, wo wir sparen; nämlich bei der Zeit auf der Baustelle und bei den Skaleneffekten in der Produktion. Diese Einfachheit hat mich von Anfang an überzeugt.
MÖGLICHE AUF TEILUNG DER MODULE . Weitere Möglichkeiten finden Sie unter folgendem Link: bit.ly/renggli-module
Wo haben Sie damals Schwierigkeiten geortet? Wir wussten, dass wir teilweise Neuland betraten. Natürlich stellte ich mir immer die
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PREISWERTER WOHNRAUM dank Skaleneffekten.
Frage, ob unsere Mieter diese Wohnungen akzeptieren. Modulbauweise auf andere Grundstücke sein. Wir sind Die Bedenken zerschlugen sich: Bei Fertigstellung waren mit dem Bau, dem Projektablauf und der Zusammenarbeit rund drei Viertel der Wohnungen vermietet.
sehr zufrieden. Wir würden wohl Kleinigkeiten ändern, wie z. B. keine Aufputzsteckdosen installieren, sondern
Die Wohnungen sind konzipiert für preiswertes
diese trotz Mehraufwand in die Wand einlassen. Zudem
Wohnen. Welche Einkommensgruppen sprechen
haben wir gemerkt, dass aktuell vor allem kleinere Woh-
Sie damit an?
nungen gefragt sind. Vielleicht würden wir den Woh-
Die Preisstrategie – eine 3½-Zimmer-Wohnung kostet ma- nungsmix darum verändern. ximal 1600 Franken – würde auch in anderen Ortschaften mit umkämpftem Mietermarkt funktionieren. Wir sprechen damit den Schweizer Durchschnittsmieter an mit einem Haushaltseinkommen von ca. 5000 bis 6000 Franken. Wo sehen Sie Knackpunkte? Das Gebäude in Lenzburg ist das erste in dieser Bauweise. Als Investor mit einem langfristigen Horizont müssen wir nun Erfahrungen sammeln und sind auf die Rückmeldungen der Mieter angewiesen. Diese sind bisher positiv, Verbesserungsvorschläge gab es nur zu Details. Ein Knackpunkt wird sicher die Wiedervermietung, wenn die Wohnungen nicht mehr neu sind. Da hoffen wir aber, dass dies noch einen Moment dauert. Was ändern Sie beim nächsten solchen Projekt? Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig zu sagen, weil uns die Erfahrungswerte fehlen. Eine grosse Herausforderung wird die Adaptierbarkeit dieser standardisierten
«Wir sprechen den Schweizer Durchschnittsmieter an mit einem Haushaltseinkommen von ca. 5000 bis 6000 Franken.» SIMON HAUS, LEITER ASSET MANAGEMENT, AXA INVESTMENT MANAGERS SCHWEIZ AG
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MODULBAU – DAS PRINZIP Tragstruktur aus Stahl
Statt nur einzelne Bauelemente wie im Holzsystembau werden im Modulbau kostensparend ganze Zimmer in der Werkhalle vorgefertigt: Bäder, Küchen, Schlafzimmer, Wohnräume. Auch Fenster, Türen, Beläge sowie Stromkabel finden bereits im Werk ihren festen Platz. Mit dem durchdachten Grundrisskonzept können so Wohnungen flexibel von 1½ bis 4½ Zimmer definiert werden. Jeder Bauherr kann sich seinen passenden Wohnungsmix frei zusammenstellen.
BENUTZERBEFR AGUNG . Zukünftige Mieter und Mieterinnen konnten den Prototyp vor Ort testen.
Untergeschoss in Massivbauweise
PROTOT YP. Aussenaufnahme des Prototyps auf dem Renggli-Areal in Schötz.
So wurden die Module in unserem Renggli-Werk in Schötz gefertigt: bit.ly/hello-lenzburg
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Treppenund Liftturm
Modul in Holzbauweise Flachdach mit Fotovoltaikanlage
Balkonelement in Stahl
Fassadenelement mit Fenster und Verkleidung
Auf der Baustelle werden die Raummodule nur noch in das Stahlgerüst eingesetzt, miteinander verbunden und die Gebäudetechnik angeschlossen. Die ausgeklügelte Schallentkoppelung zwischen Holz- und Stahlbauteilen
MEHR ERFAHREN
reduziert den Schall und damit die Lärmemission deut-
lich. Laubengänge mit vorgesetztem Treppen- und
modulares Bauen und zu
Liftturm erschliessen die Wohnungen unkompliziert.
Renggli-Modulbauten
Auf der gegenüberliegenden Seite erhält der Bau eine
und deren Einsatzgebiete
durchgängige «Balkonschicht».
finden Sie unter: bit.ly/renggli-module
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MODULE MACHEN SCHULE Pieterlen, eine Nachbargemeinde von Biel mit über 4000 Einwohnern, wächst und wächst. Also müssen Schulhäuser flexibel mitwachsen: Der Raumbedarf für vier zusätzliche Schulklassen wurde in den letzten Jahren immer dringender. Es war auch ratsam, bereits bei der Planung an die Möglichkeit einer Aufstockung zu denken. Und ja: Fünf Wochen Sommerferien müssen den Schülern und somit auch den Bauleuten reichen.
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iese schulische Knacknuss überwies die Gemeinde Pieterlen in einer Ausschreibung an vier eingeladene Architekten. Das Gespann VERVE Architekten und Renggli
hatte schon Erfahrung, weil es bereits mit einem ähnlichen Projekt im nahen Biel erfolgreich war. Dort hat sich das Modulbauverfahren im Schulhausbau als äusserst zweckdienlich erwiesen. Eine Besichtigung in Biel und ein Besuch in Schötz beeindruckten die Entscheidungsträger zwar durchaus, gewisse Bedenken gegenüber dem Modulbau blieben jedoch bestehen. Man befürchtete, die modulare Gleichförmigkeit könnte der Ästhetik des Gebäudes Abbruch tun. Auf der anderen Seite waren die Vorteile offensichtlich: Ein Schulgebäude, das auf ein Schraubfundament montiert und damit im Bedarfsfall einfach an einen anderen Ort versetzt werden kann, ist – jugendsprachlich ausgedrückt – schon krass. Und die Möglichkeit, in Modulbauweise innert Stunden ein weiteres Geschoss aufzustocken, ist mega. Also war es an den Architekten, zu beweisen, dass dieses Bauverfahren
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SOMMERLICHER WÄRME SCHUTZ . Gegen Süden sind die Klassenzimmer fensterlos, damit die Schüler und Schülerinnen im Sommer einen kühlen Kopf bewahren können.
auch im Fach Gestaltung gute Noten abholen kann. Das und noch mehr ist den Architekten Roman Tschachtli und Florian Prinz mit Bravour geglückt. Obwohl hier, wie auch in Biel, 12 Module ein Geschoss bilden, ist Pieterlen alles andere als die Repetition von Biel. Während dort die Module schlicht aneinandergereiht wurden, führt die 4×3-Anordnung in Pieterlen zu einer ganz anderen Gebäudetypologie. Die Klassenräume sind west- und ostseitig angelegt und bilden zusammen mit dem Zentralbereich für die Erschliessung und die Serviceeinbauten ein interessantes Raumkontinuum. In der Aussenansicht prägen Welleternit und Aluminium die Optik, besonders auch die kronenartige Dachform. Die Aluminiumfassade nimmt Bezug auf das Farbenspiel der alten Klinkerfassaden und
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der Ziegeldächer in der Umgebung, während das graue Welleternit mit rotblauer Nuance an die Fels- und Waldtöne des Juramassivs anknüpft. Im Geiste ist das Gebäude aber ein Holzbau durch und durch bis hinein in den Liftkern. Selbst das Isolationsmaterial basiert auf Holz. Die Modulbauweise passt perfekt zu Bauten mit seriellen Anforderungen. Das Schulhaus in Pieterlen ist im Grund als Expansionsgefäss der bestehenden Schulanlage zu verstehen. Innerhalb von fünf Wochen ist das Gebäude um sein halbes Volumen in der Höhe erweiterbar. Bei Bedarf liesse sich problemlos noch ein weiteres Stockwerk dazuaddieren. Nicht einmal der Standort ist in Stein gemeisselt. Denn was innert drei Tagen montiert werden kann, lässt sich entsprechend schnell auch wieder zurück- und an anderer Stelle erneut aufbauen. Diese Raffinesse ist dem Schraubfundament zu verdanken und natürlich dem Modulbau an und für sich. Denn die komplette Fertigung, inklusive Haustechnik, Fenster, Türen und Malerarbeiten, erfolgte im Renggli-Werk unter perfekten Bedingungen. Entsprechend effizient und kostengünstig kommt man mit so einer Schule voran. Nicht unbedingt einfacher ist der Modulbau im Vorfeld, gerade wenn über Bauentscheide in einem Gemeindegremium abgestimmt wird. Die Koordination, die Bereitstellung von Entscheidungsgrundlagen, das Einholen von Meinungen sind zeitaufwendiger als bei einer institutionellen oder privaten Bauherrschaft. Zudem ist in der
«Trotz der identisch aufgebauten Module haben wir in Biel und Pieterlen zwei komplett unterschiedliche Schulgebäude realisiert.» ROMAN TSCHACHTLI, ARCHITEK T, VERVE ARCHITEK TEN GMBH SIA
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Bauherrschaft
Einwohnergemeinde Pieterlen
Architektur
VERVE Architekten GmbH SIA
Engineering
Josef Kolb AG
Modulbau
Renggli AG
Baujahr
2019
Nutzung
Schulhaus für vier Klassen mit 88 m2, inkl. Gruppenräume, Mitteltrakt mit Treppenhaus, Lift, Toiletten und Technikzentrale
Fundament
Schraubfundament
Konstruktion
Modulbauweise in Holz
Fassade
Eternit-Wellplatten, grau Fensterpartien Aluminium, dunkelrot
Modulbauweise die Planung ohnehin schon ein schönes Stück komplexer. Dafür ist die eigentliche Aufrichte vor Ort eine enorm schnelle und entspannte Angelegenheit, auch für die Nachbarn. Für die Gemeinde Pieterlen jedenfalls war der modulare Schulhausbau eine rundum positive Erfahrung. Die grossen, flexibel nutzbaren Räume, die spezielle Dachform, die harmonische Materialisierung … das Gebäude in seiner ganzen Erscheinung stösst auf freudvolle Resonanz. Gute Noten verteilen vor allem auch die Lehrpersonen, die von den zusätzlichen Unterrichtsmöglichkeiten in den neuen Räumen begeistert sind. «Wir sind stolz auf unsere neuen Schulräume», sagt Ueli Hofer, Leiter Bau + Energie der Einwohnergemeinde Pieterlen. Er lobt die zielführende und professionelle Zusammenarbeit mit den Projektbeteiligten und die zuverlässige Einhaltung der engen terminlichen und budgetären Vorgaben. Das fühlt sich für uns wie eine bravourös bestandene Prüfung an.
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Offene und variable Räume, auch im Modulbau.
Bereits in Biel ist ein Schulgebäude in Modulbauweise entstanden. Auch hier hatten VERVE Architekten die Federführung. Obwohl auch hier konstruktiv dieselben Module wie in Pieterlen zum Einsatz gekommen sind, unterscheiden sich die beiden Objekte augenfällig: in der Erschliessung, in der Raumaufteilung, in der Materialisierung und somit im Gesamteindruck. Mehr Informationen und Bilder zum Schulhausprojekt in Biel finden Sie unter: bit.ly/schulhaus-biel
KEINE ÄUSSERLICHE ÄHNLICHKEIT. Beim modularen Schulgebäude Biel sticht die expressive, aussen liegende Treppenanlage hervor und schafft damit eine komplett andere Architektur.
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KLEINE PARZELLE, GROSSE KELLE
Er war immer gerne zu Besuch bei den Tanten Alice und Martha. Das grün umwucherte Häuschen hielt genau die kleinen Abenteuer bereit, die Kinder zum Spielen benötigen. Dass er als Erwachsener hier einmal die Rolle des Bauherrn spielen würde, wäre dem jungen Martin Nideroest damals wohl auch abenteuerlich vorgekommen.
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Oft wurde uns gesagt, dass man beim Erstellen eines Hauses um 10 Jahre altert. Aber nicht, wenn man mit Renggli baut! MARTIN NIDEROEST, BAUHERR
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is kurz vor seiner Pensionierung war Martin Nideroest mit seiner Frau Romy in der Stadt Luzern zu Hause. Mit dem ländlicheren Vorort Kriens verband ihn eigentlich nur die
schöne Erinnerung an das Haus seiner Tante, wo er als Kind oft und gerne spielte. Nun bot sich ihm die Möglichkeit, diese Liegenschaft zu übernehmen. Gut möglich, dass nostalgische Gefühle den Entscheid dazu beeinflusst haben. Aber schnell wurde klar: Hier kam nur ein Neubau infrage. Das Grundstück und die geforderten Grenzabstände zu den Nachbarn waren eher einengend. Unser Architekt, Lukas Erni, bekam gleichwohl grünes Licht, über die Dimension eines Einfamilienhauses hinauszudenken. Tatsächlich brachte sein kluger Plan zur Nutzung der Parzelle ein Zweifamilienhaus hervor mit einer Wohnung für die Bauherren im EG und einer Mietwohnung im 1. OG, wo inzwischen eine nette Familie mit einem Kleinkind eingezogen ist. Zwar ist der Garten nun nicht mehr gerade riesig, dafür erfreuen zwei wunderbare 4½-Zimmer-Wohnungen in gradliniger Architektur das Auge des Betrachters. Grosse eingeschnittene Balkone bieten schöne Fernsicht in
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NEUE S WOHNGEFÜHL in entspannter Umgebung. Dafür kann man eine Stadtwohnung schon verlassen.
VORHER
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privater Atmosphäre. Aus dem Töpferatelier von Romy Nideroest im Untergeschoss kann dereinst gar noch eine Einliegerwohnung entstehen. Das Bauherrenpaar war von den Lösungen von Lukas Erni und der Firmenphilosophie von Renggli überzeugt und liess ihm auch bei Materialisierungsfragen sehr freie Hand. Qualitativ hochwertige, natürliche und nachhaltige Materialien sollten es sein. Im Urteil von Martin Nideroest seien hier einfach das richtige Objekt und der richtige Partner zur richtigen Zeit zusammengekommen. Eine schöne Bestätigung hätten sie auch von einem Passanten erhalten: «Spaziert ein älterer Herr mit seinen beiden Enkelkindern am Haus vorbei, bleibt stehen, bewundert unser Haus und sagt zu den Enkelkindern, schaut her, das ist gute Architektur!»
Als wir das erste Mal unsere neue, fertige Wohnung betraten, waren wir hin und weg. ROMY NIDEROEST, BAUHERRIN
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Bauherrschaft
Martin und Romy Nideroest
Architektur, Engineering, Holzbau, Totalunternehmung
Renggli AG
Baustandard
Minergie
Baujahr
2018
Nutzung
Zweifamilienhaus: 1×4½ Zimmer im EG 1×4½ Zimmer im OG
Konstruktion UG
Beton/Kalksandstein
Konstruktion EG /OG
Holzsystembau
Fassade
Falzschalung Fichte/Tanne, Fassadenfarbe «Old Chalet»
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HOTELZIMMER MIT SEESICHT, SCHÖN GESTAPELT Ein bis drei Betten, Badezimmer, raumhohe Fenster, tolle Aussicht, TV, WLAN – so weit nichts Ungewöhnliches für ein Hotel. Aber das Revier Mountain Lodge in Lenzerheide … es wurde nicht gebaut, es wurde gestapelt!
Die 96 Zimmer mit dem erhabenen Blick auf den Heidsee sind entweder schnell auf vier Geschosse hochgestapelt, 16 oder 23 Quadratmeter gross. Das passt perfekt für Outdoor-Sportler, ruhend auf dem Massivunterbau für Lobby, die ihr Feriengeld nicht primär ins Hotelzimmer stecken wollen. Decken, Bar und Restaurant. Da beim ZusammenBöden und Wände bestehen aus Brettsperrholz (Fichte), ausgerüstet fügen immer zwei Wände aneinandertrefmit Holzhaken, Einbauregal, Lichtschiene. Das Besondere an diesen fen, ist auch der Schallschutz top. Diese Zimmern jedoch ist: Sie sind Stapelware. Sie wurden nämlich in einem Modulzimmer sind jedoch nicht bloss prakHolzbauwerk im Bregenzer Wald als Module gefertigt und komplett tisch und ökologisch, sie sind im Berg auch ausgestattet. In Lenzerheide schliesslich hat sie ein Kranführer rasend eine willkommene Abwechslung zur überstrapazierten Chaletvariante. lenzerheide.meinrevier.com
Bauherrschaft
Fortimo AG, Marco Schmid
Architektur
Carlos Martinez Architekten
Auftragsart
Wettbewerb, 2015
Holzbauingenieure
Josef Kolb AG
Holzbau
Kaufmann Bausysteme (AT)
Nutzung
Hotel mit 96 Zimmern und 224 Betten
Fertigstellung
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GASTBEITRAG
Kathrin Merz Dipl. Architektin ETH SIA Leitung Modulart Bauart Architekten und Planer AG
ZUKUNFTSFÄHIG MIT SYSTEM
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undert Jahre nach der Gründung des Bau- Bauwerks optimiert und Lebenszykluskosten hauses prägt eine Fülle innovativer Ansät- reduziert werden? Wie fördern wir Suffize das systematische und modulare Bau- zienz und Resilienz mit unseren Bauten? en. Die Plattform modulart.ch widmet sich
vertieft dieser Denk- und Bauweise, vereint Kompetenzen Gefordert sind Entwürfe, die gleichsam und zeigt auf, warum der systematische Ansatz heute robust, rasch umsetzbar, flexibel nutzbar mehr denn je zukunftsweisend ist.
sind und bei minimalem Impact auf die Umwelt mit architektonischer Qualität
Die Prognosen sind bekannt: Ein Drittel mehr Menschen überzeugen. Patentlösungen gibt es nicht – leben bis 2050 auf der Erde, die meisten davon in Städten. zum Glück! Doch mit systematischer BauGlobale Phänomene wie Ressourcenknappheit, gesell- weise entstehen vielfältige Lösungen, die schaftlicher Wandel und Migration stellen Bauherren, genau diesen Anforderungen gerecht werPlanende und Behörden auch im Kleinen vor grosse He- den. Dabei steht die interdisziplinäre Korausforderungen. Was heute entworfen wird, sagt voraus, operation von der strategischen Planung wie morgen gelebt wird – die Verantwortung ist gross. über die Systementwicklung bis zur VorfaWie reagieren wir auf ökologische und soziale Verände- brikation von Element und Modul im Zentrungen? Wie können Lebens- und Nutzungsdauer eines rum. Zukunftsweisendes entsteht da, wo Bauherrschaft, Planer und Produzenten, aber auch Forschende im Netzwerk agieren. Modulart.ch basiert auf Kompetenz und Netzwerk und stellt den «State of the Art» der Bauweise immer wieder neu zur Debatte. Lanciert 2017 von Bauart Architekten und Planer berichtet die Onlineplattform regelmässig über wegweisende Projekte, Forschungsarbeiten und visionäre Köpfe. modulart.ch
WIR SIND RENGGLI
NEU
GABRIEL LEDERGERBER Bereichsleiter Generalunternehmen Gabriel ist ein erfahrener Bau- und Immobilienfachmann und seit vielen Jahren in verschiedenen Leitungspositionen in der Baubranche tätig. Er kommt von der Grossfirma Implenia zu unserem KMU. Seine erste Aufgabe bei uns: Optimierung der Struktur und der Prozesse im Bereich Generalunternehmung.
Die neue Renggli-Geschäftsleitung ist komplett und startklar für die Zukunft. Mit einem festen Händedruck verabschiedeten wir diesen Sommer Bernhard Twerenbold, unseren Bereichsleiter Business Services während 12 Jahren. Er wurde Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der Wohn- und Pflegezentrum Schüpfheim AG. Grosser Dank gilt auch unserem Bereichsleiter Generalunternehmung, Thomas Andres, der uns als Delegierter in diesem Bereich aber erhalten bleibt. Und als neue Gremiumskollegen von Max Renggli und René Maurer begrüssen wir herzlich Gabriel Ledergerber und Peter Hurni.
KONS TANZ IN NEUE R KONS TELLATION
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NEU
PETER HURNI
BISHER
Bereichsleiter Business Services
MA X RENGGLI BISHER
CEO, Verwaltungsratspräsident Er ist als Vertreter der vierten Generation Garant für Kontinuität und Stabilität, Visionär und Pionier im Schweizer Holzbau.
RENÉ MAURER Bereichsleiter Holzbau Er führt den Bereich Holzbau mit Leib und Seele seit nunmehr 17 Jahren. Hoch motiviert ist er aktuell darauf fokussiert, den Holzbau BIM-fähig zu machen und für die Zukunft auszurichten.
Unser neuer Zahlenmeister, IT- und HR-Verantwortlicher kommt vom internationalen Bäckereizulieferer Bakels zu uns. Neben seinen Aufgaben als CFO wird er mittelfristig dafür besorgt sein, ein neues ERP einzuführen, das wesentlich zur künftigen Marktstärke von Renggli beitragen wird.
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FRONTAL .CH
RENGGLI AG Gläng 16 CH-6247 Schötz T +41 (0)62 748 22 22
RENGGLI AG St. Georgstrasse 2 CH-6210 Sursee T +41 (0)41 925 25 25
RENGGLI SA Route de Chantemerle 1 CH-1763 Granges-Paccot T +41 (0)26 460 30 30
RENGGLI SA Viale Bartolomeo Papio 3 CH-6612 Ascona T +41 (0)91 735 34 20
RENGGLI AG Bürglistrasse 33 CH-8400 Winterthur T +41 (0)52 224 06 70
mail@renggli.swiss www.renggli.swiss