REGJO 04/2012

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78 Energie und Umwelt

RegJo

Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht will die Energiemetropole Leipzig stärken

Experten diskutieren die Akzeptanz des Wandels „Klar zur Wende – Potenziale global und vor Ort“ – unter diesem Motto stand das Expertentreffen rund um die Energiewende in der Energiemetropole Leipzig Text: Martin Jendrischik

Fotografie: Stadt Leipzig, AfW

Gute Traditionen sollte man hegen und pflegen – das Expertentreffen des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig sowie des Vereins „Netzwerk Energie & Umwelt e.V.“ hat auch dieses Jahr Anfang Dezember stattgefunden und die gute Tradition einer hochkarätigen Veranstaltung mit überregionaler Ausstrahlung bereits zum sechsten Mal fortgesetzt. Mehr als 200 Fachbesucher und Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik kamen in die Villa Ida im Leipziger Stadtteil Gohlis, um sich über Chancen, Herausforderungen unddie Notwendigkeit einer nachhaltigen Energiewende zu informieren und auszutauschen. „Wenn wir auf die Akzeptanzprobleme der Energiewende nicht reagieren, stehen wir bald vor einem Investitionsstau“, sagte Unternehmensberater Uwe Hitschfeld im Rahmen seines Vortrages. Die kürzlich veröffentlichte Längsschnittstudie „Akzeptanz von Projekten in Wirtschaft und Gesellschaft“ habe gezeigt, dass 58 Prozent der Deutschen bereit wären, sich für oder gegen privatwirtschaftliche oder öffentliche Vorhaben wie den Bau von Windparks, Straßen oder Stromleitungen zu engagieren. Kommt die persönliche Betroffenheit hinzu, steigt dieser Wert auf 83 Prozent. 61 Prozent der Befragten finden die Anhörungsprozesse so kompliziert, dass es schwer möglich ist, sich mit seiner Meinung einzubringen.

„Außerdem fühlt sich fast jeder Zweite schlecht über die Pläne informiert“, so Hitschfeld weiter. Öffentlichkeit und Betroffene einbeziehen Private Interessen, betonte der Unternehmensberater, würden bei unmittelbarer Betroffenheit viel eher vor das gemeinnützige Denken und Handeln gestellt, als bei indirekter Betroffenheit. „Diesem Phänomen müssen Politik und Wirtschaft angemessen entgegen treten“, so Hitschfeld, der beispielhaft eine Projektkommunikation anmahnte, die sowohl die breite Öffentlichkeit als auch unmittelbar Betroffene einbeziehe. „Vorhaben müssen nicht nur allgemein sinnhaft dargestellt werden, sondern auch für die Menschen vor Ort akzeptabel erscheinen – ein Spagat, der die Kommunikatoren mehr und mehr fordern wird.“ Einen Appell in eine andere Richtung richtete Prof. Dr. Ingo Pies, Wirtschaftsethiker an der Universität Halle-Wittenberg, an die Experten im Publikum.. „Wir müssen schnellstmöglich auf den Pfad einer wirklich nachhaltigen Energiewende umschwenken“, so Pies (vgl. Interview auf Seite 60). Der Wissenschaftler fällt in Bezug auf die Förderung von Photovoltaik und Biokraftstoffen ein


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