REGJO 04/2012

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112 Kultur RegJo RegJo

Das schweizerische Casal-Quartett wird in der Weimarer Jakobskirche der Geburt des Streicher-Quartett nachgehen - auf originalen Stainer-Instrumenten

Bach von Arnstadt bis Wechmar Barock an authentischen Orten – Thüringen schmückt sich im März und April 2013 wieder mit den Bachwochen

Text: Petra Rauch

Fotografie: Thüringer Bachwochen, Michiel Hendryckx

Sie sind das größte Festival für klassische Musik im grünen Freistaat, die Thüringer Bachwochen. Die Festivalidee zielt darauf ab, das einzigartige musikhistorische Potenzial in Thüringen zu nutzen. Mit Bachhaus und Taufkirche in Eisenach, der Traukirche in Dornheim, den frühen Wirkungsstätten in Mühlhausen, Arnstadt und Weimar sowie den Häusern der Vorfahren in Erfurt und Wechmar liegen hier die Bachorte dicht an dicht. Diese Schauplätze und drei weitere sollen vom 22. März bis 14. April wieder ein Podium für anspruchsvolle Konzerte sein und locken, das historische Musikland zu entdecken. Alle Musiker zeichnet das Streben nach einem authentischen Klangbild entsprechend der Entstehungszeit der Musik aus, was an den Wirkungsstätten als besonderer Hörgenuss ausfällt. Drei Highlights seien schon einmal verraten. Historische Aufführungspraxis Auch im Jahr 2013 werden wieder renommierte Künstler in Thüringen zu Gast sein. Zur Eröffnung präsentiert der flämische Dirigent Philippe Herreweghe, einer der populärsten Bach-Interpreten der Zeit, in Weimar die „Matthäuspassion“. Der Belgier gilt als einer der wichtigsten Protagonisten der historischen Aufführungspraxis, welcher sich die Mehrzahl der bei den Bachwochen gastierenden Künstler verschrieben hat. Herreweghe, Träger der Bach-Medaille der Stadt Leipzig, hat mit dem von ihm gegründeten Ensemble Collegium Vocale Gent Referenzaufnahmen aller großen Bach-Oratorien und -Kantaten vorgelegt. Die Geburt des Streichquartetts Rund anderthalb Jahrhunderte lang galten die Instrumente des Tiroler Geigenbauers Jacobus Stainer als Inbegriff des barocken Klangideals. Auch Bach soll die Stainer-Geigen geschätzt haben. Der süße, helle Klang seiner Violinen und Gamben war so begeisternd, dass ihr Kaufpreis erst nach 200 Jahren von den StradivariViolinen übertroffen wurde. Während dieser Zeitspanne vollzog sich die Geburt des Streichquartetts aus der Loslösung der Vierstimmigkeit vom Basso Continuo. In seinem mit dem Echo Klassik aus-

Philippe Herreweghe

gezeichneten Projekt „Birth of the String Quartet“ wird das schweizerische Casal-Quartett in der Weimarer Jakobskirche den verschiedenen Entwicklungslinien nachgehen und zwar auf dem letzten erhaltenen Satz von Stainer-Instrumenten. Deutschlanddebüt In nur kurzer Zeit hat sich das Vokalquartett New York Polyphony einen Ruf als eines der weltweit besten A-cappella-Ensembles erworben. Ihr gerühmter natürlicher Klang, mit dem die vier Herren bei Auftritten in führenden Konzertreihen in ganz Amerika begeistern, wird im Rahmen des Festivals die Bachkirche in Arnstadt mit akustischem Zauber erfüllen. Beim Deutschland-Debüt wird das New York Polyphony, gleichermaßen auf alte wie neue Musik spezialisiert, neben Werken der Renaissance auch Bachs d-Moll-Partita für Solo-Violine geben. Diese wird in der gemeinsamen Aufführung mit der britischen Geigerin Lizzie Ball zu hören sein – eines der bewegenden Erlebnisse auf den Thüringer Bachwochen.


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