LIFE SCIENCES FORSCHUNG
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27.08.2013
14:45 Uhr
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Kariesbehandlung ohne zu bohren:
Ein innovatives Forschungsprojekt der FHNW Lucy Kind und Sabrina Stevanovic, zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Hochschule für Life Sciences FHNW, arbeiten zurzeit an einem innovativen Projekt zur Behandlung von Karies ohne zu bohren. Ihre Forschungsergebnisse präsentierten sie auf internationalen Tagungen, wo sie für ihre Arbeit ausgezeichnet wurden.
Transmissions-Elektronenmikroskopie-Bild (hochaufgelöst) der Netzwerkstruktur des Eiweissmoleküls
Interaktive Zusammenarbeit
Sabrina Stevanovic (l.) und Lucy Kind
ariesbehandlungen beim Zahnarzt können schmerzhaft und unangenehm sein. Deshalb wird seit längerer Zeit an einer «sanfteren» Behandlungsmethode geforscht. Der Durchbruch gelang vor einigen Jahren Forschern in Leeds (UK). Sie entdeckten ein synthetisches Eiweissmolekül, das die Einlagerung von Kalziumphosphat, dem Hauptbestandteil des Zahns, aus dem Speichel begünstigt. Darauf basierend entwickelte die Firma credentis ag aus Windisch neue Produkte, die Karies im Anfangsstadium wirksam behandeln können. Da der genaue Wirkungsmechanismus noch nicht vollständig geklärt ist, wandte sich das Unternehmen mit einem Forschungsauftrag an die Hochschule für Life Sciences FHNW in Muttenz.
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www.regioaktuell.com pr 9/2013
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Ausgezeichnete Forschung Das Team um Prof. Dr. Uwe Pieles, im
32 Speziellen Lucy Kind und Sabrina Steva-
novic, untersuchte das Verhalten des Eiweisses auf kariesgeschädigten Zähnen. Mit Hilfe von Elektronenmikroskopie und Computertomographie konnten sie zeigen, dass sich im beschädigten Bereich eine auf dem Eiweiss basierende Netzwerkstruktur ausbildet. Diese zieht Kalziumphosphat-Nanokristalle an und lagert sie ein, so dass der Zahn nach und nach wieder zuwächst und remineralisiert wird. Die Computertomografiemessungen brachten den Beweis: Bereits nach zwei Wochen konnte man einen sichtlichen Effekt feststellen. In der Fachwelt sind diese Ergebnisse bereits auf Interesse gestossen. Beide Forscherinnen haben ihre Arbeit unter anderem am Kongress der «Swiss Society for Biomaterials» in Davos und am «Conseuro»Kongress in Paris vorgestellt – und beide Male wurden sie für ihre Forschungsarbeit mit einem sogenannten «Poster Award» ausgezeichnet.
Das Karies-Projekt ist eines von vielen in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Uwe Pieles. Die Themen, die in der Gruppe bearbeitet werden, haben zwar den gemeinsamen Bezugspunkt der Nanotechnologie, kommen jedoch aus ganz unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel aus der Papierbranche, der Betonindustrie oder eben der Zahnmedizin. Sabrina Stevanovic, die gerade ihr Master-Studium macht und nebenher 50 Prozent an der Hochschule arbeitet, befasst sich unter anderem mit medizinischen Implantaten, die im 3D-Druck gefertigt werden. «Wir sind in einem Grossraumbüro und es findet sehr viel Interaktion untereinander statt», erzählt Sabrina Stevanovic. «Das Tolle ist, dass man immer auch etwas von den anderen Projekten mitbekommt und so gemeinsam fachliche Probleme lösen kann, mit der Expertise und den Erfahrungen, die jeder einzelne Mitarbeiter mitbringt.» Lucy Kind, die an der FH studierte und anschliessend ihre Doktorarbeit an der Universität Basel abschloss, schätzt auch den engen Kontakt mit den Industriepartnern wie mit der Firma credentis ag. Per Telefon und Mail stehe man immer in Kontakt und etwa einmal im Monat treffe man sich. «Das Spannende ist die enge Zusammenarbeit mit dem Industriepartner», sagt Lucy Kind. ms I
Kontakt / Informationen: Hochschule für Life Sciences FHNW Gründenstrasse 40 I 4132 Muttenz Tel. 061 467 42 42 info.lifesciences@fhnw.ch www.fhnw.ch/lifesciences