Regio aktuell 4/13

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28.03.2013

18:28 Uhr

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Foto: Alma Filmproduktion

von Peter O. Rentsch

Der Hunger nach Land sei in den letzten 20 Jahren stetig gewachsen, erfahren wir von

Dr. Rolf Scheibler, der das Land ebenfalls gut kennt. «Immer grössere Flächen werden durch Grossgrundbesitzer abgeholzt, um Zuckerrohr für den Treibstoff-Ersatz Ethanol und Soja für die Massentierhaltung anzubauen.» Urs Scheibler: «Der ungute Hunger nach Treibstoff aus Lebensmitteln führt dazu, dass riesige Flächen – bis 800 Hektaren pro Tag! – gerodet werden. Dadurch verringert sich der Lebensraum der Ayoreo-Totobiegosode zusehends oder wird zerschnitten.» Aufgabe der Stiftung und des Fördervereins sei es in erster Linie, durch Zukauf fehlender Verbindungsparzellen grössere zusammenhängende Waldgebiete zu schaffen, damit sich die zum Teil noch nie mit unserer Zivilisation in Berührung gekommenen Ureinwohner und ihre Verwandten ungehindert treffen und sich nach ihrer eigenen Art entwickeln könnten. Bis heute sei es gelungen, rund 33 Quadratkilometer Wald für die Ureinwohner Paraguays zu sichern.

Politische Umwälzungen erschwerten die Arbeit der Baselbieter Stiftung ungemein. «Viele Versprechungen und Zusagen wurden nicht eingehalten, deshalb besteht die Gefahr, dass die Interessen der Grossgrundbesitzer – oft unterstützt von korrupten Gerichten – diejenigen der indigenen Bevölkerung dominieren.» Es eile, betont Urs Scheibler. «Der Kapitalbedarf für die Sicherung der fehlenden rund 38 000 Hektar verbindender Waldgebiete beläuft sich auf mindestens sechs Millionen US-Dollar.» Die bisher aufgebrachten zwei Millionen Franken aus der Schweiz setzen sich aus Stiftungs-, Mitglieder- und Gönnerbeiträgen zusammen sowie aus namhaften Entwicklungshilfegeldern der Kantone Baselland und Basel-Stadt. Neuerdings setzt sich die «Stiftung für indianische Gemeinschaften in Paraguay» auch für Gesundheitsund Ausbildungsprojekte im Chaco ein. Urs Scheibler fühlt sich bestätigt, weil eine mennonitische Kolonie aufgrund der Erfahrungen seiner Stiftung inzwischen ein ähnliches Projekt auf die Beine gestellt hat.

Land für Ureinwohner in Paraguay Die «Stiftung für indianische Gemeinschaften in Paraguay» und der «Verein zur Unterstützung indianischer Landforderungen im Chaco von Paraguay» setzen sich seit Jahren durch Landkauf dafür ein, dass die Ayoreo-Totobiegosode in ihrem angestammten Gebiet leben und bleiben können. Stiftungs-Präsident: Urs Scheibler, 4434 Hölstein urs.scheibler@bluewin.ch www.indigene-paraguay.ch Spenden auf PC-Konto 60-280813-4 willkommen.

Landpreissteigerung um 1000 Prozent

Urs (l.) und Dr. Rolf Scheibler engagieren sich in Paraguay.

Projekt findet Nachahmer vor Ort

4/2013 www.regioaktuell.com

ie kamen die Brüder aus Hölstein respektive Ramlinsburg dazu, sich in Paraguay zu engagieren? Der Grund seien Beziehungen zu einem dort ansässigen Schweizer Ethnologen-Ehepaar gewesen, dessen Arbeit sie ab 1993 weiterführen wollten. «Verena Regehr-Gerber, gebürtige Baselbieterin, ist nach dem Tod ihres Mannes immer noch dort und dient uns als Gewährsperson und Handlungsbevollmächtigte für die Landkaufverträge», erklärt Urs Scheibler, der Paraguay mehrfach bereist hat. Wie ist die heutige Situation der Indianer im Chaco, der «Grünen Hölle», der grössten Flussebene der Welt, einer teilweise noch unberührten und unzugänglichen Buschund Urlandschaft? «Als die ersten Holzfirmen und Siedler in den Wald drangen und zu roden begannen, wurde die Urbevölkerung entweder mit Gewalt vertrieben oder angesiedelt und als billige Arbeitskräfte eingesetzt. Seit die Rodungen in beängstigendem Mass zugenommen haben, werden die Indigenen zu heimatlosen Landlosen, die jeder Landbesitzer verjagen kann. Am besten geht es jenen Gruppen, die sich um die Mennoniten-Siedlungen im zentralen Chaco ansiedeln durften, weil ihnen Land geschenkt wurde und sie die Hilfe dieser christlichen Gemeinschaft bekommen.»

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Foto: Rentsch

Urs und Dr. Rolf Scheibler setzen sich für Indigene im südamerikanischen Paraguay ein. Damit diese ihren angestammten Lebensraum behalten können.

MENSCHEN HELFEN

Lebensraum für Chaco-Indianer

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