Regio aktuell 7/15

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23.6.2015

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ren praktiziert wird und während den Sommerferien 2015 wieder in der Siedlung Klybeck Mitte über die Bühne geht.

Christine Lindt und Katharina Scherr gehen mit Bilderbüchern zu sozial benachteiligten Kindern. Sie lauschen einem Märchen oder treten selbst als Erzähler auf. In den Sommerferien ist die «Strassenbibliothek» erneut im Basler Klybeckquartier zu Gast.

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Katharina Scherr (links) und Christine Lindt fördern mit Bilderbüchern den Schöpfergeist sozial benachteiligter Kinder.

Anlass «Strassenbibliothek» in der Wohnsiedlung Klybeck Mitte, 6. bis 17. Juli 2015

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Foto: Rolf Zenklusen

www.regioaktuell.com

Grossmütter setzen sich dazu In der Siedlung Klybeck Mitte wohnen 900 Menschen auf engem Raum. Viele sind Ausländer und sozial benachteiligt. «Mit diesem Projekt fördern wir die Kreativität der Kinder und stärken ihr Selbstbewusstsein. Die Kinder schätzen es, dass wir Zeit haben für sie und kein Leistungsdruck da ist», sagt Lindt. Wenn es gut läuft, besuchen 15 bis 20 Kinder die «Strassenbiblio-

thek», wie Scherr berichtet. «Manchmal setzt sich eine Grossmutter dazu.» Und auch der Hauswart ist inzwischen überzeugt vom Projekt, das übrigens seit über 40 Jah-

ATD Vierte Welt, Regionalgruppe Basel Am Wiesendamm 14 ! Tel. 061 692 92 05 www.vierte-welt.ch

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er Hauswart war skeptisch. «Es werden kaum Kinder da sein», sagte er zu Christine Lindt und Katharina Scherr, als sie in der Wohnsiedlung Klybeck Mitte auf Plakaten eine «Strassenbibliothek» ankündigten. Was das wohl sein mag?, fragten sich viele im Quartier. Während den Sommerferien fuhren die beiden pensionierten Kindergärtnerinnen, zeitweise unterstützt von freiwilligen Helferinnen und Helfern, täglich mit einem Einkaufswagen voller Bücher in die Siedlung. Sie breiteten eine Decke aus und verteilten die Bilderbücher darauf. Bald einmal gesellten sich einzelne Kinder dazu. Sie begannen die farbigen Bilder zu bewundern, sie zu benennen, den Text zu buchstabieren. «Wir erzählten ihnen eine Geschichte oder ein Märchen. Nach einigen Tagen traten manche Kinder selbst als Erzähler auf», berichtet Lindt. Es wurden Rollenspiele aufgeführt; man verarbeitete den Inhalt der Bücher mit Zeichnungen oder Basteleien. «Vieles entsteht aus dem Moment heraus», sagt Scherr.

Armut überwinden Christine Lindt und Katharina Scherr arbeiten ehrenamtlich für den Verein ATD Vierte Welt. «Gemeinsam für die Menschenwürde – mit den Betroffenen Armut überwinden» heisst das Motto der 1965 gegründeten, weltweit tätigen Bewegung. Neben der «Strassenbibliothek» gehören Kulturanlässe, Bildungs- und Familientage und vieles mehr zu den Aktivitäten des Vereins. Katharina Scherr wurde als 20-Jährige im Obdachlosenlager Noisy-le-Grand in Paris erstmals auf den Verein aufmerksam. «Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar», stand auf einem Transparent im Lager. Das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry aus «Der kleine Prinz» begleitet sie seither durchs Leben. In Paris lernte sie Pfarrer Joseph Wresinski kennen, den Gründer des Vereins ATD Vierte Welt. Daraufhin half Katharina Scherr mit, in Basel eine Regionalstelle aufzubauen. Auch für ihre Kollegin Christine Lindt ist das Engagement für sozial Benachteiligte seit Jahrzehnten eine Herzensangelegenheit. zen. !

MENSCHEN HELFEN

Ein Einkaufswagen voller Bilderbücher

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