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29.3.2016
15:27 Uhr
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DER BASTLER
Vielseitiger Werdegang In seiner technischen Ausbildung zum Konstrukteur lernte der junge Rolf viel über die Mechanik und die Materialverarbeitung dazu. Das temporäre Arbeiten auf dem Bau vor seiner Lehre lernte ihn nebst dem Umgang mit verschiedenen Maschinen Geduld und Improvisationskunst. Eine Mischung an Fähigkeiten, die ideal für seine vielfältigen Tätigkeiten sind. Das Restaurieren und Umbauen von Fahrrädern ist sein «Kerngeschäft». Ob Mountainbike, Rennrad oder Freizeitfahrrad – alle Arten Fahrräder begeistern ihn.
In seiner spartanisch eingerichteten Werkstatt haucht Rolf Bircher alten Fahrrädern wieder neues Leben ein. (Foto: Tobias Gfeller)
Idealismus statt Reichtum Die Wünsche der Kunden sind vielseitig. Von einem neuen Anstrich bis zur Komplettrestauration ist alles dabei. Rolf Bircher zerlegt in einem solchen Fall das Fahrrad in all seine Einzelteile, bringt diese instand, kauft nötigenfalls etwas dazu, bemalt und lackiert den Rahmen von Grund auf neu und setzt am Ende alles wieder zusammen. Kein Velo ist zum Schluss gleich wie das Andere. Viel Idealismus und Freude am Velo sind Voraussetzung für dieses Engagement, mit dem Bircher nicht reich wird. Ein ganz spezielles Fahrrad schenkte er seinem Neffen auf den ersten Geburtstag. Er baute aus Holz eine kleine Version seines eigenen Mountainbikes.
Velobastler aus Leidenschaft Der 32-jährige Rolf Bircher aus Basel restauriert mit grosser Leidenschaft Fahrräder und haucht ihnen ein ganz neues Leben ein. Angetan haben es ihm vor allem Rennräder aus den 1970er/80er-Jahren. Dazu bemalt er Objekte mit Airbrush und produziert zum Spass und als Ausgleich im Markgräflerland eigenen Wein, Gemüse und Obst.
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Zum ersten Geburtstag schenkte Rolf Bircher seinem Neffen eine kleine Version seines eigenen Mountainbikes.
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räder und dem damit verbundenen Handwerk begann im Alter von 13 Jahren, als Rolf Bircher angefangen hat, intensiv Moutainbike zu fahren. «Wenn man Rennen fährt, ist der Materialverschleiss sehr gross», betont Bircher. Aus finanziellen Gründen habe er die Sachen an seinem Bike immer selber reparieren müssen. Das Know-how und das handwerkliche Flair dafür erhielt er auch von seinen Eltern, im Speziellen wurde ihm dies von seinem Vater in die Wiege gelegt. «Bei uns herrschte halt eine Do-it-yourselfMentalität. Egal was, wenn immer möglich wurde repariert statt voreilig weggeworfen. Ich habe gelernt, in jedem Defekt eine Herausforderung zu sehen.»
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Do-it-yourself-Mentalität Rolf Bircher wuchs in Sissach auf und wohnt seit neun Jahren in Basel gleich neben seiner Werkstatt. Sein Faible für Fahr-
Auch das Bemalen von Helmen mit Airbrush gehört zum vielseitigen Können von Rolf Bircher. (Foto: Rolf Bircher)
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s ist Montagmorgen. In den Ateliers an der Allschwilerstrasse 48 ist es noch ruhig. Nur Rolf Bircher sitzt in seiner spartanisch eingerichteten Werkstatt und bemalt mit weisser Farbe die Muffen eines Rennrads mit Jahrgang 1979. Der Rahmen aus Stahl, die Gangschaltung noch unten am Rahmen und eine Marke Tommasini, die heute nur noch Insider kennen. «Genau diese Art Velo mit dem ganz speziellen Charme fasziniert mich», erklärt er. Solche Fahrräder stünden oft noch in Kellern von ehemaligen Hobbyfahrern. Auch ist er immer wieder im Internet auf der Suche nach Schnäppchen, denen er ein neues Leben einhauchen kann.
Möbelschreiner, Winzer, Obstbauer Rolf Bircher legt Wert darauf, kein Velomechaniker oder Velohändler zu sein. Bei ihm stehen nebst der Funktionalität ganz besonders Nachhaltigkeit, Individualität und Ästhetik im Mittelpunkt. Er bezeichnet sich selber als «kreativer Handwerker». Und dieses kreativ Handwerkliche setzt er immer breiter ein. Neu restauriert er ein Motorrad, bemalt mit Airbrush Objekte wie Velo- und Motorradhelme und baut auch mal ein Möbel. Seit zwei Jahren pachtet er zusammen mit seiner Freundin im Markgräflerland in Baden-Württemberg 200 Reben, einen Gemüsegarten und Obstbäume. Möbel, Fahrräder, das Trinken und Essen – alles aus eigener Hand und möglichst kreativ. «Das gehört zu meinem Lebensstil. Auf kleinem Fuss zu leben und mich teilweise selber versorgen.» tg ■
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