TITELSTORY
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1.2.2016
11:00 Uhr
«Ich liebe Neider» Nicolas Manzi ist ein Macher. Lange galt er als der grosse Star-Coiffeur der Schweiz. Doch weil der Baselbieter Routine hasst, erfindet er sich alle paar Jahre neu. Heute arbeitet das Multitalent als Architekt. Wir haben Liestals schillerndste Persönlichkeit getroffen. Interview & Foto Titelseite: Dominique Zahnd Regio aktuell: Sie waren als Hairstylist über die Landesgrenze bekannt, warum haben Sie damals diesen Berufsweg eingeschlagen? Nicolas Manzi: Ich begann mit 15 eine Lehre als Carrosseriespengler, merkte aber schnell, dass der Duft der Frauen mich mehr interessierte als die tote Materie des Metalls. Hairstyling ist seit Jahrhunderten eine Kunstform. Der Frisur eines Menschen wird in allen Kulturen eine grosse Bedeutung beigemessen. Ich erinnere mich gerne an früher, an die internationalen Modeauftritte; es war eine spannende Zeit voller Abenteuer.
Sie könnten überall leben. Warum sind Sie in Liestal zu Hause? Dieses Kapitel wird bald abgeschlossen sein. Nach zehn Jahren Liestal sehne ich mich danach, neue Horizonte zu entdecken. Die Schweiz werde ich aber nie verlassen. Wir leben im besten und demokratischsten Land der Welt – und ich bin froh und dankbar, hier leben zu dürfen.
«Ich wollte Edles erschaffen»
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2-2016
Sie sind in Italien geboren. In welchen Situationen bricht Ihr südländisches Temperament durch? Praktisch immer. Ich habe ein italienisches Herz und denke mit einem Schweizer Hirn. Eigentlich eine gute Ausgangslage. Aber meistens setzt sich mein feuriges Herz durch.
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Die auffallende Frisur, der gezirkelte Bart: Ihr Look ist Ihr Markenzeichen. Wie wichtig ist Ihnen Ihr Erscheinungsbild? Man ist, was man ist. Und die Leute sehen, was sie sehen wollen. Oft werde ich von jungen und älteren Menschen spontan auf meine Frisur angesprochen. «Coole Frisur!» heisst es dann. Es gab auch schon bizarre Situationen: Einmal begrüsste mich ein Radiologie-Professor eines Universitätsspitals mit folgendem Satz: «Sie sind unser Architekt? Mit dieser Frisur sind sie entweder ein Künstler oder ein Depp.»
Ihr Kerngebiet ist heute die Architektur. Wann ist ein Gebäude für Sie ein schönes Gebäude? Architektur ist eine Kunst der Kommuni10 kation. Das Gebäude muss auf eine beson-
dere Art und Weise die Menschen mit Proportionen, Formen und Aura ansprechen. Es besteht zwar aus Stein, Beton, Metall, Holz oder Glas, aber es soll eine Geschichte erzählen können. Nur dann ist der Bau gelungen. Was inspiriert Sie als Architekt? Ich kann das tun, woran ich glaube und das realisieren, was ich mag. Ich gehe konsequent meinen Weg und lasse mich nicht von Anderen beeinflussen. So kann man an einen Ort gelangen, von dem man nie gedacht hätte, ihn jemals erreichen zu können. Ich versuche kein Star-Architekt zu sein, dann klappt es nämlich nicht. Ich sehe mich als kreativen Allround-Unternehmer, als Macher. Sie sind führend im Bau von Radiologie-Zentren. Wie kam dies zustande und was ist der Schlüssel Ihres Erfolges? Rein zufällig. Ich baute einem MR Manager sein Traumhaus, so entstand die Verbindung. Mein erstes Projekt war die bilddiagnostik.ch Basel, im Elsässertor von Herzog & de Meuron. Ich habe die fade Radiologie-Architektur geändert. Mein Erfolg basiert auf der Einbringung von neuen Baumethoden, verbunden mit Kunst. Bei mir soll der Patient im Mittelpunkt stehen und nicht die Maschine. Aber aufgepasst: Gewinnen kann man nur als Team. Wer sind Ihre Auftraggeber? Private Radiologen und öffentliche Spitäler.
«Das Kapitel Liestal ist bald abgeschlossen» An welchen Projekten arbeiten Sie gerade? Zurzeit baue ich in Zürich-Wollishofen in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Zürich eine komplexe RadiologiePraxis der Care Swiss – mit über 900 m² PET-CT Abteilung, MR und so weiter. Danach stehen Projekte im Kanton Aargau, Basel-Stadt und Tessin an. Nebenbei realisiere ich ausserdem mit Partnern die Überbauung «5 Stern» in Sissach. Dabei handelt es sich um zeitgemässe Terrassenhäuser an schönster Lage, die im Herbst bezogen werden können. Anschliessend folgt die schwierigste Planung meines Lebens: der Schritt zurück…
Warum haben Sie das Restaurant Farnsburg in Liestal wiederbelebt? Emotionen spielten eine grosse Rolle dabei. Ich verliebte mich bereits als Kind in dieses Unikat im Herzen von Liestal. Leider konnte ich auch den Zerfall des Gebäudes mitverfolgen. Die Farnsburg wurde von meinem Vorgänger nicht entsprechend gewürdigt und gepflegt. Sie sind Hobbygastronom. Wie geht es weiter mit der Farnsburg? Bei der Farnsburg ging es nie um Geld, es war von Anfang an eine Herzensangelegenheit. Ich wollte Edles erschaffen, ein besonders einladendes und finessenreiches Ambiente. Die Farnsburg als Hauch von Poesie, verbunden mit der Stärke der