Regio 2/2015

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26.1.2015

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ANDI STOLZ

dass aussergewöhnliche Bindungen zum Produkt und zu den Ausführenden entstehen. Wo durchkreuzt der Architekt jeweils Ihre Ideen? Architekten liefern viele Vorgaben. Aber bei der Wahl der Hölzer sind wir oft frei. Den grossen Eichenbalken vor der Aussenlounge der Brauerei Volta Bräu, den haben wir besorgt. Darum sind gute Beziehungen zu den Sägereien wichtig: Sie wissen mittlerweile, dass wir aussergewöhnliches Holz suchen. Ein passendes Holz zu finden: Ist das für Sie wie eine Schatzsuche? Wir sind auch schon bis nach Fribourg und in den Schwarzwald gefahren, um schönes Altholz zu kaufen. Zu wertvollen, edlen Stücken trägt man auch entsprechend Sorge. Selbst der Abfall wird behalten, mit der Absicht, diesen später irgendwie wieder verwenden zu können. Wir verwenden übrigens kein Tropenholz, sondern fast ausschliesslich einheimische Holzarten. Was ist ein schönes Stück Holz in Ihren Augen? Ich mag es, wenn man die Äste als solche noch erkennt. Holzkauf hat viel mit der Atmosphäre rundherum zu tun. Darum nehmen wir den Kunden oft mit zum Holzhändler. Um den Baum vor Ort auszusuchen – das verbindet, so wird es zu etwas Persönlichem. Bevor wir daraus in der Werkstatt den Esstisch schneiden, gibt der Kunde nochmals seinen Input: zu den Tischbeinen, zur Form. So haben wir die Chance, für ihn ein Möbelstück zu erschaffen, zu dem er eine echte Beziehung hat. Wen sprechen Sie mit Ihren Schreinerarbeiten an? Wer sich nur für den Preis interessiert, der kauft sich seine Einrichtungen und Möbel eher im Grossmarkt. Unsere Kunden sind Menschen, die das Individuelle suchen und Freude an der Natur und am Holz haben. Unsere grösste Stärke sind AltbauRenovationen.

«Profit steht nicht an erster Stelle»

Wann hatten Sie das letzte Mal drei Wochen Ferien am Stück?

Sind Ihre Kinder auch so naturverbunden wie Sie? Wir besitzen ein Ferienhaus neben dem Hof. Das Handy funktioniert dort nicht. Ich habe den Kindern ein Spielhaus mit allem Drum und Dran gebaut. Dort können wir ungestört zusammen den Frieden und die Freiheit geniessen – es gibt nichts ! Schöneres.

Persönlich Andi Stolz (47) ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Seine Schreinerei – die Stolz GmbH (Stholz) – residiert seit 10 Jahren in Münchenstein. Er beschäftigt 13 Schreiner, drei davon sind Lehrlinge. www.schreinereistolz.ch

www.regioaktuell.com

Sie wirken wie jemand, der in der Natur neue Energie tankt. Das stimmt. Die Zeit auf dem Bauernhof empfinde ich nicht als Arbeit. Vor zwei Jahren habe ich einen grossen Teich ausgehoben. Dort halte ich jetzt ein paar Forellen. Damit konnte ich mir einen Kindheitstraum erfüllen.

Wie wohnen Sie privat? In einem riesigen HolzChalet auf dem Land? Nein. In einer 3,5-Zimmer-Wohnung in Dornach. Wir suchen aber nach einem alten Haus, das man umbauen kann.

!

Sie sind nicht nur Schreiner, Sie bewirtschaften nebenbei auch noch einen Bauernhof. Ich bin an einem ganz abgelegenen Ort, fast mitten im Wald im Jura aufgewachsen. In einem Fernsehfilm wurde er als «das Ende der Welt» bezeichnet. Dahin zieht es mich immer wieder. Auf den Waldwiesen weiden meine Gallowayrinder. Um den täglichen Unterhalt kümmert sich mein Vater. Ich bin zweimal pro Woche dort und helfe unter anderem beim Heuen und Misten.

Wie oft liegt bei Ihnen zu Hause Rindfleisch auf dem Teller? Für uns selber bleibt leider nie viel übrig. (lacht) Aber das ist nicht schlimm – da meine Ehefrau Vegetarierin ist, ernähren wir uns oft fleischlos. Und wenn ich dann mal ein Stück Fleisch esse, weiss ich, woher es kommt und geniesse es um so mehr.

Das muss vor 15 Jahren gewesen sein. Ich kann mich schwer lösen. Meine Arbeit macht mir zu viel Spass.

2-2015

Welches war der bisher aussergewöhnlichste Kundenwunsch? Für einen unserer Stammkunden durften wir einen Holzsarg nach seinen Vorstellungen herstellen. Das war auch emotional eine Herausforderung für uns.

Und mit dem Fleisch beliefern Sie regionale Metzger? Nein, dieses hochwertige und absolut hormon- und antibiotikafreie Fleisch kann im Direktverkauf bei mir bestellt werden. Drei- bis viermal im Jahr können die Kunden Mischpakete zu 5, 10 oder 20 kg fertig portioniert und vakuumiert beziehen. Zu den Stammkunden gehören auch viele Leute, die zu uns in die Schreinerei kommen.

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