OBERBASELBIET
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22.12.2016
Hansruedi Wirz, Präsident Gewerbeverein Reigoldswil und Umgebung
Seite 14
Stefan Küng, Gewerbeverein Gelterkinden und Umgebung
Wie beurteilen Sie aktuell die Lage der lokalen Wirtschaft im Oberbaselbiet? Die wirtschaftliche Lage ist recht stabil. Unsere KMU sind auf Kurs. Ich staune immer wieder über die Flexibilität der exportorientierten Firmen, die den Frankenschock mehrheitlich gut abgefedert haben. Doch dies geht meist zulasten der Rentabilität.
Wie beurteilen Sie aktuell die Lage der lokalen Wirtschaft im Oberbaselbiet? Unsere lokale Wirtschaft präsentiert sich engagiert, innovativ und wettbewerbsfähig. Allerdings sind die erschwerten Verhältnisse durch den (zu) schwachen Eurokurs nicht wegzudiskutieren. Aber unsere KMU kämpfen, und die grosse Mehrheit kämpft erfolgreich.
Welche Betriebszweige haben es besonders schwer? Der Detailhandel und die Gastronomie sind echt gefordert. Der Einkaufstourismus bleibt aufgrund unserer Grenznähe eine Herausforderung. Das Umfeld ist nicht einfach, aber auch hier gibt es positive Reaktionen.
Welche Betriebszweige haben es besonders schwer? Aus dem vorgenannten Grund sicher die exportierenden Unternehmen im Wettbewerb zu Anbietern aus anderen Ländern. Und der Detailhandel ächzt unter der Last des auch bei uns leider in ungesundem Masse fahrlässig und achtlos praktizierten Einkaufstourismus.
Wo sehen Sie besondere Chancen für die Oberbaselbieter Wirtschaft? Wir haben erfolgreiche KMU im ländlichen Raum und trotzdem kurze Wege in die Agglomeration, vorausgesetzt die Strassen sind nicht verstopft. Ansonsten haben wir ähnliche Vor- und Nachteile wie die KMU in anderen Regionen der Schweiz. Besteht die Gefahr, dass das Oberbaselbiet komplett zum Wohn- und Erholungsort wird und Arbeiten zur Nebensache wird? Nein. Wir verfügen über hervorragende Betriebe in unseren Tälern. Wir müssen zu diesen Sorge tragen. Das Bedeutet: keine neuen Regulierungen und keine Verschlechterung der Rahmenbedingungen. Wir müssen uns bewusst sein und dies vielleicht auch noch klarer machen: Es sind unsere Unternehmer, die hier in der Region Arbeitsplätze und Lehrstellen vor Ort anbieten.
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1-2017
Das Restaurant Ochsen in Oltingen hat sich dank privater Initiative zu einem beliebten Treffpunkt für Kulturanlässe gemausert. Foto Restaurant Ochsen
www.regioaktuell.com
9:54 Uhr
gensatz dazu Rothenfluh, wo eher weniger läuft.» Es komme oft auf engagierte Einzelpersonen an und auch, wie ein Dorf bevölkerungsmässig zusammengesetzt ist. Gerade in Dörfern mit vielen Zuzügern leide die kulturelle Identität, weil sich weniger damit 14 auseinandersetzen wollen.
Wo sehen Sie besondere Chancen für die Oberbaselbieter Wirtschaft? Unsere KMU sind mit innovativen Produkten in bester Qualität und mit kundennaher Beratung und Service vor Ort gut aufgestellt. Die Firmenstrukturen sind einfach, die Unternehmen dadurch sehr beweglich. Die Unternehmen bei uns befinden sich in der Regel im Familienbesitz, es finden sich keine komplexen Konzern- und Shareholderstrukturen. Das macht die Betriebe agil und damit rasch entscheidungs- und handlungsfähig. Besteht die Gefahr, dass das Oberbaselbiet komplett zum Wohn- und Erholungsort wird und Arbeiten zur Nebensache wird? Nein, und zwar ein entschiedenes Nein. Wir sind ein attraktiver Wohn-, Arbeits- und Lebensraum mit zeitgemässer Infrastruktur und haben zudem ein vielfältiges Naherholungsgebiet unmittelbar vor der Haustüre. Unsere erfolgreichen KMU werden bei uns weiterhin den ihnen zustehenden, wichtigen Platz einnehmen und nachhaltig zu unserem Wohlstand beitragen. Zudem wird möglicherweise die stetig wachsende Verkehrslage dazu beitragen, dass das Arbeiten in der Nähe wo man wohnt, wieder attraktiver wird; damit erhält das Oberbaselbiet in der Zukunft punkto Arbeitsstätten zusätzliches Wachstumspotenzial.
Wichtige Infrastruktur Das kulturelle Schaffen ist neben engagierten Personen auch von der Infrastruktur abhängig, wo dieses stattfinden kann. «Für die Dörfer typisch sind natürlich die Mehrzweckhallen. Sie sind vielfältig nutzbar, trotzdem aber nicht ideal für alle Arten der Kultur», sagt Jeanine Hug. Sonst fehlen im Gegensatz zu zahlreichen kleinen Ausstellungsräumen oder den Kirchen grosse kulturelle Räumlichkeiten. «Umso wichtiger sind die Zentren Gelterkinden und Sissach mit dem Marabu und der Oberen Fabrik.» Vor allem die Sissacher Obere Fabrik biete mit ihren Ateliers und Kursräumen viel
Simeon Sollberger, Präsident Gewerbe- und Industrieverein Bubendorf und Umgebung
Wie beurteilen Sie aktuell die Lage der lokalen Wirtschaft im Oberbaselbiet? Verhalten positiv. Der Detailhandel hat es aufgrund des starken Drucks durch den Einkaufstourismus und der Grossisten zum Teil recht schwer. Exportierende Unternehmen meistern die schwierige Situation recht gut. Die Euro-Situation ist äusserst anspruchsvoll. Optimieren, reorganisieren, neue Märkte erschliessen sowie bestehende Geschäftsverbindungen pflegen und auch halten ist sehr kräftezehrend. Im Baugewerbe, vor allem im Tiefbau, wird man mit einer Abschwächung der Baukonjunktur rechnen müssen. Hier sind neue Impulse gefragt. Welche Betriebszweige haben es besonders schwer? Betriebe, welche den nötigen Strukturbereinigungen und dem Wandel im Markt keine Beachtung schenken. Betriebe, welche zu wenig flexibel aufgestellt sind und solche, die Innovation in ihren Betrieben nicht thematisieren. Diese Beobachtungen mache ich in diversen Unternehmenszweigen, Branchen und in den verschiedenen Betriebsgrössen. Wo sehen Sie besondere Chancen für die Oberbaselbieter Wirtschaft? Jeder Wandel ist immer mit vielen Chancen als auch grossen Herausforderungen verbunden. Diese Chancen jedoch zu erkennen und für sich zu nutzen ist zentral. Wir verfügen im Raum Bubendorf über äusserst erfolgreiche Industrie, welche sich im Weltmarkt zu behaupten vermag. Weiter haben wir innovative und sehr fleissige Klein- und Kleinstunternehmer. Sich von diesem Optimismus und Schaffungsdrang anstecken zu lassen ist wesentlich. Mit den typisch schweizerischen Tugenden wie Fleiss, Pünktlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Qualitätsbewusstsein werden wir auch künftig erfolgreich agieren können. Und zu guter Letzt: Lasst den Unternehmer einfach wieder seine Arbeit tun. Will heissen: Idealere Rahmenbedingungen, weniger Administration, vernünftige Steuerpolitik, weniger Auflagen, effizientere Bewilligungsverfahren. Besteht die Gefahr, dass das Oberbaselbiet komplett zum Wohn- und Erholungsort wird und Arbeiten zur Nebensache wird? Wenn es gelingt, diese Gebiete für Unternehmen attraktiv zu gestalten, denke ich eher nein. Mobilität, Erschliessung, Verkehr und eine Veränderung der Bedürfnisse an Arbeitsplätzen lassen dieses Szenario jedoch nicht ganz ausschliessen.
Raum für Gestaltung. Der Ochsen in Oltingen sei beispielhaft für die Initiative von Einzelpersonen, lobt Barbara Frey. «Es braucht Zeit und Mut. Die Leute sind da, die solche Engagements schätzen würden.» www.oberbaselbieterkultur.ch tg !