MENSCHEN HELFEN
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15.04.2011
10:47 Uhr
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«Die Berichte und Fotos von diesem Event, der auch dazu diente, Politiker und soziale Behörden für das Problem zu sensibilisieren, bestärken uns im Ziel, diesen Kindern ‹den ersten Platz einzuräumen›.»
Philine Erni mit Heim-Kind Sushma.
«Children First»
Kinderschicksale in Nepal Die Basler Studentin Philine Erni (22) war bei einem Praktikum in einem nepalesischen Waisenhaus mit der Situation vieler Kinder und Jugendlicher konfrontiert. Sie beschloss zu helfen – mit einem Verein, der für Projekte des nepalesischen Hilfswerks «Children First» in der Schweiz Geld sammelt. von Peter O. Rentsch
eim Abendessen fiel «plötzlich» der Strom aus, schildert Philine Erni ein erstes Erlebnis nach ihrer Ankunft in Lalitpur. «Niemand schien das zu beachten – es war also ganz normal.» So lernten sie und ihre Freundin sich nach dem Stromausfall-Stundenplan in Nepal zu richten und kauften am nächsten Tag einen ganzen Kerzenvorrat. Beide jungen Frauen bereisten 2008 das Himalaya-Land zwischen China und Indien, um für gut zwei Monate als Freiwillige in einem Waisenhaus mitzuarbeiten. «Damals herrschte nach der Abschaffung der Monarchie Aufbruchstimmung: Alles versprach sich bessere Verhältnisse. Sei es im Gespräch mit dem Taxifahrer inmitten hupender Autos und Busse, mit Studenten oder auf einem der vielen farbenfrohen lokalen Märkte. Sogar mitten im Dschungel auf dem Rücken eines Elefanten zwischen Nashörnern und Krokodilen war dies das vorherrschende Thema.»
www.regioaktuell.com
B
Kinderarbeit und häusliche Sklaverei
Im Waisenhaus lernten sie die Nepalesin Roshna Thapa kennen, die zur Finanzie12 rung ihres Studiums hier gearbeitet hatte
und nun die Kinder regelmässig besuchte. «Sie kannte die Verhältnisse aus den Erfahrungen im Waisenhaus und erzählte eine sehr reale Geschichte: Der Vater zweier Mädchen holte diese eines Tages aus dem Heim und finanzierte mit deren Arbeit in einem kleinen Restaurant seine Alkoholsucht.» Solche Erlebnisse prägten, und Roshna gründete nach ihrem Studium mit einigen nepalesischen Soziologen die NGO (Non-Governmental Organisation) «Children First». «Wir standen seither ständig in Kontakt», sagt Philine Erni, «und so wusste ich früh von diesem Projekt.» Wie so oft fehle es den Einheimischen nicht an Ideen oder am Know-how, wie sie ihren Landsleuten helfen können –, sondern einzig und allein an den finanziellen Mitteln. «Die detaillierte Planung und das sehr gute Netzwerk vor Ort haben mich und einige Gleichgesinnte in Basel und in Kathmandu so sehr überzeugt, dass wir im August 2009 einen Verein fürs Geldbeschaffen gegründet haben.» In der Folge wurde in der Region Basel mit Kuchenverkauf und Kleidersammeln durch die Pfadi von Kindern für Kinder Geld gesammelt. So konnte in Nepal im Rahmen eines sogenannten Quiz-Contest-Programms kindgerechte Aufklärungsarbeit geleistet werden. Als Preise gab es Filzstifte und Schulmaterial zu gewinnen.
Die Kindersklaven haben keine Lobby, sie sind ihren «Arbeitgebern» vor allem in der Gastronomie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und nicht selten macht die Ausbeutung auch vor ihrer körperlichen Integrität nicht Halt. Meist seien sich die betroffenen Kinder ihrer Lage gar nicht bewusst, kennen ihre Rechte nicht und nehmen ihr Leben als Ausgebeutete klaglos hin. Sie stehen unter immensem Druck, ihre Arbeit nicht zu verlieren, denn häufig sind ganze Familien vom geringen Einkommen der Kleinsten abhängig. Viele von ihnen erhalten nicht einmal Lohn. Das geplante Grossprojekt der nepalesischen NGO «Children First» will den Teufelskreis von Armut und Verelendung durchbrechen, indem sie die Bevölkerung über die Rechte von Kindern aufklärt. Seminare und Meetings sollen eine möglichst grosse Zahl von Menschen erreichen und sie auf das Elend der Kindersklaven aufmerksam machen. Und es sollen Drop-inCenters eingerichtet werden, wo sich die Kinder hinwenden können. Im Rahmen eines Start-up-Projekts wird einigen Kindern bereits heute das Schulgeld bezahlt – für die meisten Familien ein unerschwinglicher Luxus –, um wenigstens die Grundbildung zu ermöglichen. Langfristig will «Children First» diesen Kindern aber nachhaltig eine realitätsnahe und sozial sinnvolle PerspekI tive geben.
Für eine bessere Zukunft ihrer Heimat: «Children First»-Mitgründerin Roshna Thapa.
Verein «Fundraising Children First» Jeder Spendefranken ist willkommen und kommt den Projekten von «Children First» in Nepal zugute. Fundraising Children First I 4125 Riehen Basler Kantonalbank, Kto. 40-000061-4 IBAN: CH 10 0077 0252 5206 7200 1 www.childrenfirstnepal.org info@childrenfirstnepal.org