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21.02.2011
18:14 Uhr
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AUSGEWANDERT links: Peter Glauser mit seinen Hunden. oben: Das Wohnhaus nahe der Küste im Norden von Peru. unten: Auf seiner Ökofarm wachsen Mangos, Papayas und Bananen.
Genug von der Schweiz Der Entschluss, nach Südamerika auszuwandern, hatte für Peter Glauser (61) aus Basel verschiedene Gründe: einmal Reiseberichte seines Vaters, eigene Erfahrungen und die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen in der Schweiz. von Peter O. Rentsch
s war mir superwohl in meinem Heimatland mit den schönen Landschaften», erinnert sich Peter Glauser. «Mit 19 Jahren zeigte mir mein Vater wieder einmal die Fotos von seinen Reisen nach Südamerika, und mich faszinierten speziell die Bilder von Brasilien, die Strände von Rio und der Dschungel.» Er schwor sich, bei der ersten Gelegenheit dorthin zu reisen. Aber zuvor musste er seine grafische Lehre und die weitere Ausbildung zum Werbefachmann abschliessen. Mit 24 hat es dann geklappt: Glauser reiste nach Brasilien und kam mit Wehmut wieder zurück. «Danach reiste ich jedes Jahr – allein oder in Begleitung – in ein anderes südamerikanisches
«E
Gesünder leben mit viel Bewegung am Strand.
Land, um Vergleiche anzustellen. Gleichzeitig baute ich in der Schweiz meine Karriere auf, hatte grosse Erfolge und verdiente gutes Geld. Eigentlich war ich glücklich und zufrieden…»
Südamerika im Kopf
Baum mit dem eigenen Namen Er denke eigentlich nicht an eine Rückkehr in die Schweiz, ausser besuchsweise. Ihm missfalle die Einwanderungspolitik der letzten Jahre, die freche und schamlose Art, wie gewisse Leute die sozialen Institutionen abzockten. Davon gebe es allerdings auch unter den Schweizer Einwanderern in Peru! Die Schweiz sei ihm zu eng und zu überbevölkert geworden. Ein Anliegen hat Peter Glauser aber dennoch an seine Landsleute: «Sponsert für 30 Franken jährlich einen Baum, damit er nicht abgeholzt und zu Holzkohle verarbeitet wird. Er trägt dann ein Leben lang euren Namen.» Er ist auch gerne bereit, für Reisende Hotels an der peruanischen Nordküste – in Mancora, Talara, Zorritos usw. – zu vermitteln oder sie sonstwie zu beraten. «Es ist hier das ganze Jahr warm und sonnig, das Meer ist sauber und I die Strände sind unendlich.»
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Besonders Peru hatte es ihm angetan. «Ich bewunderte die grosse Kultur der Inkas – in Machu Picchu bekam ich Gänsehaut vom spirituellen Gefühl dort oben, aber auch das Meer, die schönen Strände und das spezielle Essen faszinierten mich.» Dort wollte er einmal hingehen, wenn er es sich leisten könnte. Er habe allen von seinen Plänen erzählt, erntete aber bloss Lachen. «Die meinten, ich sei doch ein Workaholic.» Seit ein paar Jahren lebt er nun vorwiegend in Peru und besitzt nahe der Küste eine Ökofarm mit Mangos, Papayas, Bananen, die er mit zwei Angestellten anbaut und selber vermarktet. «Fast jeden Tag gehe ich mit meinen sechs Hunden an den Strand zum Schwimmen oder zur Farm zum Laufen und fühle mich nicht mehr so gestresst wie früher. Hier lebe ich viel gesünder.» Aber nicht nur deswegen ist Peter Glauser ausgewandert, gibt er zu. Es gab auch andere Gründe – geschäftliche Enttäuschungen. «Mein Einsatz wurde schlecht belohnt.» Deshalb entschloss er sich, mit 56
Jahren seiner Heimat den Rücken zu kehren und etwas Neues anzufangen. «Heute lebe ich an der Nordküste von Peru und rund zwei Monate im Jahr in Kolumbien, zwei Flugstunden entfernt.» An beiden Orten besitzt er mit seiner getrennt lebenden kolumbianischen Ehefrau zusammen Liegenschaften. Auf seiner Ökofarm in Mancora in Peru mit weltbekanntem Surferstrand lebt er mit einer Hausangestellten und seinen Hunden. «Eine private Altersvorsorge gibt mir finanziellen Rückhalt.» Alles sei hier viel billiger, so koste etwa ein Kilo Bananen 30 Rappen oder 12 Eier bekomme man für 60 Rappen. «Auch die Grundstückspreise und Mieten sind extrem günstig.»
peterglauserperu@hotmail.com 11