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Neue Brummis braucht das Land
from Mobilität neu denken
by reflexverlag
GRÜNE LOGISTIK | VON JENS BARTELS UND KATHARINA LEHMANN
Bis zum Jahr 2030 könnte rund ein Drittel des Straßengüterverkehrs mit umweltfreundlichen Antrieben unterwegs sein. Eine wichtige Rolle beim Umstieg auf batteriebetriebene Lastkraftwagen spielen niedrigere Gesamtbetriebskosten. Gleichzeitig ist der rasche Aufbau einer europaweiten Tank-, Lade- und Oberleitungsinfrastruktur für den Erfolg der Elektro-Transformation erforderlich.
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Elektrisch angetriebene Lkws werden bald fester Bestandteil des Straßenbilds sein und innerhalb der nächsten 15 Jahre Schritt für Schritt die Neuzulassungen im Nutzfahrzeugbereich dominieren. Diese Prognose geht aus einer neuen Studie der Unternehmensberater von PwC hervor. Laut der Studie werden von Batterien oder Brennstoffzellen angetriebene Zero Emission Vehicles (ZEVs) in Europa, Nordamerika und im Großraum China bereits 2030 ein Drittel aller neu zugelassenen Lastwagen ausmachen. Bis 2035 wird ihr Anteil in diesen Märkten bei den Neuzulassungen auf etwa 70 Prozent steigen. Zum Vergleich: Bislang befinden sich bei schweren Nutzfahrzeugen ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht alternative Antriebe überwiegend noch in einem Entwicklungs- beziehungsweise Vorserienstadium.
Kostenvorteile beim E-Lkw Beschleunigung erfährt der sich anbahnende Wandel unter anderem durch immer striktere regulatorische Anforderungen. Dynamik versprechen aber auch die immer weiter fallenden Gesamtbetriebskosten von batteriebetriebenen Lastkraftwagen. Einen genauen Blick auf diese Kosten hat der Thinktank Agora Verkehrswende geworfen. Demnach werden batterieelektrische Lkws im Vergleich zu Diesel-Lkws bereits im Jahr 2030 in 99,6 Prozent aller Anwendungsfälle in der Gesamtkostenrechnung günstiger sein und die gleichen Anforderungen an Reichweite, Laufzeit und Nutzlast erfüllen. Das gilt für alle Neufahrzeuge im Straßengüterverkehr und, mit geringen Unterschieden, für alle EU-Länder sowie das Vereinigte Königreich, betonen die Expertinnen und Experten des Thinktanks in ihrer aktuellen Studie. Für die Kalkulation der Gesamtkosten wurden die Kosten für Wertverlust, Energie, Wartung, Infrastruktur und Straßennutzung berücksichtigt. Aufgrund ihrer günstigeren Gesamtkosten kommen Batterie-Lkws demnach künftig auch für die meisten Langstrecken infrage. Mit einer Reichweite von 400 bis 500 Kilometern pro Batterieladung könnten sie mit einem Ladestopp von 45 Minuten während der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepause
Der Clean-Tech-Innovator Trailer Dynamics hat einen Lkw-Anhänger mit eigenem elektrischem Antriebsstrang entwickelt, der sowohl mit Diesel- als auch mit E-Lkws kombiniert werden kann.

Der Clou: Der zusätzliche Antrieb hilft, Treibstoff zu sparen beziehungsweise Reichweiten zu erhöhen.
Der Lkw-Anhänger ist ein Sattelauflieger, der antreibt. Der CleanTech-Innovator Trailer Dynamics hat in Zusammenarbeit mit dem strategischen Partner Krone einen zukunftsweisenden Sattelauflieger entwickelt, der die Welt des Güterverkehrs revolutionieren könnte.
Dieser innovative eTrailer verfügt über einen eigenen elektrischen Antriebsstrang, der mit DieselLkws und Elektro-Lkws kompatibel ist und sowohl Treibstoffverbrauch als auch Reichweiten optimiert.
Wird er mit einer batterie-elektrischen Sattelzugmaschine kombiniert, erhöht der zusätzliche elektrische Antrieb des eTrailers die Reichweite des gesamten Fahrzeugs. Mehr als 600 Kilometer kann ein solches vollelektrisches Sattelzugsystem mit einem einzigen Ladezyklus zurücklegen. Zudem werden die Hürden mangelnder Ladeinfrastruktur für den rein elektrischen Güterverkehr reduziert.
Der eTrailer kann aber auch an eine Diesel-Sattelzugmaschine gekoppelt werden. Hier hilft das zusätzliche Antriebssystem des eTrailers, den Kraftstoffverbrauch der Sattelzugmaschine abzusenken. Um durchschnittlich 40 Prozent lässt sich der CO₂-Ausstoß der Sattelzugmaschine während der Fahrt verringern; das gesamte
Sattelzugsystem wird in einen elektrischen Plug-in-Hybrid umgewandelt. Der eTrailer unterstützt die Sattelzugmaschine auf der gesamten Strecke und ermöglicht eine effiziente Energierückgewinnung durch Rekuperation beim Bremsen.
Baustein für die Green Logistic „Die eTrailer-Technologie hat das Potenzial, jährlich Millionen Tonnen CO₂-Emissionen im Güterverkehr einzusparen, und trägt somit zu mehr Klimaneutralität und einer nachhaltigen Green Logistic bei“, wie die Geschäftsführer von Trailer Dynamics, Michael W. Nimtsch und Abdullah Jaber, betonen. Durch die intelligente Echtzeit-Steuerung der www.trailerdynamics.de auch Tagesreichweiten von 800 Kilometern gut abdecken. Übrigens werden dagegen die Gesamtkosten von Brennstoffzellen-Lkws laut der aktuellen Berechnungen anhaltend über denen von Diesel-Lkws liegen. Deshalb ist der Brennstoffzellen-Lkws nur in Sonderfällen eine emissionsfreie Alternative.
Kingpin-Technologie und Energiemanagementfunktionen wird die Gesamtleistung des Sattelzugsystems optimiert, wodurch sowohl Kraftstoffverbrauch als auch Betriebskosten reduziert werden.
Die Effizienzsoftware PDC „Predictive Drivetrain Control“ ermöglicht eine intelligente und optimale Verwaltung der elektrischen Energieressourcen entlang der gesamten Strecke. Das modulare Batteriesystem des eTrailers kann zudem den individuellen Bedürfnissen des Logistikprozesses angepasst werden.
Das Marktpotenzial des eTrailers ist vielversprechend: Seit der IAATransportation 2022 sind bereits knapp 4.000 Vorbestellungen von 100 Logistikern und Spediteuren eingegangen, was auf eine starke Nachfrage nach dieser innovativen emissionsreduzierenden Technologie im Güterverkehr auf dem Weg hin zu einer Green Logistic hindeutet.
Tempo erhöhen
Für den Erfolg der Elektro-Transformation im Straßengüterverkehr sind neben vergleichsweise geringen Betriebsgesamtkosten umweltfreundlicher Lkws auch der rasche Aufbau der erforderlichen Tank-, Lade- und Oberleitungsinfrastruktur eine wichtige Voraussetzung. So muss
Die Transformation im Straßengüterverkehr
derzeit enorm an Fahrt auf.
die Zahl der öffentlichen Schnellladepunkte für Lastkraftwagen in ganz Europa in den nächsten Jahren deutlich erhöht werden. Grundsätzlich ist nach Überzeugung des Umweltbundesamtes für den Fernverkehr der Oberleitungshybrid-Lkw die kostengünstigste und klimaschonendste Option. Das Fahrzeug erhält während der Fahrt elektrische Energie über einen Fahrdraht sowohl für den aktuellen Antrieb als auch zum Nachladen
Gütertransport ohne CO₂-Emissionen!
Der Verkehr ist laut wissenschaftlicher Studien mit rund 20 Prozent drittgrößter Verursacher klimaschädlicher CO₂-Emissionen. Der Straßengüterverkehr wiederum ist für rund ein Drittel davon verantwortlich – Tendenz steigend. Um die Klimaziele zu erreichen, muss der Anteil an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zunehmen, weiß die Alternoil GmbH.
der Batterie. Überholvorgänge sind damit ebenso möglich. Auch hier ist der Staat gefordert, durch einen schnellen Aufbau einer Oberleitungsinfrastruktur den OberleitungshybridLkw für Hersteller und Logistikunternehmen attraktiv zu machen.
E-Fuels als Brückentechnologie Oberleitungen, Ladesäulen oder Wasserstofftankstellen würden allerdings nicht schnell genug ausgebaut, so die Sorge der Spediteure. Zwar werde derzeit in der EU ein Gesetz verhandelt, nach dem Ladestationen entlang der Hauptverkehrsachsen alle 60 Kilometer entstehen sollen. Allein, ob der Ausbau schnell genug voranschreitet, um den steigenden Güterverkehr auf der Straße nicht auszubremsen, wird vonseiten der Logistiker bezweifelt. Und auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) pocht darauf, sich „alle Möglichkeiten und Technologien offenhalten“ zu wollen. So seien E-Fuels dringend nötig. „Sowohl für die Bestandsflotte als auch für neue Fahrzeuge bieten E-Fuels klimaneutrale Mobilität mit Verbrennungsmotoren. Das gilt auch für Lkws und Busse.“
Ähnlich sieht das auch die Deutsche Energie-Agentur (Dena): „Ob Batterie, Wasserstoff-Brennstoffzelle, strombasierte oder Biokraftstoffe – um die CO₂-Emissionen im Schwerlastverkehr zügig zu senken, müssen wir alle Optionen nutzen, sobald sie verfügbar sind“, fordert Dena-Geschäftsführerin Kristina Haverkamp. So ließen sich mit biogenen und strombasierten Kraftstoffen kurz- bis mittelfristig spürbare CO₂-Einsparungen realisieren.
Unter dem Sammelbegriff E-Fuels versteht man alle Arten von Kraftstoffen, die mithilfe von erneuerbaren Energien synthetisch hergestellt werden. Von konventionellen Kraftstoffen unterscheidet sie also, dass sie nicht mineralischen Ursprungs sind und keine endlichen Ressourcen, wie etwa Erdöl, verbraucht werden. Beim Herstellungsprozess wird mit grünem Strom produzierter Wasserstoff mit CO₂ aus der Luft zu einem Kohlenwasserstoff und damit zum Grundbaustein von flüssigen Kraftstoffen synthetisiert. Diese E-Fuels sind in der Gesamtbetrachtung als CO₂neutral einzustufen, da bei ihrer Herstellung genau so viel CO₂ aus der Atmosphäre im Kraftstoff gebunden wird, wie später bei der Verbrennung wieder emittiert wird. Verwendet man für die Herstellung von E-Fuels grünen Strom, ist dies ein geschlossener Kreislauf.
Quelle: https://efuel-today.com/efuels-einfacherklaert/; Zugriff: 09.05.2023
„Technologieoffenheit, ein sehr schneller und koordinierter Ausbau der Betankungs- und Ladeinfrastrukturen sowie – nicht zuletzt – Planungsund Investitionssicherheit für alle diejenigen, die die Wende hin zu einem nachhaltigen Schwerlastverkehr auf der Straße aktiv mitgestalten wollen.“ abfallstämmige und aus erneuerbarer Energie gewonnene Kraftstoffe – Bio-LNG & eLNG.

Um den höchsten CO₂-Einspareffekt zu erzielen, ist der Einsatz aller Fahrzeuge notwendig, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden. Auf Kurzstrecken und für den Verteiler-/Systemverkehr sind zwar primär Elektrofahrzeuge vorgesehen auf langen Transportwegen hingegen sind die einzigen verfügbaren und klimaneutralen Alternativen biogene,
Aus Wind und Abfall wird Kraftstoff REEFUEL, der klimafreundlichste, aus Bio-LNG & eLNG bestehende Kraftstoff für Lkws, leistet einen wichtigen Beitrag in der Verkehrswende. Bei der Herstellung werden keine nachwachsenden und fossilen Rohstoffe verwendet und im Vergleich zu Diesel deutlich weniger Energie benötigt. Aus zertifizierten biologischen Abfallprozessen wird Bio-LNG gewonnen, indem Biogas gereinigt, zu Biomethan aufbereitet und in Fulda verflüssigt wird. Das eLNG stammt aus durch Windenergie erzeugtem grünem Wasserstoff. Nach dem Konzept der Kreislaufwirtschaft entsteht aus Wind und Abfall ein Kraftstoff, der bundesweit im Tankstellennetz von Alternoil verfügbar ist.
Die Nachfrage wächst Unternehmen haben ihren LNGLkw-Bestand in den letzten Jahren verdoppelt – damit steigt die Nachfrage an alternativen Kraftstoffen. Um diese zu bedienen, entsteht mit der REFUELLERY eine der weltweit größten Bio-LNGProduktionsanlagen bei Fulda.
Inmitten Europas werden so nach Inbetriebnahme im Jahr 2024 zusätzlich bis zu 180 Tonnen des erneuerbaren Kraftstoffs am Tag hergestellt. Damit können rund 4.500 Lkws klimaneutral angetrieben und jährlich bis zu 550.000 Tonnen CO₂ eingespart werden. Akkreditierte Überwachungsstellen zertifizieren die Einsparungen, die signifikant zur Erreichung der für Unternehmen verpflichtenden Nachhaltigkeitsziele beitragen.
Transport im Wandel Durch die Verflüssigung in Deutschland und die optimale Anbindung an das eigene Tankstellennetz lassen sich entlang der Wertschöpfungskette weitere CO₂-Emissionen einsparen, Skaleneffekte nutzen und stabile, wettbewerbsfähige Preise erwirken. Das schafft Unabhängigkeit in volatilen Zeiten. „Um alternative Antriebsarten zu etablieren, müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die gesetzlichen Klimaziele können nur erreicht werden, wenn CO₂-Emissionen konsequent vermieden werden. Jedes eingesparte Gramm CO₂ ist besser, als über Tonnen potenzieller Einsparungen zu reden“, so Alexander Renz, CEO Alternoil GmbH.