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Gute Vorbereitung schafft Akzeptanz

TELEMEDIZIN | VON ANDREA VON GERSDORFF Telemedizin bietet Patienten wie Ärzten viele Vorteile.

In der Pandemie hat sich gezeigt, dass die medizinische Versorgung auch mittels Telefon oder Videosprechstunde sichergestellt werden kann. Dennoch tritt die Telemedizin auf der Stelle. Das liegt nicht allein an Patienten und Ärzten, auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen.

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Telemedizin hat ihre Vorteile: Patienten mit chronischen Krankheiten beispielsweise müssen keine langen Wege und Wartezeiten in vollen Wartezimmern mehr auf sich nehmen, denn der regelmäßige Kontakt zum behandelnden Arzt kann per Videosprechstunde stattfinden. Auch die Überwachung von Werten wie Blutzucker oder Blutdruck mittels Telemonitoring ist für den Arzt möglich.

Der Schwung ist raus

Gerade auf dem Land, wo die Arztdichte abnimmt, lässt sich die Versorgung der Patienten mittels Telemedizin flexibler und kostengünstiger aufrechterhalten, aber auch Telekonsile mit anderen Ärzten sind schnell und einfach zu bewerkstelligen. Für Patienten bieten sie ferner die Möglichkeit, sich Zweitmeinungen einzuholen, Spezialisten zu sprechen oder Ansteckungsgefahren im Wartezimmer zu vermeiden. Insgesamt entlastet Telemedizin Ärzte, Patienten und das Gesundheitssystem. Seit 2018 dürfen Ärzte wie auch Psychotherapeuten Patienten per Videochat behandeln, statt per Chipkarte erfolgt die Authentifizierung durch den Arzt oder Therapeuten. Doch obwohl diese Form der Sprechstunde in der Covid-19-Pandemie zugenommen hat, kommt sie nicht richtig in Schwung. Sei es, dass eine schlechte Internetverbindung die Beratung erschwert oder dass Sorgen um die Sicherheit der Daten bestehen. Auch die Bedenken, dass Ärzte einem Patienten ohne persönlichen Kontakt neue Medikamente verschreiben oder telemedizinische Portale falsche Diagnosen erstellen, sind nicht

unbegründet. Auf der anderen Seite fehlt älteren Menschen häufig der notwendige Zugang zu digitalen Medien. Nicht zuletzt wird der persönliche Kontakt zum Arzt einfach vorgezogen, zumal wenn alte Menschen einsam sind.

Von Technik bis Kommunikation

Dennoch erwägen Ärzte zunehmend, Videosprechstunden anzubieten. Dafür gilt es, einiges zu beachten. So muss ein zertifizierter

Eine Fortbildung zum Thema Videosprechstunde kann nicht schaden.

gorodenkoff / iStock

Videodienstanbieter ausgewählt werden, der für einen reibungslosen und sicheren Ablauf der Sprechstunde sorgt. Ganz wichtig: Der Name des Patienten muss deutlich erkennbar sein, um Verwechslungen zu vermeiden. Für ein angenehmes Gespräch sorgen hochwertige Kameras und Mikrofone. Natürlich muss die Videosprechstunde genauso vertraulich und störungsfrei verlaufen wie eine normale Sprechstunde, wobei ein neutraler Hintergrund weniger ablenkt. Werbung ist nicht erlaubt, vielmehr müssen haftungs- und datenschutzrechtliche Punkte telemedizinischer Verfahren geklärt und transparent sein. Nicht schaden kann eine Fortbildung, die diese und weitere Aspekte wie die richtige Kommunikation mit dem Patienten zum Thema hat: Denn nur ein gelungener Videochat erhöht die Akzeptanz. 

„Hey, E-Rezept – wie läuft’s denn so?”

Werbebeitrag – Interview Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) begleitet seit Anfang September Arztpraxen bei der Implementierung des elektronischen Rezepts. Der Mehrwert zeigt sich schon jetzt. Die Freude ist allerdings gedämpft, da der Bundesdatenschutzbeauftragte einen sehr vielversprechenden Übertragungsweg kürzlich vorläufig stoppte. Warum ist das E-Rezept überhaupt sinnvoll? Welche Übertragungswege gibt es derzeit? Antworten liefert Jakob Scholz. Als stellvertretender Geschäftsbereichsleiter IT & Digital Health bei der KVWL sowie Vorsitzender des „Fachforums Telematik“ bei der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH ist er eine der treibenden Kräfte beim E-Rezept.

Jakob, warum bist du vom E-Rezept überzeugt? Vom E-Rezept profitieren Arztpraxen und Patienten gleichermaßen. Ärztinnen und Ärzten erleichtert es den Arbeitsalltag enorm! Beispielsweise fallen in Altenheimen wöchentlich zahlreiche Rezeptbestellungen an, die Hausärzte prüfen und signieren. Wenn das digital funktioniert, spart die Praxis Zeit, Papier und Nerven, da Rezepte nicht gedruckt, gefaxt oder per Brief verschickt werden müssen. Der Botengang zur Apotheke entfällt, und sich wiederholende Rezepte lassen sich leichter anfordern. Um von diesen Mehrwerten zu profitieren, müssen aber erst mal gut nutzbare, volldigitale Übertragungswege verfügbar sein. Welche Übertragungswege gibt es derzeit? Wir haben zahlreiche Möglichkeiten, von denen die wenigsten schon im Versorgungsalltag etabliert sind. Derzeit drucken viele Praxen für das E-Rezept einen QR-Code, den die Apotheken einlesen – das ist natürlich keine Zukunftslösung. Die Landesdatenschutzbehörden haben bislang E-Mail- und SMS-Versand eine Absage erteilt, dieser Weg könnte aber in Zukunft möglich sein. Wir erachten die Übertragung per elektronischer Gesundheitskarte (eGK) als den praktikabelsten Weg, da die Versicherten dafür kein Smartphone besitzen müssen. Vom Bundesdatenschutzbeauftragten wird dieser Weg aber bislang abgelehnt. Perspektivisch sehen wir in der Übertragung über die E-RezeptApp Potenzial. Hier lässt sich beispielsweise der Medikationsverlauf einsehen, was gerade für chronisch Kranke und pflegende Angehörige sehr hilfreich sein kann. Wann können denn alle Patienten in Deutschland vom E-Rezept profitieren? Hoffentlich bald! Wir als KVWL begleiten die Praxen eng und bekommen positives Feedback. Da der Übertragungsweg über die eGK gestoppt wurde, sahen wir uns aber gezwungen, den Roll-out auszusetzen. Nur mit gut funktionierenden, einfachen und volldigitalen Lösungen bekommen wir eine breite Akzeptanz bei allen Akteuren der Gesundheitsversorgung sowie bei Bürgerinnen und Bürgern. Das sage ich auch als Vorsitzender des ZTG-Fachforums Telematik, in dem wir uns seit Langem für eine Verbesserung der digitalen Strukturen im Gesundheitswesen einsetzen. Ich wünsche mir, dass die Politik den Rahmen dafür schafft, neue Anwendungen in breit angelegten Feldtests unter Einbeziehung aller Beteiligten zu erproben.

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