Lesungen 12.20.12

Liebe Gemeinde, liebe Freunde und liebe Konfirmanden und Konfirmandinnen: Wir gruessen Euch zum 4. Advent und freuen uns dass Ihr diesen besonderen Gottesdienst mit uns feiern werdet.

Der Wochenspruch fuer diese Woche lautet: ""Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!" Philipper 4: 4+5b Wir danken heute wieder der Familie Rudzinksie welche die vierte Kerze am Adventskranz und die Spendenkerzen fuer uns anzuenden werden. Vielen Dank!

Heute am 4. Adventssonntag werden wieder alle Kinder um 1 Uhr via Zoom basteln und die Erwachsenen um 2 Uhr. Heike Siegmund und Haike Wenz werden das Basteln anleiten. Schaut bitte auf unserer Webseite nach oder im Rundbrief nach genaueren Informationen.

Heilig Abend wird es um 11 Uhr morgens einen Online Gottesdienst fuer alle geben. Bitte plant doch, diesen wichtigen Feiertag mit dem gemeinsamen Gottesdienst zu feiern, auch wenn wir uns diesmal nicht in Person sehen koennen.

Anschliessend um 12Uhr wird es dann anstelle eines Kirchenkaffees ein „Zoom Wiedersehen“ geben. Alle Deutschen Gemeindeglieder und Besucher koennen gerne dazukommen. Wir werden uns erst als groessere Gruppe und dann auch in kleineren Zoom Freundesgruppen versammeln und miteinander kloenen. Ein wichtiger Teil des Heilig Abends ist ja, dass man sich wiedersieht und gemeinsam feiert. Schaut doch vorbei. Wir freuen uns auf Euch! Naehere Informationen wird es auf unserer Webseite geben und in unserem Newsletter.

Bitte, soweit Euch moeglich ist, spendet weiterhin fuer die Suppenkueche von Redeemer und fuer unsere Gemeinde. Wir sind auf Eure Spenden angewiesen. Alle finanzielle Unterstuetzung ist willkommen und wird dankbar angenommen.

Und nun lasst uns den 4. Advent miteinander feiern.

Wir sind hier zusammengekommen und feiern im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Ich lese aus dem Psalm 96 1Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Welt!

2Singet dem Herrn und lobet seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil!

3Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern!

4Denn der Herr ist groß und hoch zu loben, mehr zu fürchten als alle Götter.

5Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der Herr hat den Himmel gemacht.

6Hoheit und Pracht sind vor ihm, Macht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.

10Sagt unter den Heiden: Der Herr ist König. Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht.

11Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist; 12das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; jauchzen sollen alle Bäume im Walde 13vor dem Herrn; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich.

Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.

Ich lese aus dem Alten Testament Jesajah 11, die Verse 1 bis 10: Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.

2Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.

3Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des Herrn. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, 4sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten.

5Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften.

6 Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.

7Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind.

8Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter.

9Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt.

10Und es wird geschehen zu der Zeit, dass die Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker. Nach ihm werden die Völker fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein.

Der Predigt Text fuer den heutigen Sonntag steht in Philipper 4, die Verse 4-7: 4Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

5Eure GĂźte lasst kund sein allen Menschen!

Der Herr ist nahe!

6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

7Und der Friede Gottes, der hĂśher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.

Predigt 20. Dezember 2020 Philipper 4: 4-7 Gnade sei mit uns und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus, Amen.

Liebe Gemeinde, Freuet Euch! Diese Aufforderung ruft wohl bei manchem unter uns Widerspruch hervor: Freude, die kann man sich doch nicht vorschreiben lassen!

Ich erinnere mich wie einer meiner theologischen Professoren am 4. Advent auf der Kanzel stand und mit strengem Gesicht ein “freuet euch!” auf uns Studenten herunterdonnerte. Auch als er mindestens 10 mal waehrend seiner Predigt zur Freude aufrief, fuehlten wir Zuhoerer uns noch laengst nicht froehlicher. Ich wurde nur aergerlich. Freude kann man halt nicht auf Knopfdruck erzeugen. Schon gar nicht in diesem Jahr!

“Freute euch!” Unsere Kinder, freuen sich schon lange auf die Feiertage und die Ferien, darauf, dass die Warterei ein Ende hat und sie die Geschenke endlich auspacken koennen.

Auch in diesem schwierigen Jahr freuen wir Erwachsenen uns auf kleine besonderen Moment: auf ein Wiedersehen mit der Familie, auf den Beginn der Feiertage, oder auf die Begegnung ueber Zoom mit alten Freunden, die man lange nicht mehr gesehen hat. Wir

stellen uns dann innerlich darauf ein. Wir leben in Vorfreude.

Im Afrikanischen heisst es: “Freude ist ein Lied im Magen�. Der Anlass zur Freuen kann dabei fuer jeden Menschen unterschiedlich aussehen. Aber sich auf Befehl freuen, das kann wohl niemand.

Die Geschaefte und online Maerkte werben in dieser Zeit vor Weihnachten mit besonderen Geschenken, die Freude machen. Aber stimmt das? Ich erinnere mich, wie ich mich als Kind ueber Geschenke wirklich freuen konnte. Doch auch dann war schon nach zwei Wochen das Geschenk fuer mich recht normal und selbstverstaendlich geworden. Meine Freude war abgeklungen. Und gerade in diesem Jahr, wie sollen wir froehlich sein nachdem soviel Trauriges dieses Jahr passiert ist?

Erwarten wir nach solchen Erfahrungen ueberhaupt noch Freude zu Weihnachten? Wenn die Geschenke es nicht sind, die dauerhafte Freude hervorbringen: Was koennte sonst der Grund fuer unsere Freude sein?

Wir sehnen uns nach einer Freude, die laenger bleibt als nur einen Augenblick. Nach Freude, die eine bleibende Lebenskraft wird.

Freude, die bleibt! Die ist nicht so leicht zu finden. Man kann sie nicht produzieren oder kaufen.

Im Englischen gibt es zwei Worte: Happiness and Joy. Happiness beschreibt das Gefuehl das wir haben wenn

uns etwas Schoenes, Freudiges widerfaehrt. Joy hingegen ist eine tiefere Wahrnehmung. Joy ist mehr wie ein innerer Friede den wir finden wenn wir tief in uns hineingehen. Der Friede Gottes lebt in uns. Das Reich Gottes wie Jesus es genannt hatte.

Und diese Freude meint Paulus hier. Er der im Gefaengnis sitzt und dessen Happiness wahrlich nicht gegenwaertig ist. Er, der allen Grund zur Klage und zur Sorge haette, er wuenscht seinen geistlichen Bruedern und Schwestern Freude –„Joy“. Nicht weil alles Hankidori waere, nein, dies Herausforderungen und Sorgen des Lebens sind nicht einfach weg. Aber Paulus weiss um diese tiefere Dimension. Er weiss um diesen Frieden, diese Joy die unabhaengig ist von unseren Umstaenden. Freude die tiefer ist. Freude die bleibt auch in schwierigen Zeiten.

Kennen wir nicht viel mehr als bleibende Freude das Gefuehl der bleibenden Sorge?

In einem Lied heisst es: “Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon wieder da?” Wie werden unsere Ansaetze von Freude im Keim erstickt und es legt sich einen Sorgendecke auf unser Gemuet.

Paulus kennt dies anscheinend auch und so ruft er auf: “Sorget euch um nichts!” Schon wieder so ein Befehl, den man nicht so einfach befolgen kann, moegen einige von uns denken. Wie oft erlebt man es, dass man jemanden am Telefon fragt: Wie geht es Dir? Und wenn

man mit der deutschen Ehrlichkeit anwortet, so erhaelt man nicht selten die Antwort: “Ich mache mir Sorgen” Da kann man doch nicht einfach sagen: “Hoer auf damit”. Die Sorgen sind doch da: Sorgen um die Kinder, die Enkelkinder, die Gesundheit. Sorgen um das Morgen. Und dann all die Weihnachtsbe-sorgungen.

Auch da steckt ja schon das Wort “Sorge” drin.

Wenn Paulus gesagt haette: “Sorget Euch”, wie leicht haetten wir dem nachkommen koennen. Aber sich nicht zu sorgen, das ist doch auf Befehl gar nicht moeglich.

Ein aelterer Pfarrer gebrauchte einmal folgendes Bild: “Sorgen, die seien wie die eigenen Kinder, die einem ueber den Kopf wachsen und sich nichts mehr sagen lassen.”

Das heisst soviel wie: Die Sorgen beginnen ein Eigenleben zu fuehren. Sie tanzen einem auf dem Kopf herum, was immer man gerade tut: ob man nun spazierengeht oder einschlafen will. Sie sind da. Sie beschaeftigen einen permanent. Ja, und sie sind es, die einem alle Freude rauben koennen. In gewisser Weise kann man sagen: Die Freude und die Sorgen sind Gegner. Und meistens gewinnen die Sorgen, hab ich recht?

Paulus jedoch will der tieferliegenden Freude ihren Platz einraeumen und sagt daher: “Sorget Euch um nichts”!

Wie kann gerade er das sagen? Er sass doch im Gefaengnis, wahrscheinlich in Ephesus, als er seinen

Brief an die Philipper verfasste. So etwas! Und da redet er von Freude, als ob das in seiner Situation selbstverstaendlich waere. Ich begreife Paulus nicht. Ist er nicht furchtbar alleine? Zweifel und Sorgen, die waeren doch seiner Situation viel eher angemessen. Ich koennte verstehen, wenn sich Gedanken bei Paulus einschleichen, wie z.B. “Gott hat mich im Stich gelassen. Er hat niemanden zu mir geschickt. Es ist kein Retter da!

Aber Paulus sieht das anders: “Der Herr ist nahe” ruft er den Philippern aus dem Gefaengnis zu.

Und diese Freude wuenscht er den Menschen in Philippi und auch uns. “Freuet Euch, denn der Herr ist nahe!”

“Gott ist nahe”, dann werden wir wahrscheinlich trotzdem noch die eine oder andere Sorgen haben.

ABER: unsere Sorgen werden UNS nicht mehr haben.

Sie verlieren ihre Macht ueber uns.

Ein weisheitlicher Spruch sagt dazu: “Wir koennen nicht verhindern, dass Sorgen wie Voegel um unsere Koepfe kreisen. Aber wir koennen verhindern, dass sie sich Nester in unseren Haaren bauen” Ja, und wie sieht das nun praktisch aus? Paulus raet uns: “Sorget euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst euere Bitten im Gebet und Flehen, mit Danksagung vor Gott kundwerden!”

Gebet also ist das Tun, das die Voegel der Sorge daran hindert, sich bei uns einzunisten. Zu diesem Gebet las

ich folgendes Bild: Wir Christen werden zu “Sorgentreibern”. Wir ordnen das Heer unserer Sorgen (unserer eigenen und die der anderen) und treiben sie zu Gott.

Paulus spricht von Erfahrung. Er nimmt seine Sorgengedanken, seine „Unhappiness“ gewissermassen gefangen wir Voegel, und dann laesst er sie los, in dem Moment wo sie sich in seinem Kopf einnisten wollen. Stattdessen geht er nach innen, was ja auch der einzige Ort in einem Gefaengnis ist, wohin Paulus gehen kann. Und dort innen, in sich findet Paulus diesen Frieden, diese tiefere Freude, dies Joy von der er schreibt. Gottes Gegenwart!

Dieses Jahr 2020 haben wir aehnliche Beschraenkungen unserer Happiness erfahren. Viele haben unhappy Zeiten verbracht - wie im Gefaengnis. Viele von uns waren krank. Viele haben Einschraenkungen erlebt. Sie sozialen und kommerzialen Happiness zeiten sind weggefallen. Manche haben viel Zeit allein verbacht dieses Jahr. Viele Ablenkungen waren nicht moeglich.

Wir kennen die Enttaeschungsvoegel, die Einsamkeitsvoegel, die Traurigkeitsvoegel.

Unsere Happiness Kultur ist durch ein Jahr der Trauer, ein Jahr des Gefangenseins hindurchgegangen. Manche fragen sich: Wie koennen wir da Weihnachten feiern?

Oberflaechliche Happiness wird dieses Jahr sicher nicht aufkommen. Aber ein Glueck spricht Paulus ja gar nicht

von Happiness, sondern von Joy! Eine tiefere Freude, die nicht von aussen kommt, sondern von innen.

Ich wuensche uns allen, dass wir dieses Loslassen, diese Gelassenheit und Freude des Paulus ebenfalls erleben.

In dieser Zeit der Pandemie, in diesen unruhigen Monaten da sind wir geborgen und geschuetzt durch die Joy der Gegenwart Gottes in uns. Und diese Freude, diese Joy nennt Paulus auch den Frieden, den Gott mit uns in Jesus gemacht hat. Es ist eine Erfahrung, nicht nur ein Gedanke von innerem Frieden, innerer Freude.

Es ist Ein Friede, der unser Denken uebersteigt.

Und so schliesst Paulus sein Schreiben mit den Worten, die wir noch heute sehr oft am Ende von Predigten zu hoeren bekommen: „Und dieser Friede, der hoeher ist als alle Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne allezeit in Jesus Christus“, der die Gegenwart Gottes ist.

Amen.

Liebe Gemeinde, das Paket der Großeltern ist pünktlich angekommen.

Aufgeregt wickeln die Kinder den großen Gegenstand aus. Ein langer flacher Holzklotz, in der Mitte aufgerichtet ein Mast mit drei Querbalken. Daran sind nicht Segel befestigt, sondern kleine Blecheimer und bunte Tüten, 24 an der Zahl. Ein Schiff, voll beladen!

Nun haben die Kinder auch die Karte entdeckt. „Liebe Enkel“, schreibt die Oma, „nun seid ihr schon groß.

Deshalb sieht euer Adventskalender diesmal anders aus als gewohnt. An jedem Tag findet ihr ein Wort, das Gott euch sagen will. Es ist das Beste, was wir haben. Das wollen wir euch geben. Weil wir euch lieben. Jetzt macht nicht gleich lange Gesichter. Es ist immer noch eine Kleinigkeit dabei, etwas Süßes, ein Spielzeug oder ein bisschen Geld. Und Achtung: Es geht schön der Reihe nach!“ Jeden Morgen stürzen die Kinder zu ihrem Adventsschiff. Reißen Papier auf. Packen Kaugummi aus, eine winzige Taschenlampe, ein Stoffpüppchen.

Und einen Zettel mit einem Spruch. Der wird manchmal erst am Abend gelesen oder am nächsten Tag. Und schnell wieder vergessen. Es kommt aber auch vor, dass er den jungen Leser sofort berührt. „Hör mal, Mama“, sagt er dann, „was hier steht. Gott sagt zu dir:

Du bist wunderbar gemacht! Findest du das nicht auch?“ Es kommt ein Schiff, geladen. Die Liebe der Großeltern ist mit Händen zu greifen. Die Kinder verstehen auch: Oma und Opa wollen uns weitergeben, was ihnen wichtig ist. Gottes Wort. Nahrung für die Seele. Nicht immer schmeckt den Kindern die Erwachsenenkost.

Aber manchmal ist ein Wort dabei, das trifft und sie stärkt. Wie Oma und Opa, begreifen sie in dem Moment, so liebt mich Gott.

Es kommt ein Schiff. An seine Ankunft sind Sehnsüchte geknüpft. An Bord ist lang erwartete Fracht. Sättigendes Getreide, kostbare Gewürze, edle Hölzer. Briefe mit Nachrichten von fernen Angehörigen. Die Besatzung.

Der Freund, der zur See fährt, der Geliebte, der Ehemann. Das Schiff verbindet, was getrennt war. Es ist zwischen den Welten unterwegs.

Aus weiter Ferne, dem 15. Jahrhundert kommt auch das Lied zu uns.

Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein' höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewig's Wort.

Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein’ teure Last; das Segel ist die Liebe,

der Heilig’ Geist der Mast.

Der Anker haft' auf Erden, da ist das Schiff am Land.

Das Wort tut Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.

Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein, gibt sich für uns verloren; gelobet muß es sein.

Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will, muß vorher mit ihm leiden groß’ Pein und Marter viel, danach mit ihm auch sterben und geistlich aufersteh’n, ewig’s Leben zu erben, wie an ihm ist gescheh’n.

Maria, Gottes Mutter, gelobet musst du sein.

Jesus ist unser Bruder, das liebe Kindelein.

Fremd und vertraut die Melodie, alt und geheimnisvoll die Worte. Jede Strophe zweigeteilt. Wie auf sanften Wogen schaukelt das Schiff im ersten Teil. Die Töne

loten die Tiefe aus. In der zweiten Hälfte setzt der Reisende den Fuß aufs Land. Schreitet kräftig und fröhlich aus. Steigt mit der Melodie hinauf vom Hafen in die Stadt und kehrt wieder zurück zum tiefen Anfangston. In den Schiffsbauch hinein.

Seit alter Zeit ist das Schiff Sinnbild für die Begegnung zweier Welten. Meer und Land, Himmel und Erde, Gott und Mensch. Das Lied lässt mehrere Deutungen zu. Es ist als Marienlied gesungen worden. Maria, die Schwangere, ist wie ein Schiff. Sie trägt eine teure Last.

Gott schickt das Allerkostbarste, das Beste, was er hat: Seinen Sohn. Seine Liebeserklärung an uns. Sein ewiges Wort. Was Gott sagt, ist verlässlich. Er sagt nicht nur: Ich habe euch lieb. Er schickt uns einen Menschen.

Jesus. Den Freund, der mit ausschreitet auf unserem Weg. In dem Schiff haben die Christen auch ein Bild für die Kirche gesehen. Für das Gebäude, in dem wir zusammenkommen. Und für die Gemeinde, die mit Jesus unterwegs ist. Aber auch die Seele jedes einzelnen Christen können wir als Schiff betrachten.

Ruhig treibt es dahin. Wenn der Wind stark bläst, wird es schneller.

Liebe ist das Segel. Sie fängt die Windkraft auf, damit wir Fahrt gewinnen. Die Liebe hält unser Lebensschiff in Gang. Liebe ist Bewegung, äußerlich und im Innern. Wir

gehen auf den andern zu und mit ihm mit. Wir wollen wissen, was ihn bewegt, mit ihm lachen und trauern, zürnen und hoffen, wandern und ausruhen.

Der Dichter C.F. Meyer beschreibt das so: Zwei Segel erhellend Die tiefblaue Bucht!

Zwei Segel sich schwellend Zu ruhiger Flucht!: Wie eins in den Winden Sich wölbt und bewegt, Wird auch das Empfinden Des andern erregt.

Begehrt eins zu hasten, Das andre geht schnell, Verlangt eins zu rasten, Ruht auch sein Gesell.

Wie das eine Segel vom andern, so lässt sich Gott von uns bewegen. Wir sind ihm nicht egal. Er nimmt an unserem Schicksal Teil. Deshalb hat er uns Jesus geschickt. Er hört den Hilferuf des Blinden bei Jericho: Sohn Davids, erbarme dich meiner! Er gibt der Bitte der

Mütter nach: Segne unsere Kinder! Er erfüllt die Hoffnung des königlichen Beamten, dessen Sohn schwer krank ist. Herr, komm herab, bevor mein Kind stirbt! Der Kurs, den unser Lebensschiff nimmt, ist nicht ein für allemal festgelegt. Wir können Jesus mit ins Boot nehmen. Das schützt uns nicht vor den Stürmen.

Aber es hilft, sie durchzustehen.

Und wenn der Wind zu stark wird? So wie vielleicht in diesem Jahr 2020? Dann muss ich die Segel streichen, sonst kentert mein Schiff. Manchmal habe ich keine Kraft zu lieben. Fühle mich verlassen von Gott und den Menschen, enttäuscht, unfähig, mein Boot zu steuern.

Aber auch wenn die Segel eingefaltet sind - der Mast steht noch da. Der Heilige Geist, sagt unser Lied.

Unerwartet wirkt Gottes Kraft in uns. Der Tröster, der uns aufrichtet. Wie ein Kreuz sieht der Mast aus, wenn das Segel gerefft ist. Oder wie ein Mensch mit ausgestreckten Armen. Er erinnert uns: Jesus fährt mit.

Er kann dem Wind befehlen, still zu sein, und die Wellen beruhigen.

Zwei Welten verbindet das Schiff: Himmel und Erde.

Gott wirft Anker in unserer Welt. Er macht bei uns fest.

Macht unser Herz fest, damit wir nicht untergehen. Auch wenn die Wellen hoch schlagen. Gottes Wort, das alles ins Leben gerufen hat - dieses Wort ist selber Mensch geworden. Von Maria geboren. In Windeln gewickelt. In einem Stall untergebracht. Aber das ist kein niedliches Bild. Das Kind umarmen heißt nicht das Leiden

ausblenden. Das Kind ist auf der Durchreise mit seinen Eltern und bald muss es flüchten. Immer wird es den Verlorenen nahe sein, die noch keinen Ankerplatz gefunden haben, keinen geliebten Menschen, kein Vertrauen zu sich selber und auch keins zu Gott. Gerade zu ihnen sendet Gott seinen Sohn.

Nahrung für die Seele enthält das Adventsschiff, Gottes Wort und Süßigkeiten und kleine Geschenke. Proviant für die Lebensreise. Wenn wir Jesus an Bord haben, sind wir versorgt.

Von einer Reise nach Übersee habe ich im Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven erfahren. Ein Viermaster im 19. Jahrhundert. Ein Frachtschiff. Viel Proviant hat die Besatzung dabei; die Reise kann viele Wochen dauern. Von Hamburg um Kap Horn herum bis Chile. Wie lange sie unterwegs sein werden, wissen sie nicht. In der ersten Woche sind sie gut versorgt.

Frisches Obst gibt es und Gemüse, Kartoffeln und Brot.

Je länger die Reise dauert, desto eintöniger wird die Nahrung. Gesalzenes Fleisch und Weißkohl.

Schiffszwieback mit Maden und abgestandenes Wasser.

Zitronensaft, damit sie nicht krank werden, und ab und an ein Glas Rum für die Stimmung. Wenn es regnet, legen sie ein Segel flach und fangen süßes Wasser darin auf. Dankbar, wer am Ende wieder Heimaterde betritt.

Es gibt üppige Zeiten und Durststrecken. Auf der Reise eines Frachters, in der Geschichte einer Gemeinde, in unserer Menschheitsgeschichte und auf dem Weg eines

jeden von uns. Manchmal bietet der Glaube leckere Speise. Dann wieder ist Gottes Wort trocken wie Schiffszwieback. Bei starkem Seegang können wir vielleicht gar nichts zu uns nehmen. Es kann dauern, bis wir wieder zu Kräften kommen nach einem Orkan.

Vielleicht ist das Schiff leck geschlagen. Oder wir selbst haben Verletzungen davongetragen. Wir können nicht machen, dass der Glaube uns schmeckt. Oder der Weg, den unser Lebensschiff nimmt.

Das Lied, das wir singen, ist nicht lieblich. Es erzählt von Weihnachten, aber es verschweigt das Kreuz nicht.

Weil sich gerade im Leiden zeigt, dass der Glaube trägt!

Aber andere sind mit uns unterwegs. Gemeinsam greifen wir auf unseren Proviant zurück. Lieder und Gebete, Gespräch und Stille und Gottes Wort. Du bist wunderbar gemacht!

Uralt ist das Lied von dem Schiff. Es gehört zu den ältesten geistlichen Gesängen in unserer Sprache. In manchen Frauenklöstern hat man es nicht nur gesungen, sondern auch getanzt.

Die ruhige Wellenbewegung der ersten Zeilen. Das mutige Ausschreiten der letzten. Im Singen überbrücken wir die Jahre. Was wir singen, wird gegenwärtig. Es kommt ein Schiff. Es bringt Gottes Sohn. Sein lebendiges Wort für uns. Wir öffnen unser Herz. Für Gottes Gegenwart.

Wir öffnen unser Herz. Für die Gegenwart der anderen, die mit uns gemeinsam Weihnachten feiern, wenn auch dieses Jahr nicht an einem gemeinsamen Ort, sondern alle in ihrem eigenen Haus. Wir öffnen unser Herz fuereinander und auch für uns selbst.

So wird das Lied uns zur Stärkung. Proviant für unseren Weg der vor uns liegt als Gemeinschaft und als Einzelne.

Und dieses Lied ist auch ein Vorgeschmack der Freude und des Friedens, die uns im Hafen am Ende unserer Lebensreise erwarten wird.

Amen.

Kerstin: Heute ist der 4. Advent. Die Kerzen brennen hell und doch ist es finster in den Herzen von vielen trauernden Menschen. Wir gedenken derer die Verstorben sind und ihrer Familien.Vor allem halten wir heute im Gebet die ueber 314,000 Familien in den USA die einen geliebten Menschen betrauern und die fast 1.65 Millionen trauernden Familien in der ganzen Welt.

Ella: We are lighting a candle in remembrance and in honor of all who are grieving during this Advent and Christmas season and for all who died this past year and who are deeply missed.

(Ella or Kerstin is lighting a candle) Kerstin: Was geschieht, Gott, wenn deine Boten und dein Licht in unsere Wirklichkeit treten, wenn das Undenkbare, das Unerwartete einbricht?

Ella: Will we be able to recognize you, when you come to us in your messengers and in your hidden presence?

Transform us and heal us, God,

so that we can feel that you are near and that we open ourselves to your presence.

We pray: God, have mercy!

Kerstin: Komm zu allen, die dich suchen, die in ihren NĂśten fragen: Wo bist du Gott?

Die nach dir verlangen, aber dich noch nicht finden kĂśnnen.

Wir rufen: Herr, erbarme dich.

Ella: Come to all who don’t have any hope left, To all whose emotional and physical reserves are exhausted, to all who have lost faith in themselves and others and who no longer believe in a free society with chances for everybody.

We pray: God, have mercy!

Kerstin: Komm zu allen, die einsam sind,

zu den alten Menschen, die ihre Familien vermissen, zu den Kindern, die in ihren vier Wände keine Heimat haben.

Wir rufen: Herr, erbarme dich.

Ella: Come to all who are sick and do not know what the future holds, For all who have come to their limits and who wonder what to expect.

Come to all who are afraid.

We pray: God, have mercy!

Kerstin: Komm zu allen, die sich in Feindbilder einschließen, die Andersdenkende diffamieren müssen, um sich selbst in den eigenen Wahrheiten zu bestätigen, die keine Kritik ertragen können.

Wir rufen: Herr, erbarme dich!

Ella: Come to all who live with unrest,

To all who are hungry, to all who are forgotten, For all who are seeking refuge from violence and suffering and who long for our compassion.

We pray: God, have mercy!

Kerstin: In der Stille bringen wir vor dich unsere persÜnlichen Bitten ‌ Gott, Du bist nahe.

Verwandle und heile uns, sodass wir dich dort, wo wir dich nicht erwarten, ploetzlich erkennen koennen.

Wir beten nun gemeinsam das Gebet das Jesus Christus uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name Dein Reich komme

Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden.

Unser taegliches Brot gib uns heute Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vegeben unseren Schuldigern und fuehre uns nicht in Versuchung sondern erloese uns von dem Boesen Denn Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit In Ewigkeit, Amen