
1 minute read
Der ewig Suchende
1920 reist der gebürtige Wiener Joseph Rock nach Südostasien, um eine Heilpflanze aufzustöbern – und findet seine Bestimmung: Er wird der letzte Entdecker der Geschichte. Dass er heute fast vergessen ist, liegt an einer Schiffskatastrophe – und an seinem Eigensinn.
WIR WOLLEN EINEN GROSSEN REISENDEN BEGLEITEN. UND EINEN SCHWIERIGEN DAZU, WEISS GOTT, EINEN MANN VOLLER WIDERSPRÜCHE. Einen geselligen Misanthropen, einen Träumer ohne Illusionen. Einen, der seine kompromisslose Unabhängigkeit und Eigensinnigkeit damit bezahlt hat, dass ihm die höheren Weihen der Wissenschaft versagt geblieben sind – und der sie doch ungemein bereichert hat. Es ist die Geschichte eines Mannes, der mannigfache Abenteuer zu bestehen hatte, von denen das größte das seines eigenen Lebens war.
Joseph Rock kommt 1884 in Wien zur Welt, wo er in kleinen Verhältnissen aufwächst. Die Mutter stirbt früh, der bigotte, hitzköpfige Vater ist ihm unerträglich. Schon als Jugendlicher bringt er sich so unmögliche Sprachen wie Ara bisch und Chinesisch bei. Aus Unterforderung schwänzt er die Schule und nimmt lieber die levantinischen Händler im Prater in Beschlag, die Schwertschlucker und Fakire. Mit Anfang zwanzig geht er nach Amerika und landet schließlich mittellos auf Hawaii, hoffend, dass das linde Klima seine Tuberkulose in Schach halten wird. Und vielleicht will er ja auch Wien so weit wie möglich hinter sich lassen.
Er unterrichtet Latein und Naturkunde und wird prompt von einer neuen Leidenschaft erfasst: der Botanik. Auch sie eignet er sich wie eine Sprache an, verschlingt ihre Lehrbücher, verinnerlicht ihr System. Als er ans College wechselt, die spätere Universität, legt er dafür ein Herbarium an und unternimmt Exkursionen durch die Inselwelt