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„Wildnis ist dort, wo Tiere weiden“
Warum Wolf und Bär noch keine Belege für intakte Natur sind, warum Kühe die neuen Mammuts sind und die Artenvielfalt auf der Alm größer sein kann als im unberührten Wald. Oder anders gefragt: Was ist Wildnis, und wozu brauchen wir sie?
Interview: Dominik Prantl
Fotos: Julia Rotter
Der Weg Zu Jan Haft F Hrt Durch
DAS SPÄRLICH BESIEDELTE ERDINGER
UMLAND in der Nähe von München zu einem alten Hof. Drumherum gibt es mehrere Viehweiden und kleinere Biotope, im Hintergrund stehen ein paar Rehe auf einer Wiese. Hier führt Haft gemeinsam mit seiner Frau Melanie die Firma Nautilusfilm, die – vielfach ausgezeichnet – zu den führenden deutschen Natur filmunternehmen zählt. Seine Liebe zur Natur entwickelte Haft schon als Kind; in jungen Jahren leg- te er bereits einen Kleintierzoo mit Echsen, Spinnen und Fröschen an und wollte eigentlich Zoodirektor werden – bis er die Faszination Film für sich entdeckte.
Zum Gespräch führt er an einen Tisch, auf dem Nussecken und Brezen stehen. An der Wand hängt ein Schaukasten mit präparierten Käfern. Beim Blick aus dem Fenster sind Bäume und Schilf zu sehen – aber leider nichts von den beiden Wasserbüffeln, die er sich zum Zwecke der Landschaftspflege zugelegt hat.
TERRA MATER: In Österreich gibt es derzeit eine hitzig geführte Diskussion darüber, ob der Wolf einen Platz im Ökosystem der Republik hat. Also: Wölfe in Österreich, ja oder nein?
JAN HAFT: Ja.
Warum?
Weil er einen angestammten Platz hat. Ich glaube, dass wir den Organismen in der heimischen Natur so etwas einräumen sollten wie ein Eigenrecht auf Existenz.
Jan Haft
Der 1967 geborene Münchner studierte Geologie, Paläontologie und Biologie und gründete 1996 die Filmfirma Nautilusfilm. Seine Filme laufen höchst erfolgreich im Fernsehen und im Kino, seine Bücher rangieren regelmäßig ganz vorn auf den BestsellerListen. Was seine Arbeit unter anderem kennzeichnet, ist der scharfe und genaue Blick auf die kleinen Naturwunder vor der Haustür, den er mit Filmen wie „Die Wiese“ oder „Die Geschichte vom Orangeroten Heufalter“ immer wieder beweist. Terra Mater zeigt seine Dokumentation „Ziemlich wilde Bienen“ am 5. April auf Servus TV.