The Red Bulletin_1208_CH

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Felix Baumgartner / Steve Carell / Philipp Schuster / Benny Rebel / Jef Hickey / Sébastien Loeb / Marilyn Monroe

DAS MAGAZIN ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

AUGUST 2012

LEBEN MIT DER BOMBE

Der brisanteste Job der Welt

VOLVO OCEAN RACE

Die Regatta am Rande des Wahnsinns

GHETTO

BACKE T T Z pp JE let-A I S b Ta RAT terG un n r he l a de

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DIE WELT VON RED BULL

August 23

COVERBILD: DAN CERMAK. BILDER: PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES (2), MARTIN MIERZWA/RED BULL CONTENT POOL

IM KOPF VON STEVE CARELL Vom Talent zum Star: Wer von seinem Ziel überzeugt ist, verdaut auch die Flops auf dem Weg.

NÄCHSTER HALT: ZÜRICH Aber natürlich erst im Ziel. Usain Bolt startet beim IAAF Diamond League Meeting am Letzigrund.

92

WILLKOMMEN! American Football ist eine knochenharte, sehr oft schmerzhafte Sache. An einer Position ist das anders: Für Linebacker ist Football knochenkrachend hart und immer schmerzhaft. Sie sind die bösen Buben im Team, gnadenlos aggressive Verteidiger. In diesem Heft lernen Sie den unerschrockensten Linebacker der NFL kennen. Er heißt DeMarcus Ware, verteilt 118 Kilogramm auf 1,93 Meter, und kein Gegenspieler kommt ihm gerne in die Quere. Unsere US-Redakteurin Ann Donahue hat DeMarcus Ware getroffen und das Interview nicht nur unverletzt, sondern auch beeindruckt überstanden: Sie erzählt die Geschichte eines zurückhaltenden, fürsorglichen, liebevollen Menschen. „Der Spielverderber“, ab Seite 40. Spannende Unterhaltung wünscht die Redaktion

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LUCKY NUMBERS Marilyn Monroe in Zahlen, die nicht bei 90-60-90 haltmachen.

” Mensch und

Maschine passen in der Luft nicht zusammen. “

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AKTE (BLANI)X III Fünf Wingsuitflieger und zwei Segelflugzeuge bilden ein Geschwader: die Chronologie eines unmöglichen Stunts.


DIE WELT VON RED BULL

August DER ENTERTAINER Rapper, Beatboxer, Freestyler, Moderator: David Kohler alias Knackeboul ist ein Multitalent.

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DER REISETIPP DES MONATS Notting Hill Carnival: Wenn London einmal die Fassung verliert.

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72

RED BULL STRATOS In Roswell, New Mexico, hebt Felix Baumgartner gen Himmel ab. Wir zeigen Ihnen, wo er wieder herunterkommt.

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60 SÉBASTIEN LOEB

Citroën baute dem Rallye-Weltmeister ein Auto eigens für die X Games. Und Loeb tat, was er (fast) immer tut: Er gewann.

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DAS WELTRENNEN Die grausamste Route, das teuerste Material, die beste Crew: Das Volvo Ocean Race hat mit normalem Segeln so viel zu tun wie Überleben mit Sterben.

08 Fotos des Monats 14 Kurz gemeldet: X Games, Müll-Kunst und Panda-Musik 20 Roadie Jef Hickey redet Klartext 22 Einst & Jetzt: Motorradleder 26 Angewandte Physik: Segeln als Formel

BILDER: SHUTTERSTOCK, CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL STRATOS, ERWIN POLANC, FLAVIEN DUHAMEL/RED BULL CONTENT POOL, DAN CERMAK, VOLVO OCEAN RACE

GET MY GEAR

In diesem Fall: Philipp Schuster baut für sich – und für uns – einen ganz persönlichen Skatepark.


DIE SPECIAL EDITIONS VON RED BULL.

DER GESCHMACK VON CRANBERRY, LIMETTE ODER HEIDELBEERE. DIE WIRKUNG VON RED BULL.


DIE WELT VON RED BULL

August ” Du musst

in jeder Situation ein guter Sportsmann sein. “

17 MEIN KÖRPER & ICH: AARON HADLOW

Der fünffache Kiteboard-Weltmeister aus England über Nadelstiche, schützende Muskeln und sein Ersatzteillager im Fuß.

DeMarcus Ware

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DER SPIELVERDERBER Linebacker ist die brutalste Position im American Football. DeMarcus Ware, der Inbegriff des Linebackers, sorgt sich um seine Gegner. Wirklich.

89 DER CLUB DES MONATS: ROOM 26

Die Soundanlage im Room 26 ist eine der besten der Welt. Deshalb wird in dem Monumentalbau im Süden Roms nur House-Musik erster Güte serviert. Von USDJ-Legenden oder – ganz spontan – Sängerin India.

Body & Mind 86 WORKOUT

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KÜSS DIE HAND

Seine Models tragen Pelz und Horn und haben Menschen mit Kamera zum Fressen gern. Der Deutsche Benny Rebel pirscht sich trotzdem näher an wilde Raubtiere heran als jeder andere Tierfotograf.

96 TV-PROGRAMM

mit Patrick Obrist, Das Red Bull TVEishockeyspieler, Fenster bei ServusTV EC Red Bull Salzburg 97 MUST-HAVES 92 TOP-EVENTS Dinge, die man einfach haben muss Die wichtigsten Termine im August 98 KOLUMNE – weltweit Lebenshilfe mit 94 SAVE THE DATE Christian Ankowitsch Die Top-Termine 98 IMPRESSUM in Österreich

88 NIGHTLIFE

Out Now: TNGHT/Tauchen bei Nacht/Best Clubs: Room 26 in Rom/Cocktail: Buddho Banana/Take 3: Mike Skinner/Night Snack: Churros in Barcelona

BILDER: PATRICK HOELCK, RUTGER PAUW/RED BULL CONTENT POOL, BENNY REBEL, CLUB ROOM 26

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DES MONATS

O D DA , N O RW EG E N

Hochspannung

Gut 500 Meter über dem Stausee Ringedalsvatnet hat sich der norwegische ­Balancekünstler Eskil Rønningsbakken das Felsplateau ­Trolltunga, die Trollzunge, zum Turnplatz auserkoren. „Ich will mit meinem Körper Bilder in die Land­ schaft zeichnen“, beschreibt Rønningsbakken seine luftige Leidenschaft. Auf ­Sicherheitsnetze verzichtet Rønnings­ bakken bei seinen Stunts. Die Vorbereitung des Neunund­ zwanzigjährigen: „Atemübungen und Yoga“. Eskils Balanceakte: www.globalbalancing.com Bild: Sindre Lundvold

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DES MONATS

G orge s de l a Pi erre- Lys , Fran kre i c h

Hochbegabung

„Hier kann man entspannt klettern“, behauptet Fotograf Sam Bié über die L’Échine-du-Diable-Route in den französischen Pyrenäen, hundert Kilometer nordöstlich von Andorra. Als Bié für dieses Foto abdrückte, „entspannten“ sich Vorsteigerin Laurence Combes und Sicherungsfrau Lucie Vigouroux gerade in der sechsten Seillänge – der Fotograf baumelte über ihnen. „Immerhin“, stapelt Bié tief, „war der Ausblick von dort oben schon spektakulär.“ Kletterfotos aus aller Welt: www.sambie.fr Bild: Sam Bié

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DES MONATS

Victoriafälle , S i m babwe/Sam b ia

Hochnebel

„Das Donnern des Wassers übertönte meinen Paragleitermotor, und im Sprühwasser funkelten Regenbögen“, erinnert sich ­Abenteurer Thomas de Dorlodot an seinen Flug über die ­Victoriafälle an der Grenze zwischen S ­ ambia und Simbabwe. Vier Monate lang überquerte der Belgier mit seinem Partner, dem Spanier Horacio Llorens, Afrika im Flug. Lohn der Strapazen: „Die beste Aussicht der Welt.“ Das Expeditions-Tagebuch: www.searchprojects.net Bild: John Stapels

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Bullevard Beflügelndes in kleinen Dosen

Laut und luftig Von 22. bis 24. August findet in Finnland die 17. LuftgitarrenWeltmeisterschaft statt. AliAline Westphal ne „The Devil’s Niece“ Westphal, amtierende Weltmeisterin, empfiehlt zum Üben die drei besten Luftgitarren-Songs.

GLUECIFER: „REVERSED“ „Mal wildes Geschrammel, mal schnelle Griffbrettarbeit. Tolle Dramaturgie für wilde Moves.“

BILLY IDOL: „REBEL YELL“ „Perfekt für eine vielseitige Performance: prägnantes Riff, großartiges Solo und viele Breaks.“

EITEL TONNE

Movie-Mülleimer: Das Haus aus dem Pixar-Film „Oben“ und „Star Wars“Roboter R2-D2.

Auf Musikfestivals sind die Müllschlucker von TRASHed die Stars abseits der Bühne. Der legendäre Hunter S. Thompson hat eine designt, die Punks von Blink-182, US-Pro-Surferin Jodie Nelson und 2400 weitere Sportler und Künstler: Die Mülltonnen des Projekts TRASHed sehen aus wie Roboter aus Legosteinen, bemalt mit Spraydosen und Lackstiften. Die Idee stammt vom kalifornischen Unternehmen Global Inheritance: Mittels ihrer extravaganten Müllschlucker soll das Bewusstsein für Recycling gestärkt werden – gerade beim jungen Publikum. Deshalb findet man die Tonnen auf Musikfestivals wie Coachella oder bei den X Games, wo sich auch jeder selbst einmal als Kübel-Künstler versuchen kann. www.globalinheritance.org

BILDER DES MONATS

MOMENT MAL!

FOO FIGHTERS: „PRETENDER“ „Mit diesem Song habe ich die WM gewonnen. Energiegeladen, intensiv und abwechslungsreich.“ www.airguitarworld championships.com

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Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach per Mail an: phototicker@redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost.

Laibach Dieser Avatar bereitet sich bereits auf seinen Abfl Ab ug von der Startrampe vor. Philip Platzer, Red Bull Flugtag


Sehenswert Sportdokus mit ActionMehrwert:

Ronnie Renner knackt den X-Games-Höhenrekord.

BILDER: GLOBAL INHERITANCE, PICTUREDESK.COM, REXFEATURES (2), CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES, BRANEY‘S CHRISTMAS INC., RED BULL MEDIA HOUSE, THATSTHEWAY, DOGWOOF

The Best of X Games 2012 Ob Travis Pastranas Double Backflip auf dem Bike oder Anthony Napolitans zweifacher BMX-Vorwärtssalto – zuverlässig schreiben die X Games BMX-, Motocross-, Skateboard- und Rallye-Historie. Welche Kapitel wurden in der Ausgabe 2012 in Los Angeles geschrieben? • Motocrosser Ronnie Renner überspringt beim „Step Up“ die Latte in der X-GamesRekordhöhe von 14,3 Metern. • Nolan Munroe landet nach eineinhalb Drehungen den höchsten Skateboard„McTwist“ der Geschichte – 6,8 Meter. • Im „Skateboard Street“ schlägt „P-Rod“ Rodriguez Top-Favorit Ryan Sheckler. • Racer Tanner Foust und Stuntman Greg Tracy jagen ihre Rennwagen gleichzeitig durch einen über 18 Meter hohen vertikalen Doppellooping zum Weltrekord. Wermutstropfen? Gab’s auch: Das Duell zwischen Travis Pastrana und dem weltbesten Rallyefahrer Sébastien Loeb blieb aus. Loeb gewann den „RallyCross“ spielend, nachdem Pastrana schon in der Quali vom 58-jährigen Rookie Andy Scott an die Wand gerammt worden war. Travis’ Replik: „What the hell was that, dude?“ espn.go.com/action/xgames/

„STRENGTH IN NUMBERS“ MountainbikeAction an außergewöhnlichen Locations mit Stars wie Brandon Semenuk oder Gee Atherton.

„THAT’S THE WAY“ Die Full-HD-Dokumentation gewährt tiefe Einblicke in das Leben der waghalsigen Freestyle-Motocross-Akrobaten.

FAUSTDICK! Action-Star Dolph Lundgren hat einen neuen Film und Lust auf Politik. An der Seite von Veteranen wie Jean-Claude Van Damme, Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger kehrt der 54-Jährige im Actionspektakel „The Expendables 2“ auf die Leinwand zurück – 27 Jahre nachdem er mit „Rocky IV“ zum Action-Star avancierte. Was die wenigsten über den 1,96-Meter-Hünen wissen: Er ist mehrfacher KarateStaatsmeister und hält einen Mastertitel in Chemietechnik. Wie fühlt sich so ein Faustschlag vor der Kamera an? Ein Hieb ist kein Problem, den steckst du weg. Gefährlicher ist es, wenn du gegen eine Wand geworfen wirst. Die Wucht, mit der dein Köper aufprallt und zu Boden fällt, kann dich echt schwer verletzen.

„TOWN OF RUNNERS“ Dokumentarfilm über eine äthiopische Kleinstadt, die Jahr für Jahr die weltbesten Langstreckenläufer hervorbringt.

Hat dir deine Ausbildung jemals am Filmset genützt? Bei „The Expendables 2“ zum ersten Mal: Wir sind in einer Höhle eingesperrt. Mein Charakter hat die Idee, das Team mit Dynamit freizusprengen. Ob es im Film klappt, verrate ich nicht. Aber als Chemietechniker sag ich dir, wir würden dabei alle draufgehen. Flirtest du mit dem Gang in die Politik wie Arnie? Die Grünen-Partei in Schweden hat mich gefragt, ob ich für sie kandidiere, weil ich mich öffentlich zum Umweltschutz äußere. Ich war nicht abgeneigt. Allerdings müsste ich dafür nach Schweden ziehen. Und noch fühle ich mich in Kalifornien sehr wohl. Ab 30. August im Kino: www.theexpendables2film.com

Harte Burschen (v. li.): Randy Couture, Dolph Lundgren & Terry Crews

DAS GEWINNERBILD

Vancouver Die Kajakfahrer stürzten sich beim Red Bull Divide and Conquer in den reißenden Capilano River. Dale Tidy

Edinburgh

Anna Glowinski, Bikerin und NeoDesignerin, wurde im „kleinsten Velodrom der Welt“ Zweite. Dougie Cunningham, Red Bull Mini Drome

Breda Jaco de Groot überwand beim Pultstockspringen mit 21,39 Metern die größte Distanz. Jarno Schurgers, Red Bull Fierste Ljepper 15


B U L L E VA R D

Weltpremiere

Anfang Juli trafen sich 50 internationale Spitzenskater zum ersten Red Bull Bomb The Line.

Manchester

Mark Leslie und Tasha Gresham (Mitte) haben ein Treffen mit Twin Atlantic gewonnen. Jimmy Throgmorton

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Auf Solo-Tour durch Deutschland: Kristoffer Hünecke (Mitte, flankiert von Hünen)

EIN REVOLVERHELD AUF KLASSENFAHRT

Kristoffer Hünecke tourt mit seinem Soloprojekt KRIS. Und lernt dabei als Musiker das Gehen neu.  : Du hast dir als Gitarrist der Rockband Revolverheld einen Namen gemacht. Warum ein Neustart als Newcomer? : Ich schrieb einige Lieder, die nicht zu unserem Bandkonzept passten. Zuerst wollte ich dafür einen passenden Musiker suchen, die Stücke waren aber zu persönlich: Ich sah die Chance, mich künstlerisch weiterzuentwickeln, und nahm dafür auch Klavier- und Gesangsunterricht. Dein Album „Immer wenn ich das hier hör“ erinnert eher an Hip-Hop als an Revolverheld. Gab’s Zweifel, ob das musikalische Experiment funktionieren würde? Nicht wirklich, weil ich mir am Anfang Feedback geholt habe. Zum Beispiel von meiner Freundin, die keine große Musikliebhaberin ist – wenn sie

Barcelona

US-Soul-Sänger Jesse Boykins III brachte die Sonar Dome Festival-Besucher auf Betriebstemperatur. Lander Larrañaga

Sachen von mir scheiße findet, dann sind sie es meistens auch (lacht). Was hat sich in den letzten Monaten am stärksten verändert? Ich fühle mich wie auf einer Klassenfahrt! Mit Revolverheld ging’s immer per Nightliner zu den Konzerten, jetzt in einem kleinen Sprinter. Außerdem ist da niemand, der mein Equipment auf- und abbaut. Angenommen, eine Newcomerband fragt dich nach dem Geheimnis deines musikalischen Erfolgs. Was antwortest du? Einfach authentisch bleiben. Wenn eine Plattenfirma dir erklärt, wie du klingen sollst, würde ich zuerst auf das Herz der Band hören. Fans merken schnell, ob Musiker es ernst meinen oder eine Rolle spielen. www.kriso∞cial.de

Prag

Bike-Pro Michal Maroši ist bei diesem Downhill-Event ohne Fahrradkette unterwegs. Dan Vojtech, Red Bull Pump Riders

TEXT: MANUEL KURZMANN. BILDER: ADAM SELLO/RED BULL CONTENT POOL, PASCAL KEROUCHE

Berlin war Schauplatz eines Skateboard-Contests, der mit einem neuen Bewertungssystem in der Szene für Aufsehen sorgte: Red Bull Bomb The Line. 50 internationale Top-Fahrer, eine 100 Meter lange Strecke, drei Hindernisse: Das waren die Eckdaten des Street-Events, der Anfang Juli vor dem Kulturforum Berlin ausgetragen wurde. Die Besonderheit: Auf der abschüssigen „Piazzetta“ mit einem Gefälle von sechs Prozent war vor allem Konstanz gefragt. „Man punktet bei den Judges mit einer perfekten Line und nicht wie üblich mit einzelnen Tricks. Wer einen Fehler macht, kann gleich noch mal von vorn beginnen“, erklärte der österreichische Teilnehmer Philipp Schuster. Der Australier Shane O’Neill setzte diese Vorgaben im Finale am besten um – mit einer technisch sauberen Trickvariation, bestehend aus Nollie Nosegrind, Switchflip und Nollie Backside Heelflip. „Es war irre. Alle Jungs haben krasse Sachen gezeigt, obwohl keiner von uns dieses Contest-Format kannte. Danke, Berlin!“, resümierte der Sieger. Platz zwei ging an den Wuppertaler Mark Frölich, der Schwede Josef Scott Jatta wurde Dritter. www.redbull.de/redbullbombtheline


B U L L E VA R D

MEIN KÖRPER UND ICH

MEIN KÖRPER UND ICH

MAXI LAXI AARON HADLOW

Acil ullutpat, sim quis aci bla aliquisit nummy nummy nos nulla consenim ad tem essecte consequat ute mod tatum quisit ad tin eugiat utatuerat wissequat, sequis dolor sustionsed elis et utat, venim endrem quam vulla feugait exeriu

VER AESE D TE DOLORE M

conullutat illaoreet ent acilluptatem

nosto Der fünffache Kiteboardvercil utat. Incidunt et verciliquat. Ut alit lore feu faccum am dosecte England Weltmeister feuisl et aut amconaus quat ip exercinvenit, utpate et dolore lorem über Nadelstiche, schützende cin exer alisis aliquatem quisit, consequat. Muskeln und sein ErsatzteilOmmodit num quisisi tet praesecte tis acip lager im Fuß. et ver iureet nullutpatet, si ea faccumsan

estrud tem eum velit il ulput vel ulput iliquam, con utpat dionsequis nosto odip eugiam doluptate tat. Agnit ate tie mod minisit luptate magna adigna feugiam, quiscilis el do exeros nulla

www.aaronhadlow.com

5 QUERKOPF

Profisport kann dich mental völlig auslaugen. Deshalb ich seit dem Jahr 2010 VEfahre RA ES ED TE DO LO RE M mehr auf der World nosto connicht ullutat illaoreet ent acillup tatem Tour. Eine Pause einzulegen vercil utat. Incidunt et ver ciliquat. Ut alit war die beste Entscheidung. lore feuisl et aut amconsecte feu fac cum am dolorem doloreet utp ate venit, quat ip exercincin exer alisis aliq uatem quisit, consequat. Ommodit num qui sisi tet praea faccumsan tem eum velit il ulp ut tet praesecte tis acip et ver iureet nullutv elit il ulput vel ulput iliquam, con utpat dio nsequis nosto odip eugiam doluptate tat. Agnit ate tie mod minisit luptate magna adigna feugiam, quiscilis el do exeros nulla

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HALSWEH TE DOLOR EM VERAE SED

Gegen die Kraft des Kitenosto conullutat illaoreet ent acilluptatem Schirms anzukämpfen ist vercil utat. Incidunt et verciliquat. Ut alit wie Liegestütze pumpen. lore feuisl et aut amconsecte feu faccum Eine gute Nacken- und am dolorem doloreet utpate venit, quat ip Rückenmuskulatur hilft exercincin exer alisis aliquatem quisit, condir dabei. sequat. Ommodit num quisisi tet praesecte tis acip et ver iureet nullutpatet, si ea faccumsan estrud tem eum velit il ulput vel ulput iliquam, conoloreet utpate venit, quat ip exercincin exer alisis aliquatem quisit, Ommodit num quisisi tet praconsequat.BAUCHBRETT t, si nullutpate et ver iureet tis acip Kitesurfen mag, braucht nie esecteWer il ulput eum velit n estrudzutem mehr Sit-ups machen. Jede Beea faccumsa nosdionsequisdie utpat iliquam, wegung amcon Board beansprucht vel ulput ate tie tat. Agnit eugiam doluptate Bauchmuskeln. Du spürst Stellen, to odip feugiam, magna die du luptate zuvor gar nichtadigna kanntest. mod minisit quiscilis el do exeros nulla

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TEXT: RUTH MORGAN. BILD: THOMAS BUTLER

3 BEINKRAFT

Muskeln schützen dich bei Stürzen. Seit meiner Knieverletzung gehe ich öfter ins Fitnessstudio. Auf dem VER AESE D TE DOLORE M Programm stehen Beinpressen, nosto conull utat illaoreet ent acilluptatem vercil Kniebeugen und Ausfallschritte. utat. Incidunt et verciliquat. Ut alit lore feuisl et aut amconsecte feu faccum am dolorem doloreet utpate venit, quat ip exercincin exer alisis aliquatem quisit, consequat. Ommodit num quisisi tet praesecte tis acisi tet praesecte tis acip et ver iureet nullutpatet, si ea faccumsan estrud tem BANDSCHADEN eum velitIm il ulput vel ulput iliquam Februar habe ich mir ,mein con utpat dionsequisvorderes nosto odip eugiam dolupt Kreuzband gerissen. ate tat. Agnit ate tie mod luptate magna Dieminisit Ärzte mussten mir ein Stück adigna feugiam, meiner quiscilisAchillessehne el do exeros nulla einsetzen, um mein rechtes Knie zu flicken.

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VER AES ED TE DOLORE M

nosto conullutat illaoreet ent acilluptat. tem vercil utat. Incidunt et verciliqua Ut alit lore feuisl et aut amconsecte feu faccum am dolorem doloreet utpate venit, quat ip exercincin exer alisis aliquatem quisit, consequat. Ommodit num quisisi tet praesecte tis acip et ver iureet nullutpatet, si ea faccumsan estrud tem eum velit il ulput vel ulput iliquam, conoloreet utpate venit, quat ip exercincin exer alisis aliquatem quisit, consequat. Ommodit num

VERAESED TE DOLOREM nosto conullutat illaoreet ent acilluptatem vercil utat. Incidunt et verciliquat. Ut alit lore feuisl et aut amconsecte feu faccum am dolorem doloreet utpate venit, quat ip exercincin exer alisis aliquatem quisit, consequat. Ommodit num quisisi tet praea faccumsan tem eum velit il ulput tet praesecte tis acip et ver iureet nullutvelit il ulput vel ulput iliquam, con utpat dionsequis nosto odip eugiam doluptate tat. Agnit ate tie mod minisit luptate magna ARMSTICH adigna feugiam, quisDer eintätowierte Spruch cilis el do exeros nulla auf meinem Arm lautet: „Believe in your vision, accomplish ambition“. Er soll mir helfen, motiviert zu bleiben.

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xxxxxxxxEt, velit utpat. Uptat. Ommy nulla corem quam zzriliquis esto od do consed enim nibh

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KURZ & DENNOCH EINZIGARTIG

Ausgelassene Siegerfreuden samt obligatorischer Champagnerdusche auf dem obersten Podesttreppchen.

BILDER: ROB JONES, V. CURUTCHET/RED BULL CONTENT POOL, DPPIMAGES, GETTY IMAGES. ILLUSTRATION: DIETMAR KAINRATH

freute sich beim Dani Pedrosa (ESP) ring 端ber seinen sen ch MotoGP am Sa d Gesamtrang 2). ersten Saisonsieg (un

Mark Webber (AUS) fuhr in Silverstone nach Regen-Quali von Startplatz 2 zu seinem zweiten Sieg in dieser wechselhaften Saison.

Er hat es nicht verlernt: Altmeister Orlando Duque (COL) sprang zum Auftakt der Red Bull Cliff Diving World Series auf Korsika zum Sieg.

Rachel Atherton (GBR) gl端ckten bei den MTBDownhill-Weltcuprennen in Mont-Sain te-Anne (CAN) und Windham (USA) zwei Siege in Serie.


DROP ZONE GEWINNSPIEL

WO GENAU WIRD FELIX BAUMGARTNER LANDEN, WENN ER VOM RAND DES WELTALLS SPRINGT?

BESUCH WWW.REDBULLSTRATOS.COM, NIMM AN DER ‘DROP ZONE COMPETITION’ TEIL UND GEWINN DIE EXKLUSIVE ZENITH UHR “EL PRIMERO STRATOS FLYBACK STRIKING 10TH”. Diesen Sommer wird Felix Baumgartner aus 36.576 Meter Höhe springen und dabei versuchen Schallgeschwindigkeit zu erreichen – um so die Wissenschaft weiter voranzutreiben. Windgeschwindigkeit und -richtung werden seine Flugbahn und die Landeposition in der Wüste New Mexikos erheblich beeinflussen. Benutz die Hinweise von Wetter und Landschaft, markier die Position, an der du denkst, dass Felix landen wird und teil das mit deinen Freunden auf Facebook und Twitter. Derjenige, der sich am Nächsten zur tatsächlichen Position befindet, gewinnt das selbe Modell der Uhr, das Felix während seiner rekordbrechenden Reise trägt – eine Zenith El Primero Stratos Flyback Striking 10th. Die fünf Nächstplatzierten gewinnen attraktive Red Bull Stratos Merchandising Artikel, die im August offiziell veröffentlicht werden.

REDBULLSTRATOS.COM


B U L L E VA R D

EINST UND JETZT

Motorradleder Sturzzonen statt Strohballen, Airbag statt Luft anhalten, Hightech statt Handwerk: Motorradrennfahrer leben heute vergleichsweise sicher. Helden sind sie immer noch.

REISSVERSCHLUSS

Tourenleder waren geknöpft, Rennleder hatten Reißverschlüsse eingearbeitet. Da Leder schrumpft, wurde es in „Überschnitt“ bestellt, nie in der Sonne getrocknet und mit Sattelseife geschmeidig gehalten.

TASCHEN

Früher waren Motorradrennen „Wertungsfahrten“. Fahrer mussten Draht, Zündkerzenschlüssel etc. für eventuell anfallende Reparaturen selbst mitführen.

BREECHES

Die Hose war oben weit und unten eng, somit konnte man sie bequem in die Stiefel stopfen. Der BreechesSchnitt geht auf Reithosen zurück, war aber auch beim Militär verbreitet.

Bis in die 1950er bestand die Schutzkleidung von Motorradrennfahrern im besten Fall aus zweiteiligen Lederkombis aus durchgegerbtem Rindsleder. Erst in den Sechzigern begannen sich – beginnend im Grand-Prix-Sport – Einteiler durchzusetzen. Erstmals wurden Nähte doppelt ausgeführt, um bei Stürzen dort nicht so leicht aufzureißen. Noch bis in die Siebziger waren eingearbeitete Protektoren unbekannt. www.motorradmuseum.at

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Dieses Leder stammt aus dem Umfeld des 1954 verunglückten 125-ccm-Weltmeisters Rupert Hollaus.

TEXT: WERNER JESSNER

1950 LEDERNER KNOCHENSACK


Die Airbags sind gezündet, noch ehe der Fahrer den Asphalt berührt.

AIRBAG

Im aerodynamischen Rückenspoiler stecken Mikroprozessor, Batterie und Aufblasmodul für die zwei innenliegenden Airbags im Schulterbereich.

LEDER

Weiches, 1,3 mm dickes und mehrfach genähtes Vollnarbenleder sorgt gemeinsam mit Kevlar und 45 definierten FlexZonen für Bewegungsfreiheit und Schutz.

SCHLEIFPADS

BILDER: KURT KEINRATH, ARCHIV HELMUT OHNER, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

Das „dritte Rad“ des Rennfahrers besteht aus Kunststoff und ist mit einem ultrastarken Klettverschluss an der Kombi befestigt. Wenn nötig, ist es in Sekundenschnelle ausgetauscht.

2011

ALPINESTARS TECH AIR RACE

Maßgefertigte Lederkombis von heute bieten durch Rücken- und Schulterprotektoren aus thermoplastischem Kunststoff sowie einteilige Knie- und Schienbeinschützer bestmögliche Sicherheit bei Stürzen. Stoners Leder ist zusätzlich mit zwei innenliegenden Airbags ausgerüstet, die sich sensorengesteuert binnen 45 Millisekunden aufblasen. Trotz gebückter Position sind Rennleder am Bike erstaunlich bequem. www.alpinestars.com

Mit diesem Leder hat sich der Australier Casey Stoner 2011 seinen zweiten MotoGP-Titel geholt.

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b u l l e va r d

On the Road

Hickey und die starken Männer Ob Megadeth oder Madonna, Jef Hickey war mit allen unterwegs. Der legendäre Roadie über sein Leben auf der Straße – im Dienst des Rock ’n’ Roll.

Erster Roadie-Job 1985 heuerte er als Roadie bei der Heavy-MetalBand Megadeth an. Enttäuschung Sein großer Traum war es, mit KISS auf Tour zu gehen. Der ging in Erfüllung. Das Glück währte allerdings nur kurz: KISS-Bassist Gene Simmons hatte Sex mit Hickeys Ehefrau. Philosophie „Stripper und Rockstars kommen gut miteinander klar, weil sie die gleichen Arbeitszeiten haben.“

Jef Hickey tourte mit Mitgliedern des MetalOlymp wie Megadeth, Danzig, Slayer und Type O Negative (v. li.).

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Sie stimmen Gitarren und schleppen Equipment. Sie stellen sicher, dass immer genug Batterien und frische Socken da sind. Es gibt tausende Roadies auf der Welt. Aber nur einen, um den sich alle reißen: Jef Hickey. Sein Geheimnis: So­ bald der Tourplan einer Band fixiert ist, ruft er jede Plattenfirma in jeder Stadt am Weg an und lädt sie zur Show ein. Außer­ dem sorgt er dafür, dass seine Auftrag­ geber nach der Show nicht zu kurz kom­ men – in keinerlei Hinsicht. Die Musiker wissen: Wenn Jef Hickey mit ihnen im Bus sitzt, dann bedeutet das Spaß – und jede Menge Extras. Entspannt sitzt Hickey in einem Café seiner Wahlheimat Los Angeles. Schwar­ zes Band-T-Shirt, Tätowierungen: den ­Namen der Ex ausgestrichen, auf seinen Knöcheln steht, am kleinen Finger der rechten Hand beginnend, „I REFUSE“ („Ich verweigere“), auf seinem Bauch „harte Drogen, laute Gitarren, ich liebe Huren“ auf Schwedisch. Der Mann strotzt vor Energie: Gerade eben war er mit der schwedischen Metal-Band Crashdïet auf US-Tour. Ein Mörderspaß, sagt er. „Die Typen fuhren voll auf Kakteen ab, die ­hatten vorher noch nie welche gesehen!“ Mitten im Gespräch dreht er sich plötz­ lich um. „Nette Titten!“, ruft er einer Pas­ santin nach. Mit einer Selbstverständlich­ keit, die ahnen lässt, dass er Damen öfter derart charmante Komplimente mit auf den Weg gibt. 1985 ist er ins Roadie-Ge­ schäft eingestiegen, als Siebzehnjähriger. Seine erste Tour absolvierte er mit Mega­ deth, danach war er mit jeder großen Hardrock-Band des Planeten unterwegs: Motörhead, Slayer, Korn, Danzig. Später auch mit Pop-Künstlern wie Madonna, Billy Joel und Luther Vandross. Für Letzt­

genannten musste Hickey nach jedem Gig die private Klobrille abmontieren und ex­ press zum nächsten Auftrittsort schicken. Was macht einen guten Roadie aus? „Humor“, sagt er. „Wenn du mit der Band nicht Party machen kannst, hast du schon verloren.“ Dieser Aspekt des Jobs war für Hickey nie ein Problem. „Ginge es hart auf hart, würde ich mich sofort nackt aus­ ziehen und mit dem Baum da drüben Sex haben“, sagt er. Trotzdem: Du musst den Job gebacken kriegen, egal wie spät es die Nacht davor geworden ist. Und: Das Privat­ leben hat Nachrang. In Illinois wurde er einmal verhaftet – ­wegen einer Kleinigkeit, wie er grinsend sagt. Wenige Stunden nach seiner Entlassung saß er bereits wie­ der mit Type O Negative im Bandbus. Derzeit schreibt Hickey seine Auto­ biografie. Und freut sich auf den Festival­ sommer. Gerade wurde er zu einem MetalFestival in England eingeladen. Aber: ohne Auftrag zu einem Festival fahren, einfach als Gast? Das geht nicht. „Ich hab schon zwei Bands kontaktiert und ihnen meine Hilfe angeboten“, sagt er. Wer wie Hickey sein Leben dem Rock ’n’ Roll ver­ schrieben hat, kann nicht anders.

„ Wenn’s hart auf hart ginge, würde ich mich auf der Stelle nackt ausziehen und mit dem Baum da ­drüben Sex haben.“

Jef Hickeys Autobiografie „I Thought You Were Dead“ erscheint demnächst. News: www.facebook.com/ jef.hickey

text: Caroline Ryder. bilder: Chris McPherson, GETTY IMAGES (4)

Geburtsort/-datum 14. Mai 1968, Milford, Massachusetts, USA


B U L L E VA R D

MEINE WELT

STEVE CARELL

Einer der lustigsten und sympathischsten Comedians ist definitiv keine „40-Year-Old Virgin“ mehr, wie seine Erfolgskomödie von 2005 im Original hieß: Workaholic Steve Carell wird am 16. August fünfzig.

NESTHÄKCHE N

BI G BU SIN

ES S „Ich denke viel über Erfo lg nach, weil es mir seltsam vorkommt, dass ich erfolgreich bin“, meinte Carell 2010. In dies em Jahr kassierte er 15 Millionen Dollar Gage pro Film. Die persönliche Kasse ließ auch sein e Darstellung eines modernen Noah klingeln . Bei seinem Kinostart im Jahr 2007 war „Evan Allm ächtig“ übrigens der elftteuers te, allerdings der nur 4011.-lu stigste Film der Geschichte – und geriet zum Flop.

Steven John Carell wurde am 16. August 1962 in Concord, rund 30 Kilometer nordwestlich von Boston, als jüngster von vier Brüdern geboren. In einem Interview mit dem „New Yorker“ verriet Mutter Harriet: „Bei der Erziehung unserer ersten drei Söhne waren mein Mann und ich unlocker. Anders bei Steven … bei ihm waren wir entspannt und hatten richtig Spaß miteinander.“

COMEDY STATT RECHT

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Sein Bühnentalent stellte Steve bereits bei Schulaufführungen und während seines Studiums in Theatergruppen unter Beweis. Ursprünglich wollte Carell ja Jus studieren, doch seine Eltern rieten ihm, doch etwas zu tun, was er „wirklich“ wollte. 1987, als Steve in Chicago lebte, trat er der ComedyTruppe „Second City“ bei, der neben anderen Bill Murray, Mike Myers und Tina Fey angehörten.

TEXT: PAUL WILSON. ILLUSTRATION: LIE-INS AND TIGERS

GE NI ALE RE PO RTAG

Die Darstellung liebenswürdiger Durchschnittsbürger gilt als Carells Spezialgebiet. Doch er kann auch anders: Er brillierte als schwuler Akademiker in „Little Miss Sunshine“ ebenso wie in „Dan – Mitten im Leben!“ als alleinerziehender Vater dreier Söhne. 2004 drehte er – wenn auch nur in einer kleinen Rolle – mit Woody Allen in „Melinda und Melinda“.

GRI ECH ISC HE TRAGÖD IE

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Carells bisheriger Karrieretiefpunkt war 1997 die Rolle eines durchgeknallten griechischen Hoteldirektors in der Sitcom „Over the Top“ (nur drei der zwölf Folgen wurd en ausgestrahlt). Bei einer Award-Show 2006 zitierte Carell einen Kritiker: „Ich stand in einer Kühlhalle eines Leichenschauhauses voller Toter . Ich habe gesehen, wie man einem Mann seine Kopfhaut über die Nase zog. Aber seit der Prem iere von ,Over the Top‘ weiß ich, was wahrer Horro r ist.“

Carell Nancy Bei „Second City“ lernte sie heirateten – en lieb und nen Walls ken York, nachdem New h und zogen 1995 nac TV-Comedyder bei Job n eine ell Mrs. Car alten hatte. erh “ Live ht Show „Saturday Nig cond City“„Se r tere wei ein hl pfa 1999 em t, Carell als KorresKumpel, Stephen Colber htensatire „The Daily hric Nac USder t ponden Carell seine genialen te tier Show“. Dort präsen Reportagen bis 2005.

ROLLE N FÜRS LEBEN

Den Durchbruch im Filmgeschäft verdankt der Comedian zwei Rollen im Jahr 2005. „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ kam drei Tage nach seinem 43. Geburtstag ins Kino. Darin spielte Carell einen liebenswürdigen Nerd, der spät, aber doch seine große Liebe findet. Im selben Jahr startete die erfolgreiche Fernsehserie „The Office“; für die Hauptrolle erhielt Carell 2006 den Golden Globe.

BÜROALLTAG „The Office“ ist ein Ableger der gleichnamigen britischen Comedy-Serie von Produzent und Hauptdarsteller Ricky Gervais. Dieser legte die Rolle des selbstgefälligen Bürochefs ziemlich unsympathisch an. Ganz anders verkörperte Carell diesen Charakter und verhalf damit der US-Version zum Durchbruch. Im Mai 2012 wurde die Produktion einer neunten Staffel – der zweiten ohne Carell – bekanntgegeben.

VERZAUBERT

Mit Herbstbeginn kommen gleich zwei neue Carell-Filme ins Kino: Auf „Seeking a Friend for the End of the World“ folgt eine Woche später „Hope Springs“. 2013 wird Carell an der Seite von Will Ferrell in einem neuen „Anchorman“-Streifen zu sehen sein und sich mit Jim Carrey in „Burt Wonderstone“ ein Duell unter Magiern liefern. Der Teaser zu „Anchorman 2“ zu sehen auf: www.funnyordie.com

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FORMELSAMMLUNG

WINDSPIELE

BETRACHTUNGEN AM FESTLAND … Oft liest man, Segelboote können schneller sein als der Wind. Ja, das stimmt, doch gilt das nur für Boote mit geringem Wasserwiderstand: Ein Extreme-40-Katamaran kann bei einem Wind von 28 Knoten (52 km/h) bis zu 40 Knoten (74 km/h) erreichen. Intuitiv würde man meinen, dass der Katamaran mit Rückenwind („vor dem Wind“) am schnellsten ist. Das Boot wird dann von der Luft geschoben und kann somit maximal so schnell sein wie diese. Um das „Schneller-als-der-Wind-Segeln“ zu verstehen, bedarf es dreier Überlegungen und einiger Vektoren. Bleiben wir bei den obigen Tempoangaben und nehmen wir an, dass der Katamaran unter 90° zum Wind segelt, also mit „halbem Wind“. Schritt 1 (Abb. 1): Ermittlung des „scheinbaren Windes“. Den Wind, den man auf einem vor Anker liegenden Boot wahrnehmen würde, nennt man „wahren Wind“ (in unserem Fall beträgt dessen Geschwindigkeit vwW = 28 kn). Weil sich der Katamaran bei der Fahrt durch die Luft bewegt, entsteht zusätzlich Fahrtwind (vFW = 40 kn). Beide Windgeschwindigkeiten addieren sich zum „scheinbaren Wind“, den man mit dem Satz des Pythagoras berechnen kann: vschW = √ v²wW + v²FW ≈ 49 kn. Dieser Gesamtwind ist für den Segler spürbar und bestimmt Kurs und Segelstellung. Schritt 2 (Abb. 2): Ermittlung der Gesamtkraft am Segel. Der Antrieb kommt nun anders zustande als beim Segeln vor dem Wind. Weil sich das Segel wölbt, wirkt es wie eine senkrecht stehende Tragfläche. Es entstehen Luftwiderstandskraft (FW) und Auftriebskraft (FA). Letztere weist unter 90° zum scheinbaren Wind parallel zur Wasseroberfläche. Schritt 3 (Abb. 3): Ermittlung der Vortriebskraft. Die Gesamtkraft, die durch den Wind am Segel entsteht, wirkt über den Mast auf den Katamaran. Sie kann in zwei Komponenten zerlegt werden: in eine Querkraft, die durch Schwert und Ruder abgefangen wird und für die Vorwärtsbewegung keine Rolle spielt (sie führt allerdings zur spektakulären Schlagseite, der Krängung), und in eine Komponente in Fahrtrichtung, den Vortrieb. Diese relativ gesehen kleinere Komponente ist es, die das Boot gegen die Intuition auf mehr als Windgeschwindigkeit beschleunigen kann. Diese Vortriebskraft ist nämlich größer, als wenn der Katamaran vor dem Wind segelt – geringen Wasserwiderstand vorausgesetzt. … UND AUF (HOHER) SEE „Den größten Speed erreichen Extreme-40-Katamarane bei halbem Wind, der gleichmäßig sein sollte“, sagt Doppel-Olympiasieger Roman Hagara, „und bei minimalem Wasserwiderstand. Das bedeutet ruhiges Wasser und einen möglichst geringen Reibungskoeffizienten beider Bootsrümpfe. Letzteres erreicht man mit Nano-Beschichtungen. Mittlerweile tüftelt man auch an speziell gebogenen Schwertern. Diese sorgen für immensen Auftrieb. Inzwischen gibt es Boote, die über die Oberfläche schweben, nur über Schwerter und Ruder mit dem Wasser verbunden.“ www.extremesailingseries.com * Mag. DDr. Martin Apolin, 47, Physiker und Sportwissenschaftler, arbeitet als AHSLehrer und Lektor an der Fakultät für Physik in Wien und ist mehrfacher Buchautor.

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TEXT: MARTIN APOLIN. BILD: ROB TRINGALI/RED BULL CONTENT POOL. ILLUSTRATION: MANDY FISCHER

Schneller segeln als der Wind? Kein Problem, sagt der Physiker* und erklärt uns, wie das geht.


2. Juli 2011, Hafen von Boston: Roman Hagara, Hans-Peter Steinacher und ihr Team segeln beim vierten von neun Saisonbewerben der Extreme Sailing Series hart am Wind.


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ZAHLEN DES MONATS

MYTHOS MARILYN

Stotternd vor der Kamera, erstes Playmate der Welt und eine knallharte Verhandlerin: aus Anlass von Marilyn Monroes 50. Todestag einige Zahlen von 12 bis 5,6 Millionen.

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2009 tauchte brisantes Filmmaterial auf. Darauf zu sehen: Monroe, eine vermeintlich verbotene Substanz inhalierend. Das 4-Minuten-Filmchen, aufgenommen von einer Freundin des Stars, erwarb sogleich ein US-Dokumentarfilmer – um 275.000 Dollar. Nicht der einzige astronomische Preis für eine Marilyn-„Reliquie“: Bei einer Auktion 2010 brachte ihr Schulzeugnis 21.250, ihre Röntgenbilder gar 45.000 Dollar. Unter den Hammer kam 2011 auch ihr legendäres weißes, nicht windfestes Kleid aus „Das verflixte siebente Jahr“. Kaufpreis: 5,6 Millionen Dollar. Käufer: anonym.

Große Liebe: Joe DiMaggio

20.000 1947, nach ihrer ersten Filmrolle, posierte Monroe für Nacktfotos, deren Rechte ein junger Mann um 500 Dollar erwarb: Hugh Hefner. Sechs Jahre später erschien die erste „Playboy“-Ausgabe in den USA. Mit Marilyn am Cover und (in freizügiger Pose) im aufklappbaren Mittelteil. Die damals 27-Jährige wurde das allererste Playmate des Monats. 2007 ließ Hefner 20.000 Exemplare jener „Playboy“-Ausgabe nachdrucken. Einige davon sind heute noch auf eBay zu ersteigern.

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„Es war schrecklich, die Produzenten brüllten mich an“, sagte Marilyn über ihre ersten Filmszenen. Bis zu 59 Mal musste sie ihre Parts wiederholen, ehe Sprachfluss und Artikulation stimmten. Denn die Schauspielerin stotterte, sobald sie nervös wurde. Abhilfe schuf schließlich eine Sprechweise mit gehauchten Vokalen, die später zu ihrem erotischen Markenzeichen wurde. Beispiel: das Ständchen anlässlich von Präsident John F. Kennedys 45. Geburtstag – nachzuhören auf YouTube.

Röntgenbild um 45.000 Dollar

94/58/89 (1952)

Hugh Hefner 1960

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Die Rolle des blonden Dummchens wurde dem Weltstar mit der Zeit zu platt. Trotz ihres bestehenden Vertrags mit 20th Century-Fox weigerte sie sich 1954, vor die Kamera zu treten. Unzählige Gerichtsverfahren folgten, bis Fox nach zwölf Monaten schließlich nachgab: Ein neuer Vertrag räumte der Monroe fortan mehr kreative Mitbestimmung ein. Der erste unter diesen Bedingungen produzierte Film „Bus Stop“ bescherte Marilyn sogleich Kritikerlob und die erste Golden-Globe-Nominierung.

20 Nach wie vor halten viele Joe DiMaggio für Marilyns große Liebe. Auch wenn die Ehe mit dem Baseball-Superstar kaum ein Jahr überdauerte. Nach ihrem Tod kümmerte sich DiMaggio nicht nur um die Beerdigung, er veranlasste auch, dass dreimal die Woche rote Rosen an Marilyns Grab geliefert wurden. Insgesamt 20 Jahre lang.

www.marilynmonroe.com

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TEXT: ARKADIUSZ PIĄTEK. BILDER: CORBIS (3), GETTY IMAGES, PICTUREDESK.COM, ACTION PRESS

Hätte Marilyn Monroe im Jahr 2012 eine Chance als Model? Wohl kaum. Denn die Konfektionsgröße des Sexidols schwankte von 38 bis 42 – nach heutigen Modelbegriffen „Übergrößen“: „Ich würde mich killen, wenn ich so fett wäre“, lästerte Model Liz Hurley in einem Beauty-Magazin. In der Tat haben aktuell angestrebte weibliche Maße eine deutlich geringere Dimension: Models, die heute über Laufstege flanieren, tragen Größe 34, also „sehr schlank“.

5.600.000



Küss die Hand

Seine Models tragen Pelz und Horn und haben Menschen mit Kamera zum Fressen gern. Benny Rebel hat trotzdem kein Problem mit dieser Art von Zuneigung: Der Deutsche pirscht sich ­näher an wilde Raubtiere heran als jeder andere Naturfotograf. Text: Manuel Kurzmann, Bilder: Benny Rebel


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Benny Rebel

1968 im Iran geboren und dort aufgewachsen, zog er 1987 nach Hannover. Nach einer Ausbil­ dung zum Feinmechaniker inten­ sivierte der leidenschaft­liche Tierschützer interesse­halber sein Verhaltensstudium der ­Tiere. Mitte der neunziger Jahre begann Rebel, seine Reisen foto­ grafisch zu dokumentieren. Im Jahr 2000 gestaltete er in ­Hannover seine erste Foto­ ausstellung mit dem Titel „Too Beautiful to Die“: Sie war der Startschuss zu einer erfolg­ reichen Karriere. 2002 und 2003 wurde Rebel beim weltgrößten Fotowett­ bewerb „Trierenberg Super ­Circuit“ zum besten Naturfoto­ grafen gewählt. Es folgten zahl­ reiche Publikationen in Büchern, ­Kalendern und Magazinen sowie Fernsehauftritte. Seit einigen Monaten veranstaltet Benny ­Rebel alternative Fotoreisen, auf denen er Tierlieb­haber an seinen Abenteuern teilhaben lässt. www.benny-rebel.de

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„Es gibt auch psychisch gestörte Tiere“ Benny Rebel über die Anziehungskraft seiner Bilder und seine goldene Überlebensregel. red bulletin: Wie nähert man sich Wild- und Raubtieren, ohne dabei attackiert zu werden? benny rebel: Man muss akzeptieren, dass jedes Lebewesen einen eigenen Charakter hat. Es gibt zum Beispiel Tiere, die psychisch gestört sind: Von denen sollte man sich fernhalten, weil sie aggressiver reagieren als ihre Art­genossen. Das gilt auch für kranke Tiere oder für Weibchen, die gerade Junge bekommen haben. Bevor ich zur Kamera greife, stelle ich mir immer dieselbe Frage: Was will mir mein Gegenüber mit seiner Körpersprache vermitteln? Ich versuche, von den Tieren zu lernen. Das ist der einzige Grund, warum ich noch am Leben bin. Was macht Ihre Fotos so speziell? Ich habe das Weitwinkelobjektiv in der Tierfotografie etabliert. Früher saßen die Kollegen häufig mit Tele­ objektiven in ihren Jeeps und fotografierten aus einem ­Sicherheitsabstand von hundert Metern. Durch den Gebrauch von Weitwinkelobjektiven bekommen die Bilder eine größere Schärfentiefe – und der Betrachter fühlt sich in meine Situation versetzt. Wann haben Sie Ihre Liebe zu Tieren entdeckt? Schon als Kind. Mit sieben, ich war damals Pfadfinder, habe ich zum Beispiel Giftschlangen gefangen, um sie als Haustiere zu halten. Es kam oft vor, dass meine Familie panikartig aus dem Haus rannte, wenn ich mit meinen Fundstücken ankam. Wie fanden Sie Ihre Berufung als Tierfotograf? Die Fotografie ist für mich nur ein Mittel zum Zweck – ich bin zuallererst Umweltschützer. Bis 1998 wusste ich gar nichts über diesen Beruf. Ich hatte auf meinen Reisen nur eine billige Plastikkamera dabei und knipste, was ich sah. Die Bilder waren grottenschlecht, doch ihre Entstehungsgeschichten haben viele meiner Freunde fasziniert. Ich verschlang deshalb binnen ­eines Jahres zweihundert Fachbücher und gewann bei einem Preisausschreiben meine erste Spiegel­ reflexkamera. Das war gewissermaßen der Start­ schuss für meine Karriere. 31



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Das jähzornige Krokodil

Krokodile wirken auf den ersten Blick träge und schwerfällig. Dieser Schein trügt: Die Räuber beobachten mögliche Beutetiere mit beispielloser Geduld, um im richtigen Moment blitzschnell zuzuschlagen. Eile tut nicht not: Hat sich ein erwachsenes Tier erst satt­ gefressen, kann es dank dieser R ­ eserve länger als ein Jahr überleben. Ich hatte die Ehre, eine dieser Kreaturen näher kennenzulernen. Freunde von mir betreiben in Südafrika ein ­Reservat, wo ich einige Monate als Ranger-Azubi arbeitete. Zu den Tieren im Wildschutzgebiet gehörte jenes große Krokodil, das auf dem Bild zu sehen ist. Es lebte mit anderen Artgenossen in ­einem weiträumigen Wasserloch. Die Wildhüter erklärten mir, dass dieses Reptil ein schlecht gelaunter Zeitgenosse sei und – sofern gestört – sofort angreife. Begegnungen mit ihm ­liefen stets wie folgt ab: Sobald jemand mit einem Stock gleichmäßig auf das Wasser schlug, nahm das Krokodil den Übeltäter aufs Korn. Dann ging es auf Tauchstation und schoss kurz darauf wie eine Rakete ans Ufer. Weil ich das Angriffsschema des Tiers kannte, traute ich mir nach einiger Zeit zu, ihm mit der Kamera zu begegnen. Trotzdem war die Gefahr groß, verletzt oder gar getötet zu werden. Inzwischen lebt das Tier nicht mehr im Reservat: Eine der jährlichen großen Fluten hat es mit sich fortgetragen. Technische Details: Kamera: Sony Alpha 900, Objektiv: Zeiss 16–35 mm f/2,8 bei 16 mm, Blende: 8, Zeit: 1/640 Sekunde, ISO: 200

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Meine Freundin Savanna Auf einer Expedition durch Südafrika besuchte ich ein Naturschutzreservat an der Grenze zum Krüger-Nationalpark. Die Inhaber präsentierten mir ein junges Gepardenweibchen, das sie großgezogen und Savanna getauft hatten. Das Tier verbrachte zwar die meiste Zeit im Busch, besuchte aber regelmäßig die Lodge. Der Grund: Savanna liebte Streicheleinheiten und schnurrte dabei wie eine Hauskatze. Es war faszinierend, zu beobachten, wie der Jäger Gnus oder Zebras erlegte und den Rest des Tages als Schoßtier verbrachte. Als Savanna später vier Junge auf die Welt brachte, flog ich sofort nach Afrika. Die Wildhüter hatten die Gepardenfamilie in einem Großgehege untergebracht, um sie vor Attacken anderer Raubtiere zu schützen. Savanna war entspannt, selbst wenn ich mich stundenlang in der Nähe aufhielt, um zu fotografieren. Für die Kleinen war ich ein toller Spielkamerad, weil ich nicht so schnell laufen konnte wie sie. Nach einigen Monaten wurden die Geparden ausgewildert, und eine Weile ging alles gut. Dann begegneten sie auf der Jagd einem Löwenrudel. Savanna wollte ihre Kinder schützen und bezahlte diesen Kampf mit ihrem Leben. Von den vier Jung-Geparden überlebten am Ende drei. Sie durchstreifen noch immer jenes Reservat, in dem ich sie als Babys kennenlernen durfte. TeCHnISCHe DeTAIlS: Kamera: Sony Alpha 900; Objektiv: Sony 70–400 mm SSM bei 90 mm; Blende: 6,3; Zeit: 1/320 Sekunde; ISO: 200

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Das hungrige Nashorn

Vor mehr als zwanzig Jahren kam ich in Kontakt mit Umweltschutzorganisationen und erfuhr so von den schreck­ lichen Missständen, die durch geld­­ gierige Firmen verursacht werden. Die Natur wird rücksichtslos zerstört, und bereits damals waren viele Tierarten aus Profitgier ausgerottet worden. Als ich anfing mitzuhelfen, diesen Irrsinn zu stoppen, waren vor allem Nashörner bedroht. Ihre Hörner wurden zu Dolchgriffen verarbeitet und zu chinesischer Hokuspokus-Medizin, die sexuell potenter machen soll – völliger Schwachsinn! Dieses Bild entstand während meiner Ranger-Ausbildung in Südafrika. Es herrschte Dürre, und wir waren gerade dabei, neben Wasserstellen Tonnen von Gras auszubreiten. Für die Nashörner überlebensnotwendig, da die Wildnis keine Nahrung mehr hergab. Wenn die Nashörner hungrig an­ kamen, mussten wir schnell das Feld räumen, um möglichen Attacken aus dem Weg zu gehen. Trotzdem wollte ich das Unmögliche wagen und sie aus nächster Nähe fotografieren. Ich pirschte mich Schritt für Schritt an ein Tier heran, das sich etwas abseits der Gruppe aufhielt. Gott sei Dank war es offensichtlich gut gelaunt und beachtete mich kaum. Als ich auf den Auslöser drückte, hätte ich das Horn des 3-Tonnen-Riesen mit ausgestreckten Armen berühren können. Technische Details: Kamera: Canon EOS-1V HS; Objektiv: Sigma 14 mm f/2,8 14 mm; Blende: 8; Zeit: 1/250 Sekunde; ISO: 100 (Diafilm, Kodak Elite extra color)

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Ein Objektiv für ein Foto

Vor einigen Jahren traf ich in der Namibwüste einen jungen Mann. Er suchte jemanden, der für die elterliche Lodge Werbebilder machen könnte. Im Gegenzug würde er mir einen halbzahmen Leoparden präsentieren. Am nächsten Tag fuhr ich zum ausgemachten Treffpunkt. Mir stand eine Begegnung mit der gefährlichsten aller Raubkatzen bevor, denn Leoparden sind unberechenbar und kaum zu zähmen. Also zog ich dicke Militärkleidung an und bereitete mich geistig auf mögliche Prankenhiebe vor. Beim ersten Treffen inspizierte mich der Leopard schon aus der Ferne. Dann sprang er mich an, zerfetzte meine Hose und schlitzte eine drei Zentimeter breite Wunde in mein Bein. Ich nahm die Verletzung ohne Regung hin. Die Woche darauf akzeptierte mich das Tier bereits als Gefährten. Manchmal stahl die verspielte Raubkatze sogar meine Kamera und verschwand damit in einem Dornenbusch. Zurück bekam ich sie nur per Tauschgeschäft: Ich fuchtelte mit Mützen oder Tüchern herum und erregte so ihre Aufmerksamkeit. Dann warf ich die Gegenstände möglichst weit von mir weg, um Zeit für meine Rückholaktion zu schinden. In einer ähnlichen Situation entstand dieses Bild: Der Leopard zerstörte mit einem Tatzenhieb die Frontlinse meines Objektivs, kurz nachdem ich auf den Auslöser gedrückt hatte. TeCHnISCHe DeTAIlS: Kamera: Canon eOS­1V HS; Objektiv: Sigma 14 mm f/2,8 14mm; Blende: 8; Zeit: ca. 1/250 Sekunde; ISO: 100 (Diafilm, Kodak elite extra color)

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DER

SPIEL DeMarcus Ware sitzt in der alten Kabine der Dallas Cowboys im Cotton Bowl Stadium. Es ist lange her, seit die Cowboys das letzte Mal hier gespielt haben – es ist heute ein verstaubtes Anhängsel der Texas State Fairgrounds, wie aus einem Roman von Ray Bradbury gefallen. Aber das Blau der Fliesen in den Duschen trifft immer noch haargenau das Blau des Sterns auf Wares Helm. Ware startet im viel weitläufigeren, neuen Cowboys­Stadion in seine achte NFL­Saison, dem glänzenden „Thunder­ dome“ im nahen Arlington. 110.000 Fans schreien dort für den Superstar unter den Linebackers. „Wenn du da unten stehst“, sagt Ware, „fühlst du dich wie ein Gladia­ tor.“ Und tatsächlich erinnert vieles an DeMarcus Wares Präsenz auf dem Spiel­ feld an einen martialischen Kämpfer. Wenn er zu einem seiner gefürchteten „Sacks“ ansetzt, hält Amerika den Atem an: Ein Sack ist jener Spielzug, mit dem der Linebacker einen Angriff der Gegner im Keim erstickt, indem er deren Quarter­ back hart attackiert – obwohl dieser von seinen Mitspielern verteidigt wird. Es ist eine Attacke ohne Rücksicht auf Verluste, seien es eigene oder fremde. Abgesehen von der Umgebung, in der sie jetzt spielen, sind Wares Cowboys im­ mer noch dieselben Cowboys wie zu den Zeiten im Cotton Bowl Stadium: Sie sind ein Team, das man innig liebt oder zu­ tiefst hasst; „America’s Team“ werden sie von ihren Fans gerufen, frei von jedem Understatement. Bei den Cowboys scheint die Zeit über­ haupt ein wenig stehen geblieben zu sein, ganz im Gegensatz zur National Football League, der US­amerikanischen Profiliga. Seit August 2011, als hunderte ehemalige 40

VERDERBER Linebacker ist die brutalste Position im American Football. DeMarcus Ware ist der beste Linebacker der NFL, der gefürchtetste, der gnadenloseste, der härteste. Zugleich ist DeMarcus Ware humorvoll und sanft, tiefgläubiger Christ und liebevoller Familienvater. Und: Er sorgt sich um seine Gegner. Wirklich. Text: Ann Donahue Bilder: Patrick Hoelck



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ach sechs Einsätzen in der prestigeträch­ tigen Pro Bowl, dem All-Star-Game im American Football, und 99,5 KarriereSacks, bei 193 Zentimeter Körpergröße und 119 Kilo Körpergewicht kann man sich DeMarcus Ware nur schwer in einem anderen Job vorstellen. Ihm selbst, versichert er, wurde aber erst in seinem letzten Jahr an der Troy University in Alabama klar, dass er eine Zukunft als Football-Star vor sich haben könnte: als die NFL-Talentscouts kamen, um ihn spielen zu sehen. „Damals steckte ich mitten in den Abschlussprüfungen“, sagt er. „Ich hatte um elf Uhr eine Prüfung, und um ein Uhr lief ich vor den Augen der Scouts. So ging es hin und her: Prüfun­ gen, Football. Aber ich wusste, da muss ich durch.“ Ware wurde 2005, nach seinem Abschluss in Wirtschafts­ informatik, von den Cowboys gedraftet. Gleich in seiner RookieSaison schaffte er acht Sacks – Rekord. In dieser Tonart ging es weiter: Saison für Saison erwischte er einen Quarterback zwi­ schen elf- und zwanzigmal. Er kratzte sogar an Michael Strahans Allzeit-Rekord von 22,5 Sacks in einer Saison aus dem Jahr 2001. In der Ära der Superstar-Quarterbacks machte sich Ware schnell einen Namen als Spielverderber: Er stampfte die Kerle einfach in den Boden. Alle. Man muss nur auf YouTube nach ­„DeMarcus Ware sacks …“ suchen, und man erhält Seiten voller Videos mit wenig abwechslungsreichen Titeln: „DeMarcus Ware sacks Mark Sanchez“; „DeMarcus Ware sacks Tom Brady“; ­„DeMarcus Ware sacks Eli Manning“; „DeMarcus Ware sacks Peyton Manning“. Und so weiter. Wenn Ware angreift, fliegen aber nicht nur Sanchez, Brady oder die Manning-Brüder durch die Luft. 2009 verletzte sich Ware im Spiel gegen die San Diego Chargers an der Halswirbel­ säule. Eine Nacht verbrachte er im Krankenhaus, ehe er Drew Brees ein paar Tage später zweimal sackte und damit die erste Saisonniederlage der New Orleans Saints besiegelte. Ware weiß, dass er seine Karriere mit seiner Gesundheit ­bezahlt: Sogar er, einer der Härtesten der Liga, gibt zu, dass zehn Jahre in der NFL das Maximum sind, was ein Körper ­ertragen kann. Er kennt die Geschichte von Randy White, dem Hall-of-Famer seiner Dallas Cowboys, der als „Manster“ bekannt wurde – halb Mann, halb Monster – und sich im April der Sammelklage anschloss: White leidet unter „kognitiven Beeinträchtigungen“, ­Gedächtnis und Sprachvermögen sind gestört, die Sinnesorgane ­lassen rätselhaft in ihrer Leistung nach. Macht sich Ware Sorgen um seine Zukunft, wenn er über Randy White und die anderen nachdenkt?

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„Ich kann mich nur um das Jetzt sor­ gen“, sagt er. „Ich lebe Tag für Tag, Spiel­ zug für Spielzug. Ich kann nur hoffen, dass alles gut für mich ausgeht. Es hat keinen Sinn, in die Zukunft zu blicken. Du bist hier, in der Gegenwart.“ Wares Sichtweise mag auch eine Konse­ quenz der Härten sein, die er in seinem bisherigen Leben schon erfahren hat. 2005 heiratete Wade, damals 23, seine Highschool-Liebe Tanique. In den folgen­ den drei Jahren durchlitt das Paar drei Fehlgeburten. Statt sich zurückzuziehen, gingen sie mit ihrem Schicksal an die ­Öffentlichkeit – um Fehl- und Totgebur­ ten von ihrem Stigma zu befreien, wie Ware sagt. Geholfen hat ihm, ergänzt er, aber vor allem sein tiefer Glaube. „Wenn man daran denkt, wie kurz das Leben ist und wie leicht du es verlieren kannst, dann brauchst du den Glauben an Gott. Nur Er kann dir durch solche schwierigen Situationen helfen“, sagt Ware. DeMarcus und Tanique haben mittler­ weile eine vierjährige Tochter, Marley, und den einjährigen DeMarcus Jr. Die Freude, mit der DeMarcus Ware Vater ist, wirkt ansteckend. Er kichert, wenn er vom Buffet im Stadion einen großen Schoko­ keks einsteckt, um ihn seiner kleinen Marley nach Hause mitzubringen. Wegen seines Verlusts, meint er, be­ komme sein Spiel eine tiefere Bedeutung. „Manchmal, wenn ich auf dem Feld stehe, denke ich an meine verlorenen Kinder“, sagt Ware. „Dann spiele ich für sie. Und ich spiele, so hart ich kann.“

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enn er spielt, ist er eine Natur­ gewalt. Dann kann DeMarcus Ware einen Typ von den Dimensionen des Pittsburgh-SteelersQuarterbacks Ben Roethlisberger – 1,95 Meter groß, 109 Kilo schwer – zu Boden

Sack zu: DeMarcus Ware (hinten) vs. Eli Manning

zusatzbild: getty images

Spieler und ihre Familien die Liga klagten, ist nichts mehr wie davor. Ihr Vor­ wurf: Die NFL hätte bewusst Informationen über die Langzeitschäden wieder­ holter Gehirnerschütterungen zurückgehalten. Football tötet, sagen sie, lang­ sam, aber sicher. Zuerst gibt der Körper auf; dann, oft erst Jahre nach dem Ende der aktiven Karriere, auch das Gehirn: Demenz, Depression, Alzheimer befällt die Hünen, die einst strahlenden Helden einer ganzen Nation. In den vergangenen eineinhalb Jahren haben sich drei ehemalige NFLStars das Leben genommen, erst im Mai schoss sich Junior Seau in die Brust, der ehemalige Linebacker der San Diego Chargers. Er war 43 und litt an ­Depressionen. Seine Begräbniszeremonie fand im Qualcomm-Stadion statt, über mehr als ein Jahrzehnt der Ort seiner Triumphe. 20.000 Menschen ­kamen, um sich von Seau zu verabschieden. Football-Stadien als Aufbahrungshallen … es kann kein klareres Indiz ­dafür geben, dass America’s Game in einer tiefen Krise steckt.


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werfen wie ein übelgelauntes Kind sein Spielzeug. Es sind kaum größere Gegensätze denkbar – hier der fürsorgliche, tiefgläubige Familienvater, dort der erbarmungslose Profi. Ware ist überzeugt, dass seine Entschlossenheit auf dem Feld n der Saison 2011/12 kamen die Dallas Cowboys nicht im Widerspruch zu seinem Glauben steht. Im Gegenteil. „Hat nicht über eine 8:8­Bilanz hinaus, acht Spiele man nicht eine Verantwortung für das, was Gott einem auf den gewonnen, acht Spiele verloren, und sie verpassten Weg mitgegeben hat?“, fragt er. „Ich gehe da raus und gebe alles, damit die Playoffs, nachdem sie gegen die New York weil ich weiß, dass ich das tue, wofür Gott mich vorgesehen hat.“ Giants in der National Football Conference East den Division­ Die Verletzungsbilanz eines x­beliebigen Football­Spiels – Ver­ Titel verloren hatten. Die Giants holten später die Super Bowl. stauchungen, Knochenbrüche, gerissene Bänder sind part of the Eine Möglichkeit zur Revanche kommt sehr bald, die Cowboys game – ließe sich vielleicht auch ein wenig anders interpretieren. spielen schon im allerersten Spiel der neuen Saison am 5. Sep­ Aber Sportpsychologen widersprechen da durchaus energisch: tember gegen die Giants. Im American Football, meinen sie, geht es nicht um Gewalt. Es Ware bereitet sich seit April auf die Saison vor. Sobald sie geht um punktgenaue Aggression im Dienste einer strategischen begonnen hat, addieren sich zu den Trainingseinheiten endlose Aufgabe. Eine Verletzung ist nicht das Ziel, das Ziel ist ein Spiel­ Videoanalysen: Ware studiert Videos von sich selbst, von Schieds­ zug – oder dessen Verhinderung. richtern, vom nächsten Gegner – und wie andere Spieler auf „Jemanden verletzen zu wollen, vorsätzlich, ist eine ganz seiner Position wie Jared Allen von den Minnesota Vikings oder andere Grundeinstellung als die der Spieler, die einzig an ihr Spiel Indianapolis­Colts­Linebacker Dwight Freeney gegen diese oder denken, an Technik und Taktik“, sagt Michael Gervais, Direktor jene Mannschaft gespielt haben. der Leistungspsychologie am Pinnacle Performance Center. Ger­ 45, manchmal 50 Stunden investiert Ware Woche für Woche vais arbeitet seit einem Jahr mit den Seattle Seahawks zusammen. „Der typische Spieler empfindet keinen in die Vorbereitungen – entsprechend sieht er das Spiel als Hass. Wer voller Wut an die Line geht, Chance, um zu zeigen, was er alles gelernt hat. „Das Duell findet nicht erst am Spieltag macht auch Fehler, das wissen sie. Die statt, es beginnt schon Tage davor“, sagt er. Spieler versuchen eher, Ruhe zu finden, Welche Quarterbacks für Ware besonders schwierig zu knacken sind? Er nennt zwei: um den Job, für den sie ihr ganzes Leben Michael Vick von den Philadelphia Eagles und Giants­Quarterback Eli Manning. „Michael trainiert haben, möglichst gut zu machen.“ Vick ist Linkshänder, daher ist er einer der wenigen Quarterbacks, die mich kommen Es liegt auf der Hand, dass Football sehen – und er kann auch schneller laufen als ich“, sagt Ware. „Eli Manning ist ähnlich gefährlich ist. Und dass Profi­Football wie – er ist zwar nicht so schnell, aber er ist wendiger in der Pocket (dem Schutzwall für den jeder andere körperbetonte Sport auf Quarterback aus Offensive Linemen; Anm.), und er spielt sehr gut.“ (Um den Begriff Top­Niveau langfristig nichts weniger ist „besonders schwierig“ einzugrenzen: Ware hat Manning in 14 Spielen neunmal gesackt. als der Gesundheit förderlich. Parallel „Abgesehen davon, dass er mich öfter gesackt hat als jeder andere, ist er ist ein netter dazu beginnt sich die Frage nach der Ver­ Typ“, gestand Eli Manning einmal in einem Interview mit der „Dallas Morning News“.) letzungsgefahr im American Football in juristische Spitzfindigkeiten zu verästeln: Die NFL stellte dazu in einer Aussendung zur Zeit der Sammelklage fest, dass sie „nie Spieler zu unnötigen Risiken beim eMarcus Ware stellt sich tapfer der Mono­ Football­Spielen aufgefordert“ habe. tonie des Fotoshootings. Er steht im Tun­ Ware meint, dass es Regeländerungen nel, der zum Spielfeld im Cotton Bowl geben muss und geben wird. Die NFL wird Stadium führt, und folgt den Anweisungen mehr Augenmerk auf die Sicherheit der des Fotografen. Zwei Zentimeter nach links, um das Licht besser Spieler legen, sagt er, zum Beispiel in der zu nutzen. Dann wieder einen Zentimeter nach rechts. Dann Verbesserung der Shoulderpads und Hel­ Der Weg zur Super dieser Gesichtsausdruck, dann jener. Er zieht sich einmal um, me. Und Ware sagt auch, dass er gerne mit­ Bowl XLVII (2013) Am 5. September 2012 ein zweites Mal und dann noch einmal – und es ist erst Mittag. helfen würde bei diesen Verbesserungen, startet die NFL-Saison Er lässt alles mit sich geschehen, mit dem Gleichmut eines bei Tests von Prototypen oder Ähnlichem. 2012/13 mit der Begegriesengroßen Teddybärs. Plötzlich aber scheint’s, als wäre es Wares Sport wird aber einen seiner nung der Dallas Cowdoch genug: Er verzieht sein Gesicht, schneidet wütende Grimas­ wesentlichen Reize immer aus Aggression boys und der New York sen und holt mit dem Helm aus, als wollte er ihn jeden Moment und Entschlossenheit beziehen, wie das Giants. In den folgenden in Richtung der Fotografen­Crew schleudern. Der Fotograf und Sportarten schon seit Jahrtausenden tun, 17 Wochen der Regular Season versucht sich sein Assistent gehen in Deckung, wollen schon Hals über Kopf von den Gladiatorenkämpfen bis zu Boxen jedes der 32 NFL-Teams flüchten … als Ware den Arm wieder senkt und ein breites und Martial­Arts­Kämpfen. in 16 Spielen für die Schmunzeln über sein Gesicht spannt und schließlich laut los­ „Du musst in jeder Situation ein guter Playoffs zu qualifizieren, lacht über seinen gelungenen Scherz. Sportsmann sein, hart und fair, aber Foot­ die am 7. Januar 2013 Er ist wieder der ruhige Mann, den der Fotoassistent während ball wird in seinem Innersten immer ein starten. des Shootings „American Sweetheart“ getauft hat. brutaler Sport bleiben“, sagt Ware. „Das In den Playoffs werden im K.-o.-System unter Das ganze Team lacht, DeMarcus Ware lacht. ist es, was das Publikum will. So ist das zwölf Teams jene beiden Und dann bitten sie ihn, für die Kamera wieder den Böse­ Spiel, so sind die Spieler.“ ermittelt, die am 3. Fewicht zu mimen. Denn das ist es schließlich, was die Fans von bruar 2013 im Superihm sehen wollen. dome von New Orleans

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DeMarcus Ware beim Tackling in Superzeitlupe: www.redbull.com/demarcusware

um die 47. Super Bowl kämpfen werden.

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DA S W E LT RE Die grausamste Route, das teuerste Material, die beste Crew: Das Volvo Ocean Race hat mit normalem Segeln so viel gemeinsam wie Ăœberleben mit Sterben. Willkommen zur herausforderndsten Regatta der Welt. T E X T: A L E X A N D E R M A C H E C K


ACTION

BILD: YANN RIOU

Die schnellste Yacht im Volvo Ocean Race 2011/12 war das französische Team Groupama: Hier kämpfen Martin Stromberg und Thomas Coville auf der vierten Etappe von China nach Neuseeland gegen die Elemente.

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as Prinzip des Volvo Ocean Race ist simpel: Nimm eine Rennyacht im Wert von neun Millionen Euro, setze die weltbesten Segler drauf und jage beide in einem 72.000-Kilometer-Marathon einmal um den Erdball. 2011/12 führte die Route in neun bis zu 22 Tage und Nächte dauernden Etappen von Spanien über Südafrika, die Vereinigten Arabischen Emirate, China, Neuseeland, Brasilien, die USA, Portugal und Frankreich ins Ziel nach Irland und damit durch alle Weltmeere, an die Küsten aller Kontinente und in sämtliche Klimazonen. Die Boote mit ihren Crews (jeweils zehn Segler und ein Medienmann, der live von Bord berichtet) werden in jedem Etappenhafen von Serviceteams erwartet, welche die zersegelten Schiffe wieder reparieren. Das Volvo Ocean Race (VOR) ist nicht nur sportlich extrem: Die Finanzierung eines einzigen Teams mit Chancen auf den Gesamtsieg verschlingt 50 Millionen Euro. Die Teammitglieder des 2011/12er-Rennens waren deshalb Angestellte internationaler Konzerne: PUMA Ocean Racing powered by BERG, Groupama Sailing Team, Abu Dhabi Ocean Racing, Team Sanya, Team Telefónica und CAMPER with Emirates Team New Zealand.

+ WER DARF AUF EINER VOLVOOCEAN-RACE-YACHT MITSEGELN? Andreas Hanakamp, zweifacher Olympiastarter und VOR-2008/09-Skipper: „Nur wenige Segler können so eine Yacht rennmäßig bewegen. Das ist genauso limitiert wie die Anzahl der Menschen, die ein F1Auto fahren können. Du musst dein Leben lang trainieren. Du brauchst die Instinkte, um mit der Gefahr da draußen umzugehen, seglerisch, aber auch in der Auseinandersetzung mit der Natur. Was hilft, ist eine Zusatzqualifikation – Segelmacher zum Beispiel, Bootsbauer, Kunststofftechniker, Strömungstechniker, Arzt. Tust du das alles zusammen lange genug auf sehr hohem Niveau, bekommst du vielleicht eine Chance, Volvo Ocean Race zu segeln.“ –

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1. ETAP PE STA RT: 5. N OV E M B E R 2 0 1 1 A L I CA N TE (ES P) – K A PSTA DT ( RSA )

Cr a s h t e s t i m A t l a n t i k 21 Tage, 12.000 Kilometer von Spanien über Brasilien nach Südafrika. Sturm. Wellen, hoch wie Häuser. Auf dem Boot von Abu Dhabi bricht der Mast. Sanya kollidiert mit Treibgut und schlägt leck. „Wir hatten Glück“, sagt Sanya-Skipper Mike Sanderson. Hätte das Hauptschott, die Trennwand im Rumpf, nicht gehalten, wäre die Yacht gesunken. + WER RETTET DICH, WENN DEIN SCHIFF UNTERGEHT? „3000 Kilometer vor der Küste hilft dir keiner. Helikopter haben nicht genug Reichweite, Motorschiffe als Begleitschutz halten in diesem Wellenchaos mit den Yachten nicht mit. Das ist wie beim Bergsteigen. Ab 7000 Meter Höhe kann dich auch keiner mehr retten. Du bist auf dich selbst gestellt. Die Einzigen, die dir helfen können, sind die anderen Ocean

Die Taktik entsteht im Bauch des Schiffs: Navigator Tom Addis (li.) und Steuermann Tony Mutter (Team Puma) analysieren die Wetterdaten und die Position der gegnerischen Schiffe.

Racer. Das Regelwerk sieht eine zeitliche Wiedergutmachung vor, wenn du einen Konkurrenten rettest. 2005/06 ist genau das passiert. Movistar ist gesunken, ABN AMRO 2 hat die Mannschaft aus dem Wasser geholt.“ –

Von sechs Booten beenden nur drei (1. Telefónica, 2. Camper, 3. Groupama) die erste Etappe aus eigener Kraft. Puma, Sanya und Abu Dhabi werden schwer demoliert auf einem Frachter nach Kapstadt gedampft. 50 Prozent Ausfallsquote führen zu Diskussionen in der Szene: Das Reglement erlaube zu waghalsige Lösungen, die Yachten seien zu hoch gezüchtet. + WARUM SIND DIE BOOTE NICHT ROBUSTER? „Das gehört zum Spiel. Robuster bedeutet mehr Gewicht. Mehr Gewicht heißt langsamer. Leichter wiederum bedeutet: Du brauchst viele Serviceleute und viel Material, um das Schiff nach jeder Etappe wieder zusammenzuflicken. Und viel Geld: 400 Kilo weniger Gewicht im Boot kosten dich etwa vier Millionen Euro zusätzlich an Servicekosten. Die großen Teams jonglieren mit 30-köpfigen Servicecrews und zwölf 60-Fuß-Werkstattcontainern von Etappenhafen zu Etappenhafen.“ –

BILDER: AMORY ROSS, IAN ROMAN

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Die Liste der Skipper des VOR 2011/12 ist aufgrund dieser Kriterien ein Who’s Who der Segel-Elite: mit dabei Olympiasieger wie Iker Martínez (ESP), Weltmeister und America’s-Cup-Teilnehmer wie Ken Read (USA), Weltrekordhalter wie Franck Cammas (FRA) und echte „Salzbuckel“, die ein VOR kurz unterbrechen, um schnell einmal die Frau fürs Leben vor den Altar zu führen. Der Neuseeländer Mike „Der Elch“ Sanderson hat das getan, beim Rennen 2005/06. Und flott genug, um die Regatta hinterher auch noch zu gewinnen. Die Boote vom Typ VO70 sind 21,5 Meter lang, maximal 5,7 Meter breit, 14,5 Tonnen schwer und erreichen Spitzengeschwindigkeiten von über 75 km/h. Von der Konstruktion her ist ein VO70 eine Rennjolle auf Steroiden. Am tiefsten Punkt des sieben Tonnen schweren Stahlkiels, 4,5 Meter unter der Wasserlinie, hängt eine mehrere Tonnen schwere sogenannte Kielbombe aus Blei. Der Kiel kann hydraulisch um bis zu 40 Grad zur Seite geschwenkt werden, jeweils in die Windrichtung. Diese Aktion zwingt das Boot, sich gegen den Winddruck aufzurichten und so viel Segelfläche wie möglich zu bieten. Vom Konzept her brutal und somit typisch für das VOR: Bläst der Wind mit maximaler Kraft in die Segel, presst er den Fuß des 31 Meter hohen Karbonmasts mit einer Gewalt von 50 Tonnen in den Rumpf.


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Hafen Kapstadt. Alle Boote sind eingetroffen und werden den Serviceteams übergeben. Die Segler bekommen 14 Tage Landurlaub. + WIE WERDEN BOOTE UND CREW WIEDER IN SCHUSS GEBRACHT? „Die Boote werden ausgeräumt und komplett zerlegt. Jedes Teil wird kontrolliert und bei Bedarf getauscht. Dies geschieht in U-förmigen Höfen, gebildet aus Containern. Der Freiraum zwischen den Containern wird überdacht und dient als Segelmacherwerkstatt. Die Boote werden auch komplett desinfiziert: Wenn elf Mann 22 Tage und Nächte auf engstem Raum wie Berserker schuften und leben, musst du mehr tun als ein bisschen sauber machen. 14 Tage Landurlaub klingt großzügig. Aber nur im ersten Moment: Die Jungs sind am Ende. Sie sehen um Jahre älter aus, wenn sie von Bord gehen.“ –

2. ETAPPE 11. DEZEMBER 2011 K A P STA DT ( R S A ) – A B U D H A B I ( VA R )

Im Huckepack vorbei an Piraten 22 Tage, 10.000 Kilometer von Südafrika über die Seychellen nach den Vereinigten Arabischen Emiraten. Zum Schutz vor Angriffen somalischer Piraten ändert die Rennleitung heimlich den Kurs. Die Teams legen einen Zwischenstopp mit Zwischenwertung in Malé auf den Malediven ein, werden auf einen bewaffneten Frachter geladen und in den Golf von Oman transportiert. Dort absolvieren sie den Rest der zweiten Etappe. Telefónica gewinnt vor Camper und Puma.

3. ETA PPE 13. JÄNNER 2012 A B U D H A B I ( VA R ) – S A N YA ( C H N )

S c h l a f l o s ü b e r d i e Bu c k e l p i s t e 22 Tage. 8500 Kilometer von den Vereinigten Arabischen Emiraten über Indien, Singapur, Vietnam und Kambodscha nach China. Die Piratengefahr im Arabischen Meer erfordert dieselbe Strategie wie auf

Gefahren wird rund um die Uhr, bei jedem Wetter und in einem Mehr an Möglichkeiten: Die kürzeste Route – hier das Team von Abu Dhabi – ist nicht immer die schnellste.


Vom spanischen Alicante ins irische Galway: Das Volvo Ocean Race 2011/12 f端hrte einmal um die Welt.


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Das Groupama-Boot in schwerer See auf dem Weg nach Frankreich. Der Bug sticht in eine Welle und verwandelt das Schiff für einen Moment in ein U-Boot.

der zweiten Etappe, nur umgekehrt. Sprint im Golf von Oman, per Frachter nach Malé, Neustart am 22. Jänner 2012. Durch Gewitter im Golf von Bengalen, danach in die Straße von Malakka, den 800-Kilometer-Schlauch zwischen Malaiischer Halbinsel und Sumatra. Slalom zwischen Frachtern, Tankern und unbeleuchteten Fischerbooten: Doppelte Aufmerksamkeit ist gefordert. In den Booten herrschen Temperaturen von über 40 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist enorm. + WAS IST ÜBLER: KALT-NASS ODER HEISS-NASS? „In den Tropen kommt der Moment, an dem sich die Mannschaft in die eisigen Zonen der Regatta wünscht. Kalt und nass hat man mittels guter Bekleidung und durch höheren Kalorienverbrauch (mehr arbeiten) gut im Griff, gegen heiß und nass ist man hingegen machtlos. Mehr als ausziehen geht nicht! Die Computer an Bord heizen noch zusätzlich ein, aber nicht genug, um die Luft zu trocknen.“ –

Die Flotte erreicht das Südchinesische Meer, nimmt Kurs auf Sanya. Die Boote bekommen steifen Wind genau auf die Nase. Sieben Tage lang schlagen die Wellen 24 Stunden pro Tag wie Vorschlaghämmer gegen die Karbonrümpfe und zerreiben die Crews wie ein Hobel den Käse. Schlafen? Ist nur was für Spezialisten.

BILD: PAUL TODD

+ GUTE NACHT BEI FULL SPEED „Eine VOR-Crew arbeitet im Rhythmus 4-on/4-off: vier Stunden Segeln, vier Stunden frei, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Du liegst in deiner Koje wie in einer brüllend gurgelnden Waschmaschine, gegen die ein Irrer von außen im Zehnsekundentakt mit dem Hammer drischt. Selbst wenn du müde genug bist, dass du trotz der Umstände vom Dösen ins Schlafen gleitest, kommt wie das Amen im Gebet ein ‚Rollercoaster Ride‘, und du knallst mit dem Kopf gegen den Rumpf oder das Rohr deiner Koje und bist wieder hellwach. Irgendwie erholst du dich trotzdem. Skipper und Navigator haben keinen Rhythmus; ihre On- bzw. Off-Phasen bestimmen das Wetter, die Konkurrenz und die Selbstausbeutung.“ –

Telefónica schafft als erste Crew den Sprung von der südchinesischen Buckelpiste und läuft als Sieger im Hafen des Badeorts Sanya ein. Seit dem Beginn der Regatta in Spanien haben die Ocean Racer 30.000 Kilometer hinter sich gebracht. Sie waren 65 Tage auf See und

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hatten 23 Tage frei. Drei der sechs Boote wurden so arg beschädigt, dass sie eine Etappe aufgeben mussten. Das spanische Team Telefónica hat alle bisherigen Etappen gewonnen und führt daher auch im Gesamtklassement vor Camper, Groupama, Puma, Abu Dhabi und Sanya.

4. E TA PP E 1 9. F E B R U A R 2 0 1 2 S A N YA ( C H N ) – A U C K L A N D ( N Z L )

Ei n e Wol ke, s o g r o ß w i e Te x a s 19 Tage, 9700 Kilometer von China über die Fidschis nach Neuseeland. Vor Rennbeginn wütet nördlich von Taiwan ein Taifun. Als das VOR aufbricht, ist der heftigste Wind zwar vorbei, er hat aber ein hysterisch aufgewühltes Meer hinterlassen. „Wir fallen wie Steine vom Rücken dieser steilen Wellen“, meldet Nick Dana von Bord des Abu-Dhabi-Bootes. Reißt ein Segel, wird mit einer Nähmaschine unter Deck repariert. Manche Reparaturen müssen händisch gemacht werden, bei gesetztem Segel und in vollem Tempo. Zu diesem Zweck muss einer der Männer auf den Mast. Puma-Skipper Ken Read meldet eine seltsame Beobachtung: „Es war Nacht. Wir waren flott unterwegs, da taucht auf dem Radar ein grüner Fleck in der Größe von Texas auf.“ Eine riesige Regenwolke über dem Ozean. Viel Wasser, null Wind, keine Chance, daran vorbeizukommen. Puma parkt sechs Stunden im Meer, der Rest des Feldes rast weiter. Groupama liegt vorne. Kurz vor dem Etappenziel beginnt der Bug wegzusacken. Ein Leck. 52

Aufgrund des Schlagens der Wellen löst sich die Außenhaut des Rumpfs ab. + WARUM SICH SCHIFFE HÄUTEN „Der Fachausdruck heißt ,delaminieren‘: Die Außenhaut splittert wegen der ungeheuren Kräfte, die auf das Material wirken. Du müsstest schon tausende PS in das Boot einbauen, damit es unter Motor genauso fährt wie unter Segel. Du hast also viel Masse mal Geschwindigkeit, sehr viel Energie, einen hohen Impuls … Schlag mit der flachen Hand mit voller Kraft auf das Wasser und multiplizier das mit einem sehr großen Vielfachen. Dann kriegst du eine Idee, was da abgeht.“ –

Trotz Loch im Boot gewinnt Groupama die vierte Etappe und schiebt sich gesamt an Camper vorbei auf Platz zwei.

5. ETAP PE 18. MÄRZ 2012 A U C K L A N D ( N Z L ) – I TA J A Í ( B R A )

D i e b r ü l l e nd e n V i e r z i g e r 19 Tage, 13.000 Kilometer von Neuseeland über den Pazifik in den eisigen „Southern Ocean“, rund um Kap Hoorn und weiter nach Brasilien. + WAHNSINN IM SÜDLICHEN OZEAN „Die meisten Erdbewohner haben sich ein Weltbild konstruiert, bei dem Europa, Amerika und Asien im Zentrum stehen, getrennt durch große Ozeane – Atlantik, Pazifik, Indischen Ozean. Diese Ozeane münden im Süden in ein Meer, über das wir nicht viel wissen und das für die meisten keine großartige Bedeutung hat. Volvo Ocean Racer sehen das anders: In ihrer Welt steht dieser riesige Ozean rund

Als die Volvo Ocean Racer aufbrechen, empfängt sie vor Neuseeland ein Sturm mit 120 km/h. Bei Abu Dhabi bricht ein Schott. Die restliche Flotte kämpft sich in Richtung Antarktis vor. Am 20. März werden von der PumaBesatzung zwei Schwerverletzte gemeldet. Thomas Johanson (FIN; olympische Goldmedaille 2000 im 49er-Segeln) kegelte sich die rechte Schulter aus. Bei Casey Smith (AUS) besteht der Verdacht auf Bandscheibenvorfall. Am 22. März geht es den beiden Patienten schon besser, berichtet Skipper Ken Read: „Thomas sieht wieder aus wie ein richtiger Mensch! Über Funk bekam er

BILDER: YANN RIOU

Der Schlaf der Erschöpften: Als wäre Dienst nach Vorschrift nicht schon hart genug, brach bei der Groupama vor Argentinien der Mast (re.).

um die Antarktis im Zentrum. Er beginnt mit dem 35. südlichen Breitengrad und wird rund um den Globus herum nur von einem Stück Land unterbrochen: der Südspitze Südamerikas, dem berühmten Kap Hoorn. Um beim VOR in den Südlichen Ozean zu gelangen, müssen dessen Randmeere befahren werden, das sind aber nur die Zubringerstrecken zum ernsthaften Segeln. Ab dem 40. Breitengrad beginnen die Roaring Fourties, danach kommen die Screaming Fifties. Die heißen so wegen des Lärms, den der Wind ab hier macht. Und dann taucht man ein in dieses besondere Grau des Meeres, die endlosen Weiten, die von den größten Vögeln der Welt, den Albatrossen, beherrscht werden. Die Kraft der Wettersysteme ist unbändig. Nimm zum Vergleich ein Sturmtief über dem Atlantik her. Das zieht über den Ozean, geht nach ein paar Tagen in Pension und stirbt über Europa. Ein Southern-Ocean-Tief rast mit Affentempo locker dreimal um den Planeten. Das ist die Region, in der in den alten Zeiten, in den Zeiten der großen Segelschiffe, Strecke gemacht wurde, wo man vom Atlantik nach Australien segelte. Diese ungebremsten Wettersysteme erzeugen wiederum gigantische Wellen, Liquid Himalayas, auf denen du endlos surfen kannst mit deinem Schiff. Ich kenne nur zwei Arten von Seglern: solche, die es immer wieder hierher zurückzieht, und solche, die da unter keinen Umständen hinwollen.“ –


ACTION

Steuermann, Trimmer, Segelmacher: Phil Harmer (Groupama) vereint die für ein Crewmitglied idealen Talente.

Anweisungen von unserem Arzt, wie er sich die Schulter selbst wieder einkugeln soll. Ihr hättet sein Gesicht sehen müssen! Zuerst Agonie, dann weit aufgerissene Augen und dann ein Ausdruck sprachloser Überraschung, weil der Schmerz schlagartig nachließ. Casey wiederum absolvierte eine Reihe von Übungen, um festzustellen, ob er sich vielleicht nur eine Muskelverletzung eingefangen hat. Die Experten erklärten uns, ihr erkennt das sofort: Ist es die Bandscheibe, brüllt er vor Schmerzen. Casey hat nicht gebrüllt.“ 26. März: Das Feld erreicht die Treibeisgrenze. Nach wie vor Windspitzen von 120 km/h und zehn Meter hohe Wellen. + WARUM TUT MAN SICH DAS AN? „Warum steigen Menschen auf den Mount Everest? Das VOR ist das anspruchsvollste Segeln, das überhaupt realisierbar ist. Du darfst über Monate mit den besten Seglern der Welt auf dem besten Boot der Welt Vollgas geben. Und auch die Gebiete, durch die du segelst, sind der Hammer! Die Strapazen, die Gefahr, all das ist dir bewusst, sobald du an Bord gehst. Stress haben wir nur wegen des Rennverlaufs.“ –

31. März: Die Crews von Groupama und Puma rauchen ihre Kap-HoornZigarren, der unter Seglern übliche Brauch, die Umrundung dieser berühmtesten aller Landmarken zu feiern. Am 5. April meldet ein geschockter Franck Cammas vom führenden Groupama-Boot per Funk: „Wir haben soeben unser Rigg verloren!“ Mastbruch. Groupama motort 100 Kilometer in den Hafen von Punta del Este an der Küste Uruguays und stellt einen Notmast auf. 7. April: Nach 19 Tagen, 18 Stunden, 9 Minuten und 50 Sekunden Plackerei und 13.000 monströsen Kilometern durch den Südlichen Ozean und um Kap Hoorn herum fährt Puma lediglich 12 Minuten vor Telefónica über die Ziellinie im brasilianischen Itajaí. Die Crew ist glücklich, aber hungrig: Eineinhalb Tage vor dem Ende ist die Verpflegung ausgegangen. + DIE LEGENDE VOM FRASS AN BORD „Ja, es stimmt, dass das VOR unglaublich anstrengend ist und alle Segler während des Rennens an Gewicht und Muskelmasse verlieren. Es stimmt aber nicht, dass die Verpflegung an Bord fürchterlich ist. Es

gibt Gerichte, die eher den englischen Gaumen erfreuen, etwa Cottage Pie, zur Unkenntlichkeit zerkleinert und zu Brei verrührt, aber für Mitteleuropäer mit viel Tabasco und Pfeffer reparierbar. Engländern (und ‚Verwandten‘ wie Kiwis, Aussies und Amis) wiederum erscheint Risotto mit Frühlingsgemüse tendenziell langweilig. Was hilft da? Richtig: Tabasco und Pfeffer. Der typische Menüplan auf einer VORYacht? Zum Frühstück Müsli oder Grießkoch, dazu Tee oder Kaffee und eine Handvoll Supplements (Vitamine, Mineralstoffe etc.). Mittags und abends eine Hauptmahlzeit, gefriergetrocknet und mit heißem Wasser zubereitet. Zwischendurch Riegel (Eiweiß, Kohlenhydrate) und Supplements. Einmal am Tag flüssige Ballaststoffe, um den Darm aktiv zu halten. Nach jeder Schicht an Deck einen Shake, um die Muskeln wieder aufzuladen. Dazu wird Meerwasser entsalzt und mit Pulver zu einem hypotonischen Getränk angerührt.“ –

Vier Tage nach Puma kommt Groupama ins Ziel. Abu Dhabi und Sanya haben aufgegeben; Sanya derart demoliert, dass man auch die 6. Etappe schwänzen muss. 53


ACTION Das Team Puma durchschneidet das Meer. Die schnellsten Yachten legen innerhalb von 24 Stunden mehr als 1000 Kilometer zurück.

22. APRIL 2012 I TA J A Í ( B R A ) – M I A M I ( U S A )

Ne r v e n kr ieg im Url a u b s pa r a d i e s 17 Tage, 8900 Kilometer von Brasilien durch die Karibik in die USA. Freundliches Wetter, Urlaubsstimmung: Der vermeintliche Spaziergang gerät jedoch zum Nervenkrieg. Schuld ist der ZiehharmonikaEffekt. Puma-Skipper Ken Read zieht im Wind dem Feld davon, kommt in eine Flaute und muss, in Führung liegend, in der Nacht vor dem Finish hilflos zusehen, wie Camper Meile für Meile aufholt – und dann selber hängen bleibt. Im Gesamtklassement bleibt alles beim Alten: Nach sechs Etappen führt Team Telefónica vor Groupama, Camper, Puma, Abu Dhabi und Sanya.

7. E TA PP E 2 0. M A I 2 0 1 2 MIAMI (USA) – LISSABON (POR)

R üc k e n s tu r m 12 Tage, 6500 Kilometer von den USA über den Atlantik nach Portugal. Zum Auftakt gibt’s einen Hurrikan. „Alberto“ bewegt sich mit Spitzen von 100 km/h auf die US-Ostküste zu. Die Volvo-Flotte setzt im Golfstrom rasch nach Norden, genau auf den Wirbelsturm zu. Groupama dreht als erstes Boot in den Wirkungsbereich des Hurrikans, rast derart unterstützt dem Feld davon – und schleift sich später auf dem Parkplatz auf dem Atlantik ein, als „Alberto“ die Luft ausgeht. 54

+ WARUM DER KÜRZESTE WEG MEIST NICHT DER SCHNELLSTE IST „VOR ist Schachspielen auf dem Wasser. Das Schachbrett umspannt ganze Ozeane, die Anzahl der möglichen Züge ist nahezu unendlich. Voraussetzung für dieses Spiel ist die Vorhersagbarkeit zweier Faktoren: Bootsleistung und Wetter. Ersteres hast du im Griff, das Wetter lässt aber viel Raum für Spekulation. Zwei Mann an Bord versuchen, das Boot durch diesen Unsicherheitsdschungel zu manövrieren, der Skipper und der Navigator. Zumindest einer der beiden hängt immer in den Tiefen der Yacht, um, fernab vom Tageslicht auf Computer starrend, aus einer Lawine von Wetterdaten die künftige Entwicklung vorherzusagen, mithilfe von Satellitenbildern und Lifedaten. Basis dafür sind globale Wettermodelle, die alle sechs Stunden von Mainframe-Computern berechnet und an die Flotte gesandt werden. Im Extremfall prescht ein Schiff daraufhin zunächst in die entgegengesetzte Richtung los und ist am Ende trotzdem als erstes im Ziel.“ –

Die Spitzengruppe des Gesamtklassements hat es mit dieser siebten Etappe durcheinandergewirbelt: Groupama führt nun vor Telefónica und Puma.

8. ETAP PE 1 0. J U N I 2 0 1 2 L I S SA B O N ( P O R ) – LO R I E N T ( F R A )

D e r Tr a u m z e r b r i c h t i m A t l a n t i k 5 Tage, 3600 Kilometer von Portugal über einen weiten Bogen in den Atlantik hinaus nach Frankreich. Es geht um die Wurst,

9. ETA PPE 1. JULI 2012 LO R I E N T ( F R A ) – G A LWAY ( I R L )

Sieger brauchen kein Fließwasser 1½ Tage, 900 Kilometer, für Ocean Racer also ein Katzensprung von Frankreich nach Irland. Groupama könnte gemütlich auf den vierten Platz segeln und den Gesamtsieg einfahren. Die Franzosen liefern sich jedoch bis ins Ziel einen Fight mit dem hier führenden Team Camper, landen in dieser Etappe auf Platz zwei, sind damit vor dem finalen Harbour Race im Gesamtklassement uneinholbar. Nach 248 Tagen und 78.000 Kilometern heißt der Sieger des Volvo Ocean Race 2011/12 Groupama vor Camper, Puma, Telefónica, Abu Dhabi und Sanya. Damit triumphierte ausgerechnet ein VOR-Rookie. Skipper Franck Cammas, 39, nebenbei Extrem-Rad- und -Skifahrer, Schwimmer und Bergsteiger, fuhr seine größten Erfolge bisher auf Mehrrumpfbooten ein, brach Langstreckenrekorde, etwa bei der Jules-Verne-Trophy für die schnellste Weltumseglung (in weniger als 49 Tagen), und gewann mehr als dreißig Hochseeregatten. Und das, obwohl der Sohn eines Lehrerehepaars gar nicht am Meer aufwuchs, in Aix-en-Provence – in einem Haushalt ohne Fließwasser. www.volvooceanrace.com

BILDER: YANN RIOU, IAN ROMAN

6. E TA P PE

alle Teams liegen dicht beisammen. 80 km/h Wind, sieben Meter hohe Wellen. Taktikschlacht, Speed alleine reicht jetzt nicht. Wer gewinnen will, darf keine Fehler machen – und muss peinlichst darauf achten, dass sein Boot heil bleibt. Telefónica ist vorne, dicht bedrängt von Groupama, plötzlich bricht bei den Spaniern das Ruder. Sie fallen zurück, holen wieder auf, da bricht das Ruder abermals. Telefónica schleicht Richtung Ziel. Im Gesamtklassement fallen die Spanier am Ende dieser Etappe zurück auf Platz vier. Aus der Traum vom Gesamtsieg!


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Action

ICH BIN

EINE self-

PROMO-

MASCHI Rapper, Beatboxer, Freestyler, Moderator: David Kohler alias Knackeboul ist in der Schweizer Medienund Musiklandschaft omnipräsent. Doch wer steckt ­hinter dem rastlosen, ewig fröhlichen Entertainer?

the red bulletin: Knackeboul, ich ­ hab von dir geträumt! knackeboul: Wirklich? Ja, aber es war ein zermürbender Traum. Du bist mir nur ausgewichen und hast mir keine Frage konkret ­beantwortet  … … genau das werde ich jetzt auch ­machen! (Lacht.) Im Ernst: Bist du hektisch und ­unangreifbar? Absolut. Ich bin halt überall ein bisschen am Mitmischen. Das kann hektisch ­wirken – und ist es auch. Leidet darunter nicht der Künstler ­Knackeboul? Außer Bligg und Stress bin ich wahr­ scheinlich der einzige Schweizer Rapper,

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der von seiner Tätigkeit leben kann. Eben weil ich mich auf andere Dinge einlasse. Aber künstlerisch gehe ich keine Kom­ promisse ein. Der Künstler leidet also nicht, er profitiert von der Vielseitigkeit. Wie sieht ein hektischer Tag in Knackebouls Leben aus? Morgen ist so einer: Heute Abend feiern wir erst mal den Abschluss der Dreh­ arbeiten von „Cover Me“, einer zwanzig­ teiligen Serie für das Schweizer Fern­ sehen. Morgen früh halte ich dann für die Schweizerischen Bundesbahnen einen mehrstündigen Rap-Workshop mit Kids ab. Danach ist ein Business-Meeting für ein neues Projekt angesetzt. Danach geht’s weiter zum Open Air in Aarberg, wo ich mit der Band auftrete. Stimmt es, dass du aus Terminstress auch mal einen Heli gemietet hast? Schon mehrmals. Bin aber nur halb stolz drauf. Ist ja nicht gut für die Ökobilanz. Aber bis jetzt haben sich die 1800 Fran­ ken für den Heli immer gelohnt: Das sind Tage, an denen ich an Firmenevents so viel einnehme, dass meine ganze Album­ produktion gesichert ist. „Babylon-Auf­ tritte“ nenne ich die. Ich setze da auf Quersubvention.

Text: Adrian Schräder Bilder: Dan Cermak

Free s t y l er Streck ihm einen Gegenstand ent­gegen, und er legt los: Die Schweiz kennt David Kohler alias Knackeboul als fröhlichüberdrehten Freestyle-Rapper und Beatbox-Phänomen. Bei jeder Gelegenheit – sei’s in der Sendung „Knack Attack“ auf dem Jugendkanal Joiz, ­während Firmenfestivitäten oder auf Tour mit Band – nutzt der Berner sein Talent, spontan Verse zu schmieden.


Ich will die Leute p acke n

u n d 端 ber zeu g e n . Ich w i ll, dass

sie sich auf mich einlassen.

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Action

Etwas unterscheidet dich von anderen vielseitigen Künstlern: Du vermischst alles. Du nennst dein Album „Moderator“, du rappst in „Knack Attack“ am Jugendsender Joiz, du bringst einen Werbesong als Single heraus, du nennst dich „Knäck“ und nicht David. Wieso? Weil ich eine Brand aufbauen will. Ich bin eine riesige Self­Promo­Maschine. Alles läuft unter dem Namen Knackeboul. Aber zugegeben, das mit „Pixelparty“, dem Werbesong für den Schweizer Teletext­ Dienst, war eine Gratwanderung. Das war doch keine Gratwanderung mehr! Du hast deine Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt. Halb so wild. Spätestens bei meinen Konzerten gleiche ich das Glaubwürdig­ keitskonto wieder aus. Der Song sollte zunächst gar nicht aufs Album. Ich habe eine Anfrage für die Kampagne bekom­ men. Also habe ich mich hingesetzt, einen verstaubten Beat genommen und zu schreiben begonnen. Das Resultat hat alle begeistert. So wurde ein Werbespot daraus. Den konnte ich als Clip für den Song benutzen. So rutschte das Lied aufs Album. Klopft etwa demnächst ein Joghurthersteller an und fragt, ob du über Pfirsich-Maracuja-Töpfchen rappen könntest? Nein, ich mache ja keinen Mainstream­ Sound. Das ist alles ein bunter Strauß Wahnsinn. Das mit „Pixelparty“ war schlussendlich eine musikalische Ent­ scheidung. Der Song war gut. Du wirkst immer aufgedreht und gut gelaunt. Kannst du die Fröhlichkeit anknipsen? Manchmal muss man das. Fröhlichkeit ist wichtig! Zweimal habe ich dich allerdings auch schon nachdenklich erlebt: bei dem Song „David & Knackeboul“, in dem du deine Jugend nachzeichnest, und in Szenen des Kinofilms „Chrigu“, in dem es um den Krebstod eines Freundes geht. Versteckst du dich hinter Knackeboul? Nein, sonst würde ich den persönlichsten Song nicht am Anfang meines Albums platzieren. Ich will schon, dass die Menschen auch die andere Seite meiner Persönlichkeit kennenlernen. Du bist in Portugal aufgewachsen, dann in die Schweiz gekommen, hast in ärmlichen Verhältnissen gelebt, bist gehänselt worden. Spiegelt sich die 58

M Is sION A R Aufgewachsen in Portugal als Sohn eines Missionars, kam David Kohler, Jahrgang 1982, erst im Alter von neun Jahren in die Schweiz – und lernte dort eine harte Realität kennen: eine alleinerziehende Mutter, vier Geschwister, Leben von der Sozialhilfe. Nur einige der Gründe für die Emsigkeit, mit der Knackeboul heute zu Werke geht.

Underdog-Story in deinem Schaffen wider? Du meinst, dass ich’s jetzt allen beweisen will? Vielleicht. Oder dass du das alles mit viel Arbeit verdrängen willst … Das mit dem Beweisen stimmt sicher ein Stück weit. Ich stand zudem immer gern im Mittelpunkt. Verdrängen will ich aber nichts. Ich hab mittlerweile auch ein gutes Verhältnis zu meinem Vater. Knackeboul hat auch eine nachdenkliche Seite, und er zeigt sie auf dem Album wie auch auf der Bühne. Dein Vater hat in Portugal als Missionar gewirkt. Hat das auf dich abgefärbt?

Die Frage hab ich mir natürlich auch schon gestellt. Ja, ich habe etwas Missio­ narisches an mir. Ich will die Leute über­ zeugen, ich will sie packen. Ich will, dass sie sich auf mich einlassen. Was ist die Mission? Ich will meine Art von Entertainment bekannt machen. Denn es wäre schön, wenn ich Leute aus meinem Umfeld nach­ ziehen könnte. Ich denke da an so eine Art Kreativzentrum. Filmer, Grafiker, Manager, Künstler, die sich pushen und Geld verdienen mit dem, was ihnen wich­ tig ist. Fühlst du dich als Berufsjugendlicher? Solche Fragen stell ich mir nicht. Ich fühle mich im Moment sehr ernst genommen. Diejenigen, die aus der Reihe tanzen, erledige ich mit einem Freestyle­Satz. Ich nehm sie aufs Korn und entwaffne sie verbal. Du giltst als einer der besten FreestyleMCs der Schweiz. Lässt sich dieses Talent überall einsetzen? Erstaunlicherweise schon. Das finden alle cool. Ob Zirkuszelt oder Firmenfest – du musst dem Publikum aber erst mal erklä­


Ob Zirkuszelt oder Firmenfest – d u m us s t

dem P u b l i k u m er s t m a l e r k lä r e n , wa s du da machst, und da n n aus dem

nichts einen guten Freestyle hinlegen.

ren, was du da machst, und dann aus dem Nichts einen guten Freestyle hinlegen. Früher habe ich das nicht so plakativ erklärt. Dann dachten die Leute oft: Der hat einen ganz ordentlichen Text geschrie­ ben. Dabei hatte ich alles improvisiert. Magst du diese Challenge? Ich kann schlecht nein sagen. Aber die Situation in einer Fernsehsendung wie

„Giacobbo/Müller“ oder „Knack Attack“ ist natürlich sehr künstlich. Kamera ins Gesicht, Scheinwerfer an, dann drei Minuten Zeit, um spontan lustig zu sein. Am besten gefreestylt hab ich früher im Bandraum: Ein guter Beat, ein Bier oder einen Joint in der Hand – jetzt kiffe ich schon lange nicht mehr –, und nach ein, zwei Stunden flutschte es so richtig. Hast du auch Auftritte vor lauter Schlipsträgern? Ja, auch. Und wie reagieren die dann so? Die drehen komplett durch. Auch bei schlechten Freestyles … Bei welchem Zuschauer oder welcher Zuschauerin wirst du nervös? Nur bei den Jungs von der Freestyle Convention aus Zürich. Von ihnen weiß ich, dass sie meine Tricks kennen. Was gibt’s da für Tricks? Jeder hat ein paar Standardfloskeln, auf die er immer zurückgreifen kann. Und die kennen meine Freunde halt. Ansonsten muss man schauen, dass man seine Blockaden einigermaßen umschiffen kann. Ich versuche Reime auf „Monitor­ box“ oder „Mikrofon“ zu vermeiden.

M Ult I tA l EN t Nach seinem Studium setzte Knackeboul zunächst voll auf die Musik-Karte. Heute moderiert er fürs Schweizer Fernsehen die Sendung „Cover Me“, tritt im Theater auf, baut flink Beats mit Mund und Loopgerät „Gudrun“ und flirtet mit der Werbebranche. Sein aktuelles Album „Moderator“ stieg in die Top Ten der Schweizer Album-Charts ein.

www.knackeboul.com

23. – 26. AUGUST – 2012 –

ORBITAL | NERO LIVE | MAGNETIC MAN SOULWAX | CLUESO & BAND | THE SHINS TOCOTRONIC | THE WOMBATS BLOODY BEETROOTS DJ SET | CROOKERS | SIMIAN MOBILE DISCO DJ SET | SBTRKT | FIRST AID KIT THE VACCINES | THE WHITEST BOY ALIVE | BEARDYMAN | GRANDADDY | FLUX PAVILION YANN TIERSEN | TINDERSTICKS | 7 DOLLAR TAXI | ME.MAN.MACHINE | WE LOVE MACHINES | BAUM MORE INFOS ON

WWW.ZURICHOPENAIR.CH


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DER BESTE

Den acht WRC-Titeln, 72 Laufsiegen, dem Podium in Le Mans und den zwei Siegen beim Race of Champions fügte Loeb jetzt auch X-Games-Gold hinzu.

Ds3 Xl

Travis Pastrana sprach eine Einladung zu den X Games aus, und in Frankreich begannen die Köpfe zu rauchen: die außergewöhnliche Geschichte 60


DAS BIEST

BILDER: GARTH MILAN/RED BULL CONTENT POOL, CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL CONTENT POOL

Citroën baute Loeb mit dem DS3 XL ein spezielles Auto für die X Games: Mit 545 PS ist es um gut 200 PS stärker als sein übliches Arbeitsgerät.

GaMes hinter dem stärksten Rallye-Citroën ever, mit dem Sébastien Loeb in Los Angeles beim RallyCross-Event zu Gold raste. Text: Ioris Queyroi/Rob LaSalle


D

er Unterschied hätte größer kaum sein können: auf der einen Seite des Fahrerlagers vor dem Staples Center in Downtown Los Angeles – Heimstätte der Clippers (Baseball), Lakers (Basketball) und des soeben gekürten StanleyCup-Siegers, der L. A. Kings – die CitroënMechaniker in ihren weißen Hemden, die ruhig am Auto arbeiten und sich nach jedem Testlauf intensiv mit i­ hrem Fahrer austauschen. Der ist kein Geringerer als der achtfache WRC-Weltmeister Sébastien Loeb. Für ihn ist alles neu: Nicht nur die X Games an sich, es ist Sébs erster Trip in die USA überhaupt. Direkt daneben logiert die Red BullCrew des zweifachen X Games RallyCrossGewinners Travis Pastrana: Für den Amerikaner ist es ein Heimspiel, er lacht und scherzt, lässt sich mit Fans fotografieren und ist überhaupt blendend aufgelegt. Er selbst hat Loeb zu den X Games eingeladen, „denn wir können nicht behaupten, dass bei den X Games die besten Piloten der Welt fahren, wenn Séb nicht am Start ist“. Loeb, der schon bei den 24 Stunden von Le Mans auf dem Podest gestanden und bei Formel-1-Tests Zeiten auf dem

Doch hier hatte Pastrana die Rechnung ohne seine Gegner gemacht: Schon im Vorlauf wurde er von einem Konkurrenten dermaßen brutal an die Wand gerempelt, dass sogar die Begrenzungsmauer verschoben und Pastranas Dodge mit der Nummer 199 irreparabel beschädigt wurde. Nichts wurde somit aus dem Duell der ­Giganten, was auch Loeb bedauerte: „Er hatte wirklich großes Pech. Es war nicht sein Fehler. Ich bin enttäuscht, dass wir nicht gegeneinander fahren können.“ Im Finale bliesen also neun andere Fahrer, RallyCross-Profis allesamt, zur Jagd auf den 72fachen WM-Laufsieger aus Europa, der noch nie zuvor ein RallyCrossRennen bestritten hatte. Gewohnt, nach Ansage seines Co-Piloten Daniel Elena durch die Wälder zu brettern, war er hier allein im Auto und musste versuchen, der Meute im Betonlabyrinth zu entkommen. Allen war klar: Bist du im Feld eingekeilt, wird es schwierig. Yves Matton, Chef von Citroën Racing: „Der Start ist im RallyCross sehr wichtig. Bei einer Rallye absolviert jeder Fahrer an einem Wochenende um die 20 Starts. Geht einer davon daneben, ist das keine Katastrophe. Misslingt hingegen der Start beim RallyCross,

Pastrana: „viel Glück, wir sehen uns auf der Strecke.“

von Paris, an sein neues Gerät zu gewöhnen. Séb: „Der DS3 XL hat 200 PS mehr als mein normaler DS3. Deshalb muss ich meinen Fahrstil umstellen.“ Dass diese Testfahrten zwischen zwei WM-Läufen stattfanden (die Loeb übrigens gewann), verdeutlicht, wie schnell und scheinbar mühelos der Franzose zwischen unterschiedlichen Autos wechseln kann („bloß schnelles Autofahren“, wir erinnern uns). Dabei sind die Unterschiede zwischen Rallye- und RallyCross-Auto beträchtlicher als von außen ersichtlich. Geboren wurde der stärkste Citroën DS3 aller Zeiten bei Citroën Racing, in Box 3 in der Montagehalle von Versailles-Satory. Die RallyeTechniker hatten sich für das Abenteuer X Games mit externen Fachleuten des schwedischen RallyCross-Spezialisten Kenneth Hansen Motorsports zusammengetan. Ein paar Tage bevor das Auto in die USA verschifft wird, dürfen wir Vincent und Martins bei der Arbeit zuschauen. Während Vincent am Kühlsystem des ­Turboladers arbeitet, schraubt Martins die Fahrgastzelle zusammen. In kauernder Haltung hantiert er mit einem Maßstab, dann baut er den Schalensitz ein. Olivier, der Chefmechaniker von Loebs Teamkollege Mikko Hirvonen, geht ihm zur Hand: „Wir versuchen, die Referenzmaße so exakt wie möglich einzuhalten, damit Sébastien in unserem Auto genauso sitzt wie in seinem World Rally Car.“ Ein kompliziertes Unterfangen, da viele Teile wie Hebel, Lenkrad oder Pedalerie von den WRC-Normen abweichen. Cyrille

RallyeCross à la X Games: vier Starter im Vorlauf, zehn im Finale; sechs Runden zu 1,1 Kilometern, Schotter und Asphalt, viele enge Kurven, weite Sprünge.

­ iveau etablierter F1-Piloten gefahren N war, ist keiner, der eine solche Herausforderung ablehnt: „Es macht für mich keinen großen Unterschied, welches Gerät ich unterm Hintern habe: Ist doch bloß schnelles Autofahren.“ Bei einem Kartrennen zwei Tage vor dem X Games RallyCross-Finale hatte Travis seinen französischen Freund um eine Hundertstelsekunde besiegt, „und am Sonntag folgt die Fortsetzung. Viel Glück, wir sehen uns auf der Strecke.“ 62

ist das Wochenende im Eimer.“ RallyCross-Autos ­haben zwar eine geringere Topspeed als ein World Rally Car, beschleunigen wegen ihres Leistungsplus aber besser: So leistet der 2-Liter-Turbomotor des RallyCross-Citroën DS3 XL 545 PS und beschleunigt den Wagen in 2,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das liegt auf Formel-1-Niveau. Im Vorfeld der X Games bekam Loeb gerade mal zwei Tage, um sich auf der RallyCross-Strecke von Dreux, westlich

Jourdan, Streckeningenieur Karosserie und Elsässer wie der Pilot selbst, nimmt als Versuchskaninchen Platz: „Jeder ­Wagen ist anders. Die Position von Sitz und Lenkrad muss auf den Millimeter ­genau passen. Befindet sich das Gaspedal nicht genau da, wo es sein soll, kann sich der Pilot bei Vollgas ganz arg vertun.“ Man muss kein Einstein sein, um zu ahnen, dass Citroën den Höllenritt im Wilden Westen nicht ein paar zusätzlicher Dollar wegen antritt. Cyrille Jourdan

Bilder: flavien duhamel/Red bull content pool, garth milan/red bull content pool, christian pondella/red bull content pool

Action


Ds3 Xl

Die Unterschiede zum RallyeModell DS3 WRC sind massiver, als die Optik vermuten lässt.

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BILD: JP. MESGUEN

MOTOR Das WRC-Reglement erlaubt 1600-cm³-Turbos mit 34-mm-Luftrestriktor, die X Games 2 Liter mit 45 mm. Unterschied: 320 zu 545 PS.

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GEWICHTSVERTEILUNG Bei den X Games gibt es keinen Beifahrer. Für bessere Gewichtsverteilung und Schutz bei Remplern liegt der Kühler beim DS3 XL hinten.

bringt es auf den Punkt: „Man fährt hin, um zu gewinnen.“ Was gäbe es Schöneres als einen Sieg bei den X Games … was für ein Marketingcoup: Ein Sieg beim wichtigsten Extremsport-Bewerb wird auf der ganzen Welt wahrgenommen. Vor allem in China sind die X Games äußerst populär, Sieger genießen Verehrung in PopstarDimensionen. Für einen Autohersteller stellt das verständlicherweise eine sehr interessante Bühne dar. Citroëns bekanntester Mitarbeiter hat diesen Auftrag verstanden: Sébastien Loeb übersteht die Vorläufe ohne Schramme. Im Finallauf gewinnt er den so wichtigen Start, bleibt das ganze Rennen über fehlerlos und fährt nach sechs Runden mit zwölf Sekunden Vorsprung ins Ziel.

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ZUSATZLÜFTER Der DS3 XL hat Ausschnitte mit zusätzlichen Ventilatoren in den hinteren Radhäusern. Was den Motor beim Warten auf den Start kühl hält.

lOeB: „200 Ps Mehr heisst fahrstil uMstellen.“ Ein Häuflein Europäer in weißen Hemden empfängt den X-Games-Sieger jubelnd im Fahrerlager. Doch der ist gelassen, wie schon das ganze Wochenende: Im Moment seines Triumphs denkt er an seinen Erzrivalen Marcus Grönholm, der im Training in eine Betonmauer eingeschlagen war und mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus liegt: „Ich kann mich nicht in dem Ausmaß freuen, wie ich möchte, solange

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KUPPLUNG Weil der Start bei den X Games so wichtig ist, verbaut Citroën im DS3 XL eine Kupplung aus Carbon: Trennt schärfer, hält aber nicht lang.

Marcus im Krankenhaus ist. Gute Besserung, alter Freund!“ Abgesehen davon war das Wochenende super, so Loeb: „Interessante Strecke, das Auto höllisch gut. Schon im Training habe ich gemerkt, dass ich schneller bin als die Konkurrenz. Bloß der Start war ein Unsicherheitsfaktor. Als ich nach der ersten Kurve vorn lag, machte ich mir keine großen Sorgen mehr.“ Die RallyCross-Spezialisten brennen nun auf Revanche. Allen voran Travis Pastrana. Doch Citroën-Sportchef Yves Matton hatte im Vorfeld bereits angekündigt: „Es handelt sich um ein einmaliges Unternehmen, eine Wiederholung ist nicht geplant.“ Vorläufig nicht, darf man als Fan hoffnungsvoll ergänzen. www.adac-rallye-deutschland.de

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Action

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Akte

Blani III Die unmĂśgliche Formation

FĂźnf Wingsuit-Skydiver und zwei Segelflugzeuge bilden ein Geschwader aus Mensch und Maschine: Die Chronologie eines Stunts, der lange Zeit als nicht machbar galt. Text: Manuel Kurzmann Bilder: Heinz Stephan Tesarek, Wolfgang Lienbacher

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Ein Hauch von Hollywood. Das Red Bull Skydive Team und das Segelflugteam Blanix bei ihrem bisher größten Coup.


Action

6.30

Morgendämmerung liegt über dem Flug­ platz Niederöblarn im Nordwesten der Steiermark. Es herrscht Bilderbuchwetter, nur ein paar verspreng­ te Wolkenfetzen treiben am Himmel. Während erster Motorenlärm die ­Stille durchbricht, überprüft Paul Steiner neben dem Rollfeld die Öffnungssysteme seines Fallschirms. Der Neunundvierzig­ jährige wirkt ein wenig abwesend, kon­ trolliert jeden seiner Handgriffe doppelt. „Mein Kopf ist voller Gedanken. Ich muss aufpassen: Diese innere Unruhe macht mich fehleranfällig“, sagt Paul. Er weiß, wovon er spricht. Über 4200 Mal hat der Skydiver den freien Fall ausgekostet. Heute will er seine Karriere mit einem Projekt krönen, an dem er seit 2010 ­tüftelt: Akte (Blani)X III.

Die Theorie. Pilot Ewald Roithner demonstriert den Formationsaufbau der Segelflugzeuge. Schaffen es die Skydiver, die 180 km/h schnell fliegenden Segler einzuholen?

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Die Kurzfassung: Paul plant, mit vier anderen Wingsuit-Springern und zwei ­Segelflugzeugen ein rautenförmiges ­Geschwader zu bilden – je ein Skydiver soll dabei neben den Tragflächen fliegen, ein weiterer zwischen den übereinander positionierten Seglern. Das Problem ­dabei ist auf den ersten Blick ersichtlich: Mensch und Maschine passen in der Luft so gar nicht zusammen. „Mit einem Segel­ flugzeug erreicht man bis zu 250 km/h, bei einer Sinkgeschwindigkeit von weni­ gen Stundenkilometern. Wir WingsuitSpringer fliegen normalerweise mit etwa 160 km/h, sinken dabei aber mit 80 km/h“, erklärt Steiner. „Das ist die Schwierigkeit: zwei grundverschiedene Objekte in einen Korridor zu bringen, in dem sie gemeinsam agieren können.“ Steiner stellte für sein Projekt ein Team zusammen, bestehend aus seinen vier Kollegen vom Red Bull Skydive Team und zwei Pilo­ ten des Segelflugteams Blanix. Schnell erkannte er, dass die Größe der Gruppe die Pla­ nung massiv beeinträchtigen würde: „Bei sieben Leuten mit verschiedenen Ideen dauert es ewig, bis man auf einen ­gemeinsamen Nenner kommt. Wir haben oft stundenlang diskutiert, selbst wenn es um so banale Dinge wie die pas­ senden Projekttermine ging.“ Allen Beteiligten war aber bald klar, dass sie ihr Material an die Grenze der Belastbar­ keit führen müssen. Das Grundproblem für die Skydiver: Um weniger Höhe zu verlieren, müssen sie sich an ihr Maximaltempo von 180 km/h annähern. (Auf­ grund des fehlenden externen Antriebs lassen Wingsuits ­keine schnelleren Flüge zu.) Zugleich müssen die Segelflug­ zeuge entgegen ihrem üblichen Flugverhalten 75 km/h schnell sinken, ohne dabei aber eine Geschwindigkeit von 180 km/h zu überschreiten. „Die Bestimmung eines Gleitwinkels, in dem Springer und Flugzeuge harmonieren, hat uns ­monatelange Rechnerei gekostet – und viele Nerven. Außerdem mussten wir auf ein perfektes Wetterfenster warten: Bei Aufwind und einer geschlossenen Wol­

Das Problem: Mensch und Maschine passen in der Luft nicht zusammen.


Die ersten Vorbereitungen. Paul Steiner und das Red Bull Skydive Team (groĂ&#x;es Bild, li.) beim Funktionalitäts-Check der Wingsuits. Noch ein kurzes Briefing (links unten), dann kann es losgehen.

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Hardware Blaník L-13 Das zweisitzige Segelflug­ zeug wurde 1956 von den tschechischen Flugzeug­ werken LET entwickelt. Der ursprünglich für Trainings­ zwecke eingesetzte Gleiter ist wegen seiner Robustheit und der hervorragenden Flugeigenschaften der meistgebaute Segelflieger der Welt. Technische Daten Länge: 8,40 Meter Spannweite: 16,20 Meter Leergewicht: 292 kg Höchsttempo: 253 km/h Bauart: Ganzmetall

Die Anflugphase. Nur wenige Meter trennen die beiden Segelflugzeuge. Die ­Piloten geben per Funkspruch das Signal „Blaník ready“.

kendecke brauchst du dich erst gar nicht in den Flieger zu setzen.“ Zumindest die Auswahl des Projekt­ namens Akte (Blani)X III nahm kaum Zeit in Anspruch. Er ist eine Anlehnung an die Fernsehserie „Akte X“, in der die FBIAgenten Mulder und Scully unerklärbare Phänomene enträtseln. „Ich habe mit dem Blanix-Segelflugteam schon zwei Stunts durchgeführt (siehe Infokasten „Wie alles begann“; Anm.), die viele Leute vorher für unmöglich gehalten hatten. Deshalb schien uns der Name auch dies­ mal passend“, sagt Steiner. Dann zwängt er sich in seinen Wingsuit und watschelt wie ein Pinguin in Richtung Flugfeld. Showtime.

180 Grad in die Rückenlage. Er fliegt jetzt am Limit, kämpft gegen die Fliehkräfte an. Martin Strimitzer hat seinen Kollegen über ihm im Auge, nur wenige Meter trennen die beiden Flugzeuge. Beide Pilo­ ten fahren ihre Bremsklappen bis zum Anschlag aus und erhöhen so ihre Sink­ geschwindigkeit, die Segler sind nun schwer zu steuern. Dann gibt Ewald per Funk das Signal: „Blaník ready“, kurz ­darauf folgt das von Martin. Über ihre Kopfhörer hören sie das Kommando „Exit, Exit!“ – die Freigabe für das Red Bull Skydive Team, das sich ein

9.00

Ewald Roithner und Martin Strimitzer vom Team Blanix klettern in ihre Segler. Die Piloten, die seit den frühen neunziger Jahren aktiv sind, haben zusammen an die 12.000 Flugstunden gesammelt. Augenblicke später werden sie von Schleppflugzeugen in die Luft gebracht. In ihrer Zielhöhe von 4000 Metern zeigt das Thermometer ­minus 18 Grad Celsius an, Martins und Ewalds Fingerkuppen werden taub. Kurz nach dem Ausklinken der Zug­ seile dreht Ewald seine Blaník L-13 um

Vor dem Absprung. Der Showdown wartet: Georg Lettner, David Hasenschwandtner, Paul Steiner und Michael Löberbauer (v. li.) vom Red Bull Skydive Team sind hoch konzentriert.

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Wingsuit Der mit Sto≠flächen aus­ gestattete Ganzkörperanzug ermöglicht Fallschirmsprin­ gern, große Distanzen in der Luft zurückzulegen. Durch Streckung der Arme und Beine spannt sich das Nylon­ kostüm zu einer straffen ­Fläche, was die Fallgeschwin­ digkeit verringert. Proto­ typen des Wingsuits wurden bereits Anfang der 1930er entwickelt, im Handel ist der Anzug seit 1998 erhältlich. Technische Daten Spannweite: 1,50 Meter Flügelfläche: 1,65 m² Leergewicht: ca. 1,5 kg Höchsttempo: 180 km/h Bauart: Nylon


Der Schritt ins Leere. paar hundert Meter über den zwei Segel­ fliegern an der Seitentüre des Pilatus-Por­ ter-PC6-Transportflugzeugs bereit macht. Im Idealfall sollten die Fallschirmspringer binnen weniger Sekunden zu den Seglern stürzen und eine Formation mit den Ma­ schinen bilden. Doch Martin verliert die Blaník L-13 über ihm aus den Augen. Er fliegt blind, fürchtet, dass sein Kollege

In der Luft bewegen sich Piloten und Wingsuitflieger permanent am Limit.

Ewald mit ihm kollidieren könnte. Außer­ dem sind noch irgendwo die WingsuitSpringer: Für sie wäre ein Zusammenprall mit den Flugzeugen bei einer derart hohen Geschwindigkeit lebensgefährlich. In ­Sekundenbruchteilen trifft Martin eine Entscheidung: „Abbruch, Abbruch!“, brüllt er in sein Funkgerät.

9.30

Paul Steiner zieht die Reißleine, atmet tief durch. Keine Fremd­ berührung, alles gerade noch einmal gut­ gegangen. Paul flog nur wenige Meter ­neben der Tragfläche einer Blaník, als sich die Formation auflöste. Zumindest seine Landung verläuft routinemäßig. Am Boden trifft Steiner seinen Kolle­ gen vom Red Bull Skydive Team, Marco Waltenspiel. Dessen Nase ist blutver­ schmiert. „Ich bekomme bei Sprüngen aus großer Höhe Nasenbluten. Mir geht es da oben dreckig“, erzählt Marco, der gerade

4000 Meter Höhe, minus 18 Grad, Windstille: Die Skydiver tropfen aus dem Absetzflugzeug, den Blick auf die Segelflieger unter ihnen ­gerichtet, die in Position gehen.

eine Grippe überstanden hat. Eine Woche lag er im Bett, während das Red Bull Sky­ dive Team zusammen mit den Segelflie­ gern in Slowenien auf Trainingslager war. Ein Ausfall von Waltenspiel hätte das Projekt zum Scheitern gebracht. „Es kotzt mich an, dass ich nicht dabei sein konnte“, meint Marco. „Aber ich fliege ja nicht das erste Mal in einem Wingsuit.“

17.00

In den vergange­ nen Stunden war wegen erhöhter Thermik Pause angesagt, nur bei absoluter Windstille ist ein Start möglich. Fallschirm­ springer und Piloten nutzten die Ruhe­ phase, um das Schockerlebnis vom Vor­ mittag zu analysieren. 69


Action

Geschafft!

Paul Steiner, Martin Strimitzer, Ewald Roithner, Georg Lettner und Marco Waltenspiel jubeln (v. li.). An den Zwischenfall vom Vormittag denkt keiner mehr.

Wie alles begann Akte (Blani)X I 2008 realisierten Paul Steiner und das Segel­ flugteam Blanix ihren ersten gemeinsamen ­Luftfahrt-Stunt. Steiner: „Ich habe die Jungs bei einer Flugshow kennengelernt. Wir führten eine hitzige Diskussion, ob ein Fallschirmspringer in der Lage sein kann, einen in Rückenlage fliegen­ den Segler zu reiten. Die Piloten hielten meine Idee zuerst für Wahnsinn, weil Rumpf und Trag­ flächen kaum Halt bieten.“ Steiner suchte wochenlang nach einer Lösung – und fand sie durch Zufall. „Ich sah zwei Arbeiter, die eine Glasscheibe mit daran klebenden Saugnäpfen trugen. Noch am selben Tag rief ich einen befreundeten Glaser an und borgte mir ein paar aus.“ Die Saugnäpfe waren das letzte Puzzleteil für die Umsetzung des Pro­ jekts. Sie wurden an der Tragfläche der Blaník L-13 montiert und dienten dem Skydiver nach Verlassen der Flugzeugkanzel als Griffe. Schlüsselmoment von Steiners Stunt in 1800 Meter Höhe: Als sich der Gleiter 180 Grad um die Längsachse drehte, kletterte er auf die Rück­ seite der Tragfläche, bei 160 km/h und einer Belastung von 2g. Als Höhepunkt saß er für fast 40 Sekunden auf dem Rumpf der Maschine. Akte (Blani)X II 2010 ließ sich Steiner erneut von einer Blaník L-13 chauffieren, diesmal in 2100 Meter Höhe. Dort kletterte er an den Rand der Tragfläche und stieg auf ein zweites Segelflugzeug um. Dabei berührte er stehend als menschliches Binde­ glied für einige Sekunden beide Gleiter. „Dass ich mich an beiden Fliegern festhalten könnte, war die Idee der Piloten Ewald Roithner und Kurt Tippl. Sie meinten, dass bei ihren engen Forma­ tionsflügen kein Mensch zwischen die Maschi­ nen passt. Ich habe gesagt: Das müsst ihr mir erst beweisen“, erzählt Steiner. Das Medienecho war groß: Es gab sogar einen Beitrag in der ABCShow „Good Morning America“.

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Mittlerweile hat sich der Wind gelegt, Akte (Blani)X III kann fortgesetzt werden. Das Team trifft sich zur letzten Bespre­ chung. Pilot Ewald Roithner meldet sich mit einer Änderung des Ablaufs: „Der Ab­ stand zwischen dem Absetzflugzeug und uns Segelfliegern muss geringer werden. So erhöhen wir die Chance, dass uns alle Fallschirmspringer rechtzeitig einholen können. Das hat letztes Mal einfach zu lange gedauert.“ Das Risiko dabei: Für die Fallschirm­ springer ändert sich der Gleitwinkel zu den Blaník L-13. Zeit zum Trainieren bleibt aber keine mehr.

17.30

Letzte Vorbereitun­ gen für den nächsten Versuch. Die Fall­ schirmspringer bilden einen Kreis, ein letz­ tes Abklatschen, dann steigt Paul Steiner in die Porter-Maschine, hinter ihm folgt

Georg Lettner. Er nimmt beim Forma­ tionsflug die risikoreichste Position ein: jene zwischen den beiden Blaník L-13. „Das ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn du zwischen zwei 300 Kilo schweren ­Gleitern herumturnst“, beschreibt er. Abflug. Georg sitzt schweigend am ­Seitenfenster der Pilatus Porter PC6. Alles, woran er jetzt denken kann, ist der Exit: Er wird der erste Skydiver sein, der das Flugzeug verlässt. Geschieht dies um den Sekundenbruchteil zu spät, sind die bei­ den Segelflieger bereits zu weit entfernt, um sie noch erreichen zu können. Der Porter-Pilot erteilt die Freigabe, Georg ist am Zug. Er öffnet die Seitentür, eiskalter Wind knallt ihm ins Gesicht. ­Georg hat die Segler unter ihm perfekt im Blick. Er tropft aus dem Flieger, dicht hin­ ter ihm folgen die anderen Springer. Die Bedingungen sind perfekt, es ist fast windstill. Georg steuert seinen Stoff­ anzug durch leichte Auf- und Abbewe­ gungen seiner Arme und Beine. Er nähert sich den Segelfliegern, gleitet zwischen sie. Nur Zentimeter neben den Tragflächen treiben die anderen Springer. Über vierzig Sekunden lang schwebt das Geschwader aus Mensch und Maschine am Himmel, in perfekter Choreographie. Vom Boden aus sind die Fallschirmspringer kaum erkenn­ bar, sind sie bloß fünf kleine Punkte, die neben den Flugzeugen treiben. Dann löst sich die Formation auf. Georg schreit seine Freude heraus, als sich sein Schirm öffnet. Die unmögliche Formation ist Realität geworden. www.redbullskydiveteam.com www.blanix.com

Rekorde sind immer Teamwork. Fünfzehn Spezialisten, fünf Flugzeuge und hunderte Stunden Vorbereitungszeit waren nötig, um das Projekt Akte (Blani)X III zu realisieren.


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7 Roswell, New 足Mexiko: der Startplatz von Red Bull Stratos aus der 足Vogelperspektive.


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Rund um Roswell

Klapperschlangen und Skipisten, Revolverhelden und Außerirdische, Dünen aus weißem Gips und ein Fluss ­namens Felix: Wir haben uns die möglichen Landeplätze­ für Red Bull Stratos rund um den Startort Roswell, New ­Mexico, vorab schon einmal angesehen. Text: Werner Jessner

Das ist Red Bull Stratos

bild: Predrag Vuckovic/Red Bull Stratos

Red Bull Stratos ist eine Mission an den Rand des Weltraums: Felix Baumgartner steigt dabei in einem Heliumballon auf 36.576 Meter auf und kehrt im freien Fall zur Erde zurück. Er wird dabei wertvolle Daten für die Wissenschaft sammeln und vier Weltrekorde aufstellen:

Im Februar interviewten wir Felix Baumgartner (1.1) und den US-Ameri­ kaner Joe Kittinger (1.2), der 1960 eine ähnliche Mission a­ bsolviert hatte. Im März haben wir uns Baumgartners Kapsel angesehen (2.1), sein Cockpit (2.2) und die Kameras an Bord (2.3). Im April drehte sich alles um den

­ eliumballon, der Baumgartner in die H Stratosphäre bringen wird – wie der ­Riese sich in die Luft erhebt (3.1) und wie Felix die Ballonfahrerlizenz (3.2) erwarb.

Im Mai stellten wir Felix’ Garderobe vor (4.1) und warfen einen Blick auf die Geschichte des Raumanzugs (4.2).

1. Überschall ohne Fremdantrieb 2. höchster Freifall 3. längster Freifall 4. höchste bemannte Ballonfahrt

Im Juni sprachen wir mit Jonathan Clark, dem medizinischen Direktor von Red Bull Stratos, über die Gefahren für Felix Baumgartners Körper (5.1) und ­unternahmen mit Sci-Fi-Autor Leo Lukas einen Trip nach Überworld (5.2).

Das Red Bulletin begleitet Red Bull ­Stratos hautnah und widmet sich jeden Monat einem Spezialgebiet, nachzulesen auch am iPad.

Diesen Monat schauen wir uns

Im Juli sprangen wir mit Skydiver Luke

Aikins (6.1), berechneten Felix’ Geschwin­ digkeit (6.2) und begleiteten ihn beim Testsprung aus 22 Kilometern (6.3). in Roswell um (7.0), jener Stadt, in der Red Bull Stratos abheben (und Felix ­hoffentlich wieder sicher landen) wird.

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Jahre nach dem angeblichen UFO-Absturz, durch den die fünftgrößte Stadt New Mexicos bis heute ­berühmt ist, steht Roswell dank Red Bull Stratos erneut im Fokus der Weltöffentlichkeit. Derzeit wird aber noch hauptsächlich das UFO-Thema durchdekliniert, und zwar auf breiter Front. Ein schnelles Mitzählen bei der Fahrt durch die Main Street ergibt 57 Außerirdische, beim nächsten Mal sind es sicher um drei, vier mehr. Alles, aber wirklich alles wird mit kleinen grünen Männchen beworben: ­Essen, Schlafen, Trinken, Autos, Schuhe, Musik, dazu ist selbstverständlich die komplette Merchandising-Kavallerie ­vertreten, vom T-Shirt mit schlauen ­Sprüchen („What if we don’t believe in you?“) bis hin zum Briefbeschwerer. Etwas zwiespältig gibt sich allein der Bäcker in einer Seitengasse neben dem UFO-Museum, das sich recht vollmundig „International UFO Museum and Research

Zum ersten Testsprung war Felix mit einer Jacke aufgetaucht, auf der „Alien Hunter“ stand. In Roswell hat man ihn dafür geliebt. 74

Center“ nennt: Der glaubt sicherheits­ halber zusätzlich auch an Jesus, friedlich kleben Aufgefahrener und Abgestürzter nebeneinander an der Fassade. Das alles, weil William „Mac“ Brazel im Sommer 1947 seltsame Dinge auf seiner Farm gefunden hatte, 50 Kilometer nördlich von Roswell. Schrott, Ballonfetzen, deren Herkunft ihm schleierhaft erschien. Zwischen einem Anruf bei der örtlichen Zeitung und einem weltweiten, mehrere Jahrzehnte anhaltenden und kultivierten UFO-Fieber lag eine völlig missglückte Kommunikationspolitik der U. S. Air Force: Je mehr sie dementierte, verschleierte und versteckte, desto interessanter wurde die Geschichte für die Öffentlichkeit. Amerika, ohnehin ein dankbarer Boden für Verschwörungstheoretiker, hatte ein großes Thema gefunden, das sich sehr schön immer wieder neu befeuern ließ. Das International UFO Museum and Research Center auf Roswells Main Street hat dennoch den unschlagbaren Charme der Siebziger. Fein säuberlich auf Kartons


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Apache Ski Resort

ROSWELL 380

Bottomless Lakes State Park

Red Bull Stratos

HAGERMAN 285

White Sands

Felix River

LINCOLN FOREST

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CARLSBAD

In Roswell leben knapp 50.000 ­Menschen (und zahllose Aliens). Aber auch für Milch ist die Stadt bekannt.

Bilder: Sven Hoffmann, ddp, Predrag Vuckovic/Red Bull Stratos. illustration: andreas posselt

Die White Sands waren bis vor 150 Jahren das Territorium der Mescalero-Apachen. Und heute? Tourismus, Raketen.

kaschiert, erzählen Tafeln in Schreib­ maschinenschrift von dem, was war oder eben vielleicht auch nicht. Immer vage ­genug, um sich nicht vollends lächerlich zu machen, aber in der Summe seiner Puzzlesteinchen doch wirkmächtig genug, um jene, die daran glauben wollen, dass es Aliens bis auf die Erde geschafft haben, nicht zu enttäuschen. Was fand Mac Brazel nun wirklich? Jon Clark, Missionsarzt von Red Bull Stratos: „Teile eines Ballons, ganz ähnlich jenem, wie wir ihn für Red Bull Stratos verwenden.“ Und die vermeintlichen Aliens? Clark, lachend: „Instrumentierte Dummys, ähnlich wie sie bei Crashtests in der Autoindustrie zum Einsatz kommen. In den 1940ern waren solche Dummys neu, w ­ ie hätte ausgerechnet New Mexicos Land­ bevölkerung sie kennen sollen?“ Roswell lebt gut von UFO-Zinnober: Eine Stadt hat ihr Alleinstellungsmerkmal gefunden, sie profitiert davon, sie wächst, und man wird hier genauso wenig Einhei-

Roswell und seine nähere Umgebung: Es gibt eine Menge zu entdecken.

mische finden, welche die Existenz von Aliens leugnen, wie Agnostiker im Vatikan. Was aber wäre Roswell, was wäre New Mexico ohne Außerirdische? Die Wahrheit ist: trotzdem eine verdammt spannende Gegend. Wir nehmen den Highway 380 Richtung Osten. Keine Stunde von Roswells Stadtzentrum entfernt liegt der Bottomless Lakes State Park. Gnadenlos brennt die Sonne vom Himmel, Schilder ermahnen Besucher, genügend Trinkwasser mitzunehmen. Das bisschen Vegetation, das es gibt, ist hart, grau, ledrig. Diese Pflanzen sind gewohnt, mit wenig Feuchtigkeit auszukommen, wie sich hier überhaupt Spezialisten für die einzigartigen Bedingungen herausgebildet haben. Bei den Bottomless Lakes treffen die nördlichsten Ausläufer der ChihuahuaWüste auf die Prärie, dazu kommen Gipsvorkommen im Boden. Wasser löst den Gips, es entstehen sogenannte Sinkholes, Krater im Boden, die sich mit Wasser füllen: Das sind die Bottomless Lakes. Die türkise Wasserfarbe hat Cowboys dazu verleitet, die Seen für endlos tief zu halten (in Wahrheit sind es maximal 27 ­Meter). Auf wenigen Quadratkilometern findet 75


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Aliens treffen den Wilden Westen: Beim alljährlichen UFO-Festival in Roswell geht es in etwa so zu. Slogan: „A Great Place to Crash“.

Hagerman, was insofern schade ist, als sie 1894 doch unter dem schönen N ­ amen ­Felix gegründet worden war. W ­ arum die Änderung? Man ehrte damit James John Hagerman, der die Eisenbahnlinie von Roswell ins heutige Carlsbad, New Mexico, gebaut hatte (Carlsbad hieß damals übrigens Eddy; in New Mexico scheint man seinerzeit eine Vorliebe für ­­Vor- als Stadt­ namen gehabt zu haben). Bahnlinien wie diese änderten das ­Leben der Menschen dramatisch. ­Waren die Rinderherden früher von C ­ owboys in wochenlangen Märschen vom Süden in den Norden getrieben worden, wurde um die Jahrhundertwende ein ganzer Berufsstand obsolet. Die Eisenbahn trieb dem Wilden Westen das Wilde aus. Viele klassische Wildwest-Geschichten haben in genau dieser Gegend gespielt.

Man wird in ­Roswell ebenso viele Ein­ heimische ­finden, ­welche die ­Existenz von ­Aliens leugnen, wie Agnostiker im Vatikan.

Bilder: CHRISTIAN PONDELLA/Red Bull Stratos, Werner Jessner, PREDRAG VUCKOVIC/Red Bull Stratos (3)

man Süß- und Salzwasser, fließend und stehend. Im Wasser leben Fische und Frösche, die es sonst nirgendwo gibt, und an Land wird vor Klapperschlangen gewarnt. Hinter jeder Biegung vermeint man, auf den Wohnwagen von Michael Madsen alias Budd aus Quentin Tarantinos Meisterwerk „Kill Bill 2“ zu stoßen, vor dem dieser hinreißende De Tomaso Mangusta aus dem Jahr 1969 geparkt ist. Dann ist es aber doch nur ein Pensionistenehepaar aus dem Norden mit seinem gigantischen brandneuen Wohnmobil. Linda und A. J. machen hier Urlaub wie jedes Jahr, der guten trockenen Luft wegen: Linda hat es mit den Bronchien, ihren wortkargen Mann plagt eine Arthritis (erzählt Linda). Wir nehmen eine Seitenstraße, gondeln mit 50 Meilen pro Stunde durch diese Calexico-Fototapete von Landschaft. Eine Brücke, ein Schild: Felix River. Sollte Felix Baumgartner mit seiner Kapsel von den Winden nach Süden getragen werden, könnte es tatsächlich passieren, dass er am Fluss landet, der seinen Namen trägt. Die nächstgelegene Stadt heißt seit 1905


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Der Felix River fließt durch Hagerman, das früher selbst Felix hieß. Gäbe es einen besseren Landeplatz für Herrn Baumgartner?

Was Roswell die Aliens sind, ist Lincoln der jugendliche Outlaw, Revolverheld und Viehdieb Billy the Kid (berühmt aus Film, Comic und TV), später von seinem ExKumpan und Neo-Sheriff Pat Garrett erschossen, 1973 von Sam Peckinpah verfilmt und vor allem wegen des grandiosen Soundtracks von Bob Dylan Fixbestandteil im Kanon der endgültigen Western. Hier, in der Gegend von Lincoln, hat William H. Bonney, so der vermutliche Klarname von Billy the Kid, gelebt, geschossen, gemordet, geliebt, sich versteckt, hier wurde er festgenommen, und überall dort, wo sich seine Spuren fest­machen lassen, tut man das auch. Das Grenz­ gebiet zwischen den USA und Mexiko hat stets zwielichtige Gestalten angezogen, Menschen haben die Seiten gewechselt, sind untergetaucht. Die Grenze als Trennlinie zwischen zwei Welten, zwischen zwei Leben. Die Viehdiebe aus der nahen Prärie, die sich hier versteckten, „Black Jack“ Pershing gegen Pancho Villa, der arme Schmuggler, die unglückliche Liebe zur mexikanischen Señorita, die Pueblos, die Mescaleros und andere Apachen, die

Zuñi: Indianergebiete erkennt der Durchreisende zuallererst an den Casinos am Straßenrand, seit dem sogenannten Indianischen Glücksspielregulationsgesetz von 1988 eine lukrative Einnahmequelle für die ­Indianerstämme. Meist ist auch der ­Liquor Store nicht weit. Es ist eine pittoreske, wenn auch etwas traurige Gegend. Sollte der Wind Felix Baumgartner in seiner Kapsel ein klein wenig weiter gen Norden treiben, eine schwache Autostunde nur, er könnte glauben, in Österreich gelandet zu sein. Das Apache Ski Resort in Mescalero ist ein ausgewachsenes ­Wintersportgebiet, selbst für mitteleuropäische Verhältnisse: neun Lifte, mehr schwarze als blaue Pisten, der Sierra Blanca Peak liegt auf 3652 Meter Seehöhe. Durchschnittliche jährliche Schneemenge: viereinhalb Meter. Am Horizont sieht man die knochentrockene ChihuahuaWüste. Mehr Abwechslung auf weniger Platz ist fast nicht denkbar. Wäre New Mexico eine Wohnung, sie läge im Stadtzentrum von Tokio und wäre voller schwedischer Einbaumöbel. Sollte der Südostwind nur ein klein wenig schwächer sein, würde Felix ebenfalls in weißem Pulver landen, nur dass es diesmal Gipssand wäre: Die White Sands sind mit 700 Quadratkilometern die größte Gipswüste der Welt, spektakulär nicht nur wegen der riesigen weißen Dünen, sondern auch wegen der Pflanzen und Tiere, die es geschafft haben, hier zu überleben. Allerdings sollte sich Felix Baumgartner seinen Landeplatz gut aussuchen. Ein Teil der White Sands ist Testgelände der U. S. Army für Drohnen und Raketen. Hier wurde am 16. Juli 1945 die erste Atombombe des „Manhattan Project“ ­gezündet, hier landete vor dreißig Jahren das Space Shuttle „Columbia“, weil das Wetter am eigentlichen Landeort, der ­Edwards Air Force Base im benachbarten Kalifornien, zu schlecht war. Aber eigent-

Das International UFO Museum and Research Center auf Roswells Main Street hat den unüberbietbaren Charme der Siebziger. 77


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Derzeit parken 200 Flugzeuge am ­Airport von Roswell, in wirtschaftlich schlechteren Zeiten waren es auch schon 350.

Drop Zone Competition

Wo wird Felix nach seinem Sprung aus der Stratosphäre wirklich landen? Fans können seine Landeposition in der Drop Zone Competition auf www.redbullstratos.com tippen. Unterstützung gibt es dabei vom Wissenschaftsteam. Außerdem gilt es, Windrichtung, -stärke und Temperatur zu berücksichtigen. Nadel in der Landkarte versenken (Drop Zone arbeitet mit voller Google-MapsFunktionalität), Identität via Facebook oder Twitter verifizieren und mit Freunden teilen. Zu gewinnen gibt es etwas, das man mit Geld nicht kaufen kann: ein Souvenir von der Mission. Mehr auf www.redbullstratos.com

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lich ist es ohnehin unwahrscheinlich, dass Felix Baumgartner so weit nach Westen abgetrieben wird. Was aber, wenn er genau dort wieder runterkommt, wo er gestartet ist? Der Flughafen von Roswell, auf dessen Ge­ lände Red Bull Stratos abhebt, ist die ehe­ malige Walker Air Force Base, am 30. Juni 1967 vom Militär an die Stadt übergeben. Der Flughafen von Roswell und die Walker Air Force Base haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hier Piloten ausgebildet. Die beiden Bomber, welche die Atombomben über Hiroshima und ­Nagasaki abwerfen sollten, waren hier stationiert. Als das Militär abzog, nahm es alles mit. Was blieb, waren die Runways: über 5000 Acres (ca. 2000 Hektar) allein ­innerhalb des umzäunten Geländes. Wie bewirtschaftet man so viel ­Asphaltfläche mit Fluganbindung? Die cleveren Menschen von Roswell machten im Jahr 1991 einen Flugzeug-Parkplatz daraus. Im Frühling 2012 standen 200 Maschinen in Roswell, in Zeiten, da die Konjunktur völlig am Boden war, waren es auch schon 350, sagt Jennifer Brady, „und wir hätten noch mehr Platz, wenn es nötig wäre“. Brady arbeitet seit 1983 am Flughafen von Roswell, heute ist die zarte Dame Air-Center-Managerin. Ein paar Flugzeuge parken tatsächlich schon seit 1991 hier, die angefallenen ­Gebühren müssen inzwischen quasi strato­ sphärisch sein. Das Verrechnungssystem funktioniert wie im Parkhaus: „Wir kassieren pro Tag und in drei Tarifen je nach Flugzeuggröße“, erläutert Brady das Geschäftsmodell. Es ist ein Saisongeschäft: Im Frühling, wenn die Urlaubssaison be-

www.redbullstratos.com

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Nächsten Monat: Es wird ernst Läuft alles nach Plan, erzählt Felix Baumgartner an dieser Stelle alles über seinen Rekordsprung. Daumen drücken!

bild: mauritius

Als das Militär von der Walker Air Force Base abzog, nahm es alles mit. Was blieb, waren die Runways.

ginnt, werden viele Flugzeuge ausgelöst, nur um im Herbst wieder hier zu landen. Frau Brady und ihr Team sind relativ unerschrocken und Sonderwünschen gegenüber aufgeschlossen. Als Joe Kittinger, der Joe Kittinger, vor drei Jahren mit ­einem Teil der Crew von Red Bull Stratos in ihrem Büro im ersten Stock des Hauptgebäudes zur Tür hereingestiefelt kam, war sie dennoch überrascht. Da aber der Flughafen ein Teil der Stadtverwaltung ist, war rasch klar: „Wir wollen die Host City für Red Bull Stratos werden.“ Man einigte sich auf ein Areal im hinteren Teil des Flughafengeländes mit zwei leerstehenden Hangars. Perfekt für Red Bull Stratos und weit genug weg von den geparkten Flugzeugen, dem normalen Flugbetrieb und den UFO-Freaks, die alle nur ein Ziel haben: Hangar 84, wo die vermeintlichen Aliens nach ihrem Absturz im Jahr 1947 untersucht wurden. Geht alles glatt, bekommt Roswell ­diesen Sommer ­neben den UFOs eine weitere Attraktion. „Wir haben am Flug­ hafen durchaus noch Platz für ein Red Bull Stratos-Denkmal“, sagt Brady. Und Felix Baumgartner, ein Mann mit Gespür für die Einheimischen, kreuzte zu seinem ersten Testsprung mit einer Bomberjacke auf, die statt seines Namens die Aufschrift „Alien Hunter“ trug. Roswell hat ihn geliebt dafür.


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Am 17. August beginnt für Titelverteidiger EC Red Bull Salzburg die European Trophy. Wie hart die Spieler dafür trainieren, verrät Youngster Patrick Obrist auf Seite 86.

Inhalt 82 REISE-TIPP Notting Hill Carnival 84 GET THE GEAR Philipp Schuster 86 TRAINING Patrick Obrist

92 TOP-SPOTS 94 SAVE THE DATE 95 KAINRATH 96 RED BULL TV-FENSTER bei ServusTV 98 KOLUMNE mit Christian Ankowitsch

CREDITS: BILD: GEPA PICTURES/RED BULL CONTENT POOL

88 NIGHTLIFE Out Now: TNGHT/ Tauchen bei Nacht/ „Room 26“, Rom/ Cocktail: Buddho Banana/Take 3: Mike Skinner/ Nightsnack: Churros


CREDITS:


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Trommler, Tänzer, Trubel: Beim Notting Hill Carnival verwandelt sich das ganze Viertel in eine Art Ameisenhaufen.

Auf und davon

Die Londoner Stadtmusikanten

Notting Hill Carnival. Europas buntester Karneval ist auch der größte: 1,5 Millionen Menschen feiern Ende August in London zwischen Straßenparaden und Soundsystemen. Norman Jay, seit gut 30 Jahren dabei und die Galionsfigur des Karnevals, hat ein paar Tipps, wie man sich auf den Trubel vorbereitet.

Der Bass brummt aus allen Richtungen, der Duft nach gegrilltem Fleisch liegt in der Luft, Menschen drängen vergnügt durch enge Gassen. Es geht rund: prachtvoll kostümierte Tänzerinnen, Steel82

Bands auf bunt geschmückten Trucks, mobile Soundsysteme, die sich mit riesigen Lautsprechertürmen gegenseitig zu übertrumpfen versuchen. Am letzten Wochenende im August veranstaltet Notting

Seit 32 Jahren dabei: Norman Jay

Hills karibische Gemeinde in ihrem Westlondoner Viertel die größte Straßenparty Euro­ pas und den zweitgrößten Karneval der Welt.

Aus einer kleinen Protest­ aktion gegen rassistische Übergriffe auf Einwanderer des Viertels hervorgegangen, entwickelte sich der Karneval in den 1960er Jahren zu einer Feier der verschiedenen Kulturen in Notting Hill. Am Anfang waren es rund tausend Besucher, heute sind es eineinhalb Millionen aus aller Welt. Da verliert man schnell den Überblick, weiß Norman Jay. Uns verrät der Karneval-DJ-Veteran, wie man sich am besten vorbereitet. Notting Hill Carnival, 26./27. August 2012 London, Großbritannien www.notting-hill.org

Text: florian obkircher. bilder: getty images (3), shutterstock, Alexis Maryon, Dan Wilton/Red Bull music academy, corbis (2)

Der Reise-Tipp des Monats


Hab keine Angst!

Staunen Noch bevor es die Soundsysteme gab, noch bevor Millionen von Touristen ins Viertel strömten, gab’s die Parade am Karneval. In bester trinidadscher Tradition ziehen rivalisierende Mas-Bands an beiden Tagen durch die Straßen des Viertels. Angeführt von prunkvoll kostümierten, leicht bekleideten Tänze­ rinnen, umringt von geschmückten Trucks, Trommelgruppen oder Soundsystemen, aus den Boxen dringt Socaund Calypso-Musik. Die beste MasBand wird am Montagnachmittag auf der Westbourne Grove gekürt.

Die vier goldenen Karneval-Regeln der DJ-Legende Norman Jay. Er betreibt das beliebteste und größte Soundsystem des Karnevals: Norman Jay. Zigtausende Besucher drängeln sich täglich vor seiner Kanzel, wenn der in Notting Hill geborene DJ seine Selektion aus Funk, Jazz, Disco, HipHop und House serviert. Sein Soundsystem heißt Good Times – und solche bereitet er den Besuchern seit 32 Karneval-Jahren. Der Veteran gibt vier Tipps für die gigantische Party.

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Komm nicht zu spät. Früher konnte man noch drei bis vier Soundsysteme abklappern, heute ist das wegen des großen Ansturms kaum noch möglich. Such dir eine Bühne aus und bleib dort, sonst kann’s dir passieren, dass du irgendwo im Getümmel stecken bleibst. Mein Tipp: früh kommen. In der Zeit zwischen 12 und 13 Uhr kann man sich noch locker bewegen – und mit guter Planung mehrere Soundsysteme auschecken.

2

Wähle das richtige Verkehrsmittel. Die Anreise ist knifflig: Die nahen U-Bahn-Stationen sind während des Karnevals entweder geschlossen oder lassen Leute nur aussteigen – die Züge sind zu voll. Darum sollte man sich kurzfristig über den öffentlichen Verkehr erkundigen und die Anreise genau planen. Unser Soundsystem liegt am nördlichen Karnevals-Ende. Um dorthin zu kommen, steigt man am besten bei der Station Kensal Green aus und spaziert zum Einlass an der Kreuzung Harrow Road/Ladbroke Grove.

3

Essen Karibische Kost ist am Karneval Pflicht – und allgegenwärtig. Vom Klassiker Jerk Chicken (mariniertes, über Holzfeuer gegrilltes Hühnchen) über ZiegenCurry, Patties (gefüllte Teigtaschen) oder gebratene Kochbananen – würzige Spezialitäten, die an diesem Wochen­ ende an hunderten Ständen serviert und traditionellerweise mit einer Dose Red Stripe (jamaikanisches Bier) oder Red Bull-Rum runtergespült werden. 1 Jay Dee’s Erst letztes Jahr eröffnet, schon jetzt der Geheimtipp unter den karibischen Imbissen im Viertel. Gerade Jerk Chicken ist hier würziger und üppiger als irgendwo sonst.

2 The Grain Shop Wer Hühnchen am Rost bemitleidet, hat’s am Notting Hill Carnival nicht leicht. Der Geheimtipp für Vegetarier: The Grain Shop. Auch wenn das VeggieRestaurant am Karneval-Wochenende geschlossen aussieht – es ist offen. Der Vorteil: keine Warteschlangen. 3 Roti Stop Das Roti ist Trinidads Antwort auf den Burrito: Hühner- oder Lammfleisch mit Gemüse und Curry im Fladenbrot. Und das serviert am Notting Hill Carnival seit 23 Jahren niemand besser als Bernard „The Roti King“ Jackson.

5 Gaz’s Rockin’ Blues Die verrückteste Bühne am Karneval. Jedes Jahr gibt’s ein Verkleidungs­ motto, ausgerufen vom legendären DJ Gaz Mayall, der das Publikum mit Ska-, Calypso- und Blues-Platten sowie LiveBands anspornt. 6 Channel One Für Dub- und Reggae-Fans ein Muss. Schon seit den 1980er Jahren ist das legendäre Soundsystem in ganz Europa unterwegs. Die Atmosphäre ist hier sehr entspannt. 7 Red Bull Music Academy-Party Der Karneval-Neuzugang – und mit Stamm-Soundsystem Major Lazer bereits jetzt die begehrteste Party. Letztes Jahr vertrieb das Überraschungs-Trio Toots & The Maytals mit Ska-Klängen den Regen. Der diesjährige Stargast ist ein elektronischer – bleibt aber bis zur Montags-Party geheim. Anmeldungen ab 16. 8. auf www.redbull.co.uk/carnival

8 West Carnival Party (Sonntag) Falls das Wetter hält, ist The Garden der perfekte Ort für die Party nach der Party: Drinnen wie draußen tanzen 500 Karnevalisten zu den House-Sounds von Bushwacka, Clive Henry und Co. 9 Deviation Carnival Session (Montag) Benji B ist ein Entdecker, Enthusiast und zugleich einer von Londons besten DJs. Mit Kollegen wie Toddla T, Zinc und Oneman lässt der Meister den Karneval im Club Paradise ausklingen. Mit DJ-Sets zwischen House, Hip-Hop und Disco.

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Tanzen Man hört sie schon von weitem wummern, die bassgewaltigen Sound­ systeme, bestehend aus DJ-Kanzel und meterhohen Boxentürmen. Die Karneval-Wurzeln liegen in Reggae und Calypso. Doch über die letzten Jahre hat sich der Karneval stilistisch geöffnet. Die 40 Soundsysteme spielen Hip-Hop wie House, Ska wie Soul.

Weiterfeiern Um 19 Uhr ist der Karneval aus. Was aber nicht heißt, dass die Feierlaune ­damit verfliegt. Entweder man schließt sich einer Gruppe von Viertelbewohnern an und feiert in deren Häusern weiter (Gaz’ Soundsystem ist ein guter Ort, um Anschluss zu finden), oder man zieht in die nahen Clubs, wo’s bis in den frühen Morgen weitergeht.

4 Good Times Norman Jay und sein Bruder Joey überwinden Stilgrenzen und rocken die größte Party des Carnivals am Dach ­eines roten Doppeldeckerbusses.

rove ke G bro Lad

Hab keine Angst! Seit Jahrzehnten stellen gewisse Medien den Karneval als gefährlich dar. Aber diese Horrorgeschichten haben mit der Realität heute nichts zu tun. Als jemand, der seit über 30 Jahren aktiv dabei ist, sage ich: Jeder, der etwas für Tanzmusik übrig hat, wird den Karneval genießen. Die Atmosphäre ist warmherzig, der Eintritt frei. Der Karneval ist heute keineswegs nur ein karibisches Fest. Er ist ein Spiegelbild des multi­ kulturellen London, das ich so liebe. www.normanjay.com

Wie man zwei Tage lang karibisches Feeling tankt – mitten in London.

Great

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Der Karneval der Sinne

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Sonntag ist nicht gleich Montag. Der Karneval findet an zwei Tagen statt. Sonntag ist für Kinder, Montag für Erwachsene. So die Grundregel. Und es stimmt: Wer mit seiner Familie unterwegs ist, sollte eher früh am Sonntag kommen, um den Menschenmassen zu entgehen. Musikalisch ist der Sonntag aber keineswegs ruhiger: Weil die Leute dem Karneval entgegenfiebern, verlangen sie am ersten Tag energetischere Musik. Der Montag ist beim GoodTimes-Soundsystem traditioneller. Mit mehr Soul, Funk und Reggae.

Brodinski (li.) rockte 2011 die Red Bull Music Academy-Party.

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Notting Hill 83


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Skaten im Wohnzimmer Der österreichische Skateboard-Profi Philipp Schuster schuf sich in einer abbruchreifen Villa in Salzburg seinen ganz persönlichen Skatepark.

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Bevor … … die Villa Ende August abgerissen wird,   werkte der Siebenundzwanzigjährige   mit Freunden drei Tage lang an Quarters,   Wall Rides und Banks in den Räumen.

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GET THE GEAR DIE AUSRÜSTUNG DER PROFIS

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Nachdem … … der Beton fünf Tage später (einigermaßen) ausgehärtet war und die   Zimmer eingerichtet worden waren, konnte Philipp am Kamin des „Jagdzimmers“ lostricksen.

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1. Schalungsplatten Um dem Obstacle Form und Radius zu geben, werden die 3–4 cm dicken Schalungs-(oder Pressspan-)Platten zugeschnitten. 2. Baulatten Die Querverstrebungen der Schalung werden in Platten, Boden und Wand geschraubt.  3. Füllmaterial Als Füllmaterial eignet sich hervorragend Bauschutt und grober Kies. Als oberste Schicht trägt man feineren Kies auf. 4. Bewehrungsgitter Auf den Kies werden Betonstahlmatten (stabil), verzinkte Estrichgitter (lassen sich leicht biegen und montieren) oder Hasendraht (günstig) ver-

legt. Diese werden mit U-Haken an der Schalung befestigt oder mit Draht zusammengebunden. 5. Coping  Die Oberkanten der Obstacles bestehen für gewöhnlich aus einem anderen Material als der Rest (Natursteinplatten, Metallrohre oder härterer Zement. Hier war der Ziegelsims des Kamins bereits vorhanden.) Die Copings werden mit der Flex abgerundet, (verklebt) und mit Klarlackspray oder Epoxidharz eingelassen. 6. Beton  Für eine schön glatte Oberfläche Portlandzement, Sand und Kies im Verhältnis 3:5:8 mit Wasser mischen. Wichtig: Die Konsistenz darf nicht zu flüssig sein (formt

man mit der Hand eine Kugel, sollte diese fest, aber noch bröselig sein). Tipp: Je steiler man baut, desto trockener sollte das Material sein. 7. Pool-Kellen Nachdem mit Lattenverschnitt der Zement grob abgezogen wurde (mind. 10 cm Betonschicht), werden mit einer rechteckigen Glättkelle Unebenheiten ausgebessert. Zum Abschluss wird die Oberfläche mit einer weichen Rundkelle perfekt geglättet. Achtung: Der Zement sollte im Idealfall rund vier Wochen aushärten. 8. Blind-8,25-Board Um auf engen Spots zu skaten, verwende ich ein Blind-8,25-Board mit weichen Fury-Evo-2-Achsen und 52-mm-Rollen.

Für die  Feinarbeit:  Metallkelle von Kraft Tool

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work out

Patrick Obrist auf der Skating Mill

„Müde? Dann wäre ich hier falsch“

Kein Eisschlecken Die Eishockey-Saison dauert von August bis April. Die härtesten Monate für die Spieler sind aber Juni und Juli. Wir haben Youngster Patrick Obrist auf die Kufen geschaut. Patrick Obrist.

Die European Trophy startet für den EC Red Bull Salzburg am 17. August mit dem Auswärtsspiel in Oulu. Seit Mai trainiert der 19-jährige Patrick Obrist mit seinem neuen Klub. Im Vergleich zu seinem bisherigen Verein, dem Schweizer EV Zug, fällt dem österreichischen Jung-Nationalspieler Patrick Obrist, 19 auf, dass „in Salzburg mehr Wert auf Ausdauer gelegt“ wird. Im Frühjahr saßen Obrist und Co bis zu drei Stunden täglich am Ergometer, um Grundlagenausdauer zu schinden. „So übersteht man die lange Saison besser und ist weniger verletzungsanfällig.“ Nach jeder Einheit wird der Laktatwert gemessen und die Belastung für den nächsten Tag feinjustiert. Früh in der Saison wird mit Medizinbällen und dem eigenen Körpergewicht an der Rumpfstabilität gearbeitet, bevor die Intensität sukzessive ­gesteigert wird und es Ende Juli wieder aufs Eis geht. www.redbulls.com

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Der sommerliche Trainingsplan von ­Patrick Obrist liest sich wie ein aus­ geklügeltes Folterprogramm: „Nach dem Frühstück geht es um 8.30 Uhr mit 30 Minuten Ergometer zum Aufwärmen los, gefolgt von 25 Minuten Koordinations­ übungen, einer halben Stunde Rumpfstabi­ lisation, 20 Minuten Intervalltraining zur Verbesserung der Kraft-Ausdauer und einer kurzen, aber deftigen Einheit Hypertrophietraining zum Muskelwachstum in den Beinen. Jetzt noch 45 Minuten Ergometer, dann darf ich Mittag essen gehen und mir halbstündiges Mittagsschläfchen gönnen. Das Nachmittagstraining beginnt um 14.30 Uhr mit 45 Minuten Ergometer, gefolgt von 30 Minuten Rumpfstabilisation, 20 Minuten Intervalltraining, 5 Minuten Hypertrophie und 30 Minuten Ergometer.“ Müde? „Dann wäre ich hier falsch.“ Das Training variiert von Tag zu Tag und wird wöchentlich neu abgemixt, um vor den drei Saisonhöhepunkten (European Trophy, Red Bulls Salute, Playoffs) jeweils in Bestform zu sein. Zweimal pro Woche stehen die Spieler der Red Bulls zusätzlich auf der Skating Mill, einer Art Laufband mit Rutschbelag. Hier ­arbeiten Spieler zum einen an ihrer Lauftechnik und automatisieren andererseits das Weiterlaufen während des Schießens: „Instinktiv würde man ins Gleiten übergehen, während man schießt. Auf der Skating Mill geht das nicht: Man würde abfliegen.“

Wenn ab Ende Juli wieder Eis im Salzburger Volksgarten liegt, wird das Training umgestellt: Das Off-Ice-Training reduziert sich, dafür stehen die Jungs zweimal täglich auf dem Eis. Plus: tägliche Videoanalyse. Der Tag eines Eishockey-Profis dauert mindestens acht Stunden – aber nur, sofern am Abend kein Spiel ist. Eine typische Woche im August sieht folgendermaßen aus: Montag 10:10 – 10:25 Bike 10:45 – 12:00 Eis 12:15 – 12:30 Bike 12:30 Videoanalyse 15:25 – 15:40 Bike 16:00 – 17:00 Eis 17:15 – 17:45 Bike Dienstag 10:10 – 10:25 Bike 10:45 – 12:00 Eis 12:15 – 12.30 Bike 12:30 Videoanalyse 15:25 – 15:40 Bike 16:00 – 17:00 Eis 17:15 – 17:45 Bike Mittwoch 9:15 Videoanalyse 9:40 – 10:25 Off Ice 10:45 – 12:00 Eis 12:15 – 12:30 Bike 12:30 Videoanalyse Donnerstag 10:00 – 10:30 Off Ice 10:45 – 12:15 Eis

12:15 – 12:30 Bike 12:30 Videoanalyse 17:15 Treffpunkt Eishalle 19:15 Match European Trophy danach: 30 min Bike Freitag frei Samstag 9:45 – 10:25 Off Ice 10:45 – 12:15 Eis 12:30 – 12:45 Bike 12:45 Videoanalyse 16:00 – 17:30 Off Ice Sonntag 9:45 – 10:25 Off Ice 10:45 – 12:15 Eis 12:30 – 12:45 Bike 12:45 Videoanalyse 16:00 – 17:30 Off Ice

text: werner jessner. bilder: Erwin Polanc

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Nightlife Die Macht der Nacht

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Tauchen bei Nacht Man benötigt: eine wasserdichte und druckfeste

LED- oder Halogentaucherlampe. Man beachte: Erstens: niemals allein tauchen!

Zweitens: nur einem selbst bekannte Tauchgebiete wählen! Drittens: maximal 20 Meter tief tauchen! Man beobachte: Viele Meeresbewohner sind nachtaktiv, man sieht andere Fische als tagsüber. Aufgrund des künstlichen Lichts der Lampen ­erscheinen Farben intensiver. Man tauche SPEZIELL unter in …

… Manta Ray Night Dive, Kailua Kona, Hawaii: bis zu neun Meter große Mantarochen! … Maaya Thila, Malediven: Weißspitzenhaie, Schildkröten, Oktopoden, Muränen, Putzergarnelen.

out now

Fensterscheiben sprengen TNGHT lassen mit Zukunfts-Hip-Hop Roboter tanzen und gestehen: In Wahrheit sind sie auf Restaurant-Welttournee. Wenn sich zwei Absolventen der Red Bull Music Academy zusammentun, hält die Hip-Hop-Welt den Atem an: Als TNGHT schütteln der Schotte Hudson Mohawke und der Kanadier Lunice ­neuerdings Musik wie von einem anderen Stern aus dem Computer. Dicke Bässe, zappelige Hip-Hop-Beats und ­außerirdische Fanfaren. Tanzmusik für Roboter. Die Zukunft des Hip-Hop? Könnte genau so klingen. Was ist das Beste an der Zusammen­ arbeit? Lunice: Die zweite Perspektive. Die ­Arbeit ging zügig voran, weil zumindest einer immer frische Einfälle hatte. Mohawke: Wenn du allein an Musik arbeitest, verrennst du dich leicht in einer Idee. Oder feilst zu lange an Details. Wir haben uns gegenseitig eingebremst. So ist die Platte sehr direkt geworden, entschlackt, perfekt für den Club.

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Mit ziemlich harten Beats … Mohawke: Angeblich sprengten wir mit unseren Beats beim SXSW-Festival in Austin einige Fensterscheiben! Seid ihr angesichts eurer Konzertreisen zu kulinarischen Experten geworden? Mohawke: Ich suche immer Restaurants, in denen die Einheimischen essen. Was kürzlich in Island dazu führte, dass ich einen Wal-Burger serviert bekam. Musik ist ja eigentlich nur Nebensache. In Wahrheit sind wir auf einer Restaurant-Welttournee … Lunice: Genau. Konzerte sind nur ein Zeitvertreib zwischen den Mahlzeiten.

„TNGHT EP“ ist bereits erschienen. Konzerttermine und harte Beats als Hörprobe gibt’s auf www.warp.net

Night quote

” Die Nacht: wenn Worte verblassen und Dinge lebendig werden. “ Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944), Schriftsteller


cocktAiL

Buddho Banana Der Drink des Monats August kommt von einem Top-Barkeeper Südafrikas: Brent Perremore, Chefmixer im „Asoka“ in Kapstadt, verrät das Geheimnis hinter seinem Buddho Banana. Süß und mit einem leichten Wodka-Kick, ist er das ideale Getränk für heiße Sommernachmittage.

CLUB

Room 26

TexT: ruTh morGan. bilder: GeorGia kuhn, GeTTy imaGes, room 26 (4), FoTosTudio eisenhuT & mayer

ROM

cLuB

„KommerzDJs gibt’s bei uns nicht!“ Die Soundanlage im Room 26 ist eine der besten der Welt. Deshalb wird in dem Monumentalbau im Süden Roms auch nur HouseMusik erster Güte serviert. Von amerikanischen DJLegenden – oder spontan von der Sängerin India. ROOM 26 Piazza Guglielmo Marconi 31 00144 Rom, italien www.room26.it

ZUTaTEN ½ Banane 6 Erdbeeren 8 Minzeblätter 25 ml Honig 25 ml Vanillesirup 100 ml Litschisaft 37,5 ml Absolut Vodka

ZUBEREiTUNG Banane, Erdbeeren und Minze unter Zugabe von Honig mit einem Löffel zerdrücken. Mit Wodka, Saft und Sirup auffüllen. Die Mixtur durch ein feines Sieb in ein Glas mit Eiswürfeln gießen. Zerstoßenes Eis darüber – fertig!

Ihr habt euren Club gestartet, um … … den besten akustischen Raum der Welt zu schaffen. Von außen sieht euer Club aus … … wie ein moderner Monumentalbau. Aus weißem Carrara-Marmor, mit gigantischen Säulen am Eingang. Das Haus steht unter dem Schutz der nationalen Kunstkommission. Wenn man den Club betritt … … steht man in einem Multimediaraum. Visuals und Musik steuern die Bewegungen der Besucher. Voll ist’s mit … … zirka 2000 Besuchern. Eure Einrichtung erinnert an den Film … … „Blade Runner“ von Ridley Scott. Eure DJs sind … … Meister der House-Musik. KommerzDJs gibt’s bei uns nicht! Richtig ab geht’s mit … … „Ain’t Nobody“ von Mary J. Blige im Remix von Luis Radio & Spellband. Der beste Starter in die Nacht … … ist „Supreme Caipiroska“. Mit frischen Limonen aus Süditalien, Rohrzucker und Eis aus dem Wasser der italienischen Alpen. Eine unvergessliche Nacht … … hatten wir, als die House-Legende India spontan die Bühne enterte. Ein Taxi ins Stadtzentrum kostet … … 15 Euro. Interview mit: Alessio Fabrizi und Massimo Tucci, Betreiber des Clubs

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more body & mind

Man Like Me Schon seit ihrem ersten Hit „Oh My Gosh“ liebe ich die Band. Obwohl sie keine wirklichen Rapper sind, wusste ich, dass sie sehr gut zu meinem Label passen würden – weil die drei gerade mit ihren neuen Stücken zwischen AfroBeat und Grime einen sehr unkonventionellen Weg einschlagen. ­Ursprünglich wollten sie bloß, dass ich ihr Album mixe. Aber die Chemie war so gut, dass die neue Platte nun im Herbst auf The Beat Recordings erscheint.

Take 3

„Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl“

elro Ich stieß im Internet auf eines seiner Videos und war begeistert. Ich wollte den Song für mein nächstes Mixtape haben, so lernten wir uns kennen. Er ist das ­Küken im Label-Stall, aber sein Rap, seine Wortspiele sind genial. Ziemlich beknackt, aber genial. In der ersten Label-Phase nahm ich Künstler wie Professor Green und Example unter Vertrag, heute sind sie Stars. Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl – und bei Elro habe ich ein sehr gutes.

Dass Mike Skinner einer der besten Rapper seiner Generation ist, hat er als The Streets bewiesen. Nun schlüpft der Brite in eine ganz neue Rolle: Als Label-Boss spürt er Talente auf – drei stellt er vor. In Rap-Kreisen gilt Mike Skinner als Charles Bukowski des 21. Jahrhunderts, selbst Literaturprofessoren beschäftigen sich mit seinen Texten. Vor zehn Jahren erschien das erste Streets-Album: „Original Pirate Material“ verkaufte sich eine Million Mal, erhielt phantastische Kritiken. Mit seinen Texten brachte Skinner das Lebensgefühl seiner Generation auf den Punkt. Gewitzte Geschichten über nächtliche Abenteuer und den Kater danach, über Männerfreundschaften und Frauenfrust. Nach fünf Alben beendete der heute 33-Jährige das Kapitel The Streets und konzentrierte sich auf seine Rolle als Produzent. Und belebte sein altes Plattenlabel The Beat Recordings wieder, das er 2007 stillgelegt hatte, um sich ganz seiner Karriere zu widmen. Nun will er jungen Kollegen eine solche ermöglichen. „Unkonventionelle Musik, verwurzelt im Rap: das ist es, was ich suche“, sagt Skinner. Vor der Veröffentlichungs­ offensive präsentiert er drei Auszüge aus dem Programm.

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The D.O.T. Mein neues Baby, meine neue Band mit Rob Harvey von The Music. Rob und ich kennen uns schon seit zehn Jahren, von Konzerten und Kneipenschlägereien, die wir Seite an Seite ausstanden. Als ich letztes Jahr ein paar Beats bastelte, rief ich ihn an, weil ich mal nicht selbst im Vordergrund stehen wollte. Aus diesen Spaß-Sessions wurde ein ganzes Album zwischen Elektronik, klassischem Rock und Soul. Seid gespannt!

Nightsnack

Barcelona:

Churros Süß und heiß endet die Nacht in Barcelona – und so spät, dass man die Churros schon fast Frühstück nennen könnte. Gebacken werden die ­typischen Teigschlangen in den vielen Churrerias, verzehrt werden sie mit heißer Schokolade.


Text: Florian Obkircher, Klaus kamolz. Text: Bilder: David Levene/The Guardian, Getty Images, fotostudio Eisenhut & Mayer

Kleine Churrologie Churrero, el (m.) – Hersteller und Verkäufer von Churros in einer Churreria; churrera, la (f.) – einerseits Churros-Verkäuferin; andererseits Apparatur zur Herstellung von Churros mit dem typischen sternförmigen Querschnitt, erhältlich von der kleinen, händisch zu bedienenden Pumpe bis zur kühlschrankgroßen elektrisch betriebenen Maschine.

Untertauchen Mehl, Butter, Eier und Zucker – mehr ist nicht dran an ­Barcelonas beliebtestem ­letzten Snack vor dem Bett. Der ausgebackene Brandteig wird dann in Zucker gewälzt und vor dem Verzehr in heiße Schokolade getaucht. Wenig Geld, viele Kalorien Ab 1,50 Euro sind mit Churros gefüllte Backpapiertüten zu haben. Kommt noch die heiße Schokolade dazu, ab 2,50 Euro. Alles in allem eine – vor allem hinsichtlich der Kalorien – ­nahezu komplette Mahlzeit.

Nächtliche Liturgie Eine spanische Nacht beginnt oft in einem Straßencafé, wird mit einem tapeo, einer Tour durch die Tapas-Bars, fortgesetzt und endet meist auf der Straße vor einer Churreria.

Lokale Differenzen Dass Madrid, die Hauptstadt, und Barcelona, die katalanische Metropole, auch in ­Sachen Churros nicht an ­einem Strang ziehen, überrascht nicht: In Barcelona ­werden die wesentlich dünneren Teigschlangen bisweilen sogar verknotet, in Madrid sind sie kürzer und dicker.

Inkognito in der Churreria Pablo Tusset ist ein geheimnisumwitterter Schriftsteller in Spanien, über dessen Leben ähnlich wenig bekannt ist wie über das von J. D. Salinger oder Thomas Pynchon. Seinen Durchbruch schaffte er mit dem Roman „Das Beste, was einem Croissant passieren kann“. Gerüchten zufolge soll er in Barcelona eine Churreria betreiben.

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MORE BODY & MIND

Top Events

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August 2012

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Sport 11. – 18. 8., ISLE OF WIGHT, GROSSBRITANNIEN

Cowes Week

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1826 wurde die erste Cowes Week in der Meerenge Solent zwischen südenglischem Festland und Isle of Wight ausgetragen. Dem Sieger winkte ein Pokal im Wert von 100 Pfund. Seither mauserte sie sich mit täglich 40 Regatten, rund 1000 Yachten und 8500 Teilnehmern zur größten Segelregatta der Welt. Wer das Geschehen hautnah miterleben möchte, hat auf Zuschauerbooten, Highspeed-Schlauchbooten oder bei Hubschrauberrundflügen die Möglichkeit dazu.

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24. – 26. 8., TRIER, DEUTSCHLAND

WRC Rallye Deutschland Nach unglaublichen acht Siegen in Folge musste sich Sébastien Loeb im Vorjahr mit Platz zwei begnügen (Sieger: Landsmann Sébastien Ogier). Der besondere Reiz des WRC-Laufs im Westen Deutschlands: Es ist nicht eine Rallye, es sind drei. An Tag eins folgen in den Weinbergen tückische Spitzkehren auf schnelle Geraden. Tag zwei bringt Asphaltund Betonabschnitte auf dem Truppenübungsplatz Baumholder. Und am Schlusstag gilt es ultraschnelle Sonderprüfungen auf Landstraßen zu bewältigen.

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19. 8., INDIANAPOLIS (INDIANA), USA

Red Bull Indianapolis GP

Auf dem Gelände von Flushing Meadows in Queens findet das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres statt. Das Arthur Ashe Stadium (mit 22.500 Zuschauerplätzen die größte Tennisanlage der Welt) ist ein besonders guter Boden für Überraschungen. So schlug im Vorjahr die Australierin Samantha Stosur im Endspiel Serena Williams (USA) mit 6:2, 6:3 und feierte ihren ersten Grand-Slam-Titel im Einzel. Mit Juan Martin del Potro (ARG) gab es in New York 2009 den letzten Sieger eines Grand-Slam-Turniers, der nicht Djokovic (Titelverteidiger), Nadal oder Federer hieß.

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30. 8., ZÜRICH, SCHWEIZ

Seit 2004 ist das „Weltklasse Zürich“ im Letzigrund-Stadion die bestbesetzte eintägige Leichtathletik-Veranstaltung der Saison. Beim vorletzten Diamond-League-Meeting des Jahres geht es für einige Topstars nicht nur um den Tagessieg, sondern auch um die 40.000-Dollar-Prämie (sowie eine Diamant-Trophäe), und zwar für jene Athletinnen bzw. Athleten, die bei allen Diamond-League-Events in ihrer Disziplin ungeschlagen bleiben. Headliner in Zürich: der schnellste Mann der Welt. Nach zwei Jahren Abwesenheit wird der jamaikanische Weltrekordhalter Usain Bolt – 2009 gewann er den 100-Meter-Lauf in 9,81 Sekunden – auf die Letzigrund-Bahn zurückkehren.

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Tennis US Open

IAAF Diamond League Meeting

Viele bunte Segel im Ärmelkanal

„Unglaublich riesig“, befand Nicky Hayden, der MotoGP-Weltmeister von 2006, als er erstmals auf dem Indianapolis Motor Speedway (mit 300.000 Zuschauerplätzen das größte Sportstadion der USA) seine Runden drehte. Seit 2008 gastiert auch die Motorrad-WM auf der 4,2 Kilometer langen Traditionsstrecke mit der legendären Ziellinie aus Pflastersteinen. Im Vorjahr durfte sich der spätere Weltmeister Casey Stoner (AUS) über seinen ersten Sieg in Indiana freuen.

27. 8. – 9. 9., NEW YORK, USA

Im Vorjahr in „Indy“ siegreich: Casey Stoner


MORE BODY & MIND

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US-Beat-Schmied Diplo reist nach Südafrika. 29. 8. – 8. 9., VENEDIG, ITALIEN

69. Filmfestspiele 9. – 11. 8., NORTHAM, SÜDAFRIKA

OppiKoppi

Das beste Musikfestival für Abenteurer und Hartgesottene: Das OppiKoppi findet in der abgeschiedenen, unwirtlichen Steppe im Norden Südafrikas statt. Tagsüber ist es extrem heiß, nachts extrem kalt. Zum Glück sorgen Lokalhelden wie Fokofpolisiekar gemeinsam mit US-Gästen wie den Eagles of Death Metal und Diplo dafür, dass tüchtige Headbanger und Raver auch nachts nicht frieren müssen.

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27. 8 . –3. 9., BLACK ROCK DESERT (NEVADA), USA

Früher waren es Federico Fellini und Sophia Loren, heute sind es James Franco und Keira Knightley: Beim ältesten Filmfestival der Welt – 1932 gegründet – trifft die Glamour-Elite des Filmgeschäfts auf den morbiden Prunk der Lagunenstadt. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht allerdings stets der „Goldene Löwe“, einer der wichtigsten Filmpreise überhaupt, der letztes Jahr überraschend an den Russen Alexander Sokurow („Faust“) ging. Dieses Jahr wird US-Meisterregisseur Michael Mann der siebenköpfigen Festival-Jury vorsitzen, die den Siegerfilm kürt.

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Burning Man

Es ist der Karneval der Durchgeknallten: Alljährlich treffen sich 50.000 Freigeister in der Salztonebene der Black-Rock-Wüste in Nevada. Und verwandeln das Gelände in eine Parallelwelt mit eigenen Regeln. Deren oberste da lautet: Tu, was dir gefällt. Präsentiere deine Kunst, spiel mit deiner Band, verkleide dich oder sei einfach nackt. Ganz egal, solang du niemanden störst – und keinen Müll zurücklässt. Ein einwöchiges Paradies für postmoderne Hippies, das jedes Jahr feierlich mit der traditionellen Verbrennung einer zwölf Meter hohen Holzstatue zu Ende geht.

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Läuft Usain Bolt der Konkurrenz in Zürich davon? 6

Kultur

Apokalyptische Stimmung in der Wüste Nevadas 31. 8., NEJAPA, EL SALVADOR

Las Bolas de Fuego

7. – 11. 8., OSLO, NORWEGEN

BILDER: GETTY IMAGES

Øyafestivalen ist das grünste Festival der Welt, ausgezeich6 Es net mit etlichen Umweltschutzpreisen: Den Strom für alle vier Bühnen des Øya liefert ein hydroelektrischer Damm samt Wasserfall. Die Künstler werden mit Elektroautos vom Backstage-Bereich zur Bühne gefahren, die Stände verkaufen ausschließlich Essen aus regionalem Anbau, und für den Müll gibt’s 14 verschiedene Recycling-Kategorien. Nachhaltig exzellent ist auch das Line-up mit Künstlern wie Björk, The Stone Roses, The Black Keys, Feist und Bon Iver.

Zwei Gruppen junger Männer stehen sich gegenüber. Ihre Gesichter sind schwarz-weiß geschminkt, in ihren Händen halten sie lodernde Feuerkugeln aus Draht und Stoff, mit denen sie sich im feurigen Wettstreit beschießen – und den Nachthimmel hell erleuchten. Was im ersten Moment wie eine Straßenschlacht anmutet, ist in Wahrheit eines der spektakulärsten Feuerfeste der Welt. Seit 1922 huldigt man in Nejapa mit dem Spektakel im August dem heiligen Geronimo, der die Stadt einst mit Feuerbällen gegen den Teufel verteidigt haben soll.

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Indie-Chanteuse Feist am Öko-Festival in Oslo

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MORE BODY & MIND

Save the Date August 2012 6. – 9. SEPTEMBER, LAUSANNE

Electrosanne

Das Electrosanne, dieses Jahr in seiner siebenten Ausgabe, hat die Zeiten als kleines Electro-MusicFestival längst hinter sich. Mittlerweile machen zwei Freiluftbühnen, fünf Nachtclubs sowie internationale und lokale Electropopstars das Zentrum von Lausanne zu einer riesigen Partymeile. Die Place de l’Europe, die grösste Festivalbühne, ist für Acts wie Julio Bashmore, Todd Terje, Prins Thomas oder Nguzunguzu reserviert. Der Eintritt ins Open-Air-Areal ist täglich bis 20 Uhr frei. 23. – 25. AUGUST, LAUSANNE-PULLY

For Noise Festival

Es gilt als das grösste der kleinen Schweizer Festivals. 2012 setzt man im Lausanner Vorort neben der traditionellen Talententdeckung auch auf grosse Namen: dEUS, Infadels, Junior Boys stehen ebenso im Line-up wie die New Yorkerin Patti Smith oder Sängerin Feist. Das Zürich-Konzert der Kanadierin im März war binnen weniger Stunden restlos ausverkauft. Die Tickets sind über www.fornoise.com oder www.petzi.ch erhältlich.

Breakdance, Gra∞ti und feinster Hip-HopSound in Orpund 17./18. AUGUST, ORPUND BEI BIEL

Royal Arena Festival Im August wandelt sich das idyllische Dörfchen Orpund im Kanton Bern für zwei Tage zur schweizerischen Hauptstadt der Hip-Hop-Kultur. Rap-Superstars wie Busta Rhymes, Ice Cube, Dizzee Rascal, IAM oder Mos Def heizen als Headliner auf der Bühne ein, lokale und internationale Graffiti-Künstler zaubern in der Römerarena stylische Bilder an die Wand, und die Royal B-Boy Battle (Breakdance im Zwei-gegen-zwei-Format) ermittelt vor den Augen der Besucher eine neue Siegercrew. Den Gewinnern des Breakdance-Contests, der mittlerweile die gesamte heimische B-Boy-Szene versammelt, winkt übrigens ein besonderer Preis: eine Reise nach Rotterdam samt Teilnahme am Red Bull BC One-Europafinale. www.royalarena.ch

25./26. AUGUST, BERN

Von 1931 bis 1954 war Bern das Mekka des Schweizer Motorsports. Nun lässt das Grand Prix Suisse Berne Memorial die Rennatmosphäre vergangener Tage wieder aufleben: Auf dem abgesperrten Rundkurs (Berner Westside bis Frauenkappelen) nehmen Ende August rund 250 historische F1-Flitzer, Sportwagen und Motorräder die Strecke in verschiedenen Rennkategorien in Angriff. Weitere Highlights: eine Flugschau mit historischem Gerät und die Oldtimerparade durch die Berner Innenstadt.

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18./19. AUGUST, WIRIEHORN

iXS Swiss Downhill Cup High Speed, lange Sprünge, schnelle Kurvenwechsel, technische Passagen oder Steileinfahrten. Als anspruchsvoll und abwechslungsreich gilt die Mountainbike-Strecke am Wiriehorn. Mitte August gehen hier gleich zwei Top-Downhill-Events über die Bühne: Beim iXS Swiss Downhill Cup kämpfen Biker aus mehreren Nationen um Weltranglistenpunkte, während bei den Schweizer Meisterschaften der schnellste heimische Downhiller gekürt wird. 2012 sind im Diemtigtal alle Augen auf die hiesige Nummer eins, Nick Beer, gerichtet. Der Vier-

Der grosse Gejagte im Diemtigtal: Nick Beer

undzwanzigjährige entschied letztes Jahr übrigens beide Bewerbe für sich. Noch eins: Zuschauer können mit der Seilbahn ins gut begehbare Streckengelände gelangen und das Race live und hautnah mitverfolgen. www.ixsdownhillcup.com

TEXT: ARKADIUSZ PIĄTEK. BILDER: THOMAS BOLLINGER, THOMAS DIETZE, GP SUISSE

Grand Prix Suisse Berne Memorial


K a i n r at h s k a l e n d e r b l at t

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more body & mind

Volles Programm Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm. www.servustv.com

Sonntag, 5. August, 22.35 Uhr

Die extremsten Athleten, die besten Filmemacher und die atemberaubendsten Orte der Welt – und das alles vereint mit Storytelling à la Hollywood.

Auge um Auge mit Mount Everest Die Kameramänner Milan Collin und Kevin Augello werden vom deutschen Bergsteiger Thomas Weber gebeten, ihn auf den Mount Everest zu begleiten. Weber, der unter einer Sehbehinderung leidet, möchte sich mit dieser Expedition einen großen Traum erfüllen. Während des langen Aufstiegs werden die drei Männer mit ­dramatischen Zwischenfällen konfrontiert – und schließlich auch mit dem Tod.

Sonntag, 19. August 2012, 22.35 Uhr

No Impact Man Dokumentation über den Versuch des New Yorker Autors Colin Beavan, mit seiner Familie so umweltfreundlich wie irgend möglich zu leben.

Samstag, 11. August, 20.15 Uhr Samstag, 25. August, 11:05 Uhr

Red Bull Cliff Diving Irland Auf Irlands Aran-Inseln springen die Athleten in den berühmten Serpent’s Lair, ein Felsloch, das aussieht wie des Teufels Swimmingpool.

So sind Sie im Bild 96

Live: Red Bull X-Fighters München Was Madrid kann, kann München schon lange! Zum ersten Mal machen die weltbesten Motocross-Freestyler der Welt Station in der bayrischen Hauptstadt, mit dem Ziel, das Olympiastadion in einen Hexenkessel zu verwandeln. Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70

bilder: harry kikstra, joerg mitter/Red Bull Content pool, Ray demsui/Red Bull content pool, justin schein, lukas kane/red bull content pool

Jeden Samstag, 10.15 Uhr

Ultimate Rush


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MUST-HAVES!

1 ADIDAS „BASKET PROFI M“ 1969 revolutionierte der adidas Originals Basket Profi mit seiner Leichtigkeit den Markt. Als 1:1-Neuauflage des Modells der 70er Jahre stellt diese Wildleder-Version ein ikonisches Statussymbol in sportlichem RetroLook dar. Erhältlich um CHF 150.–

www.adidas.com/originals

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2 ARNETTE DIBS Selten konnten die Augen mit mehr Style geschützt werden als mit der Arnette Dibs in Havana/Brown. Das A.C.E.S.-System bietet dank austauschbarer Bügel die Möglichkeit, der Brille einen individuellen Look zu verpassen. Die Dibs gibt es für CHF 130.– mit normalen bzw. für CHF 170.– mit polarisierten Gläsern, und sie ist in fünf weiteren Colourways erhältlich.

www.arnette.com 3 GRENZENLOSE STIL-DISCO „Megalithic Symphony“ ist das Debütalbum von AWOLNATION auf Red Bull Records. Es ist nur eine von vielen passenden Eintrittskarten in die Welt des Aaron Bruno, denn AWOLNATION lebt bereits seit vielen Monaten im Internet. In Kurzfilmen, FakeDokumentationen und Viral Clips lädt Aaron Bruno dazu ein, ihm, seinen Astronauten, Meerjungfrauen und Ninjas zu folgen. Aber nicht vergessen, folgende Nachricht zu hinterlassen: „Don’t worry. I’ve gone AWOL!“ Aktuelle Tourdaten sind auf der Website zu finden.

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www.awolnationmusic.com

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4 MOBY ENTWIRFT SWATCH UHR Swatch arbeitet mit dem legendären Musiker Moby zusammen und präsentiert „Little Idiot“. Die Comicfigur ziert sowohl die Uhr wie auch die Verpackung und ist in einer limitierten Auflage erhältlich. Mit der charmanten Zeichnung von Moby geht Swatch eine perfekte Symbiose von trendigem Style, Humor und geradlinigem Design ein. Die jüngste Kooperation von Swatch ist erhältlich 100 für CHF 100.–.

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www.swatch.com

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5 QLOCKTWO – ZEIT IN WORTEN Die Zeitanzeige der preisgekrönten Qlocktwo erfolgt mit LED-Technik über eine smarte Zeichenmatrix in 5-MinutenSchritten. Die vier Punkte in den Ecken stehen für die Minuten. Die austauschbaren Frontpanels aus poliertem Acrylglas sind in sieben markanten Farben und in vielen Sprachen erhältlich, sogar in Berndeutsch. Das 45 × 45 cm grosse Wandmodell gibt’s ab CHF 1290.–, die 13,5 × 13,5 cm grosse Tischuhr mit Weckfunktion ab CHF 590.–.

www.uhrsachen.ch/qlocktwo 6 OLLOCLIP iPHONE 4 & 4S OBJEKTIV Der Olloclip ist ein 3-in-1-Wechselobjektiv für das iPhone 4 & 4S. Er integriert eine Fischauge-, Makro- und Weitwinkellinse in einem Body. Das Fischauge wird direkt über die Ecke des iPhone-Gehäuses auf die hintere Kamera gestülpt und liefert sofort beeindruckende Aufnahmen. Im Handumdrehen kann man das Weitwinkelobjektiv benutzen. Wenn man die Weitwinkellinse abschraubt, gibt es noch eine Makrolinse, die mit bestechend scharfen Nahaufnahmen überzeugt.

olloclip.adento.ch


MORE BODY & MIND

Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

Was du nicht sagst Wer eine Geschichte erzählt, verändert sie dadurch. Was davon zu halten ist? Hängt davon ab, was Sie vorhaben.

sonst noch durch die Erinnerungen von uns Menschen geistern. Wieder ein Stückchen weitergebracht hat die Frage nach den Auswirkungen des Weitererzählens eigener Geschichten eine aktuelle Untersuchung. Durchgeführt hat sie eine junge Wissenschaftlerin namens Sarah Moore von der Alberta School of Business in Edmonton (Kanada). Und sie hat etwas Spannendes herausgefunden:

Wer nämlich anderen von einem emotional aufwühlenden Erlebnis erzählt und ihnen nachvollziehbar zu machen versucht, warum die Wochen in Mallorca, Tunesien oder dem Salzkammergut so traumhaft waren, der ruiniert sich damit die schönen Gefühle! Oder er sorgt dafür, dass er sich nicht mehr ganz so toll über den miesen Zimmerservice ärgert. Der Mechanismus wirkt nämlich in beide Richtungen. Gleichgültig, um welches emotionale Erlebnis es sich handelt (einen wunderbaren Kaffee bei Freunden, einen frustrierenden Spaziergang durch die Edelboutique oder eine überwältigende Nacht in einem Club) – wer anschließend seinen Freunden erklären will, wie und warum, dämpft die damit verbundenen Gefühle auf immerdar. Genau anders herum funktioniert die Sache laut Moore bei eher sachlich gehaltenen Erlebnissen: Wer zum Beispiel in einem Elektronikgeschäft besonders hilfreiche Tipps dafür bekommen hat, wie er andere mittels eines Smartphones oder Tablets noch effektiver mit seinen Urlaubsbildern beeindrucken kann – der verstärkt seine Gefühle, wenn er anderen davon erzählt. Auch hier macht es keinen Unterschied, ob es sich um positive oder negative Emotionen handelt. Das kann also nur zweierlei bedeuten: Wer sich in Rage bringen will, der erzählt mehrfach weiter, wie mies der Service beim Online-Reisebüro ist. Und der fragt sein Gegenüber nie, niemals!, warum es ihn liebt. Große Gefühle sind nichts, was sich erklären ließe. Christian Ankowitsch, 53, ist ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Sein neuestes Buch „Mach’s falsch, und du machst es richtig“ ist bei Rowohlt erschienen.

THE RED BULLETIN Schweiz: Herausgeber und Verleger Red Bull Media House GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Alexander Macheck (Stv.) General Management Print Mag. Alexander Koppel Verlagsleitung Franz Renkin Creative Director Erik Turek Art Director Kasimir Reimann Fotodirektion Fritz Schuster Creative Photo Director Susie Forman Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitender Redakteur Werner Jessner Redaktion Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Arkadiusz Pia˛tek, Andreas Rottenschlager Mitarbeiter Stefan Wagner Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Silvia Druml, Miles English, Kevin Goll, Carita Najewitz, Esther Straganz Fotoredaktion Ellen Haas, Catherine Shaw, Rudi Übelhör Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Illustratoren Albert Exergian, Mandy Fischer Corporate Publishing Boro Petric (Ltg.); Christoph Rietner, Nadja Žele (CR); Dominik Uhl (AD); Markus Kucˇera (FD); Lisa Blazek (Red.); Christian GrafSimpson, Daniel Kudernatsch (iPad) Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter Sádaba Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Finanzen Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits Marketing & Country Management Barbara Kaiser (Ltg.), Stefan Ebner, Nicole Glaser, Klaus Pleninger, Elisabeth Salcher, Lukas Scharmbacher, Peter Schiffer, Julia Schweikhardt, Sara Varming Anzeigenverkauf Thomas Hutterer, Romana Müller; anzeigen@at.redbulletin.com Anzeigendisposition Sabrina Schneider O∞ce Management Anna Jankovic (Ltg.), Manuela Geßlbauer IT Michael Thaler Firmensitz Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint monatlich als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Der Standard, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten. In Deutschland: Leipziger Volkszeitung und Vertrieb an Hochschulen. In Nordirland: Sunday Life. In Irland: The Irish Times. In Frankreich: L’Équipe. In Südafrika: Independent on Saturday, Saturday Star, Weekend Argus. In Neuseeland: The New Zealand Herald. In Kuwait: Kuwait Times. In Mexiko: Milenio Diario. In der Schweiz und Großbritannien: alternativer Vertrieb. In den USA: New York Daily News, Chicago Tribune, LA Times, Houston Chronicle. Gesamtauflage 3,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 4. SEPTEMBER 2012. 98

ILLUSTRATION: ALBERT EXERGIAN

S

ommer ist’s. Allmählich Zeit also, uns warm anzuziehen. Denn bald schon werden wir unseren Freunden, Bekannten und Kollegen begegnen, die alle nur eines wollen: uns von ihren Urlaubserlebnissen berichten. Welche Auswirkungen das auf uns, das Publikum, hat, ist zwar wissenschaftlich nicht erforscht, aber dennoch bekannt: Die einen wenden sich ab, um verstohlen in die hohle Hand zu gähnen; andere stoßen an dramaturgisch plausiblen Stellen kleine „Ah“- und „Was du nicht sagst“und „Süüüüß!“-Laute aus; und wieder andere versuchen, den geschilderten Sonnenuntergang durch einen selbst erlebten zu toppen. Bisher unbeachtet blieb die Frage, ob sich irgendetwas an den aufwühlenden Urlaubserinnerungen ändert, wenn wir sie anderen erzählen. Ob wir sie also anschließend immer noch als so aufregend empfinden wie zuvor. Diese Frage klingt im ersten Moment ein wenig verwunderlich. Was sollte sich schon groß an ihnen ändern? Nun, ganz so ist es nicht. Wie wir von den Wissenschaftlern, die sich mit dem menschlichen Gedächtnis beschäftigen, schon seit längerem wissen, sind Erinnerungen weder objektiv noch stabil. Ganz im Gegenteil: Wenn wir anderen etwas erzählen wollen, uns aber ungenau daran erinnern, füllt unser Gehirn allfällige Leerstellen mitunter einfach auf – ob nun mit einem eigenen oder fremden Erlebnis, ist ihm egal. So kommt es dann, dass Leute in unseren Sonnenuntergängen herumspazieren, die nachweislich nie mit uns in der Türkei waren. Unser Gehirn nimmt lieber ein paar Ungereimtheiten in Kauf, als weiße Flecken auf der Landkarte unserer Erinnerungen zu dulden. Wer an dieser These zweifelt, fragt am besten einen Richter bzw. Anwalt seines Vertrauens: Der wird ihm schildern, welch illustres Publikum


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