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ACTION

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

Bergstation

Liechtensteinhaus

Chill Out Area

Kabinenbahn

24H DOWNHILL SEMMERING

FEST RUNTER

Enzianhütte Slope Inn

Die 24-Stunden-Strecke im Bikepark Zauber[:ber:]g Semmering kombiniert Elemente der drei bestehenden Tracks (Family, Freeride, Downhill) mit neuen Elementen. Flowig, unterhaltsam, nie arg, in der Nacht gut ausgeleuchtet. Die Starter (Limit: 300 Rider) kommen daher ohne Stirnlampen aus. Gefahren wird allein, in Zweier-, Vierer- oder Sechserteams. Entlang der Strecke und im Zielgelände legen DJs auf, im Fahrerlager kümmern sich Masseure um die Fahrer, außerdem werden sie mit Pasta und Red Bull versorgt. Der Eintritt für Zuschauer ist frei, gestartet wird am 16. August um Punkt 12.

Seewirtshaus

Bike-Waschplatz

Talstation

ZauberBAR Fahrerlager Massage

auf eine improvisierte Pinkelpause im Freien und einen Wäschewechsel. Ist es zäh? Ja. Tut es weh? Ja. Aber immer dann, wenn die Schmerzen schlimm zu werden drohen, wenn die Innenfläche des Handschuhs durchgescheuert ist bis aufs Fleisch, wenn die Bandscheiben bei jeder Landung winseln, wenn sich das bereits blau verfärbte Gewebe der Oberschenkel gegen weitere Schläge durch den Sattel zu wehren versucht, dosiert der Körper die Schmerzmittel höher, und schon geht es munter weiter, hollarödulliöh. Man lernt ja so viel über sich selber in Extremsituationen. 24h Downhills kann der Körper nicht fertig fahren. Das schafft nur der Geist. Bald bin ich Sechster, dann Fünfter. Von Mitternacht erwarte ich mir keine Wunder. Kein Geist wird erscheinen, der alles besser macht. Nur mein Intense wird mit frisch entlüfteten Bremsen vom Ser-

vice kommen, dass ich nicht länger leiden muss auf dem Muletto mit der bockigen Gabel und der frontlastigen Sitzposition. 24-Stunden-Rennen sind Ausscheidungsrennen. Psychologischer Vorteil: In der Phase, da alle zum ersten Mal wirklich beißen müssen, hocke ich auf einem Bike, das bergab unkomfortabel ist wie eine Ducati Monster in der Stadt. Ich überstehe das unbeschadet. Als die federwegsatte Hängematte meines Intense M3 wieder in der Wechselzone lehnt, empfinde ich das als einen Luxus wie ein Daunenbett. Zwischen zwei und fünf in der Früh kann ich übers Wasser gehen. Andere bröckeln ab, machen Pause, nehmen Tempo raus, ich halte meins. Der wichtige Engländer, mit drei Turner-Bikes angeflogen, ist leichte Beute: Seine Größe beruhte nur auf Selbstvertrauen und Selbstdarstellung. Eine Liftfahrt mit ihm, eine freundliche Verabschiedung und ein

darauffolgender Run am Limit reichen aus, um ihn verzweifelnd in eine Wolldecke im Fahrerlager zu wickeln. Natürlich ist da auch Show dabei. Die Wahrheit ist: Ich fürchte mich vor einer Pause. Aus dem Rhythmus zu kommen. Der Verlockung eines Polsters zu erliegen. Die Schärfe zu verlieren. Drum weiterfahren, immer weiter, alles unterwegs erledigen. Essen. Trinken sowieso. Die Schrauben am Bike kontrollieren, die drei davon, die sich immer lockern, alle eineinhalb Stunden anziehen, Schützer richten, Brille putzen. Der Mensch braucht eine Aufgabe. Wie daneben ich schon bin, bemerke ich, als ich drei Liftstützen lang nachdenken muss, was man zum Essen denn nun ausziehen muss: den Helm oder den Handschuh? Um sechs, als die Sonne aufgeht, ist das Rennen eigentlich gelaufen. Auf Platz zwei fehlen mir drei Runden, der Vierte

Morgengrauen. Die Nacht über freust du dich auf die Sonne. Mit ihr kommt der Schmerz.

Runde 150. Das Zielgelände füllt sich wieder. Von den Geduschten ahnen nur die wenigsten, wie es dir geht.

Es reicht. Irgendwie ahnst du im Ziel, dass du nimmer wie das blühende Leben ausschaust. Aber gleich so?!

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BILDER: CHRISTIAN BEZDEKA (3), WWW.BIKEPARKSEMMERING.AT

Bikeverleih

23.07.2008 10:35:31 Uhr


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