The Red Bulletin April 2014 - AT

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Z Das Leben der ­ echaniker oszilliert M zwischen kurzen Phasen heftiger Intensität und scheinbar immer länger werdenden Spannen endlosen Wartens.

um Start fehlt Linda Vaughn. In frühen Jahren gab es in ganz Amerika kaum eine Garage, kaum ein Jugendzimmer, das ohne ein Plakat mit den gewaltigen optischen Vorzügen von „Miss Hurst Golden Shifter“ ausgekommen wäre. Seit mittlerweile fast einem halben Jahrhundert war die Blondine gern gesehener und nicht wegzudenkender Gast im Fahrerlager der Rolex 24 Hours of Daytona, jenes legendären Rennens in Florida, mit dem für die Motorsportwelt traditionell die Saison beginnt. Diesmal eben ohne Linda. Ehemalige Formel-1-Fahrer, Sport­ wagen-Größen, Gentlemen-Driver und Showstars bilden ein buntes Fahrerfeld, das es einen Tag und eine Nacht lang im Oval des Superspeedway wissen will. Um hie und da auch der Rechtskurve zu ihrem Recht zu verhelfen, biegt man nach Start/ Ziel ins Infield ab, zum East und zum West Horseshoe, bevor es wieder raus ins Oval mit seinen stark überhöhten Kurven geht, das Tempo jenseits der 300 km/h. Ein Paul Newman war bis zu seinem ­siebzigsten Geburtstag hier am Start, die ­Andrettis haben in Daytona gewonnen, die

Bescheidene Selbst­ beschreibung des Daytona International Speedway: „The World Center of Racing“

Unsers, Hurley Haywood und Chris Amon. Die Karriere von Red Bull Racing-Genie ­Adrian Newey ist in Daytona so richtig ins Fliegen gekommen, als der Jungdesigner im Jahr 1983 einen March-Sportwagen innerhalb kürzester Zeit von einer abgeschriebenen Fehlkonstruktion zum Überraschungs-Führenden umgebaut hatte. Nur Motorprobleme in der 23. Stunde verhinderten, dass sich Neweys Piloten abends eine Uhr aufs Nachtkästchen legen konnten – die Sieger in Daytona werden nämlich traditionell mit einer Rolex ­gleichen Namens ausgezeichnet. 2014 markiert bei aller Historie den Aufbruch in eine neue Zukunft der USLangstreckenrennen: Endlich haben sich die zwei lange Jahre einander spinnefeind gewesenen Rennserien Grand-Am und die American Le Mans Series auf ein gemeinsames Reglement geeinigt. In Daytona wurde das erste Rennen unter einem Dach gefahren: United Sportscar Series heißt das Baby, und 68 Autos, unterteilt in vier Klassen, stehen am Start. In der Königsklasse („Prototypes“) ­haben die Vertreter der ehemaligen GrandAm leichtes Spiel mit den offenen Sportwagen der American Le Mans Series. Die Daytona Prototypes (DPs) machen sich die ­Spitze untereinander aus. „Man sagt zwar, dass bei Langstreckenrennen ­Konstanz über schieren Speed siegt, aber hier geht es von der ersten Runde an voll zur Sache“, sagt der dreifache Daytona-Sieger Guillermo „Memo“ Rojas. „24-Stunden-Rennen sind Langzeit-Sprints geworden.“ Die Zehntausende an Zuschauern verlieren sich fast auf den Grandstands des Daytona International Speedway, derart gigantisch ist die Anlage. Die mächtigen Stahltribünen erzittern, als das Feld in die 53


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