INNOVATOR by The Red Bulletin 2019 #3

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I N N O V AT O R

ENERGIE

FANG DEN WIND

HANNAH & RENE

WOLFGANG WIESER

JOHANNES LANG

Jeder Luftzug ein Energieschub für dein Heim: Mit Mini-Wind­ rädern made in Austria gewinnst du deinen eigenen Strom.

Die Turbine ist 1,8 Meter lang, wiegt 175 Kilo und lässt sich von jedem montieren, der es schafft, acht Schrauben anzuziehen. Ein weißer Kunststoffmantel umgibt den Rotor. Die fünf glasfaserverstärkten Spritzgussblätter fangen den Wind und befeuern damit den Generator. Mit 45 Zentimeter Länge messen sie nicht e­ inmal ein Hundertstel der Riesenflügel ihrer großen B ­ rüder in den Windparks. Auch sonst unterscheiden sie sich deutlich: Lärm? „Wie ein kaum hörbares Säuseln im Nadelwald“, sagt Herbert Gösweiner, CEO des Startups Blue Power, das die MiniWindräder namens BlueOne entwickelt hat, „weil 99 Prozent des Schalls durch die Einhausung geschluckt werden“. Weiters werfen die Rotoren keine störenden Schatten. Und natürlich trotzen sie ­heftigen Stürmen. Selbst o ­ rkanartige Böen mit rund 140 km/h bereiten den kleinen Turbinen keine Probleme. Erste Anlagen stehen bereits: Nr. 1 in Feldbach in der Steiermark, weitere im Windpark Lichtenegg in Nieder­ österreich, fünf sollen auf ein neues Hotel in Wien kommen. Behördliche Genehmigungen sind für das Aufstellen nicht

„ JE NACH STANDORT RECHNET SICH DIE ANLAGE IN SIEBEN BIS DREIZEHN JAHREN.“

nötig, es besteht allerdings eine „Anzeigepflicht“. Die Kosten für das MiniWindrad samt Steuerung und Einspeiseelektronik: knapp 5300 Franken, plus ein paar Hunderter für Montage und Einbindung ins Haussystem. „In einem Zeitraum von sieben bis dreizehn Jahren rechnet sich die Anlage“, sagt Gös­ weiner. Tatsächlich ist das ­abhängig vom Standort und den herrschenden Winden: „In ­einer günstigen Lage lassen sich mit einem Windrad bis zu 75 Prozent des Energiebedarfs eines durchschnitt­ lichen Haushalts decken.“ Die Bestandteile der MiniWindräder kommen übrigens aus Österreich, zusammen­ gebaut werden sie derzeit in einer rund 150 Quadratmeter großen Halle im oberöster­ reichischen Spital am Pyhrn. Knapp ein Jahrzehnt hat Blue Power an der Entwicklung ­gearbeitet. Jetzt geht diese Saat auf: Erst Mitte Juli wurde ein Vertrag mit einem Vertriebspartner für Jordanien und Israel abgeschlossen. Das ­Verkaufsziel nach den ersten verlustreichen Jahren? ­„Tausend Turbinen jährlich.“ bluepower.at

In einer Halle in Oberösterreich werden die Einzelteile zusammengebaut. INNOVATOR

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