INNOVATOR by The Red Bulletin CD 2020 #2

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INNOVATOR BY THE RED BULLETIN 02/2020

Der Sinn des Lebens

Der Reiz des Ungewissen

Bio-Hack Yourself!

12 Tipps für einen erfüllten Alltag – von Star-Autor Jay Shetty

Ein Aussteiger will die Welt mit einer revolutionären Yacht allein umsegeln.

Diese innovativen Gadgets optimieren Körper und Geist.

02/20

AUSGABE SCHWEIZ CHF 7

NASA Thomas Zurbuchen, Forschungsdirektor

Diese Schweizer Ava

IDEAS FOR A BETTER FUTURE

Lea von Bidder, Gründerin

Google Urs Hölzle, Technikchef

erobern die Welt 9 Eidgenossen, 9 aussergewöhnliche internationale Karrieren

BETTER FUTURE EDITION


WIE SIE. WIE KEIN ANDERER.


New OCTAVIA und OCTAVIA RS Eleganz, Raum und noch mehr Komfort für Sie: Der neue OCTAVIA zeigt mit faszinierenden Innovationen, warum er das beliebteste Auto der Schweiz ist. Eingebettet in eine markante, noch emotionalere Designsprache sorgen modernste Fahrerassistenzsysteme, Head-up-Display, Matrix Voll-LED-Scheinwerfer und das Virtuelle Cockpit für ein aussergewöhnliches und noch sichereres Fahrerlebnis. Natürlich zum gewohnten ŠKODA Preis-Leistungs-Verhältnis und demnächst auch als 4x4 und Plug-in-Hybrid. ŠKODA. Made for Switzerland.


EDITORIAL

Konstantin Reyer Der Wiener Fotograf versteht es, mit seinen Outdoor-Bildern zu beeindrucken. Wir schickten ihn an Frankreichs Atlantikküste zu Norbert Sedlacek – dem ExtremAbenteurer aus Österreich, der die Welt auf einer noch nie er­ probten Route allein umsegeln will. AB SEITE 6 4

Stefan Wagner Seit Jahren betreibt unser Autor Biohacking (Körperoptimierung) an sich selbst und verfasst regel­ mäßig Artikel zu diesem Thema. Als ­Experte reiste er zu Deutschlands berühmtestem Biohacker Andreas Breitfeld – und kam aus dem Staunen nicht mehr h ­ eraus. AB SEITE 34

Zukunft beginnt: hier Eine App gegen Einsamkeit? Ein Stirnband, das unser Gehirn trainiert? Ein faltbares Auto für besonders enge Parklücken? Oder der künst­ liche Baum, der Stadtluft filtert? Gleich zu Be­ ginn dieser Ausgabe stellen wir aussergewöhn­ liche Einfälle von Menschen vor, die den Mut haben, unsere Welt in positiver Hinsicht zu ver­ ändern – nicht nur für sich, sondern für uns alle: Ideen für eine bessere Welt, ab Seite 9. Apropos aussergewöhnlich: «Biohacking» ist laut Definition die «mannigfaltige Manipulation des Körpers und Geistes zum Zwecke der ­Selbst­optimierung». Ab ­Seite 34 erklärt Ihnen Deutschlands bekanntester Bio­hacker Andreas Breitfeld, wie eine Lymph­drainage mit Kom­ pressionsstiefeln funktioniert, wie lange die optimale Pause in der Sauerstoffkammer dauert und warum das Essen von b ­ lauer Farbe Ihre Konzentration steigert. Viel Spass bei der Lektüre! Die Redaktion

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INNOVATOR

ALEKSANDAR SAVIC (COVER)

CONTRIBUTORS

I N N O V AT O R


FLE X-LE ASING Ihr flexibler Leasingvertrag mit Probefahrtcharakter.

Beschleunigt Ihren Herzschlag. Mit Strom. Der neue Taycan 4S. Jetzt mit 1,9 % Swiss Flex-Leasing. Das 1,9 % Swiss Flex-Leasing ist Ihr flexibler Leasingvertrag mit Probefahrtcharakter. Massgeschneidert für den neuen Taycan 4S. Ihr Vorteil: Fahren Sie unseren ersten vollelektrischen Sportwagen, und sollten Sie nicht vollends überzeugt sein, kann der Leasingvertrag nach sechs Monaten kostenlos beendet werden. Ein weiteres Highlight: Die Installation der Ladeinfrastruktur ist bis zu einem Wert von CHF 2’000.– ebenfalls enthalten. Mehr Informationen unter www.porsche.ch/flex-leasing

Preisbeispiel Neuwagen: Porsche Taycan 4S, Barkaufpreis: CHF 150’000.–; Laufzeit: 36 Monate; 15’000 km pro Jahr; 1. grosse Leasingrate: 15 % vom Barkaufpreis; Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 1’873.–; effektiver Zinssatz: 1,92 %, Vollkasko nicht inbegriffen. Alle Preise verstehen sich inkl. MWSt. Änderungen vorbehalten. Die Aktion ist gültig vom 1.8.2020 bis 31.10.2020 (massgebend ist das Datum der Antragseinreichung). Die Kreditvergabe ist verboten, falls sie zur Überschuldung des Konsumenten führt (UWG Art. 3). Ein Angebot von Porsche Financial Services Schweiz AG in Kooperation mit BANK-now AG. Für ein verbindliches Angebot wenden Sie sich bitte an Ihr Porsche Zentrum. Gilt nur in teilnehmenden Porsche Zentren.


INHALT

BULLEVARD 10 18 12 20 14 22 16 24 Macht die Welle!

Wasser gibt Stoff

Surfen ohne Meer: Wir erklären die grösste Wellenmaschine der Welt.

Wie die Firma voestalpine Wasserstoff auf klima­ gerechte Weise erzeugt.

Mentale Fitness

Ruf mich an!

Diese App trainiert dein Gehirn – und optimiert gleichzeitig deinen Alltag.

Einsam? Eine Handy-App findet den richtigen Gesprächspartner für dich.

Fit über Nacht

NASA-Training

Nie wieder schlecht schlafen? Diese Anwendung macht’s möglich.

Von Astronauten ge­ testet: das Workout-Tool mit Weltraum-Garantie.

In der Schmalspur

Mit Moos viel los

Ein faltbares Auto könnte die Zukunft des Stadt­ verkehrs revolutionieren.

Ein verblüffender ­Biotech-Baum filtert die Berliner Luft.

GUIDE

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RED BU LL BASEMENT

Wo Ideen wachsen Mentoren und Netzwerke: Starthilfe für Studenten, die die Welt retten wollen. P OD CAST

Lernen von Pionieren Die Top-Tipps und -Tools aus den «INNOVATOR Sessions» bisher.

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KOLU MNE

Besinne dich! Innovator Andi Gall weckt deine analogen Fähigkeiten. DESIGN - HIGHLIGHT

E-inmalig Bitte aufsitzen: Hier kommt das E-Motorrad aus der Zukunft.

64 ABENTEUER

Pionier an Bord Der Wiener Extremsegler Norbert Sedlacek wagt an Bord seines Vulkanfaserbootes eine Rekord-Weltumsegelung. Wir haben ihn besucht.

INNOVATOR


I N N O V AT O R

FEATURES

KONSTANTIN REYER

26 34 46 58 64 78 84 INNOVATOR

MOBILITÄT

Der Science-Fiction-Test Welche Prophezeiungen über Autos wahr wurden – und welche nicht. BIOHACKING

So lebst du besser Biohacker Andreas Breitfeld zeigt uns seine Optimierungsmaschinen. COVERSTORY

Die Super-Expats Google, NASA und Co: wie Schweizer mit ihren Ideen die Welt prägen. PSYCHOLOGIE

Gefühle an die Macht Ein Treffen mit Emotionsmanagerin und Instahelp-CEO Bernadette Frech. ABENTEUER

Allein um die Welt An Bord des Hightech-Bootes von Extremsegler Nobert Sedlacek. R ATGEBER

«Denke wie ein Mönch» Moti­vationsredner Jay Shetty gibt dir zwölf Tipps für mehr Sinn im Alltag. START- UPS

Sie prägen die Zukunft Wir präsentieren sieben innovative Schweizer Unternehmen, die den Status quo hinterfragen.

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BULLEVARD

I N N O V AT O R

JOHANNES LANG

IDEEN FÜR EINE BESSERE WELT

INNOVATOR

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B U L L E VA R D

SPORT

DIE PERFEKTE WELLE

AARON TREVIS GRÜNDER S U R F L A K E S

«Unser System bietet fünf verschiedene Wellenarten – per Knopfdruck, Tag und Nacht. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.»

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Vor fünfzehn Jahren sass Bergbauingenieur und Hobby-Surfer Aaron ­Trevis mit seinen Kindern an einem See und warf Steine ins Wasser. Ein unscheinbarer Moment, aber dennoch einer, der Trevis’ Leben für immer verändern sollte. „Ich fragte mich, wie gross wohl der Stein sein müsste, um eine Welle zu schlagen, die man surfen könnte“, erinnert er sich. Heute ist Trevis mit Surf Lakes Betreiber eines der weltgrössten Wellenbecken (mit 80.000 m³ Wasser) in ­seinem Heimatort Yeppoon an der australischen Ostküste.

Die Wellen erzeugt er nicht mit einem Stein, sondern mit einem Stahlring in der Mitte des Sees, der wie ein Requisit aus einem «Mad Max»-Film aussieht und satte 1400 Tonnen wiegt, etwa so viel wie drei Boeings. Per Luftdruck angehoben, schickt dieser in einem getakteten Rhythmus 2,4 Meter hohe konzentrische Wellen übers Wasser. Der Clou dabei: Mithilfe künstlicher Riffe am See­

«WIE GROSS MÜSSTE DER STEIN SEIN, UM EINE WELLE ZU SCHLAGEN, DIE MAN SURFEN KÖNNTE?» Diese Frage machte Aaron Trevis zu einem gefragten Mann. Seine Anlage gilt in der Surfszene als visionär.

INNOVATOR

SURF LAKES FLORIAN OBKIRCHER JOHANNES LANG

Was aussieht wie ein Filmrequisit aus «Mad Max», ist in Wahrheit die geilste Wellenmaschine der Welt: 360-GradPower und 2400 Wellen pro Stunde!


I N N O V AT O R

Aaron Trevis’ Wellenbecken in Yeppoon, Queensland, verspricht Surfspass mit bis zu 2400 Wellen pro Stunde.

boden ist es möglich, die Wellen an gewissen Stellen unterschiedlich schnell, steil und hoch zu formen. So lässt sich der Surf-See in fünf Schwierig­ keitsstufen einteilen und von Anfängern und Pros gleichermassen nutzen – daher auch der Name der einzigartigen Technologie: „5 Waves“. Bis zu 200 Surfer können damit gleichzeitig surfen. Der Wermutstropfen: ­Trevis’ Prototyp in Yeppoon

ist noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Aber das Interesse, die Technologie zu lizenzieren, ist gross: Über 300 Anfragen aus aller Welt sind bereits eingegangen, ­Anfang 2021 soll der Bau des ersten Surfparks mit 5-WavesTechnologie an der austra­ lischen Gold Coast beginnen. surf-lakes.com.au

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

Nach Sessions gibt’s Glückwünsche von der App: «Gratulation, dein Hirn hat sich ­gerade vergrössert!»

M E N TA L E F I T N E S S

Der 34-jährige Schwede gründete das Startup 2018, als ihm ein Freund, der an ADHS leidet, Neurofeedback-­ Training vor­ stellte.

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Klingt nach Spielzeug, basiert aber auf Forschung: Mendi ­arbeitet mit Wissenschaftlern der Universität Stockholm zu­ sammen und wurde von der EU mit 50.000 Euro gefördert. Laut den Start-up-Gründern genügen drei Zehn-MinutenSessions pro Woche, um die Konzentrationsfähigkeit auf Dauer zu steigern. mendi.io

Das SchlaumacherStirnband kann man ab Oktober für 266 Euro (rund 285 CHF) bestellen. INNOVATOR

JOHANNES LANG

RICKARD EKLÖF CO-GRÜNDER MENDI

Das Befriedigende am Training im Fitnessstudio ist: Je öfter und härter du dich plagst, desto deutlicher siehst du Ergebnisse. Beim Exerzieren der grauen Zellen ist das weniger klar ersicht­ lich. Wer Gehirnschmalz­ verbesserung bislang schwarz auf weiss haben wollte, muss­ te zum Neurofeedback-Trai­ ning. Doch das ist teuer: Eine Sitzung kostet meist mehr als 100 Euro. Das schwedische Start-up Mendi will die Tech­ nologie nun für den Heim­ gebrauch zugänglich machen. Beim Neurofeedback ana­ lysiert ein Computer die Ge­ hirnaktivität und bildet sie in

SPIELERISCH SMART

FLORIAN OBKIRCHER

Diese App macht dich schlauer und ­konzentrierter. Aber nicht nur das: Du kannst die Steigerung deiner ­Hirnleistung in Echtzeit verfolgen.

jeder Session erhält der User wie bei einem Videospiel sei­ nen Score, der sich aus ver­ schiedenen Komponenten (z. B.: Um wie viel hat sich der ­Energiewert deines Ge­ hirns während des Trainings verbessert?) zusammensetzt.

MENDI

HANTELN FÜRS HIRN

Echtzeit ab. Der Proband ver­ folgt seine Hirnstrommuster auf dem Bildschirm und trai­ niert dadurch wiederum das Gehirn. Genau das tut auch Mendi mit einer App und ­einem Kunststoff-Stirnband. Das mit drei Sensoren aus­ gestattete Band misst Werte wie Blutzirkulation und Sauer­stoffversorgung im präfron­talen Kortex an der Stirnseite des Gehirns. Via Bluetooth werden die Daten aufs Smartphone übertragen und spielerisch dargestellt: Der User konzentriert sich auf einen Ball, der einen Hügel hochrollt. Je stärker der Fo­ kus, desto höher kommt der Ball. Lässt die Konzentration nach, rollt er runter. Am Ende


Der neue Volvo XC40 Recharge Pure Electric. Unser erster vollelektrischer SUV. Der Volvo XC40 Recharge Pure Electric fährt völlig emissionsfrei, nahezu lautlos und bietet 400 km Reichweite*. Zudem ist er auch der einzige elektrische Kompakt-SUV mit Allradantrieb und 1’500 kg Anhängelast. Dank dem neu entwickelten Infotainment System mit Android Automotive OS und integriertem Google Maps, Google Assistant und Google Play Store sind Sie jetzt auch ohne Smartphone jederzeit vernetzt.

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* Zwischen WLTP- und EPA-Fahrzyklen und realen Bedingungen sind Abweichungen der Reichweite möglich. Zahlen laut vorläufiger Zielvorgabe. Endgültige Fahrzeugzertifizierung ausstehend. Beispiel: Volvo XC40 Recharge Pure Electric P8 AWD. Stromverbrauch gesamt: 22 kWh/100 km, CO₂-Emissionen: 0 g/km. Energieeffizienz-Kategorie: A. Abgebildetes Modell enthält ggf. Optionen gegen Aufpreis.

A B C D E F G

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

GESUNDHEIT

GUTE NACHT!

Wer zu wenig schläft, arbeitet so effektiv wie ein Betrunkener. Die Business-App Shleep soll Firmen deshalb zu ausgeruhten Arbeitnehmern verhelfen.

Das Motto der Schlafexpertin Els van der Helm, 36: «Work hard, play hard and sleep hard.»

SHLEEP WELL!

JOHANNES LANG

Schlaf des Nutzers bewertet. Entsprechend den Ergebnissen gibt die App dann Ratschläge, um die Nachtruhe zu verbessern. Neben Tipps zu Meditations- und Atemübungen kann der User sich im dritten Schritt auch von den Shleep-Schlafexperten coachen lassen. Firmen wie Spotify und «Huffington Post» verwenden die App bereits. Ein Zuspruch, der wohl selbst die Start-upGründer gut schlafen lässt. shleep.com

FLORIAN OBKIRCHER

schaftliches: Zwei Drittel der Erwachsenen bekommen zu wenig Schlaf. Laut einer USStudie entgehen einer Firma so jährlich bis zu 5000 Dollar pro Mitarbeiter. «Ein launiger Chef kann seine Mitarbeiter nicht motivieren», sagt Els van der Helm. «Ein müder ­Arbeitnehmer leistet weniger. Wer vier Nächte in Folge zwei Stunden weniger schläft, als er benötigt, performt wie jemand, der vier Bier intus hat.»

ILSOOVANDIJK

Es gibt ihn noch, den Typus gestresster Manager, der stolz behauptet, nur vier Stunden Schlaf zu benötigen. Auch wenn die Wissenschaft längst belegt hat: Nur ein Prozent der Weltbevölkerung ist mit weniger als sechs Stunden pro Nacht voll leistungsfähig. «Das ist genetisch bedingt“, erklärt die niederländische Neurowissenschaftlerin Els van der Helm. «Niemand kann seinen Körper auf we­niger Schlaf hintrainieren.» Weil dieser Aberglaube aber immer noch weit ver­ breitet ist, entwickelte sie mit ­ihrem Kollegen Jöran Albers die App Shleep. Sie hilft Nutzern dabei, besser und genug zu schlafen. Angeboten wird sie Unternehmen, denn das Problem ist ein volkswirt-

Die Schlafcoaching-Plattform hat drei Stufen: Anhand eines Fragenkatalogs wird der 14

INNOVATOR


STOP-Analysen erfordern einen multiphysikalischen Ansatz...

Abbildung des optischen Strahlengangs für drei Einfallswinkel bei einem Petzval-Linsensystem ungleichmässiger Temperatur.

Struktur-Thermisch-Optische Performance (STOP) Analysen beinhalten die Berechnung von Temperaturverteilungen, daraus resultierenden Strukturverformungen sowie optisches Raytracing. Um eine STOP-Analyse durchzuführen, müssen Ingenieure all diese physikalischen Aspekte in einer einzigen hochgenauen Simulation berücksichtigen. COMSOL® Software bietet Ihnen die Möglichkeiten dazu. Die Software COMSOL Multiphysics® erlaubt Simulationen von Designs, Geräten und Prozessen in allen Bereichen des Maschinenbaus, der Fertigung und der wissenschaftlichen Forschung. Erfahren Sie, wie Sie mit COMSOL effizient eine STOP-Analyse modellieren können. comsol.blog/STOP-analysis


B U L L E VA R D

Nutzfläche: Laut City-Transformer-CEO Formoza passen vier Faltautos in den Parkplatz eines «normalen» Pkws.

M O B I L I TÄT

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E I N PA R K H I L F E

Per Knopfdruck lässt sich der Unterbau des City Trans­ formers ein- und ausfahren. Ausgefahren ist das Elektro­ auto – zwei Sitze sind hinter­ einander angeordnet – 1,40 Meter breit (etwas weniger als ein Smart). Wenn es dar­ um geht, einen Parkplatz zu finden, werden die Räder und das Fahrwerk eingezogen – die Kabine bleibt unverän­ dert. In diesem Zustand ist das Fahrzeug nur noch einen Meter breit und passt somit problemlos in einen Motor­ rad-Parkplatz. Laut Hersteller erreicht der City Transformer eine Höchstgeschwindigkeit

INNOVATOR

JOHANNES LANG

«Ich finde keinen Park­ platz, ich komm zu spät zu dir, mein Schatz», klagte Herbert Grönemeyer bereits 1984 in dem Song «Mambo». Und das Problem hat sich seit­ her massiv zugespitzt. Eine Studie erhob kürzlich, dass die Parkplatzsuche rund 30 Pro­ zent des Gesamtverkehrs in Innenstädten ausmacht. Das ist auch in Tel Aviv so: Um das Problem in den Griff zu bekommen, dürfen dort zwar seit kurzem öffentliche Busse auch am Sabbat fahren, dem dreiköpfigen Team des dort situierten Start-ups City Transformer geht dieser Schritt aber nicht weit genug. Deshalb entwickelte es eine Lösung, die auch in anderen Städten Abhilfe schaffen soll: ein faltbares Auto.

FLORIAN OBKIRCHER

Wie schön wäre das Autofahren in der Stadt ohne Parkplatzsuche! Mit dem genialen Faltauto eines ­israelischen Start-ups passt du ­locker in jede Motorrad-Parklücke.

Starthilfe: Das Start-up City Transformer wurde von Israels ­Regierung mit einer halben Million Euro unterstützt.

CITY TRANSFORMER

SCHMALSPURCASANOVA


I N N O V AT O R

Bei der Entwicklung wirkte auch der ­japanische Gross­ konzern Yamaha mit.

von 90 km/h, mit voll ge­ ladener Batterie kommt er 150 Kilometer weit. Die Vorbestellungsphase läuft bereits (11.360 Euro ­inklusive Batterie), die ersten Modelle sollen Ende 2020 ausgeliefert werden. Neben der Normalvariante soll eine weitere auch Platz für zwei Kinder bieten. In einer dritten Version, die speziell für Unter­ nehmen vorgesehen ist, gibt es Stauraum für Pakete ­(maximales Liefergewicht: 1000 Kilogramm). Natürlich sind sich die Hersteller bewusst, dass man das innerstädtische Parkplatz­ problem nicht löst, indem man noch mehr Autos in den Verkehr bringt. Deshalb ist das Faltauto neben dem Privat­ gebrauch auch für Carsharing vorgesehen. Zunächst in Tel Aviv – und hoffentlich bald auch im Rest der Welt. citytransformer.com

D R .  A S A F FORMOZ A CEO CIT Y TRANSFORMER

«Die Idee zu dem Faltauto kam uns, nach­ dem wir zu viel ­unserer Zeit mit der Parkplatz­ suche in Tel Aviv verschwendet hatten.»

INNOVATOR

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B U L L E VA R D

GRÜNE ENERGIE

WASSER GIBT STOFF D I P L .-I N G . HERBERT EIBENSTEINER VO E S TA L P I N EVO R S TA N D S VO R S I T Z E N D E R

«Mit der In­ betriebnahme an unserem Standort Linz ist ein wesent­ licher Schritt gelungen, um die Technologie­ transformation voranzutreiben.»

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Wasserstoff ist das häufigste chemische Element im Universum. Die Idee, daraus Energie gewinnen zu wollen, liegt auf der Hand. Schon der französische Autor Jules Verne legte diese Vision dem Protagonisten seines Romans «Die geheimnisvolle Insel» (1874) in den Mund. Darin verkündet der fiktive Ingenieur Cyrus Smith: «Ich bin davon überzeugt, Freunde, Wasser ist die Kohle der Zukunft.» Auch echte Wissenschaftler dieser Zeit wie der Chemie-Nobelpreisträger von 1909, Wilhelm Ostwald, waren ­begeistert. Denn der Prozess ist so simpel wie genial: Bei der Elektrolyse wird Wasser durch Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt, die elektrische in chemische Energie umgewandelt und

im Wasserstoff gespeichert. Mithilfe der Brennstoffzelle wird – wie beim Wasserstoffauto – das Prinzip umgekehrt: Die chemisch im Wasserstoff gespeicherte Energie wird nun in elektrische zurück­ verwandelt. Warum die Technologie nicht verbreiteter ist? Wasserstoff ist in der Herstellung sehr teuer, ausserdem ist das Gas schwer zu transportieren. Und weil für die Herstellung bislang Strom aus Erdöl und Gas verwendet wird, ist

­ asserstoff das Gegenteil von W umweltfreundlich. Hier tritt das Forschungsprojekt H2FUTURE auf den Plan: Am Voestalpine-Gelände in Linz ging 2019 die weltweit grösste grüne Wasserstoff­ pilotanlage in Betrieb. Grün heisst, dass der dafür erforderliche Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Mit dem ­Pilotprojekt, an dem auch Verbund und Siemens beteiligt sind, will man die Leistung der Technologie in einem Industrie-Umfeld testen, um irgendINNOVATOR

VOESTALPINE FLORIAN OBKIRCHER JOHANNES LANG

Wasserstoff gilt seit mehr als hundert Jahren als Energiequelle der Zukunft. Das Forschungs­ projekt H2FUTURE in Linz will diese Prognose nun endlich in die Realität holen.


I N N O V AT O R Die CO²-Emissionen sollen bis 2050 um 80 Prozent fallen. Die H²-Pilotanlage in Linz soll der Stahlindustrie dabei helfen.

Das Herzstück: Der Silyzer 300 von Siemens produziert pro Stunde 1200 m³ grünen Wasserstoff. INNOVATOR

wann Koks und Kohle durch Wasserstoff zu ersetzen. Um den gesamten Konzern zu ­dekarbonisieren, müsste die Anlage allerdings 500-mal so gross sein. Doch VoestalpineVorstand Herbert Eibensteiner geht es um langfristige Planung: «Wir wollen den Einsatz von grünem Wasserstoff sukzessive erhöhen und die CO²-Belastung so bis 2050 um mehr als 80 Prozent senken.» voestalpine.com

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Neben ihrer Arbeit an Ahoyly coacht Ania Krol, 32, andere Start-ups und Freelancer.

Die Vorstellung, Freunde und Familie wochenlang nicht sehen zu können, schien vor einem halben Jahr noch absurd. Dann kam Corona. Und vielen von uns wurde ­bewusst, wie wichtig der Austausch mit anderen Menschen für unser eigenes Wohlbefinden ist. Aus diesem Grund starteten Ania Krol und Fabian Henze im April 2020 Ahoyly. Eine kostenlose Online-Plattform, mittels derer man sich mit Gleichgesinnten verbin-

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innovator: Wie kam euch die Idee zu Ahoyly? ania krol: Die Corona-Ausgangssperre war der Auslöser. Obwohl wir uns gut kennen, gingen mir und Fabian irgendwann die Gesprächsthemen aus. Wir wollten uns mit neuen Menschen unterhalten – und andere Menschen mit­ einander vernetzen. Ist Telefonieren nicht out? Bei anregenden Unterhaltungen bauen wir Stress ab, beim

Texten fehlt es oft an tieferen Verbindungen. Deshalb ermutigen wir Nutzer zu Telefon- oder Videoanrufen. Wer verwendet Ahoyly? Männer und Frauen halten sich in etwa die Waage. Der Altersdurchschnitt liegt zwischen 20 und 55 Jahren. Der älteste mir bekannte Nutzer ist 89 Jahre alt! Das am häufigsten diskutierte Thema war bislang das Reisen. Wie sieht die Zukunft für Ahoyly nach der Corona-Krise aus? Viele von uns haben Interessen, die niemand im näheren Umfeld teilt. Was tun, wenn du dein Portugiesisch auf­ frischen willst, aber kein Portugiese in Sicht ist? Deshalb ist es unser Ziel, mehr internationale Dialoge zu fördern. ahoyly.com

INNOVATOR

JOHANNES LANG

Du fühlst dich einsam? Oder möchtest einfach mit jemandem über dein ausgefallenes Hobby plaudern? Die Online-Plattform Ahoyly findet den richtigen Partner für dich.

det. Die Anmeldung dauert zwei Minuten: Du gibst deine Interessen an (anhand dieser schlägt der Algorithmus Gesprächspartner vor) und deinen bevorzugten Kommunikationskanal (Skype, Zoom etc.). Wirkt eine Person interessant, schickst du ihr eine Anfrage – und los geht’s! ­Warum das deutsche Start-up auch nach der Ausgangssperre ­relevant ist, erklärt Krol hier.

FLORIAN OBKIRCHER

SO BLEIBST DU IM GESPRÄCH

GETTY IMAGES

K O M M U N I K AT I O N


Marco Polo TREND mit optionalem MBAC.

Leasing ab:

CHF 399.–/Monat*

Ihr Smart Home auf Rädern. Der Marco Polo mit MBAC. Nach einem Abenteuertag tut es gut, einfach mal die Füsse hochzulegen. Nur zu, denn mit der MBAC App steuern Sie zahlreiche Funktionen Ihres Marco Polo einfach per Smartphone. Zum Beispiel die Kühlbox, das Aufstelldach oder die Beleuchtung. #MakeYourMove

*Marco Polo TREND 220 d, 163 PS (120 kW), Barkaufpreis inkl. MwST.: CHF 66 350.– (Fahrzeugwert CHF 73 236.– abzüglich CHF 6886.– Kundenrabatt und Retailprämie). Treibstoffverbrauch gesamt: 8,4 l/100 km (Treibstoffverbrauch Benzinäquivalent: 9,6 l/km), CO2-Emission: 221 g CO2/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 174 g CO2/km), CO2-Emissionen aus Treibstoff- und/oder Strombereitstellung: 41g/km, Energieeffizienzkategorie: ohne. Leasingbeispiel (inkl. MwSt.): Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 1,92 %, 1. grosse Rate: CHF 17 100.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 399.–. Abgebildetes Modell: Marco Polo 220 d lang inkl. Sonderausstattung (Metalllackierung cavansitblau metallic, Leichtmetallräder 8Jx19 10-Speichen-Design, LED Intelligent Light System). Barkaufpreis inkl. MwSt.: CHF 70 050.–. Treibstoffverbrauch gesamt: 8,4 l/100 km (Treibstoffverbrauch Benzinäquivalent: 9,6 l/km), CO2-Emission: 221 g CO2/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 174 g CO2/km), CO2-Emissionen aus Treibstoff- und/oder Strombereitstellung: 41 g/km, Energieeffizienzkategorie: ohne. Leasingbeispiel (inkl. MwSt.): Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 1,92 %, 1. grosse Rate: CHF 17 750.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 429.–. Limitierte Auflage. Angebote gültig solange der Vorrat reicht. Nur bei teilnehmenden Händlern. Ein Angebot der Mercedes-Benz Financial Services Schweiz AG. Vollkaskoversicherung obligatorisch. Eine Kreditvergabe ist verboten, falls diese zu einer Überschuldung des Leasingnehmers führen kann. Angebot gültig bis 31.12.2020. Immatrikulation bis 31.03.2021. Unverbindliche Preisempfehlung. Änderungen vorbehalten. *Inkl. MERCEDES-SWISS-INTEGRAL (3 Jahre Garantie und 10 Jahre Gratis-Service, beides bis 100 000 km – es gilt das zuerst Erreichte).


B U L L E VA R D

PAU L F R A N C I S GRÜNDER OYO F I T N E S S

Letztes Jahr wurde der 65-Jährige für sein Patent in die Space Technology Hall of Fame in Colo­ rado Springs aufgenommen.

WELTRAUMWORKOUT

Trainieren wie ein Astronaut: Mithilfe dieser NASA-erprobten Fitness-Technologie machst du aus deinem Büro oder Schlafzimmer im Handumdrehen eine vollwertige Kraftkammer. Der Weg in die Schwere­ losigkeit ist ein kurzer: Nur acht Minuten liegen ­zwischen dem Raketenstart und dem Augenblick, wenn an Bord des Raumschiffs ­alles zu schweben beginnt. Ein ­magischer Moment für ­jeden Astronauten, dem Kör­ per ­allerdings bereitet die fehlende Gravitation lang­ fristig Schwierigkeiten. Nach drei Wochen im Weltraum schrumpfen die Muskeln um ein Drittel, besagt eine Studie

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ZURÜCK AUF DER ERDE

Im Jahr 2000 wurden Spira­ Flex-Geräte mit der ersten ­Expedition zur Raumstation ISS geschickt, wo sie zehn Jahre lang über fünfzig Astro­ nauten fit hielten. Dass seine Erfindung auch auf der Erde von Nutzen sein könnte, erkannte Francis 2012 – und gründete OYO. Im Mai erreichte das letzte Kickstarter-­ Projekt der Firma, Nova Gym, mit drei Millionen Dollar

50 Übungen mit einem Gerät: OYO Nova Gym kommt im Oktober auf den Markt und kostet zirka 170 Franken.

­ nterstützung die höchste U Summe, die je ein FitnessProdukt auf der Plattform ­erreicht hat. Nova Gym basiert auf der SpiraFlex-Technologie und ist das zweite, verbesserte Gadget in OYOs Produktserie der Art «Fitnessstudio für unter­wegs». Das bogenförmi­ INNOVATOR

OYO FITNESS FLORIAN OBKIRCHER JOHANNES LANG

FITNESS

der Harvard Medical School. Auch die Knochen werden aufgrund des fehlenden Drucks geschwächt. Um dem vorzubeugen, entwickelte US-Fitness-Guru Paul Francis im Auftrag der NASA Trainingsgeräte, die Astronauten auf der Inter­ nationalen Raumstation ISS fit halten sollten. Die Techno­ logie, die er sich dafür aus­ dachte, heisst SpiraFlex: In ­einer Metallscheibe laufen Spiral­federn konzentrisch ­zusammen. Per Druck über die an der Scheibe befestigten Arme dehnen diese sich aus und ziehen sich wieder zu­ sammen. Das Prinzip ist einer Hantel ähnlich, allerdings ­garantiert die Technologie konstant gleichmässigen Wider­stand beim Drücken und Ziehen. Gemäss einer NASA-Studie lässt sich damit das gleiche Resultat wie mit Gewichttraining erreichen – freilich ohne Gewichte.


I N N O V AT O R

«SPIRAFLEXTECHNOLOGIE IST GENAUSO EFFEKTIV WIE GEWICHTS­ TRAINING – OHNE GEWICHTE ZU VERWENDEN.» Zitiert aus einer 16-wöchigen NASA-Studie über das Gerät vor dem Weltraumeinsatz 2000

SWISS MODERN WOOD

KOCHEN AUF HOHEM NIVEAU

ge G ­ erät wiegt 1,1 Kilo und passt locker in den Rucksack. Mitgeliefert werden vier Spiralscheiben, mit denen das Gadget bis zu 18 Kilo Widerstand (pro Seite) simulieren kann. Nylonbeschichtete Edelstahlseile und die T-förmigen Stahlgriffe garantieren die Langlebigkeit des Geräts. INNOVATOR

Der grösste Pluspunkt des Gadgets ist seine Universalität: Herstellerangaben zufolge ersetzt es gleich neun klassische Fitnessstudiogeräte – von der Kraftstation bis zur Ruder­ maschine. Keine Zeit für die Kraftkammer zu haben ist als Ausrede damit wohl passé. oyofitness.com

Der Allrounder für zuhause kombiniert makellose Präzision mit strapazierfähigen Materialien. Die Stärke verdankt das Messer seiner rostfreien Stahlklinge und dem feinen Nussbaumholzgriff, während der Kullenschliff verhindert, dass Lebensmittel an der Klinge kleben bleiben.

FROM THE MAKERS OF THE ORIGINAL SWISS ARMY KNIFE™ ESTABLISHED 1884

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

Ein Berliner Start-up stellt den ersten ­serienreifen BiotechBaum her. Und der hat Power: In einer Stunde filtert er die Atemluft für 7000 Menschen.

P E T E R SÄ N G E R , CEO, LIANG W U , C I O VO N GREEN CIT Y SOLUTIONS

Moosarten (12 m² Grünfläche pro Turm). Sie binden Umwelt­ gifte wie Stickoxide und Fein­ staub, während sie Sauerstoff produzieren und die Um­ gebungsluft um bis zu sieben Grad abkühlen, weil auf ihrer Oberfläche Feuchtigkeit ver­ dunstet. MOBILE EINHEIT

Entwickelt hat den grünen Koloss – ausgestattet mit ­Solarzellen und Regenwasser­ auffangsystemen, versorgt er sich selbst mit Energie und Wasser – das Berliner Startup Green City Solutions in siebenjähriger Arbeit. Nach Pilotprojekten in Zentren von Städten wie London, Paris und Hongkong sollen die City­ Trees demnächst auch in zwei Schulhöfen in Berlin landen. Denn neben der Luftreinigung nehmen die Betreiber auch ihren Bildungs­auftrag ernst. «Wir wollen die Schüler vor schlechter Luft schützen und darüber aufklären, wie ge­ fährlich Luftverschmutzung sein kann», sagt Liang Wu, CIO des Start-ups. greencitysolutions.de

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GREEN CITY SOLUTIONS

Im März 2014 von vier Studenten ge­gründet, wird das Startup 2020 im Rahmen des EU-Förder­ programms Horizon mit 1,9 Mio. Euro unterstützt.

JOHANNES LANG

MIT MOOS VIEL LOS

CityTrees auf Berlin-Tour: Im April standen drei Exemplare vor dem Einkaufszentrum Bikini.

FLORIAN OBKIRCHER

U M W E LT

Seit Anfang des Jahres tingeln drei hölzerne Riesen durch Berlin. Alle zwei Monate tauchen sie an einem anderen Ort auf – und sorgen für neugierige Blicke. Die vier Meter hohen Türme heissen CityTrees und tun im Prinzip das Gleiche wie ihre Artgenos­ sen im Wald – sie filtern Luft. Allerdings mit Extra-Power: Ein CityTree reinigt in nur ­einer Stunde die Atemluft für 7000 Menschen, jede der mo­ bilen Filteranlagen reduziert Luftverschmutzung im Um­ kreis von fünf Metern um bis zu 82 Prozent. Darüber hinaus beherbergen die Türme Mess­ sensoren, um Umweltdaten zu sammeln. Das Geheimnis des Biotech-Baums: Die Filter unter den Lüftungsschlitzen bestehen aus verschiedenen

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MODERNER AUFTRITT Beim Design setzt Husqvarna E-Bicycles auf Brillanz mit dezenten Highlights oder kontrast­ reiche Farbkombinationen.

MIXED-BEREIFUNG Das grössere Vorderrad (29 Zoll) sorgt für ein besseres Überrollverhalten, das kleinere Hinterrad (27,5 Zoll) ermöglicht schnelle ­Richtungswechsel und ein agiles Fahrverhalten.

ALLROUND-TALENT Die Mountain Cross Modelle ­meistern jedes Terrain: Von steilen Passagen bis hin zu flowigen Trails sind sie die perfekten Begleiter.

E WIE EXTREM HUSQVARNA E-BICYCLES / MARTIN ERD

Mit einer komplett neuen Motorengeneration läutet Husqvarna E-Bicycles ein neues Zeitalter ein.

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eine Fahrt gleicht der anderen, jeder Fahrer ist einzigartig, jede Tour besonders. Untergründe wechseln, verschiedene Jahreszeiten beeinflussen zudem das Fahrerlebnis. Und genau diese Besonderheiten im Bikesport stellt Husqvarna E-Bicycles bei seiner neuen Kollektion in den Mittelpunkt. Die Marke liefert für die kommende Saison eine breite Modellvielfalt, die eines verspricht: grenzenlosen Fahrspass zu jeder Zeit. Individuell wie der Fahrer selbst Shimano war von der ersten Stunde an Partner in Sachen Mittelmotor. Und nun scharrt eine neue Motorengeneration in den Startlöchern:

TRAIL-MODUS Je härter man in die Pedale tritt, umso mehr Power stellt der EP8 zur ­Verfügung. Die Antriebseinheit passt sich an, damit sich der Fahrer komplett auf das Gelände konzentrieren kann.

In den Topmodellen der Husqvarna E-Bicycles hält der Shimano EP8 Einzug. Dieser bietet direkte P ­ ower bereits beim ersten Pedalschlag und damit eine optimale K ­ ontrolle in jedem Gelände. Mit dem auf 85 Nm erhöhten maximalen Drehmoment lassen sich auch die steilsten Anstiege bezwingen. Für eine optimale Performance abseits der Strasse sollten E-Bikes leicht, agil und wendig sein – mit einem Gewicht von 2,6 kg kommt der EP8 dem nach. Unterschiedliche Modi sorgen für ein natürliches Fahr­gefühl, das sich je nach Fahrer dank E-TUBE PROJECT App individuell anpassen lässt. Auf den Mix kommt es an Verbaut ist der EP8 unter anderem in den Mountain Cross Modellen. Diese sind echte Allrounder und entsprechen der klassischen Allmountain-Kategorie. Alle MC Modelle wurden in Sachen Geometrie optimiert: Die Vorteile eines flacheren Lenkwinkels werden durch eine Mixed-Bereifung noch zusätzlich unterstützt.

husqvarna-bicycles.com


Aussen Retro, ­innen State of the Art: der rein elektrisch angetriebene Kleinwagen Honda e

ALS HEUTE

SCIENCE


WAR FICTION HONDA

Wie stellte sich die Welt vor 30, 50 oder 100 Jahren das Auto der Zukunft vor? Und wie viele dieser Visionen erfüllt ein moderner PKW auf dem letzten Stand der Technik? Ein Vergleichstest am Beispiel des Honda e.

TEXT — ALEX LISETZ INNOVATOR

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Keine Teleportation, keine Sternenflotte, keine Mondstädte – dafür ­Internet, iPhone und Social Media. Die meisten Zukunftsforscher und Science-Fiction-Fans von 1920, 1950 oder 1970 verfehlten mit ihren Vorhersagen nicht nur das Schwarze. Sondern gleich die ganze Zielscheibe. Dabei mangelte es den Futurologen der Vergangenheit nicht an Fantasie. Allein bei der Pariser Weltausstellung 1900 wurden 87 Visionen für das Jahr 2000 präsentiert, vom automatischen Roboter-Coiffeur bis zur von Pott­ walen gezogenen Meereskutsche. Am meisten faszinierte unsere Vorfahren das Thema Mobilität. Und die Spekulationen zum Auto der Jahrtausendwende hatten es in sich: Sie reichten von revolutionären Antriebssystemen bis zu völlig neu gedachten Verkehrswegen wie fliegenden Autobahnen. Nur mit einem rechneten sie nicht: dass 2020 ein modernes Auto vier Räder, ein Lenkrad und eine geteerte Strasse unter den Pneus hat. Doch nicht alle klugen Köpfe lagen völlig falsch. Wir verglichen die Zukunftsprognosen namhafter Experten und schlauer Laien von 1900 bis 1993 mit der Realität von 2020. Als Beispiel eines PKWs, der den aktuellsten Stand der Technik repräsentiert, wählten wir den Honda e – ein kompaktes Serien-­ Elektroauto, dessen Features den derzeitigen Standard des Machbaren ausreizen. Beim Vergleichstest erfuhren wir, wieso die meisten Zukunfts­ träume nicht wahr wurden. Und ­warum so manche Lösung moderner Ingenieure noch viel cleverer ist als die Science-Fiction von gestern.

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1957 «Das Auto der Zukunft fährt mit Atomkraft.» «Da die Atomkraft bereits seit ­geraumer Zeit zur Elektrizitäts­ erzeugung gebändigt ist, wird man sie wohl auch zum Antrieb von Autos benutzen können», glaubte «Hobby. Das Magazin der Technik» in seiner November-Aus­ gabe von 1957. Kurz davor war der Ford Nucleon präsentiert worden – ein nie umgesetztes Konzept­ auto, für das ein eigener Nuklear­ motor vorgesehen war. «Hobby» war sicher: «Der Benzin-Kolben-­ Motor ist 2000 fast verschwun­ den. Sicher gibt es noch irgendwo in einer verschlafenen Provinz ein paar Dieselmotoren. Aber welt­ weit haben sich längst andere ­Antriebsformen durchgesetzt.» TREFFERQUOTE: 2/10

●●●●●●●●●● Uran spalten statt Benzin verbrennen, Reaktor-Tauschstationen statt Tankstellen: In den 1950er-Jahren versprach man sich von der Atomkraft die Lösung aller künftigen ­Energieprobleme. Doch das Minikernkraftwerk unter der Motorhaube setzte sich nicht durch. Zum Glück, könnte doch jeder der 17.000 Verkehrsunfälle, die pro Jahr in der Schweiz Verletzte fordern, zugleich ein Reaktorunglück auslösen. Der mit fossilen Brennstoffen gespeiste Verbrennungsmotor könnte aller-

dings wirklich zum Auslaufmodell werden: Die modernsten Autos ­werden heute von kompakten, dreh­ momentstarken Elektromotoren ­angetrieben, ihr Marktanteil verdoppelte sich hierzulande von 2017 auf 2019 – und renommierte Marken wie Honda wollen schon innerhalb der nächsten fünf Jahre ganz ohne Verbrennungsmotoren auskommen. Die Nachteile, die bisher die Alltags­ tauglichkeit von E-Autos einschränkten, haben moderne Elektroautos wie der Honda e im Griff: Ein spezielles Wärmemanagementsystem stabilisiert die Laufzeit der Lithium-Ionen-Hochleistungsbatterie auch bei extrem heissen oder kalten Temperaturen. Und die Akkuladezeit ist inzwischen bequem in den Alltag integrierbar: Ein CCS2-DC-Schnellladegerät lädt den Akku des Honda e in nur 30 Minuten auf 80 Prozent auf.

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GETTY IMAGES, HONDA, ALAMY

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Hätte mit einer Kernreaktor-­ Füllung unter der Haube auf eine Reichweite von 8000 Kilo­ metern kommen sollen: der Ford Nucleon.


1948 «Das Auto von morgen wird klein und leicht sein.»

Das Minikernkraftwerk unter der Motorhaube setzte sich niemals durch. Zum Glück!

Ladesteckdose auf der Motorhaube – mit dem firmeneigenen Ladegerät ist der Akku des Honda e zu Hause in nur vier Stunden voll aufgeladen. INNOVATOR

Diese Prognose wagte der Vizepräsident und Chefingenieur von Willys-Overland, D. G. Roos, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Argumente dafür lieferte ihm der Erfolg von Willys’ «General Purpose»-Modell (dessen Abkürzung «GP» der Volksmund schon damals zu «Jeep» verschliffen hatte). Seine zweite Überlegung war noch viel weitsichtiger: Künftige Generationen würden rohsto≠und treibsto≠effizienter denken und deshalb bei ihren Autos ­Gewicht und Volumen sparen. TREFFERQUOTE: 6/10

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D. G. Roos sah zwar nicht den SUVTrend der vergangenen Jahre voraus (in der Schweiz ist aktuell jedes dritte verkaufte Auto ein SUV). Doch er könnte schlussendlich recht behalten. Denn anders als die Boomer-Generation betrachten Millennials ihr Fortbewegungsmittel nicht mehr als ­Statussymbol, das möglichst viel Eindruck schinden soll. Sie wollen lieber sparsam, umweltfreundlich und ohne unnötigen Ballast von A nach B gelangen. Unser Beispiel Honda e zielt auf genau diese Zielgruppe ab: Das 3895 Millimeter lange, 1750 Milli­ meter breite Stadtauto hat einen Wendekreis von nur 4,3 Metern, fasst aber mit umgelegten Sitzen trotzdem 861 Liter Kofferraumvolumen.   29


Auf «einatomige Energiespeicherung» müssen wir zwar noch warten. Die «Radarsteuerung über ein Elektronenhirn» wurde aber Realität. 1950er-Traum­ wagen: Simca ­Fulgur, der laut Hersteller über ­einen «Aktions­ radius» von 5000 Kilometern verfügen sollte.

Das Konzeptauto Simca Fulgur sollte «das Auto im Jahr 2000» vorwegnehmen. Die 1958 ver­ öffentlichte Presseaussendung beschreibt (neben der «einatomi­ gen, freien Energiespeicherung», der «Kraftversorgung durch elek­ tromagnetische Induktion» und «einer Stabilisation durch Kreisel­ geräte ab 150 km/h») auch eine Sprach- und Radarsteuerung: «Zu seiner Orientierung verfügt der Fahrer über ein Radargerät. Er erteilt seine Steueranweisungen einem Elektronenhirn, das für die Lenkung des Wagens sorgt. Ent­ deckt das Radargerät ein Hinder­ nis, so wird der Wagen unverzüg­ lich zum Stillstand gebracht.» TREFFERQUOTE: 8/10

●●●●●●●●●● Auf die «einatomige, freie Energiespeicherung» und die «Stabilisation durch Kreiselgeräte» müssen wir zwar 60 Jahre nach dem Simca Fulgur noch immer warten. Die «Radar­ steuerung über ein Elektronenhirn» ist jedoch Realität geworden. Im Honda e heisst sie «Honda Parking

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Pilot», erkennt mit vier Kameras und zwölf Sonarsensoren automatisch freie Parkplätze und parkt das Fahrzeug auf Wunsch selbständig ein – parallel, rückwärts oder schräg und sogar ohne Hilfe weisser Parklinien. Und der Fahrer? Muss dafür weder Lenkrad noch Gaspedal bedienen und auch keinen Gang wechseln. Doch die neuen Technologien erleichtern nicht nur das Einparken. Kamera- und Radarsysteme unterstützen uns heute auch während der Fahrt – und könnten als nächsten Schritt die Rückspiegel unserer Autos ersetzen. Beim Honda e tun sie das bereits: Die Bilder werden auf 6-Zoll-­ Monitore im Fahrzeuginneren übertragen, der tote Winkel schrumpft, klare Sicht ist auch bei schlechten Lichtverhältnissen gewährleistet. Ein weiterer Vorteil fehlender Aussenspiegel: geringerer Luftwiderstand und weniger Windgeräusche. ALAMY, GENERAL MOTORS 2020, HONDA

1958: «Im Jahr 2000 werden Autos per Radar gesteuert.»

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1993: «Künf­tiger Schutz bei Unfällen? SecureFoam!» Der Science-Fiction-Film «Demolition Man» (mit Wesley Snipes und Sylvester Stallone) spielt im Jahr 2026. Und er präsentiert ein paar geniale Ideen, die wir in den nächsten sechs Jahren wohl eher nicht mehr umgesetzt kriegen werden. So passt sich etwa das futuristische Polizeiauto «SAPD Cruiser» nicht nur umfassend und automatisch an seinen Fahrer an.

City-Flitzer: Mit 3,90 Meter Länge und einer 136- bzw. 154-PS-Version ist der Honda e als agiles Stadtauto angelegt.

Es hat auch ein interessantes Sicherheits-Feature, den «SecureFoam». Dieser Spezialschaum umhüllt das Auto im Fall eines Unfalls in Sekundenbruchteilen. Vorteil: Die Aufprallenergie wird absorbiert. Nachteil: Das Auto «wird zu Cannoli» , also zur italienischen Creme-Rolle (wie John Spartan [die Stallone-Figur] im Film so plastisch anmerkt). TREFFERQUOTE: 3/10

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Besser als jeder Airbag schützt einen die Vermeidung von Unfällen. Moderne Autos sind deshalb mit elektronischen Fahrassistenzsystemen ausgerüstet.

Schaum, der ein Unfallauto in Sekundenbruchteil schützend umschliesst, mag eine originelle Idee sein. Doch wesentlich effizienter schützen heute zahlreiche Airbags die Passagiere – und die e-Karosseriekonstruktion ist so ausgelegt, dass sie die Energie der Unfälle absorbiert. Noch besser als das ist es allerdings, gleich die Unfälle selbst zu vermeiden. Moderne Autos sind deshalb mit elektronischen Fahrassistenzsystemen ausgerüstet, die den Fahrer in kritischen Situationen unterstützen. Unser Beispiel Honda e setzt dafür unter anderem ein Kolli­ sionswarnsystem mit Bremsassistent ein, eine adaptive Geschwindigkeitsregelung sowie einen Spurhalte- und

Smartes Unfallvermeidungssystem: Der Screen des Honda e informiert den Fahrer auch über Hindernisse am Weg.

Hollywood-Concept-Car «SAPD Cruiser» aus dem SciFi-Action-Kracher «Demolition Man» (1993) – ausgestattet mit einem Schaum, der bei Unfällen sowohl Auto wie Fahrer umhüllt.

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Fahrbahnassistenten. Das smarte Auto von heute hilft aber nicht nur mit, die grossen, dramatischen Unfälle zu verhindern. Es erspart auch so manchen Alltagsblechschaden – im Fall des Stadtflitzers Honda e etwa mit der «Collision Mitigation Throttle Control». Sie löst schon beim lang­ samen Anfahren eine Notbremsung aus, wenn der Fahrer ein Hindernis übersieht – etwa den kleinen Betonpfeiler, den man beim Einparken ­umkurvt und beim Ausparken schon längst wieder vergessen hat.   31


«Knight Rider»Darsteller David Hasselhoff mit Filmauto K.I.T.T. – der im Film nicht nur Sprachbefehle ausführte, sondern auch stets für eine Konversation zu haben war.

1988 «Wir werden sprach­ gesteuert Auto fahren.» Vor 32 Jahren interviewte die US-Zeitung «Newcastle News» ein Jahr lang Kinder über deren Vorstellungen vom Jahr 2000. Eine ihrer Prognosen betraf auch das Auto: Es werde, so die Kids, ohne Lenkrad auskommen. ­Stattdessen diktiert man dem Auto einfach das Fahrziel und lässt sich bequem hinchauffieren. Eine spannende Idee – die womöglich ein kleines bisschen vom Kult­auto K.I.T.T. aus der Fernseh­ serie «Knight Rider» (1982–1986) ­inspiriert war. T R E F F E R Q U O T E : 7/ 1 0

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Die KI des Honda e lernt bei jeder Interaktion dazu. Und entwickelt so ein immer besseres Verständnis für die Sprache des Fahrers. genz: Sie lernt bei jeder Interaktion dazu und entwickelt so ein immer besseres Verständnis für die Sprache und die Bedürfnisse des jeweiligen Fahrers. Schade: Anders als das ­legendäre Fernseh-Auto K.I.T.T. kann die Honda-KI weder Schleudersitze auslösen noch seinen Fahrer aus der Hand von Bösewichten retten.

GETTY IMAGES (2), HONDA

Dass Alltagsgeräte aufs Wort gehorchen, war 1988 noch Science-Fiction. Heute können wir sprachgesteuert Backöfen und Rasenmäher bedienen oder nach den Wochenend-Ergebnissen der Super League fragen. Auch autonom fahrende, sprachgesteuerte ­Autos sind technisch umsetzbar – aber noch nicht serienreif. Unser Beispiel-Auto Honda e erledigt aber viele andere Aufgaben per Sprachbefehl. Sein «Personal Assistant» plant Routen, ruft den Wetterbericht ab oder bedient die bevorzugten Apps. Im Hintergrund werkt künstliche Intelli-

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Vom Designer als WohlfühlBereich erdacht: Die hintere Sitzbank des Honda e im Retro-Look ist durch­ gängig und bei Bedarf umklappbar.

1918 «Das Auto von morgen wird ein fahrbares Wohnzimmer sein.» Vor knapp über hundert Jahren philosophierte die «Washington Times» über die Fortbewegungs­ mittel der Zukunft. Und wagte eine spannende Prognose: Das Auto von übermorgen werde ­keine Weiterentwicklung der Pferdekutsche sein. Sondern eine Weiterentwicklung des Wohn­ zimmers – mit Sofa und Lehn­ sessel, Couchtischchen und Mini­ bar. Das rollende Wohnzimmer sei nicht nur behaglich beheizt, sondern auch per Rundum-Glas­ verkleidung schall- und wasser­ dicht von der Aussenwelt ab­ geschirmt. Für die Steuerung reicht ein kleiner Schalthebel.

sich unterwegs wie zu Hause fühlen soll, nehmen zeitgenössische Designer allerdings nicht so wörtlich wie die Futurologen von anno dazumal: Sofa und Wandschrank unterscheiden sich doch deutlich von Fahrersitz und Handschuhfach. Und auch auf die schwebende Glaskuppel müssen wir zugunsten einer stabilen Karosserie verzichten. Im übertragenen Sinn sind zeitgenössische Autos aber tat­ sächlich so etwas wie rollende Wohn­ zimmer geworden. Das liegt nicht nur am behaglichen Interieur, das von Psychologen mitentworfen und von Designern ergonomisch gestaltet ist. Sondern auch an der inkludierten Bord-Unterhaltung. Unser BeispielAuto Honda e verfügt etwa «nur» über ein Audiosystem mit 376 Watt, 75-Watt-Subwoofer und acht Laut­ sprechern und ein integriertes Auto­ kino: Im Park-Modus lassen sich auf zwei grossen Bildschirmen Videos oder gestreamte Filme ansehen.

1900 «Ein Auto wird billiger als ein Pferd sein.» Auch die britische Zeitung «The Ladies’ Home Journal» wagte 1900 einen Blick in die Zukunft. Ihre Prognose: Das damalige ­Luxusprodukt Auto werde in a ­ bsehbarer Zeit günstiger zu haben sein als ein Pferd. TREFFERQUOTE: 4/10

●●●●●●●●●● Mit seiner Schätzung lag das «Ladies’ Home Journal» gehörig daneben: Ein gesundes Pferd mit solider Grund­ ausbildung wechselt für etwa 10.000 bis 15.000 Franken den Besitzer, für ein Auto wie den Honda e muss man noch das Drei- bis Vierfache bezahlen. Die dahinterliegende Vermutung war allerdings richtig: Autos wurden zur Massenware. 2019 standen in der Schweiz 80.690 Pferden rund 4,6 Millionen PKW gegenüber – auf jedes Pferd kommen also 57 Autos.

T R E F F E R Q U O T E : 6/ 1 0

●●●●●●●●●● Gut möglich, dass das Durchschnitts­ auto von 2020 behaglicher ein­ gerichtet ist als das Durchschnitts­ wohnzimmer von 1918. Dass man INNOVATOR

Der Honda e beschleunigt von null auf 100 km/h in 8,3 Sekunden. Seine Reichweite gibt der Hersteller mit 220 Kilometern an.

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FOTOS NORMAN KONR AD

MAN ZU

TE XT STEFAN WAGNER

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LEBEN VERSTEHT 34

Andreas Breitfeld, 47, ist Deutschlands Mann in der Weltklasse des Biohacking. Alltag, das heisst für ihn: Eisbad, Infrarot- und UV-Bestrahlungen, sekundengetaktetes Intervalltraining, abgebundene Gliedmassen, Magnetfeldtherapien. Die medizinischen und technischen Geräte in seinem experimentellen Münchner Lab entsprechen dem Wert eines solide ausgestatteten Tesla. Was Breitfeld für seinen Körper, seinen Geist und seine Seele tut, ist eine aktuelle Bestandsaufnahme der Zukunft unserer Gesundheit, Fitness und Wellness.

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SMART DRUG METHYLENBLAU Blue Cannatine, ca. 54 CHF (4 Stk.) troscriptions.com «Das, was hier aussieht, als hätte ich gerade mit Schlumpfine geknutscht, ist blauer Farbstoff. Man kennt ihn schon lange aus der Industrie, INNOVATOR

man hat früher Fischtanks damit gereinigt. Seit sehr viel kürzerer Zeit ­verwendet man Methylenblau mikrodosiert als Nootropikum, als Mittel, das deine geistige Leistungsfähigkeit, Wachheit, Konzentration, Ge-

lassenheit verbessert. Kurz gesagt: Methylenblau dreht alle deine Regler auf. ­Führend in der Forschung ist Tro­scriptions, das US-Unternehmen des genialen Dr. Ted; das Produkt heisst ‹Blue Cannatine›.»

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Wie sieht die Morgen­ routine im Leben eines professionellen Biohackers aus? «Morgens fünf Minuten Eisbad, dann zwölf ­Minuten Rotlicht, was deswegen gut passt, weil die Haut nach der Kälte die Lichtreize besser aufnimmt. Währenddessen Magnetfeldtherapie, gezielte Atemmedita­ tion mit binauralen Beats und dem MuseHeadband, das mittels EEG meine Hirnwellen trackt. Dazu Atmen am NanoVi. Und weil das Rotlicht die Durch­ blutung sehr ver­ bessert, kann man gleich nachher ­wunderbar Kraft­ training machen.»

HIGH-INTENSITY-TRAININGSBIKE CAR.O.L. Bike, ca. 3 000 CHF carolfitai.com «CAR.O.L. sieht aus wie ein normaler Ergometer, hat aber die Idee von HIIT auf die Spitze getrieben und steht für das kompakteste HerzKreislauf-Training der Welt: Drei­ mal wöchentlich radelst du zehn

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­ inuten vor dich hin und hast dabei M je zweimal 20 Sekunden Höchst­ belastung, durch einen schlauen ­Algorithmus exakt auf deinen Fit­ nesszustand abgestimmt. Dreimal 40 Sekunden wie ein Irrer reintreten pro Woche – das ist alles. Damit hast du den Cardio-Trainings­

effekt von dreimal wöchentlich 45 Minuten joggen. Du kommst nicht mal ins Schwitzen, das kannst du alles in Anzug und Krawatte ma­ chen. Ich konnte es zuerst selbst nicht glauben, ist aber alles durch Studien wasserdicht abgesichert. Ein unglaublich geiles Ding.» INNOVATOR


KOMPRESSIONSSTIEFEL Rapid Reboot, ca. 1 075 CHF rapidreboot.com «Die Boots um meine Beine sind eine Mischung aus Massage und Lymph-

drainage, pushen die Regeneration nach dem Training und setzen, angenehmer Nebeneffekt, das Kuschelhormon Oxytocin frei.»

INFRAROTMATTE Richway Biomat Professional, ca. 1 925 CHF, aquacentrum.de «Das orangefarbige Ding ist meine Biomat von Richway. Wenn ich Gäste habe, packe ich sie da drauf; langwelliges Infrarot in Verbindung mit

zusätzlicher Wärme und der Energie der gemahlenen Amethyste und Turmaline in der Matte, dazu 20 Minuten binaurale Beats ins Ohr. Wenn die Leute aufstehen, waren sie grad auf Kurzurlaub in der Karibik.»

MAGNETFELDTHERAPIE Omnium1, ca. 2 700 CHF omnium1.com «Auf dem Bild nicht sichtbar, aber unter der orangefarbig gewellten INNOVATOR

Biomat ist mein Omnium1. Dieses Magnetfeldgerät aktiviert den Parasympathicus, fördert also Entspannung und Erholung. In den USA wird

das System bei Knochenbrüchen eingesetzt, die NASA verwendet es bei Astronauten, um Osteo­porose vorzubeugen.»

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ie ersten 42 Jahre im Leben von Andreas Breitfeld sind kaum anders zu erzählen als im Fast Forward: Journalist ab 14, ­Jura-Student, Fitness-Redakteur eines grossen deutschen Titels, Ausbilder für Spinning-Trainer in den USA und Europa, Gründer einer PR-Agentur mit internationalen Kunden im Fashion-, Sport- und Lifestylebereich, zwei­ facher Familienvater, Marathonläufer (Bestzeit 2:48 Stunden). Dann kam der Mann mit dem Hammer, «es war das Jahr mit den 228 000 Flugmeilen, und eines Tages brach alles in mir zusammen, wie ein Kartenhaus in einem Taifun. Ob man es Burnout nennt, Systemkollaps, egal, ich hatte das Energieniveau ­einer verstaubten Topfpflanze in ­einem Büro der 1980er.» Aus dem unkaputtbaren High-Performer war eine Universaldiagnose geworden. Ausgebrannte Neben­ nieren, durchgeknallte Hormonund entgleiste Entzündungswerte, «leaky gut» (undichter Darm; Anm.), Schwermetallvergiftungen. «Ich war am Ende. Nullpunkt.» Was Breitfelds Leben rettete, waren seine Erfahrungen als Journalist («ich wusste, wie man an Informationen

kommt, ich begann, mich in wissenschaftliche, medizinische Unter­lagen zu vertiefen, sobald ich wieder genug Kraft hatte, um einen Computer aufzuklappen»), seine Erfahrungen als Fitnesstrainer («ich wusste ein bisschen, worum es im menschlichen Körper geht») und ein Hausarzt, «der offen genug war, sich Dinge genauer anzuschauen und gemeinsam mit mir auch ungewöhnlichere Dinge zu probieren». «Wer mich ausserdem rettete», sagt Breitfeld, «war Tim Ferriss. Sein Buch ‹Der 4-Stunden-Körper› hat mir eine völlig neue Welt eröffnet. 70 Prozent dessen, was Ferriss da geschrieben hat, ist heute längst überholt. Aber mir hat es damals eine Idee davon gegeben, was möglich ist, wenn man die Verantwortung für ­seine eigene Gesundheit übernimmt. Er hat mich unglaublich inspiriert.» Nur ein Dreivierteljahr nach dem Kollaps hatte sich Breitfeld «so halbwegs gefangen», erzählt er. «Ich hatte mir mein Leben zurückerobert. Das war ein wirklicher Schlüssel­moment für mich, zu sehen, welche unglaub­ lichen Fortschritte in so ­kurzer Zeit mit vergleichsweise ein­fachen Massnahmen zu erreichen sind. Ernährungsumstellung, richtiger Sport, ein bisschen auf Schlaf und Licht achten. Wenn du so was erlebst, kriegst du Lust, zu schauen, was denn vielleicht alles noch möglich ist.» Heute, vier Jahre nach dem Zusammenbruch, kriegt man eine un­ gefähre Ahnung davon, was denn vielleicht möglich ist: Da sitzt ein Schrank von einem Mann, 90 Kilo bei 1,78 Körpergrösse, zuletzt gemessener Körperfettanteil irgendwo um sechs Prozent, Energie eines Kleinkraftwerks. Wenn er sagt: «Ich bin mittlerweile wieder auf 80, 85 Prozent von vorher», dann beginnt man sich vor dem «Vorher» fast zu fürchten.

BARFUSSSCHUHE GoSt, ca. 325–430 CHF gost-barefoots.com «Die radikalsten Barfussschuhe der Welt, sehen aus wie ein Kettenhemd für die Füsse. Du bist in diesen Schuhen sogar geerdet.»

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MEDITATIONSSTIRNBAND Muse Headband, ca. 270 CHF choosemuse.com «Natürlich kannst du auch ohne Headband meditieren. Aber das Feedback ist spannend. Du kannst messen, wie tief du in die Meditation reingekommen bist, du lernst viel über dich selbst. Sehr nützliches Spielzeug.»

EZ-WATERINHALATIONSGERÄT NanoVi, ca. 9 700–15 000 CHF eng3corp.com «EZ-Wasser ist ein gelartiger Wasserzustand in unseren Zellen, Stichwort vierte Phase des Wassers. Junge Menschen bilden EZ-Wasser relativ leicht, alte Säcke wie ich tun sich da schwerer. Das lässt uns altern und macht uns krank. Dieses irre Gerät ermöglicht es – durch Einatmen von speziellem Wasserdampf –, dieses EZ-Wasser selbst zu bilden. Bei mir hatte es unglaubliche Effekte: Die ersten Wochen mit dem Ding habe ich mich gefühlt wie auf Drogen, komplett energiegeladen.»

ROTLICHT HigherQi, pro Stück 1 600–2 150 CHF (Flexbeam ab ca. 325 CHF) higherqi.com «Als ich mit Biohacking begonnen habe, hat’s beim Licht zum ersten Mal ‹Bumm!› bei mir gemacht. Du steuerst deinen Tagesrhythmus mit nichts so zuverlässig wie mit UV-, Rot- und Infrarotlicht. Du schläfst INNOVATOR

erholsamer, du meditierst tiefer, du regenerierst schneller, die Collagenbildung der Haut wird verbessert, das Haarwachstum angeregt. Infrarot mit 850 Nanometern aktiviert die Hormonbildung in Schilddrüse und Hoden, wenn du sie direkt bestrahlst. Mach ich natürlich. Ganz neue Studien legen nahe, dass Infra-

rot auch Entzündungen im Darm stark eindämmen kann. Wer mit Licht gut umzugehen weiss, hat das massivste Biohacking-Tool in der Hand, es gibt unzählige gesund­ heitliche Vorteile. Die beste Lösung für unterwegs ist der Flexbeam, den gibt es schon um 325 Franken» (bit.ly/flexbeamab).

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HYPERBARE SAUERSTOFFKAMMER Spezialanfertigung (1,8 bar) für Breitfeld Biohacking, ca. 13 000 CHF «Hier treffen zwei Wirkmechanismen aufeinander: Erhöhter atmosphärischer Druck wirkt auf den ganzen

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Körper, du atmest konzentrierten Sauerstoff. 20 Minuten in dieser Kammer stellen alle Systeme auf wach: Du bist zwei, drei Stunden lang kognitiv deutlich leistungsfähiger,

deine VO max ist 60 bis 90 Minuten er²  höht. Es unterstützt auch die Bildung neuer Blutgefässe, bringt tolle Erfolge bei Tinnitus, Gehirnerschütterung oder Gehörsturz.» INNOVATOR


EMF-SCHUTZKLEIDUNG von Breitfeld Biohacking: Hose (ca. 650 CHF), Kappe (ca. 85 CHF), Schlafsack (ca. 650 CHF) breitfeld-biohacking.com «Diese Textilien sind eine Eigen­ entwicklung von Breitfeld Bio­

hacking in Zusammenarbeit mit dem High-End-Produzenten KTC in Fernost. Die Überexposition mit Elektrosmog ist ein unglaublicher Stressor für den Organismus, die Auswirkungen sind durch mehr als 200 Studien

Breitfeld, mittlerweile 47, ist Deutschlands Mann in der Weltklasse des Biohacking, dieser – je nach ­Perspektive – Kunst, Wissenschaft oder Absurdität des Optimierens der eigenen Gesundheit und Leistungs­ fähigkeit. Dave Asprey, der ameri­ kanische Godfather des Biohacking, verkauft die Elektrosmog-Schutz­ kleidung, die Breitfeld gemeinsam mit chinesischen und österreichischen Partnern entwickelte, die grossen Biohacking-Namen wie Luke Storey, Ben Pakulski und Ben Greenfield sprechen von Breitfeld als «the crazy german guy», und «crazy» ist in diesen Kreisen ein Adelsprädikat. Breitfeld bringt sich in Russland in einem auf KGB-Grund gebauten Forschungszentrum auf den aktuellen Stand im experimentelleren Teil der Erforschung von Peptiden. «Peptide sind ein extrem spannendes Thema», sagt er und erzählt wie als Beleg ­davon, wie er seine vom jahrelangen Lauftraining schulmedizinisch ret­ tungslos entzündeten Achillessehnen reparierte, indem er sich einen selbst zusammenrecherchierten PeptidCocktail injizierte. Breitfeld hat in den vergangenen Jahren nicht nur seinen Schlaf, seine Ernährung, sein Training und seine Laborwerte auf Levels gebracht, die kaum ein Dreissigjähriger schafft. Er hat das Spiel / das Vergnügen / die Sucht der Optimierung seines Körpers und seines Geistes auch zum Beruf gemacht, er hat alle wesentlichen Biohacking-Konferenzen von Toronto bis Helsinki und von Reykjavík bis Los Angeles besucht, die relevanten Studien und Bücher gelernt, die wirklich spannenden Leute getroffen, die genialsten und verrücktesten Technologien probiert. In seinem Lab in München stehen Geräte im Wert von rund 86 000 Franken herum. Breitfelds Lab ist übrigens gegen Voranmeldung für jedermann kosten­ los zugänglich – Personal Trainings INNOVATOR

belegt. Ich kann mit gutem Gewissen sagen: Es gibt derzeit keine Textilien, die dich besser schützen. Ich habe sie speziell für Vielreisende ent­ wickelt, weil die Belastung im Flugzeug am extremsten ist.»

können gebucht werden. «Ich hatte meinen Tim Ferriss als Initialzündung, andere haben vielleicht ihren Andreas Breitfeld», sagt er. «Ich möchte, dass die Leute selbst erleben, was möglich ist, wenn man die Verantwortung für die eigene Gesundheit übernimmt.» Man könnte Andreas Breitfeld noch einige Zeit darüber philosophieren lassen, wie viel Spass das Spiel des Ausbalancierens von oxidativen und antioxidativen Prozessen im Körper macht, das Spiel von Rot- und Blau­ licht, Kälte und Hitze, aber dann ­interessieren uns einfach irgend­ wann diese argen Geräte, die da rumstehen.   41


SCHLAF-ANALYSE Oura, ca. 375 CHF, ouraring.com «Schlaf war meine Einstiegsdroge ins Biohacking, und der Oura Ring war für uns alle in der Szene das

grosse Ding. Der Ring misst deinen Schlaf genauer als jedes andere Consumer Device derzeit. Du lernst unglaublich viel über deinen Körper

und wie er auf verschiedene Einflüsse reagiert. Einem Biohacker ohne Oura Ring wirst du derzeit weltweit wahrscheinlich nicht begegnen.»

Was isst ein Biohacker? «Ich esse OMAD, also ‹one meal a day›, abends. Wann immer irgendwie möglich, kaufe ich selbst ein und koche selbst, und selbstverständlich alles ausschliesslich in höchster Bio-Qualität. Bevor ich etwas esse, dessen Herkunft ich nicht kenne, faste ich lieber. Das macht’s in Restaurants manchmal nicht ganz einfach …»

WIDERSTANDSBANDTRAININGSSYSTEM X3-Bar, ca. 540 CHF jaquishbiomedical.com «Vier Gummibänder, eine Griff­ stange und eine Basisplatte – was soll daran bitte 540 Franken kosten? Fragen die Leute immer. Ich sage: Das System ist jeden einzelnen Cent

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wert. Denn es ist einfach genial. Du kannst damit alle Basis-Kraftübungen absolvieren, null Ver­ letzungsgefahr, minimalster Platz­ bedarf, ideal auch für unterwegs. Wenn ich auf Reisen bin, ist das X3 immer dabei.» INNOVATOR


BLOODFLOW RESTRICTION B-Strong, ca. 430 CHF jaquishbiomedical.com «Womit ich beim ­Krafttraining auf dem Bild meine Oberarme ab­ INNOVATOR

gebunden habe, ist ein spezielles System, das den Blutfluss teilweise unterbindet. Erfunden haben es die Japaner: Krafttraining bei ab­

gebundenen Gliedmassen erzielt alle Effekte von Training mit hohen Gewichten – aber eben ohne Ver­ letzungsgefahr.»

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Im Mittelpunkt: die Kraft «Ab dem mittleren Lebensalter ist Kraft­ training eine gesundheit­ liche Notwendigkeit. Für jeden, egal ob Mann oder Frau. Du baust durchs Altern auf natürliche Weise Muskelmasse ab – und wenn du da nicht gegensteuerst, verlierst du die wichtigste Stabi­ lisierung und den wichtigsten Schutz deines Körpers. Und was viele nicht wissen: Muskeln sind nicht nur für Kraft und Beweglichkeit nötig, sie wirken ein bisschen wie Organe, erzeugen Adenosintriphosphat, kurz ATP, die Energiewährung unseres Organismus. Training steht für mich im Mittelpunkt. Es ist die Voraussetzung dafür, dass alles andere überhaupt Sinn ergibt. Wer Biohacking macht, ohne zu trainieren, hat etwas missverstanden.»

INFRAROTSAUNA Clearlight, ca. 10 750 CHF clearlightinfrarotkabinen.de «Biohacking und Infrarotkabine, das gehört einfach zusammen. Regeneration, Entgiftung, der Organismus

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bildet Hitzeschockproteine, die die korrekte Faltung von Proteinen im Körper unterstützen. Der Nachteil der meisten Infrarotkabinen ist ihre starke Belastung mit Elektrosmog.

Gerade in diesem Bereich ist Clearlight unglaublich gut. Kaum EMF-Belastung, das bedeutet weniger Stress für den Körper und bessere Entgiftung.» INNOVATOR


EISBAD Eigenkonstruktion, ca. 1 300 CHF «Mit ein wenig handwerklichem ­Geschick schafft das jeder: eine um­ gebaute Gefriertruhe ausschlagen und isolieren, mit Filtersystem und UV-Sterilisation ausstatten. Das INNOVATOR

Wasser in meinem Bad ist konstant auf 3 Grad gekühlt, jeden Morgen plansche ich 6:30 Minuten drin. Es ist herrlich. Ein paar tiefe Atemzüge, und ich bin jeden Stress los und zu­ gleich wirklich hellwach für den Tag.»

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Wir URS HÖLZLE

Oder «Mr. Google». Vor 20 Jahren noch einer der ersten Google-Mitarbeiter, ist er heute Technologie-Chef von Google-Mutter Alphabet.

Pioniere 46

INNOVATOR


LEA VON BIDDER

Die Gründerin von «Ava» arbeitet im Silicon Valley – als CEO ihres mittlerweile ­w eltberühmten Unternehmens.

sind Über 770.000 Schweizerinnen und Schweizer leben und ­arbeiten im Ausland, sagt das Bundesamt für Statistik. So vie­ le, wie in Genf, Basel, Lausanne und Bern zusammengerechnet wohnen. Die meisten haben sich in Frankreich, Deutschland, den USA, Italien, Kanada, Gross­ britannien und Australien nieder­ gelassen, in dieser Reihenfolge. Dass acht von zehn – laut ­einer InterNations-Umfrage – zufriedener mit ihrer Lebens­ situation sind als die Expats ­aller anderen Länder, könnte

INNOVATOR

RAFFAEL DICKREUTER

Unser Mann in Hollywood. Als einer der Weltbesten seines Fachs designt er animierte Action-Sequenzen für Filme wie «Superman», «Terminator» oder «Hulk».

TEXT

I L L U S T R AT I O N

Alex Lisetz

A l e k s a n d a r S a v i ć

an ihren Jobs liegen. AuslandsSchweizer sitzen als Innovations­ treiber und Entrepreneure an den Schalthebeln der Zukunft: bei der NASA und bei Google, in Hollywood und im Silicon ­Valley, in Branchen, die die Welt ver­ändern. Hier ist eine Auswahl von elf Expats, die es im Ausland mit innovativen Ideen geschafft haben. Und die uns zeigen, wie sich Ehrgeiz, Mut und Kom­ petenz bezahlt machen können.   47


Der All-Mächtige NAME

Thomas Zurbuchen UNTERNEHMEN

NASA POSITION

HERKUNFT

Forschungsdirektor

Heiligenschwendi am Thunersee, Kanton Bern

DIENSTORT

ALTER

Merritt Island, Florida, USA

52

J

ahresbudget: 20 Milliarden, 10.000 schlaue Köpfe unter ihm: NASA-Forschungsdirektor Thomas Zurbuchen ist einer der mächtigsten Wissenschaftler der Welt. Dabei war seine Herkunft alles andere als der Türöffner für eine Weltkarriere. Wenn Thomas Zurbuchen gefragt wird, was er in seinem Job eigentlich den ganzen Tag tut, sagt er: «In Meetings sitzen.» Es ist möglicherweise die Unter­ treibung des Jahrhunderts. Denn Zurbuchen trifft jeden Tag ­Entscheidungen, die später in den Geschichtsbüchern stehen werden – als Ausländer in einer Institution, die den US-Nationalstolz verkörpert wie keine andere. Zurbuchen entscheidet, welche Missio­ nen die US-Weltraumbehörde NASA in 48

Angriff nimmt. Er bestimmt, wie viel Mittel es dafür gibt. Und er gibt vor, wann er Ergebnisse sehen will. Im Moment trägt der Astrophysiker die Verantwortung für über 100 Projekte, Jahresbudget: sieben Milliarden ­Dollar. Das vielleicht ehrgeizigste besteht darin, in ein, zwei Generationen Menschen zum Mars zu schicken. Die­ ersten Schritte: ein bemannter Mondflug bis 2024, dauerhafte Präsenz am Mond bis 2028. INNOVATOR


NASA IN ZAHLEN

Die «National Aeronautics and Space ­A dministration» beschäftigt 17.000 Mit­a rbeiter – in insgesamt 15 Einrichtungen.

Wuchs Zurbuchen in einer poli­ tisch einflussreichen Familie auf, war ihm der Erfolg in die Wiege gelegt? Nichts weniger als das. «Meine Eltern haben meine Kar­ riere nicht aktiv behindert», sagte er in einer SRF-Doku. Es ist die diploma­ tische Übersetzung für die schwierige Kindheit und Jugend in einer streng religiösen Familie. Zurbuchen wurde in einem winzigen Bergdorf gross, sein Elternhaus könnte als Freiluft­ INNOVATOR

museum für historisches Bauernleben herhalten. Dass der Junge aufs Gym­ nasium wollte, war ein Affront für den strengen Vater, Prediger einer Freikirche. Mit der Uni-Karriere (Doktortitel in Bern 1996, dann als Professor für Weltraumwissenschaf­ ten und Raumfahrttechnologie an die Universität Michigan) gelang dem «verlorenen Schaf der Familie» (Zurbuchen über Zurbuchen) der Sprung hinaus in die Freiheit.

«Die meisten Wände sind Trug­ bilder», wird er zitiert, «da können wir durchgehen, es tut nicht mal weh.» Aufsehenerregende Forschungs­ projekte hatte Zurbuchen schon in Bern gestartet, das erste im Auftrag der NASA war die Entwicklung eines Instruments zur Messung des Sonnen­ windes. In Michigan machte er sich darüber hinaus mit Innovations­ programmen einen Namen. Als ihn das Uni-Leben zu langweilen begann, konnte er zwischen zwei lukrativen Jobangeboten wählen: Amazon-Boss Jeff Bezos wollte ihn als Leiter der ­Innovations-Abteilung, der damalige NASA-Direktor Robert Lightfoot als Wissenschaftsdirektor. Zurbuchen entschied sich für die NASA, obwohl sein Job ein Schleuder­ sitz ist – nicht zuletzt wegen der ­politischen Bedeutung der NASA für die US-Regierung. «Es gibt nichts Schöneres, als Entdeckungen zu ­machen und Erkenntnisse über die Natur zu gewinnen, die für uns ­Menschen völlig neu sind», sagt er – auch wenn man deren Bedeutung vielleicht erst in Jahrzehnten ver­ stehen wird. «Einstein betrieb Grund­ lagenforschung ohne konkreten Nut­ zen», vergleicht er, «aber wenn ich heute in Bern ins Inselspital gehe, sind fünf von zehn Instrumenten auf seinen Erkenntnissen aufgebaut.» Gut möglich, dass unsere Enkel einmal das Gleiche über Zurbuchens Arbeit sagen werden. TWITTER: @DR_THOMASZ

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Die Familienplanerin NAME

Lea von Bidder UNTERNEHMEN

Ava AVA IN ZAHLEN

POSITION

HERKUNFT

Head of Policy Research

Sankt Gallen

DIENSTORT

ALTER

San Francisco, Kalif., USA

30

O

hne Schoki wäre aus Lea von Bidder vielleicht nicht die erfolgreichste Gründerin der Schweiz ge­ worden. Das liegt nicht an den magischen Eigenschaften, die Schokolade als Ener­ giespender und Seelentröster nachgesagt werden. Sondern an den vielen lehr­ reichen Hindernissen, die Lea von Bidder mit ihrer eigenen Schokolademanufaktur in Indien überwinden musste – dem Startup, das sie während ihres BWL- und ­Management-Studiums in Sankt Gallen, Lyon, China, Montreal und den USA gegründet hat. «Nach dieser Erfahrung wusste ich: Ich kann ein Unternehmen leiten», sagte sie in einem SRF-Porträt. 50

2014 rief sie zusammen mit drei ­ ollegen Ava ins Leben – das Erfolgs­ K unternehmen, das zweimal in Folge zum «Swiss Startup des Jahres» gewählt wurde und von Bidder einen Platz unter den «30 unter 30» des «Forbes»-Magazins einbrachte. Die geniale Idee: Frauen messen mit einem Sensorband auto­ matisch Körperdaten wie Puls, Herz- und Atemfrequenz sowie Temperatur, und ein Algorithmus errechnet via App akku­ rat die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage. Inzwischen sind bereits 30.000 Ava-­Babys glücklicher Userinnen zur Welt g ­ ekommen, pro Tag kommen 30 weitere dazu. Im Januar ist Lea von Bid­ der von der Marketing-Chefin zur CEO aufgestiegen. Ihre Vision: Ava soll noch schlauer werden – und Frauen jeden ­Alters mit wertvollen Gesundheitsdaten durch alle Lebensphasen begleiten. TWITTER: @LEAVONBIDDER INNOVATOR

APOLLVONIA THERESA BITZAN

Die FemTech-Company beschäftigt über 100 Menschen in Zürich, San Francisco, Belgrad und Makati (Philippinen).


POSITION

Die Netzwerkerin

Head of Policy Research

NAME:

DIENSTORT

Cloed Baumgartner

San Francisco, Kalif., USA HERKUNFT

Sankt Gallen

UNTERNEHMEN:

Agentur für Innovation

ALTER

39

Die Stadtforscherin NAME

Anita Roth UNTERNEHMEN

Airbnb

W

ie verändert Homesharing unsere Städte? Das untersucht die in Sankt Gallen geborene Anita Roth mit ihrer eigenen Forschungsabteilung bei Airbnb. Für ihren Job durchlief Roth, die seit ihrer Kindheit in den USA lebt, mehrere Monate lang Bewerbungs­ gespräche. «Bestimmt mit zehn oder zwölf verschiedenen Leuten», wird sie in der «Handelszeitung» zitiert. Nun analysiert die ausgebildete Städte­ planerin und Landschaftsarchitektin die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen ihres Arbeitgebers auf Städte in der ganzen Welt. Die Ergebnisse nützen dem Konzern bei der Lobby-Arbeit und im Umgang mit Behörden. Denn Roth kann empirisch herausfinden, wie Airbnb-User auch jene Stadtviertel wirtschaftlich be­ leben, die früher nicht am Radar von Touristen waren. TWITTER: @ANITAROTH12

INNOVATOR

POSITION

HERKUNFT

Gründerin und CEO

Vevey

DIENSTORT

ALTER

Wien

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A

ls Gründerin des Upcycling-­ Modelabels Milch kennt sich Cloed Baumgartner mit Ressourcenschonung aus. «Zuerst haben wir aus alten Fahrradschläuchen und Reis­ verpackungen Mode gemacht. Und dann gebrauchte Anzüge und Business-Hemden zu neuen Kleidungs­ stücken recycelt», sagt die Wahl­ wienerin. Seit 1998 schüttelt sie ein Start-­up nach dem anderen aus dem Ärmel – darunter eine mobile Boutique, einen Onlineshop für 100 lokale Designer und ein Social-Franchise-­ Projekt für Kleidertausch. Inzwischen zieht sie den Begriff «Ressourcenschonung» noch etwas weiter: «Wenn du ein Start-up gründest, musst du mit deinen eigenen Ressourcen schonend umgehen. Spar dir Geld und Nerven, teste gleich im Kleinen ab, wie bereit die Welt für deine Idee ist. Und brüte nicht viele Stunden im stillen Kämmerchen, bis jedes Detail perfekt ist.» Einblicke wie diese gibt Cloed Baumgartner jetzt mit ihrer Agentur

für Innovation und Entrepreneurship weiter. «Ich bin gut im Vernetzen, im Erkennen von Marktlücken, im Dinge-auf-Schiene-Bringen», sagt sie, «andere würden ‹Impact Venture Builder› dazu sagen.» Die Emmentalerin kann aber noch etwas anderes gut: Dinge loslassen. Die Rechte für ihre erfolgreiche Modemesse M ­ odepalast verkaufte sie, um sich damit ihr Zweitstudium im Innovationsmanagement zu finanzieren. Und Milch, das Modelabel, mit dem alles begann, ist nun eine Ideenwerkstatt: «Wir verkaufen keine Produkte mehr, sondern nur noch Nähanleitungen – und inspirieren damit die Leute, selbst Ideen umzusetzen.» TWITTER: @CLOEDBAUM

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Der IT-Papst NAME

UNTERNEHMEN

Urs Hölzle

Alphabet

POSITION

Google Senior Vice President Technical Infrastructure DIENSTORT

Mountain View, Silicon Valley, Kalifornien, USA HERKUNFT

Liestal, Kanton Basel-Landschaft ALTER

55

52

U

rs Hölzles Karriere begann in einer Garage in der Santa Margarita Avenue in Menlo Park. Heute ist der geborene Schweizer der dienstälteste Mitarbeiter bei Google – und vielleicht auch der wichtigste. «Ich wollte den nächsten Montag überleben», sagt er. Es war 1999, und Hölzle hatte als siebenter Mitarbeiter bei einem Startup namens Google angeheuert. Die Gründer waren zwei schlampige Genies namens Larry Page und Sergey Brin – so schlampig, dass sie ihren

e­ igenen Firmennamen falsch buchstabiert hatten, die hundertstellige Zahl Googol. Und so genial, dass sie für das damals noch junge Internet die beste Suchmaschine am Markt programmiert hatten. «Wenn die Leute am Montag ins Büro kamen, wollten sie die Fragen googeln, die ihnen am Wochenende eingefallen waren. Wir hatten jeden Montag fünf bis zehn Prozent mehr Zugriffe als in der ­Woche davor. Und das brachte unsere Systeme ständig über ihre Grenzen», sagte er der «Süddeutschen Zeitung». INNOVATOR


ALPHABET IN ZAHLEN

Gemessen am Börsenwert ist Alphabet, hinter Apple, Amazon und Microsoft, die viertgrösste Firma der Welt.

Die RoboEthikerin NAME

Kate Darling UNTERNEHMEN

GIAN PAUL LOZZA

Massachusetts Institute of Technology Doch Hölzle, ein gelernter Software-Entwickler, war als Problem­löser der richtige Mann am richtigen Ort. Anders als der Rest des Teams hatte er bereits reichlich Berufs­erfahrung gesammelt – zum Beispiel in der ­Forschungsabteilung DARPA des US-­ Verteidigungsministeriums und als Professor für Computerwissenschaften an der UC Santa Barbara. Und machte sich daran, den handgestrickten Code auf professionelle Beine zu stellen. «Ich dachte mir, es wird ruhiger ­werden, wenn wir ein paar Monate Arbeit ­hineinstecken», sagt er, «aber darauf warte ich noch immer.» Heute ist Hölzle dienstältester Mitarbeiter, eine Milliarde schwer, Senior Vice President of Technical Infrastructure und laut Ex-CEO Eric Schmidt «der wahre Held von Google». Für den Siegeszug von Google und die Digitalisierung unserer Welt ist er massgeblich mitverantwortlich. «Man kann sich kleine oder grosse Ziele ­setzen», sagt er. «Wenn du ein kleines Ziel erreichst, fällt es keinem auf. Und wenn du an einem kleinen Ziel scheiterst, bist du wirklich gescheitert. Aber wenn du dir unverschämt riesige Ziele setzt, sind auch 50 Prozent Erfolg gigantisch. Und wenn die Sache schiefgeht, lernst du so viel dabei, dass du beim nächsten oder übernächsten Mal Erfolg haben wirst.» Der Umweltschützer, der den WWF unterstützt und Google verordnet hat, ausschliesslich erneuerbare Energiequellen zu nutzen, sieht das Cloud Computing als nächstes grosses Ding: «PCs werden genauso aussterben wie firmeneigene Server, weil wir mit winzigen Devices die gleiche Leistung erreichen – und das wird im grossen Stil Energie sparen.» Was danach kommt, weiss er selbst nicht. Aber von einer Sache ist er überzeugt: «Wir stehen erst ganz am Anfang der digitalen Revolution.» Und er mitten im Auge des Sturms. TWITTER: @UHOELZLE INNOVATOR

POSITION

HERKUNFT

Robotic Research Specialist

Basel

DIENSTORT

ALTER

Boston, Massachusetts, USA

38

A

ndere entwerfen, konstru­ ieren und bedienen Roboter. Aber keiner versteht sie so gut wie Kate Darling. Seit neun Jahren erforscht sie unsere Interaktion mit ­ihnen. Und lernt dabei auch viel über uns Menschen. «In Zukunft werden wir Robotern viel öfter im Alltag begegnen», sagt sie. Das Problem dabei: Wir sind schlecht darin, unsere Gefühle für belebte und unbelebte Dinge sauber auseinanderzuhalten, fühlen uns etwa der Körperverletzung schuldig, wenn wir unserem ersten Auto beim Ausparken eine Schramme zugefügt haben. «Meine Forschungen zeigen, dass wir auf Roboter noch viel intensiver reagieren. Kein Wunder, sie können Entscheidungen treffen. ­Darauf springen wir an.» In Versuchen lotet Darling aus, welchen Nutzen unsere Empathie für menschenähnliche Maschinen haben könnte (zum Beispiel als Unterstützung im Gesundheitsbereich). Und

wo die riskanten Bereiche sind, in denen emotionale Manipulation durch Roboter Probleme stiften könnte. Darlings Berufsweg: Bevor sie vor neun Jahren als Forscherin an das MIT in Boston ging, promovierte sie an der ETH Zürich im Departement für Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften – und publizierte ­unter anderem Studien über geistiges Eigentum in der Pornobranche. Jetzt schreibt sie an ihrem ersten Buch «The New Breed: What Our History with Animals Reveals about Our ­Future with Robots». In Boston hält Kate Darling mit Auslandsschweizern Kontakt. «Es ist toll hier, weil wir für unsere Projekte mehr Support bekommen als daheim. Aber ich vermisse dennoch die Schweiz. Doch dank meinem Netzwerk weiss ich jetzt, wo man Aromat und echten Raclette-Käse bekommt.» TWITTER: @GROK _

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Der AppEntrepeneur NAME

Raphael Dana UNTERNEHMEN

Gozem Africa POSITION

HERKUNFT

Co-Founder

Genf

DIENSTORT

ALTER

Singapur

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E

s gibt wenig, was Raphael Dana noch nicht ausprobiert hat. Der passionierte Kitesurfer und Pilot wurde 2000 von einem Schweizer Magazin zum «meistversprechenden Entrepreneur des Millenniums» gewählt. Dana erfüllte die Erwartungen: mit einer Webagentur, einer Mediengruppe und einer Startup-Plattform, die Business-Strate­ gien entwickelt. Der Genfer, der in Singapur lebt, ist besonders in aufstrebenden Märkten aktiv. Sein spannendstes Projekt ist Gozem: eine Transport-Technologie-Plattform für West- und Zentralafrika. Gozem startete 2018 in Togo und funktioniert so ähnlich wie Uber. Die App, die verlässliche Fahrer und faire Preise garantiert, wurde hunderttausende Male heruntergeladen. Nun will Gozem sein Angebot von Motorradtaxi- und Rikschatransporten auf Botendienste aller Art ausweiten – und Gozem mit der Expansion zur grössten Transport-App Afrikas machen. TWITTER: @RAPHAELDANA

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Die Tech-ModeMacherin NAME

Ylenia Gortana UNTERNEHMEN

selbständig

M

ich interessiert Techno­ logie, und mich interessiert Handwerk», sagt Ylenia Gortana. Die Modedesignerin, die in Sankt Gallen und Basel aufwuchs, experimentiert seit fünf Jahren mit leitfähigen Textilien. Ihre Designer-Jacken und -Shirts sind zugleich Kleidungsstück und Musikinstrument. Die Aktivierung INNOVATOR


POSITION

Fashion-Tech-Designerin

Der Industriedesigner NAME:

DIENSTORT

Berlin

Yves Béhar UNTERNEHMEN:

HERKUNFT

Basel

Fuseproject

ALTER

RODGER BROWN, GETTY IMAGES

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erfolgt über Bewegungssensoren, denen vorgefertigte Loops und Sound-Effekte zugeordnet sind – es reicht zum Beispiel, dass man sich selbst am Ärmel berührt. Die Sounds spielt dann ein mit Bluetooth ver­ bundenes Endgerät ab. Die Nachfrage von DJs und anderen Musikern ist gross. Bis jetzt kam die Technologie aber nur in Kunstprojekten zum Einsatz, etwa bei einer Tanzperformance in Dessau. Dennoch: Die Mensch-Computer-Inter­ aktion durch Kleidung gilt für viele als zukunftsweisend, Gortana wird als Vorreiterin gesehen. «Ich finde es spannend, Gewohnheiten aufzu­ brechen», sagt die Baslerin, die ihr Studio in Berlin hat. Zuletzt widmete sie sich einem ganz anderen Projekt: Für eine deutsche Textilfirma entwarf und nähte sie den Prototyp einer hundertprozentig kompostierbaren Jacke – aus biologisch abbaubaren Polymeren. INSTAGRAM: @YLENIAGORTANA INNOVATOR

POSITION

HERKUNFT

Gründer, CEO

Lausanne

DIENSTORT

ALTER

San Francisco, Kalifornien, USA

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D

er gebürtige Lausanner Yves Béhar ist einer der genialsten Industriedesigner der Welt. Doch sein erstes Werkstück war an Hässlichkeit nicht zu überbieten. «Ich war fünfzehn und interessierte mich nur für zwei Dinge: Skifahren und Windsurfen», sagt er. Also montierte er Ski auf ein Surfboard, um damit über den zugefrorenen Genfersee zu schlittern. «Das Ding war nicht nur hässlich, sondern auch die reinste ­Todesfalle», sagt er heute, «darum beschloss ich: Ich muss Industriedesign studieren, damit meine nächste Idee nicht wieder so ein Reinfall wird.» Zu Béhars aktuellsten Arbeiten zählen ein Security-Roboter, der Büro­ gebäude überwacht, ein Samsung-­ Flachbild-TV namens «The Frame» und eine smarte Baby-Wiege mit ­Roboter-Technologie. Den Roboter «Moxie», der Kinder mit speziellen Bedürfnissen beim Lernen unterstützt, präsentierte er erst vor ­wenigen Monaten.

«Technik muss für den Menschen da sein, nicht umgekehrt», erzählt er im TED Talk. «Es interessiert mich nicht, nerdige Dinge äusserlich zu ­behübschen. Sie müssen von Grund auf dafür gemacht sein, sich unserem Alltag anzupassen.» Diesem Credo folgt er seit den 1990er-Jahren, als er ins Silicon Valley zog, «weil ich spürte, dass dort eine neue Zeit beginnt». Darum sind seine Objekte auch niemals nur ästhetisch, sondern sie verbessern auf innovative Weise die Welt – so wie der günstige, bunte und unkaputtbare XO-Kinder-Laptop, den er für das Benefizprojekt «One Laptop per Child» entwarf. TWITTER: @YVESBEHAR

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Der ActionfilmDesigner NAME

Raffael Dickreuter UNTERNEHMEN

Superba AR

POSITION

HERKUNFT

CEO

Bern

DIENSTORT

ALTER

Los Angeles, Kalifornien, USA

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R

affael Dickreuter unterstützte die grössten Hollywood-Regisseure als Digital Artist. Nach einem Zwischenstopp bei Snapchat erfand er sich neu – und designt jetzt Augmented-Reality-Apps. Es ist Zeit, der Wahrheit ins Auge zu sehen: Superman kann nicht fliegen. Der unglaubliche Hulk hat gar keine echten Superkräfte. Und der Terminator ist nicht unverwundbar. In Wirklichkeit steckt immer Raffael Dickreuter dahinter. Als Digital Artist designte er am Computer die Actionszenen dutzender Kinohits. «Als Pre-Viz-Animator entwirft man die Sequenzen, die nachher vorm Greenscreen oder in echter Kulisse nachgedreht werden», erklärt er, «und als Digital Artist gestaltet man digitale Effekte zur Gänze am Computer.» Der in Basel geborene und in Bern aufgewachsene Wahl-Kalifornier kann das, INNOVATOR


SUPERBA IN ZAHLEN

Seit zehn Jahren produziert die Company 3D- und VR-Animationen für HollywoodBlockbuster wie «Alien» oder «Der Marsianer».

Die Entwicklungsmentorin

ABBEY DRUCKER

NAME

weil er über ein seltenes Talent ver­ fügt. «Normalerweise sind die Leute entweder kreativ oder technisch be­ gabt», sagt er, «ich bin beides.» Vor allem aber ist Raffael Dick­ reuter eines: äusserst zielstrebig. «Neben der Schule arbeitete ich als Kartenabreisser im Kino», sagt er, «dort begann ich, von einem Job in Hollywood zu träumen.» Dickreuter begann zu studieren, arbeitete in einer Berner Webdesign-Agentur, saugte Wissen auf wie ein Schwamm. «Aber ich hatte keinerlei Kontakte. Darum habe ich 2002 eine Website programmiert, in der sich Visual-­ Effects-Designer vernetzen konnten.» XSIbase.com schlug in der Szene ein wie eine Bombe. Und Dickreuter ­bekam erst einen Praktikanten-Job in Hollywood und in der Folge einen Auftrag nach dem anderen. «Als Teenager träumte ich davon, mit Steven Spielberg oder für einen ‹Terminator›-Film zu arbeiten», sagt er, «inzwischen sind alle diese Träume in Erfüllung gegangen.» Also suchte Dickreuter neue Her­ ausforderungen. Arbeitete als Foto­ graf («Da kannst du die Ergebnisse deiner Arbeit sofort sehen, nicht erst nach drei Jahren wie im Film»), heu­ erte bei Snapchat an. Und fing Feuer für VR- und AR-Projekte. Jetzt pro­ grammiert er mit seinem eigenen ­Unternehmen Superba AR-Applika­ tionen – zum Beispiel eine App für Profi-Fotografen oder einen AR-Filter für den Schweizer Nationalfeiertag. Sein nächster Traum: «Ich will die neuen US-Technologien auch in die Schweiz bringen.» Denn ganz los­ gelassen hat ihn sein Heimatland auch nach 20 US-Jahren nicht. Dar­ um organisiert er auch regelmässig das Swiss Hollywood Meetup, ein un­ gezwungenes Treffen von Schweizer Expats. «Normalerweise trifft sich in L. A. niemand ohne Hintergedanken mit dir. Zu unseren Meetups kommen jedes Mal 30, 40 Schweizer aus allen Branchen, die einfach nur einen net­ ten Abend haben wollen. Das ist wie Urlaub!»

Christina Myers UNTERNEHMEN

Omnis Institute

POSITION

HERKUNFT

Co-Founder und Managing Director

Genf

DIENSTORT

ALTER

London, GBR

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K

olumbien, Australien, China, Brasilien, Grossbritannien: Die in Genf geborene Christina Myers machte ihrem jungen Alter zum Trotz bereits auf der ganzen Welt Karriere. Während andere sich nur um ihr Konto sorgen, steckte Myers ihre Energie in Projekte, die die Welt vor­ anbringen. Etwa als Special Adviser für die UNO. Oder als wissenschaft­ liche Beraterin für neue Techno­ logien im von Papst Franziskus ins Leben gerufenen «Scholas»-Projekt. Nun fördert sie mit dem Omnis ­Institute soziale und nachhaltige Start-ups in wirtschaftlich unter­ entwickelten Ländern – zuletzt in Nuquí, einer der gefährlichsten ­Regionen Kolumbiens. «Bildung ist der Schlüssel für Frieden und Wohl­

stand», sagt sie. Und setzt dabei vor allem auf moderne Technologien wie Online-Lernplattformen und ­virtuelle Klassenzimmer. Als Mentorin – etwa für die Schweizer Entwicklungs-Initiative Swissnex – kommt ihr die eigene ­Erfahrung als Gründerin zugute: ­Myers war auch Mitgründerin eines Biotech-Unternehmens zur Förde­ rung der Sprachentwicklung. OMNISINSTITUTE.COM

INSTAGRAM: @RAFFAELPHOTO_COM INNOVATOR

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MATO JOHANNIK

Bernadette Frech, CEO von Instahelp: Die studierte Emo­ tionsmanagerin hilft anderen, Gefühle richtig einzusetzen.

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INNOVATOR


DEINE GEFÜHLE SIND DEIN KAPITAL Fotos Mato Johannik

Interview Waltraud Hable

Psychohygiene auf Knopfdruck: Das österreichische Start-up Instahelp bietet psychologische Online-Beratung – via Textchat oder Videotelefonie. Für CEO Bernadette Frech ein wichtiger Teil der Gesundheitsvorsorge. Bei uns erklärt sie, wie du durch Emotionsmanagement dein ­Leben veränderst – und auch das deiner Umgebung. INNOVATOR

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Zwischen 17 und 21 Uhr herrscht Hochbetrieb bei Instahelp. Dann, wenn Psychologen-Praxen bereits geschlossen haben, trudeln die meisten Anfragen ein. Ob Beziehungsstress, Jobängste, Selbstwertprobleme: Via Textchat oder Audio- und Videotelefonie kann man bei Instahelp orts- und zeit­ flexibel auf Psychologen zugreifen und sich seine Probleme von der Seele reden bzw. schreiben. Und das in mittlerweile fünf europäischen Ländern – inklusive der Schweiz.

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Millionen Euro Investment heimst Geschäfts­ führerin ­Bernadette Frech im Februar 2019 ein, nachdem sie Instahelp in der TV-Show «2 Minuten 2 Millionen» (Österreichs Pendant zur «Höhle der Löwen; Anm.) präsentiert. Auf dem 4GAMECHANGERS Festival wird das 2015 von Toto Wolff, René Berger und den ehemaligen sms. at-Machern Jürgen und Martin Pansy gegründete Unternehmen zum «Startup of the Year» gekürt. Zwei Milestones, ein Resümee: Die Idee der psychologischen ­Online-Beratung ist gut, Bedarf ist vorhanden. Rund 20 Prozent der Europäer kämpfen mit psychischen Problemen. Viele davon suchen nie professionelle Hilfe auf. Die gebürtige Grazerin Frech setzt auf Prävention: «Man geht

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ins Fitnessstudio, um physisch gesund zu bleiben. Warum also nicht auch regelmässig Emotionshygiene betreiben? Konzerne wie Renault und trivago stellen ihren Mitarbeitern unser Angebot als Teil der betrieblichen Gesundheitsvorsorge gratis zur Verfügung.» Im Interview erklärt die 36-Jährige, warum vermeintlich schlechte Gefühle eigentlich gut sind – und wie du lernen kannst, mit ihnen besser umzugehen. innovator: Frau Frech, Sie sind Geschäftsführerin von Instahelp – und eine gute Kundin auf Ihrer Plattform, wie man hört? bernadette frech: (Lacht.) Ja, ich nutze die psychologische Online-Beratung immer montags um 21 Uhr, das ist mein Fixtermin. Um diese Uhrzeit sind meine beiden Söhne im Bett. Dann kann ich am Computer mit dem Experten in aller Ruhe Situationen durchgehen, die mich beschäftigen, oder mich anleiten lassen, was ich im Alltag an mir beobachten soll. Man enttarnt so rasch Ver­ haltensmuster und lernt die eigenen Stressoren besser kennen. Kann ich nur jedem empfehlen.

Bernadette Frech in trotziger, wütender Pose. Aber sie weiss: Negative ­Gefühle können ein guter Treiber sein.

Sie haben an der Aston Business School in England im

INNOVATOR


FA C T S & F IGURE S

1800 Anfragen pro Monat verzeichnet Instahelp 4–6 Sitzungen absolviert ein User im Schnitt 50:50 Geschlechter­ verhältnis, Männer und Frauen suchen gleicher­ massen bei Instahelp Rat 25–45 Jahre ist die Alters­ spanne der User

­Bereich Emotionsmanagement promoviert. Das klingt sehr technisch. Kann man Gefühle überhaupt managen? Man kann sie sogar sehr gut managen! Wir sind unseren Emotionen ja nicht einfach nur aus­geliefert. Wir regulieren sie täglich. Beruflich wie privat gibt es klar definierte Emotionen, die von uns erwartet werden, und Emotionen, die wir unterdrücken sollen. Von meinem Shareholder René Berger habe ich den Satz: «Manage deine Emotionen, sonst managen sie dich.» Das trifft es ganz gut.

INNOVATOR

Dabei heisst es: Gefühle haben im Job nichts verloren. So tough ein Manager vielleicht nach aussen hin wirkt und auf wie viele harte Zahlen und Fakten er sich auch berufen mag – Entscheidungen kannst du nur treffen, wenn Emotion da ist. Allein mit Ratio geht es nicht. Und generell werden im Job ja durchaus Ge­fühle erwartet: Im Start-up-Bereich will man etwa dauerhaft pure Leidenschaft ­sehen, obwohl Begeisterung eine kurzfristige Emotion ist.

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«Wut ist gut für Innovationen. Wenn du nie Wut spürst, wenn etwas nicht funktioniert, veränderst du auch nichts, suchst du nicht nach neuen Lösungen.»

Und von welchen Gefühlen wird erwartet, dass man sie unterdrückt? Ein Beispiel wäre Stolz. Oft ­zeigen wir ihn nicht, um nicht arrogant zu wirken. Studien belegen, dass unterdrückte Emotionen sich nicht nur negativ auf die psychische Gesundheit auswirken, sondern auch auf das Immunsystem. Genau! Deswegen sind Angebote wie Instahelp auch so wichtig. ­Unsere psychologische Online-­ Beratung ersetzt keine Therapie, das darf sie rein rechtlich auch nicht, sie kann aber dazu bei­ tragen, dass es gar nicht erst zu ­einer psychischen Erkrankung oder zum Burn-out kommt. Aber niemand kann nur positive Gefühle haben. Wut und Angst gehören zum Leben. Ich habe gelernt: Es gibt keine «schlechten» Gefühle, sie sind nur falsch besetzt. Wut, Angst und Scham können tolle Treiber sein, die man für sich nutzen kann. Wut als Erfolgsbaustein? Solange man dem anderen nicht an die Gurgel springt, ja. (Lacht.) Wut ist gut für Innovationen. Wenn du nie Wut spürst, wenn ­etwas nicht funktioniert, ver­ änderst du auch nichts, suchst du nicht nach neuen Lösungen. Angst wiederum kann dich pushen, deine Sinne zu schärfen, fokussierter zu agieren. Man nennt das ­«reframing». Du nimmst einfach einen anderen Blickwinkel ein. Sie meinen damit, sich Dinge einfach schönzureden? Es bedeutet eher, flexibel zu denken. Es wäre ein Leichtes, zu sagen, mein Job stresst mich, meine Kinder zehren an mir. Stattdessen

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Ein Lächeln ist laut Frech so ansteckend wie Gähnen: «Umso wichtiger ist es, positive Gefühle zu schaffen.»


versuche ich zu sehen, was für ein schöner Abschnitt das gerade ist, in dem ich meine Söhne begleiten darf. Oder was für ein Privileg es ist, dass ich überhaupt Arbeit und so eine verantwortungsvolle Position habe. Man kann das ­beliebig durchspielen: Wut über eine vermeintlich ungerechte ­Behandlung – das kennt jeder – bietet zum Beispiel eine Chance, zu erkennen, warum genau mich der Vorfall so wütend macht. Versteht man den wahren Grund, bringt einen das wirklich weiter.

kommen wir nicht weiter, weil die Person in dieser Emotion gefangen ist. Bei Instahelp visieren wir neue Märkte an, das bedeutet viel Veränderung für das Team. Für mich als Geschäftsführerin lohnt es sich, nachzufragen: ­Warum machst du dir Sorgen? Warum bist du dagegen? Nur wenn du die Ängste aufdeckst, wirst du den gesetzten Meilenstein erreichen. Und: Man muss mit Visionen arbeiten, gemeinsam erarbeiten, was unserem Tun einen Sinn gibt.

Und wie «managt» man seine Gefühle noch? Durch «emotional forecasting» etwa. Wir haben ja mitunter die Wahl, welcher Situation wir eine Emotion schenken wollen.

Ein Satz, der immer für positive Stimmung sorgt? «Danke.» Wir alle leisten viel und freuen uns, wenn das erkannt und anerkannt wird.

Was meinen Sie damit? Will ich mich wirklich mit einer Person treffen, von der ich weiss, dass sie mir nicht guttut – ja oder nein? Will ich den Job, der keine Work-Life-Balance erlaubt? Vieles ist vorhersehbar, man muss nur achtsamer werden. Dabei kann ein neutraler Experte helfen. Was ist eigentlich falsch daran, Gefühle einfach rauszulassen? Gar nichts. Aber rauszulassen heisst nicht, dass es total un­ kontrolliert oder für das Gegenüber unangenehm sein muss. Ich darf natürlich verbalisieren: «Das macht mich jetzt richtig ­wütend.» Dann wissen die anderen Bescheid, dass da mein Herz daran hängt. Man sollte sich nur bewusst sein: Stimmungen sind so ansteckend wie Gähnen. Umso wichtiger ist es, positive Gefühle zu schaffen. Mich selbst mag ich ja steuern können. Aber was ist mit den anderen? Was, wenn in einem Team einer immer dagegen ist und alle runterzieht? Mein persönlicher Zugang wäre, es anzusprechen, aber ich pflege sicher einen sehr empathischen Führungsstil. Wir übergehen ­unangenehme Situationen sehr gerne, weil wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen. Wir reden zwar weiter, aber letztlich

INNOVATOR

Wir haben heute viel über direkte Kommunikation ­gesprochen. Bei Instahelp kann ich Psychologen – wenn gewünscht – auch nur via Textchat konsultieren. Lässt sich per Chat überhaupt eine ­Beziehung aufbauen? Ja. 60 Prozent unserer Kunden nutzen Textchat, 40 Prozent ­Audio- und Videotelefonie. Der Chat mag unpersönlicher wirken, aber er hat Vorteile: Wenn du um zwei Uhr früh nicht schlafen kannst, kannst du die Emotion in dem Moment formulieren, in dem du sie gerade fühlst. Die Antwort des Psychologen bekommst du am nächsten Morgen, aber die Beschreibung ist frisch. Ausserdem hat der Chat auch eine Art Tagebuchfunktion, du kannst nach­lesen, darüber reflektieren … Dass Online-Angebote eine gute Ergänzung zum Gesundheits­ wesen sind, zeigt sich an Ländern wie Schweden. Dort kannst du auch schon per Webcam zum Arzt gehen und ihm deine Symptome zeigen. Bis dorthin ist es aber in Österreich noch ein weiter Weg. INSTAHELP.AT Styling Simon Winkelmüller Hair & Make-up Sabine Reiter Bluse CELINE Hose FILIPPA K über NFive

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FOTOS

Ko n s t a n t i n Reye r TEXT

Alexander Macheck

VULKAN-SCHIFF

Norbert Sedlacek auf einer Testfahrt mit seiner Yacht aus Vulkanfasern vor der Atlantik­ küste Frankreichs

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INNOVATOR


Sieben Monate allein an Bord und nonstop um die Welt auf ­e iner Route, die noch kein Seefahrer vor  ihm gewagt hat. NORBERT SEDL ACEK über eine Kraft, die wir alle in uns wecken können – wenn wir den Blick ­h inter den Horizont riskieren.

DER REIZ DES UNGEWISSEN INNOVATOR

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SOLO UNTERWEGS

Sedlacek bewältigt dieses gewaltige Projekt allein an Bord der Yacht, die er mit seinem Team baute.

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INNOVATOR


«ICH WAR BE AMTER. EINES TAGES BESCHLOSS ICH, MEIN LEBEN VON GRUND AUF ZU ÄNDERN.»

INNOVATOR

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KURS AUF WELTREKORD

Norbert Sedlacek am Ruder seines Bootes. Zwischen­ durch übernimmt der Autopilot.

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S Stürme in Orkanstärke, Wellen, hoch wie Einfamilienhäuser, Temperaturen von minus 45 bis plus 40 Grad, Eisberge, Einsamkeit, Kampf bis zur Erschöpfung. Der ehemalige Wiener Trambahnführer Norbert Sedlacek, 58, startet im Sommer 2021 in ein Abenteuer, das noch kein Seefahrer vor ihm gewagt hat: die Umrundung unseres Planeten unter Einbindung der berüchtigten Nordwestpassage. 61.000 Kilometer nonstop durch alle Weltmeere, sieben Monate allein an Bord, ohne Unterstützung von aussen. Wir trafen die österreichische Segler­legende in Les Sables-d’Olonne an der französischen Atlantikküste, dem Start- und Zielort seines Welt­ rekordprojekts auf einen Kaffee – in genau jener Halle, in der Sedlacek und sein Team in den vergangenen Jahren das rund 20 Meter lange Boot gebaut hatten, mit dem er im Juli 2021 in See stechen wird. Hier, im Mekka der Weltumsegler, ist der Österreicher ein Star, antwortet auf Französisch, wenn er auf der

INNOVATOR

BEGINN EINER LANGEN REISE

Strasse angesprochen wird. Er ist einer von ihnen, vereint in der gemeinsamen L ­ eidenschaft für die Seefahrt. Als wir uns an den Tisch setzen, umringt von hunderten Kisten Aus­ rüstung und Proviant, blitzt ihm der Schmäh aus den Augenwinkeln und lässt damit den Wiener er­­kennen, der er nach wie vor ist – der ­Norbert, der schon vor gut dreissig J­ ahren mehr wagte als die meisten. «Willst einen Kaffee?», leitet er ein. Klar, mit Milch und Zucker. Und los geht’s.

Norberts Boot in Les Sables-­ d’Olonne an der französischen Atlantikküste – Start- und Zielort des Projekts

innovator: Wie geht es ­jemandem, der etwas wagt, was bislang keiner gewagt hat? Freut man sich? Oder ist man nervös? norbert sedlacek: Man ist konzentriert. Und mich plagen Gedanken, ob ich nichts falsch beurteilt habe. Was könnte das sein? Na zum Beispiel die Nordwest­ passage. Die ist nördlich des amerikanischen Kontinents. Da segelt ja kaum jemand durch. Dort weht entweder extrem viel Wind oder fast gar keiner. Bei Flaute besteht die Gefahr, dass du nicht weiterkommst und vom Eis eingeschlossen wirst. Das ist einer argentinischen Segelcrew passiert. Die konnten gerade noch von einem Heli­kopter geborgen werden, bevor

«NERVÖS? ANGST? NEIN. ICH WÜRDE EHER SAGEN, ICH BIN KONZENTRIERT.»   69


sie von Eisbären aufgefressen worden wären. Was ich damit sagen will: Da gibt es wenig Erfahrungswerte, um das lücken­los beurteilen zu können. Warum tust du dir das dann an? Weil ich beweisen will, dass das mit meinem Boot geht. Das haben wir aus einem völlig neuen Material konstruiert, aus Vulkanfasern – ex­ trem stabil und gleichzeitig leicht. Das Boot ist eine «Open60AAL», eine Rennyacht. Sie ist schnell genug, um auch bei sehr wenig Wind durch die Nordwestpassage segeln zu können. Vulkanfasern? Ja, da wird Vulkangestein zu Fasern verarbeitet, diese wiederum zu Matten, und daraus bilden wir die Formen für unser Boot. Im Gegensatz zu Yachten aus den üblichen Werk­ stoffen kann unser Vulkanfaserrumpf komplett recycelt werden. Wir shred­ dern das und machen Industrie­ platten daraus, aus denen zum Bei­ spiel Duschtassen gefertigt werden. Das Material geht wirklich zur Gänze in ein zweites Leben. Nur fürs Protokoll: Du segelst mit ­einem Boot aus einem völlig neuen Material, das noch niemand einem Extrembelastungstest unterzogen hat, eine Route, die eigentlich ­keiner ­segelt, weil es zu wenig ­Erfahrungswerte dazu gibt. Ist das nicht etwas sehr riskant? Das Material haben wir zwar nicht in Eisregionen getestet, aber mit einem kleineren Prototyp bei einer Atlantik-­

«EIN HELI­K OPTER BARG SIE GERADE NOCH, BEVOR SIE VON EIS­B ÄREN GEFRESSEN WOR­D EN WÄREN.» 70

Überquerung meines Sohnes. Risiko und Sicherheit sind so eine Sache. Wir glauben ja auch im normalen Leben, dass wir alles im Griff haben. Dabei regulieren wir in Wahrheit nur einen Bruchteil. Nehmen wir das Thema Beruf: Wir alle haben gelernt, ordentliche Jobs zu machen, ­suchen uns ein Unternehmen, das gross ist, und bleiben da. Diese Sicherheit ist aber trügerisch. Heute wechseln Eigen­tümer schneller denn je oder was weiss ich was (Anm.: Was alles an Unvorhergesehenem pas­sieren kann, erleben wir ja gerade), und schwupps – bist du deinen Job los. Oder du wirst aussortiert, weil du zu alt bist. Besonders tragisch ist das, wenn du für diese scheinbare Sicher­ heit in Kauf genommen hast, dass dir der Job nicht einmal Spass macht. Bei mir war das der Knackpunkt mit dreissig. Ich war Beamter bei den Wiener Verkehrsbetrieben, bin jeden Tag als Tramchauffeur gefahren, habe mich bemüht, so freundlich wie mög­ lich zu sein, und darauf ­gewartet, dass das endlich vorbei ist. Das ist doch nicht das Leben! Da habe ich be­ schlossen, ich geh das Risiko ein und verdiene meinen Lebensunterhalt mit ­etwas, was ich mag, nämlich Segeln.

RAUMSCHIFF

Das «Armaturenbrett» der Yacht unter Deck. Hier schläft Norbert in 15-Minuten-Etappen.


Und dann hast du Glück gehabt. Wenn schon Glück, dann das Glück des Tüchtigen. Ist das nicht ein wenig arrogant? Finde ich nicht. Das ist eine Haltung dem Leben und deinen Fähigkeiten gegenüber. Ich habe so oft beobach­ tet, dass Menschen meinen, sie kön­ nen ­etwas nicht – dabei sind sie es in Wahrheit nicht wirklich angegangen. Sie schauen sich etwas an, beginnen darüber nachzudenken und sagen sich: «Ui, das muss schwierig sein und kompliziert, das kann ich nicht.» Am liebsten wäre ihnen, dass einer bei der Tür hereinkommt und sie bei der Hand nimmt. Das ist der Klassiker in unserer Zeit. Ich meine: Wenn dir der Karton zu gross ist, dann pack

AUSRÜSTUNG FÜR EINE WELTREISE

Proviant, tech­­ nische Ge­r äte, Spezial­k leidung und medi­z ini­ sches Equipment – ­a lles ist von ­A nfang an dabei. Der Skipper darf unterwegs an­l egen, um notwendiges Material zu bunkern.

das Zeug in drei kleinere und geh halt dreimal. Wenn du das eine Zeit lang machst, schaffst du schliesslich auch den grossen. Du musst das eben wirklich wollen. Deshalb ist es wich­ tig, herauszufinden, was du wirklich magst. Und wenn du etwas gefunden hast, übernimm die Verantwortung und werde jeden Tag besser. Mit jedem Schritt in diese Richtung ver­ ringerst du dein Risiko. Deine Weltumseglung ist vermutlich die beste Übung dafür. Du segelst die sieben Monate komplett allein. Keiner sonst an Bord, dem du die Schuld für was auch immer in die Schuhe schieben könntest. Exakt. Ich hab sogar das Boot selbst gebaut. Wenn ich also wissen will,   71


DAS BOOT

Rennklasse: Open60AAL Länge: 18.28 Meter Breite: 5.82 Meter Masthöhe über Wasser: 29 Meter Motoren: 2 OceanvoltMotoren (elektrisch, je 10 kW bzw. 14 PS) laufen beim Segeln mit und erzeugen Strom – das Boot verzichtet gänzlich auf fossile Energiequellen.

NACHHALTIGKEIT IM HÄRTETEST

Die Open60AAL wurde zur Gänze aus ökologisch nachhaltigen und gesundheitlich unbedenklichen Materialien gebaut.

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MATERIAL DER EXTREME

Der Rumpf des Bootes besteht im Kern aus Balsaholz, das von Vulkan­fasern umhüllt ist. Dieser innovative Material­mix ist nicht nur vollständig recycelbar, sondern auch überaus widerstands­fähig: Das Boot steckt Kompressions­kräfte besser weg als übliche Glasfaseryachten, dazu ist es säurebeständig und hitze­resistent bis zu 850 Grad Celsius.

wer Mist gebaut hat, schau ich in meinen T ­ aschenspiegel und sage, du warst der Trottel, und jetzt bringst du das wieder in Ordnung. – Das musst du auch. Du musst alles wieder in Ordnung bringen, was du verbockt hast. Und wenn etwas g ­ elingt, darfst du auch ordentlich stolz sein auf ­deine Arbeit. Stolz auf die eigene Arbeit zu sein ist ein bisserl aus der Mode gekommen, bilde ich mir ein. Das finde ich auch. Dabei ist das eine sehr gute Methode, Strapazen in Erfolgs­erlebnisse umzuwandeln  … … im Sinne von «Ich nehm das jetzt auf mich, weil ich danach stolz auf meine Arbeit sein werde». Ja, und du unternimmst dabei auch ­was, bevor etwas passiert, was dich dann runterzieht. Ein Beispiel: Wir haben errechnet, dass das Schiff in den sieben Monaten auf See rund 40 Millionen Erschütterungen aushalten muss. Das bedeutet, du bist ständig am Reparieren. Du musst Schwächen erkennen, bevor sie zu Defekten führen. Irgendwelche Scheuerstellen etwa – da siehst du eine Leine, die ist ein bisschen eingerissen. Und du denkst dir, das passt schon. Falsch! Drei Tage später – bumms! – reisst die, und vielleicht kommt dir dabei das Segel aus und fällt ins Wasser, und du reisst dir da ein Loch hinein, und die Leine von dem Segel verheddert sich im Propeller – klassische Kettenreaktion. Daher musst du wirklich akribisch vorgehen. Wenn du merkst, irgend-

INNOVATION-YACHTS.COM

«IN SIEBEN MONATEN AUF SEE MUSS DAS SCHIFF 40 MILLIONEN ERSCHÜTTERUNGEN AUSHALTEN. DU BIST STÄNDIG AM REPARIEREN.» INNOVATOR

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was passt nicht, gehört das repariert oder ausgetauscht, auch wenn du müde bist. Das ist wirklich stressig manchmal – überhaupt wenn’s dir gerade nicht gut geht. Und das funktioniert immer? Natürlich erlebe ich Momente, in denen ich am liebsten den Hut draufhauen würde. Dann sag ich mir zwar, ich pfeif drauf, und gleichzeitig merke ich, wie e­ twas in meinem Hinterkopf bereits heimlich an einer Lösung arbeitet.

HINTER DEM HORIZONT

Norbert Sedla­ cek und sein Boot unter ­w egs im ewigen Blau mit Kurs auf das Un­g ewisse, jenen Ort, an dem du dich selbst erkennst

Hilft es, Emotionen rauszulassen? Hilft, übers Meer zu brüllen? Klar. Ordentlich Dampf ablassen – danach kannst du besser denken und das Problem lösen. Ist besser, als den Groll herumzutragen und auf den dann noch deine Wut draufzusetzen und so weiter. Das machen meine Frau und ich in unserer Beziehung auch so. Wenn uns was nicht passt, 74

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ARBEITSPLATZ

Im Cockpit bedient Sedlacek die Segel und steuert das Schiff.

dann sagen wir das. Und zwar in dem ­Moment, wo’s nicht passt. Und nicht: Na ja, ist ja mein Liebling. – Und irgendwann haben wir 15 Sachen gestapelt, und dann zerreisst es dich, und keiner weiss, warum. Apropos Familie und Freunde. Wie erträgst du sieben Monate ­Einsamkeit? Hilft da der Kontakt nach aussen? Das ist ein zweischneidiges Schwert. Du musst dir vorstellen, wenn du wegfährst, bist du spätestens nach ein, zwei ­Tagen in einer anderen Welt. Da gibt es nur noch das Wasser und das Boot und dich. Und wann immer es geht, schaust du, dass du ein bisschen Kraft tankst, dass du ein bisschen schläfst und es dir gut ­gehen lässt oder Arbeiten erledigst. Es reisst dich da raus, wenn du zu viel mit Zuhause kommunizierst. Und was auf keinen Fall geht, sind schlechte Nachrichten. Wir ­haben uns das zur Regel g ­ emacht: Ich jammere nicht, und die daheim jammern nicht. Das würde ­keinem etwas bringen. Wie können wir uns deinen Alltag während dieser 200 Tage allein auf See vorstellen? Du fährst ja in einem Zug durch, legst nie zwischen­ durch an, um dich auszuruhen. Wie löst du das Thema Schlaf? Mit Powernapping. Ich leg mich in voller Montur vor die Armaturen. Die schlagen Alarm, wenn irgend­ was nicht passt. Und alle 15 Minuten läutet ausserdem der Wecker. Dann machst du einen Rundum-Check und schläfst wieder weiter. Also sieben Monate lang keine acht Stunden durchschlafen, sondern

«FINDE HERAUS, WAS DU WIRKLICH WILLST UND KANNST. UND GEH MIT VOLLEM EINSATZ REIN. OHNE SICHERHEITSNETZ.» INNOVATOR

i­ mmer nur dösen im 15-Minuten-­ Takt. Gibt es da noch so etwas wie einen Tag-Nacht-Rhythmus? Nein. Du musst dich den Bedürf­ nissen des Boots unterwerfen. Und die sind in ­erster Linie abhängig vom Wetter. Ich nütze also wirklich jede Gelegenheit, egal zu welcher Tages­ zeit, um mich a ­ uszurasten und zu entspannen. Ich brauche generell sehr wenig Schlaf. Ist sicher auch eine Veranlagungssache. Wie ist das mit den Mahlzeiten? Das habe ich sehr genau eingeteilt. Ich habe Nahrungsmittel mit ins­ gesamt 1,3 Millionen Kilokalorien ge­ bunkert. Ich esse öfter, aber kleine Portionen, damit ich möglichst fle­ xibel auf den Kalorienbedarf rea­ gieren kann, den die aktuelle Tätig­ keit er­fordert. Ein kleines Stückchen Brot, einen Keks, 50 Gramm Nudeln – irgend­was in der Art. Ausserdem pass ich auf, dass ich mich nicht überfres­ se, wenn mir einmal langweilig ist. Was machst du, wenn du dich verletzt oder sonstige gesundheitliche Probleme bekommst? Ich habe drei grosse Kisten mit medi­ zinischem Equipment dabei. Da ist so ziemlich alles drin, was du für ­Erste Hilfe und die weitere Behand­ lung brauchst, wenn im Umkreis von ein paar hundert Seemeilen kein Arzt verfügbar ist. Das heisst, du behandelst dich auch bei gröberen Problemen selbst? Du musst dir halt einen Internisten oder einen Zahnarzt suchen oder ­einen Chirur­gen – die zeigen dir dann, wie das geht, und verschreiben dir auch die erforderlichen Medika­ mente. Das war gar nicht so leicht. Weil die meisten Ärzte sagen: «Das geht nicht, Sie müssten in dem Fall sofort ins Spital.» Aber wenn ich mitten auf dem Atlantik bin, kann ich mit einer stumpfen Bauchverletzung nicht ins Krankenhaus. Auch da muss man sich mit der Materie beschäfti­ gen. Darum lernt man ja permanent. Das ist auch das Schöne dabei. Wie viel Lebensraum steht dir an Bord zur Verfügung? Das Deck hätte an sich 75 Quadrat­ meter, aber das täuscht, weil das ja nicht bewohnbar ist und auch nicht gemütlich be­gehbar, da es ständig nass ist, wenn du halbwegs zügig fährst. Also hast du das Cockpit   75


Nordwestpassage

DAS WAGTE NOCH KEINER! Les Sables, FRA

Kap der Guten Hoffnung, RSA

Kap Leeuwin, AUS

Kap Hoorn, CHI

aussen und den Innen­bereich – alles zusammen zehn, vielleicht zwölf Quadrat­meter. Wie hält man das über so viele ­Monate aus? Das ist dein selbst gewähltes Domizil. Du nützt es zur Selbstfindung, sammelst neue Eindrücke, machst vieles, wozu dir im normalen Leben die Zeit fehlt. Selbststudium betreiben statt fünfzehnmal am Tag mit irgendwem telefonieren oder im Internet surfen. Du kannst einfach auch einmal da­sitzen, die Natur beobachten und dich mit deinen Gefühlen auseinander­setzen: Was ist angenehm, was ist nicht angenehm?

«SIEBEN MONATE NIE LÄNGER ALS 15 MINUTEN SCHLAFEN? DARAN GEWÖHNST DU DICH.» 76

Oder du kannst dir überlegen: Lebe ich das Leben, das ich will? – Ich finde es wichtig, dass man sich diese Frage von Zeit zu Zeit stellt. Das klingt nach innerer Einkehr in einer spartanischen Umgebung. Apropos: Stimmt es, dass du keine Heizung an Bord hast, obwohl du auch arktische bzw. antarktische Klimazonen bei ­minus 20 Grad ­Celsius durchfährst? Ja, das stimmt. Nach meiner Erfahrung aus der Antarktis ist eine Heizung ein permanenter Stress für den Körper, weil er ständig Heisskalt-heiss-kalt-Wechsel durchmachen muss. Du musst immer wieder raus an Deck, weil du der Einzige bist, der die Arbeit erledigen kann. Du ziehst dir also zwei bis drei Schichten Spezialkleidung an, damit du die K ­ älte aushältst. Dann kommst du zurück in die Kajüte, und es treffen dich plus 20 Grad wie der Schlag. Also: komplett ausziehen. Dann musst du aber eh schon wieder raus. Also wieder alles anziehen. Irgendwann hast du die Wahl: Entweder schwitze ich drinnen wie Sau, oder ich spring unterbekleidet nach draussen, oder ich brauche viel zu lange, um mir alle Schichten wieder anzuziehen.

Bei der härtesten Hochseeregatta der Welt, der Vendée ­Globe, segeln die Skipper von Frankreich nach Südafrika und umrunden dann die Welt im Südmeer nördlich der Antarktis, passieren Kap Hoorn und kehren über den Atlantik heim. Sedlacek legt noch eins drauf: Er wagt den Umweg über die Nordwestpassage und segelt die Westküste des amerikanischen Doppelkontinents hinunter, be­vor er in die Vendée-­GlobeRoute einschwenkt.

Und die Kälte? Man gewöhnt sich mit der Zeit ­daran. Drinnen ist es ja nicht so kalt wie drau­ssen an Deck im Wind. Ausserdem trage ich spezielle Kleidung. Das zum Beispiel (Er nimmt ein über­ raschend dünnes, langärmeliges Shirt von einem Stapel) hält zu­mindest meinen Rumpf bei Temperaturen von minus 10 bis plus 15 Grad gleichermassen warm. Das gibt es noch nicht in Massenproduktion – da bin ich sozusagen der Testpilot. Jemand, der mit dem Gedanken spielt, sein gewohntes Leben hinter sich zu lassen und seine Träume zu verwirk­lichen – welche Ratschläge würdest du dem geben? Erstens: Sei ehrlich zu dir selbst. Finde heraus, was du wirklich willst und was du kannst. Zweitens: Geh mit vollem Einsatz rein – ohne Sicherheitsnetz. So mobilisierst du mehr Energie, Menschen und Zielstrebigkeit. Drittens: Ergreif jede Gelegenheit, um zu lernen. Viertens: Bleib am Boden. Du bist kein Überflieger, sondern ein Mensch, der sich ständig weiter­entwickelt und jeden Tag mit ­grosser Zielstrebigkeit ein Stück mehr das tut, was ihm wirklich Spass macht. INNOVATOR


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Wer kann schon von sich behaupten, dass er ein wirklich erfülltes Leben führt? Der Brite Jay Shetty zum Beispiel. Schon als Kind wollte er anderen Menschen helfen, als Erwachsener lebte er zwei Jahre mit hinduistischen Mönchen, jetzt will er deren WeisJAY SHETTY, 33 Buchautor, Vlogger und Motivationsredner

heit an uns weitergeben. Seine Lebenshilfe-Vlogs wurden im Netz schon mehr als eine Milliarde mal abgerufen, US-Stars wie Ellen DeGeneres oder ­Oprah Winfrey feiern ihn. Hier verrät uns Internet-Star Shetty, wie man mehr Sinn im Leben findet. STEVE ERLE

Aufgezeichnet von Marc Baumann

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Mach ein Check-up deines Lebens

Stelle die richtigen Fragen Der erste Schritt zu einem erfüll­ teren, glücklicheren, sinnhafteren Leben ist, mehr «Awareness» für dich selbst zu entwickeln. Also mehr auf dich zu achten, dich zu beobachten, zu hinterfragen und dich damit besser zu verstehen. Das geht, indem du die richtigen Fragen stellst: Wer bin ich? War­ um bin ich hier? Was ist meine Aufgabe im Leben? Führe ich wirklich das Leben, das ich führen möchte? All diese grossen Lebens­ fragen, die wir uns oft nicht zu stellen trauen, weil unsere Ant­ wort darauf enttäuschend aus­ fallen könnte. Diese Fragen sind aber nötig, um zu verstehen, was gut für uns ist. Was magst du? Was magst du nicht? Woran glaubst du? Woran glaubst du nicht? Und warum glaubst oder magst du bestimmte Dinge überhaupt? Weil deine ­Eltern es so vorleben oder ver­ langen? Weil Werbung, Social Media oder Filme dir einreden, dass du ein bestimmtes Leben ­haben solltest? Was sind deine wirklichen Überzeugungen? ­Vielleicht fragst du dich jetzt: Wo ­finde ich gute Antworten auf all diese Fragen? Wo immer du kannst! Frage ganz einfach mal Google, finde gute Websites, schlaue Artikel, lies interessante Bücher, höre tolle Podcasts, schau dir Vorträge auf YouTube an, rede mit klugen Menschen. Suche an allen Orten, die dir ein­ fallen. Hauptsache, du suchst.

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Der zweite Schritt ist eine Inspek­ tion. Durchleuchte dein Leben so, wie der TÜV dein Auto unter­ sucht: Leuchte in die dunklen, schwer erreichbaren Ecken und finde die rostigen Stellen. Wofür geht deine ganze Zeit drauf? Wofür geht deine Energie drauf? Wofür gibst du dein Geld aus? Mit wem verbringst du deine Freizeit? Und dann überprüfe: Bin ich glücklich darüber, dass ich mein Leben so verbringe? Gehe ich sinnvoll mit meiner begrenzten Lebenszeit um? Am besten schreibst du dir das alles auf. Schau dir zunächst einmal die letzte Woche an: Was hast du die letzten sieben Tage wirk­ lich gemacht? Bist du glücklich mit dem, was du in der letzten Woche gemacht hast? Und wenn nicht, was hättest du Sinnvolleres machen können? Mit wem und mit was würdest du deine Zeit

«Frage dich als Allererstes: ‹Wer bin ich?› Und: ‹Führe ich wirklich das Leben, das ich führen möchte?›»

lieber verbringen? Und wenn du eigentlich ganz zufrieden bist, was musst du machen, damit du auch weiterhin glücklich bist und so ­leben kannst? Du kannst nicht permanent glücklich sein, Traurig­ keit gehört zum Leben. Aber wenn du sehr oft unzufrieden oder traurig bist, stimmt etwas nicht.

Übernimm das Steuer Die schlechte Nachricht lautet: Es wird keine gute Fee kommen, die deine Wünsche erfüllt. Und du wirst auch nie im Lotto Millio­ nen gewinnen. Warte nicht auf Wunder, übernimm lieber selber Verantwortung für dein Leben. Denn niemand wird es für dich machen. Niemand wird kommen und dein Leben wunderbar und bedeutsam machen. Das ist dein Job! Der Gedanke kann beängsti­ gend sein: Das ist alles meine Ver­ antwortung, ich muss das selbst in die Hand nehmen. Aber keine Sorge, das bedeutet nicht, dass du alles allein schaffen musst. Wenn du erst mal akzeptiert hast, dass du selbst für dein Glück verantwortlich bist, wirst du mehr Verantwortung dafür übernehmen, wen du in dein Leben lässt und wen besser nicht. Wer ausstrahlt, dass er in seinem Leben etwas erreichen möchte, der wird Menschen anziehen, die ihm dabei helfen können. Wer dagegen immer nur Hilfe von aussen sucht, wird eher die

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falschen Leute finden. Wenn wir glücklich sein und ein sinnvolles Leben führen wollen, sollten wir uns mit Menschen umgeben, die ebenfalls versuchen, so zu leben.

Ich wollte den Menschen helfen, mehr Sinn in ihrem Leben zu finden, indem ich zeitlose Weis­ heiten unter die Leute bringe. Darum habe ich zwei Jahre unter vedischen Mönchen (die vedische Religion ist eine Ursprungsform des heutigen Hinduismus; Anm.) nahe Mumbai gelebt und ihre Sicht auf die Welt gelernt.

mir Steve Jobs’ berühmte Rede vor den Stanford-Absolventen so oft angesehen, bis ich sie fast auswendig konnte. 3. Meditiere. Oder verbringe zu­ mindest etwas Zeit am Tag allein mit dir und deinen Gedanken in Stille. Und, ganz wichtig: offline. 4. Sei aktiv. Treibe Sport, tanze, bewege dich!

Werde ein Gewohnheitstier

Sei kritisch, sei ehrlich

Frage dich nicht nur, wie du an dieses Ziel gelangst, sondern auch, welche Gewohnheiten du entwickeln, einüben und auto­ matisieren musst, um dorthin zu kommen. Musst du dich dafür in Meditation üben, musst du Programmieren oder eine neue Sprache lernen? Welche Fähig­ keiten brauchst du, und wie erwirbst du sie? Dieser Schritt ist wohl der schwerste: Gewohn­ heiten ändern. Hier sind vier Tipps, die dir dabei helfen:

Du musst lernen, dich immer wieder zu hinterfragen. Du musst aufrichtig und selbstkritisch ­prüfen, wie gut du auf diesem Weg zum Glück vorankommst. Mit einer gesunden, ausbalan­ cierten Selbstreflexion. Welche Fortschritte machst du? Welche Fortschritte machst du wirklich? Und wo geht es nicht voran? Und war­um? So ehrlich zu dir selbst zu sein, notfalls auch dein Schei­ tern festzustellen, erfordert Mut. Aber du wirst glücklicher sein und ein besseres Leben führen, wenn du spürst, dass du dich selbst erfolgreich hinterfragen und analysieren kannst und ­dadurch besser vorankommst.

Dream big Du musst ein grosses Ziel haben – eine Vision von dem, was du sein und erreichen möchtest. Das kann auch Geld sein. Oder du möchtest dich vor allem einmal um deine Familie kümmern, deine Kinder bestmöglich grossziehen. Oder du hast den Traum, die Welt zu verbessern. Moment: Du weisst noch gar nicht, wo ganz genau du hin­ willst? Keine Sorge, du musst nicht schon am Anfang wissen, wie alles werden soll. Aber du solltest dir jetzt, nachdem du die ersten drei Schritte unserer Liste gemacht hast – und die musst du unbedingt vorher machen –, ein Ziel setzen. Wie schaut deine ­Vision aus? Keine Sorge, du musst nicht den ganzen Weg schon im Kopf haben, aber die grobe Rich­ tung solltest du kennen. Höre dabei auf dein Herz und vertraue ruhig auch mal deiner Intuition.

1. Sei dankbar für dein Leben –

und empfinde diese Dankbarkeit nicht nur, drücke sie auch aus, schreibe anderen Menschen, teile ihnen deine Dankbarkeit mit. 2. Lies, höre oder schau jeden Tag etwas, was dich immer wieder neu motiviert. Ich habe

DENKE WIE EIN MÖNCH In dem Buch «Das Think Like a Monk-Prinzip: Finde innere Ruhe und Kraft für ein erfülltes und sinnvolles Leben» (Rowohlt, 448 S.) schreibt Jay Shetty über seine Erfahrungen unter Mönchen und die Anwendbarkeit alter Weisheiten auf unsere moderne Welt. Die drei Kapitel des Buches sind: «Loslassen», «Wachsen» und «Geben». Dazu gibt es noch «Bonus-­ Infomaterial» über Meditation, Atemtechniken bis zum Mantrasingen. jayshetty.me

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JAY SHETTY’S BUCHTIPPS Spirituelles, Rationales und Biografisches – als neue Lebenssinn-Spender

«Bhagavad Gita» Eine zentrale Schrift des Hinduismus (deutscher Titel: «Der Gesang Gottes»), entstanden vor tausenden von Jahren: zeitlose Weisheiten, die das Grundgerüst allen Wissens bilden.

«Schnelles Denken, langsames Denken» Daniel Kahneman über schnelles (= emotionales) und langsames (= rationales) Denken. Gut fürs Ver­ ständnis unseres eigenen Verstandes.

«Steve Jobs» Die autorisierte Biografie von Walter Isaacson gibt einen tiefgehenden Einblick in die Gedanken des AppleGründers, einem der prägendsten Menschen unserer Zeit.

Fordere deine Komfort­zone heraus

Glücklich sein ist wie Hände waschen Wenn du ein besseres Leben führen möchtest, musst du jeden Tag die richtigen Dinge machen. So wie du dir jeden Tag die Hände wäschst oder dich duschst oder isst. Tag für Tag musst du deine Glücksrituale wiederholen. Am besten verknüpfst du sie mit einer bestehenden, starken Gewohnheit. Etwa: Nach jedem Frühstück meditierst du kurz. Immer nach dem Mittagessen liest du ­einige Minuten. Immer nach dem abendlichen Zähneputzen bist du einen Moment bewusst dankbar für etwas, was dir an diesem Tag passiert ist, und du bedankst dich in einer SMS oder WhatsApp bei jemandem.

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Man ist im Flow, wenn man sich weder unter- noch überfordert. Auf jeden Fall sollte man sich aber fordern. Gerade auch dann, wenn man glücklich ist. Du musst dich konstant im richtigen Mass fordern, damit du dich weder langweilst noch zu sehr stresst.

«Überprüfe deine Fortschritte alle drei Monate – so wie Unternehmen ihre Quartalszahlen präsentieren.»

Mach dir einen Zeitplan Nimm dir erst einmal eine Woche­ Zeit für deinen Selbstcheck. Schreibe jeden Tag auf, was du mit deiner Zeit gemacht hast. Dann frage dich, ob das mit deinen Werten einhergeht. Finde die  Dinge, die dich prokrastinieren lassen, für die du sinn- und freud­ los Zeit verschwendest. Sie zu erkennen macht sie schwächer. Überlege dir dann, wie viel Zeit du dir für jeden weiteren Schritt gibst. Überprüfe deine Fort­ schritte alle drei Monate – so wie Unternehmen ihre Quartals­ zahlen präsentieren.

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Bleibe leidenschaftlich Die ewige Quelle von Leiden­ schaft sind Interesse und Neu­ gier. Sei wie ein Teenager, sei neugierig auf das Leben. Frage dich immer, was dich gerade be­ geistert. Wofür brennst du, wofür schwärmst du? Verliere dieses Gefühl nicht – niemals.

Finde deine Talente Ein Weltmeister hat seine Be­ gabung offensichtlich gefunden. Aber worin bist du am besten? In gar nichts? Dann hast du dein Ta­ lent noch nicht gefunden. Es kann eine Herausforderung sein, seine Stärken zu entdecken. Woher soll man wissen, ob man ein guter Leh­ rer wäre oder ein guter K ­ apitän?

«Die ewige Quelle von Leidenschaft ist Neugier. Sei wie ein Teenager, sei immer neugierig auf das Leben!»

Indem man so viel wie möglich ausprobiert. Einfach mal hinge­ hen, mitmachen, ausprobieren: ein Wochenendseminar, eine ­Probestunde, einen Anfängerkurs. Und frage dich danach, ob es dir Freude gemacht hat und was du dabei gelernt hast. Dabei musst du verstehen, dass du absoluter An­ fänger bist. Erlaube dir den BabyStatus. Wer zu schnell zu viel von sich verlangt, hört frustriert auf. Kleine Schritte führen zum Ziel.

Diene anderen Die grosse letzte Frage auf dem Weg zu einem erfüllten Leben lautet: Wie kannst du andere Menschen glücklicher machen mit allem, was du gelernt hast? Du wirst sehen, welche Befriedi­ gung und welche Zufriedenheit es einem gibt, anderen zu helfen. Aber wem könntest du am besten helfen? Und wie? Wo wirst du ­gebraucht? Wo kannst du etwas bewirken?

JAY SHETTY’S APP-TIPPS Von Inspiration und Organisation – hier kommen die digitalen Lieblings-Anwendungen von Jay Shetty

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Podcasts

Blinkist

Google Kalender

«Ermöglichen, faszinierende Ge­ spräche zwischen klugen Leuten an­ zuhören – kostenlos. Ich höre gerne ‹Oprah’s SuperSoul Conversations›, oder ‹The Joe Rogan Experience›.»

«Fasst Sachbücher konzentriert ­zusammen. Statt tagelang zu lesen, hört oder liest man sich die Kurz­ version in 15 Minuten an. Zahlt sich aus, dafür zu bezahlen!»

«Eine genaue Organisation des ­Alltags ist enorm wichtig! Dieses Tool organisiert mir den Tag und lässt mich meine Aufgaben klar nach Wichtigkeit ordnen.»

INNOVATOR



WIR PRÄGEN MORGEN

W I E S I E B E N I N N O VAT I V E S C H W E I Z E R U N T E R N E H M E N HEYGIANLUCA

D E N S TAT U S Q U O H I N T E R F R A G E N – U N D U N S E R E N A L LTA G DA M I T E I N FAC H E R U N D L E B E N SW E R T E R M AC H E N . T E X T: R E I N E R K A P E L L E R

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INNOVATOR


Spielend lernen: Die KI des DD System berechnet das ideale Belastungslevel für deine Bestleistung.

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DDROB OTEC HÖCHS TLEIS T UNG DA NK ROB O-COACH Die besten Personal Trainer der Welt? Ex-Spitzensportler? Bodybuilder? Nein: Roboter. Sagt Dr. Max Lungarella, der mit ddrobotec by Dynamic Devices am Fitnesstraining der Zukunft arbeitet. Sein High-End-Diagnostiktool DD System ist ein Beintrainingssystem mit Bildschirm, das Kraft und Kraftausdauer trainiert, dank fordernder Spiele aber auch neurokognitive Fähigkeiten wie Reaktion und Auge-Bein-Koordination schult. Den Gamification-Ansatz verfolgen auch andere, nur mit weit weniger solidem Unterbau. Herz des Robo-­ Coachs ist ein einzigartiges, patentiertes System aus zwei mit Luftdruck gefüllten Schläuchen, die sich blitzschnell zusammenziehen und in 0,1 Sekunden bis zu 6000 Newton Widerstand leisten. Lungarella: «Elektromotoren waren uns zu träge. Unser bionisches System imitiert echte Muskeln.» Den Robo-Coach kann man bereits kaufen oder für 1500 Franken pro Monat mieten. ddrobotec.com

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Helfen, den ­eigenen Körper besser zu verstehen: CSO Dr. Sébastien Nusslé und CEO Dr. Semira Nusslé

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GENKNOW ME V ERS TEHEN, W IE DER KÖRPER T ICK T

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Wunderschön: «Letters» lebt von seinem grossartigen Artwork und dem cleveren Gameplay.

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5A M GA ME S SPIELERIS CH WORTE FINDEN Teamwork: Martina Hotz (Level-Design), Selina Capol (Animation) und Aleksandra Iakusheva (Tech-Lead)

Die Games-Branche krankt an Ideenarmut. Kein Wunder: Grosse Publisher gehen auf Nummer sicher, wiederholen, was funktioniert. Innovationen passieren abseits der Blockbuster, siehe «Letters – a written adventure» vom Zürcher Indie-Studio 5am

Games. Im smarten Rätselspiel verändern Spieler Worte, teilen sie, schaffen neue Bedeutungen und lösen so Aufgaben. Die einzigartige, in ein Adventure eingebettete Spielmechanik wurde zum Kickstarter-Hit und erhielt zahlreiche Preise und Nominierungen (u. a. auf der GDC, der weltweit wichtigsten Entwickler-Messe). «Wir verbinden innovative Ideen mit authentischen weiblichen Charakteren, im Game-Business eine Seltenheit.» «Letters» erscheint 2021 für Mac und PC und kann auf die Steam-­ Wishlist gesetzt werden. letters-game.com INNOVATOR

ZUZANNA ADAMCZEWSKA-BOLLE

Der Mensch ist ein Kompensations-Meister. Er raucht Zigaretten und gleicht sie mit einer Laufrunde aus. Trinkt Alkohol und macht danach Detox. Er hofft, dass die guten Angewohnheiten die schlechten über kurz oder lang aufwiegen – wissen tut er es nicht. Das Lausanner Start-up Genknowme weiss es. Es hat einen Bluttest entwickelt, der die individuellen Auswirkungen von Ernährung, Tabak und Alkohol ermittelt und dem Hausarzt Auskunft darüber gibt, welche Angewohnheiten sein ­Patient lieber sein lassen sollte und welche ihm vielleicht gar nicht so schaden. Co-Founder Dr. Sébastien Nusslé: «Wir erstellen ein epigenetisches Profil auf DNA-Level und ermitteln, wie die Gene auf Umwelteinflüsse reagieren.» In Zukunft soll der Test bestimmen können, wie sehr sich Stress, Schlaf, Lärm und Luftverschmutzung auf das biologische Alter auswirken oder wie gross die Chance ist, an Krebs zu erkranken (und was man dagegen tun könnte). Ein riesiges Potenzial, dafür gab’s 150.000 Franken von Venture Kick. genknowme.ch


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S CE WO EINE NEUE S T UFE DER FREIHEIT Treppenstufen sind nicht mal zwanzig Zentimeter hoch, und doch gehören sie für Rollstuhlfahrer zu den grössten Hindernissen im ­Alltag – zumindest wenn kein Lift, helfende Hände oder der Scewo Bro in Reichweite sind. Der elektrische Rollstuhl des Start-ups aus Winterthur kann dank ausfahrbarem Raupenantrieb Treppen steigen und balanciert, so wie man es von einem Segway kennt, selbständig auf zwei Rädern. Das macht den Bro

CEO & Co-Foun­ der Bernhard Winter setzt bei der Fertigung des Scewo Bro auf den Stand­ ort Schweiz.

nicht nur zum mobilsten, sondern auch zum wendigsten E-Rollstuhl der Welt, gerade in engen Räumen ein Killer-Feature. Auch cool: eine automatische Sitzhöhenanpassung, die Gespräche auf Augenhöhe ermöglicht, oder eine Relax-Funktion, mit der sich die Rückenlehne bis in die Horizontale neigen lässt. Co-Founder & Creative Director Thomas Gemperle hat die Entwicklung vom Studentenprojekt 2014 bis zur Serienreife mitgeprägt: «Hardware, Software, ­Design – wir haben alles i­ nhouse gemacht.» Bedient wird der Hightech-Rollstuhl und Gewinner des Red Dot Design Awards mittels einer Kombi aus Joystick und App. Die erste Serie ist bereits ausverkauft, gerade nimmt das 23 Mitarbeiter umfassende Team Bestellungen für die zweite Serie an. scewo.ch

25 km Reich­ weite, 10 km/h Top-Speed, Stei­ gungen bis 6°: Der Bro definiert E-Rollstuhl-­ Mobilität neu.

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Der ROVéo-Prototyp patrouilliert aussen wie innen völlig autonom, 2022 folgt der Marktstart.

A LV ER V EGA NE S PROTEIN AUS A LGEN

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ROV ENS O DER ROB OTER, DEM NICHT S EN TGEHT

Das Sicherheitspersonal in Industrieanlagen stösst bei nächtlichen Rundgängen immer wieder auf Störfälle, Gasoder Flüssigkeits-Lecks, mitunter sogar auf ausbrechende Feuer. Einen Teil ihres Berufsrisikos können sie jetzt an ­ROVéo abgeben, einen smarten Überwachungsroboter, der unabhängig patrouilliert,

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Drei von acht genialen Rovenso-Köpfen: CTO Lucian Cucu, CEO Thomas Estier, Lead-­ Roboticist Beat Geissmann (v. oben)

jedes Terrain befährt und sogar Treppen steigen kann. Anders als vergleichbare Roboter, etwa Boston Dynamics Robo-Hund Spot, ist ­ROVéo mit nur vier motorisierten Rädern erstaunlich simpel aufgebaut. Laut Co-Founder und CEO Thomas Estier ein zentraler Vorteil: «Wir müssen uns bei ROVéo nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie er die Balance hält. Wir können sämtliche Energie in Zuverlässigkeit und Ausdauer stecken, schaffen acht Stunden Betrieb, ein Vielfaches der Konkurrenz.» Die gewonnene Effizienz fliesst in State-of-the-Art Kamera- und Sensortechnik. Denn mit fünf Nahinfrarotund drei Thermo-Kameras, mit 3D-Laser-Scanning, Nachtsicht und Audio-Analyse «sieht» ROVéo besser als jeder geschulte Mitarbeiter. Und ist nebenbei auch günstiger und flexibler als fixierte Sensoren und Überwachungskameras, die nur einen Ausschnitt festhalten. rovenso.com

Die Erde hat ein Protein-­ Problem. Das liegt einerseits am Wachstum der Weltbevölkerung (bis 2050 kommen zwei Milliarden Menschen dazu), anderseits aber auch an der Produktion der Prote­ ine. Denn tierisches Eiweiss ist nicht nachhaltig, und pflanzliches braucht nicht nur viel Wasser, sondern zieht auf Dauer auch Nährstoffe aus dem Boden. Die Lösung – und hier kommt das Food-Start-up Alver ins Spiel – könnte im Anbau von Mikroalgen wie Chlorella liegen. Das Superfood verbraucht er­heblich weniger Ressourcen als her­ kömmliche proteinreiche Pflanzen. Problem gelöst? Nicht ganz. Leider sind Mikroalgen geschmacklich durchaus gewöhnungsbedürftig. Mit ­Golden Chlorella jedoch entwickelte Alver die weltweit erste geschmacksneutrale Variante, die jede Speise subtil ergänzt. Das vitamin- und mineralstoffreiche Superfood gibt’s im Online-Shop als Pulver, Pasta, Suppe und Riegel. alver.ch

Gesunde Farbe: Golden Chlorella ist nicht nur Protein-Lieferant, sondern auch Zink-, Eisen- und Vitaminquelle.


Kleiner Dauerläufer: Der Core wiegt unter 100 Gramm und hält mit einer Akkuladung 45 Stunden durch.

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VORN DIE MESS-REFERENZ IM TR ACKING VORN aus Wollerau entwickelte einen Gesundheits-­ Tracker, der in Verbindung mit einem Silikonsensoren-­ Shirt die neue Mess-Referenz werden soll. CEO Patrick Lambertz: «80 Prozent der

Konkurrenz schätzen W ­ erte, der Core liefert Daten in ­medizinischer Qualität.» Die Features: weltweit erstes mobiles Mehrkanal-EKG mit mehr als 22 Ableitungen, Erfassung von Körpertemperatur sowie Atemfrequenzund -volumen, Burnout- und Schlaganfall-Früherkennung plus drei 360°-Bewegungssensoren, die Sprunghöhe, Beschleunigung und G-Kräfte berechnen. Snowboard-Gott Xavier de Le Rue ist begeistert, die supergenaue und super­ sichere (256-Bit-Verschlüsselung) Tracking-Kombi kommt 2021 aber auch für Normalos. vorn.swiss

ZÜNDENDES FÜR START-UPS DER BVG-RUNDUMSCHUTZ VON PAX Als Firmengründer steht für Sie Ihr Kerngeschäft im Zentrum. Doch die berufliche Vorsorge müssen Sie regeln. Gut gibt’s Pax. Unsere Vorsorgepläne für maximal fünf Mitarbeitende überzeugen durch Einfachheit, Transparenz und Preis: Fixkostenbeitrag von weniger als CHF 350 pro versicherte Person während der ersten drei Jahre. Kommen Sie in Schuss auf www.pax.ch/startup



GUIDE

I N N O V AT O R

Insider-Infos und Events Red Bull Basement: Hier verändern Studenten die Welt // Best of Innovator Podcast // Kolumne: Die Schönheit des Analogen im digitalen Zeitalter // E- Mobility 2020: ein geniales E- Motorbike fürs Terrain //

INNOVATOR

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DO IT

RED BULL BASEMENT

Neue Impulse: Red Bull Basement fördert den Austausch zwischen jungen Erfindern aus der ganzen Welt.

Finalisten

WAS BISHER GESCHAH

Red Bull Basement

Top-Mentoren, Chancen zum Netzwerken und jede Menge Erfindergeist: Diese Initiative erweckt Ideen zum Leben.

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in Sharing-System für Lasten­ fahrräder in der Nachbarschaft, ein Konzept für lokale Energieversorgung, eine Strategie gegen Plastikmüll auf Grünflächen: Viele junge Menschen haben geniale Einfälle, wie sie die Welt um sich herum verbessern könnten – doch manch­ mal fehlt ihnen das Know-how zur Umsetzung. Deshalb will die weltweite Initiative Red Bull Basement Studierenden dabei helfen, ihre Ideen mit Leben zu erfüllen. Bis zum 25. Oktober können Inter­

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essierte ihre Idee in einem maximal 60-sekündigen Video erklären und hochladen. Infrage kommt jeder Ansatz, der das L ­ eben an ­ihrer Hochschule oder in ihrem Umfeld verbessert. Ob die Idee aus dem Fachbereich der Studierenden kommt, spielt keine Rolle. In jedem Land stimmt die Community über die interessantesten Konzepte ab, aus dieser Vorauswahl kürt eine Jury die F ­ inalisten für den «Global Workshop».

Smarte Starthilfe

Unterstützt durch ein internationales Netzwerk von Mentoren, können die Finalisten fünf Wochen an ihrer Idee feilen. Beim „Global Workshop“ treffen alle Teams auf internationale Vordenker, sie vernetzen sich und treten zum finalen Pitch an. Die Sieger erhalten ein umfassendes Support-Paket für die Umsetzung ihrer Idee. Alle Infos: redbullbasement.com

Schlauer lernen

Wer Wissen einspricht, abhört und wiederholt, steigert seine Merkfähig­ keit auf 80 Prozent. Die Österreiche­ rinnen Sophie Bolzer und Nadine Szentivanyi bietet ein entsprechen­ des Tool. audvice.com

Einfacher vernetzen

Senseblock, eine Erfindung von Louis Rode und Sakander Zirai aus Deutschland, ist ein Werkzeug, das es selbst Laien erlaubt, ein Internet der Dinge aufzubauen.

Selbstsicherer auftreten

Per VR-Training souveränes Präsen­ tieren vor Gruppen oder Small Talk üben und so Ängste abbauen: Die Software von Kelly Curry aus Kanada macht’s möglich. trysightly.com

INNOVATOR

MAGGIE STEPHENSON/RED BULL CONTENT POOL, RYAN BOLTON/RED BULL CONTENT POOL

WO STUDENTEN DIE WELT RETTEN

Bei Red Bull Basement geht es darum, unseren Planeten ein klei­ nes bisschen besser zu machen. Hier sind drei Teams aus den ver­ gangenen Jahren, die dieses Ziel mit ihren Ideen bereits anpacken.


FLÜÜÜGEL FÜR DEN WINTER.

MIT EISIG-FRUCHTIGEM GESCHMACK.

NEU

BELEBT GEIST UND KÖRPER.


LISTEN

Geniale Gastgeber: ­Journalistin Laura ­Lewandowski und ­Gründer Flemming Pinck moderieren die ­«INNOVATOR Sessions».

JASON PAUL

Entdecken, wofür man brennt Der Freerunner erklärt, wie du deine Leidenschaft erfolgreich mit deinem ­Beruf verbinden kannst.

FOLGE

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JASONS STÄRKE

Selbstverwirklichung Als Jugendlicher bildete sich Jason selbst zum Freerunner aus, heute verdient er mit seiner Passion sein Geld. JASONS TOP-TIPP

«Beobachte, was dich wirklich fasziniert»

Podcast

WAS WIR VON PIONIEREN LERNEN KÖNNEN In den «INNOVATOR Sessions» verraten Gründer und Vordenker ihre Erfolgsgeheimnisse. Hier kommen ihre besten Tipps bisher.

W

arum erobern manche Menschen mit ihren Ideen die Welt? Sie kennen ihre grösste Stärke und setzen sie konsequent ein. Darum fragen wir in der Hauptfolge unseres Podcasts «INNOVATOR ­Sessions» Forscher, Gründer, Sportler oder Künstler nach drei Dingen, die wir von ihren Stärken lernen können. In der Bonusfolge «Toolbox» ­ver­raten sie ihre Werkzeuge. Hier ist das Best-of der Talks.

Jeden Montag – überall, wo es Podcasts gibt; redbulletininnovator.com

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Manche Dinge begeistern uns schon lange. Für Jason waren das bereits als Kind der Sport und die Kamera seines Vaters – heute produziert er Freerunning-Clips. Sein Rat: Überlege, wofür du schon immer brennst, und greif diese Leidenschaft wieder auf. Mal sehen, wohin sie dich führt. JASONS TOP-TOOL

Die Handy-Kamera Ob bei neuen Freerunning-­ Stunts oder beim Sprechen vor Menschen: Am schnellsten verbessert sich Jason, wenn er seine eigenen Videos anschaut. Instagram: @thejasonpaul

INNOVATOR


I N N O V AT O R S E S S I O N S

AIMIE-SARAH CARSTENSEN

LOUISA DELLERT

DAVID ALLEMANN

NIKO WOISCHNIK

Mit Struktur Ziele besser erreichen

Andere Menschen mitreissen

Kreativität gezielt fördern

Innere Harmonie finden

Die Mitgründerin der Online-­Plattform Artnight erläutert, wie Disziplin auch dir Spass machen kann.

Die Digital-Aktivistin bringt dir näher, wie du Menschen für deine ­Anliegen ­motivierst.

Der Mitgründer der Laufschuh-Marke ON erklärt, wie du Ideen findest, mit ­denen du Grosses erreichst.

Der Tech-Visionär eröffnet dir, wie du Arbeit und Leben miteinander in Einklang bringen kannst.

FOLGE

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FOLGE

FOLGE

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AIMIES STÄRKE

LOUISAS STÄRKE

DAVIDS STÄRKE

NIKOS STÄRKE

Disziplin

Überzeugung

Innovationskraft

Work-Life-Harmony

Jeden Morgen Sport, jeden Abend um 22.30 Uhr ins Bett. Dazwischen: konsequente ­Erweiterung ihrer Plattform. Aimie erreicht ihre Ziele dank klarer Struktur.

Früher empfahl sie auf Insta­ gram Fitnessübungen, heute teilt sie dort Tipps für mehr Nachhaltigkeit – und mehr als 393.000 Menschen fol­gen ihr dabei.

Dank neuartiger Technologie und progressivem Marketing eroberten Allemann und ­seine Mitstreiter aus dem Nichts den Laufschuh-Markt.

Unter anderem betreibt Niko Co-Working-Offices, leitet eine Agentur und veranstaltet weltweit Konferenzen wie die TOA Berlin. Wie das geht? Nicht obwohl, sondern weil er so ausgeglichen ist.

AIMIES TOP-TIPP

LOUISAS TOP-TIPP

«Verwandle deine Vorsätze in Routinen»

«Zeige, was du tust»

DAVIDS TOP-TIPP

LUKAS WENTZKE, STEFAN WIELAND/TECH OPEN AIR, FARINA DEUTSCHMANN, JAANUS REE/RED BULL CONTENT POOL, LAURA HOFFMANN, GIAN PAUL LOZZA

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Du willst Sport machen, hast aber eigentlich keine Lust? Überleg dir, wie viel Training realistisch ist, und reserviere einen festen Platz im Kalender, etwa fünfmal die Woche morgens um 6 Uhr, rät Aimie. Durch die Regelmässigkeit wird das Training zur Gewohnheit, und der Schweinehund hat keine Chance mehr.

Wenig bewegt Menschen mehr als die Leidenschaft ­anderer, meint Louisa. Deshalb zeigt sie auf Instagram etwa, wie viel Spass ihr das Herstellen nachhaltiger Seife macht. Auch wichtig: mensch­ lich bleiben. Darum zeigt sie auch, wie sie eine Plastik­ flasche kauft, wenn sie ihr Wasser vergessen hat. LOUISAS TOP-TOOL

«Füttere deinen Innovationsgeist» Je mehr Neues David erfährt, desto leichter fällt es ihm, Ideen zu entwickeln. Darum nimmt er sich morgens nach dem Sport 30 Minuten Zeit, um auf seinem iPad zu lesen. Besonders interessante Texte speichert er in der Organi­sa­ tions-App Evernote ab. DAVIDS TOP-TOOL

Die Landkarte

Buch des Autors David Allen mit Hacks, wie du deine Woche bestmöglich planst.

Buch von Lina Jachmann zum Thema Nachhaltigkeit: «Je mehr du liest», sagt Louisa, «desto mehr verstehst du.»

Du suchst dir ein Ziel aus, stellst es dir vor, überlegst, welcher Weg der sinnvollste sein könnte – Wandern wie früher ist das perfekte Innovationstraining.

artnight.com

Instagram: @louisadellert

on-running.com

AIMIES TOP-TOOL

«Getting Things Done»

INNOVATOR

«Einfach leben»

NIKOS TOP-TIPP

«Finde deinen Flow» Wer Glück im Job sucht, kann laut Niko seinen Energie­ spiegel prüfen. Das Ziel: eine Tätigkeit, in der du Eustress empfindest, also Stress, der dir neue Energie schenkt. NIKOS TOP-TOOL

Ikigai So lautet eine japanische Bezeichnung für «Lebenssinn», nach dem die Japaner mit gezielten Fragen suchen (etwa: Was lieben Sie? Was können Sie am besten?). Auf diese Weise fand auch Niko seine persönlichen Prioritäten. toa.berlin

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READ IT

REAKTIVIERT UNSERE ANALOGEN STÄRKEN! Wieso unser Gehirn bei dem ganzen ­Digitalisierungs-Hype immer noch der zuverlässigste Partner für all die komplexen Herausforderungen ist.

schirm und aus den Lautsprechern mit meinen analogen Sinnen, bekomme ­Gänsehaut, bin unendlich glücklich.

Allzu menschlicher Stolz

Und weil ich diesen schönen Zustand mit meinen Freunden teilen möchte, ­nutze ich auch gleich wieder meinen ­digitalen Buddy, den Computer, der für mich die Verteilung des Clips an mein menschliches Netzwerk übernimmt. ­Sekunden später erreichen mich schon die ersten positiven Rückmeldungen in Form von Emoticons und motivierenden Worten. Ich bin jetzt nicht nur glücklich, sondern auch ein bisschen stolz. Stolz ist übrigens auch ein typisch menschliches, analoges und einzigartiges Gefühl, das mir Lust auf mehr macht, das aber mein digitaler Freund, die Maschine, leider (noch?) nicht kennt.

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Diese kleine Anekdote über «Mensch und Maschine» aus meinem Alltag brachte mich zum Nachdenken. Wir leben in ­einer komplexen Welt, die uns enorme Anstrengungen abverlangt, globale Pro­ blemstellungen zu bewältigen. Beispiel Virenangriffe – ob analoge wie Corona oder digitale wie Cyber-Attacken. Dabei entsteht bei mir der Eindruck, dass wir oft motiviert sind, möglichst viele Pro­ zesse an das Digitale zu delegieren. Aber vielleicht sind gerade die aktu­ ellen Herausforderungen ein deutliches

INNOVATOR

CARLOTTA ZANICOTTI

56, spürt als Chief Innovation Officer im Red Bull Media House Neuerungen auf, die die Zukunft der Medien und der Consumer ­Technology gestalten.

Digital hält die Drohne analoge Genussmomente fest.

MICHAEL PRESCHL

Andreas Gall

erade befinde ich mich an einem wunderschönen Ort irgendwo auf dieser realen Welt, den ich mit all meinen Sinnen geniesse … und die­ ser schöne Augenblick inspiriert mich, motiviert mich und führt dazu, dass ich meine kleine Filmflugdrohne aus­ packe, um den herrlichen – analogen – Moment digital einzufangen. Dank Hightech-­Sensoren und mithilfe von künstlicher Intelligenz in der Drohne wird das von mir erhoffte Rohbild er­ staunlich gut, denn es entspricht genau meiner erlebten «Sehnsucht». Ich sitze derart begeistert vor dem Bildschirm, dass ich umgehend beginne, den Clip mit meinen Werkzeugen im Computer zu bearbeiten – mit dem Ziel, durch das digitale Ergebnis am Ende wie­ der meine analogen Sinne, «Augen» und «Ohren», so zu stimulieren, dass ein emo­ tionales Feuerwerk im Gehirn entsteht. Genau so ist es dann auch passiert: Wenig später geniesse ich das digital pro­ duzierte «Meisterstück» auf dem Bild­


KOLUMNE

«ICH SPRINGE VON DER ANALOGEN IN DIE DIGITALE WELT, ABER MIT DEM ZIEL, EMO­ TIONEN ZU SCHAFFEN.»

IMPRESSUM

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308-5886 Chefredakteur The Red Bulletin Alexander Macheck Chefredakteur Innovator Arek Piatek Art Director Kasimir Reimann Photo Director Eva Kerschbaum Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann

Zwischen zwei Welten

Selbstverständlich helfen uns die digitalen Werkzeuge sehr. Aber ohne das menschliche Gehirn und dessen einzigartige Kombinationsfähigkeit wären es Werkzeuge ohne jeglichen Nutzen. Ich finde eine «Rückkehr» beziehungsweise eine «Rückbesinnung» auf unsere analoge ­Superpower sehr wichtig, emotio­ nal ausgedrückt sogar «megacool». Mich begeistert, wie das Wechselspiel zwischen der analogen «menschlichen» und der ­digitalen «maschinellen» Welt funktionieren kann. In meinem Alltag spiele ich pausen­los damit, springe von der einen Welt in die andere, immer mit dem Ziel, am Ende analoge Emotionen zu schaffen. Sei es beruflich ein mediales Erlebnis «beyond the ordinary» oder privat eine unvergessliche Situation und Erinnerung. Fazit: Der Mensch, Mutter Natur, unsere Welt werden immer analog bleiben, werden uns aber mindestens genauso ­herausfordern wie das technische Gegenüber, das digitale Universum. Deshalb sind innovative digitale Technologien im perfekt aufeinander abgestimmten Wechselspiel mit den analogen mensch­ lichen Sinnen und unserer emotionalen Intelligenz in meiner Wahrnehmung das grundlegende Rezept für eine erfolgreiche und «menschinelle» Zukunft. INNOVATOR

Country Project Management Melissa Stutz Media Sales Marcel Bannwart, marcel.bannwart@redbull.com

Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger

Goldbach Publishing Marco Nicoli marco.nicoli@goldbach.com

Redaktion Florian Obkircher, Andreas Rottenschlager, Wolfgang Wieser

Abo- und Leserservice abo@ch.redbulletin.com

Managing Editor Ulrich Corazza

Zeichen an uns alle, dass wir vor lauter Digital- und Technologie-Hype ein bisschen das Analoge vergessen haben. Es stimmt zwar: Die Sinne des Menschen sind oft nicht so performant und schnell wie ihr digitaler Konkurrent. Aber: Unser Gehirn besitzt einzigartige Fähigkeiten, analoge Informationen zu verarbeiten, kreativ zu kombinieren, auf neue Situa­ tionen zu übertragen. Nach meiner ­Überzeugung wird diese Eigenschaft noch sehr lange dazu beitragen, dass der Mensch zum Beispiel in Bezug auf emotionale und empathische Intelligenz der Ge­winner gegenüber der digitalen, künst­lichen Intelligenz bleiben wird.

Länderredaktion Arek Piatek

Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Judith Heimhilcher, Carita Najewitz Fotoredaktion Marion Batty, Ellen Haas, Tahira Mirza, Rudi Übelhör Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258

Managing Director Stefan Ebner

Länderredaktion David Mayer

Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher

Country Project Management Natascha Djodat

Global Project Management Melissa Stutz

Media Sales Matej Anusic, matej.anusic@redbull.com Thomas Keihl, thomas.keihl@redbull.com Martin Riedel, martin.riedel@redbull.com

Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Sandra Maiko Krutz, Nenad Isailovic, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser ­( Vertrieb), ­Victoria Schwärzler, ­Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43/1/90 221-0, Fax +43/1/90 221‑28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag und Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Publishing Management Bernhard Schmied Sales Management The Red Bulletin Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger Media Sales Franz Fellner, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes ­Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Sabine Zölss; Kristina Krizmanic (Assistant), anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o.o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen Offenlegung gemäss § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: www.redbulletin.at/impressum Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Strasse 1, A-1140 Wien Telefon +43/1/90 221-0 Fax +43/1/90 221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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DESIGN-HIGHLIGHT Eigens für das ultimative Fahrerlebnis in freier Wildbahn entwickelt: das Kalk-E-Motocross­ bike vom schwedischen Hersteller Cake

Motocross mit gutem Gewissen

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DIESES E - BIKE BRINGT GELÄNDESPASS – OHNE EMISSIONEN ODER LÄRM.

RIDECAKE.COM

Die Zeiten, in denen der ambitionierte Motorradfahrer noch unbeschwert durchs freie Gelände knattern konnte, sind ja schon länger vorbei. Doch mit diesem Gerät aus Schweden könnte der Spass am Motocross-Fahren wieder zurückkehren. Mehr noch: Das Kalk-E-Bike von Cake verspricht eine völlig neue Qualität des Fahrvergnügens. Es wiegt unter 70 Kilo, der 15-kW-Motor hat vom Start weg Drehmoment ohne Ende, und Stossdämpfer-Spezialist Öhlins hat das feine Fahrwerk entwickelt. Die Reich­ weite liegt bei 80 Kilometern – das bedeutet zwei bis drei Stunden Geländespass pur. Und das schlechte Gewissen ist wie weg­geblasen. Das Kalk hat natürlich null Emissionen und ist flüsterleise. ridecake.com

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