DE:BUG 133

Page 76

MUSIKTECHNIK

DAW

SONY ACID PRO MIT SIEBENMEILENSTIEFELN Mit Acid Pro macht Sony einen großen Schritt in Richtung vollwertige DAW. Da muss sich die Konkurrenz warm anziehen, sagt Henning Pyritz.

Vollkommen zu Unrecht widmen wir uns ACID Pro erst in seiner siebten Version. Denn so viel vorneweg: ACID hat sich zu einer ernst zu nehmenden DAW-Alternative gemausert. Zwar steht es als solche immer noch im Schatten der führenden Programme, aber spätestens seitdem Hersteller Sonic Foundry aufgekauft wurde und Sony sich der Sache annimmt, schreitet die Qualität mit großen Schritten voran. Dabei gab es Zeiten, in denen ACID so manchem Konkurrenten bereits einen Schritt voraus war. Ende der 90er war es das erste Programm, welches standardmäßig dank hauseigener Loops mit automatischer Tempo-Anpassung ausgeliefert wurde – heute ein Muss für jede DAW. Dafür vermisste man an anderer Stelle essentielle MIDI-Features, Video-Bearbeitung, Surround Panning oder gar Multitrack-Recording. Das wurde zwar alles bereits in Version 6 nachgereicht, zu optimieren gibt es aber bekanntlich immer etwas. Zeitspiel Für Version 7 hat Sony ordentlich an der Soundqualität gefeilt. Besonders fällt das bei Samples auf, die per Timestretching mit Zplanes neuem élastique-PlugIn bearbeitet werden. Hier hatten frühere Versionen teilweise Probleme, fehlerfrei zu bearbeiten. Und auch an anderer Stelle wird am Rad der Zeit gedreht: Mit Tempokurven kann man sich in ACID Pro 7 nun auch Spielereien mit wechselnden Geschwindigkeiten gönnen. Mit Hilfe des überabeiteten Beatmappings können außerdem Songs mit unterschiedlichem Tempo einfacher aneinander angepasst werden. Kontrolliert rein und raus Das oben erwähnte Multitrack Recording ist um eine kompakte Mixing-Konsole bereichert worden, die einem nun den notwendigen Überblick über sämtliche Audio- und MIDI-Tracks verschafft. Ebenso helfen die (jetzt erst) eingeführten Pegelanzeigen für Audio- oder MIDI-Tracks und Busse bei der Überprüfung von Aussteuerung, Clippings etc. Natürlich kann die Konsole in der Anordnung und Darstellung der Tracks den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Das Einbinden von externem Equipment geht durch die neuen Routing-Möglichkeiten der Konsole ebenfalls deutlich komfortabler vonstatten.

Optik Wie vergleichbare Programme ist ACID mit einer Ein-Fenster-Oberfläche konzipiert, deren Bereiche man sich aber ein- und ausblenden, groß- und kleinziehen oder gegebenenfalls auf zusätzliche Monitore auslagern kann, wie man es gerade für sinnvoll erachtet. Die grafische Realisierung dessen ist – nennen wir es – simpel. Sony nennt das Transparent Technology™ Design. Das wirkt zwar wenig anregend, drängt sich aber dafür auch bei längerer Nutzung nicht auf und bewahrt den Blick fürs Wesentliche.

Die nötige Kontrolle bieten hierbei die neu integrierten Input-Busse, die auch das Aufnehmen externer Klangquellen und deren Bearbeitung durch interne Effekte (oder andersherum) vereinfachen. Vorhang auf Generell ist festzustellen, dass sich ACID allmählich in den Live-Sektor vortastet. Klangmaterial von externem Equipment kann nun ebenso wie Daten und Befehle von Controllern während des Playbacks in Echtzeit bearbeitet und gerendert werden. Glücklicherweise darf die heißgeliebte CPU dafür an anderer Stelle wieder aufatmen. Denn dank MIDI-Freeze können nun Klangerzeugnisse einzelner Tracks gerendert und sparsam als Wave-File wiedergegeben werden.

Meinung Generell schaut ACID Pro auch in der siebten Version immer noch zu den führenden DAWs auf. Angesichts der Riesenschritte, die in den letzten Updates vollzogen wurden, darf man aber erwartungsfroh in die Zukunft blicken. Zumindest empfiehlt es sich zu testen, ob einem das Handling mit ACID Pro zusagt. Mit Hilfe der interaktiven Tutorials arbeitet man sich recht intuitiv ein. Apropos: Im Vergleich zu anderen DAWs arbeitet es sich mit ACID ungemein flott. Gerade zu Beginn des schöpferischen Prozesses gehen Bearbeitungen schnell von der Hand. Äußerst komfortabel sind hier die Vorhörmöglichkeiten: Hört man im Playback-Betrieb Samples vor, passt ACID diese nicht nur in Echtzeit an das Tempo an, sondern spielt sie direkt Takt-synchron. Dafür fehlt es aber immer noch ein wenig im Detail. Das enthaltene Effect Rack von iZotope führt zwar zu deutlich satterem Klang als in den vorherigen Versionen. Will man sich aber mit anderen DAWs messen, kommt man um zusätzliche PlugIns nicht herum. Letzter Minuspunkt: ACID läuft nur unter Windows. Aber angesichts der Systemanforderungen anderer DAWs kann man hier wohl nur von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen.

www.sonymediasoftware.com Preis: ca. 400 Euro Update: ca. 150 Euro Systemvoraussetzungen: Windows XP/Vista, 1,8-GHz-Prozessor (2,0 oder schneller empfohlen), 1 GB RAM (2 GB oder mehr empfohlen), 150 MB Festplattenspeicher für Programminstallation (8 GB Festplattenspeicher für Installation aller optionalen Komponenten)

76 – DE:BUG.133

dbg133_Musiktechnik.indd 76

14.05.2009 11:03:20 Uhr


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.