RCKSTR Mag #151 | November 17

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FRISCHFLEISCH

#151 | NOV 2017

Mal brandneu, mal in neuem Gewand und manchmal auch erst jetzt im internationalen Markt angekommen: Hier finden Sie die frischesten Acts des Monats November.

BORDEAUX LIP «Colourgraded»

Okay, so richtig Frischfleisch sind Bordeaux Lip nicht, immerhin ist Frontmann Neil Nein nach dem Ende seiner früheren Band Loreley & Me kein Unbekannter und Bordeaux Lip ist auch kein neues Projekt, sondern sein älteres. Aber das Ganze ist eine so kräftige und eigenständige Wiedergeburt, dass man solche Haarspaltereien getrost ignorieren kann: «Colourgraded» klingt, als würde eine junge, hungrige Band mit aller Gewalt die Welt anschreien wollen, um ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Das Album hat etwas Manisches, so als ob Neil Nein kurz vor dem Platzen steht, als ob all dieser vorwärts gehende Lärm, die rasenden Melodien und die chaotischen Gedanken unbedingt raus

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CELLA «Prologue»

Cella turnt schon länger in der Züricher Szene umher, doch in diesem Jahr gelang ihm der digitale Durchbruch mit dem Track «Ethereal», der sich auf einer dieser karrieremachenden Spotify-Playlists wiederfand und dort reichlich gestreamt wurde, sogar ausserordentlich reichlich. Auf diesem Weg wird man heutzutage vom No Name zum Geheimtipp zum Household Name und möglicherweise auch zum Star in nullkommanix. Einen Schritt in Richtung Erfolg stellt die neue EP «Prologue» dar: Eine Art Visitenkarte, die seine Skills als Produzent und seine Vorstellungen von elektronischer Musik perfekt darlegt. Die Tracks laufen unter der Überschrift «experimentelle Electronica», aber so experimentell ist das eigentlich nicht. Verschleppte Beats, melodiöse Flächen, alles eher sanft, verspielt und bewusst reduziert. Dabei bleibt es so smooth, dass man sich problemlos vorstellen kann, dass demnächst die Angebote für Produzentenjobs reinflattern, oder bekannte Namen sich anbieten, Vocalparts für künftige Tracks einzusingen. Das mit der Karriere könnte richtig was werden – muss es aber gar nicht. Cella darf auch gerne einfach so weiter vor sich hin frickeln. Der Junge ist erst 19 – lassen wir ihn noch ‘ne Weile spielen. (fis) Für Fans von: Mura Masa, Christian Rich, TNGHT,

müssten. Die Songs sind exzessiv mit ihren Stakkato-Gitarren, den treibenden Drums und den verstreuten Vocal-Samples. Man gräbt hier den ganzen Indie Rock-Garten um, Indie und Rock werden durchgeschüttelt und in neuen Anteilen gemischt … ohne Reue. Zweite Gedanken werden sich hier nicht gemacht. Es ist eine Explosion aus dem Moment. Um so witziger, dass der Höhepunkt des Album der letzte Track und die neuste Single «Come Say Bye Before You Leave» ist - ein versöhnliches Lied nach dem Motto: wenn Lärm verträumt ist. (fis) Für Fans von: Pete Doherty, Franz Ferdinand, Flaming Lips


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