RCKSTR Mag. #144 | April 17

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REVIEWS

BLACK’N’BLUES

ME AND THAT MAN

SONGS OF LOVE AND DEATH

COOKING VINYL LIMITED

VERWASCHENE SOUNDS AUS ISLAND

VÖK FIGURES

NETTWERK RECORDS

Mit ihrem Debüt-Album «Figures» gehören Vök zur aktuellen Hot-Shit-Generation aus Island. Können sie die hohen Erwartungen erfüllen? (dfan) Anfang 2013 verfallen ein paar Kids in Island einer verrückten Idee: Sie nehmen am renommierten Musikwettbewerb Músíktilraunir teil. Das Problem: Sie haben noch keine Songs und erst recht keinen Plan, wie man live auftreten will. In bestem isländischen Pragmatismus machen sich Margrét, Andri, Ólafur und Einar (die Nachnahmen lassen wir aus Platzgründen weg) an ihre Songideen. Zwar ist Margrét mit ihrer sphärischen Stimme für den Gesang und Andri für Saxophon und Synthesizer zuständig, doch irgendwie spielt jeder alles, drückt auf verschiedenen Geräten herum und dreht an leuchtenden Knöpfen. Vök erscheinen in der Gestalt einer typischen zeitgenössischen Electro-Band. Benannt haben sich die vier Musiker nach dem isländischen Wort für «Loch im Eis». Aus diesem Loch fischen sie die mystischen Einflüsse ihrer Heimat, komplexe elektronische Rhythmen und ganz viele verträumte Sounds im gleichen Fang. Ursprünglich aus der Stadt Hafnarfjörður, einer Region, in der sich der Legende nach eine grosse Elfen-Siedlung versteckt, wird das Übernatürliche ihrer Umgebung in den hypnotisierenden Melodien und der verwaschenen Stimme von Sängerin Margrét reflektiert. Mit ihren beiden EPs «Tension» (2013) und «Circles» (2015) und der Single «Waiting» erspielten sie sich bald den Titel als «Neuster Scheiss aus Island». Es ist ja auch bemerkenswert, wie viel Innovation und schlicht geile Musik von dieser kleinen, verschupften Insel im Atlantik zu uns herüberschwappt.

Doch wie heiss ist der Scheiss wirklich? Hier muss man Vök kritisieren: Man kann sich dem Fluss ihres Debüt-Albums sehr leicht hingeben, es rieselt harmlos auf einen ein, nimmt angenehm das Tempo raus, doch neben dieser Grundstimmung ragt wenig Berührendes aus der kühlen Oberfläche. Diese Musik tut zwar niemandem weh, bleibt aber oft zu wage und skizzenhaft. Melodien bleiben nicht haften, sondern verschwinden in der Gischt eines kontinuierlichen Wasserfalls aus generischen Sounds. Weder Beats noch Klang sind frisch. Am stärksten ist die Band in den treibenden Songs wie «BTO» oder «Crime». Für eine Band, die ihren Musikstil selbst als Dreamy Pop bezeichnet, ist das ironisch. Doch mit ziemlich viel Ironie hat ja damals alles Angefangen beim Musikwettbewerb. Hoffen wir, dass Vök noch ganz zu ihrem eigenen Sound finden!

LIVE ; 14.5. Mascotte (Zürich) Wir verlosen 2x2 Tickets für die Show. Alle Informationen unter Rckstr.ch/win.

HORROR-PUNK

JAMIROQUAI

CREEPER

ETERNITY, IN YOUR ARMS

VIRGIN EMI

Frontmann Jay Kay legt seinen Indianer-Federkranz beiseite und setzt sich für das achte Album «Automaton» eine High-Tech-Stachelmütze auf. Die Veränderung zeigt sich nicht nur optisch: Aus dem easy FunkSound, den man aus «Virtual Insanity» kennt, wird schneller Disco-Pop. Nach dieser Hundertachtziggrad-Drehung tönen die Songs der Londoner Band ziemlich synthetisch, trotzdem konnten sie ihren Jamiroquai-Touch bewahren. Und nachdem sich der (Elektro-)Schock etwas gelegt hat, so fangen auch schon die Füsse an im Takt mitzuwippen. (dela)

ROADRUNNER RECORDS

Die meisten Punk Rock Bands klingen alle gleich, kopieren entweder alte Helden, oder sich selbst. Und dann gibt es Bands wie die englischen Creeper, welche dem Genre einen komplett neuen Anstrich verpassen. Fern von den Standard-3-Chords-Songs liefern sie auf «Eternity, In Your Arms» einen grandiosen Stilmix und lyrische Finesse à la My Chemical Romance zu ihren besten Zeiten. Bei der Beschreibung Horror Punk denkt man wohl nach wie vor an die Misfits, aber die haben mittlerweile so viel Staub angesetzt, dass ein frischer Wind guttut. (pat) wwwwwwWVvv

wwwwwwVVvv FÜR FANS VON: DAFT PUNK, JUSTICE, FATBOY SLIM

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RCKSTR MAG. | #144 | APRIL 2017

FÜR FANS VON: NICK CAVE, MARK LANEGAN, TOM WAITS

GARAGENBLUES

SONS OF MORPHEUS

DEEPDIVE RECORDS

FÜR FANS VON: THE XX, SAMARIS, LONDON GRAMMAR

AUTOMATION

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NEMESIS

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DANCE-FUNK

Mit seinem neuen Projekt Me And That Man schlägt Behemoth-Chef Adam «Nergal» Darski gemeinsam mit dem britisch-polnischen Rockmusiker John Porter neue und deutlich ruhigere Töne an. Zusammen erschaffen die beiden ein abwechslungsreiches Blues- und Folk-Album zwischen düsteren Gitarrenriffs und sehnsüchtigen Melodien, wobei Nergal und Porter einfach fantastisch miteinander harmonieren. «Songs Of Love And Death» ist eines dieser Alben, das keiner erwartet hat, aber alle unbewusst schon lange wollten. (vlct)

FÜR FANS VON: AFI, MY CHEMICAL ROMANCE, ALKALINE TRIO

Es rumpelt und scheppert gehörig, wenn die drei Jungs von Sons of Morpheus dem guten alten Bluesrock frönen und bei rauen, kratzigen Songs zünftig auf den Putz hauen. Etwas ironisch irgendwie, ist doch Morpheus in der griechischen Mythologie der Gott des Schlafes. Aber auch der Gott der Träume. Was vielleicht besser passt, denn die Schweizer leben das Musikerdasein, wie es sich viele nur erträumen können. Während Touren in 17 verschiedenen Ländern entstanden Songtexte, die von Aufbruch und Neuanfang handeln. (cab) wwwwwwWWvv FÜR FANS VON: BLUES PILLS, TRUCKFIGHTERS, FAI BABA LIVE ; 7.4. Honky Tonk Festival (Luzern) 12.5. Kascheme (Basel)


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