(08) der stern nachrichtenmagazin (hd version) no 21 vom 16 mai 2018 (issn 0039 1239)

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FOTOS: GETTY IMAGES (4); ALAMY/MAURITIUS; REX/SHUTTERSTOCK; ANASTASIA SHVACHKO/STERN (9)

yal Holloway University und Autorin eines klugen Buches über den Buckingham Palast als Global Player. „Sie haben fast etwas Märchenhaftes, etwas Mythologisches, das sich zumindest im westlichen Unterbewusstsein festgesetzt hat.“ Mit Meghan dürfte sich dieser Faktor nochmals erhöhen. Sie gilt nach dem Urteil der „New York Times“ jetzt schon als eine der größten Influencer weltweit. Meghan also, geboren als Rachel Meghan Markle im Sommer 1981 in Los Angeles, sechs Tage nach der vermeintlichen Märchenhochzeit von Charles und Diana im fernen London. Ein California-Girl durch und durch, das seine Lebenseinstellung einst so bündelte: „Die meisten Dinge lassen sich mit Yoga, dem Strand oder ein paar Avocados heilen.“ In ihrer frühen Kindheit lebte sie in einem sehr weißen Vorort von L. A., und später würde sie darüber schreiben, wie ihre afroamerikanische Mutter Doria Ragland typischen Alltagsrassismus erfuhr und oft gefragt wurde, ob sie das Kindermädchen der hellhäutigen Meghan sei. Hautfarbe und Identität sind seither Themen ihres Lebens. In der Schule sollte sie einmal ihre ethnische Herkunft bestimmen. Kein Kästchen, das auf sie zutraf, zwischen Schwarz und Weiß gab es nichts. Sie machte nirgendwo ein Kreuz. Als sie später ihrem Vater davon erzählte, sagte der: „Nächstes Mal zeichnest du einfach dein eigenes Kästchen.“ Meghan war zwei, als sich die Eltern trennten, als sie sechs war, ließen sie sich scheiden. Sie zog mit der Mutter um, die Wochenenden verbrachte sie bei ihrem Vater Thomas, einem Kameramann, der jahrelang die Serie „Eine schrecklich nette Familie“ filmte und die Lichtsetzung bei einer Oscar-Verleihung verantwortete. Oft im Schlepptau: Meghan. Er förderte sie, so gut es ging und soweit er sich das erlauben konnte. Samstags fuhr er sie früh zum Ballett- und Stepptanzunterricht, wenn an ihrer Schule ein Theaterstück oder ein Musical aufgeführt wurde, leuchtete er die Bühne aus. Vor zwei Jahren meldete er private Insolvenz an und wohnt heute abgeschieden in Mexiko, gleich hinter der amerikanischen Grenze, das Leben hier ist günstiger als in Kalifornien. Meghan, durch „Suits“ längst wohlhabend, half ihrem Vater an94

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scheinend finanziell nicht aus der Klemme. Seinen künftigen Schwiegersohn hatte Thomas Markle bis kurz vor der Hochzeit bloß am Telefon kennengelernt. Neulich machten Fotos die Runde, wie er Geschichten über Harry und Meghan im Internet las. Doch die Paparazzi hatte er bestellt, ein kleiner Skandal. Und ob er seine Tochter nun tatsächlich, wie vom Palast zuvor verkündet, zum Altar führen wird, wurde plötzlich sehr unwahrscheinlich. Vom Vater hat Meghan den Hang zur Inszenierung.

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eghans Mutter Doria ist Yogalehrerin und Sozialarbeiterin, trägt Dreadlocks und einen Nasenring. Genau wie Diana ihre Söhne William und Harry früh zu den Ärmsten mitnahm, tat sie das mit Meghan. Reiste mit ihr in die Slums von Jamaika, da war sie etwa zehn, und schärfte damit ihr politisches Interesse. Mit elf, ein Mädchen mit Sommersprossen und Zahnlücke, setzte Meghan sich an ihren Kinderschreibtisch und schrieb dem Präsidenten von Procter & Gamble. Und da sie schon mal dabei war, schrieb sie auch gleich der damaligen First Lady Hillary Clinton und der feministischen Top-Anwältin Gloria Allred. Es ging um einen Werbespot für Spülmittel, in dem nur Frauen angesprochen wurden. „Wäre es möglich, dass Sie das ändern?“, fragte sie. Das Weltunternehmen reagierte tatsächlich, der TV-Spot adressierte fortan „People all over America“. Worauf der Kindersender Nickelodeon die kecke Meghan in ihrer Grundschule besuchte. Es war die Zeit der blutigen Rassenunruhen, Los Angeles brannte, vor der Schule Sirenengeheul – Stadt und Land sehnten sich nach positiven Geschichten. Und Meghan lieferte. Die junge Aktivistin sprach selbstbewusst und mit leisem Lächeln in die Kamera: „Wenn ihr etwas seht, was euch nicht gefällt oder was euch verletzt,

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Prinz Harry durchlief viele Phasen, bis er sich fand. Auch mithilfe von Therapeuten. 1 Auf dem Motorrad während seiner Zeit als Soldat in Afghanistan 2 Mit seiner Mutter Diana auf einer Wasserrutsche 1992 3 An der Seite von Bruder William und Vater Charles bei der Beerdigung von Diana 4 Vor dem Londoner Boujis-Club mit Ex-Freundin Chelsy 5 Und in einem Kinderheim in Lesotho. Harry nennt Afrika sein „zweites Zuhause“

Harry in vollem Ornat und mit schelmischem Grinsen. Er hat, typisch britisch, einen ausgeprägten Sinn für Humor


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