Flucht, Trauma und Bindung – pädagogische Herausforderungen in einer schwierigen Lebenslage

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»Ein Trauma ist ein Ereignis im Leben eines Subjekts, das definiert wird durch seine Intensität, die Unfähigkeit des Subjekts, adäquat darauf zu antworten, die Erschütterung und die dauerhaften pathogenen Wirkungen, die es in der psychischen Organisation hervorruft. Das Trauma ist gekennzeichnet durch ein Anfluten von Reizen, die im Vergleich mit der Toleranz des Subjekts und seiner Fähigkeit, diese Reize psychisch zu meistern und bearbeiten, exzessiv sind« (Laplanche/Pontalis 1973, S. 515 in Rauwald 2013, S. 21). Spricht man von Trauma, ist also ein Ereignis gemeint, welches die vorhandenen Bewältigungsstrategien eines Menschen übersteigt. Der Mensch findet sich in einer äußerst bedrohlichen Situation wieder, auf welche er nicht mit ihm bekannten Mitteln reagieren kann. In der Frage ob ein Erlebnis traumatisch wirkt und welche Folgen es hat, sind somit das individuelle Erleben und individuelle Bewältigungsstrategien einer Person von Bedeutung. Dieser Umstand ist aus einer pädagogischen Perspektive besonders relevant, da die pädagogische Arbeit in diesem Kontext darauf abzielen sollte, individuelle Ressourcen und Fähigkeiten eines Menschen zu stärken, um eine Bewältigung des Erlebten zu unterstützen und dauerhafte negative Folgen abzuwenden. Darüber hinaus zielt die Definition auf die Auswirkungen und Folgen des Traumas, da aufgrund des Erlebten eine Veränderung in der Psyche des Menschen stattfindet. Diese Bezogenheit des Traumas sowohl auf ein Ereignis als auch auf dessen Folgen, soll nachfolgend problematisiert werden. Im Lehrbuch der Psychotraumatologie liefern Fischer/Riedesser (2009) eine Definition, welche mit der zuvor genannten in den wesentlichen Punkten übereinstimmt und Trauma beschreibt als ein: »vitales Diskrepanzerleben zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Welt- und Selbstverständnis bewirkt« (Fischer/Riedesser 2009, S. 84).

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