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Brillen Geschichten
Als Erfinder der Brille galt lange Zeit der Florentiner Salvino degli Armati, bis 1920 bekannt wurde, dass er selbst eine Erfindung ist. Bis heute ist nicht geklärt, wer die Brille etwa zwischen 1270 und 1290 erfunden hat. Auch die Bezeichnung Brille hat ihren Ursprung im 13. Jahrhundert: Die ersten geschliffenen Linsen wurden vermutlich in einem Kloster hergestellt und bestanden aus zwei Bergkristallen – den Beryllen –, die vor das Auge geklemmt wurden. Von einer Brillenfassung noch weit und breit keine Spur.
Es ist ein langer Weg zur Brille, wie wir sie heute kennen und schätzen. Auf die Idee, die Brille über die Ohren zu fixieren, kam man erst im 20. Jahrhundert –was für eine grossartige Erfindung, lässt sie uns doch die Möglichkeit, zeitgleich gut zu sehen und unsere Hände frei zu bewegen. Vorbei waren die Zeiten von Lesesteinen oder von Kneifern, die das Atmen unnötig erschwerten. Aber ehrlich gesagt müssen wir gar nicht so weit zurückgehen. Noch in den Sechzigerjahren galten Brillen keineswegs als schickes Modeaccessoire. Erst nach und nach entwickelte sich die Brillenmode, auch mit einer grösseren Auswahl an Farben und Materialien. Die ersten Designer brillen beliebter Markennamen ermutigten uns, Brillen als begehrenswertes Gut zu betrachten und nicht mehr als reines Hilfsmittel. Inzwischen ist der Brillenhype so gross, dass auch Brillen ohne Sehstärke getragen werden, einfach um etwas eleganter, kompetenter oder modischer zu wirken. Ja, die Vielfalt der heutigen Brillenauswahl ist immer wieder erstaunlich – aber ich bin sehr dankbar dafür. Schliesslich tragen wir unsere Brillen mitten im Gesicht, und sie sind das Erste, was unsere Mitmenschen sehen, wenn sie uns anblicken. Mit sehr viel Herzblut tätigen Rachel Harper und ich seit vielen Jahren den Brilleneinkauf für Ramstein Optik. Wir sind ein eingespieltes Team und verstehen uns blind. Mit über dreitausend Korrektur- und knapp tausend Sonnenbrillen an Lager tragen wir eine grosse und kostspielige Verantwortung. Eingekauft wird im Geschäft, wo uns die Vertreter:innen während des ganzen Jahres besuchen, aber auch an den angesagtesten Brillenmessen in München, Mailand und Paris. New York hat sich leider nicht etabliert und es blieb bei einem einmaligen, unvergesslichen Besuch. An den Messen lernen wir die Menschen und Geschichten hinter den Labels kennen.
Ich liebe es, direkt mit ihnen in Kontakt zu treten und zu verstehen, was sie zum neuen Design inspiriert hat. Ihre Kreativität ist ansteckend und energiegeladen, und über die Jahre haben sich wunderbare Beziehungen daraus entwickelt. An den Messen spüren wir, wo der Modetrend hingeht – elementar für den richtigen Einkauf. Dabei bieten wir viele unserer liebsten Brillenmarken – Labels, die nur Brillen und nicht noch Parfüm und weiss der Kuckuck was herstellen –im Raum Basel exklusiv an. In den letzten Jahren ist in puncto Materialien und Nachhaltigkeit so viel geschehen, was uns beim fairen Einkauf ein gutes Gefühl gibt. Anders als in der Kleiderbranche ist die Brillenmode weniger saisonal. Die einzelnen Modelle bleiben länger in der Kollektion. Zum Glück, denn die wenigsten Menschen leisten sich alle paar Monate eine neue Brille.
Auf den nächsten Seiten können Sie acht unserer Lieblingslabels näher kennenlernen, aber auch interessante Persönlichkeiten sehen, die sich für ein Shooting zur Verfügung gestellt haben. Tauchen Sie ein in unsere Brillenwelt und lassen Sie sich inspirieren. Ich lebe hochmotiviert jeden Tag in dieser Welt und versuche, sie weiterzugeben. Es ist mir eine grosse Herzensangelegenheit.