Radio FRO N° 13

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VERSORGERIN NR 99A | OKTOBER 2013 | ÖSTERREICHISCHE POST AG | SPONSORING POST | GZZ 022033621 S | RETOUREN: RADIO FRO, KIRCHENGASSE 4, 4040 LINZ

PROGRAMMHEFT OKTOBER 2013 – JÄNNER 2014

Radio FRO  N°13 DAS FREIE RADIO IN LINZ IST FÜNFZEHN. ON AIR 105.0 MHZ · WWW.FRO.AT

SCHWERPUNKT LEBEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNG // ENTHINDERTE SENDUNGEN VERSTÄRKER // PROGRAMM // COMIC // LIEBE GRÜSSE VON FRAU LEISCH


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EDITORIAL

Herzlich willkommen! °13 INHALT

Ersten kommt es anders - zweitens als man denkt! Du hast ja keine Ahnung, wie es bei uns oft zugeht! Für manche Menschen ist Radio FRO eine Anlaufstelle, wenn sie nicht mehr weiter wissen oder sich einmal ordentlich den Frust von der Seele reden möchten. Uns freut das ja (wenn es im Rahmen bleibt!). So kamen wir auch zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Sohn und Mutter waren bei uns und haben uns erzählt, wie zäh und schwierig es sein kann mit einer Beeinträchtigung leben zu müssen. Plötzlich muss man zur/zum ExpertIn in den Feldern Medizin, Finanzmanagement, Antragstellung, Aufbau des Sozialwesens, Therapienetz, Scharlatanerie, technische Machbarkeit, politisches Lobbying und noch einiges mehr werden. Wir hörten uns das mit Staunen und offenem Mund an und spürten, mehr darüber wissen zu wollen. Wie lebt es sich in Oberösterreich, wenn man beeinträchtigt ist? Eigentlich dachten wir, dass da die Fetzen fliegen werden. Aber nein! Uns präsentierte sich der „Behindertenbereich“ als eine Art gut funktionierende Sozialpartnerschaft. Man weiß um die unterschiedlichen Interessen und die Schmerzgrenzen des jeweiligen Gegenübers und gemeinsam versucht man, weiter zu kommen. Und da wir uns ja nicht verpflichtet fühlen, Sensationspresse zu machen, wollen wir alles so darstellen, wie es sich uns präsentierte. Viele Konfliktlinien werden uns aber einfach verborgen geblieben sein. Wer uns eines Besseren belehren möchte – nur zu, wir werden gerne klüger. Den Schwerpunkt starten wir mit Andreas Anderle. Er hat sich bereit erklärt, uns ein wenig in sein Leben schauen zu lassen. „Ich lebe mein Leben wie ich es will“ ist ein Text der weg führt von der Schwere, die sich vielleicht die Ein oder der Andere erwartet, wenn es um Beeinträchtigung geht. Voll Lebenslust, Freude und Leichtigkeit. Dass es aber dennoch weiterhin viel zu tun gibt, zeigen Sabine Pfeiffer und Klaudia Karoliny von der SelbstbestimmtLeben-Initiative. „Es gibt keinen Grund zum Jubeln“ ist Titel und Resümee dieses Beitrags. Dass letztendlich die Politik über Lebenschancen und mögliche Lebensentwürfe von Menschen mit Beeinträchtigungen entscheiden, arbeiten Renate Hackl und Alfred Prantl in einem von mir geführten Interview heraus. Sie ist für das Angebot des Landes zuständig und er der „oberste Interessenvertreter im Lande“. Ein Gespräch, das von gegenseitigem Respekt, ja Rücksichtnahme zeugt. Ganz anders als ich es mir vorgestellt habe. Einen anderen Zugang zum Thema biete Christian Walter mit seinem Comic „Stephan und die Superbehinderten“. Dieser zeigt uns, was eigentlich hinter den Mauern von großen „Behinderteneinrichtungen“ passiert. Schockierend! Abgerundet wird das Schwerpunktthema mit einer Auflistung aller „enthinderten“ Sendungen auf Radio FRO. Aber auch sonst gibt es noch einiges über FRO zu erfahren. Ein Aufruf, uns Schimpfwörter für einen Sprachkurs zu schicken, eine Einladung zum FRO-Fest, eine Sendereihe zu 15 Jahre Freie Radios und noch einiges mehr. Unsere liebe Frau Leisch bringt dann auch noch ein bisschen Sex in dieses Heft – auf den hätte ich nämlich fast vergessen.

Andi Wahl ist Geschäftsführer von Radio FRO.

Editorial

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SCHWERPUNKT BEEINTRÄCHTIGES LEBEN

Ich lebe mein Leben wie ich es will In letzter Zeit mehren sich Stimmen, die uns auf einen Kostenfaktor reduzieren möchten. Enthinderte Sendungen Stephan und die Superbehinderten

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VERSTÄRKER

Neue Sendungen, FROlive Programmübersicht Es gibt keinen Grund zum Jubeln Schick uns dein Lieblings-Schimpfwort! Wellen wollen wogen! Was war und was noch kommt

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Liebe Grüße von Frau Leisch

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C O V E R

Keine Angst! Grisu, der kleine Drache, ist nicht Postpartner geworden und hat dein FRO-Programmheft so zugerichtet. Das waren wir schon selbst. Um genau zu sein:Silke war es die sich auf den Pöstlingberg begeben hat um sich und uns ein Bild von Linz machen zu können. Radio FRO feiert nämlich! Seit 15 Jahren senden wir 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche Programm. Sommer wie Winter. Dass wir damit nicht nur Friede und Freude verbreitet haben ist uns durchaus bewusst. Freie Radios müssen eben auch Feuer spucken - und manchesmal übertreiben wir eben und brennen richtig große Löcher in Weltbilder, weiße Westen und Ehrbarkeiten. Am 31. Oktober feiern wir das groß in der Stadtwerkstatt. Du bist auch eingeladen! Außerdem kommen noch: Fräulein HONA, TUT - Text und Ton, PÉNELOPE Beatbox, Mayr, Schneemannfrau-Scheefraumann, BlauCrowd DJ Crew, Didi Bruckmayr, Maggie Brückner und noch viele, viele andere. Und weil fiftitu%, die Vernetzungsstelle für Frauen* in Kunst und Kultur, auch 15 wird und ebenfalls vortrefflich Feuer spucken kann, feiern wir gemeinsam.


SCHWERPUNKT BEEINTRÄCHTIGES LEBEN

Ich lebe mein Leben wie ich es will von Andreas Anderle

Andreas Anderle macht seit Jahren Radio, nicht nur bei FRO. Wir haben ihn gebeten seinen Alltag zu beschreiben. Denn der Alltag ist es ja, den wir meistens Leben, der darüber Auskunft gibt ob wir Teil der Gesellschaft oder nur deren Anhängsel oder Ausnahmen sind. Natürlich erhebt eine solche individuelle Beschreibung keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, aber es geht auch gar nicht um das Allgemeine sonder um das Besondere. Das Besondere eines jeden Menschen und die Freiheit seine Besonderheit leben zu dürfen. Ich habe seit meiner Geburt eine Beeinträchtigung und komme mit meiner Behinderung sehr gut klar. Meine Art von Behinderung nennt man spastische Diplegie. Damit ich den Alltag, so wie es jetzt ist, bewerkstelligen kann, hatte ich mit sechs Jahren eine schwere Operation, weil sich meine Sehnen so verkürzt hatten, dass ich nur auf dem Boden krabbeln konnte. Die Operation ermöglichte mir, dass ich heute stehen und mit kleiner Unterstützung ein paar Schritte gehen kann. Derzeit wohne ich noch bei meinen Eltern. Unsere Wohnung ist bis auf eine Stufe barrierefrei. Mein Tagesablauf ist: Aufstehen, WC-Gang, anziehen, waschen und frühstücken. Hierbei brauche ich, mit Ausnahme des Essens, Unterstützung. Dann werde ich mit dem Bus in die Computerwerkstätte Daten-Highway der Miteinander GmbH in Linz/Dornach gebracht, in der ich meinen Arbeitstag verbringe. In der Arbeit bewege ich mich mit dem E-Rolli fort. Die Busse haben in der Tiefgarage ihre Parkplätze. Das bedeutet, ich muss durch einige Türen, um mit dem Lift zu meinem Arbeitsplatz zu gelangen. Aber die Haustechnik hat dafür gesorgt, dass man die Türen per Knopfdruck automatisch öffnen kann, damit wir RollstuhlfahrerInnen allein und selbständig fahren können. Da ich handwerklich nicht viel arbeiten kann, ist der Computer genau das Richtige für mich. Ab 16 Uhr geht es nach Hause, dann beginnt die Freizeit für mich. In der Wohnung bin ich mit Vierpunkt-Stützen unterwegs. Wenn ich mit meinem persönlichen Assistenten unterwegs bin, fällt mir auf, dass es im großen und ganzen mit der Barrierefreiheit besser wird. Besonders betrifft das die Gehsteige, breite Türen und Lifte, allgemein dass die Gebäude barrierefrei sind. Es gibt allerdings schon noch einige Hindernisse, wie z. B.: beim Besuch von Lokalen, Kinos und Geschäften, weiters bei der

Benützung einiger öffentlicher Verkehrsmittel, wie Züge. Auch bei Gruppenbesuchen von RollstuhlfahrerInnen in Kinos und der gleichen., fehlen Plätze. Seit 2005 bin ich bei Radio FRO. Ich bin Redaktionsmitglied der Sendung „Radiabled“ und gestalte auch meine eigene Sendung „No Handy Cap“ mit zwei Kollegen aus dem Team von Radiabled. Ich finde es super, dass es Radio FRO gibt, und dass jeder die Chance hat, eine Sendung zu machen, egal ob RollstuhlfahrerIn oder nicht. Neben Radio FRO gestalte ich auch Beiträge bei einem Internet Radio, das macht mir viel Spaß. Ich male auch Bilder aus meinen Gefühlen und meiner Fantasie heraus und bin in einer Malgruppe. Trotz meiner Beeinträchtigung kommen wunderbare Bilder zum Vorschein. Ich stellte meine Bilder schon auf zahlreichen Ausstellungen aus, wo sie mit Begeisterung bewundert wurden. Meine weiteren Vorlieben sind: Fußball schauen, Musikhören und auf Konzerte gehen. Bei den großen Konzerten sieht es mit der Barrierefreiheit per Rollstuhlpodest sehr gut aus. Nur einmal war es ziemlich knapp: beim Paul McCartney Konzert im Juni im Ernst Happel Stadion in Wien. Ich war mit meinem persönlichen Assistenten schon drei Stunden vor Konzertbeginn dort und hatte ganz vorne bei der Rollstuhlrampe einen Platz bekommen. Zwei Stunden später standen hinter mir drei Reihen RollstuhlfahrerInnen, und damit war die Rollstuhlrampe voll. Die letzten Rollstuhlfahrer, die noch eintrudelten, mussten ganz unten auf der Laufbahn Platz nehmen. Ich finde gerade bei einem so großen Event muss für genug Rollstuhlplätze gesorgt werden, nicht nur für ein paar wenige. Das Wort „BARRIEREFREI“ bedeutet für mich „OHNE HINDERNIS“. Ich lebe trotz meiner Beeinträchtigung mein Leben so, wie ich es will. Meine Familie und meine Betreuer schaffen für mich ein Umfeld, in dem ich mich wohl fühle und das ich selber ausführen kann.

Andreas Anderle ist seit seiner Geburt beeinträchtigt. Seine Fantasie bildet er in wunderschönen Bildern ab und seit 2005 gestaltet er Sendungen auf Radio FRO.

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SCHWERPUNKT BEEINTRÄCHTIGES LEBEN

In letzter Zeit mehren sich Stimmen, die uns auf einen Kostenfaktor reduzieren möchten. Interview von Andi Wahl

Vor allem in Zeiten reduzierter Budgets wird auch viel über Behindertenpolitik gesprochen. Was ist unbedingt erforderlich und was wäre nur „nice to have“? Radio FRO hat an kompetenter Stelle nachgefragt. Wir haben Alfred Prantl, Obmann der „Vereinigung der Interessenvertretungen der Menschen mit Beeinträchtigungen in Oberösterreich“ (IVMB) und Renate Hackl, jene Frau, die beim Land Oberösterreich darüber entscheidet was mit den vorhandenen Mitteln umgesetzt wird, zu einem Streitgespräch gebeten. Streitgespräch ist es allerdings keines geworden, zu einig sind sie sich die Beiden in der grundsätzlichen Orientierung. FRO: Frau Hackl, wie würden Sie die Lage von Menschen mit Beeinträchtigungen in Oberösterreich beschreiben? Hackl: Für Personen, die eine Leistung brauchen, diese aber nicht bekommen, weil die Ressourcen fehlen, ist es problematisch. Wir haben in Oberösterreich aber ein sehr vielfältiges Angebot, das zugleich sehr regional ist. Oberösterreich hat aber historisch bedingt sehr große Einrichtungen. Das ist unser Rucksack. Es entspricht einfach nicht der Normalität wenn Personen irgendwo separiert werden und der Rest des Landes bekommt sie nur einmal im Jahr beim Weihnachtsmarkt mit. Was in Oberösterreich sehr gut gelungen ist, ist die Einbindung der Betroffenen mittels ihrer Interessenvertretungen. Dafür haben wir auch Strukturen geschaffen. Das heißt nicht, dass sie in jedem Fall mitbestimmen können. Aber sie haben die Möglichkeit, in Gremien gehört zu werden und ihre Anliegen vorzubringen. Ich könnte jetzt aber keine Note für die Behindertenpolitik des Landes vergeben. FRO: Herr Prantl, wenn sie dem Land Oberösterreich ein Zeugnis ausstellen müssten, wie würde das aussehen? Prantl: Oberösterreich hat ein sehr breites und differenziertes Angebot. Die Einbindung der Betroffenen ist, wie Frau Hackl sagt, bisher sehr gut gelungen. Dies geschieht sehr wesentlich durch die Interessenvertretungen. Diese halten auch guten Kontakt zu Politik und Verwaltung. Auf Grund der angespannten Finanzsituation ist aber derzeit kein großer Wurf möglich. FRO: Sind Interessenvertretungen in den oberösterreichischen Einrichtungen vorgeschrieben? Hackl: Vorgeschrieben nicht. Aber die Einrichtungen müssen die Menschen mit Beeinträchtigungen dabei unterstützen, eine Interessenvertretung zu gründen. In Oberösterreich haben wir derzeit etwa 800 Interessenvertretungen in Institutionen. Prantl: Es soll in jeder Einrichtung eine Interessenvertretung geben. Wir vom Dachverband achten darauf, dass sich solche bilden können und unterstützen sie auch in ihrer Arbeit. Für viele Menschen mit Beeinträchtigung ist es oft schon ein schwieriger Schritt heraus zu finden, was sie für sich selbst wollen, sich ihrer Interessen bewusst zu werden. Noch schwieriger ist es, die Interessen anderer zu vertreten. Da braucht es Qualifizierungsmaßnahmen die auch vom Land Oberösterreich finanziert werden. FRO: Vor einiger Zeit hat es erhebliche Aufregungen um Verschlechterungen in der Bauordnung gegeben. Viele Vorschriften, die in

Richtung Barrierefreiheit gingen, sind zurück genommen worden. Prantl: Uns ist es zwar gelungen, einige Spitzen zu nehmen, aber diese Änderungen sind eine klare Verschlechterung. Dabei ist Barrierefreiheit nicht nur für Menschen mit Beeinträchtigungen wichtig. Bauliche Barrierefreiheit ist eine Vorbedingung, um Menschen in die Gesellschaft zu inkludieren. Menschen mit Beeinträchtigung müssen immer noch um ihren Platz in der der Gesellschaft kämpfen. Gerade in letzter Zeit mehren sich Stimmen, die uns auf einen Kostenfaktor reduzieren möchten. FRO: Man hört aber auch immer lauter Forderungen nach Inklusion oder Teilhabe. Gibt es in der Behindertenpolitik so etwas wie ideologische Moden? Hackl: So würde ich das nicht bezeichnen. Es gibt eine Geschichte der Behindertenpolitik. Dabei muss uns immer klar sein: Die Politik bestimmt die Lebensentwürfe der Menschen mit Beeinträchtigung. Sie bestimmt, was ein Mensch mit Beeinträchtigung in seinem Leben machen kann und was ihm verwehrt bleibt. In den 1960er gab es die ersten Behindertengesetze. Da galt der Grundsatz „Warm-Satt-Sauber“. Darauf folgte eine Phase, in der man meinte, alle müssten die selben Förderprogramme durchlaufen. Das wurde abgelöst durch die Zeit der Integration, welche vor allem in Schulen und Kindergärten forciert wurde. Diese Bemühungen wurden dann aber nicht im Wohn- und im Arbeitsbereich fortgesetzt. Die Integration endete oft mit dem Schulaustritt. Jetzt befinden wir uns in der Phase der Inklusion, die vor allem durch die UN-Behindertenkonvention eingefordert wird. Das Ziel ist nun, dass Menschen mit Beeinträchtigung nicht in irgend einer Spezialeinrichtung leben müssen, sondern ganz normal Teil der Gesellschaft sind und unter allen anderen leben. Damit müssten sich die klassischen Einrichtungen auflösen. Wenn ich Oberösterreich hier bewerten müsste, muss ich sagen, wir haben ein wenig Inklusion, ein wenig Integration und noch immer auch ein wenig … FRO: Exklusion? Hackl: Ja. Und das ist die Herausforderung. Wir haben junge Menschen, die sich ein Leben in einer Einrichtung gar nicht vorstellen können, wir haben aber auch die „alten Eltern“, die ihr Kind umfassend versorgt wissen möchten. FRO: Werden in Zukunft Menschen mit Beeinträchtigung gezwungen sein, inkludiert zu leben? Prantl: Nein! Aber es wollen immer mehr als normale Mitglieder in der Gesellschaft leben. Zwingen kann man niemanden und sollte man auch nicht. Aber hätte es 1978 die Angebote gegeben, die es heute gibt, wäre ich nach der Schule nicht nach Altenhof gekommen. FRO: Das Land Oberösterreich führt diese ganzen Unterstützungsmaßnahmen ja nicht selbst durch, sondern beauftragt Vereine oder Betriebe damit. Es gibt also viele Anbieter und das Land als einzigen Abnehmer. Sie sind Monopolist in umgekehrter Form, ein Abnahmemonopolist. Sind Sie verpflichtet, die Bestbieter zu beauftragen?


SCHWERPUNKT BEEINTRÄCHTIGES LEBEN

Hackl: Nein! Wir machen auch keine Ausschreibungen, sondern greifen auf bewährte Träger zurück. Aber wir haben auch neue Träger zugelassen, vor allem dort, wo es sehr große beherrschende Anbieter gab. Das ist auch eine Grundsatzentscheidung: Überlässt man alles dem Freien Markt oder betrachtet man es als staatliche Aufgabe, notwendige Unterstützungen sicher zu stellen. Auch da gab es in der Vergangenheit unterschiedliche Varianten. So gab es Zeiten, in der die Politik sehr eng mit den verschiedenen Wohlfahrtsträgern verbunden war. Da gab es so gut wie keine Steuerung, keine Kontrolle und auch keine Planung. Man muss sich das so vorstellen, dass Wohlfahrtsträger und PolitikerInnen sich direkt verständigten, welche Maßnahmen umgesetzt werden. Das Problem daran war, dass die Fachexpertise alleine bei den Wohlfahrtsträgern lag. Dann hat man begonnen Planung und Kontrolle einzuführen und es wurden Leistungsverträge mit den Einrichtungen abgeschlossen. Gleichzeitig hat die Landesverwaltung auch eigene Fachexpertise aufgebaut und die Beziehung zwischen Land und Träger wurde neu gestaltet. Durchaus unter heftige Kritik, dass nun alles so „verwirtschaftlicht“ würde. In einem weiteren Schritt wurden dann die Dritten in Boot geholt, nämlich die, um die es eigentlich geht, die Betroffenen selbst. Dazu braucht es die Interessenvertretungen. Zur Zeit sind wir in einer Entwicklungsphase, in der die Betroffenen immer stärker selbst aussuchen möchten, welche Hilfen sie beanspruchen. Eine Möglichkeit dazu ist das „persönliche Budget“. Der Staat stellt nicht mehr Sachleistungen zur Verfügung sondern Geld, mit dem sich die Anspruchsberechtigten Hilfestellungen am Markt kaufen können. Wie dieser Markt geregelt sein wird, ist noch offen. Es wird spannend sein, in welche Richtung wir uns hier bewegen. FRO: Wir haben also drei ExpertInnengruppen ... Hackl: Eigentlich vier. FRO: … die Fachabteilung am Land, die Betroffenen, die Einrichtungen ... Hackl: … und die Angehörigen. Die wurden in der Vergangenheit immer gemeinsam mit den Betroffenen gesehen. Das ist aber falsch. Sie haben eigene Interessen, und was die Angehörigen wollen, muss nicht das sein, was Betroffenen wollen. Das wurde immer als eine Einheit gesehen, ist es aber nicht Prantl: Ist es nie gewesen! Wäre es nach meinen Eltern gegangen, würde ich heute noch in einer Art Kindstatus Zuhause wohnen. Mit den besten Absichten – weil sie sich das nicht anders vorstellen konnten und mich beschützen wollten.

Etwa der Aufbau von Kompetenz im Feld der Leichten Sprache, oder der Ausbau integrativer Beschäftigungsplätze. Prantl: Da die Betroffenen immer mehr als gleichwertige Partner wahrgenommen werden, können wir uns immer stärker in die Entwicklung von Maßnahmen und Hilfestellungen einbringen. Natürlich ist es noch ein weiter Weg und es bedarf noch vieler Auseinandersetzungen. Aber das Klima und die Form der Auseinandersetzung erlebe ich großteils positiv. FRO: Gibt es eigentlich einen Preiskampf zwischen den Trägern? Hackl: Nein! Den kann es auch gar nicht geben, weil alle die Leistungen nach den selben Standards erbringen müssen und dafür das gleiche Geld bekommen. Wir fordern ein gewisses Qualifikationsniveau, dass die MitarbeiterInnen ein gewisses Entgelt, wie im Kollektivvertrag festgelegt, bekommen usw. Dumping kann es hier nicht geben, weil wir ein Regelwerk geschaffen haben, das sehr transparent ist. FRO: Herr Prantl, wie sind Ihre Wünsche für die Zukunft? Sagen wir einmal die nächsten fünf Jahre. Prantl: Ich wünsche mir, dass es vermehrt Angebote gibt für Menschen mit Beeinträchtigungen, dass der vorhandene Bedarf ordentlich abgedeckt wird. Auch, dass das persönliche Budget eine größere Rolle spielt damit die Menschen selbst entscheiden können wo und wie sie leben. Denn jetzt muss man sich immer auf die Suche nach Plätzen und Ressourcen begeben, und sieht sich dann in der Situation, das bessere der schlechten Angebote zu nehmen. Außerdem sollten man in allen Bundesländern die selben Rechtsansprüche haben. Es sollte egal sein, wo man geboren ist. Hackl: Das wünsche ich mir auch alles! Und zusätzlich, dass man die Qualität in Richtung Behindertenkonvention verbessert. Vor allem was die Autonomie von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen betrifft. Hier müssen wir intelligente Hilfestellungen entwickeln. Und – auch das braucht es immer noch – die Betroffenen zu qualifizieren, diese Autonomie auch leben zu können. Ein großes Anliegen ist es mir zudem, die Kreativität, die Klugheit und die Talente von Menschen mit Beeinträchtigungen sichtbar zu machen. Das können wir nicht, so lange wir Menschen in großen Einrichtungen verwahren. Manche brauchen den Schutz, aber viele könnten ganz anders Leben. FRO: Danke für das Gespräch.

Alfred Prantl, geb. in Tirol hat dort die Sonderschule besucht. 1978 verfasste er einen Artikel über die Einrichtung, in der er untergebracht war. Als dieser in der Wiener Wochenpresse erschien, wurde der Initiator des Behindertendorfes Assista, Pater Gots auf Prantl

Wir haben im Dachverband der Interessenvertretungen nun auch eine eigene Angehörigengruppe. Hier konnten wir auch sichtbar machen, dass die Interessen der Angehörigen nicht mit denen der Angehörigen zusammen fallen – wenn es auch Überlappungen gibt.

aufmerksam und holt ihn nach Oberösterreich. Bis 2006 lebte Prantl in diesem Behindertendorf und baute dort die Interessenvertretung der Behinderten mit auf. Diese Interessenvertretung, damals noch Dorfrat genannt, wurde im Dezember 1978 ins Leben gerufen und war beispielgebend für die Selbstvertretung Behinderter. Seit 2006 lebt Prantl in Linz und ist derzeit Obmann der „Vereinigung der Interessenvertretungen der Menschen mit Beein-

FRO: Aber wo ist das Innovationszentrum? Wo entstehen diese Konzepte, wer erfindet Persönliche Assistenz, Frühe Hilfen, STEEP (Steps Toward Effective, enjoyable Parenting)? Hackl (lacht): Oh, ein Insider! Die Persönliche Assistenz kam von den Betroffenen, von der SLI (Selbstbestimmt Leben Initiative, Anm. Red.). Innovation kommt aber auch von Trägern, obwohl da derzeit wenig kommt, das muss ich auch offen sagen. STEEP allerdings war eine sehr kluge Idee eines Trägers. Innovation kommt aber auch sehr stark von uns, vom Land Oberösterreich.

trächtigungen in Oberösterreich“ (IVMB).

Renate Hackl, Mühlviertlerin und Soziologin, arbeitet seit 1996 beim Land Oberösterreich. Seit 1999 ist sie Leiterin der Abteilung für Behindertenhilfe, psychiatrische Vor- und Nachsorge sowie Wohnungslosenhilfe.

Andi Wahl ist Geschäftsführer von Radio FRO. Als solcher engagierte er sich für breiten Medienzugang – eh klar!

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VERSTÄRKER

HELLO DARLING! NEUE SENDUNGEN AUF RADIO FRO 105.0

Wunderbare Jahre Jeden 1. Donnerstag im Monat, 20 - 21 Uhr KünstlerInnenportraits und -interviews. Außerhalb der VeranstalHier werden Erinnerungen wach! tungen gab es Informationen rund um den Kulturverein. Der KV Die guten alten Zeiten ab dem Jahr 1990. In jeder Sendung neh- besteht natürlich weiter, nur die Radiosendung muss man ab men wir uns ein neues Jahr vor. Wir behandeln Themen von Musik, sofort nachhören: http://cba.fro.at/series/361 Film, TV, Freizeit, Sport bis zum Weltgeschehen und vielleicht kommen der einen oder anderen Person wieder schöne Zeiten in Peace Now Erinnerung. // Gestaltung: Gerald Fragner „Die Sendung versteht sich als Sprachrohr für alle Menschen und Initiativen, die dem friedlichen Miteinander verbunden sind und Radio-RoSTWeST Jeden 1. Mittwoch im Monat, 22 - 23 Uhr dafür streiten“, meinte Rupert Franz Kurz, ProgrammverantwortRadio-RoSTWeST ist eine Sendung der Stadtwerkstatt, die sich licher und Gestalter der Sendung „Peace Now“. jenen Projekten des Hauses widmet, die abseits der Veranstaltun- Beim Friedensforum beteiligte Initiativen und Einzelpersonen gen durchgeführt werden. Vorrangige Themen sind derzeit die gestalteten gemeinsam eine Sendung rund um die Themen FrieAktivitäten auf dem Messschiff Eleonore, die Zeitung Versorgerin, denspolitik, Zusammenleben aller Menschen und Solidarität. In sowie die Community-Währung Gibling. Radio-RoSTWeST teilt der Sendung „Peace Now“ wurde über Konfliktbewältigung in der sich künftig abwechselnd den Sendeplatz mit dem Veranstal- Familie oder am Arbeitsplatz genauso geredet wie über globale tungsdezernat. // Gestaltung: Claus Harringer Friedensaktivitäten. Dafür danken wir ganz herzlich. Radio Dispositiv Jeden Mittwoch, 10 - 11 Uhr Zur Disposition stehen Themen aus dem weiten Spannungsfeld Kunst, Wissenschaft und Politik. Redakteur Herbert Gnauer lädt meist ein oder zwei Menschen ein, ihre persönlichen Wahrnehmungen und Ansichten zu äußern. Etwas seltener gibt es auch gestaltete Berichte. So gut wie immer steht das Ausreden-Lassen im Mittelpunkt. // Gestaltung: Herbert Gnauer

Silvias Kochwelle Silvia Maritsch Rager präsentierte jeden Monat neue vegetarische Kochrezepte und weil Kochrezepte sowieso immer gebraucht werden und überdies zeitlos sind kann man sie bei Bedarf jederzeit nachhören: http://cba.fro.at/series/375

AUF WIEDERHÖREN UND DANKE! AUS DEM PROGRAMM VERABSCHIEDEN SICH:

Radio Pirat Information und Unterhaltung aus der Welt der Piraterie. Egales, Legales und Illegales unter dem Deckmantel der falschen Flaggen verbrochen, wurde hier schonungslos auf Sendung gebracht. Einiges, was der URL-shortener pir.at so eingefangen hat, kommt aus dem Netz in den Äther. Und wieder retour. Jede und jeder konnte mitmachen, vorausgesetzt, sie oder er war irgendwie Pirat. Die Unternehmung war unkonfessionell und überparteilich, basisdemokratisch und schwer diktatorisch. Denn es gilt: Bei Gefechten und in schwerer See hat der Kapitän alleine das Sagen. Allerdings gibt es seit Sir Henry Morgan für die Besatzung das Recht, den Kapitän abzusetzen, wenn dieser es nicht schafft, genug Beute zu machen. Und darum wurde der Kapitän über Bord geworfen. In der Folge soff das Schiff ab. Nachhören: http://cba.fro.at/series/1461 Kopfhörer war ein unformatiertes Musikmagazin mit Frank „Kopf“ Folgmann und Reini „Hörer“ Gruber. Erlaubt war, was gespielt wurde. Gespielt wurde, was gefiel. Ohne stilistische Scheuklappen und jenseits enger Schubladendenkerei. Musik in aller Breite. Radio WOAST präsentierte Reportagen und Mitschnitte rund um die Veranstaltungen des Kulturvereins WOAST, in Wartberg ob der Aist, mit

Austrian Beatbox inside: Penélope war letztes Jahr unter den Top 3 beim Beatbox World Championship und auch beim FRO Fest. Am 31.10.2013 gibt sie ihren Beat für Radio FRO 105.0 Mhz und FIFTITU% auf der Bühne der STWST.

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Jeden Freitag ab 22 Uhr geht Radio FRO 105.0 auf Konzerte, Lesungen oder Festivals in Linz und Umgebung. Aktuelle Termine finden sich auf www.fro.at/frolive. 31.Oktober 1. November

Radio FRO feiert 15 Jahre live aus der Stadtwerkstatt ZachRadio live aus den Goon Studios am Pöstlingberg


SCHWERPUNKT BEEINTRÄCHTIGES LEBEN

ENTHINDERTE SENDUNGEN

Mit dem Rollstuhl ans Meer baden. Sexualassistenz für Menschen mit Beeinträchtigung. UN Behindertenrechtskonvention. Das sind Themen von denen Sie keinen blassen Schimmer haben? Informieren Sie sich über die vielfältigen Möglichkeiten zum Abbau von Barrieren, die es auch in Ihrer Umgebung gibt. Wir helfen Ihnen mit einem detaillierten Überblick aller enthinderten Sendereihen auf Radio FRO 105.0 MHz. Eines ist leicht zu merken: Sie alle laufen in der Sendeschiene „Informantin“, die Montag bis Freitag immer 19 bis 20 Uhr zu hören ist. Die Wiederholung läuft am Folgetag von 14 - 15 Uhr. Die Sendung mit besonderen Bedürfnissen Jeden 3. Donnerstag im Monat, 19 - 20 Uhr „Der gemischte Salat für Menschen mit Behinderung und jene dies noch werden wollen“, so begrüßt uns die Sendung mit besonderen Bedürfnissen, die seit beinahe zwei Jahren monatlich über den Äther rauscht. Das Themenspektrum dieser Sendung ist ein durchwegs breites: es reicht von Empowerment und der Entwicklung des Sozialbereichs über das gesellschaftliche Bild von Menschen mit Beeinträchtigung bis hin zu Barrierefreiheit und Berichten von Fachmessen. Die eingeladenen Studiogäste sind zumeist VertreterInnen von Organisationen und Vereinen aus dem Sozialbereich, aber auch Betroffenen selbst wird Zeit und Platz eingeräumt.Ihren Selbstanspruch definieren die beiden Programmmacher (unter Gelächter) so: „Wir wollen Frauen kennenlernen!“ Ernsthaft hört sich das aber dann schon etwas anders an: „So, wie Menschen mit Beeinträchtigung in den meisten Medien dargestellt werden, sind sie nicht. Es gibt dort quasi zwei Gruppen von Behinderten: Einerseits die ‚armen Hascherl‘ à la Licht ins Dunkel, andererseits jene, die mit eisernem Willen Höchstleistungen vollbringen, wir nennen sie ‚die Superkrüppel‘, wie zum Beispiel Thomas Geierspichler. Dieses Bild wollen wir in der Gesellschaft zurechtrücken.“ // Gestaltung: Alexander Pagl, Johannes Schwabegger, Arschibald Sack

no handicap Jeden 1. Donnerstag im Monat, 19 - 20 Uhr „Radiomachen gibt mir ziemlich viel, ich kann mich dadurch ausdrücken“, meint Andreas Anderle, Gestalter der Sendung „no handicap“ und Radiomacher seit mehr als sieben Jahren. Wie der Titel schon verrät, geht es in der Sendung um eine Welt ohne Handicap. Welche Möglichkeiten man beispielsweise hat, Urlaub ohne Barrieren zu machen und wo man in Linz hingehen kann, ohne vor einer unüberwindbaren Hürde zu stehen, darüber berichtet „no handicap“. Aber es geht noch um mehr: Oft sind in der Sendung Personen zu Gast, die sich selbst mit dem vielfältigen Bereich „Behinderung“ beschäftigen, ob als InteressenvertreterInnen, AusbildungsleiterInnen oder in beratender Tätigkeit. Sie geben wertvolle Informationen für Menschen mit Beeinträchtigung, die mit Infos zu Veranstaltungen und kulturellen Aktivitäten abgerundet werden. Seit 2005/2006 widmet sich Andreas Anderle nicht nur der Sendung „no handicap“, nebenbei bringt er sich regelmäßig im Radiabled-Redaktionskollektiv ein. // Gestaltung: Andreas Anderle

Liebe, Sex & Zärtlichkeit Jeden 1. Dienstag im Monat, 19 Uhr In unserer, auf kommerzieller Ebene durchsexualisierten und im doppelten Wortsinn ach so furchtbar aufgeklärten Gesellschaft gibt es Bereiche, über die in der Öffentlichkeit nicht ganz so frei gesprochen wird. Während das Thema Sexualität – die individuelle Komponente ausgenommen – für die meisten Menschen durchaus ohne Schamesröte diskutiert werden kann, bleibt bei vielen Personen das Thema „Intimleben von Menschen mit Beeinträchtigungen“ in einer Grauzone zwischen Unwissenheit, Phantasie, Ablehnung und Scham. Senia, der Verein zur Enthinderung der Sexualität, hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Tabu zu brechen und ist diesbezüglich Ansprechpartner sowohl für Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen, als auch für deren Angehörige, Bezugspersonen und in diesem Bereich tätige Organisationen. „Jeder Mensch, egal ob beeinträchtigt oder nicht, hat ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben auch im Bereich seiner oder ihrer zwischenmenschlichen Gefühle, Intimität und Erotik.“ so die Sexualpädagogin Anna Wolfesberger die die monatliche Radiosendung für Senia auf Radio FRO betreut. // Gestaltung: Anna Wolfesberger, Michael Roedhamer

Radiabled Jeden 2. & 4. Dienstag im Monat, 19 - 20 Uhr Seit 2006 bietet Radio FRO barrierefreie Radioworkshops unter dem Titel Radiabled an. Der Anstoß zum Projekt „Radiabled“ war unsere Beobachtung, dass Menschen mit Behinderungen in den (Mainstream-)Medien nach wie vor stark unterrepräsentiert sind. Sie werden meist sehr einseitig dargestellt, kaum gleichwertig in den Produktionsprozess eingebunden und oftmals auf ihre Behinderung reduziert. Gleichberechtigte Zusammenarbeit findet hier selten bis gar nicht statt. Aus interessierten TeilnehmerInnen mit und ohne Beeinträchtigung, die bei den Radioworkshops Lust auf Radiomachen bekamen, entstand bald eine eigene Redaktion. Die Radiabled-Redaktion arbeitet seit vielen Jahren als offenes Redaktionskollektiv an der gemeinsamen Radiosendung und immer wieder stoßen neue Radiobegeisterte dazu. Klar, dass die Sendung „Radiabled“ sehr vielseitig ist: Von lockerlässigen Jahreszeitensendungen über thematisch aufbereitete Musiksendungen bis zu ernsthaften Forderungen an die Politik erwartet eineN vor dem Radiogerät auf jeden Fall eine junge, lebendige Redaktion. // Gestaltung: Radiabled-Redaktionskollektiv

Bei Radio FRO werden Sendungen zur Enthinderung der Gesellschaft von Menschen mit Beeinträchtigung selbst produziert.

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MON TAG

DI E N S TAG

M I T T WO C H

D ON N E R S TAG

FROzine WH

FROzine WH

FROzine WH

FROzine WH

FROmat am Morgen Musik zum Kaffeetrinken und Zähneputzen

FROmat am Morgen Musik zum Kaffeetrinken und Zähneputzen

Radio 50+ Beiträge aus Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Technik

FROmat am Morgen Musik zum Kaffeetrinken

Kultur und Bildung spezial WH

Kultur- und Bildungskanal

Kultur und Bildung spezial WH

1 Arbeiterkammer on Air WH Theater Phönix on Air WH (unregelmäßig) music@posthof WH (2-wöchentlich)

Radio KUPF WH

1 afo-architekturforum o 2,4 Pappen auf, du Fetzen 1 Anstifter WH

Musik für Junggebliebene Schlager und Oldies

Radio Wienerlied Die Wienerlied-Rundfunkreportage

Musik für Junggebliebene Unterhaltungsmusik und Operette

Musik für Junggebliebe Ouvertüren, Chorwerke

Radio für SeniorInnen Schlager und Interessantes, auch Klatsch und Tratsch über „Promis“, am 1. Montag im Montag die Wunschsendung von Hilde und Sylvia ab 8:30 Uhr

Radio für SeniorInnen Volksmusik, Mundartgedichte, Texte und der Radiodoktor

Radio für SeniorInnen Plauderstunde, aber auch Literatur, klassische Musik und Humor

Radio für SeniorInnen Kultur, Tourismus, Vorsc des Linzer Landestheate interessante Persönlichk religiöse Themen

Polnisches Radio OÖ WH

2,4 Literarische Matinée um 10 Ein Blick hinter die Kulissen des Schreibens

Radio Dispositiv NEU Gespräche zu Themen aus dem Spannungsfeld Kunst, Wissenschaft und Politik

1 kulturportal99 Kultur 2 dérive Radio für Stadt 3 Erzähl mir Märchen hu 4 Neues aus der Welt de

FROmat

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1 Willys Würschtlbude Revolution im Kleinen 2 Russischer Kanal Neuigkeiten auf Russisch 3 FROmat 4 Eigenklang Volksmusikforschung on Air

Radio Polonia WH

Anukis ein Weg ins Bewusst Sein - eine Inspiration

Hungaro Studio WH

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Open Space Freier Sendeplatz für alle und alles

Open Space Für Experimente, Aktion oder Playlist

Open Space Für deine ersten Radioerfahrungen

Open Space Hilfestellung holen unte

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FROzine WH Das Infomagazin von Radio FRO

FROzine WH Das Infomagazin von Radio FRO

FROzine WH Das Infomagazin von Radio FRO

FROzine WH Das Infomagazin von Ra

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1,3,4,5 SPACEfemFM WH 2 Pentagrama Latina WH

1 Telex Servus FM WH 2 Amnesty informiert WH 3 Werkstattradio WH 4 52radiominuten WH

1 Liebe, Sex und Zärtlichkeit WH 2,4 Radiabled WH 3,5 Wegstrecken WH

1 Philosophische Brock 2 Summerau, 96 WH 3 Music meets Lyric WH 4 Kupfermuckn WH

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Rocking Fifties Hillbilly, Rockabilly, Rock‘n‘Roll, Rhythm & Blues, Jive, Western Swing und Country von Erik van der Meerakker

Neues aus Freistadt aktuelle Themen des Freien Radios Freistadt auch in Linz zu hören

1,3,5 Poison FM einziges Linzer Hauptschulradio 2 FROmat 4 Radijojo - Das Kinderradio Bringt alles, was Kinder interessiert

1 Gedankengänge Klein 2 FROmat 3 Revolution Radio 4 Vokalspuren durch die

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Groovin‘ Blues , Soul & Funk sind die Schwerpunkte Jazziges & Rockiges lassen manchmal grüßen...

Biancinas Musikprogramm Musik für Kinder

Radio Frech SchülerInnen des MRG Fadingerstraße machen Radio

Unisounds Informationen, Berichte, Rezensionen und natürli der Anton Bruckner Priv

1 afo-architekturforum oö 2,4 Pappen auf, du Fetzenschädel! Sprachkurs

1 Landestheater on Air

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1 Arbeiterkammer on Air Theater Phönix on Air (unregelmäßig)

Biancina Geschichten für Kinder: mal lustig, mal traurig, mal ganz abenteuerlich Kultur- und Bildungskanal

music@posthof (2-wöchentlich)

Radio KUPF Kulturplattform OÖ informiert

1 Anstifter Das Stifterhaus Linz on Air

1 Wissensturm aktuell, L Lentos/Nordico aktuel

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FROzine Das Infomagazin von Radio FRO Montags mit dem Politikschwerpunkt

FROzine Das Infomagazin von Radio FRO Dienstags mit dem Kommentar der Woche

FROzine Das Infomagazin von Radio FRO

FROzine Das Infomagazin von Ra Donnerstags Gegenentw

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1 Telex Servus FM Digitale Selbstverteidigung 2 Amnesty informiert über Menschenrechte 3 Werkstattradio über Politik, Krieg & Frieden 4 52radiominuten Mit feministischen Grüßen

1 Liebe, Sex und Zärtlichkeit Senia enthindert Sex 1 Philosophische Brocken Debatten und Vorträge 2,4 Radiabled Barrierefreiheit und Kultur 2 Summerau, 96 Literatur, oft unveröffentlicht 3,5 Wegstrecken Verkehrsmagazin 3 Music meets Lyric Lesungen und Interviews 4 Kupfermuckn Die ARGE Obdachlose on Air

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1 updateFM Social Media, Internet und Apps 2 Kapu 9000 präsentiert „Wer ist hier der Boss“ 3,5 sound.check Über die lokale Musikszene 4 Frau Nowaks Transoriental. Musikexpress Beats und Melodien fernab aller Orientklischees Rumble Musik aus dem nicht kommerziellen Bereich: Surf, Instro, Garage, Sixties, Punk, Rock‘n‘Roll, Hardcore

1 FROmat 2,4 lAUd Sprachrohr für noch unbekannte Bands 3 BlauCrowd FM Blau-Weiß ohne Rassismus 5 Nachspann eine persönliche Stunde oder die Verlängerung der Wegstrecken 1 FROmat 2 Szenenwechsel Lokale Sounds aus d. Freien Radios 3 Exquisite Corpse Auditive Stille Post 4 Jazzchronik Jazzgeschichte von einst bis heute 5 Nachspann 1 Fadimat 105 elektronische Experimentalmusik 2 Final Transmission Experimentelles v.Jazz bis Noise 3,4 FROmat 5 kawumm kabumm Radioexperimente

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1,2,3 FROmat 4 Eat Flowers selten Gespieltes aus Blues/ Bluesrock, Hardrock, Progressive, Psychedelic Sounds und Pebbles/Nuggets Klängen

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1,3 Standby.Radio alternative Jugendkultur, regionale Nachwuchsbands 2,4 FROmat

1 Fadimat 105 elektronische Experimentalmusik 2 Final Transmission Experimentelles v.Jazz bis Noise 3 radioWORM 4 FROmat

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FROmat in der Nacht Ausgewählte Musik zum Punken und Rocken

FROmat in der Nacht Ausgewählte Musik zur Reinigung der Gehirnwindungen

1. 2. 3. 4. 5. Wochentag im Monat WH Wiederholung

U / G un-/ gerade Kalenderwoche L letzter im Monat

1 Ü Musik, Kunst, Leben und Liebe 2 FRO Probesendung für deine erste Sendung 3 ann and pat radioshow Musik für junge Leute 4 Radio Nowhere Arcade Fire bis ZZ-Top

1 no handicap Barrierefr 2 Stallgeflüster Sendun 3 Die Sendung mit beso satirisch, informativ, par 4 FROmat 1 Wunderbare Jahre NEU 3 Potluck der Rock/Pop in englischer und deutsc 2,4 FROmat

1 Spinning Hour Musik in der Spinnerei Traun 1 Unusual4 ist dort, wo e konkret passiert 2 FRO krebst auf! FRO am DJ Pult des Krebsen 3 ann and pat radioshow Musik für junge Leute 2,3,4,5 E-Verteiler Tech Live DJ-Sets, Interviews 4 FROmat 1 Veranstaltungsdezernat / Radio-RoSTWeST NEU Abwechselnd Veranstaltungstermine oder aktuelle Projekte der STWST 2 FRO krebst auf! FRO am DJ Pult des Krebsen 3,4 FROmat 1,3,5 FROmat 2,4 Kapu Radio Show Alles rund um die KAPU mit Konzertankündigungen, Infos, Berichten, Stories und guter Musik

Another Nice Mess 0-2 DJ Marcelle surft von Am Dubstep, Worldmusik, D Electronica, Cumbia, Te und vieles mehr.

 Informantin - Infokanal  Kultur- & Bildungskanal


n und Zähneputzen

F R E I TAG

S A M S TAG

S ON N TAG

FROzine WH

FROmat ausgewählte Musik, zusammengestellt von der Musikredaktion mit Schwerpunkt auf alternative Genres. Bevorzugt Musik von Frauen und österreichische Produktionen, mit Fokus auf Linz und Oberösterreich.

2 Transmission Trance, Dance, Hardstyle und Techno, Ausflüge zu Chill-Out, Hardtechno, Hardcore und House - mit News und Infos aus der Szene

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Musikprogramm - Letscho Ungarischer Musikmix, zusammengestellt von der ungarischen Redaktion Hungaro Studio

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FROmat am Morgen Musik zum Kaffeetrinken und Zähneputzen

oö WH Kultur- und Bildungskanal WH nschädel! Sprachkurs WH 1 Wissensturm aktuell WH 3 Landesgalerie on Air WH, L Lentos/Nordico WH ene Aus der Musikszene zeit- und grenzenlose Musik: und Konzertstücke Biographien, Interviews und Hörenswertes aus der Unterhaltungsmusik diverser Musikchau auf Veranstaltungen richtungen sowie Oldies ers, Diskussionen, keiten, soziale und

und Kritik tforschung umorvolle Gespräche er Medizin (-10:30)

er programm@fro.at

adio FRO

ken WH

H

nkunst und Philosophie

3 Landesgalerie on Air lle Ausstellungen

adio FRO würfe & Alternativen

Radio 50+ WH 1 Momente Musik zum Entspannen und Träumen 2,4 Literarische Matinée WH (-9:30) Ein Blick hinter die Kulissen des Schreibens 3 FROmat

Hungaro Studio Aktuelle Berichte aus Kultur und Gesellschaft auf Ungarisch und Deutsch

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Radio Netwatcher Magazin über Netzthemen, Wissenschaft, IT, Presse- und Meinungsfreiheit, Privatsphäre, Netzkultur und Technikfolgenabschätzung

1 Radio Bulgaria Aktivitäten der bulgarischen Gemeinschaft in Oberösterreich 2,3,4 Radio Stimme politisches Journal zu Minderheiten, Mehrheiten, Machtverhältnissen

1,5 Libretto über Oper und Operette 2 Jazzchronik WH 3 Atelier für Neue Musik Musik und Kunst 4 Radioreisen Reisen, Musik und Texte

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1 Ketani Kultur und Sprache der Roma und Sinti 2 Radio Bulgaria WH 3 Bioneers Revolution from the Heart of Nature 4 FROmat

1,3,4,5 SPACEfemFM WH 2 Listen To The Female Hits Das Schaffen von Frauen im Musikbereich steht hier im Mittelpunkt

Medienwerkstatt Radiococktail Die Radiosendung der Medienwerkstatt Linz

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Artarium livedialogisches Experimentierlabor zwischen Genres und Generationen

1 Kopfstoß FM Fußballmagazin ohne Rassismus und nationale Fangemeinschaft 2 viva la eñe spanischsprachige Kultursendung 3,4,5 Radio Hamraz Migration, Identität uvm. für Farsi-sprachige MigrantInnen 1,4 Herzblut Menschen und was sie gerne tun 2 radio% attac für soziale Gerechtigkeit 3 Gegenargumente Kritik der herrschenden Politik

Polnisches Radio OÖ Sendungen in polnischer Sprache mit (außer)gewöhnlichen Persönlichkeiten, aktuellen Problemen und Veranstaltungen

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2 PoloNews Die Sendung soll die Brücke zwischen den Nationen bauen - auf Polnisch und Deutsch 1,3,4 FROmat

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Radio Polonia Infos aus dem Vereinsleben, Interviews, Musik, Beiträge über polnische Kultur und Literatur in polnischer Sprache

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FROzine WH Das Infomagazin von Radio FRO

1 no handicap WH 2 Stallgeflüster WH 3 Die Sendung mit besonderen Bedürfnissen WH 4 FROmat

Radio FROheim Die Redaktion im Außenstudio in Ottensheim berichtet über aktuelle Entwicklungen, Kunst und Kultur in Ottensheim und Umgebung.

Medienwerkstatt Radiococktail Die Radiosendung der Medienwerkstatt Linz

Komm vorbei im Radiostudio im Alten One Love Program Show Amtshaus und werde Teil des Redaktionsteams Eine Musiksendung voll Hip-Hop, RnB Radio FROheim und Hiplife.

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Smart Art Kulturzentrum HOF und MRG Fadingerstraße. Das Magazin richtet sich vorrangig an die Interessen und Belange Jugendlicher.

FROmat ausgewählte Musik, zusammengestellt von der Musikredaktion.

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e Welt der Chormusik

, Interviews, Essays, ich viel Musik von vatuniversität

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Kultur und Bildung spezial Lesungen oder Diskussionsrunden, Veranstaltungsberichte oder Vorträge - das aktuelle Linzer Kultur- & Bildungsgeschehen

FROmat Der Sender mit den härtesten Übergängen

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FROzine Das Infomagazin von Radio FRO

Jadran-Cro

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reiheit und Interviews ng über Landwirtschaft onderen Bedürfnissen radigmenwechselnd

1,3,4,5 SPACEfemFM vielfältige Themen der Radiofrauen, u.a. Politik & Kultur 2 Pentagrama Latina spanischsprachiges Programm für die gesamte Latino-Gemeinschaft

Islam im Gespräch Themen aus dem Alltag, der Politik und aktuelle Ereignisse in Bezug zum Islam

Freie Wellen 15 Jahre Freie Radios in Österreich: Geschichte, Gegenwart und Zukunft (bis 2. Februar 2014)

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U 90er Jahre Musik Überraschungstopf cher Sprache

1 Kanal Banal Humor, Satire, Poesie 2,3 FROmat 4 Multisound FM mit schwungvollen Songs und Hits ins Wochenende

Voice of Africa Kultur, Musik, Politik und Bildung in englischer und französischer Sprache für die afrikanische Community und Jugend in Linz

1 Sin Fronteras Tu Radio Amiga 2 Literadio Lesungen und Interviews 3 FROmat 4 Newcomer FM MusikerInnennachwuchsszene

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Sorry it's not you, it's HOUSE hochwertige House Beats von Nick und Chris

U Voice of Africa G Geräuschkulisse - Ton mit Phrasen Magazin für Jugendverständnis, Folklore und Selbstironie

1,3 Hörbildner Sprach- und Geräuschexperiment 2 FROmat 4 Newcomer FM MusikerInnennachwuchsszene

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FRO Live Liveübertragungen von Konzerten, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen und aktuelle Konzertinfos

1 MMass!ve V!bes elekronische Musik aus OÖ 2 Another Nice Mess DJ Marcelle 3 Pozdrav Jajč anima für Menschen aus Jajce 4 FROmat

U Pura Vida Sounds Beleuchtet essentielle Perioden der Independent Musikgeschichte G The Crime Jazz Unit provides a soundtrack for the wrong doings against society

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1,3 Jazz von A-Z 2,4 India meets Classic Zur indischen Musikkultur mit indischer Klassik aus Nord- und Südindien

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1,2 FROmat 3 Pozdrav Jajč anima 4 FROmat

FROmat in der Nacht mit Jazz, Soul & Funk in den Montag

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2 Club Ibiza 1-3 Uhr Transmission 3-7 Uhr

 Kinder & Jugendliche  Musik & Talk

elektronische Musik

hno, House and Breaks s und Studiogespräche

Uhr msterdam aus, durch Drum ‚n‘ Bass, echno, HipHop, Punk

 Kunst, Kultur & Literatur  Politik & Gesellschaft


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SCHWERPUNKT BEEINTRÄCHTIGES LEBEN

Es gibt keinen Grund zum Jubeln von Sabine Pfeiffer und Klaudia Karoliny Im Dezember 1994 schlossen sich in Linz Menschen zusammen um nach dem Vorbild der internationalen Selbstbestimmt-LebenBewegung (SLI) ihre Anliegen selbst zu vertreten und ExpertInnen in eigener Sache zu sein. Die Selbstbestimmt-Leben-Initiative-Linz wollte die Behindertenpolitik nicht mehr länger den Nicht-Behinderten überlassen sondern selbst die Stimme erheben. Seit 1998 sind sie als Verein organisiert. Und da nicht nur in Linz (noch) vieles im Argen liegt, sondern im ganzen Land, haben sie sich 2006 in SLI OÖ umbenannt. Wir haben sie gebeten uns einen Eindruck über ihre Arbeit und die dahinter liegende Philosophie zu vermitteln.

nun Niederflurfahrzeuge mit ausklappbaren Rampen, sodass auch RollstuhlfahrerInnen nicht mehr generell vom öffentlichen Nahverkehr ausgeschlossen sind. Aber auch im Baubereich hat der Verein gerade in den letzten Jahren viele Aktivitäten gesetzt. Letztendlich macht aber die Politik die Gesetze und entscheidet, wie viel Geld für den öffentlichen Wohnbau locker gemacht wird. Oberösterreich braucht sich nicht zu rühmen. Unser Bundesland ist kurzsichtig und spart bei der Barrierefreiheit. Es missachtet dadurch Menschenrechte wie beispielsweise die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die die volle Teilhabe am Leben für Menschen mit Behinderung vorsieht!

„Nichts über uns ohne uns!“ Gemäß diesem Motto schloss sich Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts ein Grüppchen engagierter Menschen mit körperlicher Behinderung zusammen und setzte sich für die eigenen Belange und die ihrer KollegInnen ein. Allzu viel passierte ihrer Meinung nach ohne die Mitwirkung und das Einbeziehen von Menschen, die es selbst betrifft und die Bedingungen veränderten sich für sie nur allzu langsam. Streckenweise bewegte sich der „Zug“ sogar rückwärts, fanden die Betroffenen. Sie gingen dabei von dem Menschenbild aus, dass alle Menschen mit und ohne Behinderung das Recht auf Selbstbestimmung, Chancengleichheit, Gleichberechtigung und die volle Teilhabe in allen Bereichen des Lebens haben sollen.

Teil einer weltweiten Bewegung

Selbstbestimmt zu leben bedeutet dabei so viel wie •  frei von Zwängen und Bevormundung sein eigenes Leben zu gestalten; •  Wahlmöglichkeiten zu haben zwischen verschiedenen, akzeptablen Alternativen; •  Entscheidungen treffen zu können, ohne dabei in Abhängigkeiten zu geraten; •  die eigenen Anliegen selbst zu vertreten; •  auch Fehler machen zu dürfen. Behinderung wird nicht als Schicksal oder medizinisches Problem betrachtet, sondern als eine Frage des Bewusstseins gesehen. Behinderung entsteht nicht in erster Linie durch das Vorhandensein einer Beeinträchtigung, sondern durch Unverständnis, Vorurteile, Benachteiligungen und Barrieren. Barrieren durch fehlende bauliche Anpassungen oder sonstige Hindernisse, Barrieren aber auch in den Köpfen der Menschen. Behindert ist, wer behindert wird! Die Mitglieder der Selbstbestimmt-Leben Initiative Oberösterreich (SLI OÖ), verstehen sich als „ExpertInnen in eigener Sache“ und wollen die Politik nicht länger nur nichtbehinderten Menschen überlassen. Seite an Seite äußern sie sich laut & lästig zu brennenden Themen und ziehen dabei an einem Strang.Sie erheben die Stimme und mischen sich aktiv in das politische Leben ein, vertreten ihre Meinungen selbst und treten gegen Benachteiligungen und Diskriminierungen auf. Ihr Ziel ist es, die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft zu verbessern. So hat die SLI OÖ beispielsweise durch ihre kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Linz Linien die Mobilität in Linz (und Umgebung) sichtbar mitgeprägt. Flächendeckend fahren

Der Verein SLI OÖ hat seinen Sitz in Linz. Er ist gemeinnützig und parteipolitisch unabhängig. Seine Aktivitäten erstrecken sich über das gesamte Bundesgebiet, schwerpunktmäßig treibt er jedoch in Oberösterreich sein „Unwesen“. Die SLI OÖ ist Teil der weltweiten Selbstbestimmt-Leben-Bewegung und orientiert sich an ihren Werten. Das bedeutet beispielsweise, Vorurteile gegenüber Personen mit anderen Formen der Behinderung, die nicht die eigenen sind, abzubauen. Die Verschiedenheit wird als Chance gesehen voneinander zu lernen und Ziele gemeinsam besser und leichter umsetzen zu können. Die SLI OÖ zeichnet aus, dass sie über den eigenen Tellerrand von Behinderung hinausschaut und sich hier Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen und chronischen Erkrankungen nicht auseinander dividieren lassen. Auch Menschen ohne Behinderung, die sich in der Selbstbestimmt-Leben-Ideologie wiederfinden und sich mit Menschen mit Behinderung solidarisch fühlen, sind bei SLI OÖ willkommen. Die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung blickt auf eine über 30-jährige Geschichte zurück, die ihre Ursprünge in der „Independent Living Bewegung behinderter Menschen“ findet, die mittlerweile weltweit verbreitet ist und ihre Anfänge und stärkste Akzeptanz in den USA findet. Der zusehends um sich greifende Paradigmenwechsel in der Behindertenarbeit und -politik weg von der entmündigenden, aussondernden und oftmals diskriminierenden „Fürsorge“ für Behinderte, hin zur Ermächtigung zum eigenverantwortlichen Management der eigenen Angelegenheiten und zur Einforderung der Bürgerrechte von Menschen mit Behinderung schreitet stetig voran und ist sowohl erklärtes Ziel, als auch einer der größten Erfolge dieser Bewegung. Anfänge in den USADas Jahr 1962 wird in den meisten Publikationen zum Thema Independent Living behinderter Menschen als ein Schlüsseljahr der US amerikanischen Independent Living Bewegung bezeichnet. Damals erkannten viele behinderte US-BürgerInnen, dass ihre Schwierigkeiten weniger auf ihre individuellen Behinderungen zurückzuführen und keine Sache der Wohlfahrt sind, sondern hauptsächlich das Resultat der vielfältigen gesellschaftlichen Diskriminierungen darstellen. Sie konnten und wollten dies nicht länger akzeptieren. Die Erkenntnis, war gleichzeitig ein Initialzünder für eine sich im Laufe der folgenden Jahre langsam aber stetig ausweitende Behindertenbewegung. Sie bewirkte eine Vielzahl von Aktivitäten und Proteste behinderter Menschen in den


SCHWERPUNKT BEEINTRÄCHTIGES LEBEN

USA, die die Gesetzgebung erheblich beeinflussten. Ähnlich wie in den USA bildeten sich auch in Europa Ende der 1960er Jahre und in den 1970er Jahren Initiativen von behinderten und nichtbehinderten Menschen, die sich von den traditionellen Eltern- und „Expertenorganisationen“ ablösten und nicht länger Objekte von Bevormundung, Betreuung und Wohltätigkeit sein wollten. Sie wehrten sich offen dagegen „dankbar, lieb, ein bisschen doof und leicht zu verwalten“ zu sein. Der Funke der SelbstbestimmtLeben-Bewegung erreichte (Ober-)Österreich Ende der 1970er.

stützungsleistungen wie Persönliche Assistenz nicht bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden, oder Menschen mit Behinderung ein Leben außerhalb von Einrichtungen nicht zugetraut wird, oder ihnen schlichtweg finanzielle Mittel zur Existenzsicherung vorenthalten werden, um unabhängig von ihren Eltern wohnen zu können. Oder soll nichtbehinderten Menschen vielleicht auch nur der Anblick von Menschen mit Behinderungen erspart bleiben? Jeder Mensch hat in etwa die selben Bedürfnisse

Ein besonderes Anliegen der SLI OÖ ist das Empowerment. Es kann kurz als Ermächtigung, Kraft oder Stärke bezeichnet werden. Als Empowerment bezeichnet man aber auch Maßnahmen, die geeignet sind, das Maß an Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und Autonomie im Leben von Menschen mit Behinderung zu erhöhen. Empowerment ist ein sehr individueller Prozess der Bewusstseinserweiterung, in dem eine Person die eigene Stärke und Freiheit erkennt und lernt, bewusst im eigenen Sinne zu handeln. Die SLI OÖ unterstützt hier in Form der Peer-Beratung, das ist eine aktivierende Beratung von Menschen mit Behinderung für Menschen mit Behinderung. Ausgehend von einer systemischen Sichtweise glauben ausgebildete Peer-BeraterInnen fest daran, dass jede Person eine Lösung für sein/ihr Anliegen oder Problem bereits in sich trägt, die Ratschläge im eigentlichen Sinn überflüssig machen. Wer sich von der Methode und der Wirkungsweise überzeugen will, kann dies im Empowerment-Center von SLI OÖ tun (Tel. 0732/890046). Alle Jahre wieder Mitleidsmasche Auch wenn sich in den Jahrzehnten für Menschen mit Behinderung das eine oder andere zum Besseren verändert hat, gibt es keinen Grund zum Jubeln. Alle Jahre wieder wird durch fragwürdige Aktionen wie Licht ins Dunkel die Mitleidsmasche bedient und werden Menschen mit Behinderungen zu AlmosenempfängerInnen und Objekten gemacht. Wir leben in einer Gesellschaft, in der das defizitorientierte Denken noch immer vorherrscht, anstatt in jedem Menschen seine/ihre individuelle Fähigkeiten und Stärken zu erkennen. Behinderung haftet immer noch der Mythos von Krankheit an. Propagiert wird ein Weltbild, in dem nur der Starke etwas wert ist. Äußerlichkeiten sind wichtig. „In“ ist heutzutage, wer eine gute Figur hat, das richtige Auto fährt, einen gut dotierten Job hat und immer gut drauf ist. Diesen Idealen können Menschen mit Behinderung oft nicht entsprechen. Haben sie überhaupt die Möglichkeit einen Beruf auszuüben, sind sie gefordert, sich mehr als ihre KollegInnen ins Zeug zu legen, um ja keine Schwäche zu zeigen. Kein Wunder, wurde doch jahrhundertelang ein Bild über Menschen mit Behinderung entworfen, das sie an den Rand der Gesellschaft drängte. Menschen mit Behinderung waren Narren bei Hofe, wurden als Freaks in Shows der öffentlichen Sensationsgier vorgeworfen, wurden dämonisiert, indem man ihnen rätselhafte Fähigkeiten unterstellte, die rechtfertigten, dass diese Menschen ausgesondert werden durften. Den Preis für dieses Vorgehen müssen Menschen mit Behinderungen heute immer noch zahlen.

Das sind nur wenige Beispiele, die der SLI OÖ sauer aufstoßen. Sie will Berührungsängste aufbrechen, mit Vorurteile aufräumen und rechtliche Grundlagen forcieren, die ein selbstbestimmtes Leben – wie es nichtbehinderte Menschen jeden Tag ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen – auch für Menschen mit Behinderungen ermöglichen. Jeder Mensch hat in etwa dieselben Bedürfnisse. Das Bedürfnis nach Zughörigkeit, der Möglichkeit nach Bildung, eine Arbeit zu finden, kulturelle oder andere Veranstaltungen besuchen zu können, dem Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit. Selbstverständliche Anliegen sollte man meinen. Immer noch existiert viel Unwissen im Zusammenhang mit Behinderung. Wussten Sie zum Beispiel, •  dass nicht nur Menschen mit Behinderung von Barrierefreiheit profitieren, sondern alle Menschen? •  dass 19,53 % der Arbeitslosen in OÖ Menschen mit Behinderung sind? •  dass im geförderten Wohnbau ein Aufzug erst ab dem 3. Obergeschoss vorgeschrieben ist? •  dass es in Linz kein einziges barrierefreies Taxi gibt? Solange BenutzerInnen eines Rollstuhles nicht in der Lage sind, mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Mühlviertel nach Linz zu gelangen oder es für blinde Menschen unmöglich ist, sich in Gebäuden orientieren zu können, solange gehörlosen Menschen kein/keine GebärdendolmetscherIn zur Verfügung gestellt wird und schwerhörige Menschen ganz selbstverständlich überall in Gebäuden eine Induktionsanlage vorfinden, solange sogenannte Menschen mit Lernschwierigkeiten Informationen nicht in einfacher Sprache lesen können, solange bleibt Inklusion nur Illusion. Die SLI OÖ wünscht sich eine Gesellschaft, welche die Vielfalt an Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten als Ressource erkennt und auch das Leben mit einer Behinderung als Quelle möglicher Bereicherung wertschätzt. Kontakt: Verein Selbstbestimmt-Leben-Initiative OÖ Bethlehemstraße 3/2.Stock, 4020 Linz, Tel.: 0732-89 00 46-10 // www.sli-ooe.at

Sabine Pfeiffer hält seit Anfang dieses Jahres das Ruder der SLI OÖ in der Hand. Sie spielt zum Ausgleich zu dieser herausfordernden Tätigkeit leidenschaftlich Theater oder tobt sich anderweitig kreativ aus.

Klaudia Karoliny ist ein Urgestein der SLI in OÖ und bezeichnet sich selbst als Rechtsfana-

Die Institutionalisierung von Menschen mit Behinderung ist nach wie vor gang und gäbe. Sei es beispielsweise, weil Unter-

tikerin. Ein langer Atem und Hartnäckigkeit zeichnet sie aus. Zu Recht ist sie 2-fache Preisträgerin für Zivilcourage.

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SCHWERPUNKT BEEINTRĂ„CHTIGES LEBEN

von Christian Walter Der Mann mit der Feder in der Hand.


SCHWERPUNKT BEEINTRÄCHTIGES LEBEN

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VERSTÄRKER

Schick uns dein LieblingsSchimpfwort! Radio FRO 105.0 startet mit seinem Radio-Sprachkurs „Pappen auf, du Fetzenschädel“ In einem Punkt sind sich alle IntegrationsexpertInnen einig: Die Beherrschung der deutschen Sprache ist extrem wichtig für die Integration. Daher wendet Österreich viel Geld auf um MigrantInnen den Spracherwerb zu ermöglichen. Beeindruckt von diesen großen Anstrengungen leistet nun auch Radio FRO seinen Beitrag und bietet einen achtteiligen Radiosprachkurs speziell für fortgeschrittene MigrantInnen an. Radio FRO nimmt sich dabei vor allem der Fluch- und Schimpfwörter an.

Ihr Lieblingsschimpfwort (mit Anwendungsbeispiel) an: Radio FRO, Kennwort: Fetzenschädel, Kirchengasse 4, 4040 Linz; oder integration@fro.at bzw.Tel.: 0732-71 72 77-122. Sendezeiten: Von Oktober bis Dezember 2013, jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 17 Uhr im Kultur- und Bildungskanal.

Andreas Kurz ist Integrationsbeauftragter von FRO. Er verbrachte seine ersten Lebensjahre im Schweinestall des elterlichen Anwesens in Unterweißenbach. Dort wurde er von der Jugendwohlfahrt entdeckt und unter hohem Mitteleinsatz (re)sozialisiert. „Ich weiß, wie schwer Integration sein kann. Daher muss ich meine Erfahrungen weitergeben. Verdammt noch mal!“

Dr.in Veronika Satzbauer wurde in Fucking (in der Nähe von Braunau am Inn) geboren. Schon durch diesen Geburtsort waren Schimpfwörter für sie immer Thema. So war es nur noch ein kleiner Schritt zum Beruf der Linguistin und Malediktologin. Seit 2009 arbeitet sie u.a. für den Oberösterreichischen Integrationsfonds, für den sie Unterrichtsmaterial erstellt.

Der Radiosprachkurs „Pappen auf, du Fetzenschädel“ wird aus Mitteln der Rundfunk & Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) finanziert.

Wellen wollen wogen! Sendereihe zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft Freier Radios in Österreich

„Diese“, so FRO-Integrationsbeauftragter Andreas Kurz, „werden in den herkömmlichen Deutschkursen schändlich vernachlässigt.“ Dabei sei es für ein gedeihliches Zusammenleben sehr wichtig, auch die Feinheiten der deutschen Sprache zu beherrschen. „Wenn etwa“, so gibt Kurz ein Beispiel, „einer bosnischen Frau im Stiegenhaus gesagt wird: ‚Du nix hängen immer Wäsche auf meine Wäscheleine‘, so könnte diese nach Absolvierung unseres Sprachkurses locker antworten: ‚Geh scheißen, du schiache Haut!‘ Dadurch könnte man sich in manchen Hausgemeinschaften endlich auf Augenhöhe begegnen“, gibt sich Kurz überzeugt. Korrekte Weitergabe wertvollen Kulturgutes Der Linguistin und Malediktologin Dr.in Veronika Satzbauer, die gemeinsam mit Kurz den Radiosprachkurs gestaltet, geht es vor allem um die korrekte Weitergabe wertvollen Kulturgutes: „Integration heißt, sich auf eine neue Kultur einzulassen. Wer das kulturelle und sprachliche Erbe Österreichs nicht kennenlernt, kann sich auch nicht integrieren und anpassen.“ Im Sprachkurs setzt Frau Dr.in Satzbauer nicht nur auf die richtige historisch-linguistische Einordnung der behandelten Schimpfwörter, sondern vor allem auch auf eine saubere Anwendung: Diese soll durch Grammatik- und Ausspracheübungen erzielt werden. Radio FRO ist froh, Frau Dr.in Satzbauer zu dieser Zusammenarbeit gewonnen zu haben, da dadurch die Qualität des Radiosprachkurses mit jeder Lehrveranstaltung an einer Universität mithalten kann. Schimpfwörter-Spenden erbeten Um den Sprachkurs möglichst bunt und abwechslungsreich gestalten zu können, bitten wir um Schimpfwörter-Spenden. Senden Sie

Es gibt unzählige Möglichkeiten seinen Urlaub zu verbringen. Wobei die komfortabelste nicht immer auch die schönste Weise sein muss. Merje und Wolfgang Platzer – beide langjährige RadiomacherInnen bei Radio AGORA in Klagenfurt/Celovec – haben sich diesen Sommer eine sehr unkomfortable Art gewählt. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass es auch schön war, aber es war auf jeden Fall nachhaltig. Die Beiden haben sich nämlich auf die Socken gemacht um alle Freien Radios in Österreich zu besuchen und mit PionierInnen der Freien Radioszene Gespräche zu führen. Herausgekommen ist die Sendereihe „Freie Wellen“. 21 Sendungen voll Radioportraits, Erinnerungen, Lebensweisheiten und politischen Einschätzungen. Anlass war – unschwer zu erraten –, dass vor 15 Jahren die ersten Freien Radios, darunter auch Radio FRO, On Air gingen. Die Geschichte der Freien Radios in Österreich reicht natürlich weiter zurück: 1979 begann mit Ö-Frei in Graz das erste Piratenradio zu senden. Diesem Beispiel folgten in den 1980ern und frühen 1990ern bundesweit zahlreiche andere Piratensender, stets mit dem Ziel, das ORF-Monopol zu Fall zu bringen. Dies gelang auch 1993, als aufgrund von mehreren Klagen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte die Republik Österreich wegen Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung verurteilt wurde. Damit fiel in Österreich vor 20 Jahren als letztem europäischen Land das Staatsmonopol im TV- und Radiobereich. Der lange Marsch der Freien Radioszene Gingen nach der ersten Vergaberunde für private Radiobetreiber 1995 die Freien Radios noch leer aus, so erhielten 1997 nach einer Novellierung des Regionalradiogesetzes acht Freie Radios eine Lizenz bzw. kooperierten in Form von Sendefenstern mit privat-kommerziellen RadiobetreiberInnen. Mittlerweile senden 14 Freie Radios, in jedem Bundesland mindestens eines, 24 Stunden


VERSTÄRKER

am Tag, 7 Tage die Woche. Die zwei einleitenden Sendungen der Serie „Freie Wellen“ sind dieser Entwicklung gewidmet. Danach folgen je einstündige Sendungen, in denen konkret eines der Freien Radios porträtiert wird. Die weiteren Sendungen beschäftigen sich mit dem Verband der Freien Radios in Österreich (VFRÖ) als Dachverband und Vertretungsorgan, den verschiedenen Aus- und Weiterbildungsschienen sowie ExpertInnengesprächen zu den Perspektiven Freier Radios. Die Sendungen sind seit September jeden Sonntag von 19 bis 20 Uhr auch auf Radio FRO 105.0 zu hören. Und wenn du eine verpasst hast oder nochmal hören möchtest, so kannst du dies in unserem Online-Archiv (CBA) nachhören. Mehr Informationen zur Sendereihe findest Du auf freiewellen.blogspot.com // Alle Sendungen findest du unter: http://cba.fro.at/ondemand?series_id=2666

Was war und was noch kommt Das Ausbildungsprogramm von Radio FRO 105.0 Raise your voice! Brummende, zungenkreisende, die Wangen massierende und sich selbst abklopfende RadiomacherInnen sind seit Neuestem im Radiostudio von FRO anzutreffen … Keine Sorge, es ist keine übertriebene Reaktion auf die vergangene Nationalratswahl einiger RadiomacherInnen von FRO, sondern die Auswirkungen des Raise your voice! Stimm- und Sprechtrainings bei Radio FRO mit Schauspielerin, Logopädin sowie Stimm- und Sprechtrainerin Doris Schüchner. Mit viel Humor und noch mehr Körpereinsatz haben RadiomacherInnen von FRO und Interessierte Anfang bis Mitte September ein Stimmund Sprechtraining der etwas anderen Art absolviert. Inhalte des Seminars waren unter anderem, wie der Stimm- und Sprechapparat des Körpers im Wesentlichen funktioniert und natürlich auch, auf wie viele verschiedene Arten die Stimme vor dem Einsatz, für welche Situationen auch immer, in Form gebracht werden kann – natürlich mit der vollen Stimmgewalt der TeilnehmerInnen des Raise your voice! Stimm- und Sprechtrainings. Wie geht kritischer Journalismus? „Alles neu macht der April“ hieß es für die TeilnehmerInnen der heurigen Lehrredaktion, deren Startschuss am 2. April fiel. Wie geht kritischer Journalismus? Fragten sich die insgesamt zwölf TeilnehmerInnen, deren jeweilige Antworten ganz unterschiedlich ausfielen. Ziel der Ende Juni mit einem Fest beendeten Lehrredaktion war es, aus teils unerfahrenen RadiohörerInnen, teils engagierten, bereits mit dem Konzept und der Struktur vertrauten RadiomacherInnen praxisnah und handlungsorientiert, das Handwerk nahezubringen, wie kritischer Radiojournalismus passieren kann. Novum der Lehrredaktion 2013 war, dass die Module abends und wochentags stattfanden. In insgesamt 15 Abenden und einem Wochenendmodul wurden theoretische und praktische Inputs zur Erstellung von Radiobeiträgen gegeben und gemeinsam mit den LehrredakteurInnen erarbeitet.

Um die LehrredakteurInnen bestmöglich auf ihre spätere journalistische Arbeit vorzubereiten, wurde dieses Jahr verstärktes Augenmerk auf handlungsorientierte und praxisnahe Arbeitsweise gelegt. So wurde zu Beginn der Lehrredaktion eine Livesendung gestaltet, in sogenannten Tandems (erfahrene RedakteurInnen arbeiteten gemeinsam mit den LehrredakteurInnen) wurden Beiträge über das Crossing Europe Filmfestival gestaltet und es wurden Beiträge für das FROzine, das werktägliche Infomagazin auf Radio FRO 105,0, gestaltet. Bei den Beiträgen wurde im gesamten Zeitraum Augenmerk auf journalistischen Anspruch gelegt. Des Weiteren haben wir Wert auf erfahrene und routinierte TrainerInnen gelegt, die auch mit der freien Medienszene im Allgemeinen vertraut sind, um die LehrredakteurInnen von ihrem Erfahrungsreichtum und Know-How rund um die freien Medien – nicht nur was das Erstellen von Radiobeiträgen betrifft – profitieren zu lassen. Durch die sorgfältige und gewissenhafte Auswahl der TrainerInnen war es uns möglich, die LehrredakteurInnen in ihren bereits vorhandenen Fähigkeiten zu fördern, zu bestärken und die bisher unentdeckten Talente jedes/r Teilnehmers/in ans Licht bzw. vors Mikrofon zu befördern. Die Vielzahl, der im Zuge der Lehrredaktion entstandenen Beiträge ist auf cba.fro.at bzw. auf youtube.com zu finden (auf beiden Kanälen jeweils getagged mit Lehrredaktion 2013). Natürlich wird 2014 wieder das FRO Ausbildungsprogramm „Lehrredaktion“ stattfinden! Deine Eintrittskarte ins Redaktionsteam von FROzine und dem Kultur- und Bildungskanal von Radio FRO. Die Bewerbungsfrist startet im Frühjahr 2014. Wer jetzt allerdings denkt, das Ausbildungsjahr bestand bisher bloß aus einem Stimm- und Sprechtraining und der Lehrredaktion, die/der irrt. Eine Fülle individueller Workshops und Seminare liegt hinter uns. So haben heuer neben den TeilnehmerInnen der bisher vier Basisworkshops, unter anderem auch StudentInnen der JKU und PfadfinderInnen aus ganz Österreich Grundlagen des Radiomachens kennengelernt und ihr erworbenes Können auch in einer Sendungen auf die Probe gestellt. Jedoch wurden heuer nicht nur Grundlagen vermittelt, auch die ProgrammmacherInnen und RedakteurInnen von Radio FRO konnten auf ein umfassendes Angebot an Kursen zurückgreifen. So wurden neben vielen individuellen Einzeltrainings auch Feedbackworkshops und ein Medienrechtsworkshop abgehalten. Für den Medienrechtsworkshop, der am 11. Oktober stattfand, konnten wir Mag. Lukas Gahleitner aus der Rechtsanwaltskanzlei Dr.in Maria Windhager, die u.a. den „Standard“ in medienrechtlichen Angelegenheiten vertritt, als Referenten gewinnen. Wer jetzt Lust bekommen hat, die eigene Medienkompetenz zu erweitern oder neu anzufachen, kann von 2. bis 13. November den fünften Basisworkshop von Radio FRO besuchen. In dem 24-stündigen Workshop wird alles vermittelt, was für das Entstehen und Vollenden einer eigenen Sendung erforderlich ist. Von Vorproduktion über medienrechtliche Aspekte bis hin zur Livesendung im FRO-Studio ist alles dabei, was das RadiomacherInnenherz benötigt.

Philippa Plochberger ist die Ausbildungskoordinatorin bei FRO.

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LIEBE GRÜSSE VON FRAU LEISCH

Sehr geehrte Damen, Herren und Transgender, Sex sells. Bier, Autos, geschmacksverderbende Printprodukte. Eine nackerte oder halbnackerte Frau, die sich auf dem Plakat räkelt, verspricht den Männern: Ich puder‘ mit Dir, wenn Du diesen Käse kaufst. Den Frauen verspricht sie: Du wirst dadurch so sexy wie ich. Sex zu verkaufen ist aber nur dann ein unbehelligtes Geschäft, wenn man betrügt und den KäuferInnen statt einem Rendezvous mit der Nackerten ein Weichspülmittel, einen Softdrink oder ein Haarshampoo andreht. Leute, die Sex anbieten und dann ehrlicherweise auch wirklich erotische Vergnügungen verkaufen, werden behördlich schikaniert, ihre Tätigkeit wird kriminalisiert. Sie werden diskriminiert, verjagt und elementarer Menschenrechte beraubt. In ihre Wohnungen darf die Polizei ohne richterlichen Befehl eindringen. Wenn eine von der Polizei als Prostituierte definierte Frau auf der Straße im Wiener Stuwerviertel mit einem Mann spricht, kostet das beide je 300 Euro Strafe. In Vorarlberg ist Prostitution nur in extra dafür konzessionierten Lokalen erlaubt, es gibt aber im ganzen Ländle keinen einzigen konzessionierten Betrieb. Früher wurden diese staatlichen Verletzungen elementarer Menschenrechte mit dem Verweis auf Anstand und Moral begründet. Seit der Oberste Gerichtshof 2012 feststellte, dass die „Sittenwidrigkeit“ sexueller Dienstleitungen mit heutigen Moralvorstellungen nicht zu rechtfertigen sei, tendieren diejenigen, die sich gerne ins Sexualleben anderer Menschen reglementierend einmischen, dazu, ihre Rufe nach einem Prostitutionsverbot in feministische Argumente zu kleiden. Erotischer Service wird da als Versklavung, als Entwürdigung der Frauen interpretiert, das Bild von Sexarbeit über den Leisten einer generellen Sexualfeindlichkeit geschustert. Da sind alle Frauen arme Opfer, die das eigentlich nicht wollen, und alle Kunden brutale Machos, die sich mit Geld das Recht auf sexualisierte Gewalt erkaufen. In der wirklichen Wirklichkeit sehen Begegnungen, die zu Bezahl-Sex führen, allermeist anders aus. Nämlich vor allem sehr vielfältig und verschieden. Das weite Feld der Sexarbeit ist selbstverständlich durchzogen von allen ungerechten Strukturen unserer Welt: Kapitalismus, Neokolonialismus, Patriarchat. Die von ihrem Zuhälter zur Prostitution gezwungene junge Frau aus dem ärmeren Teil der Welt ist ein grausliches Randphänomen der Branche, das aber gerne zum Inbegriff der Verhältnisse stilisiert wird. „Frauen, die diesen Job länger als ein Jahr machen, tun das, weil sie es gerne tun. Es ist eine Obsession. Es ist gut zu wissen, dass du jeden Tag Geld verdienen kannst. Und das Milieu der Sexindustrie ist aufregend.“ Sagt eine Sexarbeiterin.

Für dich.

Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht!“, meint die Escortlady Sandra. „Es könnte eine schöne Arbeit sein, aber es ist deshalb keine schöne Arbeit, weil man niemandem sagen kann, was man wirklich tut. Vor der Familie, vor den Freunden in meinem Heimatland, da muss ich immer lügen.“ sagt Lucy, die zwischen der Familie in Ungarn und dem Straßenstrich in Wien pendelt. „Ich bin eine Männerreparaturwerkstatt. Ich liebe Männer. Ihren Geruch, ihre Bedürftigkeit, wenn sie so hungrig nach Sex sind. Ihre Unfähigkeit, Schwäche zuzugeben macht sie krank und kaputt und dann kommen zu mir in die Reparatur. Es ist eine wunderbare Arbeit.“ sagt ihre Kollegin Valerie. Wie Sandra arbeitet auch Valerie mit Männern mit Handicap. „Alle Menschen haben sexuelle Bedürfnisse. Fast alle Menschen haben erotische Träume. Aber für Menschen im Rollstuhl ist es viel schwerer, die zu befriedigen. Einige meiner Kunden haben gar keine erotischen Körperkontakte außer mit mir.“ In der Steiermark gibt es seit 2009 eine Ausbildung zur Sexualbegleiterin. Die bisher 18 Absolventen und Absolventinnen haben gelernt, mit Bedürfnissen nach Berührungen, Nähe, Lust und Intimität respektvoll und achtsam umzugehen. Ihre KundInnen sind vor allem Menschen mit Behinderungen, aber auch alte Leute, Männer mit Erektionsproblemen oder Frauen nach sexuellen Gewalterfahrungen buchen die geschulten SexualbegleiterInnen, die allerdings keine Schleimhautkontakte, also kein Küssen, keinen Oral- oder Analsex und keinen Geschlechtsverkehr anbieten und somit nicht unter das Prostitutionsgesetz fallen. „Diese Trennung ist absurd, aber wegen der Gesetze notwendig.“ sagt Elisabeth Löffler, Peer-Beraterin für behinderte Frauen. „Manche Frauen erzählen mir, dass sie Escortboys buchen, aber die hohen Kosten sind ein Problem. Aber sollen wir Zuschüsse von der Gemeinde fordern wie es in den Niederlanden möglich ist? Dann entscheidet ein Beamter wer das Recht auf wie viel Sex im Monat hat, das wäre ja absurd. Dass Menschen auch die Möglichkeit zu lustvollen Körperkontakten brauchen, sollte vielleicht einfach bei der Bemessung der Pflegegelder berücksichtigt werden.“ Die stark gewaltpräventive und traumabewältigende Wirkung der Sexualbegleitung könnte aber jedenfalls ein Ausgangspunkt sein, die Betrachtung sexueller Dienstleistungen überhaupt von der Abwertung und Verachtung zu befreien, mit der religiöse oder feministische AbolitionistInnen sie verdammen. „Es ist dringend nötig, SexarbeiterInnen mit jenen Rechten auszustatten, die nötig sind, diesen Beruf selbstbestimmt und sicher auszuüben.“ fordert Christine Nagl, die in Salzburg und Innsbruck SexarbeiterInnen berät. Der schöne Spruch der Beratungsstelle LEFÖ bringt es auf den Punkt: „SexarbeiterInnen haben Lust ... auf ihre Rechte.“ Herzliche Grüße Ihre Frau Leisch Tina Leisch ist Film-, Text- und Theaterarbeiterin, sowie Mitorganisatorin der Kampagne „Lieber Rotlicht statt Blaulicht!“ im Wiener Stuwerviertel // www.stuwer.info

Das Programmheft schicken wir dir kostenfrei zu, abonnier es per Mail an programm@fro.at. IMPRESSUM Programmheft Radio FRO 105.0 MHz · Ausgabe N° 13 · Versorgerin Nr. 99a HERAUSGEBERIN Freier Rundfunk Oberösterreich GmbH · Kirchengasse 4 · 4040 Linz Tel [43] 732 71 72 77-100 Fax [43] 732 71 72 77-155 · www.fro.at · E-Mail fro@fro.at AUFLAGE 3.000 · REDAKTION Andi Wahl · AUTOREN UND AUTORINNEN Andi Wahl, Tina Leisch, Andreas Anderle, Sabina Köfler, Sabine Pfeiffer, Klaudia Karoliny, Christian Walter, Andreas Kurz, Philippa Plochberger · COVERFOTO Silke Müller · BILDNACHWEIS S.2 privat, S.5, 6 Petra Moser, S.11, 12 Christian Walter, S.13 Silke Müller, U4 Nurdane Türkmen DRUCK direkta · GESTALTUNG www.silkemüller.de · Der Umwelt zuliebe auf Recyclingpapier gedruckt.


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