Punkt.ch: News, Style & Sport , BS 03.12.08

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Mittwoch 3. Dezember 2008

Interview mit dem Soziologen Ueli Mäder über die Raserproblematik

«Todesmeldungen können das Prickeln erhöhen» Was halten Sie von der AntiRaser-Initiative, die härtere Strafen für Raser fordert? Nützlich wäre bereits, das heutige Strafmass voll auszunützen. Davon sind wir weit ­entfernt. Irritierend ist auch,

Ein Auto in Therwil BL steht im Vollbrand. Bild: Keystone

13 Autos abgefackelt

19-Jähriger gesteht

wenn das Bundesgericht ­Raserurteile nachträglich abschwächt. Die Initiative löst aber eine wichtige Debatte aus, die über die Frage von Strafmass hinausreichen muss.

Ist das gesetzliche Straf­mass heute nicht zu tief? Es ist nicht griffig. Ein bedingter «Manchmal dienen wirkt Autos kompensato- Strafvollzug für die Bevölkerisch als Fetisch, rungbanalisierend, Spielzeug oder im wenn durch das Extremfall als Waffe.» Rasen ein Mensch gestorben ist.

Die Brandstiftungsserie in Therwil BL ist geklärt: Ein 19-Jähriger aus dem Ort hat gestanden, die 13 Autos ohne Beteiligung weiterer Personen in Brand gesteckt zu haben. Er war zusammen mit einem mutmasslichen Komplizen (21) vor gut einer Woche festgenommen worden. Letzterer wurde nun durch das Geständnis entlastet. Laut Statthalteramt Arlesheim habe der 19-Jährige noch kein Tatmotiv verlauten lassen. Sicher ist: Der angerichtete Schaden von rund 400 000 Franken wird sein Portemonnaie noch lange belasten. (sda)

Soziologe Ueli Mäder. Bild: Keystone

Am Wochenende ist ein Unbeteiligter bei einem Raserunfall gestorben. Kurz darauf stoppt die Polizei im selben Kanton wieder einen Raser. Wie ist das möglich? Solche Todesmeldungen kön­nen den Reiz und das Prickeln zusätzlich erhöhen. Wer rast, spaltet die Folgen seines Tuns ab. Er sucht

den Adrenalinkick. Rasen bedeutet Power und Macht. Helfen da höhere Strafen? Sie wirken nur beschränkt. Wichtig sind auch Jugend­arbeit und Perspektiven. Manche ­rasen aus Orientierungslosigkeit. Und manchmal dienen Autos als Fetisch, Spielzeug oder im Extremfall als Waffe. Oft sind die Raser Ausländer. Ja, weil mehr Migranten jünger sind und aus der Unterschicht kommen. Man darf das Rasen aber nicht zum Ausländerproblem machen. Das würde all diejenigen mitverurteilen, die sich korrekt verhalten. Nimmt die Raserei zu? Das weiss ich nicht. Aber die Raserei gibt es nicht nur bei den Autos. Auch sonst gilt oft: Je schneller, desto besser. claudia.blumer@punkt.ch Ueli Mäder ist Professor für Soziologie an der Universität Basel. Seine Fachgebiete sind Konfliktforschung und soziale Ungleichheiten.

Nachtclub-Brand: 3. Leiche Der Körper lag im Schutt des abgebrannten Hauses Nach dem Brand eines Nachtclubs in Augst BL am 15. November ist in der Brandruine eine weitere Leiche gefunden worden. Damit hat sich die Zahl der Todesopfer auf drei erhöht. Ein Verdächtiger befindet sich nach wie vor in Untersuchungshaft. Gefunden wur-

de der Leichnam am Montag unter dem Brandschutt des niedergebrannten Nachtlokals, wie die Baselbieter Polizei gestern mitteilte. Die Identität der Leiche konnte zunächst nicht geklärt werden. Die Brandursache ist nach wie vor nicht geklärt. (sda)

Steuern: Schweiz rutscht im Steuervergleich ab

Glückskette: Walter Rüegg löst seinen Kollegen ab

Der Steuerstandort Schweiz verliert an Attraktivität. Im internationalen Vergleich rutscht die Schweiz von Rang 15 auf 19 ab. Das ergab die Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers. Grund ist das komplexe Steuersystem.

Walter Rüegg wird ab 2009 Präsident der Glückskette. Damit löst der aktuelle ­Direktor von Schweizer ­Radio DRS den ehemaligen Radio- und Fernsehdirektor von Radiotelevisione svizzera di lingua italiana (RTSI) Remigio Ratti ab.

«Nein, wir haben keinen Sonnenbrand!»

Das rote Gesicht ist typisch für die Japan-Makaken, die deshalb auch Rotgesicht-Makaken genannt werden. Diese Gruppe genehmigt sich im tropischen Garten von Hakodate ein Bad. Bild: Keystone


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