Angela Mauss-Hanke (Hg.): Internationale Psychoanalyse 2009

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»Don’t save her« Sigmund Freud trifft Project Pat: Das Rettungsmotiv im Hip-Hop1 Richard H. Fulmer

Der New Yorker Analytiker Richard Fulmer erkannte in einem modernen Rapsong eine Neuerzählung des Freud’schen Rettungsmotivs. Im vorliegenden Artikel aus dem Augustheft des International Journal ruft er uns diese vergessene, nicht mehr häufig zitierte Arbeit Freuds in Erinnerung, die Fulmer sehr gewinnbringend mit dem Lied verbindet. Er setzt sich mit den unterschiedlichen Beurteilungen und Interpretationen der Rettungsdynamik in der analytischen Literatur auseinander und plädiert dafür, im Rettungsmotiv eine Strategie zur Lösung psychischer Konflikte der Adoleszenz und des frühen Erwachsenenalters zu sehen. Durch die Wahl seines Untersuchungsgegenstands vertieft er unser Verständnis in zweierlei Hinsicht: Zum einen gewinnen wir Einblick in die weite Verbreitung und die Zeitlosigkeit des Rettungsmotivs, und zum anderen sensibilisiert er uns dafür, in der meist nur negativ beurteilten Rapmusik den Ausdruck zeitloser psychischer Entwicklungskonflikte wahrzunehmen. Die Arbeit konfrontiert uns aber auch mit der Bedeutung des Rettungsmotivs in unserer klinischen Arbeit. Christine Gerstenfeld Wir lieben Rettungsgeschichten. Sie ziehen uns in ihren Bann, weil sie von der Generationenfolge handeln und von den Gefahren, die sich ergeben, wenn die Verantwortung für die Arterhaltung des Menschen von den Eltern auf die Kinder übergeht. Freud brachte 1910 Licht in diese Dynamik. Der 1 Ich möchte meinem Sohn danken, Andrew Goldklank Fulmer, der mich mit dieser Musik vertraut machte, sie recherchierte und aufschlussreich erörterte. Ich bin dankbar für die sorgfältige Lektüre und kenntnisreichen Hinweise von Neil Altman, Cassandra Cook, Robert Ferguson, Sarah Hahn-Burke und Sabrina Wolfe.


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