Die Grabeskirche – der neuen Pilgerführer

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vertiefung

Heilige Frauen am Grab, Engelskapelle

mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe, und weil auch ihr leben werdet” (Joh. 14, 18-19). Jesus hatte es vorhergesagt, bevor er litt. Und tatsächlich ist Jesus wieder gekommen, auferstanden, um bei den Jüngern zu sein, aber in einer anderen Weise als zuvor: “Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen” (Joh. 14,23). In der Thomas-Geschichte erweist sich das Wort Jesu “Selig sind, die nicht sehen und doch glauben” (Joh. 20,29) als wahr für uns, so wie es schon für die Christen wahr war, für die Johannes geschrieben hat. Thomas hätte den Auferstandenen nicht sehen müssen, aber er hätte den Jüngern glauben müssen, die ihm dies berichteten, nachdem sie ihn gesehen hatten. In den Briefen des Paulus Die Gedanken über die Auferstehung Jesu werden in den Briefen des Paulus

ausgearbeitet. Die Überlegungen werden in Paulus hauptsächlich durch zwei Gründe stimuliert: die Auferstehung ist der essenzielle Inhalt des christlichen Glaubens; ohne die Auferstehung wäre der Glaube leer und hätte nicht die rettende Kraft. Wir haben gesehen, dass auch die Jünger nicht sofort daran glaubten; einige Christen aus Korinth hatten Probleme damit zu akzeptieren, dass Tote mit ihrem Körper auferstehen können. Im letzten Jahrhundert wurde die Auferstehung Jesu von sogenannten liberalen Gelehrten als Fabel dargestellt und behauptet, dass nur das vom Menschen Kontrollierbare geschehen kann. Aber die Auferstehung Jesu ist der höchste Akt Gottes in der Geschichte der Menschheit und kann nicht durch den Menschen kontrolliert werden. Kardinal Ratzinger schrieb 1985: “Der Auferstandene kann nicht gesehen werden wie ein Stück Holz oder Stein. Er kann nur von der Person gesehen werden, der er sich selbst offenbart. Und er offenbart sich selbst nur demjenigen, den er mit einer Sendung beauftragen kann. Er offenbart sich nicht zur Neugier, sondern zur Liebe”. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass dank dieser Recherchen im letzten Jahrhundert viele Fakten, die als “erfunden” galten, sich als wahr und als durch Quellen belegt herausstellten. Es sind Hinweise, die daran erinnern, dass der Sohn Gottes, des Herrn über die Geschichte, für immer der gute Hirte sein wird und die Suche nach dem “Thomas” unserer heutigen Zeit nicht verwirft.


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