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Im Drachenboot zu einer christlichen Erkenntnis

In ihrer Freizeit rudern die Böcking-Kinder im Drachenboot mit anderen um die Wette. Dabei lernen sie Erstaunliches darüber, was einen christlichen Lebensstil ausmacht.

Elsa (11) und Fritz (10) haben seit etwa einem Jahr ein ungewöhnliches Hobby: Drachenboot. Ihre Mannschaft trainiert auf einem See in unserer Nähe: Ungefähr 16 kleine Sportler sitzen in Zweier-Reihen in einem langen, schmalen Boot und geben Vollgas. Es geht nur dann schnell vorwärts, wenn alle im gleichen Takt ihre Paddel eintauchen. Als ich den Kindern im Juli bei ihrem ersten Wettkampf zugeschaut habe, war ich gerührt. Unser Junior-Team trat auch gegen Erwachsene an – und zischte manchem Boot davon, weil alle so fleißig trainiert hatten. Synchron, ein eingespieltes Team, immer mit Rücksicht auf diejenigen an Bord, die nicht so schnell mithalten können.

Nun ist Drachenboot gewiss keine klassische biblische Metapher. Trotzdem steht dieses kindliche Füreinander und Miteinander im Boot für etwas, das man nicht so oft auf Twitter, TikTok oder Insta findet. Dort geht es meist um „Du allein zählst!“, „Alles ist möglich, wenn du an dich selbst glaubst!“ Selbstoptimierung als höchstes Gut. Wenn es im Drachenboot aber allein um das ICH ginge, würde das ICH im Kreis paddeln …

Meiner Erfahrung nach ist es nicht immer einfach, die Kinder daran zu erinnern, dass im Glauben eben nicht nur das Ego im Zentrum steht. Sondern das WIR. Gott hat alle Menschen lieb. Wir sollen nicht nur Liebe in Anspruch nehmen, sondern sie auch verschwenderisch weitergeben. Oder altmodisch: einander dienen. Nein, davon ist selten auf Youtube und Co. die Rede. Umso krasser ist oft der Perspektivwechsel.

Der Einzelne ist wichtig fürs Team

Ein Beispiel: Wenn jemand fies zu einem unserer Kinder war, dann wird selbstverständlich ordentlich zu Hause darüber gemotzt. Besonders Carl (8) und Fritz (10) sind Quellen der Kreativität, wenn es um Schimpfwörter geht. Aber: Beim Abendgebet halten wir auch Fürbitte für die vermeintlichen Übeltäter. Häufig kommt es vor, dass ich dann viel mehr Hintergrund erfahre oder wir merken, was hinter einer Beschimpfung oder einem Schubser steckte. Es wächst Verständnis, Zorn verraucht. Ziel ist nicht mehr, recht zu haben oder als alleiniger Sieger dazustehen. Es ist ein holpriger Weg und selbstverständlich klappt das nicht immer. Aber es lohnt sich.

Es gibt Tage, an denen die Kinder überhaupt keine Lust auf das Paddel-Training haben. Sie gehen trotzdem. Für ihr Team. Denn auch das passiert, wenn man nicht nur sich selbst dient, sondern einer Mannschaft, einer Gruppe, der Familie, der Gemeinschaft: Man erfährt Wertschätzung, wie wichtig jeder einzelne sein kann für den anderen.|

Daniel Böcking, 45 Jahre, ist Autor der Bücher „Ein bisschen Glauben gibt es nicht“ und „Warum Glaube großartig ist“ (Gütersloher Verlagshaus). Nach Stationen in den Chefredaktionen bei BILD und der Agentur Storymachine kümmert er sich bei BILD um die strategische Ansprache des Publikums. Mit seiner Frau und den vier Kindern lebt er bei Berlin.

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