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Kinder Das Geheimnis der goldenen Mohnkapseln und zwรถlf weitere interessante Geschichten aus Prag Prague.eu/kinder

Inhalt: 1. Warum Prag golden ist

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2. Das Haus Zur Luna und zur Sonne

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3. Die Bewohner des Wallensteingartens

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4. Die engste Prager Gasse

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5. Der sagenhafte Ritter in der Tafelrolle

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6. Die Mathematik der Karlsbrücke

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7. Die Eisvögel am Altstädter Brückenturm

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8. Der geheimnisvolle Bradáč

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9. Die Prager Limnigraphen

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10. Der schwarze Ritter in der Platnéřská Straße

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11. Der Prager Golem

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12. Der versteinerte Junge

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13. Das älteste Verkehrszeichen

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Das Geheimnis der goldenen Mohnkapseln und zwölf weitere interessante Geschichten aus Prag

Warum ist Prag „golden“? Haben die mittelalterlichen Baumeister Eier verwendet? Welche Geheimnisse und Zeichen verstecken die Prager Häuser, Fassaden und Straßen? Bei einem Spaziergang durch unsere Stadt verraten wir euch die Geschichten von dreizehn interessanten Orten, an denen ihr sonst vielleicht einfach vorbeigegangen wärt.

Viel Spaß in Prag!

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1. Warum Prag golden ist

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rag ist schon über 1100 Jahre alt. Es hat schon viel erlebt: Kriege und Revolutionen sowie Zeiten des Wohlstands und Aufschwungs. In Prag lebten nicht nur Tschechen, sondern auch Deutsche, Juden, Italiener und Vertreter weiterer Nationalitäten gestalteten die Stadt mit; Prag lockte sowohl gewöhnliche als auch außergewöhnliche Leute an – Denker, Künstler sowie Abenteurer. Diese erteilten Prag alle eine Reihe poetischer und weniger schmeichelhafter Spitznamen. Es wurde darüber als die Mutter der Städte oder nur als „Mütterchen Prag“ geschrieben (der berühmte Prager Schriftsteller Franz Kafka erklärte etwa, dass „dieses Mütterchen Krallen hat“). Prag wurde das Herz Europas, ein Lehrbuch für Architektur, eine steinerne Symphonie genannt. Am öftesten wurde und wird Prag bis heute „hunderttürmig“ oder „golden“ genannt.

Diesen prunkvollen Spitznamen erhielt die Stadt möglicherweise dank der Prager Burg, die Kaiser Karl IV. im Mittelalter vergolden ließ. Eine andere Theorie spricht davon, dass die am Hof von Kaiser Rudolf II. tätigen Alchemisten, die hier im 16. Jahrhundert versuchten, Gold herzustellen, für den Spitznamen verantwortlich sind. Wo die Wahrheit liegt, erfahren wir wohl nicht mehr, denn Prag ist auch geheimnisvoll und einige seiner Geheimnisse bleiben für immer verborgen. Was allerdings sicher ist, ist dass ihr hier so einiges an Gold findet.

Die Innenräume von Kirchen und Palais sind damit verziert, ihr findet es aber auch auf den Türmen, die nicht wegdenkbar zu Prag gehören. Ihre Spitzen werden schließlich oft von Mohnkapseln abgeschlossen – hohle, runde und in vielen Fällen auch mit echtem Gold vergoldete Verzierungen, in die nach Abschluss der Bauarbeiten verschiedene Zeitdokumente sowie Münzen als Botschaft an zukünftige Generationen abgelegt wurden. Von Zeit zu Zeit, in der Regel bei Reparaturen der Türme, geben sie ihre Geheimnisse frei und enthüllen die Geschichte des Baus oder der Stadt.

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2. Das Haus Zur Luna und zur Sonne q Úvoz 160/24, Prag 1 – Hradschin k Pohořelec

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ei einem Spaziergang durch das alte Prag stößt man oft auf ein Haus, dessen Fassade von einem Bild, Zeichen oder irgendeinem Symbol geschmückt wird. Diese Hauszeichen dienten der besseren Orientierung in der Zeit, bevor die Markierung mit Hausnummern eingeführt wurde. Die Zeichen verwiesen oft auf den Besitzer des Hauses, seinen Namen oder seinen Beruf. In Prag sind etwa 264 von ihnen bis heute erhalten geblieben.

Eine Reihe von Häusern mit erhaltenen Hauszeichen befindet sich am ehemaligen Königsweg, der vom Gemeindehaus zur Prager Burg führt; er heißt deshalb so, weil hier einst die Krönungszüge der böhmischen Könige durchführten. Zum Königsweg gehörte auch die Straße Úvoz, die von der heutigen Nerudova Straße zum Kloster Strahov herabführt. Etwa in der Hälfte ihrer Länge steht das schöne “Zur Luna” oder “Zur Steinsäule” genannte Haus, das ihr dank dem markanten roten Putz nicht übersehen könnt. Es ist einzigartig darin, dass ihr auf seiner Fassade gleich zwei, eigentlich sogar drei Zeichen finden könnt. Daher stammen auch seine beiden Namen.

Das erste von ihnen, Zur Luna, verweist auf den Namen des Malers und Architekten Kristián Luna, der hier an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert lebte und das Haus in seine derzeitige Gestalt umbaute. Die Ecke des Hauses verziert eine Büste Lunas (sonst auch Mond), die auf der anderen Seite von einer Sonne – Sol – ergänzt wird. Ihr werdet bemerken, dass Luna als Frau dargestellt ist, während die Sonne die Gestalt eines Mannes hat. Unsere Vorfahren glaubten, dass diese zwei Himmelskörper die Personifizierung zweier gegensätzlicher Prinzipien sind, des weiblichen und des männlichen, die sich harmonisch ergänzen.

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Kristián Luna platzierte an der Fassade noch die Miniatur eines anderen Prager Bauwerks – der Mariensäule, die bis zum Jahr 1918 den Altstädter Ring schmückte und unter anderem als Sonnenuhr diente – die Länge und Richtung ihres Schattens bestimmten die Zeit. Die Säule wurde im Jahr 1918 zerstört, aber ihre Replik an der Fassade des roten Hauses ist bis heute erhalten geblieben und gab ihm ihren zweiten Namen – Zur Steinsäule.

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3. Die Bewohner des Wallensteingartens q Letenská 123/4, Prag 1 – Kleinseite ky Malostranská

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ur Kleinseite gehören nicht wegdenkbar die schönen Gärten, die großteils zu den Palais, den prunkvollen Sitzen der hiesigen Adelsfamilien, gehörten. Der Wallensteingarten wurde gleichzeitig mit dem gleichnamigen Palais errichtet, das seinerzeit das größte in Prag war. Heute hat dort der Senat der Tschechischen Republik seinen Sitz. Der Wallensteingarten ist nach dem Königsgarten der zweitgrößte und auch einer der schönsten historischen Gärten in Prag.

Das wohl interessanteste Element ist die imposante künstliche Tropfsteinwand, die sogenannte Grotte.

Sie befindet sich in dem Teil, der einst „Der geheime Garten” genannt wurde. Die Tropfsteine wurden aus Stuck erzeugt, denen neben feinem Mörtel auch Asche beigemischt wurde, was ihnen ihre grauschwarze Farbe gab. Dank dessen wirkt die Grotte geheimnisvoll und auch etwas düster. Wenn ihr genau hinseht, findet ihr zwischen den Tropfsteinen an der Wand 7

versteckte Silhouetten und die Köpfe verschiedener Tiere sowie geheime Gesichter. Neben den zur Erholung und zum Nachsinnen gedachten künstlichen Höhlen gehört auch eine historische Voliere mit Uhus, den größten tschechischen Eulen, zu der Grotte. Die imposanten Eulen sollten im Zusammenhang mit der Grotte die Verbindung des Gartens mit der wilden Natur symbolisieren.

Neben den Uhus könnt ihr im Garten noch weitere Tiere und Vögel sehen.

Im Teich mit Insel in der Mitte leben einige Fischarten – Welse, Hechte, Goldfische sowie japanische Zierkoikarpfen. An weiterem Federvieh stoßt ihr hier auf Teichrallen und Wildenten, die nicht zur ständigen hiesigen Vogelwelt gehören, aber die an dem Garten Gefallen gefunden haben und regelmäßig hierher zurückkehren. Der echte Stolz des Gartens sind allerdings die blauen und weißen Pfaue.

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4. Die engste Prager Gasse q U Lužického semináře 100/24, Prag 1 – Kleinseite ky Malostranská

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n dem namenlosen Gässchen auf der Kleinseite könnte man leicht vorbeigehen, ohne es zu bemerken, wäre es nicht jeden Tag von einer Touristentraube umringt.

Es handelt sich schließlich um die einzige Straße in Prag, deren Verkehr von einer Ampel für Fußgänger gelenkt werden muss. Dank einer Weite von etwa einem halben Meter kann sie nicht von mehr als einer Person durchquert werden. Heute dient sie als Durchgang zum Hof eines Restaurants am Kanal Čertovka und wenn ihr hier durchgehen wollt, müsst ihr auf Grün warten, sonst droht, dass ihr auf Entgegenkommende stoßt.

Die Gasse wurde vor mehr als 400 Jahren als eine von vielen dieser Art errichtet, deren Ziel es war, die Verbreitung von zerstörerischen Feuern zu verlangsamen, welche von Zeit zu Zeit die Stadt einholten. In Prag ist sie als einzige bis heute erhalten geblieben. Außerdem diente sie als Durchgang zum Fluss, von wo die Anrainer Wasser schöpften.

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5. Der sagenhafte Ritter in der Tafelrolle q Karlsbrücke, Kampa, Prag 1 – Kleinseite k Malostranské náměstí

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uf einem der Pfeiler der Karlsbrücke am Kampaufer steht die majestätische Statue eines Ritters mit einem goldenen Schwert in der Hand. Es handelt sich um den legendären Bruncvík, dem es angeblich zu verdanken ist, dass der Löwe zum Wappentier des Böhmischen Königreichs wurde. Die Legende besagt, dass Bruncvík auf seinen Reisen einen Löwen vor einem Drachen rettete, aber auch, dass er ein magisches Schwert erhielt, das Feinde von selbst köpfte. Dieses ging jedoch auf mysteriöse Art verloren. Die Legende besagt, dass es entweder in den Pfeiler der Karlsbrücke eingemauert oder in den Fluss geworfen wurde. Angeblich erscheint es erst dann, wenn es den Ländern Tschechiens am schlechtesten geht. Vom Berg Blaník reiten dann die Blaníker Ritter angeführt vom heiligen Wenzel, dem Patronen der Länder Tschechiens, zur Hilfe.

Ihr werdet bemerken, dass Bruncvík etwas abseits von den anderen Statuen der Karlsbrücke steht. Das ist deshalb, weil er eine wichtige Funktion hatte, die sich vom Schild mit dem Zeichen der Altstadt, das er in der linken Hand hält, ableiten lässt. Das Schild ist in Richtung der Kleinseite gedreht. Genau wie die heutigen Tafeln, die den Beginn und das Ende eines Orts markieren, macht Bruncvík die Fußgänger darauf aufmerksam, dass sie die Kleinseite verlassen und die Altstadt betreten. Bruncvík ist also eine Art Grenzpoller zwischen diesen beiden historischen Vierteln, die früher eine eigene Stadtverwaltung hatten. Ähnliche Statuen wurden einst auf den Brücken und Rathäusern europäischer Städte errichtet und waren ein Symbol der Stadtrechte.

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6. Die Mathematik der Karlsbrücke q Karlsbrücke, Prag 1 – Altstadt ky Staroměstská k Malostranské náměstí k Karlovy lázně

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ie Karlsbrücke ist die zweitälteste erhaltene Steinbrücke in der Tschechischen Republik und eines der Symbole Prags. Sie wurde im 14. Jahrhundert auf Anweisung von Kaiser Karl IV. errichtet, nach dem sie heute auch benannt ist. Sie ersetzte die ältere Judithbrücke, die von einem Hochwasser zerstört wurde. Mit der Brücke ist eine Reihe interessanter Fakten, aber auch Legenden verbunden. Über Jahrhunderte hinweg glaubte man zum Beispiel, dass ihre Baumeister rohe Eier zum Mörtel hinzufügten, um die Festigkeit der Brücke sicherzustellen, damit sie nicht dasselbe Schicksal ereilen würde wie ihre Vorgängerin.

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Achtung, diese Praxis war im Mittelalter tatsächlich üblich!

Nach der bekanntesten Legende wurden auf Anweisung des Königs Eier aus allen Ecken des Landes zusammengetragen, weil die Prager Hennen so einer großen Aufgabe nicht gewachsen waren. Eier schickten auch die Bewohner von Velvar in Südböhmen. Damit sie nicht zerbrachen, kochten sie sie zuerst hart, wodurch sie sich das Gelächter ganz Prags verdienten – gekochte Eier konnte man im Mörtel nicht verwenden. Die lustige Geschichte von den Eiern aus Velvar wird bis heute erzählt, und das auch in Velvar.

Auch wenn Wissenschaftler das Vorhandensein von Eiern im für den Bau der Karlsbrücke verwendeten Mörtel vor einigen Jahren widerlegten.

Interessant ist auch das Datum und die Zeit der Grundsteinlegung der Steinbrücke. Ausgewählt wurden sie von Kaiser Karl IV. selbst, der sich sehr für Astrologie und Numerologie interessierte. Um der Brücke ewiges Dauern zu garantieren, legte er den 9. Juli 1357, 5 Uhr und 31 Minuten als 17

Tag und Stunde für den Beginn des Brückenbaus fest. Wenn wir das Datum und die Zeit in einer Ziffernfolge anordnen, erhalten wir eine Pyramide aus ungeraden Ziffern mit der Neun an der Spitze, ein sogenanntes Palindrom. Das bedeutet, dass die Ziffernfolge von hinten und von vorne gleich gelesen werden kann: 1-3-5-7-9-7-5-3-1. Über dieses Datum streiten die Experten jedoch. Einige von ihnen behaupten, dass der Grundstein einen Monat früher gelegt wurde, also am 9. Juni 1357, am Feiertag des Landespatronen St. Veit, dessen Statue ihr an der Fassade des Altstädter Brückenturms findet.

Auch wenn wir die Brücke heute als Karlsbrücke kennen, begann man erst ab dem Ende des 19. Jahrhundert, sie nach ihrem Stifter zu benennen. Früher war sie als Steinbrücke oder Prager Brücke bekannt.

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7. Die Eisvögel am Altstädter Brückenturm q Křižovnické náměstí / Karlsbrücke, Prag 1 – Altstadt ky Staroměstská k Karlovy lázně

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iner der schönsten Türme in Prag ist der Altstädter Brückenturm, genau wie der ältere Kleinseiter Brückenturm auf der gegenüberliegenden Seite der Karlsbrücke war auch dieser Turm Teil der städtischen Befestigung. Gleichzeitig war er allerdings eine Art Triumphbogen, den die Krönungszüge durchliefen. Dem entspricht auch seine einzigartige Verzierung.

Am Turm findet ihr eine Reihe von Symbolen, am öftesten – sechs Mal – ist das Motiv des Eisvogels im Liebesknoten zu sehen. Der Liebesknoten ist ein geknotetes Handtuch beziehungsweise ein in einen Kreis gerolltes und zusammengebundenes Band. Den Eisvogel im Liebesknoten wählte der Sohn Karls IV., König Wenzel IV. als sein persönliches Symbol.

Aber warum?

Eine Erklärung bietet schließlich die Sage von König Wenzel und der schönen Baderin Zuzana. Wenzel geriet in Streit mit den böhmischen Adeligen; diese nahmen ihn gefangen und sperrten ihn ein. Das Gefängnis war aber scheinbar nicht besonders grausam, denn der gefangene König besuchte in Begleitung der Wachen regelmäßig das Bad neben der Karlsbrücke. Die mittelalterlichen Bäder boten ähnliche Dienstleistungen an wie heutige Wellnesszentren, neben Bädern und gewöhnlicher Hygiene fungierten die Bader auch als Physiotherapeuten und Wundheiler. Während einem der Besuche bat der König die Baderin 22

Zuzana darum, ihm bei der Flucht zu helfen. Diese machte ein Seil aus zusammengebundenen Handtüchern, an dem sie sich zusammen mit dem König in ein Boot auf dem Fluss herabließ, in dem sie dann flüchteten. Der König belohnte Zuzana dann angeblich gebührend und wählte den Eisvogel im Liebesknoten als Erinnerung an dieses Ereignis als sein Symbol.

Das Symbol des Eisvogels hatte allerdings gleich mehrere Bedeutungen. Neben der treuen Liebe symbolisierte er die menschliche Seele und Wiedergeburt. Man glaubte auch, dass er das Gebäude vor Blitz schützen, sowie auch versteckte Schätze vermehren und Gewitter beruhigen könnte.

Neben steinernen sowie gemalten Eisvögeln könnt ihr in Prag auch ihre lebendige Vorlage antreffen. Das Aufkommen von Eisvögeln wurde in letzter Zeit an einigen Flüssen in Prag und Umgebung verzeichnet, zum Beispiel in Troja oder in Radotín. Gerade die Moldau ist ein bedeutendes Winterquartier der Eisvögel. Diese zieht es im Winter besonders zu großen Flüssen, die nicht zufrieren; die Eisvögel haben so ununterbrochen Zugang zu Nahrung.

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8. Der geheimnisvolle Bradáč q Křižovnické náměstí / Karlsbrücke, Prag 1 – Altstadt ky Staroměstská k Karlovy lázně

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n der Ufermauer beim Altstädter Brückenturm findet ihr ein besonderes Erinnerungsstück an die einstige Judithbrücke, die hier vor der Karlsbrücke stand, bis sie von einem Hochwasser zerstört wurde. Es handelt sich um einen steinernen Männerkopf, seit jeher Bradáč genannt, der Teil des ersten Bogens der Judithbrücke war. Die Säule ist zwar bis heute erhalten geblieben, aber ihr könnt sie nur von der Bootsanlegestelle unter der Karlsbrücke sehen, während der Bradáč auf die Ufermauer verlegt wurde, so dass er von der Karlsbrücke gesehen werden kann.

Der Bradáč hatte über Jahrhunderte hinweg eine interessante Funktion. Er diente den Pragern als Wassermesszeichen, das die Ankunft eines Hochwassers meldete. Wenn sich der Wasserspiegel der Moldau so sehr hob, dass er bis zu seinem Bart reichte, war dies das Zeichen, mit der Evakuierung der Bevölkerung, die in der Nähe des Flusses lebte, zu beginnen. Wenn das Wasser bis zum Mund reichte, ergoss sich der Fluss bereits in die anliegenden Straßen. Wenn der ganze Kopf unter Wasser war, fuhren die Menschen auf dem Altstädter Ring in Booten. (Man muss sich hier bewusst machen, dass viele Straßen und Plätze des mittelalterlichen Prags viel niedriger gelegen waren, als dies heute der Fall ist.) Nach dem Bradáč wurde der Wasserspiegel des Flusses bis ins Jahr 1714 gemessen, als begonnen wurde, die Hochwasserstände in Ellen über dem normalen Wasserspiegel des Flusses aufzuzeichnen.

Wer dieser geheime Bradáč war, erfahren wir wohl nicht mehr. Es existieren allerdings einige Theorien. Nach einer von ihnen könnte es sich um einen der Großmeister des Ordens der Kreuzritter oder sogar um eine Abbildung von Jesus Christus handeln. Eine andere Theorie behauptet, dass es sich um ein Portrait des italienischen Baumeisters der einstigen Judithbrücke handelte, dessen Name heute nicht mehr bekannt ist, oder, was wahrscheinlicher ist, um den späteren Baumeister Petr Parléř, der die Karlsbrücke selbst errichtete.

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9. Die Prager Limnigraphen q Rašínovo nábřeží, Prag 2 – Neustadt k Výtoň q Dvořákovo nábřeží, Prag 1 – Altstadt k Dlouhá j Nemocnice Na Františku

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in Limnigraph oder auch Pegel ist die neuzeitliche Version des mittelalterlichen Bradáč.

So wie der Bradáč dienen auch Limnigraphen schon über hundert Jahre dazu, das Wasser in der Moldau zu messen und die Prager vor etwaigen Hochwassern zu warnen. In Prag findet ihr gleich zwei Limnigraphen, in Výtoň in der Nähe von Vyšehrad und in der Altstadt beim Agneskloster. Es handelt sich um fast identische Bauten im Jugendstil, die auf den ersten Blick an Gartenpavillons mit Arkade erinnern. Bei näherer Betrachtung bemerkt ihr die zwei verschiedenen Ziffernblätter. Das kleinere, klassisch uhrenförmige, zeigt die Zeit. Das größere, mit Zahlen nur von Null bis Fünf, zeigt den aktuellen Wasserstand der Moldau. Der Zeiger auf dem Ziffernblatt ist über eine Reihe von Hebeln mit einem Korkschwimmer auf der Flussoberfläche verbunden. Wenn der Schwimmer nach oben steigt, dreht sich der Zeiger nach rechts. Wenn der Wasserspiegel fällt und der Schwimmer sinkt, dreht sich der Zeiger in die entgegengesetzte Richtung. Der Limnigraph in Výtoň umfasst zusätzlich auch eine meteorologische Station. Hier gibt es Geräte zur Messung von Druck, Feuchtigkeit und Temperatur. Die Wetterfahne in Form eines Hundekopfes auf der Kupferkuppel des Výtoňer Limnigraphen zeigt dann die Windrichtung an.

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10. Der schwarze Ritter in der Platnéřská Straße q Mariánské náměstí 2/2, Prag 1 – Altstadt ky Staroměstská

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n der Ecke Platnéřská Straße und Mariánské náměstí/Platz, in einer Nische des Gebäudes des neuen Prager Rathauses, steht die Statue eines dunklen Ritters, der so manchen Besucher an Darth Vader aus Star Wars erinnert. Mit diesem schwarzen Ritter ist allerdings eine der alten Prager Legenden verbunden, die mit der kosmischen Saga nicht zusammenhängt.

Die Platnéřská Straße wurde nach den Plattnern benannt, also den mittelalterlichen Schmieden, die Rüstungen aus Eisenplatten herstellten. Gerade deren Werkstätten befanden sich im Mittelalter in dieser Straße und ihrer Umgebung. Der Legende nach verliebte sich einst vor langer Zeit ein Ritter in schwarzer Rüstung in die Tochter eines der Plattner. Das Mädchen wollte den Ritter allerdings nicht – und dieser erstach sie im Zorn aus Eifersucht auf ihre weiteren Verehrer. Das sterbende Mädchen verfluchte ihn und der Ritter versteinerte auf der Stelle. Der versteinerte Ritter wurde dann in der Straße ausgestellt, um andere an seine grausame Tat zu erinnern. Seine Seele kehrt jedoch alle hundert Jahre, zum Todestag und der Todesstunde des Mädchens zurück, um Frieden zu suchen. Befreien kann ihn angeblich nur ein unschuldiges Mädchen, dass es schaffen würde, ihm sein Vergehen zu vergeben.

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An diesen Orten stand einst wirklich das Haus Zum eisernen Mann mit der Statue eines schwarzen Ritters.

Diese könnt ihr heute im Museum der Hauptstadt Prag in Florenc sehen. Die ursprüngliche Platnéřská Straße sowie das Haus sind schon lange verschwunden und an die lokale Legende erinnert heute nur noch der „Darth Vader“ am Gebäude des Magistrats.

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11. Der Prager Golem q Josefov, Prag 1 – Altstadt ky Staroměstská k Právnická fakulta q Grab von Rabbi Löw, Alter Jüdischer Friedhof, Široká 3, Prag 1 – Altstadt q Statue von Rabbi Löw, Mariánské náměstí 2/2, Prag 1 – Altstadt q Altneu-Synagoge, Maiselova 18, Prag 1 – Altstadt

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ine der bekanntesten Prager Legenden ist die Legende vom Golem. In der jüdischen Mystik ist der Golem ein vom Menschen erschaffenes und zum Leben erwecktes Wesen, das keinen eigenen Willen hat und die Anweisungen seines Herren aufs Wort befolgt. Der Golem kann unterschiedliche Gestalten haben. Der Prager Golem, der in der Welt wohl am bekanntesten ist, hatte die Gestalt eines Menschen und wurde vom Rabbiner Jehuda Löw ben Becalel, bekannt als Prager Maharal, erschaffen. Rabbi Löw gehörte zu den bedeutendsten jüdischen Gelehrten seiner Zeit. An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert lebte er in Prag, wo er auch starb und am Alten Jüdischen Friedhof begraben wurde, wo ihr bis heute sein Grab sehen könnt.

Der Prager Golem erhielt den Namen Josille, eine Verniedlichung des Namens Josef. Seine Hauptaufgabe war es, das jüdische Ghetto vor Angriffen durch die Christen zu schützen, aber der Rabbiner nutzte ihn auch zum Haus- und Kirchendienst. Er belebte ihn mithilfe des Schems, den er dem Golem in den Mund legte. Der Schem war kein konkreter Gegenstand, sondern Gottes Namen auf die richtige Art auf eine Pergamentrolle beziehungsweise einen Zettel oder eine Kugel geschrieben. Gemäß jüdischer Tradition entnahm der Rabbiner dem Golem den Schem immer Freitagabend, damit er wie die Anderen auch am Sabbat ruhte.

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Einmal vergaß der Rabbi jedoch, den Schem aus dem Golem zu entnehmen und ging los, um den Gottesdienst in der Synagoge abzuhalten. Im Golem, der keine Arbeit erhalten hatte, sammelte sich allerdings eine ungeheuerliche Energie an, und so begann er, alles um sich herum zu zerstören. Sein Toben beendete erst der Rabbi, der ihm den Schem entnahm. Nach einer Version der Legende zerfiel der Golem danach zu Staub, weil der Schem während dem jüdischen Feiertag entnommen wurde, wenn keine Tätigkeit erlaubt ist. Nach einer zweiten Version entschied sich der Rabbi nach dieser Erfahrung selbst, den Golem nicht mehr zum Leben zu erwecken und legte ihn am Dachboden der Altneu-Synagoge ab, der seit dieser Zeit nicht mehr betreten werden darf.

Im 20. Jahrhundert fanden hier zwar zwei Untersuchungen statt, aber keine von ihnen belegte die Gegenwart des Golems, oder irgendetwas, das auf seine Existenz hinweisen würde.

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12. Der versteinerte Junge q Martinská 8, Prag 1 – Altstadt ky Národní třída

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irekt an der Grenze zwischen Alt- und Neustadt befindet sich eine der ältesten Kirchen in Prag mit einem seltsamen Namen, St. Martin in der Mauer. Diesen verdankt die Kirche ihrer Lage. Ursprünglich wurde sie in der Siedlung Újezd angelegt, die sich an diesem Ort befand. Beim Bau der Stadtmauer im 13.

Jahrhundert wurde sie allerdings in zwei Teile geteilt und der kleinere von ihnen wurde inklusive der Kirche Teil der Altstadt. Die Kirche war sehr nahe an der neu gebauten Stadtmauer und wurde so praktisch ein Teil davon. Gleich daneben befand sich eines der Tore in die Stadt, nach der Kirche Martinstor genannt.

Heute führt eine enge Gasse zwischen der Kirche und dem benachbarten Palais Platýz, die die Martinská Straße und die Národní třída verbindet. Gerade auf diese Gasse blickt von der Säule der Kirche mit grinsendem Mund der steinerne Junge. Scheinbar handelt es sich um einen Wasserspeier, ähnlich jenen, die ihr auf mittelalterlichen Kathedralen sehen könnt; ihr Zweck ist es, Regenwasser vom Dach und den Wänden des Gebäudes abzuleiten.

Die bizarre Statue ist mit einer Legende verbunden, die gleich in mehreren Versionen existiert.

Nach einer von ihnen handelt es sich um den versteinerten Dieb von Taubeneiern, der einen Passanten auslachte und von ihm verflucht wurde. Nach einer anderen Version handelte es sich um einen Helfer des Dachdeckers, der vom Dach aus den Priester auslachte, als dieser einem Sterbenden die letzte Ölung erteilte. Und die dritte spricht von einer unglücklichen Mutter, die ihren ungezogenen Sohn dafür verfluchte, dass er am Dach der Kirche herumlief.

Alle Versionen haben dasselbe Ende – der Junge wurde zur Strafe versteinert und grinst bis heute, über den Rand des Dachs geneigt, Passanten an. Das Mittelalter war wirklich kein Spaß!

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13. Das älteste Verkehrszeichen q Národní 416/37, Prague 1 – Altstadt ky Národní třída

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m Palais Platýz in der Nachbarschaft der Kirche St. Martin in der Mauer findet ihr eine weitere Prager Kuriosität – das älteste Prager Verkehrszeichen. Dieses befindet sich gleich neben der Einfahrt in den Hof des Palais von der Národní třída aus. Am ehesten würdet ihr es wohl als ein Hauszeichen oder Teil der Verzierung der Fassade ansehen. Es handelt sich jedoch um eine sehr unauffällige Statue einer Eule auf einem Ast, die hier wahrscheinlich vor mehr als 200 Jahren platziert wurde.

Teil des Palais waren damals auch Pferdeställe und Plätze für die Wagen der Kutscher (heute würden wir Parkplätze sagen). Die Kutscher fungierten einst wie heutige Transport- oder Spediteursfirmen – mit ihren Wagen transportierten sie schwere oder große Lasten und Waren. Die Eule war eine Art Vorgänger der heutigen Ampeln – sie zeigte den Kutschern an, ob im Stall frei war. Wenn sie gerade mit dem Kopf nach oben saß, konnten die Wagen hineinfahren. Wenn die Eule mit dem Kopf nach unten vom Ast hing, bedeutete das, dass die Einfahrt ins Platýz verboten war, weil die Stallungen voll belegt waren.

Während dieser 200 Jahre, die sie die Einfahrt bewacht, konnte die Eule beobachten, wie Pferdefuhrwerke nach und nach verschwanden und stattdessen Automobile und Straßenbahnen auftauchten. In den letzten Jahren verfolgt sie sicher mit Interesse auch den Aufstieg elektrischer und mechanischer Fahrräder und Tretroller, Skateboards, Hoverboards und verschiedenster weiterer Beschleunigungsgefährte. Das Zufußgehen über das Prager Kopfsteinpflaster ist seit Jahrhunderten immer gleichgeblieben – und gerade die Fußgänger sind die einzigen, die Zeit haben, die kleine Eule zu bemerken.

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Titel: Prag:Kinder, Das Geheimnis der goldenen Mohnkapseln und zwölf weitere interessante Geschichten aus Prag Text: @Prague City Tourism Illustrationen: Karolína Urbánková, Studio Arte, w studio-arte.cz Grafikdesign: Peppermint s. r. o.

Druck: ALL365, s. r. o.

Prag 2019, 1. Ausgabe Unverkäuflich © Prague City Tourism q Arbesovo náměstí 70/4, 150 00 Prag 5 w prague.eu