Tipi – Magazin für die Familie Sommer/2017

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Freie Zeit

Mentale Stärke Der Kopf spielt tatsächlich in allen Sportarten eine große Rolle. Körperliches Talent allein reicht im Leistungssport nicht aus. Das fängt bei der Motivation an. Bei schönem Wetter im Turnsaal zu schwitzen und nicht im Parkbad mit Freunden „abzuhängen“, ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg im Sport. „Natürlich tut man sich manchmal leid“, gibt Malina zu. „Aber man gewöhnt sich daran“, meint Jana. „Mittlerweile langweile ich mich sogar, wenn das Training ausfällt“, so Katharina. Irgendwann weicht die Überwindung der absoluten Notwendigkeit, ins Training zu gehen. Das hat auch Domenic (24) so erlebt.

Jana (17) hat bereits in mehreren professionellen Produktionen getanzt.

Bjarne (15) wärmt sich für das Training auf.

» Zuerst müsst ihr die innere Ruhe und Balance finden. «

„Disziplin, Durchhaltevermögen und Motivation sind immer die ersten Gedanken, wenn ich an die Zeit als Leistungsturner zurückdenke“, sagt der Tiroler. Der Lehramtsstudent in Sport und Chemie begann seine Sportkarriere bereits mit acht Jahren. Damals noch mit dem Ziel, Turmspringer zu werden. Mit zehn qualifizierte er sich für die Staatsmeisterschaften im Leistungsturnen und wurde in den Kader aufgenommen. „Nicht so gute Erinnerungen habe ich an die teilweise sehr harten

Ilja van den Bosch und ihre jungen, ehrgeizigen Elevinnen.

© Tom Mesic (2), Reinhard Winkler (2), Alfonso Hierro Delgado (1)

herrschung, Konzentration und Gemeinschaftssinn gefördert werden“, erklärt Sportpsychologin Andrea Engleder (siehe Interview S. 64). Sie arbeitet seit zehn Jahren in einer sportpsychologischen Beratungsstelle in Wien mit Nachwuchs-, Elitesportlerinnen und - sportlern aus unterschiedlichen Sportarten. Eine Förderung unter guten Rahmenbedingungen sei ihrer Meinung nach zu begrüßen: „Optimal wäre es, wenn der Schwierigkeitsgrad des Trainings etwas über dem Level liegt, auf dem sich das Kind befindet. Das verhindert, dass es zu einer psychischen und physischen Überlastung kommt und das Kind aus Frustration das Training abbricht.“ Im Ballettsaal geht es weiter. Diesmal zu „Das Imperium schlägt zurück“ aus dem Film „Star Wars“. „Zuerst müsst ihr die innere Ruhe und Balance finden“, lautet die Anweisung. Leichtfüßig zeigt die Trainerin die nächsten Schritte vor – „Plié, dann Tendu bis ins Adagio.“ Am Schluss sollte das Bein mehr oder weniger senkrecht nach oben gestreckt sein. Die Tanzlehrerin setzt sich in die Mitte der Spiegelwand, von wo aus sie den besten Blick hat, und beobachtet genau. „Nicht aufgeben, bevor ihr es überhaupt probiert habt“, ruft sie aufmunternd in die Runde. „Zuerst entscheiden wir uns im Kopf, und dann machen wir es!“

Trainingsbedingungen.“ Fachlich hätten seine Lehrer nichts vermissen lassen. „Didaktisch waren sie aber relativ schwach“, so Domenics Urteil. Kunstturnen ist ein Sport, der nicht ohne eiserne Disziplin und intensive Vorbereitung auskommt. „Mit der Art und Weise, wie die Trainings durchgeführt wurden, haben wir meistens erreicht, was wir wollten. Ich hätte mir aber eine individuellere Förderung gewünscht.“ Hier hakt auch die Sportpsychologin ein: „Im Vordergrund steht die Freude des Kindes an der Ausführung der Sportart. Zwang, Druck und Angst sind keine guten Begleiter.“ Begleiter Je jünger die Kinder, desto wichtiger ist die Rolle der Eltern. Denn sie unterstützen nicht nur emotional und trösten, sondern übernehmen auch Fahrtendienste. „Meine Eltern haben mich stets motiviert, aber niemals gedrängt, in den Leistungssport einzusteigen. Vielleicht, weil meine Mutter som m er 2017 |

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