Essen und Gesundheit
Bitte ganz tief einatmen! Hört sich doch babyleicht an. Aber dahinter steckt eine komplexe Technik: Atemtechnik kann, bewusst angewandt, kleine Wunder bei unseren Kindern bewirken. Die Atmung hat Einfluss auf Gemütszustände, körperliche Leistungsfähigkeit und kann sogar Schmerzen lindern. Wie das genau funktioniert, erfahren wir von einem Atemcoach. von heidrun henke
Atemcoach Scott Macdonald kann man für einzelne Sessions buchen, außerdem hält er Workshops und Seminare ab. Weitere Infos auf seiner Website: www.flow2.life
„Where the focus goes, the energy flows!“ Im Sommer wurde unser Sohn Henri mit einer Platzwunde am Kopf ins Krankenhaus gebracht. Trotz bester und liebevoller Versorgung brannte es höllisch. Der einfühlsame Arzt versuchte ihn während der Behandlung in ein Gespräch über Fußball zu verwickeln und so abzulenken. Doch Henri, im Gegensatz zu den meisten 7-jährigen Burschen, interessiert sich leider nicht für Fußball. Neuer Versuch. Der Arzt probiert, den kleinen Patienten mittels Konzentration auf seine Atmung abzulenken: „Atme mal tief ein und laaange aus ...“ Das funktionierte! So entdeckte der kleine Henri mit der Atmung ein Tool, mit dem er den Schmerz irgendwie regulieren konnte – indem er den Fokus einfach auf etwas anderes lenkte. Das Tolle daran: Den Atem haben wir immer dabei, in jeder Situation. Und so kam es, dass Henri zum persönlichen Helden des Arztes wurde: „Für mich bist du
der tapferste Bub des heurigen Sommers in unserem Krankenhaus!“ Auch dieser Satz tat sein Übriges, die Schmerzen schneller zu vergessen und wirkte wie Balsam auf Seele und Wunde unseres Sohnes. Wir aber wollten das mit der Atmung genauer wissen und trafen Scott Macdonald. Der ausgebildete Atemcoach zeigt Menschen, wie sie ihr Leben durch die richtige Atmung verbessern können. Jawohl, ihr Leben! „Atme besser, lebe besser“ steht groß auf seiner Website. Er selbst hat durch Atemtechnik sein Leben zum Besseren gewandt und konnte damit nicht nur seine chronischen Schmerzen loswerden, sondern auch einen geplanten chirurgischen Eingriff abwenden. Heute ist er zertifizierter Wim-Hof-Instruktor, gibt Workshops zum Thema Atem- und Kältetraining, Oxygen Advantage und wird von Firmen und Sportlern gebucht. In letzter Zeit kommen auch immer häufiger Kinder zu ihm. Begonnen hat er mit Teenager-Sportlern, die ihre
Leistungsfähigkeit verbessern wollten, mittlerweile wird er auch von Kindergärten und Schulen gebucht, wo er den Kindern zeigt, wie sie wieder in Verbindung mit ihrem Atem kommen können und was dieser alles bewirken kann. Die richtige Atemtechnik hilft nämlich nicht nur bei Schmerzen, sondern auch beim Einschlafen, bei Ängsten, Stress, Überreizung, Hyperaktivität oder Traurigkeit. Aber auch ganze Gruppen können mithilfe der kollektiven Atmung auf die gleiche Frequenz eingependelt werden, sozusagen als Teambuilding-Maßnahme zur Vorbereitung auf das bevorstehende Match. Einatmen: Ich bin ein Superheld! Ausatmen: Ich helfe dir! „So wie unser körperlicher und geistiger Zustand die Atmung beeinflussen, beeinflusst auch umgekehrt der Atem unseren Körper und Geist“, erzählt Scott. Mit Kindergartenkindern arbeitet er vor allem in
66 | h er bst 2020
066_ATEMTECHNIK.indd 66
2020. 09. 16. 13:00