EINMAL HANS MIT SCHARFER SOSSE. KINOSTART 12.06., D 2013, REGIE Buket Alakus, MIT Idil Üner, Adnan Maral, Siir Eloglu, Sesede Terziyan, Julia Dietze, Max von Thun, Steffen Groth, FILMLÄNGE 89 Min. © Thimfilm
BEZIEHUNGS
WEISE
Zwischen zwei Welten Zu türkisch, aber auch zu deutsch: Eine Familie kämpft mit ihrer Identität – und einem muslimisch-griechischen Chor.
E
inen machistischen Türken will sie nicht als Partner, aber auch keinen temperamentlosen Deutschen. Und – am allerschlimmsten – auf gar keinen Fall einen Deutschen, der lieber Türke wäre! Die Mischform muss in Sachen Dynamik doch zu finden sein! „Einmal Hans mit scharfer Soße“ wäre gut, beklagt sich Hatice. Grund zur Klage hat sie: Der 34-jährigen, allein in Hamburg lebenden Journalistin (Idil Üner, Im Juli) sitzt die gesamte Familie im Nacken. Beispielsweise der Vater, weil die älteste seiner drei Töchter bei aller Schönheit langsam schon als „Ladenhüter“ gilt. Oder ihre jüngere Schwester Fatma, weil sie eine tickende Zeitbombe ist: Sie ist schwanger, was der Herr Papa nicht wissen darf, und will schleu-
nigst ihren Auserwählten heiraten. Kann sie aber nicht: Denn zuerst muss die Älteste, Hatice, unter die Haube, findet Vater Ismail. Hatice hat alle Hände voll zu tun: Ihre Selbstbestimmung zu wahren, es aber auch all ihren Familienmitgliedern recht zu machen – und einen Mann hätte sie theoretisch auch gerne, aber bitte ohne Druck, dafür mit Verliebtsein. WIE MAN LEBEN SOLL „Wir Türken in Deutschland haben immer ein anatolisches Dorf dabei“, klärt Hatice den Zuschauer recht schnell auf: Die Stimme des kulturellen Gewissens – hier als kleiner, aber lauter, imaginärer muslimisch-griechischer Chor inszeniert –, die ständig flüstert, dass der Rock, den man im Begriff
ist anzuziehen, zu kurz, ja, fast eine Unterhose ist, dass ein türkisches Mädchen so nie auf die Straße gehen würde. Was Hatice, während sie mit all den Erwartungshaltungen jongliert, übersieht: Auch die anderen Familienmitglieder kämpfen mit diesen eingeflüsterten Rollenmustern und dem Finden ihrer deutsch-türkischen Identität, mit dem Gefühl, „zu türkisch, aber auch zu deutsch“ zu sein. Temporeich und mit ironischer Note geht Regisseurin Buket Alakus (Eine andere Liga) die Verfilmung des autobiografisch gefärbten Bestsellers von Hatice Akyün an, ganz im Sinne von Türkisch für Anfänger oder Almanya – Willkommen in Deutschland. einmalhansmitscharfersosse-derfilm.de
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