Power to Flex Magazin Deutsch

MAGAZIN ÜBER NACHHALTIGE ENERGIEN, WASSERSTOFF UND INNOVATION IM NORDEN

KREISLAUFENERGIE AUS KÜCHENABFALL In Groningen entsteht Strom aus Essensresten.

NETZUNABHÄNGIGE SOLARENERGIE Nachhaltiges Kompetenzzentrum zeigt, was geht.

WISSENSAUSTAUSCH BRINGT UNS VORAN Unternehmen und Hochschulen suchen nach neuen Lösungen.

Gehört Wasserstoff wirklich die Zukunft?

Deutsche und niederländische Experten arbeiten gemeinsam an erneuerbaren Energien 1

“Energie geht nie verloren.”

Léon van Nisselroy

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IM FOKUS

MAGAZIN IM NORDEN ÜBER

nachhaltige Energien, Wasserstoff und Innovation 16 SELBST SOLARENERGIE ERZEUGEN 3N zeigt mit experimentellem Energiecontainer, wie Netzunabhängigkeit geht.

20 GEHÖRT WASSERSTOFF DIE ZUKUNFT? Fehler führen zu Lösungen - 31

Forscher Harm Lok sucht erfolgversprechende Lücken in physikalischen Gesetzen zur Optimierung der Elektrolyse.

28 ENERGIE AUS KÜCHENABFALL Küchenabfall ist ein Rohstoff, der sich vielfältig einsetzen lässt. In Groningen entsteht daraus Kreislaufenergie.

Netzunabhängiger Container - 16

31 OHNE FEHLER KEINE LÖSUNGEN Aus Fehlern kann man viel lernen, aber man muss sich trauen. Wer Neues schaffen will, braucht Mut zu scheitern.

36 VIER FRAGEN ZUM WASSERSTOFFANTRIEB

Wasserstoffantrieb- 36

In Sachen Wasserstoff und Verkehr tut sich etwas. Aber wie funktioniert das und ist Wasserstoff wirklich nachhaltig?

Energie aus Essensresten - 28

Wasserstoff durch Elektrolyse - 20

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INHALTSVERZEICHNIS

“Gemeinsam an intelligenten Lösungen für nachhaltige Energien und die Zukunft unserer Kinder arbeiten.”

IN HALT 6 Wir stehen vor einer riesigen Herausforderung 12 Ein quicklebendiges Testlabor für Energieprojekte 14 Speicherung erneuerbarer Energien 16 Selbst Solarenergie erzeugen 19 Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse 22 Übersicht der Projektpartner 24 Zusammenarbeit an erneuerbaren Energien 27 Energie aus Küchenabfall 30 Ohne Fehler keine Lösungen 32 Lässt sich ein Neubauviertel tatsächlich mit Wasserstoff beheizen?

34 Vier Fragen zum Wasserstoffantrieb 36 Wasserstoff tanken 38 Familienbetrieb macht Wasserstoff zum Trendthema 42 Nachwort und Impressum

Denkarbeit für den netzunabhängigen Energiecontainer - 16

VORWORT

LI E B E LE SERINNEN U N D LESER, die Energiewende ist kein Zukunftsprojekt mehr.

Sie ist Gegenwart und wir sind mittendrin! Mit Eingang des Projekts Power to Flex vor vier Jahren war das nicht unbedingt anders. Der Norden Deutschlands und der Norden der Niederlande bestanden aus einem Flickenteppich von vielen kleineren und größeren Initiativen, die jede für sich einen eigenen Nischenmarkt bedienten. Anno 2020 präsentiert sich uns ein anderes Bild. Sowohl der Norden der Niederlande als auch der Norden Deutschlands kartieren mit ihren Wasserstoffstrategien eine gesamtgesellschaftliche Route für unsere Region, die uns in ihrem Ergebnis zu einer grünen Wasserstoffwirtschaft führen soll. Eine wichtige Etappe, in der wir uns in absehbarer Zeit von der Nische heraus und hin zum Mainstream bewegen und somit erneuerbare Energien zu den tragenden Säulen eines neuen Energiesystems werden.

Dieser Prozess, liebe Leserinnen und Leser, kann vor allem dann beschleunigt werden, wenn wir begreifen, dass der grundlegende Umbau unseres Energiesystems im Wesentlichen ein Bündnis zwischen öffentlichen wie auch privaten Akteuren, Bildungseinrichtungen und nicht zuletzt Bürgerinnen und Bürgern voraussetzt. Das INTERREG V A-Projekt Power to Flex demonstriert in diesem Kontext die Verzahnung einzelner Akteure, wie ich finde, sehr treffend: Der öffentliche Sektor setzt gesetzliche Rahmenbedingungen und schafft Anreize zum Ausbau von Schlüsseltechnologien, wissenschaftliche Einrichtungen liefern einen wichtigen Beitrag in der Erforschung neuer oder noch nicht ausgereifter Technologien, Unternehmen beschäftigen sich ausgehend von diesen Erkenntnissen mit der Entwicklung von konkreten, neuartigen Produkten und Dienstleistungen und suchen nach Absatzmärkten.

Konsumenten wiederum definieren die Nachfrage und damit auch den Absatzmarkt.

Daneben können Bürgerinnen und Bürgern auch Energieproduzenten oder politische Mitgestalter sein.

In den vergangenen vier Jahren haben 18 Projektpartner aus dem öffentlichen und privaten Sektor sowie Hochschuleinrichtungen aus dem Ems-Dollart-Gebiet grenzübergreifend innerhalb von drei primären Anwendungsbereichen von grünem Wasserstoff zusammengearbeitet. Von der flexiblen Energieversorgung mit erneuerbaren Energien privater Haushalte und Unternehmen bis hin zu mit Wasserstoff angetriebenen Brennstoffzellen von Autos. In diesem Magazin möchten wir Ihnen nun das Ergebnis dieser intensiven und, wie ich finde, sehr gelungenen Zusammenarbeit präsentieren. Getreu dem Motto “der Weg ist das Ziel“ werden wir dabei dem Weg hin zur Erreichung der gesteckten Projektziele, also dem Innovationspfad, besondere Aufmerksamkeit widmen.

Welche Erfahrungen machen Unternehmer im Zusammenhang mit der Entwicklung und dem Verkauf neuer Wasserstoffinnovationen?

Welche Ängste und Hoffnungen verknüpfen Bürgerinnen und Bürger mit der grünen Wasserstofftechnologie? Warum beflügelt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Norden die Energiewende in unserer Region? Welche Rollen und Aufgaben hat der öffentliche Sektor im Übergang zu nachhaltigen Wirtschaftsstrukturen? All diese und noch mehr Fragen versuchen wir in diesem Magazin für Sie zu beantworten. Ich wünsche Ihnen im Namen aller Projektpartner viel Lesespaß und neue, anregende Erkenntnisse.

Anne Pütz Projektleiterin Power to Flex

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WIR STEHEN VOR EINER

RIESI GEN HERAUSF ORDERU N G Die Auswirkungen des weltweiten Klimawandels sind spürbar.

Die Lösung liegt in Energieeinsparung und in der Art der Energieträger, die wir nutzen.

Es wird Zeit, anders an Energie heranzugehen.

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Weltweit satteln Menschen von fossiler zu erneuerbaren Energien um.

Nachhaltige Energie ist sauber und steht unbegrenzt bereit. Der einzige Nachteil liegt in den großen Schwankungen ihrer Verfügbarkeit.

Mal ist Windstärke 4 und mal ist es windstill. Einen Tag verdecken Wolken die Sonne, am nächsten scheint sie mit voller Kraft.

Im Norden Deutschlands und der Niederlande ist das bereits ein Problem. Das Stromnetz ist für hohe Einspeiseleistungen nicht ausgelegt, weshalb Wind- und Solarparks mitunter vorübergehend abgeschaltet werden.

Dadurch geht wertvolle Energie verloren.

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Text: Sandra de Jong

10Fotografie: Hanneke Laaning

Es gilt, nachhaltige Energie zu speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt abrufen zu können.

Möglichkeiten dazu gibt es viele. Firmen und Wissenseinrichtungen suchen zusammen mit dem öffentlichen Sektor nach zukunftsfähigen Lösungen.

In Sachen Energie stehen wir alle vor derselben Herausforderung.

Lassen Sie uns deshalb gemeinsam an der Lösung arbeiten.

Wer sein Know-how und seine Erfahrungen bündelt, weiß mehr und kann mehr erreichen. Der öffentliche Sektor unterstützt Kooperationsprojekte wie Power to Flex. So finden wir neue Lösungen.

Nachhaltige Energien und eine nachhaltige Zukunft für uns alle.

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“Energie geht nie verloren.”

Léon van Nisselroy & Johannes Boshuizen

WIE POWER TO FLEX ENTSTAND

Ein quicklebendiges Testlabor für Energieprojekte Wie der Rest der Welt steht auch der Norden der Niederlande und Deutschlands vor einer großen Herausforderung: Wie schaffen wir es, dass nachhaltige Energie bereitsteht, wenn wir sie brauchen?

Mit staatlicher Förderung werden Wirtschaft und Lehre unterstützt, gemeinsam Lösungen für diese Fragestellung zu finden. So entstand vor sechs Jahren das Projekt Power to Flex. “Gründungsväter“ Johannes Boshuizen und Léon van Nisselroy blicken in einem Interview auf ein besonderes Kooperationsprojekt zurück.

Was inspirierte Sie zu der Idee für Power to Flex?

Boshuizen: “Es passierte schon viel im Bereich nachhaltiger Energien und ihrer Speicherung. Langsam war es an der Zeit, Unternehmen einzubinden und Ideen tatsächlich umzusetzen.“ Van Nisselroy: “Mit Power to Flex wollten wir die vielen kleinen Inseln miteinander verbinden und Organisationen die Möglichkeit zum effektiven Wissensaustausch bieten.”

Wie beginnt man ein solches Projekt?

Van Nisselroy: “Wir suchten Unternehmen und Wissenseinrichtungen, die sich gegenseitig ergänzen. Wir wollten Menschen zusammenbringen, damit sie neue Kunden, Kenntnisse und Erfahrungen auftun.”

Boshuizen: “Die Resonanz war sofort sehr positiv.

Natürlich läuft nicht immer alles glatt. Ein Unternehmen zum Beispiel, das zunächst vielversprechend schien, ist später abgesprungen. Eine andere Initiative, die ich für viel zu ehrgeizig und komplex hielt, hat jetzt die ersten Kunden!”

Warum braucht man überhaupt staatlich geförderte Projekte für so etwas? Können Organisationen nicht selbst zusammenfinden?

Boshuizen: “Gerade bei Initiativen, wo noch vieles in den Kinderschuhen steckt, ist staatliche Förderung unerlässlich. Manche scheuen beispielsweise vor der Kooperation mit ausländischen Organisationen zurück. Ein Projekt wie Power to Flex kann solche Hemmschwellen überwinden helfen.”

Van Nisselroy: “Auch die Wahl der Teilnehmer ist wichtig. Wir suchten die Organisationen nach Mehrwert und Machbarkeit aus. So schafft unser Projekt den Nährboden für langfristige Kooperationen. Klasse, dass es staatliche Mittel gibt, um Organisationen bei der Verwirklichung nachhaltiger und innovativer Vorhaben zu unterstützen.”

Power to Flex ist ein befristetes Projekt. Wie sehen Sie die Zukunft für nachhaltige Energien?

Van Nisselroy: “Zum Glück geht Energie im Prinzip nie verloren. Die Herausforderung liegt darin, diese Energie verfügbar zu machen und zu halten – unabhängig von Zeit und Ort. Dass sich für aktuelle Herausforderungen Lösungen finden lassen, dafür ist Power to Flex ein Beleg. Mich freut auch, dass so viele Leute und Unternehmen bereit sind, neue Dinge einfach auszuprobieren.”

“Toll, dass wir auf der Grundlage vorhandener Technologien gemeinsam neue Lösungen finden können.”

Boshuizen: “Ich bin gespannt, was noch passieren wird.

In den vergangenen sechs Jahren hat sich viel getan.

Viele Projekte, die nun marktreif sind, steckten damals noch in den Anfängen. Ich weiß zum Beispiel noch, dass Entrance in Groningen nur ein matschiges Feld mit zwei Containern war. Jetzt hat sich daraus ein quicklebendiges Testlabor für Initiativen und Kooperationen entwickelt.

Es gibt so viele Chancen und Kompetenz in der Region. Toll, dass wir auf der Grundlage vorhandener Technologien gemeinsam neue Lösungen finden können.”

Text: Sandra de Jong Fotografie: Hanneke Laaning

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Speicherung erneuerbarer Energien Sonne und Wind erzeugen mal zu viel und mal zu wenig Strom. Wer erneuerbare Energiequellen optimal nutzen will, muss intelligente Speichermethoden fĂźr ĂœberschĂźsse finden.

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Wir alle verbrauchen Energie, den lieben langen Tag: Nach dem Aufstehen schalten wir Licht, Wasserkocher, Heizung ein und stellen uns vielleicht unter die Dusche. Von früh bis spät verbrauchen wir Strom und Gas. Und außer an der Stromrechnung merken wir das gar nicht.

“Energie ist unsichtbar und damit auch nicht greifbar.”

Im emsländischen Werlte will man daran etwas ändern. In einer ehemaligen Kaserne entwickelt das Team des 3N Kompetenzzentrums einen experimentellen Energiecontainer.

Unterstützt von anderen Unternehmen untersucht 3N die Möglichkeiten eines mobilen, komplett netzunabhängigen Arbeitscontainers. Der Energiecontainer wird nicht ans Stromnetz angeschlossen, sondern erzeugt selbst Energie. So lässt er sich beispielsweise als Infozentrum in einem Naturschutzgebiet oder als Büroeinheit an einer abgelegenen Baustelle oder bei einem Festival einsetzen.

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PIONIEREN IN HOOGEVEEN

Energie selbst erzeugen Der experimentelle Energiecontainer zeigt, wie das geht.

Hoe werkt elektrolyse?

Water bestaat uit water en zuurstof, oftwel H2O. Met elektrolyse zet je water als het ware onder stroom door er elektrodes in te plaatsen. Het water splitst zich dan in waterstofgas en zuurstof. Als je het waterstof later weer in aanraking brengt met zuurstof komt er enorm veel energie vrij. Genoeg om een auto te laten rijden of een laptop op te laden.

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“In zehn Jahren wissen wir nicht mehr, warum wir überhaupt auf fossile Energien gesetzt haben.”

Intelligenter Energiecontainer Einer der Technikexperten von 3N, der an diesem Projekt von Anfang an beteiligt war, ist Harald Fricke. Er ist von den vielen Möglichkeiten des Containers begeistert. “Die von den Solarzellen und einer Wärmepumpe erzeugte Energie wird äußerst effizient genutzt und gespeichert, weil ein intelligentes System alles misst und steuert.“ Schräg am Container lehnt eine 60-m²-Wand mit Sonnenkollektoren.

Der photovoltaisch erzeugte Strom wird direkt von einem Kühlschrank oder einem PC verbraucht, an ein elektrisches Wärmepaneel geleitet oder in einem Akku gespeichert.

Seitlich des Containers steht eine Wärmepumpe, die den Raum über ein Lehm-Wandpaneel mit Warmwasser beheizt. Was nicht gleich benötigt wird, wird in einen Warmwasserspeicher geleitet.

Frickes Kollege Philipp Rüschen erläutert: “Mit der Energie lässt sich zum Beispiel ein Bürocontainer einen Großteil des Jahres netzunabhängig nutzen. Er liefert genug Strom und Wärme für einen PC, eine Lampe, einen Wasserkocher, einen Kühlschrank, eine Mikrowelle, eine Kaffeemaschine, ein E-BikeLadegerät und das Steuersystem des Containers.“

Nachhaltige Energiequellen Der Energiecontainer erzeugt derzeit noch nicht genug Strom und Wärme für das gesamte Jahr. Im Winter wird mehr Wärme benötigt, während die Sonne weniger Energie spendet. Deshalb wollen Rüschen und Fricke neben dem Container zwei kleine Windräder aufstellen.

Fricke: “Mit dem Wind haben wir eine wichtige zusätzliche nachhaltige Energiequelle.

Wenn wir es schaffen, diese Energie noch intelligenter zu speichern, ist viel gewonnen.“ Im Innern des Containers befindet sich ein Monitor, der alle Energieströme ersichtlich macht.

Er zeigt, wie viel Strom erzeugt wird, wie viel noch verfügbar ist und welche Geräte gerade Strom verbrauchen. Somit lässt sich nicht nur untersuchen, wie der Container am besten genutzt werden kann. Er sensibilisiert die Nutzer auch dafür, dass Energie nicht unbegrenzt abrufbar ist. Der Container macht Energie sichtbar und konkret. Damit regt er zum Nachdenken an. Ähnlich wie beim Abnehmen denkt man erst dann darüber nach, wie viele Kalorien ein Cappuccino hat und wie lange es dauert, diese wieder zu verbrennen. Genauso vermittelt der Container einen Einblick in die Energie, die man selbst erzeugt und wofür man sie verwenden kann.

Jeder kann auf seine Weise Energie sparen Fricke: “Zum Glück werden immer mehr Wege gefunden, Energie nachhaltig zu erzeugen und zu speichern.“ Rüschen bestätigt das: “Technisch ist vieles möglich. Es muss noch viel erforscht werden, aber es gibt genug Ideen, die wirklich Perspektiven bieten.

Allerdings muss den Menschen bewusst werden, dass damit nicht alle Probleme aus der Welt sind.

Mit technischen Innovationen allein lösen wir das Energieproblem nicht. Wir alle müssen auch Energie einsparen.“ Fricke ist überzeugt, dass beispielsweise die Wärmedämmung von Häusern ebenso wichtig ist wie die Erzeugung nachhaltiger Energien. “Wir müssen die Wärmedämmung vorantreiben.

Wir können uns zusätzlich fragen, ob es wirklich notwendig ist, dass wir alles so groß wohnen oder ob es auch etwas kleiner und damit energieeffizienter ginge.“ Philip Rüschen: “Das Gute ist, das jeder Energie sparen kann, wie es zu ihm passt: Der eine isoliert sein Haus und installiert Sonnenkollektoren, der andere lässt öfter mal das Auto stehen oder kauft weniger Sachen.

Es gibt nicht nur den einen Weg, Energie zu sparen. Deshalb kann auch jeder etwas tun.“

Text: Sandra de Jong Fotografie: Hanneke Laaning Harald Fricke & Philipp Rüschen

WASSERSTOFF DURCH

ELEKTROLYSE

WA SSE R S T O F F & E L E K T R O LY SE

GEHÖRT WASSERSTOFF WIRKLICH ZUKUNFT? Forscher Harm Lok sucht erfolgversprechende Lücken in physikalischen Gesetzen.

Am Rand der Stadt Groningen liegt der Hochschulkomplex Zernike Campus. Seinen Namen verdankt er nicht ohne Grund dem niederländischen Physiker und Nobelpreisträger Frits Zernike. Hier sind die technischen Studiengänge der Groninger Universität und der Hanzehogeschool beheimatet ebenso wie innovative Unternehmen. Am äußeren Rand des Zernike Campus liegt das Kompetenzzentrum für nachhaltige Energie: Entrance. Neben einem Feld mit Sonnenkollektoren steht ein Schuppen aus Stroh und etwas weiter weg sieht man Container mit unzähligen Rohren. Hier dreht sich alles um erneuerbare Energien und vor allem um Wasserstoff. Studierende, Firmen und Wissenschaftler erforschen Wasserstoff und das erforderliche Elektrolyseverfahren.

Elektrolyse-Experte Harm Lok arbeitet auf dem Gelände von Entrance mit anderen Wissenschaftlern und Unternehmen zusammen. Sein Ziel: Die Optimierung des Verfahrens, damit Wasserstoff noch mehr Energie freisetzt. Lok: “Will man nachhaltige Energie speichern, gehört Wasserstoff die Zukunft. Man kann das Gas in einen großen Behälter so lange speichern, bis es als nachhaltige Energie benötigt wird. Allerdings ist der Wirkungsgrad von Wasserstoff noch viel zu niedrig. Die Ausbeute muss spürbar erhöht werden. Derzeit gehen bei der Speicherung von Energie in Wasserstoff etwa 50 % verloren und bei der späteren Umwandlung in Strom noch einmal.“

Keineswegs pessimistisch Das lässt die Aussichten düster erscheinen, aber Lok ist keineswegs pessimistisch. “Weltweit wird auf unterschiedlichsten Wegen untersucht, wie der Wirkungsgrad erhöht werden kann. Auch bei Entrance befassen wir uns mit dieser Frage. Es gibt verschiedene Ansätze. Man kann beispielsweise die Temperatur oder den Druck des Wassers im Elektrolyseur verändern oder untersuchen, wie sich die Gasblasen einfacher lösen.

Auch das Experimentieren mit anderen Materialien für Elektroden oder Membran ist vielversprechend.“ Lok sucht den Weg zur Optimierung des Elektrolyseverfahrens hauptsächlich im Einsatz von moduliertem Strom. “Wenn man keinen Gleichstrom durch die Elektroden schickt, sondern den Strom sozusagen in kleine Stücke schneidet, bewirkt man viel.

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Man sieht deutlich, dass der Prozess dann effizienter wird. Damit lässt sich viel erreichen.“

Wege finden, die andere nicht sehen Dass bei der Elektrolyse die Spannung variieren kann, erkannte man schon vor rund 40 Jahren. Die meisten Wissenschaftler sahen jedoch nicht, dass sich damit die Ausbeute erhöhen lässt. Kollege und Energieexperte Ted Wildenberg erläutert, warum: “Das wissenschaftliche Establishment wollte nicht hinter die Grenzen bestimmter Naturgesetze schauen. Jeder sagte: ‘So geht das und nicht anders!‘ Man traute sich nicht umzudenken. Harm Lok fand einen Weg, den andere nicht sahen, und diesen Weg untersucht er nun sorgfältig. Mit Erfolg, denn damit lässt sich eine Optimierung von 10 bis 15 % bewirken.“

“Harm Lok fand einen Weg, den andere nicht sahen.”

Lok: “Als ich die erste Testanordnung gebaut hatte, waren viele Experten skeptisch bis ablehnend. Ich war aber überzeugt, dass es funktionieren würde. Es ist wichtig, neue Ideen nicht gleich über Bord zu werfen, sondern offen zu bleiben.“ Das Kooperationsprojekt Power to Flex bot die Möglichkeit, die Idee weiter zu untersuchen. “Wir wollen wissen, warum die Effizienz erhöht wird. Dass es funktioniert, wissen wir.

Gemeinsam mit anderen möchte ich aber herausfinden, wie es funktioniert. Dann lassen sich nämlich noch größere Fortschritte erzielen.“

Fortschritte durch Wissensaustausch Standen manche Loks Arbeit noch vor wenigen Jahren skeptisch gegenüber, so haben sich die Zeiten jetzt gewandelt. “Durch Kooperationsprojekte wie Power to Flex ist man offener für eine Zusammenarbeit.

Das ist wichtig, denn wir stehen alle vor denselben Herausforderungen. Wenn man sich gegenseitig hilft, kommt man weiter. Ich habe eine Anordnung gebaut, die im wahrsten Sinne des Wortes transparent ist. Ich bin für Offenheit, denn so nur können wir Wissen austauschen und die Sache voranbringen.“

WIE FUNKTIONIERT ELEKTROLYSE? Harm Lok erklärt.

Wasser (H2O) besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff. Bei der Elektrolyse wird Wasser mithilfe von Elektroden quasi unter Strom gesetzt.

Daraufhin spaltet es sich in Wasserstoff und Sauerstoff. Bringt man den Wasserstoff später wieder mit Sauerstoff in Berührung, werden große Mengen Energie freigesetzt. Genug zum Aufladen eines Laptops oder Bewegen eines Autos.

Text: Sandra de Jong Fotografie: Hanneke Laaning

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Zusammenarbeit ohne Grenzen Das Projekt Power to Flex lässt sich von Staatsgrenzen nicht aufhalten. Firmen, Hochschulen und der öffentliche Sektor in Deutschland und den Niederlanden erarbeiten gemeinsam Lösungen für erneuerbare Energien.

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BETEILIGTE PARTNER

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WER MACHT MIT ?

1.

Provinz Groningen

2.

Hochschule Emden/Leer

3.

Cedel - Assen

4.

Energy Company - Haren Gn

5.

Oosterhof Holman - Grijpskerk

6.

Hanze Hogeschool - Groningen

7.

Holthausen - Hoogezand

8.

Jaske & Wolf - Lingen

9.

Nordwest Gruppe - Werlte

10. 3N - Werlte 11. INTIS - Lathen 12. Adverio - Groningen 13. Bioclear - Groningen 14. DLR - Oldenburg 15. Planet - Oldenburg 16. OLEC - Oldenburg 8

17. Stadtwerke Emden 18. Provinz Drenthe - Assen

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“Auf einmal rückt ein gesellschaftliches Ziel in greifbare Nähe.”

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GRENZÜBERGREIFENDE KOOPERATION

Zusammenarbeit für nachhaltige Energien Power to Flex ist ein europäisches Kooperationsprojekt für die Speicherung nachhaltiger Energien. Das Besondere ist sein grenzüberschreitender Charakter: Unternehmen, Hochschulen und Verwaltungen im Nordosten der Niederlande arbeiten mit Organisationen in Nordwestdeutschland zusammen. Insgesamt suchen rund zwanzig Partner gemeinsam nach innovativen Lösungen. Drei Beteiligte berichten über ihre Erfahrungen.

Wie beteiligt sich die EDR am Projekt Power to Flex?

ILONA HEIJEN Postition: Geschäftsführerin INTERREG/EDR Organisation: EDR Standort: Bad Nieuweschans

“Es ist viel wert, ein Thema von verschiedenen Seiten zu betrachten.”

Die Ems Dollart Region (EDR) unterstützt als grenzübergreifende Informations- und Koordinierungsstelle Kooperationen zwischen Bürgern, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Behörden mit Mitteln aus dem Förderprogramm INTERREG V A DeutschlandNederland. Da wir mit der Betreuung von Kooperationen umfassende Erfahrungen haben, sehen wir schnell, was für eine reibungslose Zusammenarbeit erforderlich ist.

Was hat die Zusammenarbeit gebracht?

Gerade bei so einem innovativen Thema wie nachhaltige Energien sind verschiedene Perspektiven von großem Wert. So lassen sich unterschiedliche Erfahrungen bündeln und man erreicht viel mehr.

Partner, die sich an einem Projekt wie diesem beteiligen, sind grundsätzlich offen und neugierig. Dadurch kommt echte Kooperation zustande, denn Zusammenarbeiten ist viel mehr, als sich gegenseitig Ideen vorzulegen. Auf einmal rückt ein gesellschaftliches Ziel in greifbare Nähe.

Ist grenzübergreifende Kooperation schwierig?

Das ist halb so wild. So groß sind die Unterschiede zwischen Menschen und Unternehmen in den Niederlanden und Deutschland gar nicht.

Und die kleinen Unterschiede, die es gibt, sind eine Bereicherung! Auch da kann man voneinander lernen.

Brauchen Sie Unterstützung in Fragen grenzübergreifender Kooperation in der Ems Dollart Region oder haben Sie einen Projektvorschlag? Die EDR-Koordinierungsstelle in Bad Nieuweschans hilft gern weiter. www.edr.eu

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Warum wollten Sie sich an dem Kooperationsprojekt beteiligen?

Das DLR hat vor einigen Jahren beschlossen, die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger eingehender zu untersuchen. Es verstand sich für uns von selbst, zu schauen, wie wir dabei mit anderen zusammenarbeiten konnten. Die Entwicklungen im Bereich Wasserstoff sind sehr innovativ und aktuell. Da wäre es schade, Wissen und Erfahrungen anderer nicht zu nutzen.

Was hat die Zusammenarbeit gebracht?

Der Wissens- und Erfahrungsaustausch ist für alle Beteiligten von großem Wert. Es motiviert einfach, sich gemeinsam mit solch innovativen Themen zu befassen. Man treibt sich in vielerlei Hinsicht gegenseitig an. Wenn man zum Beispiel sieht, wie tatkräftig sich der andere an die Arbeit macht, ist es leichter, selbst auch dranzubleiben.

Ist grenzübergreifende Kooperation schwierig?

MICHAEL KRÖNER Postition: Projektleiter Organisation: DLR Standort: Oldenburg

Die sprachlichen und kulturellen Unterschiede waren kaum ein Problem. Mir hat das viel Spaß gemacht und es war interessant. Dank der Unterstützung durch ein Projekt wie Power to Flex lernt man Leute kennen, denen man sonst nie begegnet wäre. Und über die Kooperationspartner haben wir wieder neue Menschen kennengelernt. So erweitert sich durch die Kooperation das eigene Netzwerk kontinuierlich.

“Ich möchte nachhaltige Energien voranbringen.”

Warum wollten Sie sich an dem Kooperationsprojekt beteiligen?

Ich befasse mich schon fast vierzig Jahre mit nachhaltigen Energien und möchte das Thema voranbringen. Deshalb war ich sofort begeistert. Es gibt Hoffnung für die Zukunft und ich will mein Scherflein dazu beitragen. Cedel hat jahrelange Erfahrungen mit Messen und Monitoring nachhaltiger Energien. Damit konnten wir andere Partner bei der Prozessoptimierung gut unterstützen.

Was hat die Zusammenarbeit gebracht?

Gemeinsam kann man Probleme besser lösen. Während des Projekts hat sich gezeigt, dass das tatsächlich so ist. Außerdem habe ich durch Power to Flex viele neue Leute kennengelernt.

Das eigene Netzwerk wird größer, auch international.

Ist grenzübergreifende Kooperation schwierig?

Kulturelle Unterschiede müssen kein Hemmnis sein, wenn man sie im Auge behält und offen und flexibel bleibt. Das Projektteam der Provinz Groningen hat dafür gesorgt, dass die gegenseitigen Kontakte weiter gestärkt wurden. Es fanden beispielsweise Treffen statt, bei denen jeder von seinen eigenen Aktivitäten berichtete, und es wurden gegenseitige Unternehmensbesuche organisiert. Darauf wurde großer Wer gelegt und das ist auch wichtig.

Text: Sandra de Jong Fotografie: Hanneke Laaning

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REMCO DE VRIES Postition: Technischer Leiter Organisation: Cedel Standort: Assen

ENERGIE AUS

KÜCHENABFALL

Küchenabfall ist ein Rohstoff, der sich vielfältig einsetzen lässt.

In Groningen entsteht daraus Kreislaufenergie.

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EN ERGI E AU S KÜ CH EN AB FALL In den Niederlanden werden täglich Lebensmittel weggeworfen, wie etwa Obst- und Gemüseschalen, Essensreste oder verdorbene Lebensmittel. Das passiert in Privathaushalten wie auch in der Wirtschaft und zwar in beträchtlichen Mengen. So landen in Krankenhäusern oder Kaufhausrestaurants wöchentlich 4000 bis 6000 kg Küchenabfälle auf dem Müll.

Für SwillPower ist das reine Verschwendung, denn Küchenabfälle enthalten wertvolle Stoffe, die man wiederverwerten kann. Sie lassen sich zum Beispiel in Kraftstoff für den eigenen Fuhrpark oder zur Beleuchtung und Beheizung gewerblich genutzter Gebäude aufbereiten. Wie wäre es, wenn ein Restaurant oder Krankenhaus die eigenen Küchenabfälle vor Ort in Energie umwandeln und sofort wiedernutzen könnte!

Kreislauf In einem Schuppen am Rande Groningens wird mit Hochdruck an der Verwirklichung dieser Idee gearbeitet. Inmitten anderer Unternehmen und Bildungseinrichtungen im Bereich nachhaltiger Energien steht die Testanlage von SwillPower. Zwei riesige grüne Fässer sind über Metall- und Glasrohre mit Rundkolben und etwas, das einem Güllefass ähnelt, verbunden. Die Anlage zischt und brodelt und es riecht ein bisschen nach Jauche. Richard Knegt von der Energy Company untersucht hier mit Jeroen Tideman von Bioclear Earth und Wim Vrieling von Adverio, wie sich die Effizienz der Anlage optimieren lässt. Knegt: “Derzeit führen wir noch viele Tests durch. Unser Ziel ist eine Anlage, die in einen Seecontainer passt und die ein Unternehmen quasi auf dem eigenen Parkplatz abstellen kann.“ Die Anlage funktioniert wie folgt: Die Küchenabfälle werden in einem Vorratsfass gesammelt und dann in ein Gärfass gepumpt, wo der Gärprozess einsetzt. Die von Natur aus vorhandenen Bakterien wandeln alle Wirkstoffe um und erzeugen dabei ein Gas, das gelagert wird.

“Wir wollen einen kompletten Kreislauf schaffen.”

Text & fotografie: Welmoed Wijma

Wim Vrieling, Jeroen Tideman & Richard Knegt.

PIONIEREN IN HOOGEVEEN

Nach 28 Tagen ist ein Gärrückstand zurückgeblieben, der als natürlicher Dünger verwendet werden kann.

Knegt: “Das so gewonnene Biogas enthält noch Schwefelwasserstoff, Ammoniak und Kohlendioxid.

Diese werden extrahiert und zur Wiederverwendung aufgefangen. Das verbleibende Gas ist reines Methan.

Und das ist sehr vielfältig einsetzbar. Man kann es in einer Brennstoffzelle speichern, in Strom umwandeln oder komprimiert als Brennstoff für Kraftfahrzeuge verwenden. So entsteht ein kompletter Kreislauf, in dem der gesamte Küchenabfall, rückgewonnen und wiederverwendet wird.“

Abfall als Rohstoff Tideman befasst sich bei SwillPower mit den biologischen Prozessen. Für ihn ist Küchenabfall ein Rohstoff. “Das ist ein wesentlicher Grundsatz der Kreislaufwirtschaft. Denn nach der Cradle-to-CradlePhilosophie ist Abfall gleich Nährstoff. So behandeln wir ihn auch. In Nahrungsresten stecken beispielsweise Mineralien. Diese Mineralien gelangen in den Gärrückstand, der seinerseits wieder in den Boden eingebracht wird, sodass Pflanzen besser wachsen.

Darüber hinaus wirft dieser Prozess Energie in Form von Biogas ab. Damit kann ein Gebäude nachhaltig beheizt oder die Beleuchtung gespeist werden.“

Verarbeitung vor Ort Knegt: “Das Gute an diesem System ist, dass der Abfall vor Ort verwertet und auch wiederverwendet werden kann.

Häufig werden Küchenabfälle mit Diesel-Lkws Hunderte von Kilometern transportiert, dann verbrannt, deponiert oder anderweitig entsorgt. Das alles ist unnötig, denn mit Anlagen wie dieser lassen sich die entsprechenden Kosten einsparen. Die gewonnenen Stoffe können vor Ort wiederverwendet werden. Das aus dem Biogas gewonnene Kohlendioxid kommt zum Beispiel in lokal gebrautem Bier zum Einsatz oder als Wachstumsbeschleuniger in Gewächshäusern.“

Innovative Zusammenarbeit Wim Vrieling hat die Anlage als technischer Ingenieur gebaut. Er erläutert die enge Zusammenarbeit: “Wir arbeiten wirklich zu dritt an dem Projekt. Vor drei Jahren haben wir angefangen und jetzt treffen wir uns wöchentlich, um die Fortschritte zu besprechen.“ Die Technologien, auf die SwillPower zurückgreift, sind nicht neu. Neu ist die Art und Weise, wie sie eingesetzt werden. Tideman: “Vergärung ist ein alter Hut und Brenner, Boiler und Brennstoffzellen gibt es auch schon ewig. Wir setzen diese Einzelteile jetzt nur wie Legosteine neu zusammen. Der Kunde kann wählen: Möchte er Gas für die Gebäudeheizung oder zum Kochen? Möchte er Strom, um seine Lampen leuchten zu lassen oder möchte er reines Methan zum Tanken? Alles ist möglich.“ Knegt ergänzt: “Viele dachten, dass wir verrückt sind und dass es nicht funktionieren wird, zu kompliziert ist. Tesla hat man anfangs aber auch belächelt. Als Wissenschaftler gehen wir anders an die Dinge heran.

Wir gehen erst einmal davon aus, dass es möglich ist.“

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Keine Lösungen ohne Fehler Die meisten haben Angst, Fehler zu machen. Und das, obwohl wir gerade aus Fehlern so viel lernen können. Neues braucht daher Mut – den Mut, Fehler zu machen.

An der Hochschule in Emden arbeiten Studierende und Lehrkräfte an technischen Lösungen für nachhaltige Energien. Weltweit wird in diesem Bereich geforscht. Passionierte Tüftler, erfinderische Wissenschaftler und innovative Unternehmen entwickeln unterschiedlichste Lösungen für das Energieproblem.

Ideen entwickeln, macht Spaß. Sie aber umzusetzen, dafür braucht es Mut. Schließlich merkt man erst, ob etwas funktioniert, wenn man es auch ausprobiert. Prof. Dr. Sven Steinigeweg von der Hochschule Emden berät Studierende und Unternehmen in Sachen Praxistauglichkeit nachhaltiger Innovationen. “Die erste Generation neuer Ideen birgt immer zusätzliches Risiko. Das gilt insbesondere für Unternehmen, denn für sie ist die wirtschaftliche Machbarkeit wichtiger als für Hochschulen oder den Staat.“

In der Praxis sehen, was funktioniert Gerade Unternehmen, die testen, ob eine Idee funktioniert, brauchen wir. Amortisiert sich die neue Idee auf lange Sicht? Gibt es einen Markt für das Produkt? Was ist praxisgeeignet? Prof. Dr. Steinigeweg: “Die Hochschule Emden war von Anfang an aktiv am Kooperationsprojekt Power to Flex beteiligt. Das ganze Projekt dreht sich um den praktischen Einsatz, die konkrete Umsetzung innovativer Ideen. Deshalb wurden auch kleine und mittlere Unternehmen eingebunden. Wir wollen mit unserer Bildungseinrichtung, mit Behörden und der Wirtschaft sehen, was in der Praxis klappt und was nicht.“ Als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet Adenike Bettinger eng mit Prof. Dr. Steinigeweg zusammen. In den vergangenen Jahren hatte sie zu zahlreichen niederländischen und deutschen Organisationen im Projekt Power to Flex Kontakt. “Gut ist, dass man nicht nur Unternehmen hilft, nachhaltige Lösungen auf den Markt zu bringen, sondern dass diese Lösungen auch sofort für jedermann sichtbar sind.“ Prof. Dr. Steinigeweg: “Wenn man neue Ideen nur als drögen Text oder Grafik sieht, ist es schwer, sich zu begeistern. Der autonome Energiecontainer vom 3N zum Beispiel spricht Menschen sofort an. So werden Ideen konkret und greifbar.“

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Text: Sandra de Jong Fotografie: Hanneke Laaning

Sven Steinigeweg, Adenike Bettinger & Studierende

Von Fehlern lernen Prof. Dr. Steinigeweg: “Die Pioniergeneration weiß nie genau, ob etwas funktioniert. Es kann immer etwas schiefgehen. Aber, aus Fehlern lernt man bekanntlich.

Deshalb ist es wichtig, solche Projekte zu fördern. Wenn man sich gegenseitig unterstützt, verringert sich das Risiko und man lernt schneller und mehr. Power to Flex hilft Ideenentwicklern der ersten Generation Neues zu schaffen, damit Unternehmen anschließend als Vorbild dienen und anderen zeigen können: ,Schaut her, das gibt es bereits, das funktioniert wirklich!‘ Nur so wird die Entwicklung vorangetrieben.“

Unverbrauchte Ideen Die Hochschule unterstützte in den vergangenen Jahren kleine und mittelgroße Unternehmen beim Bau von Prototypen und der Durchführung von Laborarbeiten.

“Die erste Generation neuer Ideen birgt immer zusätzliches Risiko.”

Bettinger: “Für SwillPower haben wir in der Anfangsphase mehrere Vorstudien durchgeführt. SwillPower erzeugt Wärme und Energie aus Küchenabfall. Wir haben im Vorfeld mehrere Substrate getestet. So fanden wir heraus, was nicht klappt, vor allem aber, was gut klappt. Wir haben Wissen konkret getestet, wodurch wir gemeinsam neue Strategien entwickeln konnten.“

Die Hochschule Emden wie auch die Hanzehogeschool Groningen setzen bei vielen dieser Untersuchungen auf Studierende.

Bettinger: “Mit Studierenden hat man Zugang zu einer neuen Generation mit unverbrauchten Ideen. Sie lernen von der Pioniergeneration und wir lernen von ihnen.“

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“ IN ZEHN J AH REN WISSEN WI R N I C HT MEHR, WARU M WI R ÜB ERHAU P T AU F FOSSILE EN ERGI EN GESET ZT H ABEN.” - Harald Fricke, 3N

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Lässt sich ein Neubauviertel mit Wasserstoff beheizen?

2020 entsteht im niederländischen Hoogeveen ein Wohnquartier, das seinesgleichen sucht. Nijstad-Oost ist das weltweit erste Neubauviertel, das komplett mit Wasserstoff beheizt wird. Kees Boer, Projektleiter der Gemeinde Hoogeveen erläutert, was dieses Vorhaben für die Zukunft bedeuten könnte.

Wie wird das Neubauviertal aussehen?

“Nijstad-Oost wird ganz normal aussehen, wie herkömmliche, erdgasbeheizte Wohnviertel auch. Alle Häuser erhalten einen regulären Erdgasanschluss und eine modifizierten Therme – beide sind wasserstofftauglich.“

“Mit dem Bau des Wohnviertels schaffen wir eine Blaupause für etwas völlig Neues. In Nijstad-Oost sollen die Einwohner über das vorhandene Gasnetz mit dem Energieträger Wasserstoff versorgt werden.

Gelingt das, steht eine nachhaltige Alternative bereit, die in größerem Maßstab für mindestens eine Million niederländische Haushalte nutzbar ist. Besonders ist: Nicht nur verschiedene Unternehmen, sondern auch Einwohner aus dem benachbarten Viertel ‘De Erflanden‘ engagieren sich für dieses Projekt. Auf lange Sicht möchten wir dort ebenfalls schrittweise von Erdgas auf Wasserstoff umstellen. Deshalb wurde ein unabhängiger Einwohnerrat gegründet, der weiß, was die Menschen bewegt, und der aktiv mitdenkt.“

“Wenn keiner den Anfang macht, passiert auch nichts.“ Warum Wasserstoff für ein Wohnviertel?

“In den Niederlanden wird immer mehr nachhaltige Energie über Photovoltaik und Windanlagen erzeugt.

Allerdings ist es so, dass zu bestimmten Zeiten zu viel dieser Energie anfällt. Das Überangebot kann man in Form von Wasserstoff speichern und dann bereitstellen, wenn die Energie benötigt wird. Ein großer Vorteil von Wasserstoff ist, dass sich das vorhandene Erdgasnetz dafür eignet und sich auch die gewohnten Erdgasthermen auf den Betrieb mit Wasserstoff umrüsten lassen. Das heißt, für den Umstieg auf eine nachhaltige Alternative entstehen relativ wenig gesellschaftliche Kosten, weil auf bereits Vorhandenes zurückgegriffen wird.“ 34

Text: Welmoed Wijma Illustration: atelier DUTCH

Was macht dieses Projekt so besonders?

PIONIERE IN HOOGEVEEN

Was ist für die Umstellung nötig?

“Das Projekt zielt auf den künftigen Einsatz von Wasserstoff. Die Kernfrage lautet derzeit: Ist das überhaupt möglich? Wir arbeiten gerade an den praktischen Herausforderungen.

Ein Beispiel: Die erforderliche Wasserstoffgastherme ist zwar schon entwickelt, aber sie muss genauso sicher sein wie eine herkömmliche Erdgastherme. erstofftherme in Betrieb nehmen.“ Die Testphase startet im März 2020 bei Entrance, dem Groninger Versuchslabor für Nachhaltigkeit der Hanzehogeschool.

Sobald Sicherheit und Zertifizierung gewährleistet sind, können wir die Wasserstofftherme in Betrieb nehmen.“ “Das Schöne ist, dass die Wasserstoff-Wirtschaft, wenn alles klappt, gehörig Auftrieb erhält. Die Windenergieerzeugung auf der Nordsee ist jetzt schon ordentlich und wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Sobald für diese Windenergie Wasserstofffabriken gebaut werden, können wir die Energieversorgung für Industrie und Privathaushalte mit Wasserstoff über das vorhandene Erdgasnetz vorantreiben. Das Potenzial ist da – im Prinzip fehlen nur kleine Schritte. Es muss nur jemanden geben, der diese Schritte geht. Wenn keiner den Anfang macht, passiert auch nichts.“

“Jeder weiß, dass sich etwas ändern muss.”

Hoe werkt elektrolyse?

Cigdem Zanthing, Vorsitzende des Einwohnerrats: “Wir können nicht wie bisher mit Energie umgehen. Jeder weiß, dass sich etwas ändern muss. Wasserstoff ist vielleicht eine neue Möglichkeit, unsere Wohnungen nachhaltig zu heizen. Als Mutter und Einwohnerin von Hoogeveen möchte ich unseren Kindern eine bessere Welt hinterlassen. Mit meiner Teilnahme am Einwohnerrat kann ich einen kleinen Beitrag dazu leisten. Die Einwohner unseres Viertels interessieren sich durchaus für das Thema Wasserstoff. Sie fragen sich vor allem: Was kostet es und welche Anpassungen sind notwendig? Diese Dinge werden jetzt untersucht und das ist gut. Irgendwo muss man ja anfangen.“

Water bestaat uit water en zuurstof, oftwel H2O. Met elektrolyse zet je water als het ware onder stroom door er elektrodes in te plaatsen. Het water splitst zich dan in waterstofgas en zuurstof. Als je het waterstof later weer in aanraking brengt met zuurstof komt er enorm veel energie vrij. Genoeg om een auto te laten rijden of een laptop op te laden.

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Der Wasserstoffzug in Bremervörde

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Fragen zum Wasserstoffantrieb Eine neue Verkehrsart unter der Lupe In Sachen Wasserstoff und Verkehr tut sich etwas: In den Provinzen Groningen und Drenthe fahren seit 2019 zwei Wasserstoffbusse und in diesem Jahr kommen weitere 20 hinzu. In Bremervörde wurde im Linienverkehr ein Dieselzug durch einen Wasserstoffzug ersetzt. Auch zwischen Groningen und Leeuwarden soll bald ein Wasserstoffzug fahren.

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Als Max und Carl Holthausen 2017 einen Tesla auf Wasserstoffantrieb umrüsteten, stand die Autowelt Kopf – dieses Jahr laufen bei den großen Autoherstellern bereits Zehntausende wasserstoffbetriebener Fahrzeuge vom Band. Wasserstoffmobilität ist groß im Kommen. Aber wie funktioniert sie eigentlich und ist Wasserstoff wirklich die Lösung für den Verkehr? Wir beantworten einige Fragen.

MOBILITÄT

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Wie wird ein Fahrzeug mit Wasserstoff angetrieben?

Ein Auto mit Wasserstoffantrieb ähnelt einem normalen Elektroauto. Allerdings kommt der Strom nicht aus der Steckdose in den Akku, sondern er wird dort direkt in einer Brandstoffzelle erzeugt. In dieser Brennstoffzelle wird das getankte Wasserstoffgas mit Sauerstoff aus der Luft in Berührung gebracht. Die freigesetzte Energie treibt das Auto an.

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Sind Akkus nicht die bessere Lösung für Mobilität?

Bei nachhaltigen Energien gibt es nicht nur die eine Lösung. Mehrere Wege führen zum Ziel.

Derzeit sind Akkus für Strecken bis 300 km die intelligenteste und preiswerteste Lösung. Ab 500 km Entfernung eignen sich Akkus nicht mehr. Sie werden zu schwer und groß und das Aufladen dauert relativ lange. Gerade für Schwer- und Langtransporte ist Wasserstoff deshalb eine gute, nachhaltige Alternative.

Wie und wo tankt man Wasserstoff?

Wasserstoff wird wie Flüssiggas in Gasform getankt. Das Aufladen eines Elektroautos dauert mehrere Stunden. Wasserstoff hat man in drei Minuten für 500 bis 1000 km getankt.

Noch gibt es nicht viele Wasserstofftankstellen, das wird sich aber rasch ändern. In Groningen, Delfzijl und Bremen finden sich solche Tankstellen bereits und in den Provinzen Groningen, Friesland und Drenthe sind derzeit sechs weitere geplant. Insgesamt werden in den Niederlanden in der nächsten Zeit 16 Tankstellen hinzukommen. In Deutschland steigt ihre Zahl in diesem Jahr von 80 auf 100.

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Wie nachhaltig ist der Wasserstoffantrieb?

Wasserstoff ist keine Energiequelle, sondern ein Energieträger. Obwohl Wasserstoff das häufigste Element im Universum ist, kommt es auf der Erde nicht in Reinform vor. Deshalb müssen wir ihn selbst herstellen. Die Nachhaltigkeit eines Wasserstoffantriebs richtet sich daher vor allem danach, wie das Gas erzeugt wird.

Wird Wasserstoff aus Erdgas oder anderen fossilen Energieträgern gewonnen, wird dabei CO2 freigesetzt. Stellt man Wasserstoff aber aus Ökostrom her, entsteht im Prinzip ein sauberer Brennstoff ohne CO2-Emission. Auch beim Fahren wird nur Wasserdampf ausgestoßen.

“Wasserstoff ist keine Energiequelle, sondern ein Energieträger.”

Je nach Produktionsart entsteht grauer oder grüner Wasserstoff. Es gibt auch blauen Wasserstoff, das ist grauer Wasserstoff, dessen freigesetztes CO2 unterirdisch eingelagert wird. Wie nachhaltig der angebotene Wasserstoff ist, hängt von der Tankstelle ab. Die Tankstelle von Holthausen in Groningen ist direkt an einen Solarpark angeschlossen und liefert lokal erzeugten, grünen Wasserstoff. Es gibt in Deutschland und den Niederlanden aber auch Tankstellen mit blauem oder grauem Wasserstoff.

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Wasserstoff tanken Grüner Wasserstoff aus erneuerbarer Energie

Grüner Wasserstoff Sonne und Wind erzeugen nachhaltige Energie. An manchen Tagen allerdings so viel, dass das Elektrizitätsnetz überfordert ist. Das Überangebot wird mit einem Elektrolyseur in Wasserstoff umgewandelt.

Tanken Der Wasserstoff wird in Tanks oder Gasleitungen gespeichert und steht der Tankstelle zur Verfügung.

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MOBILITÄT

Der ideale Ort für eine Tankstelle Forschung bringt Wasserstoff weiter Angebot und Nachfrage – Henne oder Ei? Ingenieurbüro Planet in Oldenburg untersucht, welche Standorte sich am besten für den Bau einer Wasserstofftankstelle eignen. Klaus Stolzenburg von Planet: “Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Deshalb haben wir ein Bewertungsinstrument entwickelt, das alle maßgeblichen Kriterien berücksichtigt. Dazu gehören die Sicherheit eines Standorts, die Kosten und natürlich die Nachfrage nach Wasserstoff in einem bestimmten Gebiet. Schließlich macht es wenig Sinn, dort eine Tankstelle hinzustellen, wo es keine Kunden gibt. Die Sache mit der Henne und dem Ei. Oldenburg sollte eigentlich noch gar keine Wasserstofftankstelle bekommen. Da aber verschiedene Akteure Interesse an wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen zeigten, wird nun doch schon in diesem Jahr eine solche Tankstelle gebaut. So löst man sich von dem Henne-Ei-Problem und der Frage, was zuerst kommen muss. Der gegenseitige Anreiz ist sehr wichtig.“

Wasserstofftankstellen Teil des Kreislaufs?

In Grijpskerk nahe Groningen befasst sich Oosterhof Holman seit einigen Jahren mit der Frage, ob sich die vorhandenen Gasleitungen für Transport und Speicherung von Wasserstoff eignen. In den 1960er-Jahren wurden in den gesamten Niederlanden an die 6000 km Erdgasrohre verlegt, damit alle Haushalte von Kohle zu Gas wechseln konnten.

Oosterhof Holman untersuchte, ob diese Rohre für Wasserstoff hinreichend sicher sind. Schließlich kann Wasserstoff als kleinstes Molekül der Erde leicht durch Materialien entweichen. Ömer Türkmen von Oosterhof Holman: “Unsere gründlichen Untersuchungen ergaben, dass das ohne Weiteres möglich ist. Man könnte zum Beispiel bei einer Wasserstofftankstelle ein unterirdisches Netz aus gebrauchten Gasleitungen anlegen und dieses Netz für die Speicherung zwischen Elektrolyseur und Tankstelle nutzen. So lassen sich Kosten und Material einsparen.“

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MOBILITÄT

”Wir wollen die Umwelt nicht belasten, sondern Teil der Lösung sein.”

Familienbetrieb Holthausen: Vom Prediger in der Wüste zum Trendsetter.

Im Groninger Dorf Hoogezand führt die Familie Holthausen seit 75 Jahren eine kleine Gasfirma.

Großvater Holthausen verkaufte gleich nach dem Zweiten Weltkrieg Sauerstoffflaschen an die örtlichen Schiffswerften, die sie zum Schweißen und Schneiden von Metall brauchten. Mittlerweile vertreibt das Unternehmen über 700 Sorten Gas. Bei den vielen Gassorten handelt es sich vorwiegend um fossiles Gas, was den Brüdern Carl und Stefan Holthausen, die die Firma jetzt führen, seit einigen Jahren zunehmend Kopfschmerzen bereitet. Stefan Holthausen: Als mir eines Tages klar wurde, dass unser Unternehmen die Umwelt belastet, wollte ich das ändern. Ich wollte nicht Teil des Problems sein, sondern Teil der Lösung.

Deshalb suchten wir nach neuen Ansätzen.

Ein Ansatz war schnell gefunden. Carl und Stefan Holthausen wuchsen quasi mitten im Gas auf. Vor allem Carl war ein Technikfuchs und probierte alles aus.

Wasserstoff faszinierte ihn schon immer. Die Brüder sahen in Wasserstoff einen Weg hin zur Energiewende.

Stefan Holthausen: “Wasserstoff ist als nachhaltiger Energieträger ideal. Mit unserem Betrieb streben wir nach Nullemission.“

“Eine netzunabhängige Tankstelle durch direkten Anschluss an einen Solarpark.”

Wasserstoff Tankstelle in Groningen

Carl Holthausen

Holthausen erkannte im Wasserstoff und dem Bau der entsprechenden Tankstellen die Zukunft.

Leider gab es noch keine Wasserstoffautos, mit dem man die neue Technologie testen und der Welt die Vorteile zeigen konnte. Kurzerhand bauten Carl Holthausen und Sohn Max 2017 selbst ein Auto mit Wasserstoffantrieb, indem sie Max‘ elektrischen Tesla zu einem Wasserstoffauto umrüsteten.

Vom Prediger in der Wüste zum Trendsetter Die Auto- und die Energiewelt standen auf dem Kopf.

Das Schlagwort #hesla wurde zum Trendthema in den sozialen Medien. Carl Holthausen: “Das kam ziemlich unerwartet. Wir waren perplex. Auf einmal wollten Leute von überallher alles über Wasserstoff und Mobilität wissen.“ Und dass, obwohl die Firma schon seit einigen Jahren am Thema dran war. Carl Holthausen: “Früher fühlten wir uns wie ein Prediger in der Wüste. Klasse, wie Hesla alles ins Rollen brachte.“ Das Projekt wurde zum Aushängeschild für den Wasserstoffantrieb.

Holthausen war ab dann als Wasserstoff-Botschafter in den Medien präsent. Carl Holthausen: “Viele rufen an und wollten wissen, woran wir gerade arbeiten.

Das erzählen wir gern und bestärken andere, sich auch dem Thema Wasserstoff zu widmen. Der Weltmarkt ist groß genug und wir haben nur diese eine Erde von unseren Kindern geliehen.

Klar kann man Know-how und Erfahrungen für sich behalten, aber alles geht schneller, wenn man Innovation und Inspiration teilt.”

Vorhandene Fahrzeuge umrüsten Holthausen rüstet nun verschiedene Fahrzeugtypen auf Wasserstoff um. Der Fokus liegt auf Nutzfahrzeugen wie Müllwagen, Kehrfahrzeuge oder Kleintransporter. Sie kommen als Dieselfahrzeug in die Werkstatt und verlassen sie mit Wasserstoffantrieb. Carl Holthausen: “Das Interesse ist so groß, wir können den Bedarf kaum decken. Die Aufträge kommen aus der ganzen Welt, es geht auf einmal sehr schnell.“ Die Firma bildet ihre eigenen Wasserstoffexperten aus. Carl Holthausen: “Die Technologie ist so neu, dass sie in der regulären Ausbildung kaum Beachtung findet. Zum Glück ändert sich das langsam. Bis dahin schulen wir unsere Mitarbeiter selbst. Es gibt genug Mechaniker, die lernen wollen, wie man nachhaltige Autos baut.“

Netzunabhängige Tankstelle Holthausen rüstet nicht nur Fahrzeuge auf Wasserstoff um, sondern baut auch die benötigten Wasserstofftankstellen. In Groningen kooperiert man mit einem riesigen Solarpark: Die erzeugte Sonnenenergie wird direkt zum Elektrolyseur geleitet und in Wasserstoff umgewandelt. Carl Holthausen: “Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine netzunabhängige Tankstelle mit 100 % Solarstrom.“

Text: Sandra de Jong Fotografie: Hanneke Laaning

Aus Tesla wird Hesla

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IMPRESS U M

N ACHWORT

Das Magazin Power to Flex erscheint einmalig und wurde aus dem Programm INTERREG V A Deutschland Nederland finanziert © 2020

“Mama, gehst du wieder zu den Leuten, die versuchen, die Abgase zu stoppen?“, fragte mein Sechsjähriger vorige Woche.

Ich packte gerade meine Sachen für das letzte Interview zusammen. Bis vor einem Jahr hatte ich – trotz großem Interesse am Thema Nachhaltigkeit – noch nie von Power to Flex gehört.

Inzwischen kenne ich das Projekt wie meine Westentasche und erzähle auch anderen gern darüber.

Konzept & Redaktion: Sandra de Jong und Hanneke Laaning Reprografie: Grafisch Centrum Provincie Groningen Grafische Gestaltung: Hanneke Laaning Text: Sandra de Jong

Illustrationen: Sietske van de Meij

Beeindruckend ist auch die starke Dynamik von Zusammenarbeit und Verbundenheit. Power to Flex ist ein grenzübergreifendes Kooperationsprojekt, das dank öffentlicher Fördermittel möglich wurde. Nicht nur als Texterin, auch als Bürgerin war mir zuvor nie klar, wie wichtig solche Unterstützung ist. Innovation erfordert Mut, neue Lösungsansätze muss man testen können – und dafür braucht man die Hilfe anderer: in Form von Geld, geteiltem Know-how und Ansporn.

Übersetzung: nitsch & struiving

Wir hoffen, dieses Magazin ist für alle, die aus der Welt einen schöneren Ort machen wollen, solch ein Ansporn.

Fotografie: Hanneke Laaning

Ohne ihre Unterstützung wäre das Magazin nicht zustande gekommen: Anne Pütz, Léon van Nisselroy, Ted Wildenberg, Laura Smith, Sewandhy Visser, Wiltfried Pathuis, Welmoed Wijma und die Provinz Groningen ​ www.powertoflex.eu www.deutschland-nederland.eu

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Die Experten, denen wir in den vergangenen Monaten begegneten, haben auf meine Kollegin Hanneke Laaning und mich großen Eindruck gemacht. Allesamt Menschen, die sich voll und ganz für eine klimafreundlichere Welt einsetzen und mit enormer Kompetenz und Kreativität nach Lösungen suchen.

Auch im Namen von Hanneke Laaning, Sandra de Jong Redaktion des Magazins Power to Flex

“Bei Innovation ist der Weg das Ziel.

Anne Pütz, Projektleiterin Power to Flex

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Das Projekt Power to Flex wird im Rahmen des INTERREG- A Programms DeutschlandNederland ausgeführt und durch die Europäische Union, das niederländische Ministerium Economische Zaken en Klimaat, das niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, der Provinz Groningen sowie der Provinz Drenthe finanziell ermöglicht.

Europäische Union Europese Unie

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