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Film

Ein Geschichtenmacher in der Zuckerbäckerstadt Kreativer Potsdamer Kopf: Regisseur und Drehbuchautor Burkhard Feige Damals hat er sich verliebt. In die Stadt. Potsdam sei einfach so schön gewesen, eine Zuckerbäckerstadt. Es passte so gut zum Filmemachen – da musste er herziehen. Nun lebt der Regisseur und Drehbuchautor Burkhard Feige schon seit dreieinhalb Jahren hier. Im schönen Potsdam fühlt er sich zu Hause. 2008 war es an der Zeit, das große, laute Berlin hinter sich zu lassen. Die Metropole war seine zweite Großstadt nach München. „Ich musste einfach mal was Neues sehen.“, so der Regisseur. Das Regie-Studium an der dortigen HFF war der Grund, warum er seine Heimatstadt Tübingen verließ. Seit Kindertagen war er Filmfan, wollte beruflich etwas in eine „geschichtenerzählerische Richtung“ machen. Als er sich bei der Studienwahl verschiedene Hochschulen ansah, war auch die HFF in Babelsberg darunter, „aber die Bewerbungsfrist war schon abgelaufen“, erzählt er. So kann sich also die HFF München mit dem jungen Grimme-Preisträger schmücken. Den bekam er im April für das Drehbuch zu „Schnitzeljagd im Heiligen Land“, einer Ki.Ka-Produktion. Es heißt, der Grimme-Preis sei vielleicht so eine Art Doktortitel des Filmemachers. Jedenfalls helfe er indirekt, Türen zu öffnen. Es sei ihm zu wünschen, jetzt wo er gerade seinen ersten großen Kinofilm plant. „Kaffeefahrt“, so der Titel des Films, der im Sommer kommenden Jahres gedreht werden soll. Ein Roadmovie, wie er im Gespräch verriet, der auch durch Brandenburg führt. Und auch hier schreibt er, wie bei fast allen seiner Filme, das Drehbuch selbst. So auch für seinen Diplom-Abschlussfilm „Solo“, für den er nicht nur die begnadete Jungschauspielerin Hannah Herzsprung gewinnen konnte, sondern dafür auch mehrfach ausgezeichnet wurde. „Die Personalunion von Drehbuchautor und Regisseur ist in Deutschland – anders, als man es vielleicht aus Hollywood kennt – keine Seltenheit.“, erklärt er. Das läge in der Tra-

Findet seine Geschichten auf der Straße: der Potsdamer Filmemacher Burkhard Feige

dition des deutschen Autorenfilms der 60er Jahre. Und so schreiben viele Regisseure ihre Drehbücher selbst. Liegt aber auch nahe, da er es im Studium gelernt hat. Aber woher kommen seine Ideen? „Geschichten liegen auf der Straße. Ich gehe aufmerksam durch die Welt, höre Leuten in der S-Bahn zu oder lese einfach Zeitung. Die kleinen Artikel sind dabei oft

die interessantesten. Die Idee zu „Kaffeefahrt“ kam mir zum Beispiel durch eine Zeitungsmeldung vor etwa zwei Jahren, als in Bayern fünf Senioren einen Anlageberater entführt hatten.“, so der Regisseur. Sein Anspruch an sich selbst sei, gesellschaftlich relevante Stoffe spannend und bestenfalls unterhaltsam umzusetzen. „Ich will die Leute auf jeden Fall zum Lachen und Weinen bringen. Aber erst, wenn ich auf diesem Weg noch den einen oder anderen Gedanken anstoßen kann, habe ich meinen Job wirklich gut gemacht.“, fügt er hinzu. Das dürfte ihm schon mehrfach gelungen sein. Jüngst bei den Kanadiern, die ihn exakt zwei Jahre nach dem letzten Drehtag seines ersten Spielfilms „U.F.O.“ die Einladung zum „Rendevzous with Madness Filmfestival Toronto“ schickten. Im November wird sein Film dort laufen. Hoffen wir, dass das nicht nur ein ganz mieser Trick ist, um sich „unseren“ Regisseur unter den Nagel zu reißen und ihm eine noch schönere Zuckerbäckerstadt zu präsentieren, in die er dann ziehen will. Potsdam würde eine Perle des Filmemachens verlieren. Juliane Probst O www.feige.tv

www.stadtmagazin-events.de november 2011

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