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STADTGESPRÄCH
Sex im Stau und am Fenster Alljährlich im November greifen wir Menschen hypochondrisch nach jedem Mittel gegen die Unannehmlichkeiten von Dunkelheit und Kälte, das von geldgierigen Pharmakologen und Politikern per Geistesblitz und Schnapsidee auf den Markt geworfen wird. Während wir früher im Winter melancholisch wurden und trotzdem mit dem Auto zur Arbeit fuhren, fühlen wir uns heute schwerkrank, schlucken Antidepressiva, bleiben zuhause und gucken RTL bis zum finalen Burnout. Heute gibt es für jede Lebenssituation die passende Krankheit und Medikation. Gegen sexuelle Unlust gibt es Viagra für den Mann und neuerdings Flibanserin für die Frau. Ursprünglich ein Mittel gegen Winterdepressionen, wirkt diese Pille auf das weibliche Gehirn und macht, dass
KOLUMNE
wir Sex wollen. Die Nebenwirkungen, wie Müdigkeit, niedriger Blutdruck und Schwindelanfälle, sind so ähnlich wie bei K.O.-Tropfen oder wie bei dem neuen Mittel gegen die Abgasbelastung in Potsdams von Tatjana Meissner Zeppelinstraße. Die von unseren Stadtvätern als alternativlos durchgesetzte Therapie dagegen heißt nämlich Einspurigkeit – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Nebenwirkungen: Kilometerlange Staus, depressive Autofahrer und hohe Abgaswerte. Das benebelt die Anwohner so, dass sie nicht mehr klagen können. Guter Plan, aber den gleichen Effekt hätte auch Flibanserin – für alle. Dann hätten wir wenigstens Sex zur Ablenkung und immer gute Laune. Ob wir wollen oder nicht.
„Supergeil“-Interpret Liechtenstein auf Tankstellenbesuch
„Ihr seid sehr geil (glaubt mir)“
Foto © Garage Du Pont
Für eine Fernsehsendung über die schönsten Tankstellen Europas besuchte Musiker und Schauspieler Friedrich Liechtenstein die historische Tankstelle Garage Du Pont an der Glienicker Brücke. Mit seinem Hit „Supergeil“ warb 2014 eine Supermarktkette im Fernsehen und machte ihn Millionen Menschen bekannt. Ins Gästebuch von Garage-Betreiber Kai Desinger verewigte sich der Mann mit den goldenen Fingernägeln mit dem Spruch: „Ihr seid sehr geil (glaubt mir).“ Friedrich Liechtenstein und Miriam Röser, Eventmanagerin der Garage Du Pont.
Nikolaus im Hollandhaus
Schadensersatzklage
Ex-IHK-Chef wegen Betruges angeklagt Gegen den ehemaligen Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK), VICTOR STIMMING, wurde durch die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Untreue und Betrugs erhoben. Ob das Gericht die Anklage gegen den 64-Jährigen zulässt ist bisher noch unklar. Vor der Anklage durch die Staatsanwaltschaft reichte bereits die IHK selbst eine Zivilklage auf Schadensersatz auf 250.000 Euro ein, weil Stimming als ehrenamtlicher Kammerpräsident eine Angestellte der IHK in seiner Baufirma beschäftigte, privat einen Dienstwagen fuhr – alles auf IHK-Kosten – und zu Unrecht Aufwandsentschädigungen erhielt. Stimming war 2013 nach langjähriger Amtszeit zurückgetreten, als Vorwürfe von Vetternwirtschaft und Selbstbedienung laut wurden. NOVEMBER 2015 www.stadtmagazin-events.de
Zum ersten Mal findet im Holländischen Viertel die Veranstaltung „Nikolaus im Hollandhaus“ statt. Die Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel plant einen Weihnachtsmarkt der besonderen Art zum Erleben und Genießen. Neben Handgemachtem, Kunst und Handwerk für individuelle Weihnachtsgeschenke, Kultur auf der Bühne und als Walking Act werden längst vergessene deutsche und niederländische Weihnachtsbräuche vorgestellt. Darüber hinaus gibt es Traditionen aus Skandinavien zu entdecken – ein Eisbildhauer und Feuerattraktionen, Elchgulasch, Glögg und Lussekatter. Bei einem Laternenumzug am Samstag werden sich Nikoläuse, Perchten und Lucia mit Sternenknaben präsentieren. Dafür werden noch Nikoläuse, Fabelwesen und Kinder zwischen vier und zwölf Jahren gesucht, die als Lucia Lichterglanz in das Holländische Viertel bringen. Natürlich können Samstagabend alle Kinder ihre Schuhe abgeben, die der Nikolaus in der Nacht befüllt.
O Nikolaus im Hollandhaus, 5./6.12., 11 Uhr, Holländisches Viertel, Eintritt: frei, www.hollaendisches-viertel.com
Foto © Gutsche
Weihnachtsbräuche kennenlernen Talkrunde
Persönliche Geschichten, spannende Diskussionen Der Potsdamer Moderator TIM JÄGER (Foto) lädt diesen Monat gleich zweimal zu seiner illustren Talkrunde „Havelsounds“ ein. Mit Ud Joffe, Vorsitzender der Synagogengemeinde Potsdam, Dolmetscherin und Ehrenamtlerin Marianne B. Modoumbou sowie Kabarettistin TATJANA MEISSNER – alle zugezogene Potsdamer – spricht er darüber, was Menschen dazu bringt, in unsere Stadt zu ziehen. Drei Wochen später wird in entspannter Wohnzimmer-Atmosphäre zusammen mit Sportminister GÜNTHER BAASKE, SIGRID SOMMER, Marketingchefin der Stadt, und Kanu-Olympia-Sieger KURT KUSCHELA das Themenjahr „Potsdam bewegt“ in den Fokus gerückt.
O Havelsounds, 04./25.11., 19 Uhr, Wilhelmgalerie, Eintritt: frei