Y7 2018 Call to Action (German)

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Youth 7 2018, Call to Action PRÄAMBEL Junge Erwachsene sind eine maßgebliche Ressource der G7. Gleichzeitig machen wir uns große Sorgen um unsere Zukunft; um den Zustand der Umwelt, die Umbrüche in der Arbeitswelt und um den Schutz non-binärer Geschlechteridentitäten. Die Dringlichkeit sich dieser Themen anzunehmen wurde in über 40 Konsultationen mit jungen Menschen aus allen G7 Ländern unterstrichen. Im April 2018 haben sich 32 Jungenddelegierte auf dem Territorium der Algonquin Völker in Ottawa, Kanada getroffen und den vorliegenden Call to Action erarbeitet. Um eine inklusive, grüne, dekarbonisierte und nachhaltige Welt im Jahr 2030 zu erreichen, rufen wir die G7 Staats-und Regierungschefs zur unmittelbarer Handlung auf.

GLEICHHEIT DER GESCHLECHTER: Politische Antworten auf internationale Kampagnen gegen Belästigung und geschlechterbezogene Gewalt Vision 2030: Wir leben in einer Welt, in der jegliche Identitäten, unabhängig von persönlicher sexueller Orientierung, integriert und respektiert sind. Gewalt, Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Missbrauch sind Vergangenheit.

Im Anschluss an den G7 Gipfel 2018 fordern wir die G7 Regierungen auf, jeweils eine*n Sonderberater*in für Geschlechtergerechtigkeit und sexuelle Gesundheit sowie für Schutz vor geschlechterspezifischer Gewalt, Belästigung und Diskriminierung zu ernennen. Bis zum G7 Gipfel 2024 Fordern wir die G7 Regierungen auf, in Zusammenarbeit mit dem*der Sonderberater*in, sowie der Zivilgesellschaft und dem Privatsektor gemeinsame Strategien für den Schutz vor geschlechterspezifischer Gewalt, Belästigung und Diskriminierung zu erarbeiten. Dabei werden jährliche Berichte mit folgenden Schwerpunkten veröffentlicht: Jegliche Formen von geschlechterspezifischer Gewalt und Homophobie, Transphobie und Sex Trafficking Online-Belästigung und Cybermobbing, psychische Gesundheit junger Menschen und Arbeitsplatzkultur Fortschritte in der Eingliederung und Anpassung von sexueller Aufklärung und sexueller Gesundheit an Anforderungen im 21. Jahrhundert

KLIMAWANDEL & UMWELT: Schutz aller Wasserressourcen durch sofortige Regulierung von Plastik

Vision 2030: Wir leben in einer Welt, in der marine Ökosysteme und Biodiversität geschützt sind, florieren, und gewertschätzt werden und sich alle Regierungen der zeitnahen Dekarbonisierung verschrieben haben. Im Anschluss an den G7 Gipfel 2018 fordern wir die G7 Regierungen auf: (1) Mikroplastik in Kosmetik zu verbieten und ambitionierte Ziele für Verbote weiterer verschmutzender Plastikkomponenten zu stecken. (2) eine Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit konstruktiven Schutzmechanismen für Wasserressourcen, wie der Übertragung von Rechten auf Wasserkörper, der Ausweitung von Schutzzonen oder der Erstellung roter Listen für bedrohte Wasserkörper beschäftigt. Bis zum G7 Gipfel 2024 fordern wir die G7 Regierungen auf, ein bindendes internationales Abkommen zur Koordinierung von nachhaltigem Management und Revitalisierung von Süß- und Salzwasserkörpern zu verabschieden.

ZUKUNFT DER ARBEIT: Datenschutz und Privatsphäre im Netz als Menschenrecht

Vision 2030: Wir leben in einer Welt, in der neue und bereits existierende Technologien den Menschen zugutekommt und Inklusion fördert, während individuelle Daten und Privatsphäre geschützt werden. Im Anschluss an den G7 Gipfel 2018 fordern wir die Regierungen auf, zu unterstreichen, dass das Menschenrecht auf Privatsphäre einen umfassenden Datenschutz beinhaltet, insbesondere auch im zunehmend digitalisierten und vernetzten Arbeitskontext. Bis zum G7 Gipfel 2024 fordern wir die G7 auf, die weltweite Anerkennung des Menschenrechts auf den Schutz persönlicher Daten voranzutreiben und und Mittel zur globalen Durchsetzung zu initiieren. Die originale englischsprachige Version ist hier verfügbar: https://www.y7canada.com/advocacy-call-to-action/


Youth 7 2018, Recommendations KLIMAWANDEL UND UMWELT ENTKARBONISIERUNG VON SCHLÜSSELSEKTOREN Vision für 2030: Um das von der internationalen Staatengemeinschaft angestrebte 1.5 Grad Ziel einzuhalten, haben die G7 Staaten ihre Wirtschaftssektoren entkarbonisiert und die effektive Implementierung globaler Mechanismen für die Bepreisung von Kohlenstoff vorangetrieben. Bis 2019: Die G7 Staaten haben Zehnjahrespläne zur Entkarbonisierung der Wirtschaft als Teil ihrer erneuerten nationalen Klimabeiträge (NDCs) verabschiedet. Die nationalen Klimabeiträge zeigen entsprechend konkrete Schritte zur Entkarbonisierung von Schlüsselsektoren auf, welche durch globale Mechanismen für die Bepreisung von Kohlenstoff unterstützt werden. Bis 2024: Die G7 Staaten werden das 1.5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht haben.

ANPASSUNG; RESILIENZ UND RISIKEN Vision für 2030: Die G7 Staaten haben sich kooperativem und aktuellen Datenlagen entsprechendem Klimaschutz verschrieben, der insbesondere Bevölkerungsgruppen unterstützt die direkten und indirekten Auswirkungen von extremen Wetterereignissen besonders ausgesetzt sind. Die G7 Staaten tragen dafür Sorge, dass gefährdete Bevölkerungsgruppen mit den Kapazitäten und Mittel ausgestatten sind, um sich der sich verändernden Umwelt anzupassen und widerstandsfähiger gegenüber existenzbedrohenden Extremwetterereignissen sind. Bis 2019: Die G7 Staaten haben eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die: (1) diversifizierte Finanzierungsmechanismen (wie z.B. Green Bonds, und Impact Investing) erkunden, mit dem Ziel, gefährdete Gemeinschaften darin zu stärken Kapazitäten und Resilienz gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels aufzubauen. Hierbei werden auch Mechanismen wie De-investition aus fossilen Brennstoffen als Risiko-minimierendes Finanzinstrument näher beleuchtet. (2) eine integrative Definition des Begriffes „gefährdete Gemeinschaft“ erarbeitet und die Rechte von vertriebenen Gemeinschaften bekräftigt.

WANDEL ZU NACHHALTIGEN WIRTSCHAFTEN Vision für 2030: Die G7 Staaten haben eine Regenerativ- und Kreislaufwirtschaft etabliert, die sowohl Ressourcen- als auch Abfall effizient ist. Diese Wirtschaft basiert auf nachhaltigen und transparenten Systemen von Angebot und Nachfrage, in denen Abfälle überwiegend recycelt werden, Einweg- sowie Mirko-Kunststoffe verboten sind, und Bioabfälle kompostiert anstatt deponiert oder verbrannt werden. Bis 2019: G7 Staaten haben Mikrokunststoffe in Kosmetikartikeln verboten und einen ambitionierten Zeitplan zur zeitnahen Abschaffung der schädlichsten Kunststoffe erarbeitet und in Kraft gesetzt.

Die englischsprachige Originalversion des Y7 Call on Action mit Schlüsselforderungen der verschiedenen Handlungsfelder ist unter https://www.y7canada.com/advocacy-call-to-action/ einzusehen.


Youth 7 2018, Recommendations GESCHLECHTERGLEICHSTELLUNG FEMINISTISCHE AUSSENPOLITIK Vision für 2030: Feminismus ist eines der Kernprinzipien der internationalen Entwicklungszusammenarbeit aller G7 Mitgliedsstaaten. Bis 2019: Die G7 Staaten haben Pläne zur feministischen Transformation ihrer entwicklungspolitischen Bemühungen vorgelegt. Die Entwicklungszusammenarbeit wird darauf ausgerichtet, systematische Barrieren in der Erreichung von Chancengleichheit abzubauen. Bis 2024: Neben Konsultationen etwa mit Fraueninteressensvertretungen, demonstrieren die G7 Staaten Transparenz in diesen Bemühungen, primär durch jährliches Reporting in Gestalt des Allgemeinen Periodischen Überprüfungsverfahrens des UN-Menschenrechtsrats.

ZUGANG ZU GESCHLECHTERBILDUNG UND BILDUNG ZUR FÖRDERUNG SEXUELLER GESUNDHEIT Vision für 2030: Bildung ist transformativ, inklusiv und intersektional. Mädchen, Frauen und andere diverse Bevölkerungsgruppen haben gleichwertigen Zugang zu Bildung. Bis 2019: Die G7 haben sichergestellt, dass: • eine unabhängige Arbeitsgruppe den Zugang zu Bildung in den Bereichen sexuelle Gesundheit und Bildung, sowie sexueller Einwilligung, Vorstellungen von Rollenbildern, nicht-binäre Geschlechtsidentitäten, und benachteiligte Gruppen evaluiert. • der Sexualkundeunterricht inklusiv und faktenbasiert über das nicht-heteronormative und nicht-binäre Geschlechterspektrum und jegliche Beziehungskonstellationen aufklärt. • mehr Mittel für die Subventionierung von (Aus-)Bildung für Mädchen und Frauen in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik (MINT-Fächer), im künstlerischen Bereich, sowie in der Industrie und im Umweltsektor bereitgestellt werden.

ALLUMFASSENDE GLEICHSTELLUNG (IM PRIVATEN WIE AUCH IM BERUF) Vision für 2030: Unabhängig der Familienstruktur spielen Eltern eine gleichwertige Rolle bei der Kindererziehung und am Arbeitsplatz. Es gibt keinen geschlechterbasierten Unterschied in der Entlohnung. Die geistige und körperliche Sicherheit aller Menschen, unabhängig ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung ist am Arbeitsplatz sichergestellt. Bis 2019: Die G7 Staaten haben sichergestellt, dass: • Unternehmen mit mehr als 50 Angestellt*innen verpflichtend geschlechterbasierte Lohndaten veröffentlichen und jede*r Angestellte*r das Recht auf Einsicht anonymisierter Lohnauskünfte von Kolleg*innen hat, die ähnliche oder gleichwertige Arbeit verrichten. Für alle Unternehmen werden staatliche Zertifizierungsmechanismen mit dem Ziel der gleichen Entlohnung für alle Geschlechter eingeführt. • Kinderbetreuung bis zum 3. Lebensjahr kostenlos ist, und der gesetzlich geregelten Höchstzahl an Arbeitsstunden im jeweiligen Land entspricht und die Unverfügbarkeit flexibler Arbeitsmodelle nur in absoluten (geschäftsgefährdenden) Ausnahmefällen akzeptiert wird. • beide Eltern den gleichen Anspruch auf Elternzeit haben, welche nicht transferierbar ist und mit 100% des regulären Einkommens vergütet wird, sowie, dass Schulungen und flexible Arbeitsmodelle zum Wiedereinstieg von Müttern in den Berufsalltag staatlich gefördert werden. Die englischsprachige Originalversion des Y7 Call on Action mit Schlüsselforderungen der verschiedenen Handlungsfelder ist unter https://www.y7canada.com/advocacy-call-to-action/ einzusehen.


Youth 7 2018, Forderungen ZUKUNFT DER ARBEIT SOZIALE ABSICHERUNG: Vision für 2030: Die soziale Absicherung in den G7 Staaten ist unabhängig vom Beschäftigungsstatus auf die Menschen und Ihre Bedürfnisse ausgerichtet. Die Staaten bieten Ihren Bürger/innen flexible Sozialversicherungssysteme, die mehrfache Wechsel und Umbrüche im Leben auffangen und es jedem Menschen erlauben das individuelle Potential gänzlich zu entfalten. Bis 2024: Die G7 Mitgliedstaaten haben Pilotprogramme für individuell angepasste digitale Sozialversicherungskonten gestartet, die übertragbare Ansprüche etwa auf Sozialleistungen und Rente unabhängig von Beschäftigungsstatus und Wohnort ermöglichen. Die Konten beinhalten neben den traditionellen Komponenten sozialer Absicherung auch Fördermöglichkeiten für Um- und Weiterbildungsprogramme, eine Unternehmensgründung oder gesellschaftliches Engagement.

LEBENSLANGES LERNEN: Vision für 2030: Die G7 ermöglichen Menschen jeden Alters Zugang zu lebenslanger qualitativer Bildung mit konstanten Möglichkeiten zur Um- und Weiterbildung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Förderung kreativen und kritischen Denkens sowie des Unternehmergeists. Bis 2024: Jeder G7-Staat hat Um- und Weiterbildungsprogramme für jene Menschen etabliert, deren Arbeitsrealitäten sich durch den technologischen Wandel radikal verändert haben. Die G7 haben einen gemeinsamen Rahmen für die im Arbeitsmarkt der Zukunft benötigten Schlüsselfähigkeiten etabliert. Dieser Kompetenzrahmen wird durch regelmäßige Konsultationen mit Interessenvertreter/innen aus Wirtschaft und Gewerkschaften stetig angepasst, um dem ständigen Wandel der Anforderungen gerecht zu werden.

INKLUSIVITÄT UND ZUGANG ZUM ARBEITSMARKT FÜR ALLE Vision für 2030: Die G7 garantieren die gleichen Beschäftigungschancen für alle Menschen, insbesondere auch für jene Bevölkerungsgruppen, die historisch benachteiligt wurden und unterrepräsentiert sind. Bis 2024: Alle G7-Staaten haben ein Transparenzsystem eingeführt, unter dem private wie öffentliche Arbeitgeber/innen verpflichtet sind, Daten über die geschlechterspezifische Zusammensetzung und Bezahlung ihrer Beschäftigten sowie über weitere Aspekte der Arbeitsbedingungen auf einer zentralen Plattform öffentlich zugänglich zu machen. Die Daten sollen u.a. Aufschluss geben über (1) das geschlechterspezifische Lohngefälle, (2) Den Schutz physischer und mentaler Gesundheit, (3) die Eingliederung von Arbeitnehmer*innen mit körperlichen Beeinträchtigungen, (4) den Umgang mit nonbinären Geschlechtsidentitäten, und (5) die Bezahlung und Qualität von Praktika. Ziel dabei ist es, Missstände aufzudecken und anzuprangern sowie einen Anreiz für Unternehmen zu schaffen, im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte Arbeitsstandards zu erhöhen.


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