Tagessatz 2015 7

Page 1

TagesSatz

* 07/15

1


IM P O S TK A S TE N

2

TagesSatz

* 07/15


EDI TOR IAL Liebe Leserinnen und Leser, in den Medien ist das Thema Tourismus in vielerlei Form präsent. Keine Zeitung, kein Magazin, das sich nicht dem Leser immer mal wieder mit wunderbaren Reisezielen andient. Dankbare Berichterstattung gibt es auch über große Unglücke, mit denen man Leser anrühren und über längere Zeiträume bei der Stange halten kann. Und natürlich werden Umweltprobleme und -skandale im Zusammenhang mit Tourismus gern vermarktet. Kannten Sie schon das Phänomen des sogenannten Zivilisations-Planktons? Hierbei geraten Plastik-Abfälle, die von Kreuzfahrtschiffen unsachgemäß entsorgt (soll heißen einfach ins Meer geworfen) werden, in die großen Meeres-Strömungen, die unsere Ozeane miteinander verbinden. Im Laufe der Zeit werden die anfangs noch großen Plastik-Teile dann durch den Einfluss des Sonnenlichts und der Gezeiten immer mehr zerkleinert, bis sie schließlich in den Mägen der Fische (und irgendwann auch wieder auf unserem Teller) landen. Die andere Seite ist die Idee des nachhaltigen und umweltverträglichen Reisens. Ich kenne aus meiner Zeit als junger Erwachsener noch die Institution Mitfahrzentrale. Dort nahmen einen Berufs-Pendler gegen Zahlung einer günstigen Fahrt-Pauschale im Auto mit. Der Vorteil hierbei war, dass man keine Unsummen für Bahntickets auszugeben zu brauchte und mit viel Glück eine/n netten FahrerIn erwischte, so dass die Reise auch kommunikationstechnisch unterhaltsam wurde. Der heutige Nachfolger heißt dann BlaBla-Car. In den letzten Jahren kommen auch vermehrt die Fernbusse auf den Markt, die aber von Städten nicht immer so gern gesehen werden, da sie deren Infrastruktur nutzen und damit ja auch das Verkehrsaufkommen belasten. Eine neue Idee, neben Backpacking und Couchsurfing (also dem klassischen Rucksack-Tourismus und dem Anbieten und Finden einer Unterkunfts-Möglichkeit) ist neuerdings das Wwoofing. Dabei kann man -gegen freie Kost und Logis- meist auf Bio-Bauernhöfen helfen und mit wenig Geld Land und Leute kennenlernen. Oft erwirbt man hierbei Grundkenntnisse in der ökologischen Landwirtschaft und erhält Einblick in einen naturverbundenen und umweltschonenden Lebensstil. Man muss aber gar nicht so weit in die Ferne ziehen. Gerade hier in Kassel und Nordhessen kann man relativ schnell und bequem die nahe Umgebung erkunden, wie der Beitrag über den Kassel-Steig zeigt. Und auch wenn die nordhessische Metropole kriegsbedingt sehr gelitten hat, so bietet sie immer wieder auch schöne und reizvolle Ecken und Sehenswürdigkeiten, die es nur zu erkunden gilt. Kassel offenbart seine Qualitäten eben meist erst auf den zweiten oder dritten Blick. Göttingen dagegen hat eine verträumte Altstadt zu bieten, die beinahe einem Märchenbuch entsprungen sein könnte. Vielleicht einmal wieder eine Anregung, die eigene Heimat zu erkunden?

Harald Wörner (Redaktionsleitung Kassel)

TagesSatz. Hilft sofort.

*

*

Der TagesSatz wird von Menschen in sozialen Schwierigkeiten auf der Straße verkauft. Vom Verkaufspreis der Zeitung (2,00 Euro) behalten die VerkäuferInnen 1,00 Euro. Sie können damit ihre finanzielle Situation verbessern und sind nicht mehr auf Almosen angewiesen.

*

Die Mitarbeit in Redaktion und Vertrieb des TagesSatz bietet arbeits- und wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen und ermöglicht langfristig gesehen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

*

Der TagesSatz finanziert sich ausschließlich durch Verkaufserlöse, Anzeigen und Spenden. Das Straßenmagazin erhält keine regelmäßigen Fördermittel.

*

Wenn Sie den TagesSatz über den Kauf hinaus unterstützen wollen, können Sie auf folgendes Konto eine Spende überweisen: TagesSatz e.V. Kassler Sparkasse Kto.: 1183379 Blz.: 52050353 TagesSatz e.V. Sparkasse Göttingen Kto.: 50581511 Blz.: 26050001 Bitte geben Sie Ihre Adresse im Feld Verwendungszweck an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden können.

Der TagesSatz ist Mitglied von:

TagesSatz

* 07/15

3


Sabrina Erdmann

TA G E S S ATZ INT E R NAT IONA L

Von einer Kultur der Gewalt hin zum „Wohl für Alle“

M

EDUCATION INSTITUTES * ARUN GANDHI PRÄSIDENT DES GANDHI WORLDWIDE ÜBERSETZT VON SUSANNE WILLDIG

igranten, die in Europa und den USA in Scharen Zuflucht suchen, Terrorismus, steigende Kriminalität: alles Auswüchse einer Kultur der Gewalt, die sich durch die globale Menschheit zieht. Dieses Chaos ist nur ein Anfang, eine Vorschau auf das, was sich in den kommenden Jahren zu einer Flutwelle entwickeln wird. Europa hat wie immer mit Gewalt reagiert. Militär patrouilliert das Meer als Blockade, Schmugglerboote werden zerstört, wer weiß was danach noch kommt. Wir müssen fragen: können wir wirklich alle Probleme mit Gewalt und brutaler Kraft lösen? Wir betrachten jedes Ereignis isoliert, ohne geschichtlichen Zusammenhang, und wollen es nur so schnell wie möglich loswerden - so dass wir bald wieder in unserem gierigen, egoistischen Lebensstil schwelgen können. Aber was man sät, das wird man ernten: das ist nicht nur ein altes Sprichwort. Das ist die Realität. Jahrhunderte der Ausbeutung eines Teils der Welt durch einen anderen Teil der Welt haben heute noch Auswirkungen. Die meisten heute wohlhabenden Nationen, auch nicht die USA, sind nicht allein durch harte Arbeit reich geworden. Jahrhundertelang wurden andere Länder ausgebeutet und ihrer natürlichen Rohstoffe beraubt. Jetzt kommt die Rechnung dafür.

Das Konzept der Demokratie beruht darauf, der Mehrheit des Volkes zugute zu kommen. Das bedeutet, wir sind 4

damit zufrieden, wenn 51% der Menschen wohlhabend sind und die restlichen 49% an Hunger sterben. Gandhi fand das verwerflich und absurd. Um Konflikt und Unmut zu Geschichte zu machen, müssen wir das Wohl ALLER MENSCHEN AUF DER WELT sichern - er nannte das Sarvodaya. Die bestehende Kultur der Gewalt lehrt uns, nationalistisch zu denken - so lange unser Land im Wachstum ist, geht es uns nichts an, wenn unser Wohlstand allen anderen Ländern schadet. Damit haben wir aber weder Stabilität noch Sicherheit erreicht. Im Gegenteil: wir müssen eine riesige Rüstungsindustrie erhalten, um mit Massenvernichtungswaffen unsere Ecke der Welt verteidigen zu können. Die gebauten Waffen müssen benutzt werden, das in sie investierte Kapital muss gerechtfertigt sein, daher darf die Welt den ewigen Kampf nie aufgeben - das Gewerbe des Todes muss profitabel bleiben. Darunter verkaufen Politiker die Hoffnung, dass wir eines Tages alle „schlechten Menschen“ ausgerottet haben werden, und dann gibt es endlich Frieden auf der Welt. Nur haben wir dabei die Wahrheit vergessen - dass alle Menschen „gut“ oder „schlecht“ sein können, je nach der Situation, in der wir uns finden. Wir müssen endlich erkennen, dass die Stabilität und Sicherheit einer jeden Nation von der Stabilität und Sicherheit der ganzen Welt abhängt. Wir sind alle miteinander verbunden,

voneinander abhängig, und wenn wir uns nicht für das „Wohl Aller“ engagieren, dann werden wir nie in Frieden leben. Das Wohl Aller bedeutet, ein gerechtes Gleichgewicht von Materialismus und Moral zu finden. Wir können das eine dem anderen nicht vorziehen. Wir können nicht weiterhin Billionen Dollars für Massenvernichtungswaffen ausgeben, während die halbe Menschheit hungert und weiter verarmt. Wir veranstalten teure internationale Konferenzen und diskutieren, wie wir in 20 Jahren die Weltbevölkerung ernähren werden - dabei können wir schon heute die existierende Weltbevölkerung nicht ernähren, und zwar nicht weil es nicht genug Nahrung gibt, sondern weil uns das Auslieferungssystem fehlt. Und noch schlimmer: wir haben da gar keine Gewissensbisse. Unsere Länder verschwenden jedes Jahr Nahrung im Wert von Milliarden von Dollars, während anderswo die Menschen fortwährend an Hunger leiden. Vor beinahe einem Jahrhundert schon meinte Gandhi, dass die einzige Rettung der Menschheit darin liegt, die Kultur der Gewalt durch eine Kultur der Nichtgewalt zu ersetzen. Während die Gewalt in Menschen das Schlimmste hervorbringt, betont die Gewaltlosigkeit all die guten Aspekte des Mensch-seins: Mitgefühl, Liebe, Respekt, Verständnis, Annahme und Anerkennung. Damit werden wir wahrhaft zivilisiert.

*

TagesSatz

* 07/15


*

I NHALT

SIND WIR SCHON DA? 8 Ökotourismus – Alternative oder Marketing-Trick? SABRINA ERDMANN 10 Pyramide mit Blick (aufs Geschichtsbuch) MORITZ EMMELMANN 12 Festivaltourismus KATHARINA SCHWARZ 14 Das Land zu Füßen Kassel-Steig – Ein Rundwanderweg in der Region CHRISTIN PRÜTER

RUBRIKEN

tagesklatsch mit kaffeesatz

6

mit ARUN GANDHI DANIELLE BATIST

3 Editorial 4 TagesSatz International 16 Der Stolperstein 17 Paragraphenreiter 21 Der Comic 26 Kultur-Empfehlungen 28 Straßengeflüster Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers 29 Die Kochnische 30 Hinter den Kulissen 31 Zwischen den Zeilen 32 Verlosung von JT-Karten 33 Der Ticker Nächstes Mal Impressum 34 Wohin, wenn

*

GÖTTINGEN 18 Festival, ja bitte! UTE KAHLE 19 Längst Gras drüber gewachsen MATHIS RICHTMANN 20 Ein Bett an der Leine oder vielleicht zwei? JÖRG „YOGI“ MÜLLER

*

KASSEL 22 Mit den Pfunden wuchern, die wir haben HARALD WÖRNER 24 Salzmannhöfe – Ein neues Wohnquartier NORA MEY 25 In der Wohnung steht er immer so blöd rum KATHARINA SCHWARZ

Bitte ausschneiden und zurücksenden an: TagesSatz e.V., Westring 69, 34127 Kassel

Fördermitglied oder ABO?

Grundsätzlich möchten wir Sie darum bitten, die Zeitung auf der Straße zu kaufen. Für diejenigen, die dazu keine Möglichkeit haben, bieten wir ein Abo für 50 € / Jahr an. Damit wird Ihnen der TagesSatz ein Jahr lang (12 Ausgaben) zugestellt. Selbstverständlich können Sie das Abo auch verschenken. Wer den TagesSatz darüber hinaus unterstützen möchte, der kann Fördermitglied werden. Eine Spendenquittung wird Ihnen am Jahresende automatisch zugesandt.

Ja, ich möchte dem TagesSatz e.V. als förderndes Mitglied beitreten.

Hiermit ermächtige ich den TagesSatz e.V. meinen Jahresbeitrag / meine jährl. Abokosten bis auf Widerruf von folgendem Konto abzubuchen: Name, Vorname:

Den Jahresbeitrag ( Mindestbeitrag von 75,- € ) in Höhe von

Straße, Hausnr.:

_____ € lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.

PLZ, Ort:

Der TagesSatz soll mir monatlich zugesandt werden.

Kontonummer: BLZ: Geldinstitut:

Ja, ich möchte das Straßenmagazin TagesSatz für mindestens ein Jahr abonnieren. Die Kosten von 50,- € (incl. Versand) lasse ich jeweils vom angegebenem Konto abbuchen.

TagesSatz

* 07/15

Ort, Datum Unterschrift

5


Dimitri Koutsomytis

DAS GESPRÄCH

tagesklatsch mit kaffeesatz

„Es ist nicht Zeit mich zur Ruhe zu setzen, wenn die Welt lichterloh brennt“

Der indisch-amerikanische sozial-politische Aktivist Arun Gandhi, fünfter Enkelsohn des Mahatma Gandhi, traf sich in Brüssel mit Danielle Batist zum Interview über seine Ideale, seine Beziehung zum Großvater, seine Ziele im Leben, aber auch über Bildung und Facebook. IM GESPRÄCH MIT DANIELLE BATIST * ARUN GANDHI ÜBERSETZT INS DEUTSCHE VON UTE KAHLE

D

as große Erbe, das ihr Großvater ihnen hinterlassen hat, ist die Vorstellung der Gewaltlosigkeit. Können sie erklären, warum sie das als noch bedeutender als die friedvolle Konfliktlösung ansehen?

Leider haben weltweit viele Studenten der Philosophie Gandhis die Gewaltlosigkeit als Waffe gesehen, als Strategie, die in manchen Konflikten benutzt wird. Aber ich glaube, dass es hierbei um eine persönliche Transformation geht. Mein Großvater machte sich große Sorgen um die Gewaltkultur und wie sie die Menschheit do6

minierte. Sie ist so tief in uns verwurzelt, dass es uns nicht mal auffällt, das viele Dinge, die wir machen, gewaltbeladen sind.

keiten zu vermitteln, doch an immer mehr Schulen sehen wir neue empathische Ansätze und die Einführung von „Soft Skills“ in die Lehrpläne.

In den Vereinigten Staaten von Amerika geht eine geschätzte Million Menschen hungrig ins Bett und gleichzeitig werden Lebensmittel im Wert von 120 Milliarden jedes Jahr weggeworfen. Das ist auch eine Form von Gewalt.

Ich bin sehr traurig über die weltweiten Bildungssysteme. Sie basieren darauf, junge Menschen in einen Beruf zu pressen und zum Geldverdienen zu schicken. Die Schulen schaffen passende Arbeitskräfte für die Industrie, die diese ausbeuten und zur Expansion nutzen. Das ist keine Bildung.

Wie sehr beeinflusst dieses die Erziehung unserer Kinder? Der Hauptgesichtspunkt in der Schule ist Alphabetisierung und rechnerische Fähig-

Sie sind in einer Familie erzogen worden, die sich der gewaltfreien SozialTagesSatz

* 07/15


DAS GESP R ÄC H reform verschrieben hat. Erst bei ihren Eltern in Südafrika und später bei ihrem Großvater in Indien. Glauben sie, dass es für jedes Kind möglich ist, von Kindesbeinen an so erzogen zu werden? Es muss zu Hause starten. Wir müssen uns bewusst werden, dass unsere Erziehungsmethoden oft gewalttätig sind. Wenn wir Kindern mit Strafen drohen, wenn sie sich schlecht benehmen, dann bringen wir ihnen bei, dass Gewalt richtig ist. Als ich sehr jung war, lebten wir auf einer Farm in Südafrika. Die einzigen Kinder mit denen ich spielen konnte, waren die der afrikanischen Farmarbeiter. Ihre Familien lebten seit sehr langen Zeiten in extremer Armut. Meine Eltern erlaubten mir nur unter der Bedingung mit ihnen zu spielen, dass ich von ihnen lernte wie sie leben und wie sie spielten, ohne Spielzeug und ohne Luxusgegenstände. Im Gegenzug brachte ich ihnen Lesen und Schreiben bei. Mitgefühl entstand in uns auf diesem Weg. Wenn du erlebst wie deine Eltern diese Dinge selbstlos tun, dann lernst du davon und machst es zu deinem eigenen Leben.

Ausbildung bis zum Erfolg im Leben. Aber man kann Mitgefühl, Liebe und Respekt nicht kaufen. Aber das Problem der Habgier und Ausbeutung ist fundamental und universal. In Indien ist es im Moment ein Trend, in den Medien zu betonen, dass die Ökonomie boomt, aber die Hälfte der Einwohner lebt noch immer in Armut. Das ist eine halbe Miiliarde Menschen, die der Wohlstand nicht erreicht. Gandhi sagte, das wahre Indien ist in den Dörfern zu finden. Aber mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten und die UN schätzt, dass es bis zum Jahr 2050 sogar 66% sind. Wie kann eine Veränderung in Ballungsgebieten entstehen?

merksamkeitsspanne der Menschen so kurz ist, dann ist es bedeutungslos. Die Geschichte der Welt wird oft erzählt in Begriffen wie Opfer, Helden und Tätern. Müssen wir sie aufbereiten um gleichberechtigte Beziehungen zu schaffen? Wir schauen uns Beziehungen immer unter dem Aspekt an, was wir persönlich davon gewinnen können. Wenn wir keinen Gewinn erwarten können, überlegen wir, ob wir überhaupt uns damit bemühen sollen. Wir alle brauchen Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt, Liebe und Wertschätzung basieren, dann könnten wir auch das Leiden spüren und wären in der Lage zu helfen.

Wo ich kann, gehe ich und sähe Samen des Friedens

Das ist es, wo in der modernen Gesellschaft die Probleme sind. Von der Geburt an bringen wir sie in Krippen, wo sie von Fremden erzogen werden. Die Kinder sind müde von ihrem Tag in den Krippen und die Eltern sind es genauso von ihren langen Arbeitstagen. Die Kinder sehen ihre Eltern hart arbeiten für den materiellen Gewinn und so wird der Materialismus auch zu ihrem Lebensstil. Indem wir den Samen des Egoismus in ihnen einpflanzen, sagen wir ihnen, dass es richtig ist den Schwächeren zu überrennen, um an die Spitze zu kommen. Die beste Ausbildung die ein Kind bekommen kann, ist die von seinen Eltern zu Hause. Keine Privatschule, auch wenn sie tausende Dollar an Gebühren kostet, kann dem Kind jemals das vermitteln, was ihm die Eltern in den ersten fünf Jahren seines Lebens beibringen können. Wir denken, dass wir alles kaufen könnten. Von TopTagesSatz

* 07/15

Durch den Bau von nachbarschaftlich strukturierten Wohnformen kann auch in den Städten etwas getan werden. Wir verlieren uns in unserer eigenen Welt, wenn wir in großen Städten leben. Durch die neuen Technologien haben wir aufgehört unsere Nachbarn kennenzulernen und uns anzufreunden. Wir befreunden uns stattdessen mit Personen, die tausende Meilen weit entfernt wohnen und die wir nur von ihrem Facebook-Foto kennen. Kann genau diese Technologie nicht auch benutzt werden, um Menschen zu verbinden statt sie zu trennen? Ich glaube nicht dass das passiert. Sie kann und sollte dafür benutzt werden. Ich bin seit drei oder vier Jahren bei Facebook. Ich habe damit begonnen, da ich mir Antworten von Menschen auf meine wohl überlegten Nachrichten erhofft habe. Wir hätten eine konstruktive Debatte führen können, aber sie drücken auf „Gefällt mir“ und machen weiter. Nun habe ich tausend „Gefällt mir´s“ aber ich glaube nicht, dass irgendjemand gelesen hat, was ich geschrieben habe. Wenn die Auf-

Frustriert es Sie, wenn Menschen Gandhis Lehren missinterpretierten oder sie nicht in ihrem täglichen Leben anwenden?

Ich werde nicht frustriert, weil ich nichts Großes erwarte. Ich betrachte mich als Bauer des Friedens. Ein Bauer geht aufs Feld, sät Samen aus und hofft auf eine reiche Ernte. Wo immer ich kann, gehe ich und sähe Samen des Friedens. Einige aktuelle Probleme unseres Planeten, wie zum Beispiel der Klimawandel, sind so gravierend, dass sie ein großes Umdenken erfordern. Wie lässt sich ihr kleiner Ansatz mit den überwältigenden Anforderungen der Welt in Einklang bringen? Alle heutigen Herausforderungen sind für mich inspirierend. Die Dringlichkeit der Probleme zwingt mich mehr zu tun. Meine Kinder beschweren sich auch immer, schließlich bin ich 81 und noch immer nicht im Ruhestand. Aber solange es mir meine Gesundheit erlaubt werde ich weitermachen. Ich sage ihnen immer: „Es ist nicht die richtige Zeit mich zur Ruhe zu setzen, wenn die Welt lichterloh brennt“. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von INSP News Service: www.street-papers.org

7


Frank Vassen

T I T E LTH E M A

Ökotourismus ALTERNATIVE ODER MARKETING-TRICK?

* SABRINA ERDMANN IM GESPRÄCH MIT ULRICH DELIUS

U In jüngster Zeit und gefördert durch die Bewegung für mehr Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein erfreut sich der Ökotourismus immer größerer Beliebtheit. Etwa 70 Millionen Menschen machten im Jahr 2008 auf diese Weise Urlaub, Tendenz steigend. Doch kann dieser halten, was er verspricht oder handelt es sich nur um eine neue Masche, Urlaubern ein gutes Gewissen zu verschaffen und ihnen gleichzeitig das Geld aus den Taschen zu ziehen?

8

*

nter Ökotourismus versteht man Tourismus, der auf die Belange der Natur und der ansässigen Bevölkerung Rücksicht nimmt. Dahinter steht die Idee, den Naturschutz durch den Tourismus zu finanzieren, da auf diesem Weg nicht nur das Bewusstsein der Touristen geschärft wird, sondern auch mehr Geld gemacht werden kann als mit bloßen Spendenaufrufen. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die seltenen Berggorillas in Zentralafrika, deren Population durch das Geld der Touristen geschützt werden soll. Es stellt sich aber die Frage, ob diese Rechnung aufgeht. Tatsächlich sind schon Flugreisen in naturnahe Gebiete nicht als ökologisch nachhaltig anzusehen. Davon abgesehen kann das Verhalten der Touristen vor Ort zu weiteren Problemen führen, wenn z. B. die damit einhergehende Verschmutzung sich auf die Umwelt auswirkt oder für die Erschließung der Gebiete Infrastruktur gebaut werden muss, die dann wie ein Türöffner für den Massentourismus wirkt. Ökotourismus findet außerdem vor allen Dingen in Entwicklungsländern statt. Problematisch ist hierbei, dass diese Länder oft keine ausdifferenzierten Schutzgesetze haben, die leicht umgangen werden können und dazu kommt in vielen Fällen weitverbreitete Korruption. Besonders betroffen sind indigene Völker. Unter diese Bezeichnung fallen weltweit etwas mehr als 300 Millionen Menschen, die etwa 90 Prozent der Gebiete bewohnen, welche die höchste Artenvielfalt und die seltensten Arten aufweisen. TagesSatz

* 07/15


TI TELTH E M A Der TagesSatz sprach mit Ulrich Delius, Afrika- und Asienexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker: Herr Delius, der Begriff Ökotourismus ist relativ unscharf, es herrschen Abgrenzungsschwierigkeiten. Was verstehen Sie unter dem Begriff Ökotourismus? Für uns ist eigentlich weniger der ökologische Aspekt der entscheidende, sondern vielmehr der Aspekt der Mitbestimmung. Inwieweit haben indigene Völker vor Ort die Möglichkeit, aktiv an dieser Form von Tourismus mitzuwirken. Und wenn sie Akteure sind ,dann heißt das auch, dass sie den Rahmen bestimmen können, wie sie Touristen treffen wollen, wie sie das ausgestalten wollen, also z. B. auch wie sie das baulich ausgestalten wollen. Es ist die Frage der Teilhabe. Wer hat die Teilhabe? Haben sie wirklich die Entscheidungsmacht, wie sie das regeln wollen oder ist das letztlich der lokale Reiseveranstalter oder sogar ein größeres Tourismusunternehmen was ihnen bestimmte Vorgaben macht. Ökotourismus für uns heißt eben vor allen Dingen, dass es einerseits in einer ökologisch halbwegs intakten Umgebung stattfindet, da haben die Indigenen aber relativ wenig Einfluss drauf und für uns ist eben entscheidend, dass sie selber die Herren darüber sind, wie es abläuft und das ist eben häufig nicht gegeben.

das letztlich das gesamte Kultur- und Werte- sowie das Gesellschaftssystem in Schieflage gerät. Außerdem stellt sich die Frage wie diese Leute erreicht werden, wird extra Infrastruktur entwickelt z.B. in Form neuer Straßen. Kann es sein, dass über den Tourismus der Zugriff auf diese Region für andere ermöglicht wird z.B. für Holzfäller. Das muss man sich jedes Mal ganz genau lokal anschauen, was die Probleme sind. Ist es eine Gruppe, die weniger zurückgezogen lebt, haben wir ganz andere Schwierigkeiten. Da geht es dann eher um gerechte Löhne und das keine Ausbeutung betrieben wird. Was hat der Tourismus für Folgen für die lokale Bevölkerung? Zum Beispiel ist Landverlust ein häufiges Problem, das die Strände zugebaut werden. Mit dem Landverlust geht dann auch oft Kulturverlust einher. Wie groß ist die Gefahr, das Ökotourismus nur der Einstieg ist ein Gebiet auch für den Massentourismus zu erschli!eßen?

Das ist von außen sehr schwer zu erkennen, gerade wenn es sich um Projekte handelt, die in einem ganz anderen Kulturraum oder geographischen Raum stattfinden. Das wird man häufig sehr schlecht erkennen können. Das ist so ein bisschen wie bei einem Pauschalurlaub. Ich denke, es ist gut darauf zu schauen, wie diese Projekte organisiert sind. Wird von der Dorfgemeinschaft gesprochen, dann gibt es mehr Gewähr dafür, dass das nicht nur eine Geschichte von Einzelpersonen ist, sondern dass es wirklich von der ganzen Gemeinschaft getragen wird. Und das ist ja letztlich das, was wir als Hauptforderung haben, dass ein Projekt nicht nur Individuen hilft, sondern den ganzen Gruppen. Wenn man sich als Leser die Frage stellt, ob man normal in den Urlaub fahren möchte oder ob sich eine Reise in der Ökotourismus-Sparte lohnt, wie sollte man sich entscheiden? Das ist schwierig zu sagen. Es kommt natürlich auf jeden einzelnen Leser bzw. jede einzelne Leserin an. Was ist meine Erwartung an diesen Urlaub? Will ich in diesem Urlaub Natur näher erleben, möchte ich Kontakte mit Menschen haben und möchte ich mehr von der lokalen Flora und Fauna mitbekommen, dann sind Ökotourismusprojekte natürlich eine tolle Sache. Bei aller Kritik, die wir und andere an diesen Projekten äußern, muss man ja doch sehen, dass diese Projekte gegenüber dem landläufigen Tourismus ein enormer Fortschritt sind. Wenn man sich für ein Ökotourismusprojekt entscheidet, ist es ein riesiger Fortschritt egal wie gut oder schlecht dieses Projekt ist. Es ist nun mal ganz anders als bei herkömmlichem Tourismus und wahrscheinlich auch mit weniger menschenrechtlichen, ökologischen und sozialen negativen Konsequenzen verbunden.

Alles ein Frage der Teilhabe

Welche Risiken und Probleme sind mit Ökotourismus verbunden? Ökotourismus ist grundsätzlich nicht unbedingt weniger problematisch als anderer Tourismus. Man kann nicht sagen, das ist der gute und das ist der schlechte Tourismus, sondern man muss sich wirklich genau anschauen wie die Gruppe lebt, die besucht wird. Handelt es sich z. B. um besonders zurückgezogene Gruppen in Regenwäldern, dann muss man sich ganz genau überlegen was das für Risiken in sich birgt. Risiken vor allen Dingen erst mal gesundheitlicher Art, dass ansteckende Krankheiten weitergegeben werden, Risiken sozialer Art, TagesSatz

* 07/15

Das ist natürlich groß. Man muss sich das so vorstellen, kommen Touristen in eine Region die bis jetzt wenig bereist war, aber viele landschaftliche Reize kennt, dann spricht sich das natürlich schnell rum. Das heißt es kommen mehr Touristen. Für diese Touristen werden dann auch wieder mehr Betreuungsmöglichkeiten geschaffen, das zieht wiederum nach sich das zum Teil national gefördert wird von der Tourismuswirtschaft. Das ist ein selbstständiger Prozess, in dem letztendlich Angebot und Nachfrage entscheidend sind. In sofern stimmt es sicherlich, dass sehr häufig dieser Spartentourismus des Ökotourismus auch ein Türöffner sein kann, für Regionen, die bislang noch nicht so stark touristisch erschlossen sind. Wenn man ökologisch nachhaltigen Urlaub machen möchte, wie kann man als Tourist erkennen, ob es sich bei einem Angebot um ein gutes Projekt handelt oder ob man nur auf einen Marketing-Trick hereinfällt?

*

MEHR ZUM THEMA: www.gfbv.de

9


T I T E LTH E M A

*

de Fahrt auf, denn sie war auf technische Fortentwicklung und relativen Wohlstand angewiesen. Das Reisen zum Vergnügen jedoch, die Rundfahrt ohne einen zwingenden Anlass, ist ein sehr viel älteres Phänomen – es geht weit in die menschliche Kulturgeschichte zurück.

Pyramide mit Blick (ins Geschichtsbuch)

Der heutige Tourist tritt in Massen auf, weil er meist nur in Massen reisen kann. Doch wie und warum verreisten Menschen im Altertum und in der Vormoderne? Ein historischer Blick auf das Phänomen der Lust- und Bildungsreise.

* MORITZ EMMELMANN

I

mmer diese verschwitzten Hände. In der Schlange vorm Einwanderungsschalter in Washington, irgendwo im fensterlosen Bauch des Flughafens, knete ich etwas nervös meinen Reisepass. Den älteren Herrn vor mir hat der Grenzbeamte gerade mit einem sonoren “Welcome home, Sir!” begrüßt – offensichtlich ist er Staatsbürger, vielleicht sogar Veteran, also herzlich willkommen in den USA. Aber was für ein Empfang erwartet mich? Ganz gleich, ob auf einer Reise Ozeane überquert werden oder nur ein deutsches Mittelgebirge: Wer sich heute für einen Urlaubsort entscheidet, darf sich darauf verlassen, dass die anderen Touristen dort schon auf ihn

10

warten. Dass der einstige Individualtourist heute selbst an exotischen Orten auf viele von seinesgleichen trifft, ist vor allem dem Aufkommen preisgünstiger Flüge seit Mitte der 1960er Jahre zu verdanken. Erst der kommerzielle Einsatz von Düsenjets, die gegenüber älteren Modellen sehr viel effizienter und mit ungleich mehr Sitzplätzen ausgestattet waren, erlaubten Fernreisen im massenhaften Umfang. Die Erschwinglichkeit solcher Ausflüge in die Ferne für weite Teile der Bevölkerung ist darum unmittelbar damit verknüpft, dass Urlaubswillige sich allerorten in großer Gesellschaft wiederfinden. Die Entwicklung zum uns so vertrauten Massentourismus nahm zwar erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheiden-

Die noch recht junge Disziplin der Tourismusforschung – ein Wissenschaftszweig, der Aspekte von Soziologie, Geschichtswissenschaft, Geografie und Ökonomie in sich vereinigt – sieht die Anfänge des Reisens aus Neugier und Muße im Alten Ägypten gegeben. Schon für etwa 1500 v. Chr., den Beginn einer der Blütezeiten des Pharaonenreichs, lassen sich eingeritzte Graffiti von frühesten Kulturtouristen nachweisen. Einige dieser eher begüterten Personen hatten sich extra aufgemacht, um imposante Bauwerke wie etwa der damals bereits über 1000 Jahre alten Pyramiden von Gizeh zu bestaunen. Andere verbanden zumindest Dienst- und Handelsreisen mit vergnüglichen Abstechern an kulturell oder auch kultisch bedeutsame Orte. Im antiken Griechenland gestaltete sich das pläsierliche Reisen zu Land deutlich schwieriger, denn die Vielzahl kleinerer (Stadt-)Staaten stimmte sich beim Straßenbau untereinander nur dann ab, wenn es um Zugangswege zu Heiligtümern, Orakelstätten und zu den panhellenischen Spielen ging. Dieser Infrastruktur entsprach demnach auch das touristische Verhalten: als Reiseanlässe kamen hauptsächlich die seltenen Großveranstaltungen in Frage. Auch von Schiffsreisen zum bloßen Vergnügen war mit Rücksicht auf Überfälle und andere Gefahren des offenen Meeres abzusehen. Einige Jahrhunderte später, auf der Höhe der Kaiserzeit im Römischen Reich, stellte sich die Lage nicht nur im römischen Zentrum, sondern auch in den nordafrikanischen, nahöstlichen und europäischen Provinzen bedeutend anders dar. Im ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhundert verband ein Netz von gut ausgebauten Straßen samt Viadukten und Tunneln TagesSatz

* 07/15


TI TELTH E M A sämtliche römischen Machtbereiche, ergänzt durch regelmäßigen Schiffsverkehr. Viele der römischen Einrichtungen im Bereich des Reisens erinnern an Behelfsmittel, von denen auch heutige Touristen gern Gebrauch machen: Landkarten verzeichneten Übernachtungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Zeichen für ihre jeweilige Komfortklasse, von der zweifelhafte Spelunke (caupona) bis zum buchstäblich gastfreundlichen Hotel (hospitium). Die Anlaufstellen der kaiserlichen Post berieten Reisewillige bei der Routenplanung, verkauften Fahrscheine für Transportfahrzeuge oder Vignetten für bestimmte Straßenabschnitte und gaben gegen Vorkasse Übernachtungsgutscheine für die Herbergen aus. Kurzum: Sie erfüllten viele Dienstleistungen, die heute von Reisebüros angeboten oder von Touristen bei diversen Online-Portalen selbst erledigt werden. Die Vergnügungsreisen der römischen Ober- und Mittelschicht führten zumeist zu den Badeorten an der Küste oder in die Berge, stets mit der Absicht, der stickigen Stadtluft zu entkommen und nach Möglichkeit in den Buchten oder Quellen der Kurorte heilsame Bäder zu nehmen. Bei Bildungsreisenden hingegen waren die mythologischen und militärischen Gedächtnisstätten in Griechenland und wiederum die Großbauten Ägyptens besonders beliebt.

höfliche Bildung junger Adliger erweitern sollte. Stärker der romantisch gefassten Begegnung mit Natur, Kunst und Geschichte gewidmet waren die Bildungsreisen des (gehobenen) Bürgertums im späten 18. und 19. Jahrhundert. Die letztliche Verschiebung hin zu einem Tourismus, der auch der wenig vermögenden Bevölkerung offensteht, bedurfte allerdings noch einer technischen Neuerung: der Eisenbahn. Die deutlich höhere Reisegeschwindigkeit und die preissenkende Kapazität für viele Passagiere gleichzeitig – später auch die Einführung bezahlter Urlaubstage – gestattete es Fabrikarbeitern und ihren Familien, ihre geringe Freizeit für Fahrten weg vom Arbeitsort zu nutzen.

Nicht zuletzt weil das römische Straßennetzes nach der Auflösung der Imperiums zunehmend verfiel und das einst so reiche Angebot an Gastunterkünften abnahm, beschränkten sich Reisen im Mittelalter zumeist auf unbedingt notwendige Fahrten und Wanderungen für Handel oder Ausbildung. Von Tourismus lässt sich in dieser Zeit am ehesten im Falle der Pilgerreisen sprechen, doch diese Einschätzung ist in der Forschung umstritten (vgl. Zimmers 1995, S. 18). Historisch besser greifbar werden Vergnügungs- und Bildungsreisen quer durch Europa erst wieder mit der sogenannten „Grand Tour“, die im 17. und 18. Jahrhundert die gesellschaftlichen Kontakte und die

Beunruhigend lange blättert der Beamte in Washington durch meinen Pass und die Zollunterlagen. Ist doch ein Häkchen falsch gesetzt, ein Stempel zu viel oder zu wenig? Dann winkt er mich durch: „You’re all set.“ – „Das wär’s dann“, heißt das, oder auch: „Es kann losgehen.“

ANZEIGE

Münzhandlung Münzhandlung Jörg Zimmermann Jörg Zimmermann

Die Geschichte des Tourismus lässt viele Motive dafür anklingen, dass Menschen freiwillig das Risiko einer Reise auf sich nehmen. Sie verreisen aus Neugier und aus Freude am Staunen und mit dem Wunsch nach Zerstreuung. Sie verreisen vielleicht auch wegen der genussvollen Erfahrung, in der Fremde anders leben und anders von sich selbst erzählen zu können, als in der Heimat. In all dem vertrauen sie darauf, dass sie in der unvertrauten Umgebung freundliche Zuwendung erwartet – Gastfreundschaft für die, von deren Besuch man vorher nichts wusste.

Tourismus seit der römischen Kaiserzeit

TagesSatz

* 07/15

*

MEHR ZUM THEMA: Überblicke zur Geschichte des Tourismus und speziellere Literaturhinweise sind zu finden in Barbara Zimmers: Geschichte und Entwicklung des Tourismus, Trier 1995 und Petra Krempien: Geschichte des Reisens und des Tourismus. Ein Überblick von den Anfängen bis zur Gegenwart, Limburgerhof 2000.

11


T I T E LTH E M A

Festivaltourismus In den letzten Jahren stieg die Anzahl von Festivals stark an, vor allem Musikfestivals sind populärer denn je. Ob Klein-, Mittel- oder Großevents, jede Stadt scheint sich zu bemühen, für ein paar Tage Touristen anzulocken. Dabei sind Festivals nicht nur für die ausrichtenden Städte attraktiv, viele Menschen nutzen sie als Urlaubsalternative.

* KATHARINA SCHWARZ

F

Alle Fotos: Katharina Schwarz

estivals sind in der Regel jährlich wiederkehrende Veranstaltungen, bei denen Künstler jedweder Art auftreten. Sie gehen meistens über mehrere Tage und finden in verschiedensten Kategorien statt - es gibt Theater- Kultur-, Film- oder Musikfestivals. Letztere sind am weitesten verbreitet und meist genrepezifisch. So gibt es zum Beispiel das Schlagermove für Schlagermusik, Tomorrowland für Techno oder Wacken für Metalfans. Die beiden am häufigsten vertretenen Musikrichtungen sind dabei Klassik und Rock im weitesten Sinne.

12

*

Vor allem Open-Air-Festivals (Musikfestivals, die unter freiem Himmel stattfinden) sind sehr populär. Dies ist jedoch keine wirklich neue Erscheinung. Ende der 60er wurden musikalische Großveranstaltungen, vor allem bei Jugendlichen und im Bereich der Rock- und Popmusik, immer beliebter. Höhepunkt dieser Anfänge war das Woodstock-Festival 1969 in Amerika. In Deutschland gab es bei derartigen Veranstaltungen einige Anlaufprobleme, doch seit 1985 mit Rock am Ring haben Open-Air-Festivals auch hierzulande immer weiter Zuwachs erhalten.

Durch den Erfolg früherer Veranstaltungen organisierten vermehrt kleinere Veranstalter und Gemeinden eigene Festivals, auch hier wieder verstärkt im Bereich Musik. Das Festivalbild hat sich seitdem immer wieder verändert. Mittlerweile gibt es einige kleinere Festivals, aber vor allem eine ganze Reihe großer Veranstaltungen im Musikbereich. Das liegt vor allem daran, dass die Künstlergagen stark gestiegen sind. Davon profitiert haben Veranstaltungen, die bereits in den 90ern etabliert waren oder neuere, die größere Sponsoren finden konnten oder sich auf die Etats in Länder- und Kommunen-Haushalten stützen können. Manch kleinere Festivals wurden zwischenzeitlich verdrängt. Heute sind Festivals meist spezialisierter auf ein Themengebiet oder eine Musikrichtung und dadurch eher wieder profitabel. Für eine Stadt oder Gemeinde bedeutet ein Festival zusätzliche Einnahmen durch den punktuellen Tourismus. Ein gutes Beispiel findet man beim Wacken Open Air, das in der Gemeinde Wacken in Schleswig-Holstein stattfindet. Um die erste Augustwoche tummeln sich um die 75.000 Metalfans in der kleinen Gemeinde. Popularität außerhalb der Musikszene hat das Festival vor allem durch die Dokumentation „Full Metal Village“ erhalten, die auch in deutschen Kinos lief. Dort sieht man, wie sich die Bewohner auf das Festival vorbereiten. Viele bauen Verkaufsstände auf ihren Grundstücken auf oder heißen mit Bannern die Besucher willkommen. Das Festival wird mehr als positiv von der Bevölkerung aufgenommen. In dieser Stärke ist das zwar nicht bei allen Festivals anzutreffen, aber generell werden sie von Bewohnern vorwiegend als positiv eingestuft. Festivals sind vor allem für Menschen mit geringem Budget und wenig Zeit eine Gelegenheit, einen kurzen Urlaub zu machen. Bei den derzeitigen Tendenzen weg vom Auslandsurlaub, ist zu vermuten, dass die Festivallandschaft auch zukünftig anwächst.

TagesSatz

* 07/15


TI TELTH E M A Summer Breeze von Katharina Schwarz Das Musikfestival Summer Breeze findet seit 1997 immer Mitte August statt, seit 2006 in Dinkelsbühl. Das Gelände besteht aus Feldern und einem kleinen Wäldchen, das die Fläche teilweise untergliedert. Mittlerweile kommen etwa 35.000 Besucher zu dem Festival. Hauptmusikrichtung ist Metal, insbesondere Hardcore, Deathmetal und Metalcore. Ich habe das Festival bereits dreimal besucht. Für gewöhnlich bin ich ein Fan kleinerer Musikfestivals bis 20.000 Besucher, doch das Summer Breeze lockt jedes Jahr mit sehr guten Bands. Die Stimmung ist, wie eigentlich bei jedem Metalfestival, weniger abhängig vom Ort und mehr von den Leuten. Metalfans haben ihre eigene Art zu Feiern. Gute Laune ist vorprogrammiert, aber auch gegenseitige Rücksichtnahme. Reibereien kommen natürlich vor, dabei ist dann meistens Alkohol im Spiel. Aber die allgemeine Feierstimmung ist friedlich und freundlich. Nach 3 Tagen und 100 Bands fährt man nicht nur mit musikalischer Befriedung, sondern vor allem mit einem ganzen Bataillon neuer Freunde nach Hause.

*

Jazz Baltica hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Nachwuchs zu fördern. Deshalb gibt es auch immer wieder das Jazz-Baltica-Ensemble, in dem prämierte Nachwuchstalente vorgestellt werden. In der großen Werft-Halle spielen von Freitag bis Sonntag die besonders tollen Gruppen. Meine Favoriten bisher: Wolfgang Haffner, Tingvall-Trio, Mathias Eick, Nighthawks, Michael Wollny. Dieses Jahr freue ich mich besonders auf Nils Petter Molvaer. Was diese Gruppen gemeinsam haben: Sie vernachlässigen das eingängig Melodiöse nicht, sie haben elaborierte, trotzdem fetzige Rhythmusgruppen und sie integrieren das Ungewohnte und Avantgardistische im Jazz.

*

MEHR ZUM THEMA: www.jazzbaltica.de

3000 Grad-Festival von Christin Prüter 3000 Grad-Festival - Eine Freiluftparty mit entspannter Atmosphäre für alle Liebhaber der elektronischen Musik. Auf mehreren kleinen Bühnen

teilen Live Bands und DJ`s diese Leidenschaft mit rund 4000 Besuchern an drei Tagen im August. 2015 findet das 3000Grad-Festival zum 4. Mal in Feldberg statt, etwa 120 Kilometer von Berlin entfernt. Am FestivalGelände befindet sich auf einer großen schönen Wiese ein kostenloser Campingplatz. Einen Badesee gibt es unweit vom Standort. Besonders in Erinnerung ist mir die Liebe zum Detail geblieben. Durch die Installation von Hau den Lukas, bunten Lampions an Wegrändern und Bäumen sowie kleinen Zirkuszelten mit Bänken herrschte Jahrmarktsatmosphäre. Zudem waren die gesund angehauchten Essensstände überzeugend. Besonders Vegetarier wurden hier bedacht. Da so viele Gäste anreisen, wie die Gemeinde Einwohner hat, ist das Spektakel bei den Einwohnern geliebt und gefürchtet zugleich. Auf den Straßen, an den Badestränden und in den Orten macht sich die Gästeschar bemerkbar. Doch die Veranstalter stehen im ständigen Dialog mit Einwohnern und Naturschutzamt und sorgen für die Einhaltung aller Grenzwerte.

*

MEHR ZUM THEMA: www.3000grad-festival.de

MEHR ZUM THEMA: www.summer-breeze.de

Jazz Baltica von Nora Mey Sommer an der Ostsee. Im kleinen Hafen von Niendorf auf dem Gelände einer Werft jazzt es, gleich auf mehreren Bühnen. Jazz Baltica heißt das Festival und vereint Musiker hauptsächlich aus den skandinavischen und baltischen Staaten rund um die Ostsee. Mit etwas 10.000 Besuchern gehört es zu den eher kleinen Festivals. Jazz Baltica gibt es schon seit 1991, erst im vierten Jahr am heutigen Ort. Der Festspielleiter ist gegenwärtig Nils Landgren, der selbst durch das Festival bekannt wurde. TagesSatz

* 07/15

13


T I T E LTH E M A Lothar Glebe

O

Das Land zu Füßen KASSEL-STEIG – EIN RUNDWANDERWEG IN DER REGION Der Kassel-Steig gilt als anspruchsvoller abwechslungsreicher Panoramarundwanderweg, der durch die Fluss- und Bachtäler, Wälder und Felder der Region Kassels führt und eine schöne Gelegenheit bietet, Natur vor den Türen der Stadt Kassel zu erleben.

* CHRISTIN PRÜTER

bwohl ich seit fünf Jahren in Kassel und seiner wunderschönen Umgebung lebe, blieb meine Wanderlust mehr oder weniger im Verborgenen. Ich dachte, ich sei kein großer Wanderfreund. Für mehr als einen Spaziergang in die Innenstadt, um Besorgungen zu erledigen, konnte ich mich nicht begeistern. Einen kurzen Abstecher in die Karlsaue oder den Bergpark unternahm ich nur, wenn ich Besuch bekam und in der Pflicht stand, diesem die schönen Seiten Kassels etwas näher zu bringen. Ansonsten steuerte ich diese Punkte nur an, um mich schnellstmöglich nieder zu lassen- zum Picknicken, Buchlesen, Kaffeetrinken oder Treffen mit Freunden. Ein aktives Erkunden zu Fuß, was dem Wandern nahe käme, fand somit äußerst selten statt. Diese Einstellung zur Bewegung in meiner Freizeit fing allerdings an zu bröckeln, als mich zwei meiner Studienkollegen vor anderthalb Jahren dazu bewegten, sie bei einer Wanderung auf dem Kassel-Steig zu begleiten. Der Plan meiner Kommilitonen war es damals, den Kassel-Steig zu bezwingen. Sie erklärten mir alle harten Fakten. Ihren Beschreibungen nach hörte sich alles toll an und mir fiel kein Grund ein, abzusagen. Der Stein geriet ins Rollen, denn seitdem geht für mich, wenn es mich raus in die Natur zieht, kein Weg am Kassel-Steig vorbei.

Lothar Glebe

Der Kassel-Steig ist ein in zwölf Abschnitte aufgeteilter Panorama-Rund-

14

*

TagesSatz

* 07/15


TI TELTH E M A wanderweg um Kassel und erstreckt sich über eine Distanz von 154 km mit einem Höhenunterschied von insgesamt 3008 Höhenmetern. Die Abschnitte erstrecken sich über 8 bis 19 km, damit auch ohne Zeitdruck die Sehenswürdigkeiten am Wegesrand besucht und angeschaut werden können. Der Wanderweg schlängelt sich hierbei entlang der Städte und Gemeinden, die am Rande des Kasseler Beckens gelegen sind, so dass sämtliche Abschnitte am Start- und Endpunkt in kürzester Zeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Die Idee und letztendliche Durchführung des Vorhabens Kassel-Steig entstammt den Köpfen des Hessisch-Waldeckischen Gebirgsvereins Kassel e.V. Anlässlich des 1100-jährigen Jubiläums der Stadt Kassel wurde der Wanderweg am 14. April 2013 eingeweiht und eröffnet. Meine Freunde, die mich damals zur Wanderung motiviert haben, sind mittlerweile umgezogen. Dennoch habe ich weitergemacht und mittlerweile 6 Etappen bezwungen. Ich bin bei eisigen Temperaturen, starkem Regen und kochender Hitze auf dem Weg gewesen. Die passende Kleidung hatte ich selten dabei, sodass ich geschwitzt und gefroren habe und teilweise durchnässt bis auf die Knochen war. Trotzdem bin ich hoch motiviert, den Kassel-Steig mitsamt der übrigen 6 Etappen zu Ende zu laufen, da ich aus den zuletzt gelaufenen 6 Etappen gelernt und meine Erfahrungen gezogen habe. Am meisten Spaß auf dem Kassel-Steig hatte

Handy und Karte vermitteln Sicherheit

ich nämlich, wenn ich mich in Begleitung lieber Freunde auf den Weg gemacht habe. Zum einen vergeht die Zeit wie im Fluge, zum anderen ist es motivationsmäßig ratsamer, nicht allein zu sein, wenn man vom richtigen Weg abkommt, von einem Regenschauer überrascht wird oder eine riesige Matschpfütze überwunden werden muss. Außerdem kann ein weiteres Augenpaar, das die Wanderkarte im Blick hat oder auf die Wegzeichen des Kassel-Steigs achtet, nicht schaden (Wegzeichen: ein weißes Buchstabenpaar „KS“ auf blauem Untergrund). Ausreichend Wasser und Proviant sind ebenfalls wichtig, um den Spaß bei der Wanderung aufrecht zu erhalten, denn je nach Tagesform, fängt jeder Magen während und nach körperlicher Betätigung früher oder später an zu knurren. Beruhigend ist für mich, ein aufgeladenes Handy und die Kassel-Steig-Wanderkarte dabei zu haben, da mir beides ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Erst dann kann ich mich auf das Wandererlebnis, die Natur und Umgebung einlassen, da klar ist, dass ich für den Notfall gewappnet bin. Die Kassel-Steig-Wanderkarte ist in Buchhandlungen und Touristeninformationen für zwei Euro käuflich zu erwerben. Nicht zwingend erforderlich für die Orientierung und das Sicherheitsgefühl ist neben der Wanderkarte der Erwerb des Wanderführers zum Preis von 10 Euro. Nichtsdestotrotz bietet dieser Führer detaillierte Beschreibungen der Wanderwege, der Ausflugsziele und anliegenden Sehenswürdigkeiten und trägt sowohl dazu bei, das Wandererlebnis abzurunden und die Ortskenntnis der Region Kassel zu erhöhen, als auch das Projekt finanziell zu unterstützen. Ungemütlich wird es bei schlechtem Wetter, wie ich mehrmals am eigenen Leib erfahren habe. Hier ist die passende Bekleidung, also halbwegs wetterfeste und warme Kleidung und festes Schuhwerk, unabdingbar, um die Etappe mit guter Laune zu vollenden und positiv in Erinnerung zu behalten, da Unterstellmöglichkeiten, zumindest auf den von mir absolvierten Strecken, rar sind. Die Frage, die sich nun stellt, ist die nach der Besonderheit des KasselSteigs. Die Antworten sind vielfälti-

TagesSatz

* 07/15

ger Natur. Aus meiner Sicht hervorzuheben und lobenswert ist, dass es der Hessisch-Waldeckische Gebirgsverein Kassel e.V. im Zuge der Streckenplanung geschafft hat, dass besonders auch Anfänger und etwas unsportliche Freizeitwanderer und Spaziergänger die Möglichkeit haben, am Wandertourismus in der Region Kassel teilzunehmen und den Anreiz haben, sich auch ohne umfangreicher Ausrüstung auf den Weg zu machen. Bequeme Schuhe, Rucksack mit Proviant sollten, wie bereits oben erwähnt bei gutem Wetter ausreichend sein, um Spaß am Bezwingen der Etappen zu haben. Durch die auf der Kassel-Steig-Karte definierten und markierten Etappen hat man immer das Ziel vor Augen, was weitaus motivierender sein kann, als ins Blaue zu spazieren und keinerlei Anhaltspunkt zur Zeit, Schwierigkeitsdauer und Distanz der zu wandernden Wege zu haben. Mithilfe der Karte ist auch der Heimweg nach einer absolvierten Etappe klar, da mit der Wegführung auch die 40 Bus- und Bahnhaltestellen markiert sind, die am Wanderweg liegen. Besonderen Gefallen habe ich daran gefunden, dass man eine andere Sicht auf Kassel erhält. Beim Wandern auf dem Steig habe ich festgestellt, dass die Erholung direkt vor den Türen der Stadt Kassel liegt und es keine Überwindung weiter Strecken bedarf, um sich in der Natur aufzuhalten. Gerade durch die zahlreichen Höhenlagen hat man des Öfteren einen tollen Ausblick auf Kassel. Zusammenfassend gilt, dass durch die zu überwindenden Höhenmeter der Wanderweg zwar als anspruchsvoll eingestuft wird. Wenn man allerdings genug Zeit und Pausen einplant, auf seinen Körper hört und sich nicht überfordert, kann das Bezwingen des Steigs für etliche Menschen ein Zugewinn an Entspannung und Freizeitspaß darstellen. Für die nächsten Etappen habe ich mir vorsorglich eine Regenhose gekauft, die beim nächsten Schauer, wenn ich auf dem Kassel-Steig unterwegs bin, zum Einsatz kommt.

*

MEHR ZUM THEMA: www.kassel-steig.de 15


D ER S T O L P E R ST E IN

Wer bin ich? * ELISABETH HOHENSEE Max Apel

Mich gibt es in zahlreichen Varianten, klein oder groß, weich oder mit Kanten. Gebraucht werde ich nicht nur von alten Tanten, Man schenkt mich auch anderen lieben Verwandten. Ich kann sein künstlich bunt, oder aber ein natürlicher Fund. Ein fremdes Geschmackserlebnis im Mund, vielleicht tue ich eine Melodie kund. Nimmt man mich mit vom Wegesrand, sind Naturschutzbehörden außer Rand und Band. Sie lassen dich nicht mehr aus dem Land, schlimmstenfalls siehst du die Gefängniswand. Gekauft bin ich meistens unkompliziert, Doch achte man drauf, wo ich produziert. Häufig bin ich von Menschen verziert, die das, wofür ich stehe, nicht interessiert. Billig kann ich sein und schnell gekauft, wenn man sich nicht lang die Haare rauft und nur etwas mitnimmt mit Ortsnamen drauf. Ein Magnet vielleicht, für den Kühlschrankknauf? Du willst mich haben aus allen Ländern, glaubst mit mir deinen Alltag zu verändern. Doch läuft dein Leben wieder auf gewohnten Sendern, lande ich schnell zwischen Spinnenbändern. Als Gegenstand bin ich meist nichts wert, wenn man nicht meine Herkunft erklärt. Schon häufig hat die Erfahrung gelehrt: Nur kurz betrachtet man mich noch verklärt. Später bin ich lästiger Tand, beim Umzug ein weiterer Gegenstand, der ewige Ruhe in der Tonne fand, nach seiner Einfuhr aus fremdem Land. Nun fällt es dir doch sicherlich ein, das letzte Mitbringsel einer Reise dein. Eine Erinnerung will ich sein, so ist auch der Name mein. Ich bin ein Souvenir.

16

* TagesSatz

* 07/15


misterQM (photocase.com)

PARAGRAPH EN RE IT E R

IM NAMEN DES VOLKES

Neues vom Amt Was machen die Hartz IV-Reformen? Eigentlich sollten sie ja Anfang April in Kraft treten. Doch daraus wurde nichts, die Reform ist verschoben. Nach Informationen der BZ (Berliner Zeitung) ist die Umgestaltung zunächst auf Eis gelegt. Ursache: Bund und Länder können sich nicht auf einen einheitlichen Weg einigen.

* HANS PETER PUNG Sanktionen verfassungswidrig

Widerspruch einlegen

Gleitsichtbrille

Die 15. Kammer des Sozialgerichts (SG) in Gotha hat vor kurzem eine bemerkenswerte Entscheidung getroffen. Man hält das Sanktionsrecht im Hartz-IV-System für verfassungswidrig. Die Richter legten ihre Entscheidung dem Bundesverfassungsgericht (BverfG) zur Entscheidung vor. Das BverfG hat zu diesem Thema bisher noch keine Entscheidung getroffen. Nach Angaben des Gerichtes liegen jedoch mehrere Verfahren zu dieser Fragestellung vor. Die Richter in Gotha sind der Ansicht, die Sanktionen sind nicht mit dem Grundrecht zu vereinbaren, weil dadurch Artikel 1 GG (Würde des Menschen) sowie Artikel 20 GG (Sozialstaatlichkeit der Bundesrepublik) verletzt werden können. Beide Regelungen sicherten gemeinsam ein staatlich zuerkanntes Existenzminimum, welches durch die Kürzung bzw. vollständige Streichung der Leistung gefährdet wird. Ferner sahen die Richter auch die Artikel 2 und 12 angetastet, weil durch die Sanktionen auch die Gesundheit gefährdet werden kann. Wir dürfen gespannt sein, ob die Richter am Bundes-Verfassungsgericht die Auffassung ihrer Gothaer Kollegen teilen.

Für alle, die zurzeit von Sanktionen betroffen sind (oder im letzten Jahr waren),bietet das Urteil aus Gotha neue Chancen und zwar auch dann, wenn ihre Sanktionen schon Bestandskraft haben und damit rechtsgültig sind. Zunächst sollten Betroffene mit Bezug auf das Urteil aus Gotha (Aktenzeichen unbedingt angeben) und mit dem Hinweis auf die ausstehende Entscheidung aus Karlsruhe um Aufhebung (Ruhen) der Entscheidung bitten. Sollte dem Überprüfungs-Antrag beim Kostenträger (Jobcenter) nicht stattgegeben werden, sollten Betroffene Widerspruch vor dem zuständigen Sozialgericht eingelegen. Dies kann bis zu einem Jahr rückwirkend geschehen. Mit diesem Vorgehen sichert man sich einen Erstattungs-Anspruch, falls das BverfG die Sanktionen ebenfalls als verfassungswidrig anerkennt. Sobald das BverfG eine Entscheidung getroffen hat, können rückwirkend keine Einsprüche mehr eingelegt werden. Muster für einen Überprüfungsantrag oder Widerspruch findet man auf www.gegenhartzIV.de.

Die Kosten für eine Gleitsichtbrille sind nicht im Regelsatz enthalten und müssen vom Kostenträger (ARGE bzw. Jobcenter) übernommen werden. Dies geht aus einer Entscheidung des SG Mainz hervor. Bei der Anschaffung einer Brille handelt es sich um eine erhöhte und atypische Aufwendung. Die Anschaffung einer Gleitsichtbrille kann mit der von orthopädischen Schuhen verglichen werden. Der Gesetzgeber hat die Anschaffung dieser Schuhe als Förderungswürdig im Sinne des § 31 Abs. 1 Nr. 3 anerkannt. Daraus ergibt sich für die Mainzer Richter, dass auch die Anschaffung einer Brille als einmalige Leistung vom Kostenträger zu übernehmen ist, weil die Anschaffung der Gesunderhaltung dient. Auch wenn sich die Entscheidung der Mainzer Richter auf die Sozialhilfe (SGB XII) bezieht, kann sie auf Hartz IV (SGB II) angewendet werden. Hier ist dann § 24 Abs. 3 anzuwenden. SG Mainz Entscheidung vom 16.12.2014 AZ: S 16 SO 8/14

*

SG Gotha AZ: S 15 AS 5157/ 14 TagesSatz

* 07/15

17


GÖTTINGEN

G

öttingens Kultursommer findet dieses Jahr schon vor den Sommerferien einen Höhepunkt mit dem Open Air Festival im Kaiser-Wilhelm-Park (KWP) am 17. und 18. Juli 2015.

Kyles Tolone aus Göttingen haben sich als Gewinner des local-heroesBandcontest in der musa durchgesetzt und treten am Freitag als Nachwuchsband auf der Waldbühne auf. ELO, das steht für den Sound einiger Fan-Generationen und das Electric Light Orchestra Klassik in Person von Phil Bates und seinem Berlin String Ensemble. Songs wie „Roll Over Beethoven“, „Don‘t Bring Me Down“ oder „Confussion“ werden ihre Fans nicht enttäuschen und dafür sorgen, dass der unverkennbare Sound zeitgemäß auf die Bühne kommt. Dr. Swing oder der deutsche Sinatra, hinter diesen Kosenamen verbirgt sich einer der beiden Headliner des Samstags, Tom Gaebel und sein Orchester, der mit seinem Big-Band-Sounds mit der mitreißenden Leichtigkeit des Easy Listening auf der Bühne zaubert.

Bei diesem Motto erscheint ein zufriedenes Grinsen auf vielen Gesichtern. Was sind die Aussichten dieses Jahr und wo gibt es den vielleicht gar nicht mehr so geheimen Tipp.

* UTE KAHLE lich und energiegeladen lautet die Beschreibung einer der Live-Bands. Wer erinnert sich nicht an ihren Auftritt beim letzten NDR 2 Soundcheck Festival in der Lokhalle als Sänger Sven Lauer das Crowdsurfen auf seinem Surfbrett wortwörtlich nahm. Auch wenn sicher Jupiter Jones Erfolgssong „Still“ nicht fehlen darf, so wird es doch im Wald ganz sicher nicht still werden, sondern eine gewaltige Party. Mittendrin statt nur dabei, so kann man das Open Flair in Eschwege am besten umschreiben. Vom 5. bis 9. August 2015 steht Eschwege im Zeichen des OPEN FAIR (OF). Eindeutig ist das Hauptaugenmerk ist die Musik, dennoch entsteht das besondere Festivalgefühl vor allem durch die Lage in der Innenstadt und hier auf ihrer Flussinsel, dem Werdchen. Vom Kleinkunstzelt im Stadtpark geht jedes Jahr ein spezieller Zauber aus, nicht nur das es trocken und oft voll

ist, auch die vielen Walk-Acts, Kleinkunstkünstler, Comedy und das Kinderprogramm machen das OF erst zu diesem speziellen Festival. Guano Apes, auch ein Gewinner der local-heroes in Göttingen und heute weltbekannt, sind nach langer LiveAbstinenz einer der Headliner des Festivals und wie Dennis Poschwatta schon vorab verlauten ließ, wird es ganz gewaltig rocken. Antilopen Gang, Donots, Farin Urlaub Racing Team, Liedfett, Marteria, Monsters of Liedermaching, und ZSK, um nur einige zu nennen, bieten eine Diversität die seinesgleichen sucht. Und wer zwischen den Bühnen wechselt und der Erholung bedarf, findet sicher auch beim Poetry Slam eine willkommene Abwechslung. Der Kater am Sonntag und die Abschlussshow im E-Werk werden ein wundervolles Resümee des Festivals sein.

*

Ute Kahle

Joshua Kahle

Joshua Kahle

Jupiter Jones sind seit nunmehr zehn Jahren bekannt als Gitarrenmusikmacher und Pop-Punk-Rocker. Unermüd-

Festival, ja bitte!

18

TagesSatz

* 07/15


Alle Fotos: Mathis Richtmann

GÖ TTIN GE N

S

eit vielen Jahren gibt es den Wunsch einen Göttinger Golfplatz zu bauen. Nach einem Flächentausch der Göttinger Sport und Freizeit GmbH (GöSF) rückte die Möglichkeit einen solchen Platz auf der bis in die 1970er Jahre als Bauschuttdeponie genutzten Fläche südlich von Geismar zu bauen, in schier greifbare Nähe. Doch die Rechnung schien ohne die Göttinger Zivilgesellschaft gemacht worden zu sein. Um auf dem Gelände den Platz genehmigen zu können, müsse das Gelände aus dem Landschaftsschutz entlassen werden - dagegen und gegen das Vorhaben als Ganzes mehrte sich der Widerstand. Bis Redaktionsschluss hatten 5600 Menschen eine Online-Petition gegen den Bau des

TagesSatz

* 07/15

Längst Gras drüber gewachsen Neun Wochen lang war es eines der politischen Themen der Stadt: Der angedachte Golfplatz auf der ehemaligen Bauschuttdeponie in Geismar. Mittlerweile haben sich fast alle Stadtratsfraktionen dagegen ausgesprochen. Der Platz ist damit vorerst vom Tisch - oder der Deponie. Wir widmen an dieser Stelle der schönen Landschaft im Süden der Stadt eine Seite in Bildern.

* MATHIS RICHTMANN

Platzes unterschrieben. Ob die Fläche wirklich aus dem Landschaftsschutz entlassen werden muss, steht noch aus. Wenn die Fraktionen im Rat weiter zu ihrem Wort stehen, würde ein entspre-

chender Bauantrag trotzdem scheitern. Bis in dieser Sache weitere Entscheidungen fallen, wird das Gras auf dem als Naherholungsgebiet genutzten Gelände sicher noch höher wachsen.

*

19


GÖTTINGEN

Das Blatt“ eine Mosaikliege aus Gasbeton (Ytong) verziert mit Mosaikfliesen wurde vom Göttinger West-stadt-Zentrum in Auftrag gegeben. Diese gut angenommene und gern benutzte Kunstinstallation im Öffentlichen Raum wurde ehrenamtlich vom Verein „Andere Option e.V.“ innerhalb von circa drei Monaten mit 350 Arbeitsstunden fertiggestellt.

Ein Bett an der Leine oder vielleicht zwei? Schon seit August 2014 steht in der Göttinger West-Stadt oberhalb des linken Leineufers (flussabwärts) kurz vor dem Hagenweg ein bemerkenswertes Kunstprojekt.

Leider wissen sehr wenige Göttinger von diesem Bett am idyllischen Leineufer.

saik und Malerei die erlernten Handwerkstechniken mit eigenen Ideen kreativ umsetzen können. Der Steinmetz, Bildhauer und Erster Vorsitzender des Vereins „Andere Option“ Hans-Joachim Kupke betonte bei unserem ersten zusammentreffen, dass es hier alles gibt, nur kein Stress. Der Verein bietet ein handwerklichkünstlerisches Arbeitsprojekt (HKA) an. Interessierte Langzeitarbeitslose, „alleinerziehende Hartz Empfänger“ ab dem Alter von 25 Jahren können mit Absprache ihres Fallmanager vom Jobcenter an diesen Projekt teilnehmen. Gefördert wird das von der Stadt und dem Landkreis Göttingen. Das ganze heißt im Bürokraten- Deutsch. „AGH mit MAE“. Es bedeutet: Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung im Volksmund kurz auch „Ein Euro-Job“ genannt. Von

den vielen „Ein Euro Jobs“ von denen ich gehört und gelesen habe und auch selber kenne, ist dieses Projekt eine lobenswerte Ausnahme. Nicht nur weil sie die Kreativität und den Teamgeist der Teilnehmer fördert und eine sinnvolle Arbeitsstruktur entsteht, sondern auch weil bei den Menschen dort, nach persönlichen Krisen, und das ist bei „Hartz IV Empfängern“ ganz häufig der Fall, wieder eine Selbsterkenntnis und ein Selbstwertgefühl aufgebaut wird. Auf den neuen Flyer des Vereins „Andere Option“ gibt es ein Zitat von Pablo Picasso: „Als Kind ist jeder ein Künstler, die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsender einer zu bleiben.“

*

MEHR ZUM THEMA: Tel.: 0551 / 25009969 Mobil: 0152/ 59729920 www.andere-option.de

Jörg „Yogi“ Müller

Meine Idee wäre, wenn die Verantwortlichen der Stadt noch ein zweites Bett in Auftrag geben und dies am Leineufer direkt hinter dem Göttinger Bahnhof aufstellen würden. Gutes Marketing, das zum Bahnhof des Jahres passt, wäre dann angebracht. Zum Beispiel in Form mehrerer Hinweisschilder am und vor dem Bahnhof, das beschreibt wie man in weniger als fünf Minuten zu Fuß zu einer einmaligen Kunst-Installation in wunderschöner Natur kommen und dort relaxen kann, während der Bahnreisende ganz entspannt auf seinen nächsten Zug wartet. Hier am Göttinger Bahnhof gibt es für Touristen kein einziger Hinweis wie schön und idyllisch es dort ist. Wenn man dann noch darauf hinweist, dass Hartz IV Empfänger ehrenamtlich eine solche sinnvolle und nutzbare, am richtigen Ort stehende Kunstinstallation erarbeitet haben, kann das für das Image und Prestige einer Stadt und Ihren Bahnhof nur nützlich sein. Ich hoffe, dass die richtigen Leute von der Stadt die Verantwortlichen von Bahnhof und Touristikverband diesen Artikel lesen und sich inspirieren lassen.

* JÖRG „YOGI“ MÜLLER

Das Ziel des gemeinnützigen Vereins ist die Verschönerung des öffentlichen Raumes in Göttingen und Umgebung durch das Anfertigen von Skulpturen, Bänken und Liegen aus Stein, Glasbeton, Holz und Mosaikarbeiten. Die ruhige Lage am äußersten Ende im Norden des Parkfriedhofs Junkerberg und die entspannte und relaxte Atmosphäre dort tragen dazu bei, dass die Teilnehmer unter Anleitung in den Bereichen der Bildhauerei, Mo20

TagesSatz

* 07/15


DER CO M IC

TagesSatz

* 07/15

21


Verein der Gäste- und Museumsführer in Kassel und Region e.V.

KAS S E L

Mit den Pfunden wuchern, die wir haben

Als ich vor zwanzig Jahren des Studiums wegen nach Kassel zog, wurden Stadt und Landkreis als „Zonenrand-Gebiet“ touristisch wenig beachtet. Dieser Umstand hat sich zum Glück positiv verändert.

Der Bemerkung Ihres Bekannten, in Kassel verliebe man sich erst auf den zweiten oder dritten Blick, stimme ich zu. Gäste besuchen gern zuerst die Innenstadt und die gehört nicht gerade zu den schönsten Seiten. Da macht sich Ernüchterung breit. Sobald wir Gästen jedoch die Schöne Aussicht, die Karlsaue, die Museen oder den Bergpark zeigen, sind sie nicht nur davon, sondern auch vom Kulturangebot begeistert.“ Diese Aussage stammt von Claudia Panetta-Möller, der Vorsitzenden des „Vereins der Gäste- und Museumsführer in Kassel und Region e.V.“ Unser Interview findet in einer der lauschigsten Ecken Kassels, im Vorderen Westen, statt. Auf die Frage, was Besucher vor dem Besuch von Kassel wissen, lacht sie und sagt: „Die Kasseler Berge, wenn die Gäste über die Autobahn anreisen und dass Kassel die Stadt der documenta ist. Dank des Titels Weltkulturerbe hat sich das die letzten Jahre aber sehr verändert. Während documenta-Gäste meist die Ausstel-

22

* HARALD WÖRNER lungsorte besuchen, und dadurch für die Stadt selbst wenig Zeit bleibt, hat sich der klassische Wochenendbesucher gut auf Kassel eingestellt, meist auch schon im Vorfeld die eine oder andere Führung gebucht. Ich hätte nie gedacht, dass Kassel so viel zu bieten hat, was für eine grüne Stadt, oder was für eine Vielfalt an Museen“, bekommen wir Führer oft als Feedback. Sie und ihre KollegInnen werden oft nach der Altstadt gefragt: „Es ist sehr schade, dass wir die alte Residenzstadt nicht mehr zeigen können, doch Kassel hat so viel anderes zu bieten. Gern laden wir die Besucher zu einer Entdeckungsreise ein zu dem, was war, was blieb und wie sich die Stadt heute präsentiert. Wir müssen uns nicht verstecken, auch wenn wir keine historische Altstadt mehr haben.“ Die Gäste wissen oft nicht, wie massiv Kassel zerstört wurde, dass von der alten Innenstadt fast nichts mehr übrig geblieben ist. Die Architektur der Fünfziger und Sechziger Jahre, also

der Wiederaufbauphase, betrachtete man damals als zeitgemäß, modern und die Autogerechtigkeit durch große Straßenschneisen als nötigen Fortschritt. Kassel hatte aber auch die erste Fußgängerzone in Deutschland. Nicht zuletzt wegen dieser modernen Anmutung wurden mehrere Filme hier gedreht, fast alle Stars dieser Jahre waren hier. Das kann man in „Rosen für den Staatsanwalt“ (Walter Giller), „Natürlich die Autofahrer „( Heinz Erhard) oder auch „Nachtschwester Ingeborg“ sehen. Kassel beeindruckt auch heute noch durch Kontraste. Zum Einen gibt es das Idyll Vorderer Westen mit Gründerzeit-Häusern, zum Anderen die Treppenstraße und die Fußgängerzone. Die Highlights befinden sich aber in den Randzonen. Es sind die wunderschönen Parks, der Bergpark mit den Wasserspielen und dem Schloss und die vielen Museen. Die Verleihung des Weltkultur-ErbeTitels 2013 hat die Besucherzahl bei den Wasserspielen (Bergpark) fast verdoppelt. Auch wenn viele Gäste im TagesSatz

* 07/15


KAS S E L Rahmen einer Tagesfahrt per Zug anreisen, kommt es nach wie vor zu Verkehrsproblemen. „Inzwischen hat sich die Lage etwas verbessert, aber unbelehrbare Wildparker sind nach wie vor problematisch. Es ist ärgerlich, wenn Bürgersteige zugeparkt sind oder Straßen zwecks Gebührenersparnis zugestellt werden. Dabei stellen wir selten Verärgerung bei Gästen aufgrund der Park-Gebühren fest, da sie mit deren Entrichtung den Shuttle-Bus nutzen dürfen“, so Claudia Panetta-Möller.

päischen Gästeführervereinigung FEG werden diese erarbeitet. Interessierte Gäste- und Museumsführer können sich hier zertifizieren lassen. Generell sollten Gästeführer, neben Interesse an Geschichte, auch eine sprachliche Gewandtheit mitbringen. Oft stehen sie vor verschieden zusammengesetzten Besucher-Gruppen. Darauf sollten sie reagieren können.“

Auf meine Frage nach der Organisation der Gäste- und Museumsführer erfahre ich, dass

„In unserer Rolle als Multiplikator zwischen der Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk), den städtischen und privaten Museen sowie Kassel Marketing sind wir als Teil des großen Ganzen auch Repräsentanten der Stadt. Wir haben direkten Kontakt zum Gast, kennen die Stärken und Schwächen unserer Stadt, bekommen direkte Information, wenn etwas gut läuft oder aber der Gast sich geärgert hat. Die Gäste-Resonanz auf unsere Arbeit ist Gradmesser für die Qualität. Positive Rückmeldungen zeigen, dass wir unseren Job gut gemacht haben. Denn zufriedene Gäste kommen gerne wieder. Und die Mundpropaganda unterschätzen wir ebenfalls nicht.“

anderen Leistungsträgern, anbieten. So kann man bei uns Führungen auf den Spuren der Vergessenen Kasseler Frauen, im Kostüm, mit Schwerpunkt Architektur oder Industriegeschichte buchen. Selbst Touren für Zwei- und Vierbeiner gibt es. Kurzum: es gibt Rundgänge für alle Altersklassen und auch für Kinder. Es freut uns, dass Lehrer unser Wissen anfragen, wenn in der 4. Klasse Kassel und Hessen auf dem Lehrplan stehen. Solche Touren sind auch für uns etwas ganz Besonderes, denn Kinder haben noch einmal einen ganz anderen Blick auf unsere Stadt als Erwachsene.“

Mundpropaganda ist nicht zu unterschätzen

„…der 2008 gegründete Verein der Gäste- und Museumsführer… eine Interessensvertretung qualifizierter Gäste- und Museumsführer ist.“ In Kooperation mit anderen Leistungsträgern werden regelmäßig Fortbildungen angeboten. Über den Bundesverband steht man in Kontakt mit anderen Städten und erhält von daher Informationen, wie diese die Gästebetreuung handhaben.

Die Gäste- und Museumsführer wollen sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Ihr Verein visiert auch neue Ziele an: „Wir suchen immer neue Ideen, die wir selbst, auch in Kooperation mit

*

MEHR ZUM THEMA: www.kassel-gaestefuehrer.de

Verein der Gäste- und Museumsführer in Kassel und Region e.V.

Frau Panetta-Möller und ihre KollegInnen sind selbstständige Stadt- und Museumsführer, die auf Honorarbasis ihr Wissen an Besucher vermitteln: „Für das Berufsbild des Gästeführers gibt es europäische Richtlinien. Im Bundesverband der Gästeführer in Deutschland (BVGD) sowie der euro-

Am 4. September öffnet in Kassel mit der neuen Grimmwelt übrigens ein weiteres attraktives Museum. Es würdigt die Brüder Grimm nicht nur als Märchenbrüder, sondern auch ihre Verdienste um die deutsche Sprache. Im Vergleich zum Dornröschenschlaf, den Kassel vor Jahrzehnten vielleicht noch geschlafen hat, „...ist heute eine Aufbruch-Stimmung deutlich spürbar“, so Panetta-Möller. „Die letzten Jahre verzeichnen wir stetig wachsende Besucherzahlen. Mit diesem Potenzial werden wir künftig mit Begeisterung und viel Fachwissen Besucher durch Kassel führen. Oder auf den Punkt gebracht: wir werden ganz selbstbewusst mit den Pfunden wuchern, die wir haben.“

TagesSatz

* 07/15

23


KAS S E L

Salzmannhöfe

EIN NEUES WOHNQUARTIER Mitte April stellte Uwe Birk, geschäftsführender Gesellschafter der BHB Bauwert Holding in der Eichendorff-Schule in Bettenhausen sein Konzept für den Erhalt der Salzmannfabrik vor.

K

ern des Vorhabens ist der Erhalt der denkmalgeschützten großartigen Industriegebäude mit Hilfe einer größeren Wohnbebauung auf dem Areal. Etwa 450 Wohnungen hauptsächlich im 4-5stöckigen Geschosswohnungsbau sollen entstehen. Birk wirkte sympathisch und seriös, verzichtete auf den Pomp einer Heerschar von Anzugträgern, die seine Wichtigkeit hätten unterstreichen können. Er stellte als Referenzen zunächst vorangegangene Projekte der BHB Holding vor, mehrere davon Umund Erhaltungsbauten auf KasernenFlächen. Erhalt der besonderen baulichen Merkmale der alten Gebäude und neue attraktive Nutzungen gingen – soweit man es erkennen konnte – durchaus Hand in Hand.

BHB Bauwert Holding

Für die Salzmannfabrik ist die Rettung und Umnutzung des großen zweiflügeligen Hauptgebäudes an der Sandershäuser Straße sowie des Kesselhaus mit Schornstein geplant. Ergänzt wird dieses Gebäude zu einem Hof durch

* NORA MEY ein Parkhaus an der Agathof-Straße sowie ein neues Wohngebäude. Auf dem südöstlich anschließenden Gelände sind weitere vier Wohnungsbauten vorgesehen (siehe Visualisierung). Grundsätzlich ist nicht nur der Erhalt des Industriegebäudes wertvoll, sondern auch der Wohnungsbau an dieser Stelle. Einerseits innenstadtnah, andererseits den Kasseler Osten aufwertend, ist er mit seiner Nähe zum Ortsteil Sandershausen, zur SMA, zum Ortskern in der Leipziger Straße sowie auch den dort angesiedelten Einkaufsmöglichkeiten als eine attraktive Wohnbebauung ideal gelegen. Bisher hat es gegen diese Pläne auch so gut wie keine Einwände gegeben. Volker Mohr vom Amt für Planung, Bauaufsicht und Denkmalschutz, Enrico Schäfer vom Ortsbeirat in Bettenhausen signalisierten ebenso, wie zahlreiche interessierte Anfragen aus dem Kreis der Besucher großes Interesse an der Verwirklichung des Konzepts. Wenig vertreten waren die engagierten Leute aus der alternativen Kultur-

szene, die dieses Fabrikgebäude jahrelang genutzt und auch erhalten haben. Ihre vorsichtigen Nachfragen nach Berücksichtigung ihrer Interessen konnten deshalb auch ziemlich übergangen werden. Birk machte zwar deutlich, dass gerade im alten Gebäude auch gewerbliche und kulturelle Nutzungen vorgesehen seien, beispielsweise ein Tagesscafé sowie im Obergeschoss ein 500 qm großer Tagungsraum, der auch für besondere Events geeignet sei. Trotzdem wirken Investor und Stadt in diesem Punkt aber zu wenig engagiert. Schließlich profitiert die gesamte Stadt Kassel von dieser nicht etablierten jungen Kunst- und Kulturszene, die für Entwicklung, Zukunftschancen und Flair einer Großstadt unerlässlich ist. Klar ist, dass sich der arme Mann oder die arme Frau die Wohnungen auf diesem neuen Areal nicht wird leisten können, auch wenn es sich nur um durchschnittliche Kosten im Wohnungsbau handeln wird, die hier anfallen sollen. Klar ist aber auch, dass ohne Wirtschaftlichkeit, sprich Kostendeckung diese schöne Fabrik nicht zu retten ist. Der rapide Verfall gerade in den letzten Jahren macht das nur allzu deutlich. Zu hoffen ist jedenfalls, dass das Projekt zustande kommt und nicht daran scheitert, dass noch enorme Schuttund Altlasten auf dem Gelände liegen, die der Vorbesitzer verpflichtet ist abzuräumen. Bis Juli dieses Jahres jedenfalls läuft noch eine Frist, mit der sich die BHB Holding ein Rücktrittsrecht gesichert hat, weil ansonsten die Kosten für dieses große Projekt aus dem Ruder laufen würden.

* 24

MEHR ZUM THEMA: www.bhb-bauwert.net TagesSatz

* 07/15


* KATHARINA SCHWARZ

K AS S E L

In der Wohnung steht er immer so blöd herum Eine Bühne mit karger Kulisse, anderthalb Stunden, ein Mann, ein Bass, ein Monolog. Derzeit wird im Staatstheater Kassel Patrick Süskinds Werk „Der Kontrabass“ inszeniert – ein Ein-Mann-Stück mit Franz Josef Strohmeier in der Hauptrolle und natürlich dem Kontrabass.

N. Klinger

* KATHARINA SCHWARZ

E

in Mann steht auf der Bühne, festlich gekleidet mit Frack und polierten Schuhen. Hinter ihm, an einen Stuhl gelehnt, steht ein Kontrabass. Die Wohnung, in der der Kontrabassspieler lebt, ist nur angedeutet und, wie er beschreibt, schallisoliert. Es gibt nicht viel zu sehen und der Fokus liegt auf der Sprache, wie bei vielen von Patrick Süskinds Werken. Der Kontrabass ist ein Stück voller Anspielungen und Randbemerkungen. Ein wenig gleicht es einem Kabarettstück, auch wenn das Werk meist als Monodrama bezeichnet wird. Eines ist es auf jeden Fall nicht: eindimensional. Hinter jeder Bemerkung und jedem Stimmungswechsel steckt etwas verborgen. Man entdeckt die seelischen Abgründe eines Menschen, der in einem schallisolierten Raum mit einem Kontrabass gefangen ist. Der Protagonist des Stückes (Franz Josef Strohmeier) ist etwa dreißig und Kontrabassist bei einem großen Orchester. Zu Beginn des Stückes erklärt er, warum der Kontrabass allen anderen Instrumenten überlegen ist, dass es ohne den Kontrabass kein Orchester gäbe. Selbstgefällig kritisiert er nicht nur andere Instrumente, sondern auch Musiker und Komponisten. Erst nach und nach tritt seine eigentliche Frustration zum Vorschein, gespiegelt in dem unhandlichen plumpen Instrument, das ihn vom wahren Leben abhält. Unfähig zur Kommunikation wendet er sich an ein imaginäres Publikum. Seine Beziehung zu dem Instrument kann als Hassliebe bezeichnet werden. Einerseits ermöglicht es ihm sein Künstlerdasein, andererseits versperrt es ihm mit seiner Größe ein normales Leben und raubt jeden Raum für weitere Menschen in seinem Leben, vor allem den Raum für die Sopranistin Sarah.

TagesSatz

* 07/15

Nach und nach steigern sich seine Nörgeleien in Hasstiraden bis hin zu Wutausbrüchen. Schuld an seiner Misere - ganz klar der Kontrabass, der ihm überall im Weg steht. Trotz seiner Verbitterung und Unzufriedenheit ist der Kontrabassist zumindest intellektuell noch nicht am Ende. Er durchschaut die Ausweglosigkeit seiner beruflichen Situation, im Konzert des großen Orchesters ist ihm die unwichtigste Rolle zugewiesen. Immer wieder keimt die Hoffnung, dass er diese Situation irgendwie auflösen kann, vor allem, dass Sarah ihn bemerkt. Doch wie, hinter diesem riesigen Instrument? Seine Idee, kurz bevor die ersten Töne der Festspielpremiere von Rheingold beginnen „Sarah“ in die Stille zu rufen und so ein Zeichen zu setzen, vor sein Instrument zu treten. Doch bevor der Zuschauer erfährt, wie er sich entscheidet, endet das Stück. Ob er sich wohl wagt? Patrizia Schusters Inszenierung setzt auf Unterbrechungen und einen Spannungsbogen. Immer wieder geht das Licht aus, es wird kurz Musik eingespielt, damit der Kontrabassist einen Punkt machen kann oder man erfährt, wie laut der Raum ohne Schallisolierung wäre. Dagegen wirken die Wiederholungen, die Running-Gags und die Emotionskurve des Kontrabassisten. Ein Spannungsbogen entsteht, dem man anderthalb Stunden folgt, ohne die Zeit im Auge zu behalten.

*

WEITERE VORSTELLUNGEN: Der Kontrabass wird noch einmal am Mittwoch den 22. Juli 2015 im tif (Theater im Fridericianum) aufgeführt.

25


KU LTU RTI P P S

GÖTTINGEN

Joshua Kahle

Die Empfehlung

Zu Gast bei der Königin Victoria-Nächte im Alten Botanischen Garten Auch in diesem Sommer ist im 1903 erbauten Victoriahaus die südamerikanische Riesen-Seerose Victoria zu sehen, deren Schwimmblätter bis 1,8 m Durchmesser erreichen, ein Kleinkind tragen können und die im Hoch- und Spätsommer abends ihre 30 cm großen Blüten öffnet. Die Königin des Sees zeigt sich in ihrer vollen Schönheit.

* UTE KAHLE

Zu den „Victoria-Nächten“ unter dem Motto „Sommernachtsträume im Alten Botanischen Garten“ kann man abends die Blüte beim Aufgehen bestaunen, umrahmt von tropischen Seerosen mit blauen und violetten Blüten, Passionsblumen, Pfeifenwinden und Gurkengewächsen mit bizarren Früchten. Zeitgleich ist in der Orangerie eine Ausstellung tropischer Biotope-Aquarien und -Terrarien.

*

MEHR ZUR EMPFEHLUNG: Sommernachtsträume und „Wunderwelten unter Wasser“ Do 18.7. - Do 25.7. täglich 11.00 bis 21.30 Uhr im Alten Botanischen Garten, Untere Karspüle 2 Eintritt frei

noch bis So 19.07. CARICATURA-Galerie (KUBA), Ks

Fr 03.07. / 20.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö

Energie-Cartoons: Achtung Hochspannung!, Di-Fr 14.00-20.00 Uhr, Sa&So 12.00-20.00 Uhr, Eintritt 4/3 Euro

Emily Dickinson war der Welt, in der sie lebte, meilenweit voraus. Stilistisch wie inhaltlich trotzte sie mit ihrer Lyrik unerschrocken jeder Norm des puritanischen Neuenglands im 19. Jahrhundert. Übersetzerin Gunhild Kübler spricht mit Amerikanist Frank Kelleter über das Faszinosum Dickinson. VVK: 9 Euro, erm. 7 Euro

noch bis Do 20.08. CARICATURA-Bar, Ks Kabinett-Ausstellung Dorthe Landschulz: Problemzonen, Do-So ab 19.00 Uhr, Eintritt frei Mi 01.07. / 18.00 Uhr Universität (Gießhaus), Ks Grenzenlose Satire: Karikaturen und andere rechtsstattliche Zumutungen (u.a. mit Bernd Gieseking, Prof. Dr. Stephan Weichert, Moderation Prof. Dr. Wolfgang Thaenert; um Anmeldung unter www.kassel-medienrecht. de (bevorzugt) oder per Fax 0561/ 107714 wird gebeten Do 02.07. / 19.30 Uhr Werkstatt e.V., Ks Freies Musizieren: Digeridoo-Gruppe: Trommeln, Flöten oder Percussion können mitgebracht werden, Kontakt: Mario Gruhn: 0561/777509

26

Fr 03.07. / 21.00 Uhr Salzmann @Panoptikum (Leipziger Straße 407), Ks Zeitweise heiter: Ein bunter Abend mit Freunden für Salzmann (u. A. mit Welf Kerner, Bernd Walter, Oliver Leuer und Gästen) Eintritt 12 Euro, erm. 8 Euro Sa 04.07. / 10.00-13.00 Uhr Deutsches Theater, Hagenweg 2, Gö Fundusverkauf – Stöbern, Entdecken und fündig werden. Eintritt frei So 05.07. / 15.00-17.00 Uhr Park Schönfeld, Ks Jazz am Auedamm: Susanne Vogt Band

So 05.07. / 19.45 Uhr Deutsches Theater, Gö GSO Konzert, Sommerserenade, Zyklus Kammerkonzerte Mo 06.07. / 20.00 Uhr Sommer im Park, Vellmar Roger Willemsen und Partner: Das hohe Haus, Karten 19-22 Euro (inklusive Kombi-Ticket Kassel Plus), erm. 16-19 Euro Di 07.07. / 14.30-15.30 Uhr Schloss Wilhelmshöhe, Ks Führung mit Barbara Richarz-Riedl: Kassels verschollene Bilder – Kriegsverluste und Rückgewinnung, Führung inklusive Eintritt 4,50 Euro Do 09.07. / 19.45 Uhr Clavier-Salon, Stumpfebiel 4, Gö Klavierabend Lanxi He Werke von Bach, Mozart, Ligeti, Liszt Konzert junger internationaler Preisträger Fr 10.07. / 19.00 Uhr Altes Rathaus, Rathaushalle, Gö Über seinen perfekten Krimi und die Abgründe des Politikbetriebs spricht Jan Seghers mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann. VVK: 11 Euro, erm. 9 Euro Fr 10.07. / 21.00 Uhr Literarisches Zentrum, Gö Zum alljährlichen Sommerfest zum Saisonfinale präsentiert Peter Licht, deutscher Indie-Popper und Kapitalismus-Kritiker, Glanzstücke aus LiveAlbum und Buch. Durch den Abend führt Ole Petras. VVK: 11 Euro, erm. 9 Euro So 12.07. / 19.00 Uhr Sommer im Park, Vellmar Hannes Wader: SING-Tour, Karten 28-32 Euro (inklusive Kombi-Ticket Kassel Plus), erm. 25-29 Euro Sa 17.07. / 17.00 Uhr Junges Theater, Gö Trommelfest des KAZ

TagesSatz

* 07/15


KULTURT IPPS Fr 17.07. und Sa 18.07. Kaiser-Wilhelm-Park (KWP), Gö

Die Empfehlung

So 19.07. / 11.00-18.00 Uhr Werkstatt e. V., Ks 60 Jahre documenta: Wo der Honig fließt – die Werkstatt als Kind der Honigpumpe (ab 12.00 Uhr Gespräche mit Protagonisten aus dem WerkstattUmfeld; von 15.00-17.00 Uhr Gartenprojekt Huttenplatz) So 19.07. / 16.15 Uhr Archäologisches Institut, Gö An die Laute, von DOWLAND bis SCHUBERT, Florian Brauer – Tenor und Andreas Düker - Laute/Romantische Gitarre Mo 20.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt an der Drahtbrücke, Ks The Stanley Clarke Band, VVK 30 Euro, AK 32 Euro (s. Empfehlung) Do 23.07. / 19.30 -21.45 Uhr Park Schönfeld, Ks Die Bremer Stadtmusikanten – ein Märchenmusical von Michael Fajgel, frei nach den Gebrüdern Grimm Do 24.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt an der Drahtbrücke, Ks Tanita Tikaram, VVK 24 Euro, AK 26 Euro Sa 25.07. / 20.00 Uhr Deutsches Theater, Gö Vince Ebert – Evolution Gastspiel im Rahmen des Göttinger Kultursommers 2015

* HARALD WÖRNER

KASSEL

Agentur

Open Air Festival

Der Meister der Slaptechnik The Stanley Clarke Band im Kulturzelt an der Drahtbrücke Neben Jaco Pastorius zählt Stanley Clarke im Bereich der Fusion- und Jazz-Musik zu den einflussreichsten Bassisten. Nach dem Studium an der Philadelphia Academy of Music zog Clarke Anfang der Siebziger nach New York. Hier traf er unter anderem auf Gil Evans und Al Di Meola. Zu der Zeit trat er auch der von Chick Corea geleiteten Formation

„Return To Forever“ bei. Er selbst produzierte eine Reihe von Solo-Alben, von denen „School Days“, zusammen mit Jaco Pastorius´ Debut, wohl zu den herausragenden Platten jener Zeit gehören dürfte. Im Jahre 1987 tat sich Clarke mit dem ehemaligen „The Police“-Schlagzeuger Stewart Copeland zum Projekt „Animal Logic“ zusammen. Clarkes Spiel fällt vor allem durch seine ausgefeilte Slap-Technik auf. Hierbei werden die Saiten mit der Daumenseite durch eine Drehung aus dem Handgelenk kräftig angeschlagen.

*

MEHR ZUR EMPFEHLUNG: The Stanley Clarke Band Mo 20.07. / 19.30 Uhr Kulturzelt an der Drahtbrücke Auedamm 2, 34121 Kassel Eintritt 30 Euro, AK 32 Euro www.kulturzelt-kassel.de

So 26.07. / 15.00 Uhr Kinotheater Lumière, Geismar Landstr. 19, Gö

Mo 27.07. / 19.30 Uhr GDA-Wohnstift, Saal 1, Charlottenburger Straße 19, Gö

LARIFARI Kinder-Sonntags-Theater mit dem Theater con Cuore aus Schlitz Pettersson & Findus – Wie Findus zu Pettersson kam Schauspiel und Figurentheater für Kinder ab 4 Jahren Eintritt 7 Euro, 5 Euro Kinder

Armin Mueller-Stahl: Dreimal Deutschland und zurück! Lesung mit der Schauspielerin Kerstin Reimann. Eintritt 5 Euro

So 26.07. / 19.00 Uhr Café Buchoase, Ks

Märchenwanderung im Eichwald mit der Kasseler Märchenerzählerin Kirsten Stein; bitte Voranmeldung bis Mo., den 27.07.2015 unter Tel. 0561/572542 oder per E-Mail: info@ kulturfabrik-kassel.de

Offenes Circle Singing mit Ulrike Gutzeit (diese Methode wurde durch Bobby McFerrin bekannt); Kosten: 1025 Euro (je nach Selbsteinschätzung)

Mi 29.07. / 10.00-12.00 Uhr Eichwaldstraße Spielplatz/Ende des Friedhofes, Ks

ANZEIGE

a ff e n W ir v e r s c h n z v o ll e I h n e n g la A u ft r it te

Color-Druck GmbH Lindenallee 19 · 37603 Holzminden Fon (0 5531) 93 20-0 · Fax 93 20-50 e-mail: info@color-druck.net

Der Mensch steht im Vordergrund. Daher unterstützen wir den TagesSatz. SYCOR mbs GmbH Brauweg 40, 37073 Göttingen www.sycor-mbs.de

TagesSatz

* 07/15

27


Jörg „Yogi“ Müller

A M S TA D T R AND

Straßengeflüster Solidarität von prominenter Seite: Aldi Süd hat Obdachlosen in Düsseldorf verboten das Straßenmagazins fiftyfifty vor den Läden zu verkaufen. Hilfe erhält das Magazin nun von prominenter Seite: Tote-Hosen-Gitarrist Michael Breitkopf, auch Breiti genannt, hat sich mit dem Billigdiscounter angelegt. Er will sich, als Protest gegen das Verkaufsverbot, selber vor den Discounter stellen und die Magazine verkaufen. Durch das Verkaufsverbot von Aldi Süd würden rund 140 Obdachlose im Raum Düsseldorf ihren Arbeitsplatz verlieren, erklärt die fiftyfifty-Redaktion. Begründet wurde das Verkaufsverbot des Lebensmitteldiscounters damit, dass Verkäufer immer wieder gegen die abgemachten Vereinbarungen verstoßen haben und sich Aldi Süd-Kunden beschwert hätten. Ob es eine Aufhebung des Verbots gibt, ist bislang eher unwahrscheinlich. Auch wenn es Verhandlun-

*

HOLGER TEICHMANN

gen zwischen der Redaktion und der Discounter-Kette gibt, das Verbot ist bislang unbefristet. Um auf die Situation und das Verkaufsverbot hinzuweisen hat ToteHosen-Gitarrist Breiti Hilfe angeboten. Er selbst hatte angekündigt, sich vor eine Aldi-Filiale zu stellen und das Obdachlosenmagazin zu verkaufen. Das Straßenmagazin fiftyfifty hat eine Auflage von 55.000 Heften pro Monat und gehört so zu den auflagenstärkten Straßenmagazinen in Deutschland. Die Verkäufer des Heftes behalten die Hälfte des Verkaufspreises von 1,90 Euro.

*

MEHR ZUM THEMA: www.fiftyfifty-galerie.de

Gedanken eines TagesSatz-Verkäufers

Das Brotmuseum Auch in der Nähe von Göttingen sind Ziele für Ausflüge zu finden. Fährt man auf der B27 von Göttingen in Richtung Harz, kommt man auch zu dem Dorf Ebergötzen. Dort findet man das Brotmuseum. Wenn man am Eingang den Eintritt bezahlt, bekommt man einen Brotkringel, den man sich um den Hals hängen kann. Im Erdgeschoss des Museums befindet sich unter anderem eine Fotoausstellung. Zum Thema Brot wurde im Jahre 2014 ein Wettbewerb veranstaltet, die besten Fotos sind im Museum zu sehen. In einem weiteren Raum sind Kunstwerke zum

28

* CAROLIN SCHÄUFELE

Thema: „Unser täglich Brot“ zu sehen. Sehr interressant sind auch die im ersten Stockwerk ausgestellten Getreidesorten und aus verschiedenen Jahrhunderten nachgebildeten Brotlaibe, die bis in die Römerzeit zurückführen. Ebenso zu sehen sind Handmühlen von früher, sowie unterschiedliche Geräte zum Kneten, Formen und Backen des Teiges. Auf vielen Schautafeln ist anschaulich die Geschichte des Brotbackens geschildert. Es lohnt sich, dieses Museum zu besuchen.

*

TagesSatz

* 07/15


Andre Günther (photocase.com)

DI E KO CH N IS C HE

* HANS PETER PUNG & TEAM

Kochen mit dem TagesSatz LECKERE GERICHTE FÜR SIE ENTDECKT

I

m Sommer, an Tagen wenn es so richtig heiß wird, sehnen wir uns nach einer leichten Kost. Keine fetten Braten, Aufläufe, Eintöpfe und Ähnliches, die uns in der kalten Jahreszeit jenes wohlige wärmende Gefühl schenken. Wenn es heiß wird, dann reizt etwas Frisches, Knackiges, Saftiges. Wir haben es für Sie entdeckt. Viel Spaß beim Bereiten!

Salat Italia (4 Portionen / ca. 2,00 Euro pro Portion)

400g Nudeln (z.B. Bandnudeln), 500g Tomaten, 150g Mozzarella, 1 Bund Basilikum, Balsamico (weiß), Olivenöl, Honig, Senf, Salz, Pfeffer Die Nudeln wie gewohnt bissfest garen, abgießen und warm stellen. Von den Tomaten den Stielansatz entfernen, diese dann zerkleinern. Den Mozzarella würfeln. Basilikum waschen, trocknen, in Streifen schneiden. Aus Balsamico, Öl, Senf und Honig ein Dressing anrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen. Dressing, Tomaten, Mozzarella und Basilikum in einer Schüssel vermischen. Nudeln unterheben und servieren.

Paprika waschen, halbieren, entkernen, in Würfel schneiden. Gurke waschen, der Länge nach halbieren, in Scheiben schneiden. Melone aufschneiden, Fruchtfleisch von der Schale trennen, würfeln. Ruccola waschen, trocknen, in mundgerechte Stücke zupfen. Schalotten schälen, würfeln. Feta würfeln. Die Zutaten in eine Schüssel geben und gut vermischen. Aus Essig und Öl eine Vinaigrette anrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Schluss die gehackten Kräuter unterheben. Tipp: Auch dieser Salat passt gut zu gegrilltem Fleisch. Sie können ihn aber auch mit frischem Ciabatta genießen.

Ofengemüse mit Quark

Zwiebeln und Knoblauch schälen, fein würfeln. Kartoffeln schälen, waschen, würfeln. Möhren schälen, in Scheiben schneiden. Zucchini waschen, würfeln. Tomaten waschen, halbieren. Bis auf die Tomaten alles in eine Schüssel geben und vermengen. Öl darüber gießen und mit Salz und Pfeffer würzen. Gemüse auf einem Backblech in den vorgeheizten Backofen schieben und bei 200°C ca. 20 Minuten garen. Nach etwa 10 Minuten die Tomaten zugeben. Schnittlauch waschen, trocknen, in feine Ringe schneiden. Quark mit etwas Milch glatt rühren. Mit dem Schnittlauch vermengen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wenn die Kartoffeln gar sind, das Gemüse aus dem Ofen nehmen, in eine Schüssel umfüllen und zusammen mit dem Quark servieren.

(4 Portionen / ca. 2,50 Euro pro Portion)

250g Quark, 2 Zwiebeln (rot), 1 Knoblauchzehe, 500g Kartoffeln, 2 Möhren, 1 Zucchini, 250g Cocktailtomaten, Salz, Pfeffer, Öl, 1 Bund Schnittlauch, etwas Milch

Tipp: Auch hier heißt es wieder: kann auch als Beilage zum Gegrillten gegessen werden. Man kann das Gemüse aber auch ohne Fleisch genießen. Dann sollten sie einfach etwas Brot dazu reichen.

*

ANZEIGE

Kontakt: 0551/51030 und info@goettingertafel.org

Tipp: Dazu reichen Sie frisches Brot. Dieser Salat passt auch als Beilage zu gegrilltem Fleisch.

Salat fruchtig (4 Portionen / ca. 2 Euro pro Portion) 1 rote Paprika, 1 Salatgurke, 1 kleine Honigmelone, 50g Ruccola, 2 Schalotten, 50g Feta-Käse, Olivenöl, Essig, Salz, Pfeffer, gehackte Kräuter nach Wahl TagesSatz

* 07/15

Bundesfreiwilligendienstler (Bufdis)

dringend zum 1. August oder 1. September für 30 Std./Woche gesucht!

29


H IN T E R D E N K U L ISSE N

L

eicht zögernd nimmt das Mädchen Platz auf der Parkbank. Es wirkt ein bisschen nervös und verkrampft und nimmt auch nichts wahr von der Waldstimung, die im Hintergrund der Studiobühne auf zwei Leinwänden abgebildet ist. Der Grund dafür nähert sich bereits schattenhaft als dunkle Silhouette, die sich für einen Moment riesenhaft zwischen den Stämmen und dem Gebüsch aufbläht und dann ebenfalls auf die Bank zuhält. Der Mann redet scheinbar entspannt drauf los, aber vielleicht ja auch gezielt. Mit seiner Beschreibung von ziemlich alten Filmszenen und ihren Helden kann das Mädchen zwar nichts anfangen, auch nicht mit der Beschreibung seiner wilden Künstlerbiografie. Aber all das ist Teil der Erniedrigung, die er sie schon bald unmissverständlich brutal spüren lässt. Auch wenn sie sich jetzt angeekelt krümmt, er hat die Situation unter Kontrolle. „Grooming“ heißt das Stück des spanischen Dramatikers Paco Bezerra, das Intendant Erich Sidler als deutschsprachige Erstaufführung auf der DT – 2

Deutsches Theater

Bühne inszenierte. Es steuert szenisch zunächst direkt auf die Bedeutung des Begriffes „Groomig zu, die sexuelle Belästigung von Kindern und Jugendlichen im Internet.

Angst und Ekel „Grooming“ im Deutschen Theater in Göttingen

* REZENSIERT VON TINA FIBIGER Es ist eine klassische Täter-Opfer Konstellation, die Erich Sidlers Inszenierung den Zuschauern in diesen Szenen ganz unmittelbar zumutet. Mit all dem, was Vanessa Czapla an purer Angst, nackter Panik und Ekel mit ihrer Figur anspricht und mit den Machtgelüsten und Taktiken, die Andreas Jessing so überlegen und bedrohlich ins Spiel bringt. Doch dann sind auf einmal die Rollen vertauscht und das nicht nur, weil sich das Mädchen als Polizeibeamtin outet, die genau solche Typen im Netz jagt. Sie hat ihren freien Tag und endlich ein Opfer für ihre eigenen sexuellen Obsessionen gefunden und für die Macht, die darin lauert. Das Thema Grooming wird zum Auslöser für eine Debatte, um Fragen des menschlichen Miteinanders, die Bezerras Stück aufwühlt: Dass in Beziehungen und Verhältnissen eben auch Macht und Dominanzbedürfnisse virulent sind, in denen sexuelle Fantasien und Obsessionen eine entscheidende Rolle spielen. Das Stück verstört auch mit der Frage, warum der andere sich den schwächeren Part in den gelebten Fantasien zuweisen lässt und damit seine Rolle als Opfer in einer ungleichen Beziehung akzeptiert. Mit Blick auf die Figur eines Pädophilen wird sie drastisch zugespitzt. Der beteuert nun, sich nie wieder an jungen Mädchen zu vergreifen, kann aber nicht erklären, was ihn außer der sexuellen Befriedigung noch angetrieben hat. Auf seine Peinigerin wirken diese Beteuerungen von Angst und Schwäche wie ein Stimulanz. Wieder kommt es zu einer extrem verletzenden Grenzüberschreitung für Befriedung von Machtbedürfnissen und Obsessionen. Und wieder lassen sich auch diese Bilder nicht einfach mit moralischen oder juristischen Argu-

30

menten werten. Was Bezerras Figuren einander zumuten, findet immer wieder so oder anders statt und eben nicht nur im Chatrooms, wo intime Wünsche und Fantasien hinter Nicknames und in Rollenspielen gelebt werden, wenn sich dafür keine reale, gesellschaftlich akzeptierte Nische findet. Erich Sidlers Inszenierung reflektiert die Fragen und Befunde des Stückes über den Weg der Nahaufnahmen, bei denen Vanessa Czapla und Andreas Jessing immer mehr an zerstörerischen Energien freilegen. Zum Fürchten ist dieses Psychoduell und so unerbittlich in der Diagnose über Verhältnisse und Beziehungen, weil es auch eine entscheidende Frage stellt, die hinter diesem Grooming Szenario lauert. Wie gehen wir miteinander um, auch mit den alltäglichen und vielfach auch geduldeten Übergriffen? Wo einer den Raum des anderen mit einem Wort, einer Geste oder einer Berührung bedrängt, lauern meist noch weitere Zumutungen, die auch nicht akzeptabel sein müssen und trotzdem weiter grassieren. Wenn sich die Bühne am Ende verdunkelt, lehnt ein Spaten an der Parkbank. Die verpixelte Waldidylle wird zur Filmkulisse für die Bilder aus einem Trickfilm über Alice im Wunderland. Es geht senkrecht bergab in dem Hasenbau. Das sind die Aussichten, die dieser Theaterabend auch anspricht, wenn er immer wieder verstört, nachdenklich stimmt und dann erneut beklemmt und genau deshalb den Zuschauern sehr nahe gehen möchte. Das vermag er.

*

WEITERE VORSTELLUNGEN: 6. & 11. Juli um 20.00 Uhr

TagesSatz

* 07/15


ZWI SCHEN DEN ZE IL E N

Urlaubszeit Wie steht’s um die eigene Öko-Bilanz? „Ein Deutscher verursacht im Schnitt etwa zehn bis elf Tonnen Kohlendioxid im Jahr. Ein Afrikaner 0,9 Tonnen. Ein Inlandsflug von Berlin nach Stuttgart (hin und zurück sind das etwa 1.000 Kilometer) geht mit 0,3 Tonnen in die persönliche Bilanz ein, ein Flug nach New York mit knapp 5 Tonnen“, rechnet Peter Unfried, Chefreporter der taz, vor. Klar, Reisen schadet dem Klima. Doch was wäre die Konsequenz: zuhause bleiben? Nur noch mit dem Rad in den Harz? In „Öko“ beschreibt Peter Unfried seine ganz persönliche Energiewende – vom gedankenlosen Genießer zum verantwortungsbewussten Konsumenten. Beim Reisen tut sich der Deutsche diesbezüglich gemeinhin schwer. Und auch der Autor hadert mit sich selbst: Ist „Kompensieren“ von Flügen über Atmosfair & Co gut oder schlecht? Genüsslich nimmt er Ausreden („Fliegen ist schneller als Bahnfahren“) auseinander und führt uns den Spiegel unserer eigenen Bequemlichkeit vor Augen. Dabei nimmt er erfreulicherweise gar nicht für sich in Anspruch, immer die richtige Antwort zu kennen. Vielmehr gibt er zahlreiche Denkanstöße zu einem umweltbewussten Leben – ohne auf Komfort und Spaß im Leben verzichten zu müssen. Fluffig geschrieben, aber nicht oberflächlich. Ein super Buch! Peter Unfried: Öko. Lebe wild und emissionsfrei! Dumont 8,99 Euro Taschenbuch 239 Seiten

TagesSatz

* 07/15

Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen. Allerdings hat sich die Art und Weise, wie die Bundesbürger urlauben, zuletzt erheblich verändert. Der Anteil an Individual-Touristen hat zugenommen, aber auch der Aspekt des nachhaltigen Reisens wird immer relevanter. Diese aktuellen Neuerscheinungen beleuchten das Thema aus komplett unterschiedlichen Perspektiven.

* DANIELE PALU

Unmittelbar und unvorhersehbar In 80 Tagen um die Welt – diesen Ehrgeiz hat Joachim van der Linde nicht. Er lässt sich mehr Zeit: drei Jahre, drei Monate und drei Tage. Der Abenteurer hat ein konkretes Ziel: So viel Eisenbahnfahrten wie möglich. Auf keinen Fall ein Flugzeug benutzen. Vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus startet er seine Weltreise, quer durch Europa, nach Asien, Australien, Nord- und Südamerika bis nach Afrika – 188.000 Kilometer durch 48 Länder. Was Jo van der Linde sucht, ist der direkte Kontakt zu Land und Leuten. Als illegaler Kirschenpflücker arbeitet er in Neuseeland. Er durchquert die Straße von Malakka einem Containerschiff, das eigentlich schon längst verschrottet gehört hätte in einer Gegend, die von Piraten verseucht ist. Mitgebracht hat er viele Anekdoten und kleine Geschichten. Zwar hält sein Reisebericht professionellen Standards nur bedingt stand. Dafür ist er authentisch – ein Globetrotterbericht im besten Sinne. Joachim van der Linde: Einsteigen, bitte Mit Eisenbahn und Frachtschiff um die Welt Books on demand 18,95 Euro Broschiert 275 Seiten

Phantastischer Ausblick Wie werden wir in Zukunft leben? Und wie werden wir reisen? Der bekannte Zukunftsforscher Professor Stephan Rammler bereist als „Futurnaut“ die Zukunft. Nach einer Einleitung zur Geschichte und einem wissenschaftlichen Kapitel zu den wahrscheinlichen Entwicklungstrends der Mobilität hält er das Buch weitgehend im Stil narrativer Szenarien. So bietet Rammler auf der Grundlage wissenschaftlicher Faktensammlung und Analyse viele Beispiele der zukunftsfähigen Gestaltung unserer Gesellschaft. Längere Geschichten und Miniszenarien zeichnen ein abwechslungsreiches Bild über die Möglichkeiten, wie wir in Zukunft verreisen werden. Vieles erscheint auf den ersten Blick reichlich naiv. Andererseits gibt es schon heute so viele Beispiele für phantasievolle Lösungen der Mobilität, dass Ramblers Visionen weit mehr sind als Spinnereien. Stephan Rammler: Schubumkehr – Die Zukunft der Mobilität. Fischer 12,99 Euro Taschenbuch 336 Seiten

31


WA S E S S O N ST NOC H G IB T

Verlosung von JT-Karten

D

er TagessSatz verlost in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen 1x2 Karten für die Vorstellung „Nathan der Weise“ am 11.07. um 20.00 Uhr

Einsendeschluss ist am 8.7. und eine Teilnahme nur per E-Mail an goettingen@tagessatz.de möglich. Bitte geben sie Ihre Telefonnummer – damit wir Sie benachrichtigen können – und als Betreff „Nathan“ an!

Dorothea Heise

Die Karten liegen an der Abendkasse für den glücklichen Gewinner bereit. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!

Nathan der Weise Dramatisches Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing

Bildung beginnt in der KiTa Seit mehr als 30 Jahren sind wir als freier Träger von Tageseinrichtungen für Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren in Göttingen und Umgebung aktiv. Unsere Arbeit von der Krippe bis zum Hort und der Zusammenarbeit mit Grundschulen ist geprägt von Innovation und Qualität. Wir arbeiten mit dem Instrument der integrierten Qualitäts- und Personalentwicklung und dokumentieren unsere Arbeit u.a. mit der Methode der Bildungs- und Lerngeschichten. Wir sind seit mehr als 20 Jahren Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres und des Zivildienstes/Bundesfreiwilligendienstes. Unsere KiTas sind Einsatzstellen im FSJ. Wenn Sie mehr über uns und unsere Arbeit erfahren möchten, dann kontaktieren Sie uns direkt oder besuchen Sie unsere Homepage. Kinderhaus e.V., Hospitalstraße 7, 37073 Göttingen 0551-5213930 info@khgoe.de www.khgoe.de Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

*

32

www.khgoe.de

Jerusalem 1191, zur Zeit des 3. Kreuzzuges. Es herrscht der Sultan Saladin, vor der Stadt stehen die Tempelritter, die Jerusalem zurückerobern wollen. Als der reiche Jude Nathan von einer Geschäftsreise zurückkehrt, erfährt er, dass sein Haus gebrannt hat und seine Tochter Recha wie durch ein Wunder überlebt hat. Ein junger Tempelherr hat sie gerettet. Jetzt schwärmt Recha, die Jüdin, für den Tempelherrn, den Christen – vielleicht liebt sie ihn sogar. Und dann wird Nathan noch zum Sultan bestellt, der von ihm, den alle den Weisen nennen, die Antwort auf eine ganz bestimmte Frage haben will: Welcher Glaube ist der einzig wahre und richtige? Lessing schrieb „Nathan“ 1778 vor dem Hintergrund eines religiösen Disputs. Ihm wurde das Recht zu Publizieren entzogen und er beschloss, auf seine alte Kanzel zurückzukehren – das Theater. Er schuf eine Familien- und Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Krieges der drei großen monotheistischen Religionen, die Fragen nach Toleranz, Menschlichkeit und Respekt in den Mittelpunkt rückt.

ANZEIGE

TagesSatz

* 07/15


DAS LE T Z T E

DER TiCKER NACHRICHTEN AUF DEN LETZTEN DRÜCKER Impressum geb. 17.06.1954 in Seica Mare, Rumänien

Wenig ist es, was wir tun können, doch wisse, dass wir in Gedanken Dir nahe sind.

ges. 10.06.2015 in Göttingen Ileana verlor 2011 bei einem Hochwasser in Rumänien ihr Haus und kam als Witwe mit ihrem Sohn nach Göttingen. Hier fand sie beim TagesSatz schnell eine Aufgabe und viele neue Kontakte mit Kollegen und Kunden. Sie verkaufte mit Freude vier Jahre lang den TagesSatz und wird nicht nur von den Verkaufskollegen vermisst, sondern hinterlässt auch eine große Lücke.

Soziales drückt Kommunen

Nächstes Mal AUGUST-AUSGABE 2015

Wie jeden Sommer gibt es eine Ausgabe der TagesSatz-Verkäufer.

*

TagesSatz

* 07/15

derung Behinderter und weitere Investitionen. Den Vorschlag der Stiftung, der Bund solle Wohngeld bezahlen, findet Duisburgs OB Sören Link zwar nett, aber unzureichend: „Wenn der Bund Soziallleistungen beschließt, dann hat der Bund dafür zu bezahlen.“ Denn nicht nur Duisburg und anderen Dauerpatienten im Ruhrgebiet steht das Wasser bis zum Hals. Was passiert, wenn die Soziallasten steigen, ohne dass Kompensation aus Berlin erfolgt schildert Link drastisch. Dann gehe es eben den Bürgern direkt oder indirekt ans Portemonnaie: durch Grundsteuer-Erhöhungen, Schließung von Büchereien oder ganz allgemein durch Personalabbau. (hw). Jörg „Yogi“ Müller

DUISBURG – Die Kommunen wiederholen ihre Forderung nach einer besseren Verteilung der sozialen Lasten gebetsmühlenartig: Wohngeld für Hartz IV-Empfänger, Eingliederungshilfen für Behinderte, Kosten für Asylbewerber, Pflegekosten und nicht zuletzt die Erfüllung des Anspruchs von Eltern auf einen KitaPlatz. Da sind alles Aufgaben, die der Bund den Städten aufbürdet, aber nach deren Ansicht nicht hinreichend finanziert. Daher verlangen sie von der Berliner Koalition mehr Kostenübernahmen. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung errechnete einen Anstieg der Kosten für Sozialleistungen um mehr als fünfzig Prozent. Der bezieht sich auf die vergangenen zehn Jahre. Gerade Kommunen mit hoher Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsschwäche treffe es hierbei besonders hart. Allerdings hat der Bund den Kommunen bereits zusätzliche Mittel zugesagt, die bis zum Jahre 2018 schrittweise auf fünf Millionen ansteigen. Diese sind gedacht für die Einglie-

*

*

TagesSatz, das Straßenmagazin Herausgeber: TagesSatz e.V. 1. Vorsitzender: Hans Peter Pung Adresse der Redaktion Kassel: Westring 69, 34127 Kassel Telefon: 0561 / 861 58 43 Fax: 0561 / 861 58 61 E-Mail: kassel@tagessatz.de Mo & Fr: 11-13 Uhr, Mi: 11-14 Uhr Di & Do: geschlossen Adresse der Redaktion Göttingen: Obere Karspüle 18, 37073 Göttingen Telefon: 0551 / 531 14 62 E-Mail: goettingen@tagessatz.de Mo, Di, Do: 9-11 Uhr / Do: 16-18 Uhr Mi & Fr geschlossen Homepage: www.tagessatz.de Bankverbindung: Kasseler Sparkasse IBAN: DE41 5205 0353 0001 1833 79 BIC: HELADEF1KAS Sparkasse Göttingen IBAN: DE59 2605 0001 0050 5815 11 BIC: NOLADE21GOE Redaktionsleitung: Carolin Schäufele (cs) (GÖ) Harald Wörner (hw) (KS) Pressearbeit: Carolin Schäufele Vertriebsleitung: Kassel: Udo Drescher, Mike Schäfer, Tel.: 0561 / 861 58 18 Göttingen: Ute Kahle, Andreas Pramann, Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 Anzeigenleitung: Tel./Fax: 0551 / 531 14 62 E-Mail: anzeigen@tagessatz.de Redaktion Kassel: Nora Mey, HansPeter Pung, Christin Prüter, Katharina Schwarz, Harald Wörner (hw) Redaktion Göttingen: Arun Gandhi, Moritz Emmelmann, Sabrina Erdmann, Elisabeth Hohensee, Ute Kahle, Jörg „Yogi“ Müller, Daniele Palu, Mathis Richtmann Illustration: Pilar Garcia Fotografie: Max Apel, Lothar Glebe, Andre Günther, Dorothea Heise, Joshua Kahle, Ute Kahle, N. Klinger, Jörg „Yogi“ Müller, Mathis Richtmann, Katharina Schwarz, Umschlag: Dimitri Koutsomytis Layout: Dirk Mederer [PLAZEBO] mediapool. Göttingen Lotzestraaße 22c 37083 Göttingen mederer@mediapool-goettingen.de mediapool-goettingen.de Lotzestr. 22c, 37083 Göttingen Druck: COLOR-Druck GmbH ViSdP: Harald Wörner Der TagesSatz erscheint zwölfmal im Jahr im Straßenverkauf in Kassel und Göttingen. Auflage dieser Ausgabe: 3.750

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Version zu veröffentlichen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verkaufspreis: 2,00 EUR, davon geht 1,00 EUR direkt an den Verkäufer.

33


WOHIN, WENN ALLGEMEINE HILFEN Göttingen Caritasverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/999590 Opferhilfebüro Göttingen Maschmühlenweg 11(Landger.) 37073 Göttingen 0551/5213883 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0551/6338876 Sozialdienst für Migranten, RABaZ-Beratungs- & Vermittlungsstelle für ausländische Jugendliche Karspüle 16 , 37073 Göttingen 0551/57739 BONUS Freiwilligenzentrum Godehardstr. 18, 37081 Göttingen 0551/9995917 Neue Arbeit – Brockensammlung Levinstr.1, 37079 Göttingen 0551/5067320 Pro Familia Rote Str.19, 37073 Göttingen 0551/58627 Selbsthilfe Körperbehinderte Neustadt 7, 37073 Göttingen 0551/54733-0 Selbsthilfegruppe für Mobbinggeschädigte – Rainer Beutler 05602/1860 BürgerInnenberatung Stadt Göttingen Hiroshimaplatz 2, 37083 Göttingen Zukunfts-Werkstatt Hilfe für Migranten & Jedermann Haus der Kulturen – Hagenweg 2e 37081 Göttingen Bahnhofsmission Bahnhof, Gleis 4-5, 37073 Göttingen 0551/56190 Diakonieverband Göttingen Allgemeine Lebens- und Sozialberatungsstelle Schillerstraße 21 37083 Göttingen 0551/517810 Kassel Kasseler Hilfe Opfer- und Zeugenhilfe e.V. Wilhelmshöher Allee 101 34121 Kassel 0561/282070 Weißer Ring e.V. Hilfen für Opfer von Straftaten 0561/6029458

LEB Ländliche Erwachsenbildung Groner Landstr. 27 37081 Göttingen 0551/8207917 Mo, Di und Fr 14.30-18 Uhr BBA e.V. TU WAS Lange Geismarstr. 3, 37083 Göttingen 0551/485200 Mo, Mi, Do 9.30-12 sowie Di 10-12 u. 14-16 Uhr Kassel Beratungsstelle für Arbeitslose des DGB Kreis Kassel Spohrstraße 6-8, 34117 Kassel 0561/7209536 ESSENSAUSGABEN Göttingen Die Göttinger Tafel Mauerstr. 16-17, 37073 Göttingen Tel. 0551–51030 Mittagstisch St. Michael Turmstr. 5, 37073 Göttingen 0551/5479540 Straßensozialarbeit Rosdorfer Weg 17, 37073 Göttingen 0551/517980 Kassel Kasseler Tafel Holländische Straße 141 34127 Kassel 0561/23003

Arbeit und Leben (A&L) Lange Geismarstr. 72-73 37073 Göttingen 0551/495070 oder 4950741 Di und Do von 9.30-13.30 Uhr

34

Ev.-ref. Gemeinde – Kleiderkammer Untere Karspüle 11, 37073 Göttingen Kleiderladen 0551/5473717 Ausgabe: Do 9-12 Uhr

Frauengesundheitszentrum Göttingen e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/484530 Gesundheitszentrum Albanikirchhof 4-5 37073 Göttingen 0551/486766 Kassel Fahrende Ärzte Dr. Giesler/Dr. Moog Mo 14-15.30 Uhr auf dem Martinsplatz Do 20-24 Uhr in der Gießbergstraße Kabera e.V. Beratung bei Essstörungen Kurt - Schumacher Straße 2 34117 Kassel 0561/780505 Gesundheitsamt Region Kassel Wilhelmshöher Allee 19-21 34117 Kassel 0561/10031920 HAFTENTLASSENE Göttingen

Kassel

FRAUEN IN NOT

HILFE & SELBSTHILFE BEI AIDS

Göttingen

Göttingen

KORE e.V. (Beratung für Frauen) Papendieck 24/26, 37073 Göttingen 0551/57453 Mo, Do 9-13 Uhr

Göttinger AIDS-Hilfe Obere Karspüle 14, 37073 Göttingen 0551/43735 werktags: 10-13 Uhr Beratung: 0551/19411

Frauen-Notruf e.V. Postfach 18 25, 37008 Göttingen 0551/44684

AIDS-Beratungsstelle Theaterplatz 4, 37073 Göttingen 0551/4004831

Frauenhaus e.V. Göttingen Postfach 1911, 37009 Göttingen 0551/5211800

Kassel

Therapeutische Frauenberatung e.V. Groner Straße 32/33 37073 Göttingen 0551/45615 Kassel

FRANKA e.V. Verein zum Schutz von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind Frankfurter Straße 78a 34121 Kassel 0561/70165824

Mensch & Arbeit - Beratungsstelle für Arbeitnehmer und Arbeitslose Kurze Str. 13a, 37073 Göttingen 0551/43373

Göttingen

Gesundheitsamt Sozialpsychiatrischer Dienst Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen 0551/4004862

Gesegnete Mahlzeit Diakonisches Werk Kassel Hermannstraße 6, 34117 Kassel weitere Stellen: Neue Brüderkirche, Johanneskirche, Auferstehungskirche

Zentrum für Sucht- & Sozialtherapie Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-0

Arbeiterwohlfahrt Hospitalstr. 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Göttingen

Anlaufstelle – Kontakt in Krisen e.V. Rosmarinweg 24, 37081 Göttingen 0551/632977

Übergangseinrichtung für wohnungslose Frauen Am Donarbrunnen 32 34132 Kassel 0561/43113

Göttingen

KLEIDERKAMMERN

Suppentopf der Heilsarmee jeden Donnerstag von 14-15 Uhr Martinsplatz

pro familia Beratungsstelle Breitscheidstraße 7 34119 Kassel Tel. 0561 7661925-0 Fax. 0561 7661925-99

ARBEITSLOSENHILFE

GESUNDHEIT

Beratungsstelle für Haftentlassene Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061 oder 0561/70738-00

Aids-Hilfe Kassel Motzstraße 1, 34117 Kassel 0561/97975910 Stadt Kassel – Gesundheitsamt AIDS-Beratungsstelle Obere Königsstraße 3 34117 Kassel 0561/787–5380 KINDER & JUGENDLICHE IN NOT Göttingen Deutscher Kinderschutzbund Nikolaistraße 11, 37073 Göttingen 0551/7709844 Omnibus - Beratungsstelle für Jugendliche & junge Erwachsene Goßlarstr. 23, 37073 Göttingen 0551/392690

Autonomes Frauenhaus 0561/898889

Kassel

Frauen in Not 0561/9892929

Deutscher Kinderschutzbund Siemensstraße 1, 34127 Kassel 0561/899852

Notruf für vergewaltigte Frauen Frauen gegen Vergewaltigung e.V. 0561/772244 Frauen informieren Frauen e.V. Beratung bei häuslicher Gewalt Westring 67, 34127 Kassel 0561/ 89 31 36

Verein zur Förderung der Erziehungshilfen in Nordhessen e.V. Wilhelmshöher Allee 32a 0561/78449-0 Stadt Kassel Sozialer Dienst des Jugendamtes Friedrich-Ebert-Straße 1 34117 Kassel 0561/787–5301

Deutsches Rotes Kreuz Zollstock 17, 37081 Göttingen 0551/5096322 Ausgabe: Mo & Do 8.30-11 Uhr jeden 3. Mi im Monat 16-18 Uhr Kassel Diakonisches Werk Kassel Sprungbrett & Sprungbrett spezial Steinweg 5, 34117 Kassel 0561/572090 Deutsches Rotes Kreuz Königstor 24, 34117 Kassel 0561/7290441 LEBENSKRISEN Telefonseelsorge für Jugendliche 0800/1110333 Göttingen Telefonseelsorge 0800/1110111 & 0800/1110222 Kassel Telefonseelsorge 0800/1110111 PSKB Stadt & Landkreis Kassel 0561/1003-0 & 0561/787-5361 NOTSCHLAFSTELLEN Göttingen Heilsarmee Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Soziale Hilfe e.V. / Panama (für alleinstehende Wohnungslose) Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738-00 Café Nautilus (für Drogenabhängige) Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 RECHTSBERATUNG & HILFE Kassel Schuldnerberatung Gottschalkstraße 51, 34127 Kassel 0561/893099 Verbraucherzentrale Hessen e.V. Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel 0561/772934

Suchtberatung Diakonisches Werk Kassel Sucht- und Sozialtherapeut. Zentrum Frankfurter Str. 78A, 34121 Kassel 0561/93895-0 SUCHTBERATUNG: DROGEN Göttingen DROBZ (Drogenberatungszentrum) Mauerstr.2, 37073 Göttingen 0551/45033 Beratungsstelle für Suchtkranke – Diakonieverband Schillerstr 21, 37083 Göttingen 0551/72051 Kassel Drogenhilfe Nordhessen e.V. Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103641 Kontaktladen „Nautilus“ Erzberger Straße 45, 34117 Kassel 0561/12115 SAM – Substitutionsfachambulanz Wilhelmshöher Allee 124 34119 Kassel 0561/711813 Schillerstraße 2, 34117 Kassel 0561/103878 WOHNUNGSLOSENHILFE Göttingen Ambulante Hilfe für alleinstehende Wohnungslose Wiesenstr. 7, 37073 Göttingen 0551/42300 Diakonische Heime in Kästorf e.V. – Außenstelle Göttingen Wienstraße 4f, 37079 Göttingen 0551/5053302 Straßensozialarbeit (Kleiderkammer) Tilsiter Straße 2a, 37083 Göttingen 0551/517980 Wohn-/Übernachtungsheim für Frauen und Männer Untere Maschstr. 13b 37073 Göttingen 0551/42484 Kassel Die Heilsarmee / Sozial Center Ks Eisenacher Straße 18, 34123 Kassel 0561/570359-0 Beratungsstelle für Nichtsesshafte Sozialamt der Stadt Kassel Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/787-5061

Göttingen

Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose – Soziale Hilfe e.V. Kölnische Straße 35, 34117 Kassel 0561/70738–00

AWO Schulden- & Insolvenzberatung, Kreisverband Göttingen e.V. Hospitalstraße 10, 37073 Göttingen 0551/50091-0

Betreutes Wohnen Diakonisches Werk Kassel Frankfurter Str. 78a, 34121 Kassel 0561/93895-10

Kostenlose Rechtsberatung Göttinger Tafel e.V. Jacobikirchhof 1, 37073 Göttingen 0551 – 5 10 30

WOHNUNGSPROBLEME

Unabhängige Patientenberatung Göttingen Albanikirchhof 4-5, 37073 Göttingen 0551/488778-0 Verbraucherzentrale Niedersachen Papendiek 24, 37073 Göttingen 0551/57094

Kassel Zentrale Fachstelle Wohnen Wohnungsamt (Rathaus) Obere Königsstraße 8 34112 Kassel 0561/787-6252 oder -6255 Deutscher Mieterbund Mieterverein Kassel u. U. e.V. Königsplatz 59, 34117 Kassel 0561/103861

SUCHTBERATUNG: ALKOHOL Kassel Anonyme Alkoholiker 0561/5108806 Blaues Kreuz Kassel Landgraf-Karl-Straße 22 34131 Kassel 0561/93545-0

Wenn Ihre Einrichtung hier nicht enthalten, oder wir eine Korrektur durchführen sollen, schicken Sie bitte eine E-Mail mit den Daten an goettingen@tagessatz.de!

TagesSatz

* 07/15


TagesSatz

* 07/15

35


Mit dem Einwurf Ihres Pfandbelegs in den BonBons-Behälter unterstützen Sie direkt bedürftige Menschen in Ihrer Region. Ihre Spende kommt zu gleichen Anteilen dem Straßenmagazin TagesSatz, sowie in Göttingen der Göttinger Tafel, in Kassel der »Gesegneten Mahlzeit« und dem »Suppentopf« zu Gute. Informationen zum Projekt und zu den Supermärkten mit BonBons-Boxen erhalten Sie auf unserer Webseite: www.pfandbonbons.de Die Spenden gehen an:

36

Unterstützt durch:

QR-CODE SCANNEN UM AUF DIE WEBSEITE ZU GELANGEN.

TagesSatz

* 07/15

Foto: Sarah Raymaekers | Gestaltung: Dirk Mederer [plazebo.net]

»Mein Flaschenpfand gibt Menschen Würde.«


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.