Auf die Plätze - Platz des Zusammensitzens - Die Zeitschrift

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zu Hause...“

VON JANINE SADLER SEWO E.V.

.... haben sie gesagt. „Kocht euch einen Tee, macht‘s euch gemütlich und setzt euch aufs Sofa. Genießt die Entschleunigung.“ So romantisiert kann man Corona nur betrachten, wenn Mensch nicht wohnungslos ist. Was machen die Leute, die kein zu Hause haben? Die sitzen draußen auf der Straße oder in einem unserer Tagesaufenthalte. Die sind allerdings auch nicht mehr so leicht zugänglich wie sie mal waren. Wir haben aktuell eine 3G-, Masken-, sowie Lüftungspflicht. Das heißt, auch das Tageszuhause der Leute ist alles andere als gemütlich. Mit Pech darf Mensch auch noch 2 Stunden in der Kälte sitzen und darauf warten, dass dank der Einlassbeschränkung ein Platz drinnen frei wird. Das soziale Zentrum, welches der Nordbahnhof mal war, hat sich verändert. Es ist kein Platz der Zusammenkunft, des gemütlichen Zusammensitzens mehr. Wir sind frustriert. Wir treffen uns in Arbeitskreisen, setzen uns in Gruppen zusammen und überlegen was wir machen können, um den Leuten das Leben wieder angenehmer zu machen. Wir sind jedoch ratlos. Nun ist Corona in der Wohnungslosenszene angekommen. Corona beschäftigt alle seit zwei Jahren und doch ist das Gesundheitsamt und die Stadt planlos und überfordert. Anstatt den Leuten mehrere Corona-Hotels zur Verfügung zu stellen, um alle Infizierten und K1- Personen unterzubringen, wird der Zugang zu dem (einzigen!) Hotel noch zusätzlich erschwert. Laut Gesundheitsamt dürfen nur noch wohnungslose Menschen mit positivem PCR-Test in Quarantäne im Hotel. Auf den Kosten des Tests bleiben sie aber selbst sitzen und wenn sie das Geld dafür nicht haben, haben sie Pech. K1- Personen kommen so gar nicht mehr ins Hotel, dürfen aber auch nicht in Notunterkünften übernachten, sodass sie gezwungen sind, ihre Nächte auf der Straße zu verbringen. Jeden Tag sitzt das Team des Nordbahnhofs zusammen und fragt sich, was wohl noch passieren muss, damit die Stadt, die Politik, die Verantwortlichen, endlich handeln. Wir fordern menschenwürdige Einzelunterbringung für alle, die es brauchen und wünschen! Damit auch unsere Leute gemütlich auf dem Sofa sitzen und einen Tee trinken können. *DIESER TEXT ENTSTAND ENDE OKTOBER 2021.

BLEIBT ALLE ZU HAUSE.

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