AUSGABE 3
DAS STERNENTHEATER Fotos: ©Evans&Sutherland
S P I E L P L A N U N D M E H R AUS D E M P L A N E TA R I U M H A M B U R G
Unser Kosmos
Der gefährliche Kleinkram im Universum Zum Asteroid Day am 30. Juni 2017
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leinkram? Vielleicht etwas zu respektlos formuliert, aber es trifft die Größenordnung. Unser Planet Erde hat bekanntermaßen einen Durchmesser von fast 13.000 km, der Mond immerhin noch ungefähr 3.500 km. Was ist da schon ein Asteroid mit 40 Metern? Eine Kleinigkeit im Universum, die erst dann wichtig für uns wird, wenn sie sich der Erde nähert. So geschehen zum Beispiel im Februar 2013: Asteroid „2012DA14“ hat 40
Meter Durchmesser, wiegt 400.000 Tonnen und flog mit 28.000 km/h in einem Abstand von 28.000 km an unserem Planeten vorbei. Es bestand keine Gefahr, dass er auf der Erde einschlug. Aber er bewegte sich in dem Bereich, in dem auch Satelliten die Erde umkreisen, das hätte gefährlich werden können. Wesentlich gefährlicher war der Fall eines Meteoriten über Russland, ebenfalls im Februar 2013. Ein Teil explodierte beim heißen Flug durch die Atmosphäre, die Druck-
welle ließ Fenster splittern und Fassaden einstürzen, viele Menschen wurden verletzt. Die Erde wurde in ihrer mehr als vier Milliarden Jahre langen Geschichte schon häufig von Trümmern aus dem All getroffen. Davon zeugen noch heute die mehr als 200 Krater auf ihrer Oberfläche,
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JUNI / JULI 2017
auch wenn viele von ihnen in Jahrhunderten wieder eingeebnet wurden. Würde heute ein Asteroid von etwas mehr als einem Kilometer Durchmesser auf die Erde stürzen – wie es vor 14,6 Millionen Jahren geschah, als das Nördlinger Ries in Süddeutschland entstand –, käme es zu einer Katastrophe. Die dabei freiwerdende Energie von bis zu einer Million Megatonnen TNT würde der eines Nuklearkrieges entsprechen. Wie schützen wir uns? Die ESA betreibt ein Programm zur Erfassung der Weltraumlage (SSA, siehe Legende). Es soll potenziell gefährliche Himmelskörper so frühzeitig erkennen, dass Gegenmaßnahmen rechtzeitig ergriffen werden können. Bei Körpern bis zu 50 Metern Durchmesser wäre eine Gegenmaßnahme zum Beispiel die Evakuierung der Region. Größere Objekte würden bei rechtzeitiger Entdeckung mit konventionellen Mitteln vom Kurs abgelenkt werden, z.B. mit einer Sonde, die Jahre vor dem prognostizierten Einschlag einen massereichen Einschlagkörper abfeuert. In diesem Programm arbeitet die ESA zusammen mit der NASA und dem Programm „NEOShield“ vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Alle Anstrengungen konzentrieren sich vor allem auf die rechtzeitige Erkennung der Himmelskörper und ihrer Analyse.
Gut zu wissen! ESA
European Space Agency – Europäische Weltraumorganisation mit Sitz in Paris. 22 Staaten sind beteiligt, Deutschland wird vom DLR vertreten. DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Forschungszentrum der Bundesrepublik mit Hauptsitz in Köln. Forscht nicht nur zu Luft- und Raumfahrt, sondern auch zu Verkehr und Energie. NEO Near-Earth-Object – Erdnahes Objekt. Asteroid Himmelskörper, größer als Meteroiten, kleiner als Zwergplaneten. Haben meist zu wenig Masse, um annähernd rund zu werden. NASA National Aeronautics and Space Administration – im Prinzip das DLR der USA. Hat viele Standorte, darunter das bekannte Kennedy Space Center. SSA Space Situational Awareness Programm – Programm zur Erfassung der Weltraumlage der ESA NEOShield Shield = Schild. Programm der ESA, mittlerweile die zweite Auflage, gefördert durch die EU. Das Konsortium für NEOShield-2 besteht u.a. aus Airbus, dem DLR, der Fraunhofergesellschaft und Partnern aus Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien.
Veranstaltungen am Asteroid Day
M
it zahlreichen live-Präsentationen und Ausflügen ins Planetensystem bietet das Planetarium Hamburg am 30.Juni bis in den Abend hinein spannende Begegnungen zu diesem Themenkreis. Erstmals wird dabei im Sternensaal die brandneue 360-Grad-Tour WELTEN AM RANDE DER FINSTERNIS gezeigt, bei der Planetariumsbesucher den
Kleinkörpern im Asteroidengürtel und in den fernen Bezirken unseres Sonnensystems auf die Spur kommen. Vorträge der Astronomen des Planetariums und live-Schaltungen zu Forschern und ihren Missionen spannen an diesem Tag einen Bogen von Sternschnuppen über Kometen und Asteroiden bis hin zu den Zwergplaneten im Sonnensystem.
Spannend Infos aus der Redaktion
E
s ist alles immer noch neu im Planetarium. Die Räume, die Technik, einige Mitarbeiter – erst allmählich läuft sich alles ein, bilden sich wieder Routinen nach dem Umbau. Die Räume sind alltäglicher Anlass zur Freude, die Mitarbeiter sowieso. Die Technik im Sternensaal funktioniert hervorragend, das ist das Wichtigste. Und auch die Haustechnik nähert sich dem Status der Vollkommenheit, sogar der kfm. Geschäftsführer Michael Jenke kann inzwischen sehr viel über z.B. Lüftungsanlagen erzählen! Und es gibt jede Menge mehr Themen, die uns beschäftigen und Freude machen. Seit dem 11. April läuft „Wir sind Sterne - Die Ausstellung“, Sie müssen unbedingt kommen und schauen! Auf Seite 11 erfahren Sie schon mehr darüber. Und hier auf der Titelseite geht es um den Asteroid Day am 30. Juni mit vielen Fakten und Erklärungen.
Spannende Lektüre wünscht Ihnen Die Redaktion
Im Dezember letzten Jahres erklärte die UNO offiziell den 30. Juni zum internationalen Asteroiden-Tag, um das Bewusstsein für die Bedrohung und ihre Wahrscheinlichkeit zu wecken. Der Tag wurde nicht willkürlich gewählt: Am 30. Juni 1908 explodierte über Sibirien ein Asteroid und fällte über 60 Millionen Bäume in einem unbewohnten Gebiet von 2.200 Quadratkilometern. Die ESA beging den Asteroid Day schon in den Jahren zuvor. Generaldirektor Jan Wörner: „Die heutige Ankündigung der UN zeigt, das Asteroiden eine globale Bedeutung haben. Sie macht außerdem klar, wie wichtig Raumfahrt-Missionen sind, die uns mehr über Asteroiden lernen lassen, als Bedrohung für unsere Zivilisation und als Quelle wissenschaftlicher Erkenntnisse.“