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Im Gespräch mit Carlo Weber von AlpenPionier. Das Unternehmen entdeckt Hanf neu als Lebensmittel. Wir haben nachgefragt, was die Pflanze so besonders macht.

«Wir sind die, die Hanf zurück auf den Teller bringen»

Das Schweizer Start-up AlpenPionier entdeckt Hanf neu – als Lebensmittel. Hinter der Idee stehen der «Snack-Baron» Carlo Weber und sein Team. Sie produzieren aus Hanf Halbfabrikate und verarbeiten ihn in Produkten wie Riegeln, Getränken und Pasta. Wir haben nachgefragt, was die einst verbotene Pflanze so besonders macht.

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Interview: Felicia Gähwiler

Zur Person

Carlo Weber

Der gelernte Koch studierte später Lebensmitteltechnologie und arbeitete an der Fachhochschule ZHAW in der Forschung und Entwicklung sowie Verfahrenstechnik. Im Jahr 2017 gründete er mit seinen Partnern das Start-up AlpenPionier. Abseits von AlpenPionier ist Carlo Weber ein leidenschaftlicher Snowboarder, Skifahrer und Wanderer. Er praktiziert Yoga und spielt in einer Hobbyband akustische sowie elektrische Gitarre. Auch kocht er fürs Leben gerne und besucht so oft es geht seine Eltern im Piemont auf ihrem kleinen Bauernhof und Weingut.

alpenpionier.ch

• Carlo Weber, wie entstand die Idee zu Produkten mit Hanf?

Wir starteten zu dritt. Jeder von uns hat Hanf als Lebensmittel auf eine andere Art und Weise kennengelernt. Ich war an der ZHAW Fachhochschule in Wädenswil als Mitarbeiter in der Forschung tätig. Dort haben wir zu alternativen Proteinen geforscht. Ich hatte damals keine Ahnung, dass man Hanf essen kann. Besonders interessant fand ich, dass Hanf eine ähnliche Zusammensetzung wie Soja aufweist. Soja wird bekanntlich in verschiedensten Lebensmitteln eingesetzt. In der Schweiz hatte der grossflächige Hanfanbau Tradition bis in die 1950er-Jahre. Wir stellten uns also die Frage: Warum baut niemand Hanf an? Per Zufall traf ich Emanuel Schütt. Er war seit 2014 in einem Unternehmen tätig, das Hanf anbaute, um daraus Hanföl zu gewinnen. Dank seiner zusammen mit zwei Landwirten gesammelten Erfahrungen erfolgte ein Zusammenschluss – er ist der wahre Pionier unter uns. Fundierte Tests und Messungen am Markt zeigten, dass Hanf als Lebensmittel den Menschen in der Schweiz zusagt. Darum traten wir im Mai 2017 einem Start-up-Förderprogramm bei. Im September 2017 folgte die Gründung von AlpenPionier – und im März 2018 verkauften sich die ersten Produkte unter dieser Marke. Wir sind die, die Hanf zurück auf den Teller bringen.

• Wie kann ich mir einen Tag bei Ihnen im Labor vorstellen?

Wir verfügen über kein eigenes Labor. Wir haben Zugang zu einer Gastroküche und sind eng mit anderen Unternehmen und Start-ups vernetzt. Dort tüftle ich zusammen mit Marc, unserem Qualitätsmanager

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Möchten Sie das Interview hören? Hier gehts zum Interview auf Deutsch.

pistor.ch/carlo-weber

und Mitentwickler. Meine Hauptaufgabe liegt aber vor allem darin, AlpenPionier zu führen: Ich wirke im Marketing und in der Produktion mit, realisiere Projekte und kümmere mich um Personelles.

• Welche Voraussetzung muss eine Landwirtin oder ein Landwirt erfüllen, um bei AlpenPionier «dabei» zu sein?

Ganz einfach: Hanf in Bioqualität anbauen und sich dafür interessieren, was daraus entsteht. Wir nähren dieses Interesse, indem wir jährlich ein Erntedankfest, unseren sogenannten «Hanfhöck», durchführen. Dazu laden wir alle ein, die mit uns zusammenarbeiten. Wir berichten über Meilensteine und fördern so den Austausch untereinander. Das Credo von AlpenPionier lautet, ökologisch zu arbeiten: Wir grenzen den Kreis der Landwirtinnen und Landwirte ein auf die Ostschweiz mit einem Radius bis maximal zur Zentralschweiz.

• AlpenPionier setzt auf Nischenprodukte. Warum?

Weil wir mit unseren Lebensmitteln eine Nische in der Nische besetzen – ganz bewusst. Ob sie so klein bleiben wird, ist schwierig zu sagen. Zudem bietet Hanf als Zutat in Lebensmitteln grosses Potenzial: Der Hanfsamen ist protein- und ölreich – zwei Komponenten, die gefragt sind – auch in der grossen Lebensmittelindustrie.

• Wie können Bäckereien, Confiserien und Gastronomiebetriebe Produkte von AlpenPionier einsetzen?

Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Unsere Halbfabrikate wie Samen, Öl und Pulver eignen sich für jegliche Backwaren und Teige. Brotteig kann man mit rein pflanzlichem Protein anreichern. Unser Pulver besteht aus 100 Prozent Hanfsamen, ist

Alle «AlpenPioniere» auf einen Streich: vom «Agrar-Dirigenten» über den «Snack-Baron» bis zum «Qualitäts-Bischof» und der «Chef-Cuisine».

teilentölt sowie proteinreich und eine Alternative zu Weizenproteinen. Ganze, geschälte oder ungeschälte Hanfsamen eignen sich als Topping für Backwaren. Geschälte Hanfsamen kann man zudem «vermusen». Gemischt mit Zucker ergibt das eine Art Marzipan und eignet sich für Füllungen. In der Gastronomie schliesslich ist Hanf für die vegetarische und insbesondere für die vegane Küche interessant – als Neben- und als Hauptzutat in Gerichten. Tüfteln ist das A und O. Ich stehe gerne in einer Backstube oder Küche und zeige den Verantwortlichen auf, was man aus Hanf kreieren kann.

• Ist Hanf das neue Soja?

Zumindest ist es die heimische Alternative. Hanf kann man in der Schweiz im Gegensatz zu Soja grossflächig anbauen. Und die Pflanze ist gut für unsere Böden, diese Erkenntnis haben wir. Aber: Hanf wird nie so günstig sein wie Soja. Auch wenn Soja weltweit kostensparend produziert werden kann, muss man sich auch vor Augen halten, unter welchen Bedingungen für Mensch und Umwelt das geschieht. Diesbezüglich erübrigt sich für mich die Preisfrage. Hanf wird Soja nicht ersetzen, aber wir glauben daran, dass Hanf einen festen Platz hat. ▪

Info

Rezepte

Rebecca Clopaths Rezeptvorschläge für Hanfbrot mit Hanfnüssen und Crêpes mit Hanfpulver.

alpenpionier.ch/ hanfessen/#Rezeptideen

Cucina Italiana

Mediterranes Essvergnügen in erstklassiger Qualität – abgestimmt auf die Bedürfnisse der Schweizer Gastronomie.

AUS DER SCHWEIZ, FÜR DIE SCHWEIZ

Ob lokal, regional oder hausgemacht, Swissness hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Verkaufsargument entwickelt. Der Klimawandel, aber auch die andauernde Corona-Pandemie, spielen bei dem Aufschwung eine wichtige Rolle. Was steckt hinter dem Boom und was gilt es zu beachten? Wir haben recherchiert.

Dank den Diskussionen um den Klimawandel hat der Einkauf innerhalb der Landesgrenzen an Fahrt gewonnen. Frisches, saisonales Obst und Gemüse vom Markt wird Exoten vom Grosshändler vorgezogen. Das Ziel: Lokale Anbieter unterstützen und lange Transportwege meiden, denn diese sind schlecht für den ökologischen Fussabdruck!

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kommen weitere Faktoren dazu, welche den Swissness-Boom beflügeln. Solidarität in der Krise bedeutet für viele, vermehrt innerhalb der Schweiz einzukaufen und dadurch explizit hiesige Unternehmen zu unterstützen und Arbeitsplätze zu sichern. Andere wiederum überdenken ihre Lieferketten. Transporte aus dem fernen Ausland verzögern sich plötzlich und stehen auf wackeligen Beinen. Das Gefühl von Sicherheit und Transparenz gewinnt plötzlich wieder an Bedeutung und das lässt man sich auch etwas kosten. Kaufen Sie Ihr Getreide, die Butter und sogar den Brotbeutel lokal ein? Investieren Sie in die Ausbildung von Lernenden und beschäftigen Mitarbeitende von jung bis alt? Darauf dürfen Sie stolz sein und die Kunden, welche wiederum bei Ihnen einkaufen, auch.

Nun gilt es, diese Informationen mit der Welt, oder zumindest Herr und Frau Schweizer, zu teilen. Storytelling (deutsch: Marketing anhand von Geschichten) spielt dabei eine zentrale Rolle. Mit Storytelling wird das Rad nicht neu erfunden, denn Geschichten gehören im Grunde zum Menschsein dazu. Was mit Höhlenmalerei vor über 40000 Jahren begann, ist auch heute noch eine beliebte Erzähltechnik im Marketing.

Erzählen auch Sie Ihre Geschichte, vermitteln Sie Emotionen und machen Sie sich nahbar. Wir haben für Sie vier kreative Ideen gesammelt und wünschen viel Spass bei der Umsetzung.

GEWUSST WIE:

4 TIPPS ZUR NACHHALTIGEN KOMMUNIKATION

#1 Zeigen Sie ihren Kunden, wer tagtäglich das knusprige Brot bäckt! Mitarbeitende sind Sympathieträger und machen aus einem gewöhnlichen Produkt etwas Handgemachtes. Ob auf Ihrer Webseite oder Social Media, am besten werden die Emotionen mit einem Foto übertragen. #2 Die Eier vom Bauernhof nebenan mögen vielleicht nicht die günstigsten sein, dafür schmecken sie unverkenntlich und Sie sorgen gleichzeitig dafür, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Erzählen Sie diese und ähnliche Geschichten auf einem Plakat oder nutzen Sie den Brotbeutel als idealer Träger Ihrer Botschaft. #3 Ihre Grosseltern haben vor vielen Jahrzehnten die Confiserie-Kunst erlernt und sich den Traum vom eigenen Geschäft erfüllt? Tradition soll nicht nur bewahrt, sondern auch übermittelt werden. Zum Beispiel in einer liebevoll gestalteten Unternehmensbroschüre mit spannenden Infos zur Familiengeschichte. #4 Erzählen Sie Ihren Kunden, was Sie alles Gutes tun! Spielerisch lernt es sich bekanntlich am besten. Wie wäre es deshalb mit einem Gewinnspiel, bei welchem Sie knackige Fragen zu Ihrem Engagement stellen?

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