PINK MAIL

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Mitgliederzeitung PINK CROSS Journal des membres PINK CROSS Giornale per i membri PINK CROSS

N째 4 2014

Ein schwuler Basketball-Elite-Spieler Interview mit den Machern des Milchb체echlis So kommst du zu deinem Recht Vom Juristen zum Herrenaustatter: ein Portrait


INHALT 4 Sport

Ein schwuler Basketball-Spieler

6 News

Die wichtigsten Informationen in Kürze

12 Interview

Gespräch mit Ruben, dem Mitbegründer des Milchbüechlis

14 Interview

Interview avec Ruben Ott, co-fondateur du magazine Milchbüechli

7 Lappland Reisehinweis

Kultur & Geschlecht

Was heisst es, als MigrantIn in der Schweiz lesbisch oder schwul zu sein?

8 Rechtsberatung Unsere Juristin antwortet

9 Sport

Portrait de Steve Mamin, président et entraineur du Laus’Angels BBC

11 Blick- und Ohrfang Wir hören uns um

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16 Portrait

Dominik Bachmann: Er eröffnet im Oktober

sein eigenes Herrenmodegeschäft in Zürich. PINK CROSS hat ihn getroffen.

18 Portrait

Dominik Bachmann: au mois d’octobre, il ouvre sa propre boutique de vêtements pour hommes à Zurich.

19 Kolumne

Ein PinkCrossler in Berlin

Impressum


DIE PRÄSIDENTEN

EDITORIAL Liebes Mitglied

Chers membres,

Wozu braucht es PINK CROSS heute? Wozu braucht es uns in Zukunft? Und womit unterscheiden wir uns von anderen LGBT Organisationen? Mit solchen und ähnlich grundlegenden Fragen hat sich der Vorstand an seiner Retraite im August befasst. Das zweitägige Treffen fand in einem früheren Zollhaus an der französisch-schweizerischen Grenze bei Porrentruy statt. Der Ort war symbolträchtig. Das Zollhaus ist kein solches mehr, der Stacheldraht ist weggeräumt, die Grenze nur noch zu erahnen. Sie hat an Bedeutung verloren. So wie künftig der Unterschied zwischen Hetero- und Homosexualität?

PINK CROSS un jour, PINK CROSS toujours ? Nous espérons sincèrement que non !

Intensiv und freundschaftlich haben wir unsere Utopien aber auch unser Selbstverständnis diskutiert. In vielen wesentlichen Punkten waren wir uns einig: Wir sind eine von vielen Organisationen im LGBT-Bereich, wir wollen aber DIE Dachorganisation der Schweizer Schwulen sein. Wir sind keine Gruppe selbsternannter Vertreter, sondern eine demokratische Organisation, die ihre Ziele an ihren Mitgliedern orientiert. Wir wollen professionell und proaktiv handeln, alte Themen auf neue Art verfolgen, neue Themen setzen. Bei unseren Aktionen wollen wir dich als Mitglied einbeziehen und mobilisieren. Und das alles charmant aber konsequent und hartnäckig. Kurz: Wir wollen eine Organisation sein, an der man nicht vorbeikommt.

C’est là un des nombreux thèmes que nous avons abordés lors de la retraite annuelle du comité à Porrentruy. Une retraite qui nous a permis de constituer une équipe déterminée et soudée. Nous avons pu échanger de manière plus générale et ouverte sur nos visions et les défis qui nous attendent. Vraisemblablement, le désir de « justice », qu’elle soit sociale, légale ou intracommunautaire, est transversal. Oui, n’oublions pas que l’injustice se vit parfois à l’intérieur même de notre communauté.

Das Zollhaus braucht es nicht mehr - PINK CROSS braucht es weiterhin. Mehr noch: Wir wollen grösser und stärker werden. Herzlichen Dank, dass du uns unterstützt! Rolf Trechsel Co-Präsident

Force est de constater que notre société souffre toujours des mêmes maux que lors de la création de PINK CROSS, certes un long chemin a été parcouru depuis le 5 Juin 1993 : nous avons droit au partenariat enregistré, peut-être même à une meilleure acceptation dans la société, mais la discrimination, elle, est toujours là. Les inégalités rodent, les droits durement acquis sont constamment remis en question et de facto PINK CROSS est encore indispensable.

Cette lutte pour une plus grande justice ne se gagne qu’en étant nombreux.euses, qu’en étant visibles, et qu’en étant plus fort.e.s, le comité et le secrétariat de PINK CROSS s’y engagent mais ce n’est que grâce à ton soutien, cher.ère membre, que nous pouvons avancer, grâce à tes cotisations mais aussi et surtout grâce à ta présence à nos côtés lors des évènements importants, grâce à ton activisme ou tout simplement grâce à tes critiques, tes conseils ou tes propositions. Car PINK CROSS c’est toi, c’est nous, tous ensembles ! Mehdi Künzle Co-Président

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SPORT

Ein träumender Engel mit Bodenhaftung Ein Basketball-Elite-Spieler erfüllt sich einen Traum: Er gründet den Laus‘Angels BBC, den ersten schwulen Schweizer Basketball-Club. Und Steve Mamin aus Lausanne träumt noch weiter. Welches Sportereignis mit mehreren Disziplinen, das alle vier Jahre stattfindet, vereinigt am meisten Teilnehmer? Etwa die olympischen Spiele? Nein, es sind dies die Gay Games. Die letzte Ausgabe dieser sportlichen Veranstaltung brachte vor einigen Wochen in Cleveland, USA mehr als 10‘000 SportlerInnen zusammen. Steve Mamin war diesmal nicht dabei, nahm aber an den vorangegangenen Spielen in Köln, sowie an vielen anderen LGBT-Sportwettkämpfen teil. Als wir ihn anriefen und ihm vorschlugen, ihn zu porträtieren, willigte Steve Mamin sofort ein: «Wenn das irgendwie der Sache dient, gerne.» So ist er, wenn ihm etwas am Herzen liegt, geht er ohne zu zögern drauf los. Deshalb ist er wohl gleichzeitig Gründermitglied, Präsident, Trainer und Coach des Laus’Angels BBC, des ersten schweizerischen schwul-lesbischen Basketball-Clubs. Um zu verstehen, was ihn dazu geführt hat, diesen Sportclub jeden Mittwochabend und seit kurzem auch am Freitag zu trainieren, muss man auf seine Sportkarriere zu sprechen kommen. Vollsportler seit frühester Kindheit entdeckt er den Basketball im Alter von neun Jahren. Danach trainiert er unablässig, bis er in dieser Sportart zur schweizerischen Elite gehört. Nach einer langen Verletzungspause beschliesst er, den Sport sachte wieder aufzunehmen und schreibt sich beim Club AbFab, einem Lausanner Volleyball-Club für Schwule und Lesben, ein. Das Weitere ist Schicksal. «AbFab sollte am internationalen Turnier von Paris (TIP) teilnehmen und man musste sich über Internet anmelden. Da schaute ich mir die verschiedenen Disziplinen an und fand darunter auch Basketball. Ich hatte nicht gedacht, dass Schwule Basketball spielen würden.» Unverzüglich schreibt er sich

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als Einzelspieler ein und tritt am Turnier in einer Pariser Mannschaft an. «Ich war der einzige Schweizer.» Clubgründung via GayRomeo Zurück in der Schweiz geht ihm die Gründung des ersten Gay-Basketballclubs nicht mehr aus dem Kopf. Via GayRomeo sucht er Kontakt mit Leuten, die für dieses Unterfangen in Frage kommen. Im Sommer 2007 ist es soweit, der Club ist gegründet. Mit der Zeit wächst die Mannschaft und heute zählt sie um die zwanzig Mitglieder, «Homos und Heteros, Männer und Frauen». Die Vereinsziele bleiben dieselben: Förderung des aktiven Basketballsports, Teilnahme an der Schweizer Meisterschaft sowie an Turnieren, die von befreundeten Clubs im Ausland organisiert werden. Personen, die älter als 16 sind, werden ohne ein besonderes Spielniveau aufgenommen. Worin besteht denn nun der Unterschied zu anderen Clubs? «Hier kann man über alles sprechen», antwortet Steve. «Es gibt keine Hemmungen der Homosexualität gegenüber, wie das vielleicht in anderen Clubs vorkommt. Die Mitglieder brauchen sich keinen homophoben Sprüchen wie «tu‘ nicht so schwul» auszusetzen», erzählt Steve, der selber solche Situationen erlebt hat. Der Club scheint auch die Möglichkeit zu bieten, andere schwule und lesbische Gleichgesinnte zu treffen. Später will Steve auch die Anerkennung der Identität und die Rechte der Homosexuellen im Sport fördern. Das Wichtigste aber bleibt der Sport: «Wir sind zuerst Basketballer und dann eine LGBT-Vereinigung.» Euro Games als magische Erfahrung In der Zwischenzeit hat er mit oder ohne seinen Club an vielen internationalen LGBT-Wettkämpfen teilgenommen und zahlreiche Freundschaften in ganz Europa geschlossen. «Mein erstes Grossereignis waren die Euro Games in Barcelona, eine aufschlussreiche Erfahrung. Es war magisch, an diesen Spielen mitzumachen: Die Eröffnungsfeier, das Defilee… Stolz erfüllte einen als Vertreter

einer Sache. Das war unbeschreiblich!», erzählt er enthusiastisch. Als wir ihn fragen, inwiefern sein Auftreten militant sei, zögert er einen Augenblick. «Wir haben nicht viel zu fordern, wir sind im Wettkampf gut integriert und treffen praktisch auf keine Probleme.» Wenn er auch gerne an einer Gay Pride wie in Fribourg teilnimmt, so geht es ihm vor allem darum, seinen Club bekannt zu machen. «Ich hatte zwei Träume: Diesen Club zu gründen und dass weitere, namentlich in der Deutschschweiz, entstehen werden. Der erste ist in Erfüllung gegangen, der zweite, mal sehen…» Wenn der Laus’Angeles BBC im September 2015 sein erstes internationales schwul-lesbisches Basketballturnier organisiert, könnte das ein Ansporn sein. Wir wissen jetzt Bescheid. / Laurent Paccaud

GAY GAMES Die Gay Games sind eine Sportveranstaltung, die vom amerikanischen Arzt und olympischen Dekathlon-Athleten Tom Waddell ins Leben gerufen wurde. Die erste Austragung erfolgte 1982 in San Francisco. Die Gay Games finden, wie die olympischen Spiele, alle vier Jahre statt und stehen allen offen. Sie kennen weder Altersgrenzen, noch Einschränkungen wegen sexueller Orientierung, Religion oder Nationalität. Es wird kein sportliches Niveau vorausgesetzt. Die nächsten Gay Games werden 2018 in Paris durchgeführt.


SPORT

Gründung der Fachgruppe Sport Im März 2014 habe ich dem Vorstand von PINK CROSS die Wiedereröffnung und –belebung der Fachgruppe Sport unterbreitet. Nach einiger Zeit des Überlegens ist es nun Zeit, zur Tat zu schreiten. Homosexualität im Sport wurde jüngst in den Medien thematisiert. Gleichzeitig haben sich Schweizer Sportinstitutionen wie die Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Sportämter und Swiss Olympic der Thematik angenommen. Es zeichnen sich einige Bemühungen zur Verbesserung der Bedingungen für homosexuelle SportlerInnen ab. Dabei hat PINK CROSS eine wichtige Rolle zu spielen.

Wenn du das Bedürfnis und die Lust hast, deinen Teil am Fundament zum Aufbau der Gruppe beizutragen, trete der Fachgruppe Sport bei. Als Denkanstoss und um in die Arbeit einsteigen zu können, habe ich mir bereits einige Gedanken zu Themen und Projekten gemacht, die wir gemeinsam angehen könnten. » Die Verbesserung der Zusammenarbeit mit Sportinstitutionen » Ausbildungen für Coaches und Trainer » Eine Kommunikationsplattform für Diskriminierungen in Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung im Sport » Veranstaltungen organisieren

Mit deinem Engagement und deinen Ideen werden wir der Fachgruppe Sport ein Gesicht geben und für Homosexuelle im Sport bessere Bedingnung erreichen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dir. Wenn du Interesse hast, der Fachgruppe Sport beizutreten oder Fragen dazu hast, melde dich bei Laurent Paccaud laurent.paccaud@pinkcross.ch, 079 732 53 50

Du wirst Ende September von mir persönlich kontaktiert, um ein erstes Treffen zu vereinbaren. Mit sportlichen Grüssen Laurent Paccaud Vorstandsmitglied PINK CROSS

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NEWS

NEWS

Leihmutterschaft Nur kurz nacheinander wurde in der Schweiz zwei schwulen Paaren das Vaterrecht zugesprochen. Das Kind wurde in den USA von einer Leihmutter geboren. Obwohl Leihmutterschaft in der Schweiz verboten ist, scheint die Eintragung möglich.

Veranstaltungstipp Vom 6. bis 12. November 2014 findet Queersicht, das LGBT-Filmfestival Bern, statt. In diesem Jahr bildet das Thema «Erwachsenwerden» den Schwerpunkt. Das Festival existiert seit 1996, wird von einem 15-köpfigen Organisationsteam ehrenamtlich organisiert und vom Verein Queersicht getragen.

Notre objectif de financement est atteint! Notre objectif de collecte de fonds de 9000 CHF, afin de financer notre enquête représentative, est largement dépassé. Pas moins de 20 000 CHF ont été récoltés. Un énorme merci pour votre grande générosité. Nous vous informerons des avancées de ce projet.

Milchreise Mitte September trafen sich über 60 junge Menschen im Alter von 16-25 Jahre zur Milchreise des LGBT-Jugendmagazins Milchbüechli und erarbeiteten zusammen Ideen und Konzepte nach den Wünschen der heutigen LGBT-Jugend.

Gaywest Le 9 août, Gaywest a eu lieu sur la Place Fédérale. PINK CROSS y était présent avec LOS et bien d’autres organisations. Merci pour votre visite à notre stand.

Mehr Informationen: www.queersicht.ch

Spendenziel erreicht Wir haben das Spendenziel für unsere repräsentative LGBT-Umfrage von 9000 CHF massiv übertroffen. Über 20 000 CHF haben wir von euch erhalten - herzlichen Dank dafür. Wir halten euch über das Projekt auf dem Laufenden.

Transtagung

Milchreise

Am 6. und. 7. September fand in der Villa Stucki in Bern die zweite Schweizer Transtagung statt. An der zweitägigen Konferenz wurden für die 120 Teilnehmenden aus der ganzen Schweiz und aus Deutschland mehr als 40 Workshops angeboten.

À la mi-septembre, plus de 60 jeunes âgé.e.s de 16 à 25 ans se sont rencontrés pour le Milchreise (weekend de rencontre) du magazine des jeunes LGBT, le Milchbüechli. Ils et elles ont travaillé ensemble sur les idées et concepts répondant aux attentes des jeunes LGBT d’aujourd’hui.

Maternité de substitution

Gaywest Am 9. August fand auf dem Bundesplatz Gaywest statt. PINK CROSS war zusammen mit LOS und vielen anderen vor Ort. Vielen Dank für euren Besuch in unserem Zelt.

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Tour à tour, deux couples d’hommes ont obtenu la reconnaissance juridique de leur paternité conjointe en Suisse. Pour chacun, l’enfant était né aux Etats-Unis d’une mère porteuse. Bien que la maternité de substitution soit interdite en Suisse, l’enregistrement de l’enfant est maintenant possible.

Congrès Trans Les 6 et 7 septembre, le deuxième Congrès Trans Suisse se déroulera à Berne, dans les locaux de la Villa Stucki. Le congrès durera deux jours et plus de 40 ateliers seront offerts aux 120 participant.e.s venant de toute la Suisse et de l’Allemagne.


REISEN&BERICHT

Zwischen Kulturen und Geschlechtern An einem 1. Freitag in Zug, genauer am 4. Juli im Doku-Zentrum, an einer Gesprächsrunde zum Thema Migration und Homosexualität teilzunehmen, bringt Überraschungen. Hauptperson ist Orçun Bakırcı. Ich trage als Pink Cross Vertreter eigene indirekte Erfahrungen bei.

Lappland Ein unbeschreibliches und unwiderstehliches Erlebnis Lappland ist ein einzigartiges, faszinierendes und atemberaubendes Land. Hier erlebt man die Natur pur in einem Winter, den wir auch als Kinder in der Schweiz nie erlebt haben. Dort gibt es ihn noch. Kleine Dörfer liegen inmitten bewaldeter Hügel und gefrorener Seen. Und die verschneite Landschaft wartet nur darauf, mit Schneeschuhen, Langlauf Skis oder Huskies erkundet zu werden. Hüttenzauber in Äkäslompolo und Luosto Die beiden Dörfer Äkäslompolo und Luosto laden mit ihrer Abgeschiedenheit zur Pause vom Alltag. Die gemütlichen Blockhäuser sind ideal, um sich mit einem guten Buch aneinander zu kuscheln oder lustige Abende mit Freunden zu verbringen und ganz in die verschneite Landschaft einzutauchen.

Bereise Lappland mit dem Pink Special In Zusammenarbeit mit Pink Alpine und Kontiki führt Pink Cloud Travel Service, das Reisebüro für Schwule und Lesben, die erste Langlauf-Woche in Lappland für schwule Männer durch. Bei der Buchung eines Arrangements über Pink Cloud erhältst du pro Person kostenlos ein paar Schneeschuhe, eine komplette Skilanglauf-Ausrüstung und einen Tretschlitten (urtypisch, finnisches Fortbewegungsmittel, ideal für die Einkäufe) zur freien Benützung. Die schöne Pink Langlauf-Woche Lappland findet statt vom 7. – 14. März 2015. Mehr Informationen direkt bei Pink Cloud oder Pink Alpine. Pink Cloud Travel Service, Bahnhofplatz 7 8021 Zürich, T 044 274 15 55 www.pinkcloud.ch, mail@pinkcloud.ch

Orçun ist eigentlich ein doppelter Migrant. Von Istanbuler Eltern in der Schweiz geboren, nach Istanbul migriert und wieder zurück in die Schweiz, lebte er dort und lebt er hier als aussergewöhnliche Persönlichkeit: Als schwuler Mann, der lange Haare und Schminke in allen Lebenslagen liebt – und das schon lange. Er ist eine Person an der Grenzlinie der Geschlechtsidentitäten. In der Familie wurde sein Status relativ einfach und akzeptierend aufgenommen. In der Türkei sei sein Leben einfacher gewesen, in der Schweiz höre er eher neugierige bis abschätzige Bemerkungen (eventuell mit nachfolgender Anmache!). Dagegen sind die Erfahrungen der meisten lesbischen und schwulen Migrant_innen oder Secondos, insbesondere in ihrem familiären und sozio-kulturellen Umfeld ganz anders. Dort werden sie leicht ausgegrenzt und beleidigt, jedoch höchst selten akzeptiert. Trotz Fussball-WM und schönem Wetter fanden sich etwa 25 Personen ein, die allermeisten mit eigenem Erfahrungshintergrund rund um die Homosexualität (FELS, GLL-Projekt, neue LGBT-Gruppe in Zug). In wie weit eine exzentrische Persönlichkeit und ein selbstbewusstes Auftreten vor Anfeindungen und Diskriminierung schützen, konnte an diesem Abend nicht geklärt werden. Und trotz der wundervollen Begegnung und der aufgestellten Runde bleiben die Sorgen und Anliegen, der gewöhnlichen lesbischen Migrantin und des stinknormalen schwulen Migranten aussen vor, nur schon, weil sie sich kaum getrauen, an einem solchen Anlass teilzunehmen. Affaire à suivre? Certe! / Max Krieg

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RECHTSBERATUNG

Wir verhelfen dir zu deinem Recht Marc möchte mit seinem ausländischen Freund Tom in der Schweiz zusammenleben, respektive die eingetragene Partnerschaft eingehen. Hallo Marc, ich gehe davon aus, dass dein ausländischer Freund Tom nicht aus dem EURaum, sondern aus einem Drittstaat stammt. Ihr müsst ein Gesuch (sogenanntes Vorbereitungsverfahren) für die Eintragung einer Partnerschaft (gemäss Art. 75b ZStV = Zivilstandsverordnung) stellen. Dies kannst du bei deiner Wohnortsgemeinde stellen oder bei der Schweizer Botschaft im Land deines Freundes. Die Schweizer Vertretung wird euch Auskunft geben, wie ihr vorgehen müsst. In der Schweiz müsst ihr jedoch beide persönlich erscheinen. Nach Abschluss des Vorbereitungsverfahrens erhaltet ihr einen Entscheid (falls alles i.O. ist), dass die Eintragung/Verurkundung stattfinden kann. Die Eintragung kann dann innerhalb von 3 Monaten durch jedes Zivilstandsamt in der Schweiz durchgeführt werden. Falls du das

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Gesuch an deinem Wohnort stellst, muss dein Partner seinen rechtmässigen Aufenthalt in der Schweiz während des Vorverfahrens nachgewiesen haben. Einreise des Partners aus einem Drittstaat mit Visum (oder aus einem Land ohne Visumspflicht) für drei Monate ist möglich. Oder ihr könnt beim Migrationsamt deines Wohnkantons eine Kurzaufenthaltsbewilligung zwecks Vorbereitung der eingetragenen Partnerschaft verlangen. Ein Eintragungsgesuch samt Merkblatt erhältst du auf deiner Gemeinde. Bewilligungsgesuch: Der Migrationsdienst der Gemeinde/Kanton hat entsprechende Formulare. Louis und Max haben im Mai 2008 vor dem Zivilstandsamt Basel ihre Partnerschaft eintragen lassen. Die Eltern von Louis sind verstorben; er hat eine Schwester. Die Eltern von Max leben noch. Sie möchten wissen, ob es unter diesen Umständen nötig ist, ein Testament zu errichten.

RECHTSBERATUNG Hast du als schwuler Mann eine Frage zu Schwulen-Recht, dem Partnerschaftsgesetz oder einem anderen Aspekt des schwulen Lebens? Bist du unsicher, ob du gegen deinen Nachbarn vorgehen kannst, der dich drangsaliert, weil du schwul bist? Gertrud Müller, Rechtsanwältin und Notarin in Bern und ehrenamtliche Rechtsberaterin für Pink Cross beantwortet Rechtsfragen von Pink Cross Mitgliedern kostenlos unter rechtsberatung@pinkcross.ch.

Lieber Louis und Max, wenn ihr kein Testament und keinen Erbvertrag errichtet, erben von Gesetzes wegen beim Vorversterben von Louis sein Lebenspartner Max ¾ des dereinstigen Nachlasses von Louis und seine Schwester ¼ (diese tritt in das gesetzliche Erbrecht der vorverstorbenen Eltern ein). Falls Louis dies möchte, kann er jedoch mittels Testament oder Erbvertrag Max als Alleinerben einsetzen; die Schwester von Louis hat kein Pflichtteilsrecht. Das Pflichtteilsrecht für Geschwister ist seit dem 1. Januar 1988 in der ganzen Schweiz aufgehoben. Beim Vorversterben von Max erben von Gesetzes wegen vom dereinstigen Nachlass von Max sein eingetragener Partner Louis ¾ und seine Eltern zusammen 1/4. Falls Max seinem eingetragenen Partner mehr zuwenden möchte, kann Max seine Eltern auf den Pflichtteil setzen (dieser beträgt für beide Eltern zusammen 1/8 des Nachlasses) und Louis somit 7/8 seines dereinstigen Nachlasses hinterlassen. Max kann aber auch mit seinen Eltern einen Erbverzichtsvertrag abschliessen; dieser muss öffentlich beurkundet sein. Auf diesem Weg kann er Louis als Alleinerben einsetzen.


SPORT

Portrait de Steve Mamin, président et entraineur du Laus’Angels BBC Quel événement sportif composé de plusieurs disciplines et ayant lieu tous les 4 ans rassemble le plus de participants? Les Jeux Olympiques? Non, ce sont les Gay Games. La dernière édition de cette manifestation sportive a eu lieu il y a quelques semaines à Cleveland, réunissant plus de 10’000 sportif.ive.s. A ces jeux, Steve Mamin n’était pas présent, il était par contre à Cologne lors de l’édition précédente ainsi qu’à de nombreuses autres compétions sportives LGBT. Lorsque nous l’avons appelé pour lui proposer de dresser son portrait, Steve Mamin a tout de suite accepté : « si ça peut faire avancer les choses d’une manière ou d’une autre alors volontiers ». Il est comme cela, lorsque quelque chose lui tient à cœur, il fonce sans hésiter. C’est surement à cause, ou plutôt grâce à ce trait de caractère, qu’il se trouve être à la fois le membre fondateur, le président, l’entraineur et le coach du Laus’Angels BBC, premier club suisse de basket-ball gay et lesbien. Pour comprendre ce qu’il l’a amené à entrainer ce groupe de sportifs et sportives tous les mercredis soir et depuis peu également les vendredis, il convient de revenir sur sa carrière sportive. Sportif accompli depuis sa plus tendre enfance, il découvre le basket-ball à l’âge de neuf ans. Dès lors, il multiplie les entraînements jusqu’à atteindre l’élite de la discipline en Suisse. Après une longue blessure, il décide de reprendre le sport gentiment, en s’inscrivant dans le club d’AbFab, un club de volley lausannois pour gays et leurs amis. Le destin se chargera du reste. « AbFab allait participer au Tournoi International de Paris (TIP), et il fallait s’inscrire sur internet. Là, je regarde les différentes disciplines et je vois qu’il y avait du basket-ball. Je ne savais pas qu’il pouvait y avoir des gays qui faisaient du basket ». Ni une ni deux, il s’inscrit en individuel et intègre une équipe parisienne pour le tournoi, « j’étais le seul suisse. » De retour à la maison, l’idée de fonder le premier club de basket-ball gay et lesbien en Suisse lui trotte dans la tête. Il contacte, via

GayRomeo, les personnes susceptibles de fonder un club avec lui. En été 2007, le club est fondé. Le club s’est peu à peu agrandi et compte à ce jour une vingtaine de membres « homos et hétéros, hommes et femmes ». Les objectifs affichés du club sont restés les mêmes. Il s’agit de « promouvoir la pratique du basket-ball, participer à un championnat en Suisse ainsi qu’aux tournois qu’organisent nos clubs amis à l’étranger ». Toutes les personnes, dès l’âge de 16 ans révolus, y sont acceptées quel que soit le niveau de jeu. Mais alors, quelles différences y a-t-il avec d’autres clubs ? « Ici, on peut parler de tout », répond-t-il. Il n’y a pas de gène vis-à-vis de l’homosexualité, comme cela peut être le cas dans d’autres clubs. Les membres n’ont pas à subir les remarques homophobes – du type « faites pas les pédés ! » - raconte Steve qui a lui-même vécu ce genre de situation. Le club semble aussi être un moyen pour ses membres de rencontrer d’autres gays et lesbiennes qui partagent la même passion. Dans un deuxième temps, Steve ajoute qu’il entend également « promouvoir la reconnaissance de l’identité et des libertés des homosexuel. le.s dans le sport. Mais la chose la plus importante, c’est quand même le sport, nous sommes un club de basket avant d’être une association LGBT ! ».

participe volontiers à la Gay Pride, comme à Fribourg, c’est plus pour faire connaître son club. « J’avais deux rêves : fonder ce club et que d’autres clubs soient fondés, notamment en Suisse allemande. » Le premier est déjà réalisé, quant au deuxième, qui sait… L’organisation par le Laus’Angeles BBC de leur premier tournois international de basket-ball gay et lesbien (septembre 2015) pourrait donner quelques idées ! À bon entendeur ! / Laurent Paccaud

GAY GAMES Die Gay Games sind eine Sportveranstaltung, die vom amerikanischen Arzt und olympischen Dekathlon-Athleten Tom Waddell ins Leben gerufen wurde. Die erste Austragung erfolgte 1982 in San Francisco. Die Gay Games finden wie die olympischen Spiele alle vier Jahre statt und stehen allen offen, sie kennen weder Altersgrenzen, noch Einschränkungen wegen sexueller Orientierung, Religion oder Nationalität. Es wird keine sportliches Niveau vorausgesetzt. Die nächsten Gay Games werden 2018 in Paris durchgeführt.

Entre temps, il a participé, avec ou sans son club, à de nombreuses compétitions internationales LGBT et s’y est fait des ami.e.s dans toute l’Europe. « Mon premier super gros événement, c’était les Euro Games à Barcelone, une expérience révélatrice, il y avait de la magie à faire ces jeux, avec la cérémonie d’ouverture, le défilé… On se sentait fier, représentant de quelque chose… C’était indescriptible ! », raconte-t-il avec enthousiasme. Lorsque nous lui demandons dans quelles mesures sa démarche est-elle militante, il hésite. « Nous n’avons pas grand chose à revendiquer, nous sommes très bien intégrés dans le championnat et ne rencontrons pour ainsi dire presque aucun problème ». Si il

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E TH D RE R L O O PL W EX AY G


« ZITATE

Blick- und Ohrfang «(...) habe ich (...) Zuschriften erhalten, die mich zur Annahme verleiten meine gemachte Aussage, im Zusammenhang mit Familienrecht über den verkehrten Hirnlappen, sei nicht nur zutreffend, sondern eher zu zurückhaltend ausgefallen.»

„Wenn Sie bereit wären, einen homosexuellen Asylsuchenden bei sich aufzunehmen, melden Sie sich bei uns.“ Dialogai fordert aufgrund von Beschwerden über Diskriminierungen von homosexuellen Asylsuchenden in den Zentren Lösungen zu deren Schutz.

« L’homophobie a explosé. On avait du mal à prendre un café tranquillement. On montait dans un taxi pour faire 800 mètres... J’ai perdu un ami. On l’a retrouvé avec le sexe arraché et enfoncé dans la bouche. » Wissem Khlaifia a demandé l’asile politique en Suisse pour sa militance LGBT, ayant fui la violence homophobe en Tunisie.

Toni Bortoluzzis letztes Wort an die Adresse von Pink Cross, als Reaktion auf seine Ehrenmitgliedschaft.

Création de la « commission sport » Au mois de mars 2014, j’ai intégré le comité de PINK CROSS avec le projet de remettre à l’ordre du jour une « commission sport ». Après quelques mois de réflexion, il est temps de passer à l’action. La thématique de l’homosexualité dans le sport est depuis peu débattue dans les médias mais également au sein des institutions sportives suisse telles que l’Association Suisse des Services des Sports ou Swiss Olympic. Quelques perspectives pour améliorer les conditions de pratiques des sportifs et sportives homosexuel.le.s se dessinent et là, PINK CROSS a un rôle important à jouer !

que nous pourrions mener ensemble : » Optimiser les collaborations avec les instances du sport

Si tu es intéressé.e fais-le moi savoir par mail laurent.paccaud@pinkcross.ch Ou par téléphone : 079 732 53 50

» Formations pour les entraineur.e.s

A la fin du mois d’octobre, je contacterai toutes les personnes qui se seront annoncées afin d’organiser une première assemblée.

» Plateforme de communication au sujet des discriminations liées à l’orientation sexuelle dans le sport

Salutations sportives Laurent Paccaud

» Organisation d’événements Mais ce n’est qu’avec ton aide et tes idées que tout cela sera possible ! Je me réjouis de nos futures collaborations.

Alors si toi aussi tu as envie d’apporter ta pierre à l’édifice, rejoins dès maintenant la « commission sport » et participe à sa création ! Bien entendu, j’ai déjà réfléchi à des projets

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INTERVIEW

«Wir gehören nicht zu dieser heteronormativen Gesellschaft und das ist ok» Seit zwei Jahren setzt die Zeitschrift „Milchbüechli“ einen auffälligen lebendigen Akzent in der Community. Was die Jugend motiviert, warum sie sich „falschsexuell“ nennt und warum Werbung im Heft nicht in Frage kommt, erklärt Mitbegründer Ruben Ott. Ruben, was machst du beim Milchbüechli? Aktuell bin ich hauptsächlich für die Finanzen zuständig. Gemeinsam mit Roman und Kristina führe ich den Verein. Ich bin aber immer stärker im Hintergrund tätig, damit andere am Milchbüechli mitwirken können. Welches sind die wichtigsten Facts and Figures vom Milchbüechli? 2 Jahre. 9. Ausgabe. Mindestens 50-60 mitwirkende Jugendliche. 300-400 Versandadressen. Gesteigerte Auflage von 5000. Milchreise*: 60 angemeldete Jugendliche. *Die Milchreise ist ein Wochenende mit und für falschsexuelle Jugendliche. Aus welchem Bedürfnis heraus ist das Milchbüechli entstanden? Das Milchbüechli kommt aus dem Gefühl, dass uns etwas fehlt. Aber vor allem aus der Lust, sich zu engagieren. Dabei stellten wir uns die Frage, was bringt uns zusammen, was brauchen wir? Das Heft ist eine schöne Gelegenheit, den Jugend-Aktivismus sichtbar zu machen, in den Händen zu halten und bietet vielfältige Austausch– und Ausdrucksmöglichkeiten. Was war es denn, das gefehlt hat? Nebst beispielsweise den Schulbesuchsprojekten oder dem Engagement in Organisationen wie Pink Cross fehlte mir eine breite Plattform, wo meine Interessen und Fragen direkt Platz finden. Es gibt zwar lokale Jugendtreffs, sich aber darüber hinaus zu engagieren und zu spüren, dass das eigene Tun eine Wirkung hat und mensch andere damit erreichen kann, das ist ein starkes Bedürfnis und das Milchbüechli ermöglicht das.

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Welche ist eure Message? Wir gehören nicht zu dieser heteronormativen Gesellschaft und das ist ok, das ist gut und wir sind stolz darauf, was wir daraus machen. Das Milchbüechli richtet sich an die falschsexuelle Jugend – hast du keine Angst, dass das ein Bild zementiert, da die Aussage wertend ist? Unser Leitspruch ist: „Wir sind stolz darauf, so falsch zu sein.“ Wir dürfen so sein, wie wir sind. Auch wenn das den geschlechtlichen und sexuellen Normen unserer Gesellschaft nicht entspricht. Mit „falschsexuell“ benennen wir unsere Abweichung, welche in der Gesellschaft als falsch angesehen wird. Der Norm nicht zu entsprechen ist eben falsch und wir versuchen mit einem Augenzwinkern, dieses Falsche anzuerkennen und positiv zu werten. Wollt ihr denn nicht einfach auffallen und quer drinstehen oder geht es euch um Abgrenzung? Ja, wir wollen schon auffallen – damit wir gehört werden und zum Nachdenken anregen. Ich denke aber nicht, dass wir uns mit dem Ausdruck „falschsexuelle Jugend“ abgrenzen. Viel mehr richtet sich das Milchbüechli an alle, welche der Norm nicht entsprechen. Wir grenzen nicht ein oder ab, wer dazu gehört oder nicht. Wir versuchen, die bestehenden Kategorisierungen (schwul, bi, lesbisch, Mann, Frau etc.) zu hinterfragen und aufzubrechen. Werdet ihr belächelt, weil ihr jung seid? Nein, und wenn, dann ist es mir bis jetzt nicht zu Ohren gekommen. Wem macht ihr Angst? Gibt es Leute, die sich vom Milchbüechli bedroht fühlen? Hoffentlich (lacht). Wie meinst du das? Ich denke da an Leute oder Organisationen, welche die von uns verworfenen geschlechtlichen und sexuellen Normen verteidigen, die uns ausschliessen. Wenn wir da mit unserer

Arbeit als positiven Nebeneffekt jemanden aufschrecken können – warum nicht. Es gibt, oft aus der älteren Generation, immer wieder den Vorwurf, dass die junge Community nicht mehr aktiv ist, nicht mehr kämpft. Wie stehst du dazu? Allgemein betrachtet leben wir in einer krassen Leistungsgesellschaft. Jugendliche sind mit Schule und Ausbildung so stark ausgelastet und unter Druck, dass möglicherweise keine Zeit für Aktivismus bleibt. Das könnten Gründe sein, solche Beobachtungen zu machen. Andererseits mache ich mit dem Milchbüechli die Erfahrung, dass es vielen Jugendlichen Lust macht, sich einzusetzen. Sie können sich damit identifizieren, sind Teil einer Bewegung und wissen, wofür sie einstehen wollen. Was machen Junge heute besser als vor 30 Jahren? Nun, ich weiss nicht genau, was die Jungen vor 30 Jahren genau gemacht haben. Wahrscheinlich machen wir es heute nicht besser, sondern haben andere Möglichkeiten. Subkulturen vernetzten sich dank des Internets schneller und direkter. Ich kann einfacher mit Gleichgesinnten in Kontakt treten. Damals war vielleicht der Jugendtreff die erste Informationsquelle, der einzige Ort, wo ich überhaupt mit Neuem oder Anderem in Kontakt kam. Heute gehe ich in den Jugendtreff, weil er eine andere Qualität hat, weil ich Lust habe, auf andere Falschsexuelle zu treffen. Ob das besser ist, möchte ich nicht beurteilen. Das Milchbüechli schaltet keine Werbung oder Inserate, wie finanziert ihr das Projekt? Der Grund, warum wir keine Werbung schalten, ist, dass Werbung stark mit stereotypen Geschlechterrollen und –bildern arbeitet. Da wir diese Normen und Stereotypen gerade kritisieren und hinterfragen, kann sie für uns als finanzielle Einkunft nicht in Frage kommen. Das Milchbüechli erhielt zu Beginn Kinder- und Jugendförderung vom Bundesamt für Sozialversicherung. Dank Abonnements und Gönner_innen können wir die Hälfte der Druck- und Verteilkosten decken. Dane-


Jugendliche an der Milchreise Š ZVG


INTERVIEW ben betreiben wir Sponsoring und sammeln Spenden. Das Paradoxe ist, dass öffentliche Gelder an Bedingungen wie die Nachhaltigkeit von Projekten geknüpft sind. Dabei werden aber die nötigen Infrastrukturen nicht finanziert. Ein nachhaltiges Projekt wie das Milchbüechli hat aber gewisse strukturelle Kosten, die gedeckt werden müssen, damit das Projekt überhaupt weiter existieren kann.

Ihr braucht also die Unterstützung von innerhalb der Community, kommt aber den Geldgebern nicht mit Inseraten entgegen – weshalb? Unterstützende Organisationen und Distributionspartner werden in jeder Ausgabe mit Logo und Namen aufgeführt. Organisationen wie beispielsweise Pink Cross haben ja ein hohes Interesse an einer aktiven und lebendigen Community. Das Milchbüechli trägt einen bedeutenden Teil dazu bei. Dafür brauchen wir die finanzielle Unterstützung aus der Community. Hast du Wünsche an Politik, Gesellschaft und Organisationen wie Pink Cross? Mein Wunsch an die Community ist, dass wir nicht gegeneinander arbeiten, sondern wir miteinander stark sind. Zwar sind schwule, lesbische oder trans* Anliegen unterschiedlich. Jedoch ist der Ursprung der jeweiligen Problematiken das geschlechtlich und sexuell normierte Leben, welches wir alle nicht erfüllen. Dieses Hauptproblem müssen wir zusammen angehen, damit die negativen Auswirkungen und die Ausgrenzungen abgeschafft werden können. In dieser Ausgabe widmen wir uns auch dem Thema Sport. Wie beurteilst du die Situation von LGBT im Sport, braucht es LGBT-Vereine oder wirken diese gerade kontraproduktiv auf die Diskriminierung von LGBT im Sport? Ja, die braucht es unbedingt. Ein Sportverein ist immer eine lokal verankerte Einrichtung. Der Sport ist hierbei nur eines von vielen verbindenden Elementen. Es geht um das Gemeinsame, den Zusammenhalt, das einander Mittragen. Dabei sind leider Homophobie innerhalb dieser Strukturen immer wieder Teil der Identität. Somit braucht es Vereine, die LGBT offen stehen und auf eigenen verbindenden Elementen aufbauen.

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« Nous ne faisons pas partie de cette société hétéronormative et ne voulons pas en faire partie » Depuis deux ans, le magazine «Milchbüechli» apporte un souffle remarquablement vivant à la communauté. Ruben Ott, co-fondateur du magazine, explique ce qui motive ces jeunes, pourquoi se nomment-ils. elles « Falschsexuell* » et pourquoi il est hors de question d’avoir de la publicité dans ce magazine. * « dont la sexualité est incorrecte » Ruben, que fais-tu au sein du Milchbüechli? Actuellement, je suis principalement responsable des finances. Avec Roman et Kristina je gère également l’association. Mais je suis plus actif en arrière-plan, je fais en sorte que d’autres puissent prendre part au Milchbüechli. Quelles sont les données et les personnalités les plus importantes du Milchbüechli? 2 ans. 9ème édition. Au moins 50-60 jeunes contributeur.trice.s. 300-400 adresses de livraison. Une augmentation de participation de 5000 % au Milchreise (un week-end avec et pour les « falchsexuelle » jeunes) : 60 jeunes inscrit.e.s. Pour quelle raison le Milchbüechli a-t-il été créé? Le Milchbüechli vient du sentiment que quelque chose manque. Mais par-dessus tout, de la volonté de s’engager. Ensemble, nous nous sommes posé les questions suivantes : quel lien nous unit et de quoi avons-nous besoin ? Ce livret est une belle occasion de visibiliser l’activisme de la jeunesse, de se prendre en main et d’offrir une pluralité de possibilités d’échanges et d’expressions. Qu’est-ce qui, à proprement parler, manquait? Par exemple, dans mes engagements pour des projets scolaires ou en tant que membres d’organisations telles que Pink Cross, il me manquait un espace, une plate-forme où développer mes questionnements et mes inté-

rêts. Bien sûr, il existe des locaux où les jeunes peuvent se rencontrer, mais le Milchbüechli permet de s’impliquer plus loin, de sentir que ses actions ont un effet sur les personnes et qu’on peut les réaliser ensemble. Ça c’est une vraiment une motivation. Quel est votre message? Nous n’appartenons pas à cette société hétéronormative, nous ne voulons pas y appartenir et nous sommes fier.ère.s de qui nous sommes et de ce que nous faisons. Le Milchbüechli s’adresse aux « Falschsexuelle » jeunes - N’as-tu pas peur, par cette déclaration qui repose sur un jugement de valeur, de renforcer l’image négative que certaines personnes peuvent avoir de ces jeunes ? Notre devise est: «Nous sommes fier.ère.s d’être si incorrect.e.s.» Nous devons être comme nous sommes. Bien que cela ne corresponde pas aux normes de genre et de sexualité de notre société. Avec « Falschsexuell » nous désignons notre différence, qui est considérée dans la société comme incorrecte, comme étant mal. Ce qui ne correspond pas à la norme est mal ; avec ce clin d’œil, nous essayons de nous réapproprier le stigmate afin de le rendre positif. Ne voulez-vous pas simplement vous faire remarquer ou s’agit-il de se démarquer de la société ? Oui, nous voulons attirer l’attention - pour que nous soyons entendu.e.s et pour susciter la réflexion. Mais je ne pense pas que notre dénomination « les «Falschsexuelle» jeunes » soit restrictive. Le Milchbüechli s’adresse à toute personne qui n’est pas conforme à la norme. Nous ne voulons pas déterminer qui en fait partie ou non. Nous essayons de questionner les catégories existantes (gay, bi, lesbienne, homme, femme, etc.) et de les déconstruire.


INTERVIEW Est-ce que l’on rit de vous? Non, et si c’est le cas, alors cela n’est pas venu jusqu’à mes oreilles. A qui faites-vous peur? Y a-t-il des personnes qui se sentent menacées par le Milchbüechli? Espérons (rires). Que veux-tu dire par là ? Je pense à des personnes ou des organisations qui défendent les normes traditionnelles en terme de genre et de sexualité et qui nous rejettent. Si notre travail peut avoir comme effet secondaire positif de surprendre, voir de faire peur à ces personnes – alors pourquoi pas. Certain.e.s membres de la communauté, souvent de l’ancienne génération, reprochent à la nouvelle génération de ne pas être assez militante, de ne plus se battre. Que penses-tu de cela? D’une manière générale, nous vivons dans une méritocratie poussée à l’extrême. Les jeunes sont très occupé.e.s avec l’école et la formation. La pression est telle qu’il ne reste plus de temps pour l’activisme. Ceci pourrait expliquer ce sentiment. D’autre part, je fais, avec le Milchbüechli, l’expérience qu’il y a de nombreux jeunes gens qui ont envie de s’investir. Ils.elles pouvent s’y identifier, faire partie d’un mouvement et ainsi savoir ce qu’ils. elles veulent défendre. Qu’est-ce que les jeunes font de mieux aujourd’hui qu’il y a 30 ans ? Eh bien, je ne sais pas exactement ce que les jeunes ont fait il y a 30 ans. Probablement que maintenant nous n’agissons pas mieux mais autrement, nous avons d’autres possibilités. Grâce à Internet, les subcultures peuvent plus facilement et plus rapidement entrer en contact. Je peux facilement entrer en contact avec des personnes partageant les mêmes intérêts que moi. Auparavant, les groupements de jeunes étaient peut-être les seuls endroits où les informations circulaient, les seuls lieux où l’ont pouvaient faire de nouveaux contacts ou des contacts différents. Aujourd’hui si je fais partie d’un groupe de jeunes, c’est parce qu’il a une spécificité, parce que je voudrais rencontrer d’autres « Falschsexuelle ». Si c’est mieux qu’avant, ce n’est pas à moi d’en juger. Le Milchbüechli ne publie aucune publicité ni aucune annonce, comment financez-vous le projet ?

La raison pour laquelle nous ne voulons pas de publicité, c’est que les publicités concourent très souvent à la diffusion des rôles ou des images très stéréotypés des genres. Etant donné que nous critiquons et que nous remettons en cause ces normes et ces stéréotypes, il n’est pas question que nous ayons recours à ces financements. Depuis ses débuts, les assurances sociales du Milchbüechli sont financées par l’Office fédéral des assurances sociales dans le cadre de la promotion de l’enfance et de la jeunesse. Grâce aux abonnements et aux donations, nous parvenons à couvrir la moitié des coûts d’impression et de distribution. En plus de cela, nous comptons sur les parrainages ainsi que les collectes de fonds. Le paradoxe est que l’obtention de fonds publics est dépendante de conditions telles que la durabilité des projets. Cependant, l’infrastructure nécessaire n’est pas financée. Des projets dont le développement est prévu sur le long terme a des coûts de structure qui doivent êtres couverts. Il en va de la survie du projet.

Ces clubs sont absolument nécessaires. Un club de sport a toujours un encrage très local. Le sport est un des nombreux éléments unificateurs. Il s’agit de communion, de cohésion, d’être ensemble. Malheureusement, l’homophobie fait partie de la construction identitaire de ses structures. Ainsi, il est nécessaire d’avoir des clubs ouverts aux personnes LGBT et qui se construisent avec leurs propres éléments unificateurs.

Das Interview wurde am 27. August 2014 von Sarah Glauser im Büro Pink Cross geführt. L’interview a été réalisé le 27 août 2014 par Sarah Glauser dans les locaux de Pink Cross.

Dans les faits, vous avez besoin du soutien au sein de la communauté, mais refusez les financements par les annonceurs - pourquoi? Les organisations qui nous soutiennent et les partenaires de distribution sont indiqués dans chaque numéro avec le logo et le nom. Des organisations telles que la Pink Cross ont un grand intérêt à ce que la communauté soit active et dynamique. Le Milchbüechli y contribue notoirement. Pour cela, nous avons besoin du soutien financier de la communauté. Qu’attends-tu de la politique, de la société et des organisations telles que Pink Cross ? Mon souhait pour la communauté, c’est que nous ne travaillons pas les un.e.s contre les autres, mais que nous soyons fort.e.s ensemble. Bien que les questions gays, lesbiennes ou trans soient parfois différentes, l’origine des problèmes respectifs est les normes de sexe et de sexualité, que nous rencontrons tous et toutes. Ce principal problème, nous devons le relever ensemble pour veiller à ce que les conséquences négatives et les exclusions puissent être abrogées. Comment juges-tu la situation des personnes LGBT dans le sport, faut-il des clubs LGBT ou cela est-il tout simplement contre productif pour lutter contre les discriminations des personnes LGBT dans le sport ?

Das Milchbüechli kann mensch abonnieren – und uns damit unterstützen. Tout le monde peut s’abonner au Milchbüechli – et ainsi nous soutenir. www.mibuli.ch verein@mibuli.ch

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PORTAIT

Ein Tausendsassa findet zu seinen Wurzeln zurück Seine Leidenschaft war die Mode, doch er wollte Diplomat werden und wurde Jurist. Nun hat Dominik Bachmann, früher Rechtsberater der Aids-Hilfe Schweiz, seine Berufung endgültig eingeholt: Er eröffnet im Oktober sein eigenes Herrenmodegeschäft in Zürich. Weil er der Meinung war, er besässe zu wenig Kleider, nähte er sie sich selber. Er, das ist Dominik Bachmann, damals 14 Jahre jung. Zuhause im langen Gang, an dessen Enden zwei Spiegel hingen, lief er dann über seinen privaten Laufsteg und präsentierte sich selber seine selbstgenähten Modestücke. Dieses Nähen, das lehrte er sich autodidaktisch und durch Fehler. Die erste Pullovernaht nähte er darum auch noch im Zickzack. Dass das falsch war, erklärte ihm die sich öffnende Naht auf ihre Art. In einem Privathaushalt fand dann bereits zu Gymerzeiten seine erste Modeschau statt. Und auch auf der Dorfbühne des Restaurant Rössli in seiner Heimatgemeinde wurden seine Kreationen gezeigt. Der heute 45-jährige war schon früh sehr umtriebig. Dominiks Ansprüche an seinen zukünftigen Beruf waren in Jugendjahren hoch: Sprache, Geschichte, Reisen und ein gewisser Status waren ihm wichtig. Als sieben Jahre später die Entscheidung anstand, wohin die Berufsreise gehen sollte, schnupperte er an Informationsveranstaltungen für die Diplomatenkarriere erstmals Arbeitsluft und entschied sich für den Jus-Studiengang. Während des Studiums fand er eine Freundin, die seine Leidenschaft des Schneiderns teilte. Die beiden förderten einander und spornten sich gegenseitig mit neuen Ideen an. Nähen und kreatives Schaffen begleiteten ihn so durch das eher fade Studium. Kurz vor Studienschluss lernte er Gabriel kennen und lieben. «Gabi meckerte schnell darüber, dass ich mit meiner Freundin stets fachsimpelte». So lud er ihn ein, mitzuge-

stalten und aus dem Duo wurde ein Trio, das gemeinsam Kollektionen entwarf, zu Modenschauen einlud oder an Wettbewerben teilnahm und damit immer mal wieder auch erfolgreich war, Fördergelder kassierte und auch Aufträge fand.

Handy-Täschchen, fokussierte sich mehr auf seine Arbeit als Lobbyist und Rechtsberater bei der Aids-Hilfe Schweiz, sein Engagement bei Network oder dem Positivrat Schweiz.

Doch die Leidenschaft zum Schneidern entsprang keinem wirtschaftlichen Gedanken. Und so musste die Kasse trotzdem mit klassischen Juristenjobs gefüllt werden. Oder wäre die Diplomatenkarriere doch der bessere Weg gewesen? Er zweifelt. So sind sie, die Menschen, die sich für vieles interessieren, sich nicht auf einen Weg festlegen mögen.

Vor einem Jahr zog es Gabi und Dominik weg. Die beiden reisten neun Monate rund um die Welt. Mit im Kopf war aber schon der Plan, ein Lokal für Herrenmode zu eröffnen. Durch Freunde wurden ihm Geschäftspartner vermittelt, die Businessidee stand, die Kontakte zu Lieferanten und Partnern geknüpft. Was noch fehlte, war die passende Geschäftsräumlichkeit. Es passt zu Dominik, dass er den Mietvertrag für das Zürcher Lokal an der Müllerstrasse aus Thailand organisiert und gleich im Ausland unterschreibt.

Nähen für Hochzeit und Theater In seinen Wohnungen, zuerst in Bern, später in Zürich, fand sich immer ein Zimmer als Atelier. Er stattete Theaterproduktionen mit Kleidern aus, schneiderte Hochzeitskleider, fertigte Jupes für Männer und wollte das erste grosse internationale Projekt vorantreiben. Und scheiterte daran. Die Sponsoren zögerten, lehnten die Gesuche ab. Daran zerbricht auch das eingespielte Designer-Trio. Die Luft ist raus. Das Trio wird wieder zum Duo - doch es ist Gabriel, der bei Dominik bleibt. Die Freundin reist zurück in die USA. Nie um neue Ideen verlegen, richten die beiden zusammen mit ihren lesbischen Mitbewohnerinnen im Gewölbekeller ihres Einfamilienhauses im Berner Länggassquartier das QC, ein Kulturlokal, ein und veranstalteten neben Parties und ‚Chill-out on Sundays‘, Konzerte, Vernissagen, Lesungen und andere Kunstaktionen. Als sich das Lesbenpaar trennte und das Haus verliessen, endete auch für Gabriel und Dominik die Zeit in Bern und sie zogen nach Zürich. Fortan konzentriert sich der geschäftige Berner auf das designen von Kissen und Vorhängen. «Kissen zu produzieren ging schneller und einfacher. Ausserdem gibt es keine schwierigen Anproben». In den letzten Jahren gestaltete er dann nur noch sein eigenes

Mietvertrag auf Weltreise unterschrieben

Ab Anfang Oktober begrüsst er Männer, die sich einen Herrenausstatter von A-Z wünschen. Massanzüge - keiner kostet über 1000 Franken - Taschen, Halstücher und Accessoires. Der Laden ist chic eingerichtet, lichtdurchflutet durch die grossen Fenster, die ausgewählte Ware schön. «Ich habe mich entschieden, nur das zu verkaufen, was mir selber auch gefällt». Wer Dominik kennt, weiss, dass er nur schöne und gute Ware vorfinden wird. Alles andere lässt der ehrgeizige Tausendsassa sowieso nicht zu. Und wie es zu einer solcher Lokalität gehört, finden sich auch Spiegel darin. Der Laufsteg, der schon vor 29 Jahren wichtig war, ist bereit. / Bastian Baumann

DER LADEN «Der Kenner» eröffnet voraussichtlich anfang Oktober an der Müllerstrasse 45 in Zürich. www.knnr.ch


Dominik Bachmann, 45 Jahre, im Aargau aufgewachsen, lebte 17 Jahre in Bern und heute mit seinem Freund Gabriel in Z端rich.


PORTRAIT

Un touche-à-tout de retour à ses premières amours Sa passion a toujours été la mode, mais il voulait devenir diplomate et est devenu juriste. La vocation de Dominik Bachmann, conseiller juridique auprès de l’Aide Suisse contre le Sida, l’a finalement rattrapé: au mois d’octobre, il ouvre sa propre boutique de vêtements pour hommes à Zurich. Comme il trouvait qu’il n’avait pas assez de vêtements, il s’en cousait lui-même. Lui, c’est Dominik Bachmann, alors âgé de 14 ans. Il jouait à présenter ses collections dans le long couloir de la maison, qui avait deux miroirs accrochés aux extrémités. La couture, il l’a apprise en autodidacte avec toutes les erreurs qui vont avec. Il a cousu son premier pullover avec le point zigzag, ce qu’il lui a appris que ce n’était pas la méthode adéquate. Son premier défilé a eu lieu chez un privé, quand il allait encore à l’école. Il a également présenté ses créations sur la scène villageoise du restaurant Rössli, dans son village natal. Aujourd’hui il a 45 ans, mais il a développé sa passion dès sa jeunesse. Les prétentions de carrière de Dominik, lorsqu’il était adolescent, étaient impressionnantes : les langues, l’histoire, les voyages, l’acquisition d’un certain statut, tout étaient important à ses yeux. Ce n’est que sept ans plus tard que la décision est tombée. Alors qu’il devait partir pour un déplacement professionnel, il a découvert un intérêt pour la carrière diplomatique lors d’une séance d’information. Il décide alors d’étudier le droit. Durant ses études, il rencontre une amie qui partage sa passion pour la couture. Ils s’inspirent et s’encouragent mutuellement, chacun amenant de nouvelles idées. La couture et la création ont ainsi accompagné ses années d’études plutôt moroses. Peu avant la fin de ses études, il fait la connaissance de Gabriel et tombe amoureux. « Gabi a rapidement ergoté sur le fait que je parlais continuellement de couture avec mon amie. » Alors, il lui propose d’intégrer le duo qui devient ainsi un trio. Ce trio qui a con-

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fectionné des collections, a organisé des défilés de mode, a pris part à des compétitions et, ainsi, a connu beaucoup de succès, s’est consolidé financièrement et a reçu de nombreuses commandes. Cependant, sa passion pour la couture n’est en aucun cas lié à une stratégie économique. Aurait-il été mieux de subvenir à ses besoins par un emploi classique de juriste ? Ou alors, est-ce qu’une carrière diplomatique aurait été un meilleur chemin à prendre ? Il hésite. Les personnes qui ont des intérêts éclectiques n’aiment pas s’engager sur une voie préétablie. Dans ses appartements, tout d’abord à Berne, puis à Zurich, il y a toujours eu une chambre qui faisait office d’atelier. Il confectionne alors des costumes pour des troupes de théâtre, des robes de mariée sur mesure, fabrique des jupes pour hommes et conçoit son premier grand projet international. Il échoue. Les sponsors sont réticents, et rejettent ses demandes. La collaboration avec ses deux collègues du trio de designers prennent fin aussi. L’enthousiasme s’était éteint. C’est en duo que l’aventure se poursuit – Gabriel reste aux cotés de Dominik. Leur amie rentre aux Etats-Unis. Jamais à court de nouvelles idées, les deux, avec leurs colocataires lesbiennes, aménagent la cave voutée de la maison familiale de Berne, dans le quartier de la Länggasse, pour en faire un local culturel dans lequel ils organisent des fêtes – comme la « Chill-out on Sundays » – , des concerts, des vernissages, des lectures et d’autres événements artistiques. Lorsque le couple d’amies se sépare et quitte la maison, la période bernoise de Gabriel et Dominik se termine et ils déménagent à Zurich. Dès ce moment-là, ils se concentrent sur la conception de coussins et de rideaux. « La production de coussins est plus rapide et moins compliquée. En outre, cela ne nécessite pas d’essayages compliqués. » Ces dernières

années, Dominik a encore conçu ses propres fourres pour portables, mais s’est d’avantage concentré sur son travail de lobbyiste et de conseiller juridique auprès de l’Aide Suisse contre le Sida, sur son engagement au sein de Network ou encore pour le Conseil Positif Suisse. Il y a un an, Gabi et Dominik sont partis. Ils ont voyagé durant neuf mois dans le monde entier, avec, dans la tête, le projet d’ouvrir une boutique de mode masculine. Grâce à des amis, ils s’associent comme partenaires d’affaires, font un plan d’affaires, contactent les fournisseurs et partenaires. Il ne leurs manquait qu’un local commercial adéquat. Dominik trouve alors, depuis la Thaïlande, un local à Zurich, à la Müllerstrasse. Il signe le bail. Depuis le début du mois d’octobre, il y accueille des hommes qui cherchent un magasin de prêt-à-porter masculin proposant toute la panoplie : costumes sur mesure – aucun ne coûte plus de 1000 francs – sacs, foulards et accessoires. Un mobilier chic habille la boutique, une lumière naturelle l’inonde à travers de larges fenêtres, les articles sélectionnés ont très belle allure. « J’ai décidé de vendre seulement ce qui me plaît ». Ceux qui connaissent Dominik savent qu’il a du goût et qu’il ne proposera que des articles ayant du style et qui plus est, de bonne qualité. Tout le reste ne l’intéresse pas. / Bastian Baumann

LA BOUTIQUE «Der Kenner» (« le connaisseur ») ouvrira ses portes en début octobre, Müller Strasse 45, à Zurich. www.knnr.ch


DIE LETZTE

IMPRESSUM PINK MAIL 4 / 2014 | 18. Jahrgang Herausgeber/Editeur PINK CROSS, PF 1100, 3000 Bern 23 Redaktion/Rédaction Bastian Baumann (BB), Sarah Glauser (SG), Sandor Marazza (SM), Rolf Trechsel (RT) Übersetzung/Traduction Sandor Marazza (SM), Daniel Blaser (DB), Sarah Glauser (SG) Layout/Maquette Bastian Baumann Auflage/Tirage 2000 Ex. Druck/Impression CIE Centre d’impression SA, Lausanne Anzeigenverkauf/Vente des annonces office@pinkcross.ch Anzeigenschluss/Transmission Ausgabe 5 / 2014: 19. November 2014 Titelbild gschpænli / photocase.de

SiegesKolumne Ein PinkCrossler in Berlin Schöneberg gilt als DAS Schwulenviertel Berlins. Eigentlich brach aber nach der Wende das «Berlin andersrum» schnell aus seinem Urgebiet aus, um neue Territorien zu erobern. Heute hat Schöneberg für Schwule vor allem einen nostalgisch-historischen Wert. Klar gibt es dort immer noch viele unumgängliche Läden und Lokale, die Klientel gehört aber vorwiegend dem Klan der 80er-Kerle an. So migrierte beispielsweise 1995 der wohlbekannte Club SchwuZ nach Kreuzberg und 2013 weiter nach Neukölln, dem neuen Berliner Hipster-Viertel. Zu den beliebtesten Schwulenlokalen Berlins gehören mittlerweile Locations in Prenzlauer Berg, Kreuzberg (besonders beim Mehringdamm und im Bezirksteil SO36) und Neu-

kölln. Eine Wallfahrt nach Schöneberg bleibt für Berlin-Besucher (für Fetisch- und Bear-Fans sowieso) aber weiterhin unabdingbar.

Ausgangspunkt für die Schöneberg-Tour: Vom Nollendorfplatz (U 1, 2, 3, 4) zu Fuß in die Motzstrasse (Heile Welt, Reizbar, Scheune), Fuggerstrasse (Woof, Prinzknecht, Connection), Hohenstaufenstrasse (CDL) und Maaßenstrasse (Café Berio). Events: Lesbisch-Schwules Straßenfest und CSD (Juni) und das durchgeknallte Folsom (September). Bekannteste Shops: Bruno’s (Bülowstrasse), Butcherei Lindinger und Mister B (beide Motzstrasse).

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